Mann am Steuer

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Heute im Fitnessstudio – da muss man ja manchmal hingehen, um was von der Welt mitzubekommen – lief der neue Werbespot von Skoda. Ich hatte keinen Ton, und die tollen Autos mit den glücklichen Familien drin wären wahrscheinlich einfach so an mir vorbei gerauscht, wenn nicht der Claim am Ende als Text gekommen wäre: „Jede Familie ist anders“.

Das war nämlich recht skurril, denn faktisch waren alle dargestellten Familien lächerlich gleich. Ein Mann, eine Frau, zwei Kinder, jung, weiß, mittelständisch wohlhabend, wirklich krampfhaft absurdes Klischee. In allen Autos kackte dann das kleinste Kind in die Hose, die Männer hielten sich angeekelt die Nase zu, und die Frauen hatten natürlich vergessen, die Windeln mitzunehmen.

Ich will mich gar darüber aufregen, dass hier wieder mal das große Mann-Frau-Paar inszeniert wird (das hab ich gestern schon gemacht), und auch nicht darüber, wie selbstverständlich die Frauen für die Beseitigung der Scheiße zuständig sind.

Worüber ich die folgende halbe Stunde Crosstrainer nachdachte, war vielmehr die Tatsache, dass in allen Autos der Mann am Steuer saß und die Frau daneben. Die Langlebigkeit dieser Aufteilung auch nach mehreren Jahrzehnten Gleichstellungs- und Emanzipationsbemühen ist mir schon lange ein Rätsel (ich fahre nämlich gerne Auto, sehr zur Freude gewisser Beifahrer übrigens). Gibt es irgendwo eine Studie, die erforscht hat, in wie vielen gemischtgeschlechtlich besetzten Automobilen die Männer hinter dem Lenkrad sitzen und die Frauen daneben? Ich tippe auf so 90 Prozent.

Mein Rant hier richtet sich nicht gegen Skoda oder andere Autofirmen, die in ihrer Werbung ja nur klischeehaft zuspitzen, was tatsächlich Realität ist. Ich richte mich an die Frauen, die ihren Männern standardisierterweise das Lenkrad überlassen. Hey, Frauen: Hört damit auf! Das kann so nicht weitergehen! Ihr richtet damit die Welt zugrunde!

Das meine ich nur halb spaßig. Denn das ist tatsächlich ein grundlegendes Dilemma unserer post-gleichgestellten Gesellschaften: Dass die große Mehrheit von Frauen in eine ungebrochene Selbstinszenierung des männlichen Imaginären einwilligt. Das Autolenkrad ist dafür nur ein Beispiel. (Ein anderes ist, dass die meisten Frauen nach der Heirat den Namen des Mannes annehmen, oder doch spätestens für die gemeinsamen Kinder).

Was genau ist mein Problem? Mein Problem ist, dass die Sitzverteilung im Auto und die Namensverteilung in der Familie nicht einfach privates Arrangement sind, sondern Ausdruck einer symbolischen Ordnung:

In dieser Ordnung konstituiert sich Männlichkeit wesentlich über den Zugang zu Macht und Kontrolle. Historisch ist das eindeutig – einflussreiche Positionen sind von ihrem Ursprung her als männliche Positionen konstituiert, Frauen waren davon explizit ausgeschlossen und werden bis heute nur notgedrungen „zugelassen“, vorausgesetzt, sie akzeptieren die Spielregeln. Diese symbolische „Männlichkeit“ von öffentlichen, einflussreichen Positionen erschwert nicht nur den Zugang von Frauen dazu, sondern – und das ist der wichtigere Punkt – sie verunmöglicht es auch, dass öffentlicher Einfluss sachgemäß und zum Wohle aller ausgeübt wird.

Am Beispiel „Mann am Steuer“ lässt sich das gut nachvollziehen: Männer machen viel mehr schwere Unfälle. Denn sie fahren nicht einfach Auto, um von hier nach dort zu kommen, wie es vernünftige Menschen tun würden, sondern sie fahren auch Auto, um zu zeigen, wer den längeren, größeren, schnelleren hat. Natürlich nicht alle Männer. Aber eben doch viele – immer noch. Immer dann, wenn Männer politischen (oder wirtschaftlichen) Einfluss mit einer Bestätigung ihrer Männlichkeit verknüpfen, wird es gefährlich. Denn es werden falsche Entscheidungen getroffen und falsche Weichen gestellt.

Mich interessiert aber nicht, was die Männer machen, sondern was die Frauen machen: Sie lassen das zu. Natürlich haben sie dafür gute Argumente. Wenn er doch unbedingt fahren will, soll er doch. Wieso soll ich mich auf langwierige Diskussionen einlassen, es ist doch ganz bequem auf dem Beifahrersitz. Es genügt mir, zu wissen: Wenn ich fahren wollte, dann könnte ich.

Alles richtig. Es hat sich ja auch schon einiges verbessert. Wenn der Mann betrunken ist, lässt er heute die Frau nach Hause fahren. Oder wenn die Strecke so weit ist, dass man es beim besten Willen nicht alleine schaffen kann. Oder wenn die Frau unbedingt fahren will und das deutlich sagt – normalerweise tut er ihr dann den Gefallen. Wir sind ja schließlich nicht in Saudi-Arabien, wo Frauen das Autofahren verboten ist. Das meine ich gar nicht sarkastisch, es ist wirklich eine Verbesserung, wenn man sich vor Augen führt, dass es vor ein paar Jahrzehnten eben noch anders war.

Außerdem sind die Zeiten vorbei, als die Frauenbewegung aus der Frage, wer am Steuer sitzt, eine Prinzipienfrage gemacht hat. Auf dem Fahrersitz zu bestehen, nur um des Prinzips willen, wirkt verknöchert und emanzenhaft, wer will das schon?

Kaum eine, und zu Recht. Es kann ja in der Tat nicht darum gehen, in den Wettkampf mit den Männern um den längsten, stärksten und schnellsten einzusteigen. Ich verstehe sehr gut, wenn Frauen darauf keine Lust haben – weder im Auto, noch auf der Karriereleiter. Ich habe darauf auch keine Lust.

Aber es ist eben auch keine Alternative, sich mit der theoretischen Möglichkeit, ans Steuer kommen zu können, wenn man denn nur wollte, zufrieden zu geben. Denn auf diese Weise wird die Verknüpfung von einflussreicher Position und Männlichkeit immer weiter wiederholt und befestigt. Und das schadet nicht den Frauen, es schadet der Welt!

Die italienische Philosophin Annarosa Buttarelli schreibt in einem Text, den ich gerade übersetze, dass wir heute eine zweite Revolution der Frauen brauchen. Sie fordert die Frauen zu einer „Übernahme von Verantwortung gegenüber unserer Differenz und gegenüber der Welt, die wir lieben“ auf.

Mit dieser Differenz ist nicht eine angeblich natürliche Überlegenheit oder Andersheit der Frauen gemeint, sondern eben jene Position, in der wir uns historisch befinden, die Männer aber nicht: Wir sind diejenigen, deren Geschlecht frei ist von imaginären Überladungen, die die Machtinstitutionen unserer Gesellschaft enthalten. Und deshalb haben wir ungleich bessere Möglichkeiten, diese Institutionen und Ordnungen zu verändern, was angesichts des Zustandes der Welt dringend nötig ist.

Am banalen Beispiel Auto: Weiblichkeit ist nicht symbolisch mit Autofahren verknüpft, wir bekräftigen damit nicht unsere Identität, daher können wir uns darauf beschränken, einfach nur gut Auto zu fahren. Oder auch nicht, weil der Zug eh ökologischer und bequemer ist. Wir laufen nicht Gefahr, uns kastriert vorzukommen, wenn man uns das Auto wegnimmt, oder wenn das Auto, in dem wir grade sitzen, eine lahme Krücke ist.

Natürlich gibt es auch Männer, die sich inzwischen von dieser imaginären Aufladung befreit haben, das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass diese imaginäre Aufladung trotz dieser dissidenten Männer immer noch besteht und die symbolische Ordnung prägt. Sodass Männer, die sich nicht bewusst davon befreien und andere Verknüpfungen eingehen, einfach zu leicht in die Versuchung geraten, sich wie Macker zu verhalten. Zu glauben, sie seien nur ganze Kerle, wenn sie am Steuer sitzen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Klar, wir – die Frauen und die bewusst reflektierenden Männer – wissen, dass das Quatsch ist, lächerlich, eine symbolische Unordnung. Aber diese Unordnung ist eben dennoch real. Und sie wird immer und immer wieder festgezurrt, zum Beispiel jedes Mal, wenn eine Frau es zulässt, dass der Mann sich wie selbstverständlich ans Steuer setzt, weil er, ohne darüber auch nur nachzudenken, der Überzeugung ist, das sei der natürliche angestammte Platz für Wesen seines Geschlechtes.

Deshalb, liebe Frauen: Schaut da nicht länger einfach nur zu. Willigt nicht laufend in diese Selbstinszenierung von symbolischer Männlichkeit ein.

Und wenn es nur ist, damit uns in Zukunft solche Werbespots erspart bleiben.

Update: Am Samstag vor Pfingsten haben wir auf der Autobahn (zwischen Camberg und Montabaur auf der A3) mal gezählt: Unter den Autos, wo vorne ein Mann und eine Frau saßen, war 48 Mal der Mann, 5 Mal die Frau am Steuer.


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Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

71 Gedanken zu “Mann am Steuer

  1. Zweite Revolution der Frauen? Womöglich sind viele Frauen heute so sehr in den Überlebenskampf verwickelt, dass der Geschlechterkampf nicht obendrauf noch ausgetragen werden kann. Und die Männer sind auch müde. Bei uns z.B. geht der Trend mittlerweisle zum Streit um den Beifahrersitz.

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  2. Anke S. – Der Überlebenskampf ist vermutlich eine Folge davon, dass die zweite Revolution bisher ausgeblieben ist. Politik ist kein Luxus, den man sich nur erlauben kann, wenn man grade nichts besseres zu tun hat 🙂 – ansonsten: Der Streit um den Beifahrersitz ist ja auch der weitaus vernünftigere. Das beweist ja nur, dass es überall dort, wo er nicht stattfindet, um eine symbolische Sache geht.

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  3. „Klar, wir – die Frauen und die bewusst reflektierenden Männer – wissen, dass das Quatsch ist, lächerlich, eine symbolische Unordnung.“
    Interessant das du da alle Frauen in ein Topf wirfst, aber bei den Männern differenzierst.
    Es gibt sicherlich auch Frauen mit solchen Vorstellungen.

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  4. Also bei uns es ist so: wenn wir mit seinem Auto fahren, fährt er (hin sicher, zurück abhängig vom Bierchen). Wenn mit meinem Auto fahren, fahre ich… Und wenn wir irgendwann auseinander gehen sollten (hoffentlich nicht), dann kann er die Küche behalten, ich behalte das Auto (un meine Nachname)!

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  5. Das Statement „Der Überlebenskampf ist vermutlich eine Folge davon, dass die zweite Revolution bisher ausgeblieben ist“ verstehe ich nicht. Nach meiner Beobachtung ist beruflicher und sozialer Abstieg geschlechtübergreifend zu beklagen.

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  6. @Emanuel – Ich glaube wirklich nicht, dass es Frauen gibt, die glauben, Männer „seien nur ganze Kerle, wenn sie am Steuer sitzen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.“ Soweit ich es beurteilen kann, besteht an diesem Punkt kein großer Dissens unter Frauen. Viele Frauen finden es sogar „sexy“, wenn Männer Schwäche zeigen. Was es allerdings schon gibt, das sind Frauen, die von Männern erwarten, dass sie sich nach außen hin konform mit diesen Erwartungshaltungen der symbolischen Ordnung benehmen, also den Macker raushängen oder den „starken Mann“ spielen. Das ist natürlich auch nicht besser, ich finde es eher sogar schlimmer. Aber es ist ein Unterschied. Verstehst du, was ich meine?

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  7. Ich würde auch sagen, dass der „Streit um den Bei/FahrerInnensitz“ ein symbolischer ist. Und wie die meisten symbolischen Sachverhalte, die Geschechterverhältnisse betreffen ein verwirrenderweise emotional aufgeladener.

    Abgesehen davon, dass wir kein Auto haben (wer in Wien eins hat, muss entweder pendeln oder ist selbst schuld imho), fahre ich lieber als die andere Hälfte vom „wir“. Ihn muss ich auf längeren Strecken immer etwas dazu nötigen, sich mal mit mir abzuwechseln. 😉
    Manchmal frag ich mich, ob ich es nicht zu einfach habe mit diesem recht unklischeebehafteten Mann an meiner Seite. Aber dann fällt mir die symbolische Eben ein, die netterweise mit persönlichen Präferenzen überein stimmt.

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  8. @Anke S. – Natürlich ist das geschlechterübergreifend zu beklagen! Es würde bei dieser „Revolution“ ja auch nicht darum gehen, allein die Situation der Frauen zu verbessern, sondern die aller, auch der Männer (war von der Absicht her bei der „ersten“ Revolution der Frauen größtenteils aber auch schon so). Worum es geht ist, diese Differenz der Frauen gegenüber den symbolisch „männlich“ strukturierten Institutionen (die uns so auslaugen) als Hebel zu nutzen.

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  9. @ Antje: Ja, das unterschreibe ich!! …. Vielleicht ist das „Mann am Steuer“-Ding einfach kein gutes Beispiel. Denn dieses „starke Bild“ bewahren als Letzte vielleicht nur noch Werbeleute…?!

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  10. @Anke S. – Ja, da bräuchten wir jetzt Zahlen, die wir nicht haben. Vielleicht werde ich demnächst mal stichprobenartig Autos durchzählen 🙂 Aber das wäre natürlich auch eine interessante These: In der Wirklichkeit sitzen überall schon Frauen am Steuer, nur in der symbolischen Repräsentation der Wirklichkeit (Werbung) wird immer noch der Mann am Steuer inszeniert. Übrigens eben beim Foto suchen auch: Bei praktisch allen Fotos, die ich fand und die Paare im Auto zeigten, saß der Mann am Lenkrad. Dann stellt sich natürlich die Frage: Warum?

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  11. Vielleicht mögen es ja manche Frauen, wenn Männer Schwäche zeigen. Aber von mir hat noch keine geschwärmt, weil ich kein Auto habe. 😉

    Meine Frau hat übrigens einen Skoda. Und manchmal – z.B. wenn sie auf einer Feier ein wenig Alkohol getrunken hat – muss auch ich fahren.

    Und es kommt von Zeit zu Zeit vor, dass sie mir ihr Auto leiht. Ab und zu ist das ganz praktisch. Doch normalerweise benutze ich gerne den ÖPNV, weil ich beim Autofahren so schlecht lesen kann…

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  12. Eine wirklich sehr, sehr interessante Frage – in diesem Fall und im Allgemeinen. In wie weit inszenieren Medien eine Ordnung, die es so gar nicht mehr gibt.

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  13. Also ich fahre meistens auch selbst. Warum, weil es total langweilig für mich ist, nebendran zu sitzen. Ich glaube meine Partnerin geniest es aber nebendran zu sitzen.
    Aber Kompliment, habe den Werbespot schon mehrfach gesehen, auf so einen Gedanken bin ich noch nicht gekommen! Ob das jetzt aber so negativ für die Frauenwelt ist, glaube ich nicht.
    Vielmehr sind Großteil unserer Bevölkerung Herdentiere und Rennen immer dem Leitwolf(in) hinterher. Was heißen soll, was schon immer so war soll auch so bleiben!

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  14. Bei uns wollte er immer fahren und ich sollte nicht, weil mich das überfordert. Das tat es aber nicht, auch darum haben wir uns getrennt. Jetzt hat jeder ein eigenes Auto, aber er keine Fahrerlaubnis mehr. Manchmal ruft er an und wir holen ihn dann ab. Er schimpft dann wie ein Rohrspatz, weil er doch besser fahren kann als ich – meint er jedenfalls. Bis zu dem Tag als meine Kleine vom Rücksitz fragte: „Papa, wärste nicht besoffen gefahren, müßteste nicht dauernd meckern, wenn Mama dich netterweise abholt.“ Seitdem ist Ruhe. Auf mich hört der nie, aber wenn so´ n Dreikäsehoch ihm die Absonderlichkeit seines Handelns vor Augen hält, reagiert er dann doch.

    Ich habe und hätte mir den Mund fusselig gesabbert, ohne eine Einsicht.

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  15. Kann es auch etwas damit zu tun haben, dass Männer häufig(er?) Autos in die Beziehung miteinbringen als Frauen? So bei uns, ich brauche keine Auto und will auch keins (und nachdem das alte nicht ewig hielt haben wir mittlerweile auch keins mehr.)

    Cuius auto, eius auriga – Es fährt der, dem das Auto gehört? Der Rest schleift sich ein.

    Dann, ebenfalls vom Besitz abgeleitet, die Fahrpraxis, die wieder weiter einschleift. Ich bin schon so lange nicht mehr selbst Auto gefahren, ich wäre wirklich nicht grad happy, wenn ich jetzt drei Stunden auf der Autobahn fahren müsste. Tja.

    Mit dem Windelnwechseln etc. m.E. das gleiche Praxisargument, das wird auch, wenn man nicht aufpasst, schnell ein „Mach du, du kannst das besser“ draus. Zur Ehrenrettung dieses Mannes: Meine Ermahnungen „Nein, mach jetzt du, damit du es nicht verlernst“ wurden immer erhöht. Zu meiner Schande: Um seine Ermahnungen „Wir fahren jetzt an den Stadtrand und du fährst, damit du es nicht verlernst.“ wurden von mir ignoriert.

    Evil!

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  16. „Wir sind diejenigen, deren Geschlecht frei ist von imaginären Überladungen, die die Machtinstitutionen unserer Gesellschaft enthalten.“

    ja feministische handlung ist immer frei von jeder ironie, denn ironie untergräbt sinnstiftung. die äußerung von subjektivität wird so zum ewig seienden gedacht. was eigentlich nur historische reflexion sein kann, denn als solche muss jede gedacht sein, wird zum maßstab für jeden mann. jede handlung ist suspekt. jede äußerung ist tendenziös. jedes denken des mannes ist gewalt oder belanglosigkeit.

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  17. Mein Auto ist meine Burg.
    Da setzt sich keiner außer mir ans Steuer.
    Also das wär ja mal was! Ich und auf dem Beifahrersitz!
    Nein nein, soviel Kontrollzwang muss sein, dass ich nur mit Fahrzeugen verreise die sich bewegen, weil ICH den Fuß auf dem Gaspedal habe.
    Außerdem fahre ich, weil ich absolut keinen Nerv habe, um mich unterwegs um Dinge zu kümmern wie „Mama ich hab Durst“ oder „wann sind wir da“. Oder Kekse. Oder überhaupt die Bedürfnisse meiner Mitreisenden.
    Wenn die Familie also möchte dass ich mitgehe, muss sie damit leben, dass ich sie anführe. Und nirgends zum Pinkeln anhalte, um mir den Schnitt (durchschnittliche Reisegeschwindigkeit) nicht kaputt zu machen.
    (Due Realität sieht so aus, dass der Mann mit den Kindern verreist, und ich mir überlege, ob und wann ich mit dem Zweitwagen dazukomme.)

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  18. @Jana Herwig Interessant, und vielleicht eine Erklärung für vieles: Man macht etwas nicht, weil der andere es ohnehin besser kann und man unsicher ist (gerade wenn der andere dabei ist, oder auch die andere) und dadurch wird man immer schlechter. Ich kenne das von einer Urlaubsreisen mit Freundinnen, die viel besser Französisch sprachen als ich und dadurch das Reden übernahmen, oder die mehr Erfahrung zumindest in dieser Weltecke hatten und deswegen die Organisation übernahmen. Jetzt reise ich allein, und muss alles selbst auf die Reihe kriegen so gut ich eben kann. Aber nur dadurch lerne ich.

    Meine Erfahrung mit Mann und Auto: Meine vorletzte Beziehung war mit einem Mann ohne Führerschein, so etwas gibt es auch, und zwar nicht dass er ihn verloren hätte, sondern er hat ihn nie gehabt. Er war aber ein hervorragender Beifahrer. Jetzt habe ich wieder einen Mann ohne Führerschein kennengelernt.

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  19. Also ich fahre weitestgehend selbst (und zu 90% allein im Auto). Das hat für mehrere Gründe.
    Als erstes gehört das Auto mir selbst was für mich bedeutet, dass ich meist nicht genau weiß was eigentlich versicherungstechnisch passiert, wenn ein Unfall passiert und ich nicht am Steuer gesessen habe. Ich kann einfach nicht überschauen wann der Schaden von der Versicherung „reguliert“ wird und wann nicht. Deswegen bin ich da eher vorsichtig.
    Es gibt immer mal wieder Situationen wo ich das Auto verleihe, da ist es mir dann aber auch egal welchen Geschlechtes die Person zugeordnet wird, die es dann fährt. Da muss ein gewisses Vertrauen zu der Person da sein, die das Auto leiht, aber ansonsten habe ich wenig Sorge, weil ich auch nicht mit im Auto sitze…

    Wenn ich mit im Auto sitze ist es etwas anderes (und um diese Situation geht es ja). Ich kann da ein Verhalten an mir beobachten, welches ich auch bei meiner Mutter beobachten kann. Und zwar habe ich dann (unabhängig davon wer da am Steuer sitzt) mal leichte, mal stärkere Angst. Gern wird da das Beispiel des Mitbremsens genommen. Ich glaube, dass es dabei um Kontrolle (über das Auto) geht. Es ist dann auf dem BeifahrerInnensitz die Situation, dass ich keine Kontrolle mehr über das Auto habe und abhängig von Fahrskills der Fahrerin / des Fahrers (und Angst ist wiederum bei mir auch personenunbhängig da) bin. Eine für mich unbehagliche Situation. Ich würde also sagen, dass sich mit der Position am Steuer eine Position der Handlungsmacht (der Autonomie) verbindet, auch nicht nur auf einer symbolischen Ebene. Deswegen würde ich zustimmen, dass mit der Position am Steuer symbolisch (wie praktisch) ein Hierarchie einher geht. Einmal die autonome, einmal die abhängige Position (und ich muss dabei auch direkt an Simone de Beauvoir denken).
    – Auch wenn ich finde, dass beide Positionen ihre jeweiligen Ambivalenzen haben –

    Die Frage wäre für mich an der Stelle, wie es eben gehen kann das eine Person auf Autonomie und die anderen Person(en) auf Abhängigkeit festgelegt werden, sie es also immer wieder machen müssen. Wie es also gehen kann, dass Männer nicht immer fahren müssen und Frauen nicht immer gefahren werden. Ich glaube, dass das nicht anders geht als ein ausgeglichenes Verhältnis zu schaffen. Was eben auch bedeutet, dass Fahrpraxis und damit Selbstsicherheit am Steuer erhalten bleibt und auch Loslassen von der Kontrolle entspannt erträglich wird.

    Hoffe mal es hilft in der Diskussion weiter 🙂

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  20. Ja, jetzt will ich aber doch wieder auf den Kern zurückkommen… Der Kern ist doch, dass Frauen Verantwortung für die Welt übernehmen und sich nicht aus Bequemlichkeit zurückziehen, oder weil es einfacher ist, sich nicht zu streiten. Verantwortung für die Welt übernehmen, nicht aus Geltungssucht, sondern, nun ja, warum eigentlich genau?

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  21. Sind das echt soviele Paare, bei denen der Mann fährt? Bei meinen Großeltern war das noch so (eine Großmutter hatte nicht mal den Führerschein), aber bei meinen Eltern fährt immer meine Mutter. Wobei, eine Freundin hätte fast ihren Führerschein nicht gemacht, weil sie meinte „ihr Freund hätte ja schließlich einen und könnte dann fahren“…

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  22. @susanna14 – Ja, genau. Und warum? Na, weil man sich um die Welt kümmern muss, damit alle Menschen ein gutes Leben haben können? Weil wir die Verantwortung einfach haben? Und weil es deshalb wichtig ist, was wir tun?

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  23. Unlängst habe ich einer Bekannten beim Umzug geholfen. Meine wichtigste Rolle war dabei, den gemieteten großen Transporter zu fahren. Das habe ich lange geübt, meine Eltern haben einen Transporter als einziges Auto, mit dem meistens meine Mutter zum Einkaufen fährt. Das macht sie schon so, seit es mich gibt. (OK, der Transporter wurde ab und zu durch einen neuen ausgetauscht.) Um so überraschter war ich dann über die Begründung, warum mir diese Rolle beim Umzug zuteil wurde. „Ich kann das Ding nicht fahren, weil ich eine Frau bin.“

    „Ich kann das Ding nicht fahren, weil ich das noch nie gemacht habe“ hätte ich sofort ohne Verwunderung angenommen. Aber weil sie eine Frau ist? Verstehe ich nicht. Später am Tag, nach zwei Fuhren mit dem großen Transporter und dem Schleppen vieler schwerer Kisten (die Damen trugen die leichten, weil sie Frauen sind) wurde ich dann als echter Mann wahrgenommen.

    Mit dieser Art von Männlichkeit kann ich nicht so recht umgehen. Doch so langsam wird mir klar, dass es genau diese Art von Männlichkeit ist, auf die viele Frauen abfahren. Einen heißen Reifen fahren und die Muckis spielen lassen. Danke emanzipierte Erziehung, jetzt weiß ich, warum ich Single bin.

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  24. Das Klischee ist so dumm, dass ich gar nicht so richtig glauben kann, dass es das noch gibt – zumindest im Alltag. Es hat sich zwar herauskristallisiert, dass ich zumeist in meinem und sie in ihrem Auto die Fahrerin war – aber während meiner Ehe fuhr meistens meine Exfrau, die übrigens auch viel besser einparken konnte, als ich – und da ich nun seit Jahren gänzlich autofrei lebe, bin ich seither notgedrungen Beifahrer der einen oder anderen Dame gewesen. Einen Zacken habe ich mir dabei nicht aus der Krone gebrochen.

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  25. Weil wir die Verantwortung einfach haben? Und weil es deshalb wichtig ist, was wir tun?

    Da stimme ich dir zu. (Vielleicht ist es wirklich wie bei dem Zitat aus den Brüdern Löwenherz…)

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  26. Ein in meinen Augen nahezu absurder Kommentar – absurd deswegen, weil ich die Realität als diametral entgegengesetzt zu der im Kommentar dargestellten wahrnehme.

    Warum? Weil diese skizzierte „symbolische Männlichkeit“, die ja dem Wohle aller entgegensteht, vor allem dem Wohl von Männern entgegensteht, während der Rest der Welt, insbesondere Frauen, munter von ihr profitiert.

    Frauen lassen die Zelebrierung von „symbolischer Männlichkeit“ zu ? Ich würde eher umgekehrt sagen, Frauen tun alles, um zumindest den Schein symbolischer Männlichkeit aufrecht zu erhalten – und keineswegs aus Faulheit oder Bequemlichkeit, sondern aus schlicht opportunistischen Gründen.

    Wo etwa im politischen Diskurs wird „männliche Schwäche“ anerkannt, was hier so neckisch als liebenswerte Eigenschaft hingestellt wird, und Männern unterstützend unter die Arme gegriffen? Gerade Feministinnen sind doch nun wirklich diejenigen, die in jedem Geschlechterverhältnis Frau als Opfer, Mann als Täter konstruieren und Probleme von Männern ( Gesundheit, Schulisch, im Job, bei Scheidung, häuslicher Gewalt etc. pp.) als deren Privatprobleme definieren wollen, die keiner öffentlichen Aufmerksamkeit wert sind, während die staatlichen Unterstützungseinrichtungen für Frauen mittlerweile in die zigtausende gehen.

    Die zweite Sache, die mir nahezu spanisch vorkommt – haben wir wirklich ein Unterschichtenproblem in unseren Topetagen? Trifft ein Ackermann, ein Wulff oder sonstwer falsche Entscheidungen, wenn er seine Männlichkeit bedroht sieht?

    Mit scheint das eher ein Märchen zu sein – eine relativ ungerechtfertigte Fortschreibung der Erfahrungen, die man manchmal mit jugendlichen Männern mit wenig Einfluss macht, hin zu solchen, die auf einer ganz anderen Alter- und Erfahrungsstufe stehen.

    Als Beispiel: Es ist z.B. nicht so, dass Männer mehr Verkehrsunfälle als Frauen verursachen – wenn man das „mehr oder weniger“ mal korrekt definiert, nämlich bezogen auf die tatsächlich absolvierten Kilometer. Sondern weniger – was auch kein Wunder ist, denn da Männer mehr fahren, sind sie auch einfach geübter.

    Es gibt eine Ausnahme – jungendliche Männer fahren riskanter und unvernünftiger; der Grund ist einfach ihr sehr hoher Testosteronspiegel, der sich aber im Laufe des Alters gibt. Andererseits sind aber auch die meisten hervorragenden Leistungen in unserer Kultur von jungen Männern, die eben genügend Antrieb, Energie und Unvernunft für solche Leistungen haben, durchgeführt worden. Mit entsprechend vielen Abstürzen natürlich auch.

    Insofern finde ich auch, muss man männliches Risikoverhalten mal im Kontext sehen – es hat nicht nur schlechtes.

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  27. Also, ich sehe hier sehr viele Frauen am Steuer. …die nämlich einkaufen fahren. Eikaufenfahren ist nämlich Frauensache.

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  28. Jetzt bin ich mir nicht so ganz klar, habe Deinen Artikel aber auch vor meinem ersten Kaffee gelesen, ob wenigstens aus Symbolcharakter meine Ehefrau öfters mal fahren soll. Denn bei uns, klassische Insassen Konstellation von Papa-Mama-Kind-Kind-Hund, fahre ich, der Mann, in den meisten Fällen. Das liegt einfach daran, das meine Frau noch weniger gerne Auto fährt als ich, wohl auch, weil ich wegen meinem Job (Hausmann und selbstverständlich damals auch mit Wickelauftrag) auch sonst den ganzen Tag rum gurke und sie sich vom Autosteuern eher etwas entfremdet hat. Das ist aber eher geraten.

    Ich kann aber, wenn es der Sache dient, ja einen Aufkleber hinten drauf pappen: „hier fährt der Ehemann, der hat aber den Namen seiner Frau angenommen“ – so als Ausgleich vielleicht. 😉

    Keine Bange, ich sehe Deinen Punkt, aber denke auch: jede Familie ist eben doch zuweilen anders, auch wenn der Mann (zum Fremdschämen der restlichen Familie nicht selten sogar mit Hut) am Steuer sitzt, die Ehefrau daneben und der Hund hinten aus dem Fenster schaut, vor den zwei Blagen auf der Rückbank.

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  29. … diese Werbung finde ich auch nahezu peinlich. Die angebliche Verschiedenheit der Familien findet ihren Ausdruck in verschieden aussehenden Wickeltaschen…

    Aber … der Mann sitzt in all den Werbespots am Steuer… weil er es ist, der das Auto kauft!
    Dafür ist die Werbung da (auch mit modernem Kleinfamilieflair)… den finanziell potenten Mann zum Kauf dieses Autos zu animieren und da macht es sich nun mal gut in der Optik, wenn er der Pilot in dem Hightechgerät ist… Werbung ist zum Verkaufen da und solange nicht Frauen die großen Familienkutschen fahren und als kundige Käuferinnen auftreten, werden wir wohl mit solchen Filmchen: Mann lenkt, Frau wickelt… noch eine Weile leben müssen.

    Der Alltag in den Familien läuft ja vielfach schon ganz anders, die Frauen managen das Familienleben, treffen bedeutsame Entscheidungen, haben das Leben auch mit all seiner Technik im Griff, aber welche Frau bringt es übers Herz ihrem Mann den Spaß des neuen Autokaufs zu verwehren und so verschiebt sich der Eindruck und alle Welt glaubt der Mann hat in der Kleinfamilie das Steuer immer noch fest im Griff…

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  30. @Irene – ich habe kein Auto, weil man das mitten in Frankfurt tatsächlich nicht braucht, aber hin und wieder will man die Stadt ja auch verlassen und etwa in gänzlich unerreichbare Stadtteile von Mainz oder in den Wald zum Wandern. dann nehme ich Car-Sharing-Autos.

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  31. Danke für den Artikel. Ich für meinen Teil halte Frauen im Straßenbild am Steuer für so selbstverständlich, dass mir dieser antiquierte Werbespot auch ganz klar als „Frau-kauf-besser-mal-keinen-Škoda!“-Antispot aufgefallen ist. Ich halte Männern übrigens auch sehr gerne die Beifahrertür auf, auch wenn das Auto eine Zentralverriegelung hat. Schon alleine der verdutzten Blicke wegen … ,-)

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  32. Ich finde das mit dem Mann-Frau-Ding beim Autofahren nicht nur aus den oben genannten Gründen beknackt.
    Autofahren bedeutet eine große Verantwortung, und deshalb sollte es immer darum gehen: Wer von uns ist gerade wacher, aufmerksamer, reaktionsschneller und weniger irritabel.
    Alles andere ist doch nur gefährlich und hat auf der Straße nichts zu suchen.

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  33. witzig, denn in meiner Ex-Ehe hatte nur ich den Führerschein und ich kenne auch weitere Pärchen, bei denen das so ist – „schön“ war auch, dass kein Auto-Verkäufer es je kapiert hat, dass beim Autokauf allein meine Meinung entscheidend war, was die technischen Details anging, da sie meinen Ex-Mann sowieso nicht interessierten. Ihm waren nur Marke und Design wichtig. Wäre vielleicht auch mal ein Ansatz in der Verkäufer-Ausbildung, denn ich habe natürlich in keinem Autohaus unser Geld gelassen, in dem der Verkäufer ständig an mir vorbeigeredet hat, obwohl ich jedes Mal gleich zu Anfang darauf hingewiesen habe – männliche Ignoranz pur.

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  34. Hier ist die autofreie Zone. Aber Danke, denn jetzt fällt mir wieder ein, dass ich mich bei Cambio Carsharing auch als Fahrerin eintragen lassen wollte, damit wir bei längeren Fahrten wechseln können. Kommt halt so selten vor, das hatte ich verdrängt.

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  35. @Antje: Erste Überprüfungen in Sachen „Sitzt im Alltag der Mann am Steuer oder nur noch in der Werbung“ haben ergeben: Frauen sitzen so wie Männer überwiegend alleine im Auto, demnach auch am Steuer. Hm. Mal sehen, wie es am Wochenende ausschaut. 🙂

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  36. Hallo Frau Schrupp,

    zu Nr. 36: Fahren Sie in Frankfurt/M. mit „book’n’drive“ oder nehmen Sie eines der mittlerweile vorhandenen anderen Angebote wahr (bspw. DB oder Autoverleih) ?

    Interessiert mich nur so, weil die genannte Car-Sharing-Firma mittelbar aus der „Car Sharing Deutschland e.G.“ hervorging, an deren Gründung ich 1991 mitwirkte, und die wir dann bis ca. 1995 intensiv nutzten. Gegen Ende der 90er ging sie leider pleite. Letzte Adresse war im sog. „Ökohaus“, Kasseler Str. 1 oder so. Gibt es „book’n’drive“ denn wiederum überhaupt noch ?

    Im übrigen: “ …. Und deshalb haben wir ungleich bessere Möglichkeiten, diese Institutionen und Ordnungen zu verändern, was angesichts des Zustandes der Welt dringend nötig ist. …“ Diese Behauptung („wir“) halte ich für eine Anmaßung, dass habe ich auf Ihren Seiten schon einmal vertreten. Ich verweise nunmehr ergänzend auf einen Beitrag von Jana Hensel im „Freitag“ letzter Woche

    (http://www.freitag.de/wochenthema/1122-lasst-uns-endlich-dar-ber-reden),

    in dem sie im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen D. Strauss-Kahn und bei dem Versuch einer Klärung, wie Sexualität „verhandelt“ werden sollte, schreibt,

    „Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. In alle Richtungen. Denn wer will eigentlich mit Sicherheit sagen, dass Frauen sich, wenn sie könnten, anders entscheiden würden. Die feministische Psychologin Christiane Schmerl glaubt, dass Frauen „buchstäblich jede Grausamkeit, jede Brutalität, jede sadistische oder kaltblütige Aggression” besitzen wie Männer auch: „Wenn Frauen weniger und anders aggressiv sind als Männer, dann deswegen, weil ihnen Gelegenheiten, Mittel und Erfolgsaussichten für die vorherrschenden männlichen Aggressionsformen fehlen“, schreibt sie in ihrer Studie.“

    Das entspricht auch meinen Beobachtungen. Genau wie meine Beobachtung rücksichtslos und brutal fahrender Frauen. In diesem Zusammenhang würde mich wirklich die von Andreas aufgeworfene Frage nach dem Zusammenhang von Unfallinzidenz und gefahrener Kilometer-Leistung pro Jahr interessieren.

    Die durch die Frauen/-bewegung/-en vor 40 Jahren und seitdem erfolgte einseitige Zuweisung positiver Eigenschaften nur auf die eigene Seite ist m.E. der wichtigste Grund für das (auch im Zusammenhang mit dem Mika-Buch beklagte) „Schweigen der Männer“.

    Und weil andere hier auch persönliches darstellten: Meine Frau und ich streiten uns auch – nämlich darüber, wer nicht fahren muss. In der Regel bin ich der Verlierer (und muss fahren), was ich hinnehme, weil sie den größten Teil ihrer (auch familienbedingten) Strecken mit dem Auto zurücklegen muss, während ich mich hier im Berliner Raum auf mein Fahrrad und den ÖPNV stützen kann (weswegen meine Eigenfahrleistungen von früher ca. 20.000 km p.a. auf nunmehr ca. 2.000 p.a. zusammengeschnurrt sind).

    Gruss,
    Frank

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  37. Ups – schon wieder verschwinden Kommentare; übrigens hat mich eine Freundin gerade darauf hingewiesen, dass mal wieder Frauen gerne Männer kritisieren, sich aber wohl nicht an die eigene Nase fassen: Die meinte, was manchen Männern das Auto, ist gar nicht so wenigen Frauen die Wohnungseinrichtung: Man wohnt nicht einfach, sondern vergleicht darüber Status, Einkommen, Einfluss, im Zweifel des werten Gatten, miteinander …

    Ist dem so?

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  38. Interessant. Ich habe oft bemerkt, dass Mädels die immer selber gefahren sind, als Ehefrauen selbstverständlich den Beifahrersitz einnehmen und ihr Mann selbstverständlich den Fahrersitz.

    Das mit dem raudihaften Fahren widerspricht meinen Erfahrungen. Ich kann nur von meinem Umfeld sprechen und da kenne ich zuviele Raserinnen, um dem Artikel ganz zuzustimmen.

    Aber ich habe bei einer Verwandten, deren Fahrstil heftig war – ohne Testostoronüberschuss – heftiger als bei den meisten Männern, erlebt, dass sie nun verheiratet ihren Mann selbstverständlich fahren lässt.

    Ihr Mann ist aber auch ein typischer Macher-Typ – mir äußerst unsympathisch – der ständig seine Männlichkeit beweisen muss (und vermutlich eigentlich sehr unsicher ist).

    Das Problem bei der männlichen Herrschaft ist, sofern sie eine symbolische ist, die Selbstverständlichkeit der Ordnung für beide Geschlechter.

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  39. @Frank – was Sie meinen ist wahrscheinlich die Car-Sharing-Genossenschaft, in der war ich auch seit den 90ern Mitglied, das Nachfolge-Unternehmen heißt heute Stadtmobil, und das nutze ich weiterhin. Book-n-Drive kam in Frankfurt später dazu, es ist das Car-Sharing-Angebot der DB.

    Zu dem anderen: Ich habe ja geschrieben, dass sich die weibliche Differenz nicht aus biologischen, sondern aus historischen Gründen herleitet. Dass Frauen, wenn ihre Geschichte genauso verlaufen wäre wie die der Männer oder wenn die Gleichstellung mal soweit vorangeschritten sein würde, dass diese unterschiedlichen historischen Positionen keine Rolle mehr spielen würden, genau dasselbe machen würden wie Männer, das kann schon gut sein. Es ist aber bloße Spekulation, weil es eben real nicht so ist. Wichtiger finde ich, darüber nachzudenken, inwiefern diese historische Disposition der Frauen ihrereseits (andere) negative Seiten hat, was ich auch tue, halt nur nicht in diesem Blogpost. Danke für den Link zu dem text von Jana Hensel, werd ich mal lesen.

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  40. @Andreas – Deinen letzten Kommentar habe ich nicht freigeschaltet, weil er mal wieder pauschale Angriffe gegen „den Feminismus“ erhielt, und die lasse ich in meinem Blog nicht zu. Im Übrigen habe ich mich mit diesem Blogpost ausdrücklich an Frauen gewendet und deren Verhalten problematisiert.

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  41. @Frank:

    Meine „Frage“ war gar keine Frage, sondern eine Feststellung:

    Männer – sieht man einmal von den jüngeren ab – machen tatsächlich weniger Unfälle als Frauen, wenn man mal die Unfallhäufigkeit nicht feministisch ( = so, dass Frauen automatisch besser dastehen ) definiert, sondern sinnvoll, also etwa Unfälle pro tausend Kilometer.

    Dazu gab es mal eine Statistik irgendeines Verkehrsamtes – müßte man mal raussuchen.

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  42. Mein Rant hier richtet sich nicht gegen Skoda oder andere Autofirmen, die in ihrer Werbung ja nur klischeehaft zuspitzen, was tatsächlich Realität ist. Ich richte mich an die Frauen, die ihren Männern standardisierterweise das Lenkrad überlassen. Hey, Frauen: Hört damit auf! Das kann so nicht weitergehen! Ihr richtet damit die Welt zugrunde!

    Das meine ich nur halb spaßig. Denn das ist tatsächlich ein grundlegendes Dilemma unserer post-gleichgestellten Gesellschaften: Dass die große Mehrheit von Frauen in eine ungebrochene Selbstinszenierung des männlichen Imaginären einwilligt. Das Autolenkrad ist dafür nur ein Beispiel. (Ein anderes ist, dass die meisten Frauen nach der Heirat den Namen des Mannes annehmen, oder doch spätestens für die gemeinsamen Kinder).

    Aus meiner Sicht haben Sie nicht das Recht, Frauen dazu aufzufordern, das Lenkrad zu übernehmen. Woher wissen Sie denn, daß die Frauen nicht freiwillig so handeln, wie von Ihnen kritisiert. Sie konstruieren hier meiner Meinung nach Mißstände, die nicht notwendig welche sein müssen, die aber in dieser Ausrichtung Ihrem Weltbild entgegenkommen.

    Woher wissen Sie, dass Frauen in eine ungebrochene Selbstinszenierung des „männlichen Imaginären“ einwilligen? Woher nehmen Sie die Sicherheit, Frauen von außen ein destruktives Verhalten zu unterstellen, was diese selbst möglicherweise gar nicht so empfinden? Dies mutet ebenfalls merkwürdig an, da Sie häufig den Vorwurf des Objektivismus verwenden, diesen aber bei sich selbst offenbar nicht realisieren. Sie verwenden damit absolute Normen, denen sich andere unterwerfen müssen.

    Vielleicht nehmen viele Frauen gerne und freiwillig den Namen des Mannes an. Wieso unterstellen Sie hier eine Pathologie? Es reicht nicht, Dinge zu behaupten, die nicht notwendigerweise so sein müssen.

    Ich würde mich freuen, wenn Sie zu Kritik einmal Stellung nehmen würden. Ich finde es sehr dreist, wie Sie in Ihren Ausführungen vielerlei Dinge konstruieren, die nicht im entferntesten als gesichert gelten können, die Sie aber ohne mit der Wimper zu zucken ihren Mitmenschen oktroyieren.

    Da Sie für gewisse Ideale eintreten. fände ich es gut, wenn Sie diesen Maßstäben selbst gerecht werden. Es steht jeder Frau frei, das Lenkrad zu übernehmen. Etwas anderes ist es, wenn man dies ihnen vorschreibt und sie hier fremdbestimmen möchte.

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  43. Sehr geehrte Frau Schrupp,

    Sie haben hinsichtlich der „Car Sharing Geno“ wohl recht. Ich hatte in Erinnerung, dass das Wort „Deutschland“ Bestandteil des Namens war, denn in uns glomm eigentlich die Hoffnung, dass sich alle Autoteiler unter einem Namen und einem Buchungssystem würden vereinen können. Eine sehr trügerische Hoffnung, die später durch diesen deutschen und europäischen Dachverband (deren Namen ich nicht mehr im Kopf habe) wenigstens teilweise aufgefangen wurde. Meine ganzen Unterlagen dazu (ich war mit Schwerpunkt in Wiesbaden tätig) habe ich Mitte der „00“er Jahre, als mein Umzug vom Raum Frankfurt/M. in den Raum Berlin bevorstand, weggeworfen. „Stadtmobil“ oder „book-n-drive“: Keine Ahnung mehr, das ist für mich jetzt über 15 Jahre her (einschl. Nachzahlung bei der Pleite), und hier in Berlin tritt die DB unter „DB-Car-Sharing“ auf (am Bahnhof Zoo recht prägnant). Und eine Anmerkung am Rande: Unsere „Ortsgruppe Wiesbaden“ wählte eine Frau als Vorsitzende, das waren tolle Jahre der Zusammenarbeit.

    Mich hat vor allem interessiert, ob diese Idee, die von den „großen Playern“ schnell aufgegriffen wurde, nachdem feststand, dass es ein marktfähiges Minimum an Interesse gibt, auch in einem „kleinen“ Unternehmen selbständig weiterleben konnte und kann. Vielen Dank für Ihre Auskunft.

    „Es ist aber bloße Spekulation, weil es eben real nicht so ist.“: Dazu könnte ich jetzt tausende von Zeilen schreiben; die verkneife ich mir gerne, dafür habe ich z.Zt. nicht den Nerv. Nur so viel (und wie schon einmal ausgeführt): Es wird realer und realer (schlechtes „Deutsch“, aber ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine; schließlich spiele ich auch gerne mit Sprache 🙂 ), und das ist grundsätzlich gut so. Nur: Wo der „Fortschritt“ oder der (Erkenntnis-) „Gewinn“ liegen soll, erschließt sich mir nicht so recht. Nichts wird per se besser, wenn eine Frau irgendwo in einer Machtposition angelangt ist. Haben Sie die letzten Generationen der Juristinnen und Betriebswirtinnen seit ca. 1990 kennengelernt ? Da läuft es einem (ja, wirklich !) kalt den Rücken ‚runter. Und erzählen Sie mir nichts von der übernommenen „symbolischen Ordnung der Männer“. Denen sieht man die Lust an bei dem Mist, den die machen. „Symbolische Ordnung der Männer“: Was immer das gewesen sein soll, es ist heute auch die Ordnung der Frauen.

    „Wichtiger finde ich, darüber nachzudenken, inwiefern diese historische Disposition der Frauen ihrereseits (andere) negative Seiten hat, was ich auch tue, halt nur nicht in diesem Blogpost.“

    Was soll ich als Mann dazu sagen ? Sie haben selbstverständlich Recht mit der (inzidenten) Aussage, dass die „historische Position“ der Frauen negative Seiten hat, und zwar nicht nur für die Frauen. Was machen Sie dann aber, wenn die Männer sich zunehmend zurückziehen, und zwar auch aus den Bereichen, von denen bisher Frauen „profitiert“ haben ? Lautet Ihr Angebot dann „Matriarchat“ und „Subsistenzwirtschaft“ ?

    Gruss,
    Frank

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  44. @Andreas – Der Effekt ist wahrscheinlich auch noch da, wenn man es auf die gefahrenen Kilometer umrechnet: „Von den über zweieinhalb Millionen registrierten Verkehrsverstößen wird nur jeder fünfte von einer Frau verursacht. In der Verkehrssünderkartei in Flensburg sind 80 Prozent Männer verzeichnet. Bei ernsteren Delikten, die zum Entzug des Führerscheins führen, haben Männer sogar einen Anteil von 90 Prozent. …. Legt man die Schätzungen über die Fahrkilometer zugrunde statt die absoluten Zahlen der Verkehrsstatistik, beträgt der männliche Anteil an Verkehrsdelikten bei gleicher Anzahl gefahrener Kilometer trotzdem immer noch 62,5 Prozent (Frauen 37,5 Prozent). Mit einem besonderen Faible für schwere Unfälle.“ – http://www.berlinx.de/ego/0701/art1.htm _ Wobei ich diese „schweren Unfälle“ eigentlich gerne getrennt statistisch erfasst haben würde, denn man kann ja einen geschrammten Gartenzaun nicht wirklich mit schweren Körperverletzungen vergleichen.

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  45. @James T. Kirk – Um Menschen (Frauen oder Männer) aufzufordern, etwas zu tun, brauche ich kein Recht, das ist ein ganz normaler Bestandteil von politischen Debatten. Der Verweis auf die Freiwilligkeit ist da überhaupt kein Gegenargument. Wenn Menschen freiwillig Sachen tun, die schädlich für die Allgemeinheit sind, muss man das ja wohl kritisieren können. Dass jemand etwas freiwillig tut, heißt ja nicht, dass es richtig ist.

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  46. @AntjeSchrupp:

    Wie ich schon schrieb, gibt es einen besonderen Überhang von Verkehrsunfällem mit schwerem Ausgang bei jungen Männern – die Statistiken nennen als das gefährliche Alter das von 18 bis 24. Ich glaube gerne, dass die Statistiken eine Überzahl von Verkehrsunfällen bei Männer berichten, wenn man diese Besonderheit ( die im übrigen eindeutige biologische Gründe hat ) nicht rausrechnet. Wenn man sie aber rausrechnet, fahren meines Wissens Männer – also solche jenseits der 24 – mit weniger Unfällen pro Kilometer als Frauen jenseits der 24.

    Im übrigen – lassen wir die Unfallzahlen vergleichbar sein oder meinetwegen die der Männer leicht höher! Aber was triggert Dich, das Verkehrsverhalten von jungen Männern als eben dasjenige zu identifizieren, welches Vierzigjährige zeigen, die Firmen leiten, Regierungsstellen besetzen oder sonstwelchen Einfluss haben?

    Gibt es irgendeinen Grund für diese Gleichsetzung ? Verhalten sich so die Männer in Deiner Umgebung ?

    Mein schlichter Verdacht ist ja, dass Du vom Verhalten von Männer in einflussreichen Positionen schlicht keine Ahnung hast, weswegen Du Dir davon Zerrbilder anfertigst – aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren ;-).

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  47. @Andreas – Ich kenne zum Beispiel Leute, die nicht gerne mit ihren (älter als 24-jährigen) Kollegen im Auto Dienstreisen machen wegen deren Raserei auf Autobahnen.

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  48. @AntjeSchrupp:

    Ja, nun – Leute kenne ich auch, z.b. Frau, die ihren Firmen-Audi ( A8 ) gerne bei über 200 ausreizt und einen dabei noch gestikulierend während der Fahrt vollquatscht.
    Übrigens mit der selbstkritischen Bemerkung, dass, wenn man so einen Wagen erstmal hat, man von ganz alleine …

    Na und?

    Übrigens gibt es wahrscheinlich noch einen weiteren Statistikeffekt, zusätzlich zu den jungen Männern – es ist nämlich so, dass die Unfallhäufigkeit sich keineswegs gleich auf „uns“ Bundesbürger verteilt, wie einem übrigens jeder Verkehrspolizist bestätigt, sondern es ist so, dass es pro Bezirk meistens ein paar Pappenheimer gibt, die immer und immer wieder Unfälle bauen, während der Rest jahrzehntelang unfallfrei fährt oder bestenfalls mal einen Blechschaden baut.

    Ich würde mich nicht wundern, wenn unter den Pappnasen auch überdurchschnittlich viele Männer zu finden wären ( allgemeines statistisches Wissen – Verteilung von Befähigungen hat bei Männern meistens die höhere Variabilität, es gibt meistens mehr Überflieger und mehr Totalausfälle ) – die die Statistik damit genauso verzerren wie die jungen Männer. Allerdings – die Pappnasen sind in der Regel nicht gerade upper class, sondern das genaue Gegenteil.

    Eignen sich also auch nicht für Deinen Rundumschlag gegen die Leitungsebene der Republik *g*.

    Na ja – übrigens noch mal die Frage: Deine Kritik, dass Frauen ihre Männer Auto fahren lassen, setzt ja vorraus, dass die Frauen ebenso Eigentum am Wagen haben wie die Männer.
    Diese einem aufgezwungene Ideologie der Wirtschaftsgemeinschaft finde ich eigentlich viel schädlicher – und wenn man die einmal über Bord wirft, stellt sich die Frage, wer fährt, gar nicht. Es bestimmt einfach der, dem der Wagen gehört, der ihn also erwirtschaftet hat, fertig.

    Findest Du das nicht eine viel bessere Lösung der Wer-fährt-Frage, als nun gerade Leute sich drum streiten zu lassen? Klar, die Wie-wird-gefahren-Frage ist damit immer noch nicht geklärt – aber immerhin kann ja der, dem es nicht passt, aussteigen 😉

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  49. Hallo Andreas,

    die „Eigentumsfrage“ ist ein Angelpunkt, den ich bei meinen Überlegungen auch schon hatte, aber, wie ich finde, nicht sooo leichter, wie Du ihn auswirfst. In der Tat gibt es viele Beziehungen, ich kenne eigentlich ausser meiner eigenen Ehe fast nur solche, wo es eine neben den persönlichen Kleindingen zwischen handy und Socken noch eine menge weitere „mein und Dein“ gibt. Diese wirstchaftliche Unterteilung ist gerne gesehen in Beziehungen, und besonders gerne in Beziehungen mit unterschiedlichem Einkommen seitens des Mehrverdieners. Und da kommen wir plötzlich zum Feld der unterschiedlichen Einkommenssituation in der Bilderbuchfamilie wie im Skodaspot und, man munkelt ja das es dies in diesem Land hier und da noch geben soll, allgemein so zwischen Männer und Frauen.

    Und so gesehen gehört Hausfrauen und Hausmännern erst mal… gar nichts. (Ausser der Windeltasche vielleicht.) Aus reinem Egoismus (bin ja Hausmann) ist dies eine Überlegung, die ich ablehne aber leider, mit ehrlichem Erschrecken, bei anderen Paaren erlebe.

    SO gesehen kann ich mir als Hausmann gar kein Auto leisten. So gesehen würde das meiner Frau gehören (in der Tat ist es auch auf sie zugelassen bei uns) und so gesehen ist diese Überlegung, es soll der/die fahren, der das Teil bezahlt hat, eine… für mich unsinnige bei Paaren.

    Ich habe, auch als ich deutlich mehr verdiente als meine Partnerinnen, das „deins und meins „immer für unsinnig gehalten. Und bevor es kommt: klar, das sollen die Paare selber unter sich ausmachen. Ich erlebe nur zu oft, wie eine Seite, meistens die Frauen, mit diesem „wer verdient denn das Geld und bezahlt das alles“ ganz schön unterbuttert werden. Daher taugt das nichts für Lösungen.

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  50. @Chräcker: Ob der Besitzer fährt oder nicht hängt doch auch vom Stellenwert des Autos ab. Vielen Menschen ist das Auto sehr wichtig. Es ist ein Statussymbol, es wird besser gepflegt als die Haustiere, und wenn eine Dalle drin ist, dann ist schon fast Weltuntergang. So einen Schatz würde doch niemand aus der Hand geben?!

    Für andere Leute wiederrum ist das Auto eben ein Transportmittel, eine Blechbüchse, die ihren Zweck erfüllt. Und wenn der Partner/die Partnerin damit deinen Betonpfosten streichelt, dumm gelaufen, zur Not muss dann ein neues Auto her. Hauptsache es fährt.

    Ob diese (Nicht)Liebe zum Auto nun männlich oder weiblich ungleich verteilt ist, darüber kann ich nichts genaues sagen. In älteren Generationen auf im schwäbischen Outback hat vermutlich der Mann so lange die Heiligkeit des KFZ gepredigt, bis die Frau es nachgebetet hat. Das Heiligen des Autos haben die Frauen dann übernommen, als sie sich eigene Autos angeschafft haben. Aber Nachbarn im Outback sind eben kein Querschnitt der Bevölkerung.

    Ich verleihe die Karre auch mal, wenn’s sein muss. Aber meinen guten E-Bass gebe ich nicht aus der Hand. 🙂

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  51. @Chräcker:

    Na ja, Deine Argumentation finde ich ja schön und gut, aber ich denke, Du vermischst da zwei Dinge – Frau Schrupp sprach ja von einem Anspruch von Frauen darauf, dass gemeinsame Auto fahren zu dürfen, den sie bitte auch durchzusetzen haben.

    Während ich denke, falls Frau kein eigenes Auto hat, tut man ihr einen Gefallen, aus dem keinesfalls ein Gewohnheitsrecht abgeleitet werden kann – was nichts daran ändert, dass man natürlich, solange man eben ein Paar ist, durchaus ab und zu ihr mal ja den Gefallen tun kann. Bloß, ist man kein Paar mehr, hätte ich gerne mein Auto zurück, in jedem Fall.

    Und Deiner Argumentation, dass die Hausfrau/der Hausmann dann ja ganz ohne Eigentum dasteht, kann ich wenig abgewinnen – ja, das ist dann wohl so. Ist aber Eigenverantwortung. Ich z.B. will nichts damit zu tun haben, falls meine Partnerin entscheidet, dass sie lieber Hausfrau sein oder nur halbtags arbeiten will – ich würde dann denken, Du bist nicht ganz bei Trost, was soll der Mist, aber ich würde mich nicht einmischen. Das aber auch nicht unterstützen, indem ich ihr jetzt auf einmal ständig mein Auto überlasse.

    Und zu guter letzt – Paare sind heute ganz faktisch keine Wirtschaftseinheiten mehr; ich brauche keine Hausfrau, um mein Einkommen zu erzielen – im Gegenteil sind Hausfrauen die teuerste Art und Weise, an ein paar Dienstleistungen zu kommen.

    Unter dem Gesichtspunkt müßte ich da eher mein Auto mit meinem Onkel teilen, der hat damals dafür gesorgt, dass mich meine Mutter am Gymnasium angemeldet hat – der hat viel mehr Anteil an meinem Einkommen als irgendeine der Frauen, mit denen ich seitdem zusammen war.

    @DrNI:
    Stellt sich jetzt die Frage, ob E-Bass-Besitzer chauvinistisch sind, auf keinen Fall leitende Positionen in der BRD bekleiden sollten und auf jeden Fall ihre Frauen ab und zu auf dem Gerät die Saiten zupfen sollten!

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  52. Tja, da habe ich wohl eine ganz andere Vorstellung vom Paar sein. Da ist mir das Zusammensein wichtiger als die Heiligkeit meines Autos. Und wenn meine Partnerin etwas entscheidet, was sich auf unsere Art des Zusammenseins auswirkt, dann trage ich das mit. Oder würde mich trennen. Aber sicher würde ich dann nicht die uns zur Verfügung stehenden materialien Güter plötzlich nach den Namen auf der Kaufrechnung innerhalb der Partnerzeit aufteilen.

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  53. „Da ist mir das Zusammensein wichtiger als die Heiligkeit meines Autos.“

    Ich sehe da keinen Widerspruch – und käme übrigens umgekehrt auch nicht auf den Gedanken, mit jemandem nur zusammen sein zu wollen, wenn die mich auch ihr Auto fahren, ihre E-Gittare zupfen und ihren Rasen mähen lässt.

    Oder gar, so wie AntjeSchrupp, es als Zeichen von Machtanspruch zu deuten, falls ich dies alles nicht darf.

    Stellt sich für mich übrigens auch die Frage, wem da eigentlich der Besitz wichtiger als die Partnerschaft ist …

    Egal wie – man kann das Problem jedenfalls von zwei Seiten betrachten – und die Lösung, die ich vorgeschlagen habe, funktioniert durchaus ebenso ( ist in einigen europäischen Ländern sogar Standard ), und führt keineswegs zu Lieblosigkeit in der Partnerschaft ;-), dafür zu weniger nervigen Streitereien, weil eben ein paar Dinge geklärt sind.

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  54. @Andreas: Da Bassistinnen eine sehr rare Spezies sind, stellt sich diese Frage eigentlich nie. Übrigens lasse ich auch Männer nicht an die Saiten. Gestern die Dame neben mir auf der Bühne beim Bikertreff hatte ihre eigene heilige Gitarre dabei, ich weiß nicht, ob ich diese anfassen dürfte, könnte ich sie spielen. 😉

    Übrigens ist das ein nicht minder interessantes Thema: Instrumente und Geschlechter. Musikrichtungen und Geschlechter. Motivationen, um Musik zu machen und Geschlechter. Ich habe dazu etliche Vermutungen, aber keine Daten. Es sieht aber ganz ähnlich wie beim Auto aus, denke ich.

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  55. Hier eine kleine Empirie zum Blogpost. Wir (mein Beifahrer, genauer gesagt 🙂 haben gestern gezählt. Unter den Autos, wo vorne ein Mann und eine Frau saßen, war 48 Mal der Mann, 5 Mal die Frau am Steuer.

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  56. @AntjeSchrupp:
    Nimmt man als Nullhypothese, dass die Männer dann auch zehnmal so viel Kilometer zurücklegen wie die Frauen, müßte das heissen, dass Männer mehr als zehnmal so viel Unfälle verursachen müssen, damit Deine Behauptung, Männer verursachten mehr Unfälle als Frauen, stimmt.

    Tatsächlich sind es aber nur fünfmal so viele und das auch nur, wenn man die jungen Männer und die notorischen Pappnasen nicht rausrechnet.

    Insofern kann man Deine These, „die“ Männer verursachten mehr Unfälle als Frauen wohl ad acta legen.

    Es gibt aber auch Soziologie, oder meinetwegen auch Feminismus, die ihre Analysewerkzeuge nicht aus Stein herstellt:

    „Die Macht der Frauen“ von Regine Sylvester
    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/die-macht-der-frauen/347365.php

    Passt hier ganz gut hin, aber auch zu vielen anderen Themen aus der letzten Zeit!

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  57. @Andreas – Aus meinem Experiment kann man nur schließen, dass, wenn Autos mit genau einer Frau und einem Mann besetzt sind, die Männer zehnmal so viele Kilometer zurücklegen. Über die Gesamtzahl an zurückgelegten Kilometern sagt es natürlich nichts, da Frauen und Männer auch alleine oder in Gesellschaft des gleichen Geschlechts Autos fahren.

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  58. @AntjeSchrupp:

    Aus Deinem Experiment kann man natürlich genau genommen gar nichts schliessen – deswegen gibt es ja die sogenannte „Nullhypothese“, die eben darin besteht, dass man das beobachete schlicht linear fortschreibt, also „higher order corrections“, über die man nichts weiss, aussen vor läßt – in Ermangelung anderer Informationen ist das immer die beste Annahme 😉

    Übrigens glaube ich, dass Männer eventuell sogar noch weit mehr Kilometer als vielleicht nur das zehnfache der Frauen zurücklegen – es gibt nämlich die Berufsfahrer, die ja praktisch ausschliesslich männlich sind und die am Tag nicht eine oder zwei, sondern zehn oder zwölf Stunden fahren und das bei in der Regel hohen Geschwindigkeiten, nicht bei Einkaufsbummelgeschwindigkeiten.

    Den Artikel von Frau Sylvester habe ich nicht nur zitiert, weil er inhaltlich sehr gut zu den in letzter Zeit hier besprochenen Themen passt, sondern auch den Stil der Artikel sehr gut charakterisiert:

    „[…] sehr Verschiedenes [wird] zusammengebraut, um ein Fass vollzumachen.

    In diesem Fall geht es um ein verallgemeinertes, nachteiliges Männerbild.“

    Man muss schon immer einmal mehr hinschauen, um die Verallgemeinerungen als solche zu erkennen.

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  59. Autolenkrad und Bohrmaschine

    @ DrNI (28)

    Eine weitere Umzugsgeschichte

    Auch ich durfte unlängst bei einem befreundeten Ehepaar beim Umzug helfen. Ich war für den Ab- und Zusammenbau der Riesen-Kleiderschränke zuständig. Am Abend vorm Umzug baute ich die Schränke ab (unproblematisch mit Hilfe des „Hausherrn“) und nummerierte alles, die Kleinteile wurden systematisch verpackt.

    Umzugstag – alle Schrankteile trugen wir in die entsprechenden Zimmer – jetzt konnte ich loslegen. Ich ging zum Auto, um meinen Akku-Schrauber zu holen.

    Als ich zurückkam, hatten 2 Umzugshelfer schon Hand angelegt, alles durcheinander gebracht und diskutierten miteinander, welche Bretter nun verschraubt werden müssten. Ich versuchte mich ins Gespräch einzuklinken, ohne Erfolg. Es war vielmehr so, als ob ich gar nicht da wäre.
    Nach mehreren kreativen Schrank-Aufbauvarianten der Männer (einmal fehlten die Mittelwände, ein anderes Mal ließen sich die Schiebetüren nicht bewegen) durfte ich jetzt endlich mein Wissen einbringen. Es war beiden sichtlich unangenehm, sich mit einer Frau über Technik unterhalten zu müssen, die dann auch noch funktionierte.

    Es war nicht das erste Erlebnis dieser Art, aber je älter ich werde, umso müder werde ich bei solchen Aktionen die „Männchen-Weibchen-Spiele“ mit zu machen.

    Ich verdiene seit vielen Jahren mein Geld im technischen Bereich.
    Auch dort höre ich von Männern UND Frauen immer wieder den Satz: „Das Sie das können, als F r a u, Respekt.“
    Zum Glück werde ich auf mein Geschlecht hingewiesen, so kann ich nicht vergessen was ich bin.

    Du gehst als Mensch zur Arbeit und kommst als Frau nach Hause.

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  60. Hallo Antje
    interessanter artikel

    ich persönlich lebe in der überzeugung, dass es für die meisten dinge, die wir im alltag beobachten, einen sehr guten grund gibt warum sie so sind, wie sie sind. Auch wenn dieser grund manchmal nicht auf den ersten blick einleuchten sollte. In den meisten dingen steckt eine art unsichtbare weisheit.

    Ich finde es verwegen anzunehmen, dass es noch anno 2011 irgendeine domäne gäbe die von frauen erobert werden müsste. Wie die vergangenheit immer wieder gezeigt hat, sind frauen keine mimosen: Sie sind sehr wohl in der lage, sehr laut und sehr nachdrücklich dinge einzuforden wenn sie ihnen wichtig sind. Daher liegt der schluss nahe, dass an jeder domäne, die bis heute nicht von frauen ‚erobert‘ wurde, auch gar kein interesse besteht.

    Im fall des autofahrens finde ich die sache sogar recht einfach. Die frauen in einer typischen (= weiblich kontrollierten, den mann dressierenden) paarbeziehung wollen gar nicht ans steuer. Sie überlassen liebend gerne diese exponierte position des ausführenden, wo man im zweifelsfall nur fehler machen kann, ihrem partner. Dann kann die frau auch leichter an ihm herumnörgeln. Und außerdem: Wer sich aufs autofahren konzentrieren muss, hat nicht den kopf frei, die beziehung zu kontrollieren.

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  61. Dieser Artikel hat mich wirklich viel gebracht. Danke, Antje!
    Es gibt solch ein Problem um Autoteilung in der Familie. Ich teile das Auto mit meinem Bruder. Wenn wir irgendwohin zusammenfahren, muss er unbedingt am Steuer sitzen, weil „es blöd aussieht, wie eine kleine Frau am Steuer sitzt, und ein Mann nebenam faulenzt“. Ich muss ihn erklären dass er sich in Klischees packt:)
    Mit meinem Freund haben wir kein Streit, weil er kein Führerschein hat. Aber wenn er die Arbeitsangebot mit Dienstwagen bekam, weigerte er sich zu sagen, dass er kein Führerschein hat und in dieser Beziehung ich für das Autofahren verantwortlich bin…. Noch ein Argument für die These Antjes:)
    Grüße

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  62. Hallo rosa,
    dein bruder schwelgt nicht in klischees, sondern er fühlt sich unwohl und fürchtet negative soziale konsequenzen wenn er, einem pascha gleich, vermeintlich eine frau für sich arbeiten lässt.
    Genauso wie letztens ins einer klatsch zeitung zu sehen war, wie ein paparrazo fotografiert hat wie die damalige freundin von Justin T. aus dem auto aussteigt und brötchen und kaffe für beide mitbringt … und es wurde sich darüber ausgelassen dass das ja wohl Justin hätte machen müssen und überhaupt so ein Pascha und Machoschwein.
    Diese dressierungen dass der mann immer der kavalier zu sein hat sind noch sehr mächtig und real in unserer gesellschaft und werden z.T. kleinen jungs sehr früh beigebracht. Ich fände du tätest besser daran deinen bruder mit seinen gefühlen ernster zu nehmen und es vor allem nicht als einen dummen spleen von ihm abzutun.

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  63. schade, dass die wenigsten kommentatoren das grundanliegen des artikels getroffen haben.

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  64. Dieser Beitrag ist zwar schon ein paar Jahre alt, aber ich finde den ganz interessant.
    Ich bin schon Anfang 30, männlich und ….ja ich habe keinen Führerschein. Das hat sich bei mir so ergeben, dass ich mir im Antrittsalter zum Führerschein kein eigenes Auto leisten konnte und auch keines zu leihen bekam. Meine Frau, meine damalige Freundin, hat ihren Führerschein zum frühestmöglichen Zeitpunkt gemacht, sie konnte das Auto ihrer Eltern jederzeit haben.
    Das hat sich dann so ergeben, dass ich meistens gemeinsam mit ihr mobil war. Somit hatte ich das mit dem Führerschein gar nicht eilig.
    Auch zu dem Zeitpunkt, an dem wir ein eigenes Auto angeschafft haben, wollte ich den Führerschein nich unbedingt machen. Wir fahren täglich gemeinsam in die Arbeit, ihr Arbeitsort liegt noch 10 Minuten länger zu fahren als meiner. Demzufolge würde logischerweise sie fahren, selbst wenn ich Autofahren könnte.

    Eigentlich brauche ich den Führerschein gar nicht. Wir beide, meine Frau und ich, finden das beide extrem „sexy“ wenn die Frau am Steuer sitzt und ein Mann am Beifahrersitz.

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