Breaking! Das Rätsel Frau ist gelöst!

So etwas Gentlemaneskes wie das kokette Eingeständnis von Stephen Hawking neulich gab es ja lange nicht mehr in Sachen Geschlechterdifferenz zu lesen: Frauen seien ihm ein komplettes Rätsel, bekannte er im Interview zu seinem 70. Geburtstag. Ich nehme an, dass er bei dieser Gelegenheit noch mehr gesagt hat, aber die meisten Medien haben diese eine Antwort zum Aufmacher gemacht.

Bekanntlich ist aber die männliche Vorstellung, Frauen seien ein komplettes Rätsel, kein ganz taufrisches Klischee. Jahrhundertelang war das Mainstream. Der Neuigkeitswert liegt vielmehr darin, dass jemand das heute noch sagt (oder, wie die Mahner gegen die political correctness vermutlich sagen würden), sich heute noch (oder wieder) traut, so was zu sagen.

Das derzeitige Mantra lautet ja eher, dass Frauen im Prinzip ganz genauso sind wie Männer, bloß mit Lippenstift. Was gibt es da schon zu verstehen. Auch in diesem Blog erscheinen immer mal wieder Kommentare, in denen Männern mir erklären, wie Frauen sind und was sie tun (meistens in Widerspruch zu dem, was ich gebloggt habe, denn ich gehe ja nur von mir persönlich aus und bin, da selbst eine Frau und noch dazu Feministin, nicht in der Lage, das zu beurteilen).

Warum ich diesen kalten Kaffee noch einmal aufrühre, ist eine Idee, die ich beim Lesen des Hawking-„Geständnisses“ hatte. Nämlich die, dass genau hier die Lösung für ein ganz anderes Mysterium liegen könnte: Das Mysterium nämlich, warum auf so vielen Veranstaltungen lauter Männer reden und kaum eine Frau. Das ist ja völlig unerklärlich, weil doch niemand etwas gegen die Beteiligung von Frauen hätte. Und weil Frauen erwiesenermaßen weder blöder noch uninteressierter noch sonstwas sind.

Meine Idee nun ist folgende: Diese beiden scheinbar so diametral entgegengesetzten Vorstellungen, die unter Männern über Frauen kursieren – „sie sind ein unerklärliches Mysterium“ versus „sie sind ganz genauso wie wir“ – sind nur die zwei Seiten derselben Medaille. Sie führen nämlich beide zu dem Schluss, dass es eigentlich keinen Grund gibt, mit Frauen zu reden. Denn welchen Sinn soll es haben, Frauen zuzuhören, wenn man schon von vornherein weiß, dass man sie nicht verstehen wird, weil sie ja so mysteriös sind? Oder welchen Sinn soll es haben, Frauen zuzuhören, wenn sie doch eh nichts anderes sagen werden als Männer auch?

Dabei wäre es doch eigentlich so einfach. Frauen sind nämlich keine Wesen vom anderen Stern. Man kann mit ihnen reden, echt jetzt. Und nicht nur, weil sich das heute nunmal so gehört für den toleranten Mann, sondern weil man dabei tatsächlich zuweilen Sachen erfährt, auf die man selber nicht gekommen wäre.

Aber natürlich nur, wenn’s einen auch interessiert.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

36 Gedanken zu “Breaking! Das Rätsel Frau ist gelöst!

  1. Och, also ich denke, es reden so viele Frauen nicht, weil sie selbst nicht wollen und auch nicht so viel Zeit und ganz andere Sorgen haben, so Baby im Arm und all den Sachen…

    Urghs, ist mir zumindest so ähnlich vor kurzer Zeit noch unter gekommen.

    Ich bin auch gerade in einer Diskussion über Peta. Lustig, die Frauen finden den Sexismus alle doof und fordern andere Protestformen, während die einzigen zwei Männer uns erklären, warum das nicht so schlimm ist und dass das nunmal funktioniert. Schade, dass man nicht zuhören kann, wenn das Gegenüber offensichtlich mehr Ahnung von der Thematik hat.

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  2. „Auch in diesem Blog erscheinen immer mal wieder Kommentare, in denen Männern mir erklären, wie Frauen sind und was sie tun.“
    Klassiker – erinnert mich an eine Bekannte, die super witzig und ironisch ist und eher zu viel als zu wenig trinkt. Auf die Frage, warum bei seinem Projekt so wenige Frauen dabei seien erzählte er ihr ein Typ völlig ernsthaft, dass es eben keine Frauen mit Humor gäbe, und trinken könne man mit ihnen auch keinen (ohne zu reflektieren, dass er genau das Gegenteil vor sich hat, geschweige denn zu sehen, dass sie weiß Gott keine Ausnahme ist).

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  3. >>„sie sind ein unerklärliches Mysterium“ versus „sie sind ganz genauso wie wir“ – sind nur die zwei Seiten derselben Medaille <<

    Die Vorstellung, Männer könnten nicht darstellen, wie Frauen – oder die, mit denen sie hauptsächlich die Ehre hatten – so sind, sondern müßten umbedingt irgend einer beliebigen, mit der sie nie die Ehre hatten, zuhören, um zu erfahren, was "die Frauen" denken, tun, lassen, ist übrigens eine dritte Seite.

    Das Thema finde echt interessant, weil mich die ordnende Funktion solcher Vorstellungen interessiert, sowohl von der Art her, wie diese Funktion etabliert wird als auch von der Seite her, was bezweckt wird.

    Man nehme einen Film wie "Ritter aus Leidenschaft" – witzig, spritzig, modern, Thema ist das Aufkommen einer neuen Gesellschaft, die Gleichberechtigung auf die Fahnen geschrieben hat. Nur in dieser neuen Gesellschaft gibt es Liebe zwischen Mann und Frau ( in der anderen werden Frauen durch Männer ausgenutzt ), nur in dieser hat man wirklich Spaß am Leben usw. usf.

    Der Film lebt sehr von der Vorstellung, dass "Frauen Männer verstehen, aber Männer nicht die Frauen" und damit auch davon, dass Frauen die "neuen" Normen setzen – wobei es dann Aufgabe der Männer ist, die durchzusetzen, was allerdings nur nach einigen Verwirrungen der männlichen Hauptrolle dieser auch gelingt. Mit anderen Worten – die kolportierte Vorstellung ist, dass Männer sich sozusagen im Dienst einer Frau beweisen oder bessern müssen – das hört sich so albern an, dass man sich schon fragt, ob das nicht eine übertriebene Darstellung ist.

    Aber es gibt ja wirklich zig Filme, Theaterstücke, Krimis und was weiss ich nicht alles, die eben so gestrickt sind.

    Klarerweise würde diese Aufteilung nicht funktionieren, wenn Männer sich klar machen würden, dass an Frauen nichts sonderlich Mysteriöses ist, sondern die genauso meistens Müll und manchmal kluge Sachen sagen, wie Männer auch.

    Bloß, frage ich mich, wer profitiert eigentlich von solchen Vorstellungen?

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  4. Aus einem bestimmten Anlass dachte ich gestern mal wieder darüber nach, warum das eigentlich im beruflichen Umfeld so schlecht klappt mit der Kommunikation zwischen Mann und Frau (und damit eben auch mit der Gleichstellung). Dabei habe ich eine meiner Lieblingstheorien ausgebaut(*), die da wäre: Männer sind wie Hunde. (Ich habe dabei das RUDEL vor Augen und sollte deshalb vielleicht Wölfe statt Hunde nehmen. Aber echte Mann-Wölfe gibt es nicht, bestenfalls Labradore, die meisten sind Straßenköter. Manche Bassets.)

    Speziell im beruflichen Umfeld handeln Männer bekanntlich ja immer wieder die Rangfolge aus, wirklich immer, in Sekundenbruchteilen, sobald mehr als – sagen wir – zwei von ihnen zusammentreffen. Wie Hunde. Frauen machen das in der Regel nicht.(**)(***) Also nicht nur, dass sie das nicht „richtig“ machen – sie machen es gar nicht. Wie Welpen. Und so werden sie auch behandelt: sie können alles machen, bekommen dann aber gesagt, wie es richtig geht. Richtig was tolles machen können sie eh nicht, und Führungsaufgaben scheiden für Welpen natürlich auch aus. Höchstens mal spielen. Bei geduldiger Anleitung können Welpen dann aber irgendwann beim Rudel mitmachen – ganz unten natürlich, und der Rest hängt dann vom richtigen Verhalten ab. Wo Frauen nicht mitmachen, siehe oben.

    Das ist natürlich keine so originelle Theorie, dass ich sie hier verbreiten müsse, aber sie scheint mir insgesamt stimmiger als die Annahme, dass Männer Frauen als „gleich“ ansehen und deshalb nicht speziell berücksichtigen würden. Und die Mystifizierung der Frau scheint mir auch mit einer Erhöhung verbunden zu sein, die ich im täglichen (beruflichen) Umgang nicht erkennen kann. (Das kann aber natürlich ein Problem der anekdotischen Evidenz sein, klar.)

    (*) Die Theorie an sich ist nicht von mir, ich weiß, irgendwo hat irgendwer sowas mal gesagt. Ausgebaut hab ich sie also nur für mich. Weiter durchdrungen sozusagen.

    (**) Macht doch mal eine mit, greift die Theorie immer noch, indem sich dann nämlich etwa 70% der anwesenden Männer wie schwanzwedelnde Hunde verhalten. Daraus folgt: Mit fester Stimme sprechen. Eindeutige und kurze Anweisungen geben. Und wenn sie irgendwo hinmachen: sofort mit der Nase reinhalten, niemals später.

    (***) Oh Mist, schuldig im Sinne von „Männern (…) erklären, wie Frauen sind und was sie tun“.

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  5. Frauen versteht man entweder gar nicht oder nur dann, wenn sie nichts anderes sagen als Männer. Letzteres wäre aber redundant. Wenn wir auf der Gruppenebene bleiben, sagen Männer aber auch nichts anderes als Männer, insofern wäre dieselbe Redundanz gegeben => einer reicht. 😉

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  6. @Marco – Ja, das Bild ist vielleicht passend, ich kann das natürlich nicht beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass es oft so ist. Aber es widerspricht meinem Post nicht, und zwar so: Auch wenn das mit dem männlichen Rudelverhalten stimmt, wird das so natürlich nicht offen benannt, bzw. wäre kein legitimes Verfahren.

    Niemand würde ja sagen: Wir betrachten Frauen als Welpen, die wir nicht richtig ernst nehmen in unseren Rangspielchen. Sondern die einen sagen: „Frauen bräuchten sich ja nicht wie Welpen verhalten, würden sie richtige Wölfe sein, dann könnten sie bei uns auch mitspielen“ (was erwiesenermaßen falsch ist, wie tonnenweise Studien belegen, aber es ist die gängige Argumentation der „Frauen sind im Prinzip genauso wie wir“-Fraktion). Und die anderen sagen: „Frauen verhalten sich immer ganz irrational, sie haben andere Werte, da blicken wir nicht durch und deshalb wollen wir lieber unter uns Männern bleiben“, das ist die „Frau-das-Rätsel“-Fraktion.

    Das Missverständnis liegt nun darin, dass es zwar stimmt, dass Frauen dieses Hierarchiespiel des Männerrudels nicht oder nicht so konsequent und nicht so gerne mitspielen wie die Männer. Wie du schreibst: „Sie machen das nicht“. Aber das heißt eben nicht, dass sie NICHTS machen. Der entscheidende Punkt ist: Sie machen stattdessen was anderes. Und das was ich mir wünsche, das wären Männer, die sich dafür interessieren würden, was dieses andere, das die Frauen da machen, eventuell ist.

    @Tanja – Ja, das würde stimmen, wenn die Männer sich als einheitliche Gruppe sehen würden, das tun sie aber nicht. Männer kultivieren ihre Unterschiede (bilden Parteien, organisieren Pro- und Contra-Debatten, haben Gegner und Verbündete etc.). Es sind nur „die Frauen“, die immer als einheitliche Gruppe angesehen werden.

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  7. Es gibt auch Frauen, die das Rätsel „Mann“ durchschaut haben und es zugunsten ihrer eigenen Karriere ausnutzen. Merkel ist das beste Beispiel.

    Okay, ernsthaft.

    Im Gegensatz zu Antje kann ich nun nicht mit soziologischen Untersuchungen aufwarten, da ich sie nur in Form von Zeitungsartikeln lese, aber so weit ich mich erinnere, hat sich herausgestellt, dass Unternehmen, die zulassen, dass dieses Rudelverhalten überhand nimmt, nicht besonders erfolgreich sind.

    Ach, und was Wölfe anbelangt: Bei ihnen gilt das gleiche. Die ständigen Rangkämpfe gibt es nur in durch Menschen zusammengewürfelten Gruppen. In Vorbis war ich einmal in einem Wildpark für Bären, es wurde aber auch ein Wolfsrudel gehalten, das einem Privatmenschen, der es auf viel zu engem Raum hielt, abgenommen worden war. Es gab ständige Rangkämpfe, und mehrere Wölfe, vor allem Wölfinnen, waren an Verletzungen gestorben, die sie sich gegenseitig zugefügt hatten.

    In freilebenden Rudeln sieht die Situation anders aus. Da gibt es nicht Alpha-Wolf und Alpha-Wölfin, sondern Vater und Mutter, die halb erwachsenen Jungen aus den letzten Jahren, und die Jungen von diesem Jahr. Hin und wieder ziehen die Jungen von allein aus und suchen sich ein neues Revier und einen eigenen Partner, hin und wieder müssen die Eltern ihnen klar machen, dass Schluss ist mit „Hotel Mama“.

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  8. „Die Männer“ vs. „die Frauen“, und alles lässt sich über das Geschlecht und die Geschlechtswahrnehmung der anderen erklären? Ich finde diese Haltung nach wie vor ärgerlich – und zwar schlicht und einfach deswegen, weil ich – als Mann – fast nie das Gefühl habe, Teil einer identischen Menge zu sein. Viele Männer mögen Fußball, ich nicht. Um nur ein lapidares Beispiel in den Raum zu werfen. Es gibt Menschen – verschiedenen Geschlechts – bei denen ich den Eindruck habe, dass ich mit diesen Werte teile, eine gemeinsame Basis habe, ihnen ähnlich bin. Und es gibt Menschen – verschiedenen Geschlechts – bei denen mir das überhaupt nicht so geht (z.B., weil sie starre Geschlechterbilder vor sich hertragen).

    All-Aussagen wie die von Hawking oder ebenso deine Reaktion darauf negieren die Tatsache, dass Menschen sehr vielfältig sind. Das ändert nichts daran, dass es geschlechtsbezogene Diskriminierungen gibt, und dass unsere Gesellschaft alles andere als gleichberechtigt ist.

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  9. @Till – Habe ich irgendwo geschrieben, ALLES würde sich über Geschlecht und Geschlechtswahrnehmung erklären lassen? Du hingegen behauptest, NICHTS würde sich dadurch erklären lassen, und das bestreite ich. Dass Männer untereinander unterschiedlich sind und Frauen untereinander unterschiedlich sind, ist geschenkt und eine banale Erkenntnis. Aber die Art und Weise ihrer Unterschiedlichkeit unterscheidet sich möglicherweise voneinander.

    Ich geb dir ein Beispiel, woran mir das aufgefallen ist. Meine Diss habe ich geschrieben über Frauen, die in der Ersten Internationale aktiv waren. Ich wollte sie einordnen in einen ideengeschichtlichen Diskurs, bei dem für dieses Thema bis dahin nur die Ideen der beteiligten Männer untersucht worden waren. Diese Männer hatten bekanntlich sehr, sehr unterschiedliche Ansichten, von den Marxisten bis zu den Anarchisten. Die von mir untersuchten Frauen nun hatten ebenfalls sehr unterschiedliche Ansichten – aber, und das ist der Witz, man kann diese Differenzen der Frauen untereinander nicht sinnvoll vor der Folie des (Männer-)Streites zwischen Anarchismus und Marxismus interpretieren. Das, worüber die Männer uneins waren, war den Frauen eher egal. Oder auch: Die Frauen stritten sich über andere Sachen als die Männer. Das heißt, mit dem bloßen Hinweis auf die Vielfalt der Menschen, kommt man hier nicht weiter.

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  10. Hallo Antje,

    ich kann mich aber leider auch nicht in deinem Beitrag wiederfinden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ALLE Frauen für Männer ein Mysterium sind. Ich könnte mir hingegen sehr gut vorstellen, dass es etwas mit sexuellem Interesse zu tun hat. Beispiel: Wie viele Männer um die 30 würden behaupten, dass Angela Merkel oder Margaret Thatcher für sie ein Mysterium ist? Ist die eigene Mutter ein Mysterium für einen Mann?

    Und wenn wir auf dem Gleis der sexuellen Präferenz bleiben, müsste ich konsequenter Weise sagen könnnen, dass Männer für mich (als Mann) ein Mysterium sind. Das ist natürlich Quatsch, denn dann müsste ich mich mit dazuzählen.

    Frauen sind für mich kein Mysterium. Ich kenne lediglich Frauen, die tatsächlich finden, dass ich sie für mysteriös halten sollte.

    Ich denke, dass Frauen, für die Herr Hawking ein (auch unbewusstes) sexuelles Interesse hegt, für ihn ein Mysterium bleiben werden, denn er schafft es nicht die Selbstreflexion aufzubringen, den Grund dafür bei sich selbst zu suchen.

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  11. Stephen Hawking ist für viele der Inbegriff des Genies (zumindest in der Physik). Das ist das Ärgerliche daran: wenn ein Genie (oder was wir dafür halten) diesem Klischee seine Stimme gibt, dann macht er es halt wieder ein Stück salonfähiger. Nervig, das.

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  12. Beim Lesen des Artikels und der Kommentare fiel mir das Interview mit Helmut Dietl in der heutigen SZ ein. An einer Stelle sagt er, dass Frauen Leben schaffen und daher „das Leben leichter genießen können“ (nicht wörtlich zitiert) wohingegen Männer ja von Natur aus nichts könnten („Leben schaffen“) und sich daher kreative Betätigungsfelder wie z.B. das Filmemachen suchen und eine generell schwerere Last des Lebens mit sich rumtragen. Fand ich ziemlich reaktionär und es scheint mir in die gleich Richtung wie Antjes Punkt zu gehen; „Frauen“ werden hier als mysteriöse Wesen essentialisiert, deren Erfahrungshintergrund total verschieden von dem der „Männern“ ist.

    Zum jetzigen Zeipunkt ist das Interview noch nicht bei SZonline nachzulesen, vielleicht folgt das noch.

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  13. Nun, dass Mann und Frau in vielen Dingen unterschiedlich sind und es daher Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ihnen gibt, scheint in großen Teilen der Bevölkerung Meinung zu sein.
    Mir scheinen die beiden Polaritäten auch Ausdruck unserer Polaritäten unserer Gehirne zu sein. Der Mann tickt scheint´s mehr geistig und ist logikverliebt, die Frau mehr intuitiv, sprich vom Gefühl geleitet.
    Und da beide so unterschiedlich unterwegs sind, scheint es mir geradzu sinnvoll, wenn beide ausgewogen in Entscheidungen zum Tragen kommen. Wie immer: in der Mitte liegt das Gute.
    Interessant ist, dass wir die Logik bewusst berechnen und die Gefühle unbewusst entwickelt werden. Nun kann man ins Grübeln kommen, wenn die Gehirnforscher feststellen, dass die Rechenkapazität der Logik gegenüber die der Gefühle extrem unterlegen ist.
    Fazit: auch die Männer sollten sich mehr auf ihre Intuition einlassen. Vermutlich wird es dann auch aus Männersicht weniger heißen, dass Frauen mystische Wesen seien:
    http://www.saperionblog.com/lang/de/bpm-unsere-welt-ist-komplex-und-nicht-berechenbar-daher-wurden-wir-mit-intuition-ausgestattet/5196

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  14. Mir scheinen die beiden Polaritäten auch Ausdruck unserer Polaritäten unserer Gehirne zu sein. Der Mann tickt scheint´s mehr geistig und ist logikverliebt, die Frau mehr intuitiv, sprich vom Gefühl geleitet.

    das ist doch auch nur meinung. menschen haben stereotpe vorstellungen und finden diese mittels selektiver wahnehmung bestätigt, da sie lieber recht haben, als ihre glaubenssätze korrigieren zu müssen. das betrifft nicht nur geschlechtsstereotype, sondern findet sich analog in vorurteilen und aberglauben wieder. im grunde ein ganz alter hut, den reflektierte menschen zumindest hinterfragen sollten.

    warum hat hawking nun diesen mist erzählt? vermutlich war es nicht einmal mist, sondern aus seiner perspektive einfach die wahrheit. der mann ist schwerstbehindert, dass er ein normales verhältnis zu frauen entwickeln konnte, halte ich für nahezu unmöglich.

    „Frauen bräuchten sich ja nicht wie Welpen verhalten, würden sie richtige Wölfe sein, dann könnten sie bei uns auch mitspielen“ (was erwiesenermaßen falsch ist, wie tonnenweise Studien belegen, aber es ist die gängige Argumentation der „Frauen sind im Prinzip genauso wie wir“-Fraktion).

    diese studien belegen aber keineswegs eine andersartigkeit, sondern sie verdeutlichen, dass frauen auf einen anderen platz in der gesellschaft verwiesen werden, den sie nicht verlassen können, indem sie einfach „mitspielen“, denn ihr „frausein“ ist es, was aus dem gleichen verhalten anderes verhalten macht. und das – frauesein – können sie eben nicht einfach verlassen.
    wir wissen nicht, wie oder ob frauen auch „anders“ wären, wenn sie exakt gleiche voraussetzungen vorfinden würden.

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  15. Ich finde, am Sich-Einlassen auf Gefühle ist überhaupt nichts mystisches, sondern das kann jeder Mensch, Mann und Frau, üben und lernen. Vielleicht ist es so, dass Frauen leichter zu ihren Gefühlen Zugang haben als Männer, doch das In-Sich-Hineinhorchen ist ein ausgesprochen bewusster Vorgang und notwendig für jeden Menschen, der sich zu einem erwachsenen Wesen entwickeln will. Mir fällt in meiner eigenen Erfahrungswelt immer wieder auf, dass es gerade Männern ausgesprochen schwer fällt, sich selbst erforschend auf ihre innere Gefühlswelt einzulassen. Sie verleugnen viel öfter und auch vehementer als Frauen, dass es in ihrem Inneren negative oder schmerzhafte Gefühle gibt, die sie, um sie ans Licht zu bringen, erneut durchleben müssten, wenn sie sie wahrnehmen wollten. Um das nicht tun zu müssen, gibt es in der menschlichen Psyche den Mechanismus der Projektion, d.h. negative Gefühle und dadurch bedingte probelmatische Verhaltensweisen werden dann gern auf sich anbietende Mitmenschen projiziert. In meinem Leben war ich sehr häufig die Zielscheibe für solche Projektionen, meistens für Männer, aber auch für Frauen. Umgegekehrt habe ich mit Sicherheit auch die eine oder andere falsche Überzeugung auf andere Menschen projiziert, weil ich sie noch nicht als solche entlarvt habe. Wenn alle Menschen es lernen würden, mehr in eigener Sache Detektiv zu spielen, unbequeme und problematische Überzeugungen aufzuspüren und zu ändern, wäre schon ein Riesenschritt in Richtung einer menschlicheren Welt für alle, Männer und Frauen und alles was es noch so dazwischen gibt, getan.

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  16. Wenn ich den Post richtig verstehe, dann sagst du, dass du das neue Mantra von der Supergleichheit um keinen Deut besser findest, als das alte vom Mysterium. Ich bin natürlich einverstanden, wenn ersteres nur angeführt wird, um jedwede feministische Kritik an ungleicher Behandlung, unfairen Chancen etc. sogleich im Keim zu ersticken, dann aber mit der ungleichen Bahandlung gemäss den internalisierten Mustern frisch-fröhlich weitergefahren wird. Und in der Regel läuft das so, tun wir natürlich alle weiterhin. Bei mir haben schon einige Jahre Beschäftigung mit feministischen Ideen und Politik jedenfalls noch nicht dazu geführt, dass ich nicht automatisch den Wortbeitrag eines Manns für gewichtiger einordne als jenen einer Frau und mich dann in meinem Urteil über den Umweg über dieses Wissen korrigieren muss.

    Aber ich bin nicht sicher, ob die neue Gleichheitslehre nun nichts als eine Falle darstellt, weil mit ihr auch dieser Bocksmist à la Piraten getrieben wird. Noch stellen die ja noch nicht die neue Regierung, vielleicht ist es für einen sorgfältigeren Umgang damit noch nicht zu spät.

    Sie eröffnet immerhin bestimmte Anerkennungs- und Verständigungschancen. Wenn ich nicht einen ganz schlechten Tag habe, gebe ich mir immer Mühe, mir meine Gegenüber einfach als Menschen (verletzlich aber zäh, suchen auf welchem Weg auch immer letztlich nach Zugehörigkeit und Wertschätzung) zu denken, und sie nicht sofort in meine Männer-Frauen-Kategorien zu stecken. Das ist lustig und ich mache damit ziemlich neue Entdeckungen. Z. B. seh ich erst, dass alle Männer sehr unsichere, zarte und verletzliche Seiten haben, seit ich theoretisch von dieser Möglichkeit ausgehe.

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  17. „Interessant ist, dass wir die Logik bewusst berechnen und die Gefühle unbewusst entwickelt werden. Nun kann man ins Grübeln kommen, wenn die Gehirnforscher feststellen, dass die Rechenkapazität der Logik gegenüber die der Gefühle extrem unterlegen ist.
    Fazit: auch die Männer sollten sich mehr auf ihre Intuition einlassen.“

    Genau das Fazit ziehen Gehirnforscher aber eben gerade nicht, obwohl es richtig ist, dass automatisiertes Handeln der Art „traumwandlerische Sicherheit“ situativ viel effizienter ist als das „logische Denken“ – Logik und Vernunft bieten aber auch ganz offensichtlich ganz unschätzbare Überlebensvorteile gegenüber Lebewesen, die diese nicht einsetzen können.

    Eine absolut hervorragende Anwendung der etwas komplizierteren „Theorie“ vom Verhältnis von „intuitivem“ zu „rationalem“ Verhalten findet man z.B. bei Bernt Spiegel ( ein Psychologieprofessor und Motorrad-Instruktor, ich glaube, am Nürnburgring ) in einem Buch über das Motorradfahren: „Die obere Hälfte des Motorrads: Über die Einheit von Fahrer und Maschine“.
    Lässt sich leicht auf alle anderen Fähigkeiten übertragen: Klavierspielen, Ski fahren, Menschen dazu bringen zu tun, was man von ihnen will usw. usf. …

    Kurz zusammengefasst – „intuitives Verhalten“ beim Menschen ist in Wirklichkeit ein in hohem Maße antrainiertes Verhalten, welches aber ebenso effizient und stabil abläuft wie angeborenes Verhalten, mithin auf die gleichen Kapazitäten des Gehirns zurückgreift.

    Beim „Antrainieren“ oder auch „Einprogrammieren“ dieses intuitiven Verhaltens nehmen aber Logik und Verstand Schlüsselrollen ein, die durch „Gefühle“ nicht ausgefüllt werden können.

    Leute, die nur intuitiv vorgehen, lernen halt wenig bis nichts dazu.

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  18. „wir wissen nicht, wie oder ob frauen auch „anders“ wären, wenn sie exakt gleiche voraussetzungen vorfinden würden.“

    Immerhin wissen wir, dass „gleiche Voraussetzungen“, die Männer und Frauen gleichmachen, mindestens auch die Verabreichung von Östrogen an Männer und Testosteron an Frauen beinhalten.

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  19. Um mal eben von allzu wissenschaftlichen Erklärungsversuchen abzulenken: Ich finde deinen Artikel toll geschrieben Antje! Doch erst, als du es erwähntest, ist mir selbst aufgefallen, dass Reden oft von Männern und kaum von Frauen gehalten werden. Seltsam, dass mir das auch als Frau vorher gar nicht in den Sinn kam, oder?

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  20. Hier der erste Trittbrettfahrer in meinem Postfach – der Oberauer Verlag wirbt für das „Jahrbuch für Journalisten 2012“ u.a. mit diesem Thema:

    „Kein Mann kann eine Frau wirklich verstehen.“ Georg Stefan Troller erzählt, warum Interviewer Menschenfresser sein müssen und was es dabei mit Männern und Frauen auf sich hat.

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  21. Nicht zu vergessen, dass „Frauenversteher“ auch als abwertende Bezeichnung Verwendung findet. In einer Reihe mit Warmduscher, Schattenparker, usw. usf.

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  22. Dabei wäre es doch eigentlich so einfach. Frauen sind nämlich keine Wesen vom anderen Stern. Man kann mit ihnen reden, echt jetzt. Und nicht nur, weil sich das heute nunmal so gehört für den toleranten Mann, sondern weil man dabei tatsächlich zuweilen Sachen erfährt, auf die man selber nicht gekommen wäre.

    Aber natürlich nur, wenn’s einen auch interessiert.

    Da liegt das Problem. Interessant scheint das Thema ja durchaus zu sein. Sonst würden viele Männer nicht ständig mit anderen Männern ÜBER Frauen reden und so tun, als wüssten sie genau Bescheid über das Rätsel Frau. Aber MIT Frauen reden, ist offenbar schwieriger. Zugegeben wird das natürlich nicht. Lieber in Vorturteile verpackt, dass man mit Frauen ja gar nicht reden könne, weil die nicht sachlich sein können. Und gleich sind sie ja sowieso alle. Warum also mit Individuen reden, wenn man über die Gruppe reden kann?

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  23. @Antje Vielleicht habe ich da ein bisschen zu sehr provokant zugespitzt (und im übrigen erst nach dem Abschicken meines Kommentars die direkt darüber stehende Debatte gelesen). Trotzdem (und da bin ich wohl eingefleischter Konstruktivist) will ich darauf hinaus, dass mich auch das von dir angeführte Beispiel aus deiner Diss nicht überzeugt. Zugespitzt, frech: Ich halte es für schwierig, aus einer kontextualisierten Differenz (die erklärkräftigen Unterschiede der Männer in der ersten Internationale sind andere als die Unterschiede der Frauen in der ersten Internationale) auf eine Erklärung qua Geschlecht zu schließen. Was ich bezweifle, ist die Generalisierbarkeit der Unterschiede der Unterschiede – die ist für mich vielmehr historisch kontingent und variabel, soll heißen: Beim Veresuch, Bloggerinnen und Bloggern zu vergleichen, fallen einem oder einer möglicherweise auch unterschiedliche Differenzen innerhalb der beiden Genusgruppen auf. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass diese Unterschiede in den Unterschieden nicht identisch sind mit den Unterschieden in den Unterschieden in der ersten Internationale. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Annahme, dass Geschlecht konstituierend für die Art der Unterschiedlichkeit ist, falsch ist. (Was in die eine oder andere Richtung zu beweisen/widerlegen wäre).

    Das ist der eine Auslöser für die Unzufriedenheit meinerseits, die zu dem Kommentar oben geführt hat. Der andere ist der, dass ich ebenso fest davon überzeugt bin, dass ähnlich große Ausprägungen von Unterschieden sich finden lassen, wenn als Referenzrahmen nicht Mann-Frau, sondern z.B. die Lebenssituation (Carework/kein Carework), die soziale Herkunft inkl. Habitus (Bourgeoisie/Proletariat, um es ganz platt zu sagen) oder die sexuelle Orientierung herangezogen werden. Aus all diesen möglichen Differenzsystemen gerade Geschlecht als das letztlich doch irgendwie Allerklärende heranzuziehen, erweckt bei mir dann schnell einen dogmatischen Eindruck.,

    Richtig ist natürlich, dass die naheliegende Konsequenz aus all dem zunächst einmal wäre, in platten postmodernen Relativismus zu verfallen – alle sind anders, ist doch prima. Darum geht’s mir aber nicht – sondern darum, dass ich die Entscheidung für den Referenzrahmen Geschlecht als „zentrale Differenz“ begründungsbedürftig finde, und dass ich, wenn diese Differenz als zentral gesetzt wird, genauer erläutert bzw. rekonstruiert haben möchte, warum sie differenzgenerierend wirkt bzw. wo sie das in welcher Art und Weise tut.

    Das ist jetzt natürlich kein Anspruch, der an einen Blogeintrag gestellt werden kann; und es ist gut möglich, dass deine Diss genau diese von mir als sinnvoll angesehenen Begründungen scheinbarer Selbstverständlichkeiten enthält. Insofern hier: Provokation mit dem Ziel, blinde Flecken unbequem werden zu lassen.

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  24. @Till – Wenn ich über Geschlechterdifferenz rede, dann IMMER nur kontextualisiert und NIE in einem essenzialistisch-ontologischen Sinn. Geschlechterdifferenz tritt immer in einer konkreten Situation auf und muss auch in dieser Situation angemessen bearbeitet werden. Das heißt, um die unterschiedlichen Themen von „Bloggerinnen“ und „Bloggern“ mit dem Konzept der Geschlechterdifferenz zu fassen, ist es nicht notwendig, dass es da eine inhaltliche Analogie zu den „Internationalistinnen“ versus „Internationalisten“ gibt. Die Gemeinsamkeit ist lediglich, DASS es in beiden Fällen eine Differenz zwischen Frauen und Männern gibt und dass daraus ein politischer Konflikt erwächst.

    Dass es auch noch andere Differenzen in der Gesellschaft gibt, ist ja geschenkt. Es geht mir auch nicht um eine Gewichtung dieser Themen. Ursachenforschung im Hinblick auf „warum generiert Geschlecht Differenz“ ist natürlich auch eine interessante Frage, aber für mich nicht so zentral. Ich finde es gut, dass Geschlecht Differenz generiert, denn in vielerlei Hinsicht ist diese Differenz (wie fast alle Differenzen übrigens) fruchtbar für den politischen Diskurs 🙂 – Also: Mein Ziel ist es nicht, diese „Differenzgenerierung“ abzuschaffen, sondern sie in sinnvoller, nicht-patriarchaler Weise für gesellschaftliche Veränderungsprozesse fruchtbar zu machen.

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  25. In Streitgesprächen höre ich keiner Frau mehr zu, weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß einfach zu oft stellenweise emotionsgeladen unsachlich argumentiert wird. Dazu fehlt mir der Nerv und die Zeit ist mir auch zu kostbar.
    Auf das klassische Beispiel
    -sie: „Schatz, ich finde mich zu fett!“
    -er (pragmatisch): „Dann mach doch Sport?!“
    -sie: „Also findest Du mich fett!“
    weiß ich schon keine „richtige“ Antwort. Ja, wir kommunizieren unterschiedlich, aber das mag vielleicht ein Grund sein, warum wir uns gegenseitig nicht gerne zuhören.
    Generell finde ich persönlich, daß sich manche Frauen einfach nicht trauen, das Wort zu übernehmen. Andere hingegen nutzen hingegen einfach eine Gelegenheit, etwas zu sagen, wenn sie überzeugt sind, dass es Relevanz besitzt. Hängt auch vielleicht von einem gewissen Selbstbewusstsein ab…
    Aber auch hier: wissenschaftlich belegt ist das nicht 😉

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