Ich fordere nichts von Männern. Was ich stattdessen tue.

Kürzlich starteten Journalistinnen unter dem Motto www.pro-quote.de eine Initiative, die in den deutschen Medien mehr Frauen in Führungspositionen bringen soll. Genannt wurde die Zahl von zwei Prozent Chefredakteurinnen, und das ist in der Tat ja genauso desolat wie in Aufsichtsräten. Von daher ist es der Aktion gelungen, auf eine wirklich krasse Schieflage hinzuweisen.

Trotzdem habe ich den Aufruf nicht unterzeichnet. Und zwar nicht nur, weil darin eine Frauenquote gefordert wird und ich ja bekanntlich keine große Quotenfreundin bin.

Was mich noch viel mehr stört ist, dass hier die Frauenquote gefordert wird. Der Aufruf besteht ja aus einem offenen Brief „an die Chefredakteure, Intendanten, Verleger und Herausgeber“, denen – bezeichnenderweise unter Berufung auf die Autorität eines weiteren Mannes, Gabor Steingart vom Handelsblatt – gesagt wird: „Wir fordern, dass mindestens 30 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen im Laufe der nächsten fünf Jahre mit Frauen besetzt werden – und zwar auf allen Hierarchiestufen. … Schaffen Sie das?“

Diesen symbolischen Akt, dass gestandene Frauen, teilweise Chefredakteurinnen, sehr viele Ressortleiterinnen, unter Berufung auf eine männliche Autorität einen Brief an ihre Kollegen und Chefs schreiben und von ihnen etwas fordern, halte ich für sehr problematisch.

Um es einmal ganz klarzustellen: Ich fordere von Chefredakteuren, Intendanten und Verlegern rein gar nichts. Ich glaube nämlich nicht, dass sie in der Lage sind, gesellschaftliche Probleme zu lösen oder dass sie dazu beitragen können, meinen Wunsch nach einer Welt mit mehr öffentlichem Einfluss von Frauen zu verwirklichen. Ich fordere von ihnen nichts, sondern ich trage mit ihnen einen politischen Konflikt aus. In diesem Konflikt bin ich die Handelnde, nicht die Bittende.

Etwas von jemandem zu fordern bedeutet immer auch, ihm Autorität zuzusprechen. Wer etwas von jemandem fordert, sagt damit zugleich aus, selbst nichts tun zu können und für das Erreichen der eigenen Wünsche und Ziele auf die Hilfe des anderen, an den die Forderung gerichtet ist, angewiesen zu sein.

Hierin liegt meines Erachtens ein wichtiger Grund, warum die Frauenbewegung für viele Frauen keine große Autorität hat: Sie stellt zu viele Forderungen und setzt sich damit selbst in die Position derjenigen, die nichts ausrichten kann. Warum soll ich mich mit meinem Wunsch, etwas zu bewirken und etwas zu tun, an einer Bewegung orientieren, die mir eingestandenermaßen gar nicht helfen kann, sondern selbst auf die Hilfe anderer angewiesen ist? Warum sollte ich mich dann nicht direkt an die Mächtigen wenden und ihnen meine Wünsche anvertrauen?

Mit Forderungen muss man sehr vorsichtig sein. Denn mit jeder Forderung bestärkt man die Macht und Wichtigkeit des Gegenübers. In der Tat war die Quoten-Forderungs-Initiative der Medienfrauen auch postwendend eine willkommene Gelegenheit für den einen oder anderen Herren Chefredakteur, sich mit seiner Meinung contra oder pro zu Wort zu melden. Der eine macht den Frauen wohlwollend von oben herab Versprechungen, sichert ihnen sein Mitgefühl und seine Unterstützung zu. Der andere erklärt ihnen, warum ihre Forderung dumm und falsch ist. So oder so: Papa erklärt die Welt und entscheidet, ob die Kinder das Bonbon bekommen oder nicht.

Ich freue mich natürlich, wenn Männer sich für die Ansichten von Feministinnen interessieren, gerne dürfen sie sich auch für Quoten einsetzen und Frauen fördern. Aber wenn sie das tun, dann ist das ihre Sache. Sie sollen es nicht mir oder „den Frauen“ zuliebe tun, sondern weil sie verstehen, warum die Abwesenheit von Frauen ein Problem ist und weil der Einsatz für mehr weiblichen Einfluss ihrer Überzeugung entspricht. Nur dann ist es etwas wert. Aber dann muss ich auch nichts mehr von ihnen fordern, denn sie sind ja sowieso schon bei der Sache.

Männer hingegen, die immer noch im Patriarchatsmodus leben und meinen, sie seien die Herren der Welt und die Repräsentanten der Normalität und könnten sowieso alles besser und seien auf Frauen nicht angewiesen – nun, solche Männer nehme ich hin wie schlechtes Wetter oder eine Lungenentzündung: Ich muss damit zurechtkommen, ich muss Gegenmaßnahmen ergreifen, ich muss sie, wo möglich, bekämpfen und versuchen, sie zu entmachten. Aber von ihnen zu fordern, sie mögen doch bitte eine Frauenquote einführen, ist in etwa so sinnvoll, wie der Lungenentzündung einen Brief zu schreiben, sie möge doch bitte weggehen oder wenigstens nicht so weh tun.

Aber auch wenn ich die Form des Protestes der Medienfrauen ganz falsch finde, so finde ich natürlich das Anliegen vollkommen richtig: nämlich dem lange angestauten Unmut über die Zähigkeit und Ignoranz der so genannten „Leitmedien“ Ausdruck zu verleihen und etwas dagegen unternehmen zu wollen.

Hier ist also mein Aktionsplan, was wir dagegen unternehmen können (und was ich bereits dagegen unternehme):

  • Ich praktiziere in meinem persönlichen Einflussbereich eine 50 Prozent Frauenquote. Das heißt, ich achte bei allen Aufträgen, die ich zu vergeben habe, bei allen Menschen, über die ich berichte, bei allen Stellen, über deren Besetzung ich mit zu entscheiden habe, bei allen Podien, an deren Konzeption ich beteiligt bin, darauf, dass Frauen qualitativ und quantitativ mindestens die Hälfte ausmachen. Wenn ich mich aufgrund der herrschenden Machtverhältnisse nicht durchsetzen kann, mache ich klar und unmissverständlich deutlich, dass ich mit der getroffenen Entscheidung nicht einverstanden bin und kündige gegebenenfalls meine Mitarbeit auf.
  • Ich weise bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit öffentlich und privat darauf hin, dass die absurde Männerdominanz in den Führungspositionen von deutschen Medienhäusern Ausdruck ihrer Inkompetenz und zunehmenden Bedeutungslosigkeit ist.
  • Ich kooperiere nicht mit Männern, die nicht aus freien Stücken heraus ebenso handeln. Ich suche wo immer möglich die Auseinandersetzung mit ihnen und bemühe mich, die Gründe meiner Entscheidung zu vermitteln. Ich gebe diesen Männern aber keinerlei Unterstützung (auch nicht bei anderen Themen), sondern versuche, ihren Einfluss, wo immer es mir möglich ist, zurückzudrängen und ihre Autorität zu untergraben.
  • Ich unterstütze Frauen, die sich für Führungspositionen in Medienhäusern interessieren, nach allen Kräften und mit allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Ich fördere sie unter Einsatz meiner Ressourcen, setze mich mit ihnen kritisch auseinander, stehe ihnen als Mentorin zur Verfügung und suche mit ihnen zusammen nach Wegen, wie sie ihren Wunsch auch gegen die Ignoranz der Strukturen und ihrer Kollegen und Chefs umsetzen können.
  • Ich frage Frauen, die sich für Führungspositionen in Medienhäusern nicht interessieren, nach ihren Gründen und nehme ihre Kritik, ihre Vorbehalte, ihren Unmut aufmerksam zur Kenntnis. Ich setze mich in meinem Einflussbereich aktiv dafür ein, die dabei zu Tage gekommenen Verhältnisse und Strukturen zu verändern und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die den Wünschen von Frauen besser entgegenkommen.
  • Ich weiß, dass ein solches Engagement mit Konflikten und möglicherweise mit Nachteilen für meine eigene berufliche Karriere verbunden ist. Ich bin bereit, diese Konflikte einzugehen und mich mit meinem Engagement bei Chefs und Kollegen unbeliebt zu machen. Ich weiß, dass dieser Konflikt nicht zu umgehen ist und werde von Fall zu Fall versuchen, die Grenzen dessen was mir möglich ist, auszutesten und eventuell sogar zu überschreiten.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

98 Gedanken zu “Ich fordere nichts von Männern. Was ich stattdessen tue.

  1. Die Forderung nach der Quote berücksichtigt aus meiner Sicht zu wenig die Leistungsseite. Es gibt wesentlich weniger Frauen, die ein so deutliches Ungleichgewicht zwischen Beruf und Privat zugunsten des Berufs wollen, wie es Führungspositionen erfordern (was ja auch durchaus vernünftig sein kann). Der Anreiz für Männer scheint mir auch höher, weil Statuszuwächse für sie in inter- und intrasexueller Konkurrenz mehr Vorteile bringen

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  2. Danke für diesen Beitrag! Obwohl ich deiner Argumentation folgen kann – insbesondere dem Aspekt: Dem, von dem ich etwas fordere, spreche ich Macht zu – bin ich dennoch der Meinung, dass in manchen Bereichen ohne Forderungen keine spürbaren Veränderungen erfolgen werden.

    Du schreibst „Ich glaube nämlich nicht, dass sie [die Männer] in der Lage sind, gesellschaftliche Probleme zu lösen,…“ Das Blöde ist nur, dass diese Männer Teil der gesellschaftlichen Schieflage sind und davon profitieren. Warum sollten sie also auf „Gesprächsebene“ einsichtig sein und sich ändern? Würden sie wirklich Vorteile für sich und ihr Verlagshaus sehen, vermehrt Frauen in Führungspositionen zu befördern, hätten sie es längst getan.

    Die Vorteile sind in der Tat gesellschaftlicher Natur – und da ich immer an einem gesamtgesellschaftlichen Fortschritt interessiert bin, suche ich nach Mitteln und Wegen, diesen zu befördern. Dabei hat Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen Priorität – aber manchmal geht es auch nicht ohne Forderungen, die ja oft der Anfang von Vorschriften sind.

    Und ohne gewisse Vorschriften geht es nicht – gerade in Bereichen, in denen eine Verhaltensänderung erstmal keine persönlichen Vorteile zu bringen scheint (z.B. Umwelt). Gesamtgesellschaftlicher Fortschritt lässt sich leider nicht immer durch sanftere Methoden erzielen.

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  3. „Etwas von jemandem zu fordern bedeutet immer auch, ihm Autorität zuzusprechen. Wer etwas von jemandem fordert, sagt damit zugleich aus, selbst nichts tun zu können und für das Erreichen der eigenen Wünsche und Ziele auf die Hilfe des anderen, an den die Forderung gerichtet ist, angewiesen zu sein.“
    Genau das ist es, wer fordert lebt im Mangel und will Fülle. Wer jedoch in der Fülle ist, erfährt Fülle, weil die Menschen Menschen suchen, die Fülle verkörpern, soweit die Unternehmen nicht von ihrer Leitung her schon völlig im Mangel ist, und Angst hat, dass Menschen mit mehr Fülle ihnen ihren Job streitig machen. Und hier liegt das gesellschaftliche Problem. Wer in der Fülle ist, ist genügsamer und nicht gerade ein Vorbild für den Turbokapitalismus. Und die Frage wäre mit positiv wirkenden Spitzenkräften zu diskutieren, wie sie die Fülle so fördern können, dass der Umgang miteinander eine Bereicherung für alle ist. Ob das in diesem System möglich ist? Hier so ein Versuch von Forster Gamble von Procter & Gamble http://www.youtube.com/watch?v=Nyc1Zx0-gWE&feature=youtu.be

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  4. @Antje Radcke – Wenn du meinst, ich wäre für sanfte Methoden, hättest du mich ganz falsch verstanden :)) Ich meine ja gerade, dass diese Männer auf Gesprächsebene nicht einsichtig sind, aber was genau ist dieser Aufruf denn anderes, als eine Gesprächsebene? Was droht denn den Chefredakteuren, wenn sie die Quote nicht einführen? Nichts.

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  5. Ich stimme dir in den meisten Punkten zu, verstehe aber nicht, wieso du es so kritisierst, dass die Aktion „Pro Quote“ aufgrund einer männlichen Person, die das forcieren will, entstanden ist. Müssen, um etwas zu ändern, nicht auch die Privilegierten, in diesem Fall die Männer, einsehen, dass Änderungsbedarf besteht? Denn wie du ja sagst, ein stures Aufoktruyieren bringt ja nichts. Und wenn die Einsicht bei einigen Männern angekommen ist, die etwas tun wollen, wieso das dann verurteilen? Vielleicht hat Gabor Steingart ja eben genau aufgrund von Aktionen, wie du sie auch tätigst und hier aufzählst, eben diese Missstände erkannt…
    Dass natürlich die Initiation von Frauen kommen sollte, denke ich auch und es gibt dem Ganzen einen faden Beigeschmack, aber es deshalb als grundsätzlich „problematisch“ anzusehen, empfinde ich als nicht so zielführend, ehrlich gesagt.

    Aber wie gesagt, grundsätzlich stimme ich bei den meisten Punkten überein.

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  6. Hallo Antje. Manchmal frage ich mich selbst, ob es Sinn macht, einfach ein „Ja!“ als Kommentar zu schreiben. Denn eigentlich möchte ich ja irgendwas sinnvolles dazu sagen. Jedoch belasse ich es jetzt mal dabei und sage dazu: Ich bin beeindruckt von Deiner klaren Linie hier. Das überzeugt mich und wirkt ausgereift – gerade der Punkt mit der Forderung als Mittel des Machtzuspruchs. Ich hoffe, dass das noch viele Leute lesen.

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  7. @Anna – Was ich problematisch finde, ist dass der Bezug auf Steingart hier den Eindruck erweckt, der Wunsch von Frauen nach mehr Einsicht würde irgendwie dadurch berechtigter, dass auch ein Mann ihn erhebt. Das wiederholt sich da, wo darauf verwiesen wird, dass mehr Frauen in Führungspositionen auch ökonomische Vorteile hätte. Das sind für mich alles unnötige Rechtfertigungen, die davon ablenken, dass es sich hier um einen politischen Konflikt handelt.

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  8. @antje schrupp
    „Ich setze mich in meinem Einflussbereich aktiv dafür ein, die dabei zu Tage gekommenen Verhältnisse und Strukturen zu verändern und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die den Wünschen von Frauen besser entgegenkommen.“
    Welche wären das?
    Wieso sollte man darauf rücksicht nehmen, auf Männerwünsche wurde und wird auch keine Rücksicht genommen?
    Warum kann man von Frauen nicht verlangen, und den gleichen Bedingungen zu arbeiten wie von Männern?

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  9. @imion – Erstens: Weil die Frauen bei der Entstehung dieser Bedingungen nicht beteiligt waren, da die westliche Kultur bis zur Frauenemanzipation Frauen aufgrund ihres Geschlechts aus allen Entscheidungsprozessen explizit ausgeschlossen waren. Zweitens: Weil niemand von Frauen einfach etwas verlangen kann, und wenn die Verhältnisse ihnen nicht gefallen, werden sie sie versuchen zu verändern. Man nennt das auch Politik.

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  10. @Antje

    wie willst du den die besseren Bedingungen schaffen? Die Firma hat ja durchaus Vorteile von den Bedingungen.
    Da müßte ja schon eine massive Beschränkung hin – die die Arbeit dann wahrscheinlich auch nur ins HomeOffice verlagert.

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  11. Setzt du bei deiner Kritik nicht zu sehr Fordern und Bitten gleich? Beim Fordern spielt doch immer gleich ein „Erfülle die Forderung, sonst …“ mit rein. Wer fordert, ist also nicht machtlos, sondern verfügt über Druckmittel.

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  12. Homeoffice? Christian, ich weiß nicht, von welcher Branche Du hier phantasierst, in dem Appell geht es um Journalismus in Verlagshäusern. Da gibt es genug Frauen, die 50 oder 60 Stunden die Woche arbeiten. Wer vor allem im Homeoffice arbeiten will, tut das meist schon längst, z.B. als freiberufliche PR-Texterin, Sachbuchautorin oder was auch immer.

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  13. Sie sind also keine Freundin von Quoten, setzen aber in Ihrem Einflussbereich eine 50%-Minimum Quote durch und arbeiten mit niemandem zusammen der das nicht freiwillig auch tut?
    Entweder verstehe ich Sie da nicht richtig, oder diese Aussagen widersprechen sich diametral.

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  14. Was sagen Sie eigentlich einem jungen Mann, der unverschuldet unter ihren Prinzipien leidet?
    Er bekommt Aufgaben nicht, weil er der eine Mann zu viel ist um die 50% Quote zu erfüllen. Er sieht sich bei einer Kooperation mit einer Frau zunächst einem großen Misstrauen ausgesetzt und muss zusehen, wie seine Autorität bei jeder Gelegenheit untergraben wird. (ich zitiere ihre Punkte.)
    Ist es wirklich die Autorität, oder ist es das Selbstbewusstsein was untergraben wird? Kennen Sie die Grenze?

    Diejenigen wenigen Männer, die später eine Führungsposition innehaben schwören sich, so etwas in keinem Fall wieder passieren zu lassen.

    Als Student der Geisteswissenschaften bekomme ich täglich lebhaft mit, wie der Feminismus zelebriert wird. Da hilft unter Umständen oft nur eine radikale Maßnahme…den Kontakt abbrechen bzw. den Kurs wechseln.
    Ich habe erfahrungsgemäß keine Schwierigkeiten unter einer Frau zu arbeiten, unter einer Feministin wäre der Horror.

    Beste Grüße.

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  15. Opa Hans: Wer fordert, ist also nicht machtlos, sondern verfügt über Druckmittel.

    Gewerkschaften vielleicht, wenn eine gewisse Zahl von Mitgliedern bereit ist zu streiken. Oder auch ein kleinerer Zusammenschluss von Leuten in solchen Bereichen, in denen eine Musterklage eine Chance hätte (siehe die Initiative in Österreich, wo einige auf Festanstellung klagen könnten, wenn sie sich trauten – da wird diese Möglichkeit aber gar nicht richtig gewürdigt, sondern mehr oder weniger verzweifelt an die Verlagsleitung da oben appelliert, sie möge doch irgendwas einsehen).

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  16. @ghoty – Warum sollte ein Mann unter meinen Prinzipien leiden, es sei denn, er wollte privilegiert werden? Im Übrigen ist der Andrang von Männern schon gar nicht mehr so groß, wenn man den anderen Punkt – die Arbeitsumstände so zu gestalten, dass auch Frauen sich dort wohl fühlen – berücksichtigt. Es gibt dann genauso oft Situationen, wo ich der „Quote“ zuliebe eine Frau bevorzuge wie solche, wie ich der „Quote“ zuliebe einen Mann bevorzuge. Mein Lieblingsbeispiel sind da die Aufsichtsräte, wo man den Andrang der Männer leicht begrenzen könnte, indem man für diese Posten weniger Geld bezahlt. Führungspositionen wären bei Männern viel weniger beliebt, wenn sie nicht so krass wie heute mit Geld und Status und Dienstwagen und schickem Büro belohnt würden, sondern wenn es vor allem um die inhaltlichen Gestaltungsmöglichkeiten ginge. Es ist nämlich nicht wahr, dass Frauen keine Lust auf Führungspositionen haben, und genauso gut qualifiziert sind sie ohnehin. Im Übrigen habe ich es noch nie erlebt, dass ein Mann sich beschwert hätte, ich würde ihn ungerecht behandeln.

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  17. @Thomas – Es ist eigentlich nicht so schwer zu verstehen. Ich bin gegen „Quoten“ als isolierte Maßnahme, die gesetzlich etwas vorgeben, was diejenigen, die es umsetzen sollen nicht einsehen, weil das imho nicht funktioniert und so manche ungute Nebenwirkungen haben kann. Ich bin aber dezidiert dafür, dass Frauen in gleichem Anteil wie Männer öffentlich sichtbar und machtpolitisch einflussreich sind und deshalb setze ich das konsequent um, wo immer ich etwas zu sagen habe.

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  18. Ich bezweifle den Erfolg dieser Prinzipien. Ich bezweifle generell den Erfolg von Prinzipien. Und ich hoffe, dass sie nicht im Namen „der Frauen“ entstanden sind, denn ich möchte mich ausdrücklich distanzieren. Kann bei so viel Grenzziehung, Entfremdung und Starrsinn nur den Kopf schütteln.

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  19. @Opa Hans – Ja, diesen Unterschied könnte man machen. Ich sehe aber in diesem Aufruf kein „sonst…“. Deshalb heißt es in diesem Fall zwar „Forderung“, ist aber in Wirklichkeit doch eher eine Bitte. In der Tat können Forderungen Sinn machen, in einer konkreten Situation, in dem es ein konkretes „Sonst…“ gibt. Also: Entweder Ihr besetzt die vakante Stelle hier mit einer Frau, oder ich kündige. Ich bin nicht gegen Forderungen generell, sondern gegen unverbindliche Forderungen in Form von allgemeinen politischen Stellungnahmen. Eben genau deshalb, weil sie durch die fehlende Konsequenz faktisch den Charakter von Bitten annehmen.

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  20. Ja, wir brauchen eine Arbeitswelt in der beiden Geschlechtern dieselben Karrierechancen geboten werden. Einen quotierten Anspruch halte ich für falsch. Wer dies fordert müsste auch für viele Redaktionen eine Männerquote wollen, denn in der realen Medienwelt bestimmen in den Redaktionen vorrangig Frauen die Inhalte. Was aber nicht verwunderlich scheint, wenn man die Verteilung der Geschlechter bei den Rezipienten vieler Medien betrachtet. Dort überwiegen oftmals ebenfalls Frauen…

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  21. Dummerweise, beste Antje, sind das hier

    „Führungspositionen wären bei Männern viel weniger beliebt, wenn sie nicht so krass wie heute mit Geld und Status und Dienstwagen und schickem Büro belohnt würden, sondern wenn es vor allem um die inhaltlichen Gestaltungsmöglichkeiten ginge.“

    und fast alle ähnlichen Sätze leider nur Vorurteile.

    Was man einschränken müßte, um Führungspositionen bei Männern unbeliebter zu machen, ist nicht der durch diese eröffnete Zugang zu Geld, Status und Dienstwagen, sondern der hierdurch eröffnete Zugang zu Frauen.

    Und genau dabei spielen halt Frauen aus opportunistischen Gründen nicht mit.

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  22. @antje schrupp
    „Es ist nämlich nicht wahr, dass Frauen keine Lust auf Führungspositionen haben, “
    Aber das schreiben sie doch selbst. Deshalb sollen diese Jobs ja auch für Frauen angepasst werden. Im moment sind sie für Frauen uninteressant. Deshalb ja auch die Frage, die sie vehement weigern zu beantworten: Warum kann von Frauen nicht das gleiche verlangt werden, wie von Männern?

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  23. @Andreas – Selbst wenn du recht hättest und Männer nur in Führungspositionen wollen, um Frauen zu kriegen, wäre das mit meinem Vorschlag ja auch erledigt. weil ohne fettes Auto auch keine Frau, das was doch deine Logik, oder?

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  24. Ich hab mal in einer öffentlichen Verwaltung gearbeitet, da gab es eine Männerquote. Das war eine Reaktion darauf, dass sich zu 2/3 Frauen bewarben, man aber nicht so viele verbeamten wollte. Kann mich nicht erinnern, dass sich ein Mann drüber beklagt hätte (von wegen ich habe es nicht nötig, ein Quotenmann zu sein und so).

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  25. @imion – Weil Frauen halt heute dummerweise auch politisch mitzubestimmen haben. Politisch handeln heißt, sich dafür einzusetzen, dass die Welt so wird, wie man es gut findet.

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  26. „Ich bezweifle den Erfolg dieser Prinzipien.“
    @ Calichino Beitrag 20
    So ist es Prinzipien sind patriarchalische Strukturen, wo die Form wichtiger ist als der Mensch, es geht um Empathie also um Mitgefühl und genau das weist auf die Zukunft hin, wer nur Prinzipien im Kopf hat, wie Quotenregelung hat von der Arbeit, die die Würde der Arbeit verwirklichen soll, wenig verstanden. Und so drückt Prof. Peter Kruse das ja wohl deutlich genug aus http://www.youtube.com/watch?v=e_94-CH6h-o

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  27. @Antje
    Ich habe den Beitrag gern gelesen, mit angenehmen Gefühlen. Er liest sich für mich in etwa so wie eine Art Heldenepos (Heldinnenepos?), in der die Protagonistin gegen die mächtigen Bösewichte ins Feld zieht, deren Bösewichtigkeit jedem geneigten Leser (also eigentlich fast allen) längst klar ist. Ich mag so etwas – Fantasy, Science Fiction, das ist schön bunt und bietet so viele Möglichkeiten, die Phantasie schweifen zu lassen. Gleichzeitig ist es auch eine Flucht vor der Realität.

    Wo bitte soll das, was Du beschreibst, denn realisiert werden? In einer separaten Welt? Frauenwelt abgegrenzt von Männerwelt? Oder sagen wir einmal so: postpatriarchale Welt (mit Weiblein und Männlein bevölkert), abgegrenzt von der immer-noch-weil-nix-anderes-denkbar-patriarchalen Welt?

    Ich lebe nun mal in einem Staat, in einer Gesellschaft, innerhalb einer Struktur, von der ich nicht unabhängig bin. Du sprichst oft von Bezogenheit, verstehst Du also, was ich meine?

    Entschuldige den leicht aggressiven Ton und nimm ihn bitte nicht persönlich – allerdings lebe ich so gut ich kann hier und jetzt und mit Bodenhaftung, mit den Menschen um mich herum zusammen. Die Fahrkarte nach Utopia (Postpatriarchalia) scheint es nirgendwo zu kaufen zu geben, selbst wenn ich ein Heidengeld, eine Heidenzeit und sonstwas Heidnisches dafür auszugeben gerne bereit wäre. Ich hätte da gern von Dir eine konkrete Anfahrtsskizze.

    Mit echter Hoffnung auf ein wahres Abenteuer (da, wo das Kreuzchen in der Anfahrtsskizze ist)
    Claudia

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  28. Ihr Aktionsplan klingt mutig und überzeugend, aber ich denke, dass der Erfolg oder Misserfolg der Forderung nach der Quote darüber entscheiden wird, ob dieser Aktionsplan bereits in ein paar Jahren oder erst in einem Vierteljahrhundert überflüssig werden wird. Hätten die Arbeiter und die Gewerkschaften nicht bessere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne gefordert, hätte sich sicher auch nichts verändert. Wäre Kinderarbeit nicht verboten, bestünde sie noch heute fort – so wie in all den Ländern, wo es dagegen kein Gesetz gibt.
    Welche Massnahmen dazu führen könnten, dass die Forderungen der Frauen endlich gehört werden, sollte pragmatisch diskutiert werden, denn Streiks werden in diesem Zusammenhang noch schwieriger zu organisieren sein als bei Gewerkschaftsfragen.
    Zur Frage, ob Frauen dieselbe Arbeitsleistung zuzumuten ist wie den Männern, lautet meine Antwort: es wird den Frauen nicht nur bereits dieselbe Leistung zugemutet, sondern ein Mehr an Leistung, weil sie sonst gar keine Chance auf Führungsposten haben.
    Wer gegen Quote ist, bestätigt nur die bestehende Männerquote. Und die ist sicherlich ungerecht.

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  29. Ich vermisse die Bodenhaftung in erster Linie bei Appellen, die drum bitten, dass irgendwer irgendwas freiwillig einsieht, und wenn nicht, geht es halt weiter wie bisher.

    Warum läuft das so? Ein Grund ist, dass Journalistinnen und Journalisten als individuell geschätzte Edelfeder voran kommen möchten und nicht als Teil eines gut organisierten, solidarischen Kollektivs. Hinzu kommt, dass journalistische Arbeit für viele erst mal einen hohen Wert an sich hat, der wichtiger ist als Geld und Status (sonst hätte man ja gleich BWL oder Zahnmedizin studieren können). Aber irgendwann kommt dann doch die Unzufriedenheit hoch, wenn die Kollegen schneller befördert werden oder das freiberufliche Honorar kaum zum Leben reicht. Und dann steht man individuell-vereinzelt als Eigenmarke mit viel Potenzial und wenig Geld in der Gegend rum und wundert sich, wie das nur kommen konnte. Manche organisieren sich dann doch noch, oder lernen Nein zu sagen, wenn die Konditionen nicht attraktiv sind.

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  30. @Claudia – Wie kommst du darauf, dass ich das in einer separaten Welt ansiedele? Ich arbeite ja auch in einer „gemischten“ Organisation, habe in meinem Job dauernd mit Männern zu tun. Es geht mir doch gerade darum, innerhalb der bestehenden Strukturen etwas Wirksames zu tun. Und da muss man immer eine Balance finden zwischen Radikalität und Pragmatismus. Bzw. nicht mal eine Balance, meiner Ansicht nach gehört beides zusammen. Sich ganz raushalten bringt dabei eben genauso wenig wie sich ganz anpassen. Alle meine Punkte, die ich hier ausgerichtet habe, beschreiben doch Beziehungen innerhalb der vorgefindenen Strukturen. Postpatriarchalia ist nicht eine ferne Zukunft, kein U-Topia (also kein Nicht-Ort), sondern ganz real hier und jetzt.

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  31. @Eva Hehemann – Das ist eine interessante Frage, fast so wie die nach dem Huhn und dem Ei. Ich glaube eigentlich, dass Gesetze nicht die Vorreiter gesellschaftlicher Veränderungen sind, sondern an einem bestimmten Punkt in feste Regeln fassen, was sich an gesellschaftlichem Konsens herausgebildet hat. Und wie du ja auch selber schreibst, sind die Erfolge der Gewerkschaften und der Arbeiterbewegung nicht darauf zurückzuführen, dass sie Forderungen aufgestellt haben, sondern dass sie gestreikt haben. Was wäre das Äquivalent zum „Streik“ im Zusammenhang mit der Frauenbewegung? Das ist eine gute Frage.

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  32. Du hast vollkommen Recht! Diese unterschwellige Autoritäts- Anerkennung geht vermutlich auch Hand in Hand mit einer gewissen Macht- Affinität genau dieser Frauen, die dann auch oft ’nach oben‘ kommen und sich genauso ‚männlich‘ verhalten wie die Männer …
    Als einer der ersten Feministen Österreichs enttäuscht mich dieses Kopieren des Männerschwachsinns immer wieder.
    In diesem Sinne:
    Liebe Grüße und paradise your life ! 😉

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  33. @Eva Hehemann: „Wer gegen Quote ist, bestätigt nur die bestehende Männerquote. Und die ist sicherlich ungerecht.“ Das stimmt! Es ist keineswegs so, dass es momentan eine Auswahl gäbe, die wenigstens größtenteils nach Leistungskriterien funktionieren würde.

    Und an eines sollte Quotenkritiker und -kritikerinnen immer erinnern: Jede gesetzliche Quotenregelung ist immer eine Geschlechterquote. „Frauenquote“ ist schlicht ein falscher Begriff, mit dem in der Berichterstattung über Quotenregelungen polarisiert wird und den niemand verwenden sollte. Der Gesetzgeber spricht von „Geschlechterquoten“, die nichts anderes bedeuten, als dass in bestimmten Führungsgremien beide Geschlechter mindestens in einem Verhältnis bspw. 30:70 vertreten sein müssen. Sie greift genauso für männliche Minderheiten, wenn es im jeweiligen Gremium dazu kommt. (@Irene hat in Beitrag 26 ein Beispiel genannt.)

    Es geht bei der Quotendebatte nicht um Ideologie, sondern um die mehr als gerechtfertigte Umsetzung eines Grundrechts – für beide Geschlechter.

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  34. Grundsätzlich bin ich auch gegen Quotenregelungen, vor allem wenn, wie zumeist bei den Parteien, die Frauenquote in der Gesamtmenge (bei Parteien also: unter den Mitgliedern) niedriger ist als die bei Mandaten etc. einzuhaltende. Aber hier: ich weiß nicht. In fünf Jahren Arbeit bei einer Fernsehredaktion habe ich erleben dürfen, wie zehn Volontärsstellen besetzt wurden, neun gingen an Frauen, nur eine an einen Mann. Und das ging gar nicht anders, denn es gab einfach fast auschließlich weibliche Bewerber (ca. 80 in den fünf Jahren, gegenüber etwa 5 männlichen, die eine Stelle für einen Mann war wohl schon Überrepräsentation). Die Redaktion wurde über die Jahre immer weiblicher, und es waren gute Redakteurinnen, die da heranwuchsen. Und auch bei den „Neueinkäufen“ war es nicht anders: wollte man Gute, musste man Frauen holen – die Männer scheinen für redaktionelles Arbeiten im Schnitt immer weniger geeignet. Die Chefetage aber blieb männlich. Nun würde ich sagen, wenn nicht nur in jener Redaktion ein solches Missverhältnis der Geschlechter beim Nachwuchs herrscht, dann werden sich über lang die Frauen in den Medien auch in Chefpositionen durchsetzen MÜSSEN, einfach der quantitativen Überlegenheit wegen. Aber sollte man solange warten? Sollte man nicht vielleicht doch fordern, das Ganze zu beschleunigen? Wäre es nicht beinahe schon lächerlich, kein größeres Stück vom Kuchen für die Frauen einzufordern, wenn doch die Arbeit größtenteils von ihnen erledigt wird?

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  35. wenn ich den turbokapitalismus weiter verfolge und weiß sein erfolg kommt durch die immer größerer entfremdung der menschen untereinander, gebe ich denen, die natürlich noch härter kämpfen eine quote, nur das wirkt sich bei putzkolonnen und in der müllabfuhr nicht so aus. da gibt es wenig frauen, die auf der quote dort bestehen, im prostitutionsbereich dürfte es ähnlich sein, ich glaube nicht das männer dort auf der quote bestehen. die leitungen der betriebe sind häufig durch den härteren wettbewerb entmenschlichter, frauen, die dort auf der quote bestehen wollen was? feindliche übernahme, entlassung von mitarbeitern und dadurch eine höhere gehaltsquote? Wir reden am Thema vorbei der Preis für die wachsende Entmenschlichung wird zu hoch, 30% Burnout in sozialen Berufen, wird hier nicht als Warnzeichen gesehen, man kämpft um die Quote, für Joachim Gauck?

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  36. @ Charlotte: Danke, es ist richtig, dass wir nicht von Frauen-, sondern von Genfer-Quote sprechen sollten.
    @ Antje: Das Problem, eine geeignete Form des Streiks zu finden, ist uralt und reicht zurück bis in die Antike; siehe Lysistrate! Es ist eben nicht so einfach, sich gegen Strukturen zur Wehr zu setzen, die einen selbst zwar benachteiligen, aber dafür vielleicht einem Menschen, den man liebt, viele Vorteile verschaffen, und damit indirekt auch einem selbst. Ich denke, dass damit ein Großteil der Uneinigkeit unter Frauen erklärt werden kann. Solidarität ist eben nicht nur für Gewerkschaften notwendig.

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  37. @Joachim Endmann – Natürlich ist das lächerlich! Aber vor allem ist lächerlich, dass die derzeit Verantwortlichen in den Medienleitungen das nicht selbst sehen, sondern es erst von einer konzertierten Aktion unter die Nase gerieben kriegen müssen.

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  38. @ Eva Hehemann: Wir reden ja hier von einer Branche, und auch da nur von Quoten für die Führungsebene. Sooo viele Journalistenpaare gibt es nicht, dass diese überloyale Haltung zum Partner viel ausmachen könnte. Die Grünen sind übrigens die meistgewählte Partei bei Journalisten in D, so groß kann die Quoten-Paranoia also nicht sein.

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  39. @ eva hehemann (cooler nick übrigens!): hundert prozent zustimmung. und solange sich frauen nicht verbünden, bewegt sich auch nichts, bzw bleibt die absurd hohe männerquote status quo. es gibt viele puzzlestücke, und eins davon kann so eine forderung sein. die macht kriegen die chefredakteure in meinen augen übrigens nicht dadurch, dass eine forderung an sie herangetragen wird, sondern die haben sie längst… und üben sie ohne forderungen und deutliche hinweise auf die männerquote einfach ungestört aus.

    in norwegen wurden ja übrigens auch gute erfahrungen mit der quote gemacht, soweit ich weiß, in der freien wirtschaft.

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  40. @Kiribati – Es gibt in Norwegen eine 40% Frauenquote in Aufsichtsräten, aber von Erfahrungen und Evaluationen damit weiß ich nichts. Ich habe mal gehört, dass es meist dieselben Frauen sind, die also jeweils in mehreren Aufsichtsräten sind. Wenn es über die Erfahrungen mit diesem Versuch Analysen gibt, wäre ich daran interessiert!

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  41. Wieso bezweifele ich, dass Du an Erfahrungen in Norwegen interessiert bist?
    Soweit ich das mitbekomme, sind noch nicht einmal die Feministinnen in Norwegen daran interessiert, die Erfahrungen mit ihrer Quote publik zu machen.
    Während die Feministinnen in Deutschland in der Regel nicht daran interessiert sind, ein paar familienrechtliche Voraussetzungen der norwegischen Quotenregelungen der Öffentlichkeit ins Bewußtsein zu bringen.

    Aber bitte:

    Erstens gibt es in Norwegen nicht einfach nur die Quote, sondern auch noch ein System für die Nachqualifikation von Frauen. Ohne eine solche gäbe es auch dort viel zu wenig für die Posten in Frage kommende Frauen.
    Der Grundsatz „bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt“ gilt dort also nicht, sondern es gilt „bei schlechterer Qualifikation von Frauen bekommen die solange Schulungen, bis sie halt genauso gut qualifiziert“.

    Zweitens ist die Erwerbsstruktur dort eine andere als bei uns:
    Während bei uns junge Frauen mehr oder weniger bewußt einplanen, dass sie mal zwei Drittel ihres Einkommens von Männern beziehen werden ( Ehegattensplitting, Krankenmitversicherung, Rente ohne Einzahlung, Unterhalt, keine finanzielle Belastung durch Kinder ), ist die norwegische Frau da selbst, so wie die Männer auch. Was dazu führt, dass dort junge Frauen sich ebenso wie die Männer mehr am Markt orientieren, weniger an ihren privaten Wünschen, während umgekehrt Männer, da sie finanziell entlastet werden, weniger aufs verdiente Geld schielen müssen, ergo nicht ganz so karriereorientiert sind.

    Es wundert mich übrigens, dass Du bei Deiner Schelte der Männer a la „sie achten beim Job aufs Geld“ leider übersiehst, dass sie hier in der BRD genau diesen Auftrag haben, und zwar gesellschaftlich erwünscht und in vielen Gesetzen festgezurrt.

    Drittens hat wohl ein Teil der Unternehmen schlicht die Rechtsform gewechselt, um nicht unter die Quotenauflage zu fallen – ist aber sicher nur ein kleiner Teil.

    Und viertens, ja, gibt es dort wohl immer noch relativ wenig Frauen, weswegen ein paar „goldene Röcke“ sehr viele Aufsichtsratsposten auf sich vereinen ( wogegen nun nichts einzuwenden ist ). Jedenfalls sind die Frauen in der Regel keine Feministinnen *g* …

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  42. Hier ein zwei Jahre alter Artikel zur Situation in Norwegen: http://www.nytimes.com/2010/01/28/world/europe/28iht-quota.html

    „…researchers are grappling with some frustrating facts: Bringing large numbers of women into Norway’s boardrooms has done little — yet — to improve either the professional caliber of the boards or to enhance corporate performance. In fact, early evidence from a little-noticed study by the University of Michigan suggests that the immediate effect has been negative on both counts.“

    „The Michigan study found that as the boards in Norway grew younger and more inexperienced, performance declined. This occurred despite average annual gains of more than 14 percent in Oslo’s benchmark stock index during the 2001-7 study period.“

    „Meanwhile, the quota law has had other unintended consequences: The ‚golden skirts,‘ as Norway’s sought-after businesswomen are known in the media, have taken on multiple boardroom roles. An elite group of 70 women hold more than 300 board seats, according to the Center for Corporate Diversity.“

    Näheres zu der little-noticed study by the University of Michigan gibt es hier:
    http://www.bus.umich.edu/NewsRoom/ArticleDisplay.asp?news_id=18682

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  43. @Al – Super, danke! „Golden Skirts“ ist ein schöner Ausdruck 🙂
    Wobei vor zwei Jahren ein noch sehr früher Zeitpunkt war, da muss die Quote ja gerade erst eingeführt worden sein. Es wäre interessant zu wissen, wie es sich seither entwickelt hat. Und vor allem interessiert mich eigentlich nicht so sehr, wie die Anwesenheit von Frauen die „Performance“ des Unternehmens verbessert oder verschlechtert hat, sondern eher, ob sich die Kultur in den Aufsichtsräten verändert hat….

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  44. Die „Performance“ interessiert insofern, als das ja immer als zentrales Argument der Quotenbefürworter vorgebracht wird (Gabor Steingart spricht von einem Gebot der „ökonomischen Vernunft“).

    Wenn sich nun am Beispiel Norwegen zeigt, dass sich die Performance im Zuge einer gesetzlichen Frauenquote nicht nur nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert, dann könnte man aus diesem Argument ja schon mal einen Teil der Luft rauslassen.

    Die „Kultur“, ja, die verändert sich augenscheinlich. In einem der Artikel stand was davon, dass sich die Männer besser vorbereiten, wenn auch Frauen dabei sind. Das ist doch nett.

    Aber bei Privatunternehmen muss in erster Linie die Leistung des Gesamtapparates stimmen, sonst nützt die angenehmste Arbeitskultur ja nichts. (Klar kann sich auch eine angenehme Arbeitskultur auf die Leistung auswirken, tut sie wohl auch, aber im Fall der untersuchten norwegischen Unternehmen lief es anscheinend zunächst mal in die andere Richtung. Langfristigere Beobachtungen wären auf jeden Fall hilfreich.)

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  45. @Al – Ja, das stimmt natürlich im Bezug auf die öffentliche Debatte, aber ich halte es schon immer für einen Fehler, wenn für mehr Beteiligung von Frauen in Führungspositionen damit argumentiert wird, dass das die Unternehmen profitabler macht. Das ist nicht der Zweck des Feminismus, so wie ich ihn verstehe 🙂 _ und dass die Profitabilität von Unternehmen nur bedingt etwas mit dem guten Leben aller Menschen zu tun hat, dürften wir ja inzwischen wissen. Mich interessiert nur letzteres und ich halte es für unakzeptabel, wenn Männer sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern (um es jetzt mal zugegebermaßen sehr platt auszudrücken).

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  46. Antje: „ich halte es schon immer für einen Fehler, wenn für mehr Beteiligung von Frauen in Führungspositionen damit argumentiert wird, dass das die Unternehmen profitabler macht. Das ist nicht der Zweck des Feminismus, so wie ich ihn verstehe :)“

    Ich hielte es nicht für einen Fehler, wenn es kein Fehler wäre. 😉 Wenn es also richtig wäre, dann wäre es ein ganz normales sachliches Argument zur Belebung einer Debatte. (Wenn das Argument richtig wäre, dann könnte man im Übrigen aber auch davon ausgehen, dass Unternehmer generell nicht so blöd sind, als dass sie das nicht inzwischen selber gemerkt hätten.)

    So aber ist es eine ausgewachsene Peinlichkeit: Frauen müssen mit sachlich falschen Argumenten quasi wie sauer Bier angepriesen werden, damit irgendwelche Ziele, die sich irgendwelche Frauen ausgedacht haben (und darin inzwischen zahlreiche männliche Unterstützer, wenn nicht sogar Vorreiter gefunden haben), irgendwie erreicht werden.

    Genau: „Das ist nicht der Zweck des Feminismus, so wie ich ihn verstehe.“

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  47. oh je, hätte ich bloß nicht Norwegen ins Spiel gebracht (zugegebenermassen auf der dünnen Grundlage eines Artikels, den ich vor längerem mal gelesen habe, also ich habe da keine genaueren Kenntnisse).

    Eigentlich dreht sich das Thema hier ja um die Quote bei Chefredakteursposten. Noch ein Argument pro Quotenforderung in diesem Fall: die Forderung geht gerade durch die Medien und erzeugt öffentliche Aufmerksamkeit für eine absurde Diskrepanz von Mitarbeiterinnen in unteren Positionen und Verteilung der einflußreichen Positionen. Dadurch ist es nicht einfach nur eine Forderung im Sinne einer Bitte oder eines Appells, sondern implizit auch eine moralische Anklage: Seht her, so geht es in den Redaktionen zu. Das steht im Widerspruch zu Gerechtigkeitsansprüchen, die in Artikeln derselben Männerbündler dann gerne mal an andere gestellt werden.

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  48. @Kiribati – Danke, das ist noch ein sehr wichtiger Hinweis. Ja, es ist eine „moralische Forderung“, d.h. der weiter oben diskutierte „Druck“, der normalerweise mit einer Forderung verbunden sein muss, damit sie Sinn ergibt („Tu das oder ich…“) ist hier der moralische Appell („Tu das, oder du handelst unmoralisch“). Dieser Zusammenhang war mir bisher gar nicht so klar gewesen, obwohl er ja eigentlich naheliegend ist. Das erklärt auch mein ungutes Gefühl bei solchen Aktionen, denn ich halte Moral nicht für ein „politisches“ Argument.

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  49. @ Antje: jetzt komme ich nicht mehr ganz mit. Was spricht dagegen, Moral gegen (etablierte) Unmoral zu wenden?

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  50. Ich halte Quoten auch für problematisch. Unsere Gesellschaft ist längst nicht mehr so unausgeglichen in den Chancen für beide Geschlechter, als dass man eine Quote benutzen müsste.
    In vielen Bereichen haben Frauen heutzutage sogar deutliche Vorteile. Das gilt insbesondere im privaten Bereich, wo Frauen bei einem Flirt alles entscheiden und dies auch zu ihrem Vorteil auszunutzen wissen.

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  51. @Kiribati – Ja, das wird jetzt auch kompliziert. Ganz im Groben (weil das jetzt ansonsten hier zu weit führen würde): Moral braucht immer einen Schiedsrichter, der über Richtig und Falsch entscheidet, sei es der liebe Gott, die universale Vernunft etc. Ich glaube, dass es solche Schiedsrichter gibt (ich glaube an Gott, ich schätze die Vernunft), also ich bin ein „moralischer“ Mensch, was mein eigenes Verhalten angeht. Aber in einem politischen Diskurs, bei dem es immer um Pluralität und das Aushandeln von Differenzen geht, hilft das nicht weiter. Es ist eben für andere nicht unbedingt ein Argument, wenn ich sage „Der liebe Gott will das so“. Weil ich nicht davon ausgehen kann, dass „Gott“ (oder was immer dieser Schiedsrichter wäre) für die anderen ein Argument ist. Politische Argumentationen müssen daher immer innerhalb des Diskursrahmens bleiben. Ist das halbwegs verständlich?

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  52. @ Antje: Gott braucht es hier doch gar nicht, der ist in der Tat nicht als Argument einsetzbar. Gerechtigkeit als Maßstab, den die Meisten für sich angewendet wissen wollen (auch Chefredakteure) reicht bereits.
    Und wenn in der Vierten Macht des Staates der Einfluss vorwiegend von Männern ausgeübt wird _obwohl_ genug gute Frauen da sind, ist das ungerecht. Und bigott noch dazu, wenn selbige Männer wiederum Gerechtigkeitsanforderungen an andere stellen.

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  53. @Kiribati – Naja, Gerechtigkeit abstrakt würden wohl schon die meisten als Maßstab akzeptieren, aber es gibt ja bekanntlich welche, die behaupten, Quoten seien total ungerecht, weil sie Frauen qua Geschlecht bevorzugen. Und dann bist du doch wieder an dem Punkt, wo du einen Schiedsrichter brauchst. Wäre das „Richtige“ so unmittelbar einsichtig, würde es ja keine Konflikte geben 🙂

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  54. das mit dem Schiedsrichter ist richtig. Nur steht der strukturell zur Zeit eben auf Seiten der männerbevorzugenden Chefredakteure. Oder wie erklärst du dir, dass ein hoher Anteil guter Journalistinnen nur noch 2% Chefredakteurinnen ergeben?
    Und – aufgrund welcher Wertmaßstäbe praktizierst du denn deine 50-50-Quote?

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  55. Wow, ich hätte die pragmatischen Implikationen von „fordern“ ganz anders definiert, für mich ist es näher an „befehlen“ dran als an „bitten“. Wenn ich von jemandem etwas fordern kann, dann deswegen, weil der andere eigentlich mir und der Welt gegenüber die Pflicht hat, das zu tun. Dann bin ich bereits in einer Machtposition oder begebe ich mich in eine solche, indem ich auf diese unerfüllte Pflicht aufmerksam mache. Aber deine Lesart leuchtet auch ein, genauso wie die Konsequenzen, die du daraus ziehst. Auf jeden fall viel Denkfutter!

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  56. Ich möchte vorausschicken, dass ich die Umstände in der Medienwelt so gut wie nicht kenne. Ich denke aber,dass eine Quote tatsächlich niemandem hilft. Das Folgende soll dazu die Hintergründe beleuchten, auch wenn ich es teilweise zu sehr verkürzt darstelle.

    Vor etwa zehn Jahren gab unsere Unternehmensführung eine interne Quote heraus, nach der quer durch alle Abteilungen und Hierarchien die Frauenquote anzuheben sei. Man versprach sich in erster Linie eine sich ändernde Unternemenskultur, die sich auf Produkte und Dienstleistungen auswirken sollte, um diese vor allem für weibliche Kunden interessanter zu machen.
    Das führte dazu, dass bei der Neubesetzung von Stellen gezielt Frauen angesprochen wurden. Dies war Anfangs auch durchaus erfolgreich und es gab eine ganze Reihe qualifizierter und an Karriere interessierter Frauen, die darüber einen schnellen Aufstieg schafften.

    Nachdem aber die erste Welle mit ihrem Aufstieg begonnen hatte, ebbte diese Entwicklung ab. Ich habe dabei mehrfach persönlich erlebt, wie Frauen es selbst ablehnten, auf gut dotierte Sachbearbeiterstellen aufzurücken.
    Im vergangenen Jahr wurden dreimal Gruppenleiterstellen besetzt, dabei war es zweimal nicht möglich, auch nur eine von fünf qualifizierten Frauen dafür zu gewinnen. Die dritte Stelle konnte dann mit einer Frau besetzt werden, von der leider von vornherein abzusehen war, dass sie die Anforderungen so gut wie nicht erfüllt.

    Solche Beispiele zeigen mir immer deutlich, dass mit einer Quote niemandem gedient ist. Wer sich in der Quote befindet, setzt sich schnell dem Verdacht aus, nur aufgrund der Quote seine Position zu bekleiden. Wer ausserhalb der Quote liegt, fühlt sich nur allzuschnell benachteiligt. Über die Karriere im Unternehmen sollte nicht eine Quote entscheiden, sondern die Qualifikation. Letztere gehört genauso klar definiert, wie eine Quote und wer sie erreicht, ist Kandidat/in für die Neubesetzung.
    Ab diesem Punkt zählt dann sicherlich der „Nasenfaktor“ und der hängt unter Umständen davon ab, welche Erfahrungen der Vorgesetzte in der Vergangenheit mit Frauen im Allgemeinen oder spezifisch gemacht hat.

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  57. @kasparalleinzuhaus – Danke für den Erfahrungsbericht. Er zeigt aber nur, dass eine Quote als isolierte Maßnahme nicht viel nützt. Aber ich denke nicht, dass die Quotenbefürworterinnen darin eine isolierte Maßnahme sehen. Die interessantere Frage ist, was muss außenrum noch passieren, damit sich was verändert? Was genau soll sich überhaupt verändern? Usw.

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  58. @AntjeSchrupp:

    „Er zeigt aber nur, dass eine Quote als isolierte Maßnahme nicht viel nützt.“

    Nein, er zeigt, dass eine Quote nicht viel nützt, weil die feministische Analyse der Gründe, die zur Abstinenz von Frauen führen, eine völlig falsche ist.

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  59. Danke Andreas, bei meinem Tun, geht es um Begeisterung und die kann ich nicht erzwingen sondern nur leben, wer in seinem Beruf etwas anderes sieht ist nicht berufen, sondern hat vielleicht Machtinteressen, doch wo die uns hingeführt haben, sehen wir immer deutlicher.

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  60. Interessante Sichtweise – aber korrekt: Wer Forderungen stellt, sorgt dafür, dass der, an den diese gerichtet sind, sich auch selbst seiner Macht bewusst wird. Insofern: Sehr schön geschrieben.

    Andererseits möchte ich aber auch etwas kritisieren – Männerdominanz in Medienhäusern ist Ausdruck von Inkompetenz und zunehmender Bedeutungslosigkeit? Wenn das Argument stimmen würde, würde es andersherum auch gelten…dann wäre die Führungsriege der Emma ebenso inkompetent und bedeutungslos. Das hinkt dann doch schon ziemlich.

    Und den Einfluss von Männern, die dich nicht freiwillig und aus feministischen Motiven heraus unterstützen, zurückzudrängen, nicht mit ihnen zu kooperieren sowie deren Autorität zu untergraben, wirkt irgendwie ätzend und bösartig…und dient eher dem eigenen Ego statt der „Firma“. Ich frage mich, wie es wohl der oder die Einzelne empfinden würde, mit einem Menschen mit dieser Einstellung zusammenzuarbeiten.

    Um das mal „rund“ zu machen: Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Kasparalleinzuhaus – im öffentlichen Dienst. Die Formulierung „Bewerbungen von Frauen werden besonders begrüßt“ ist dort aus einer inneren, inoffiziellen Quote heraus Standardbestandteil von Ausschreibungen geworden und hat dazu geführt, dass man als Mann in frauenlastigen Bereichen mittlerweile von beiden Geschlechtern umgarnt wird, um den…’tschuldigung…“Zickenkrieg“ in den Abteilungen auszubremsen und wieder etwas Ruhe und Sachlichkeit in den Arbeitsalltag zu bringen. Hilft übrigens tatsächlich.

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  61. Wenn auch nur eine Frau in einer Position angestellt wird, obwohl es einen qualifizierteren männlichen Bewerber gab, dann ist etwas schief gelaufen. Insofern kann man Ihre Weigerung eine Quote zu unterstützen nur positiv beurteilen.
    Ich habe das in meiner Studienzeit mal auf die Spitze getrieben. Da es eine technische Uni war, gab es einen deutlichen Männerüberschuß (und ich behaupte mal, dass die Uni bei der Immatrikulation männliche Bewerber nicht bevorzugt). Also hält man es für notwendig Frauenfördermaßnahmen durchzuführen und Frauenbeauftragte zu beschäftigen. Jede Stellenausschreibung muss geschlechtsneutral sein, sonst gibt es von den Frauenbeauftragten gleich eins auf den Deckel.
    Dumm nur, dass die Auschreibung für die Frauenbeauftragte nicht geschlechtsneutral war. Dort suchte man ausschließlich Frauen. Habe ich energisch moniert und schließlich wurden die Aushänge nachgebessert. Frauen sind sehr diskriminierend, wenn es darum geht sich selbst in Positionen zu heben. Männern würde man das natürlich vorwerfen, aber Frauen meinen es ja nur gut.

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  62. @Tim81 – Es kommt halt immer darauf an, was genau man unter „Qualifikation“ versteht. Qualifikation ist nichts Neutrales und Objektives, sondern die Kriterien, die dem zugrunde liegen, sind ebenfalls schon Verhandlungssache. In einer Kultur, die sich was ihr öffentliches Leben (Institutionen, Unis etc.) ausschließlich an männlichen Bedürfnissen und Wünschen orientiert und Frauen explizit ausgeschlossen hat (was eben nicht nur bedeutet, dass keine weiblichen Menschen dabei waren, sondern eben auch die Ideen, Vorstellungen und Wünsche von Frauen im Bezug auf die Organisation der öffentlichen Angelegenheiten nicht berücksichtigt wurden) – in so einer Kultur werden Männer immer tendenziell „qualifizierter“ sein.

    Dass es mir beim Praktizieren der 50-Prozent-Quote nicht schwer fällt, genügend „qualifizierte“ Frauen zu finden, liegt z.B. daran, dass ich andere Qualifikationskriterien habe. Wer nicht in der Lage ist, die Geschlechterdifferenz zu denken, kann nicht sinnvoll Zeitungsartikel schreiben und Medienkonzepte ausarbeiten. Das heißt, es geht hierbei NICHT um die Frage, irgendjemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen, und dieses Argument von antifeministischer Seite kann ich nun inzwischen wirklich nicht mehr hören. Sondern es geht darum, unter Beteiligung aller Menschen neu darüber zu verhandeln, wie die Welt aussehen soll.

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  63. @AntjeSchrupp:

    Die Logik ist doch ein Zirkelschluss – wenn das öffentliche Leben auf die Bedürfnisse von Männer zugeschnitten ist, was wollen dann überhaupt Frauen auf Posten, die eben für die Befriedigung dieser Bedürfnisse geschaffen sind?

    Da haben Sie, es sei denn, Du behauptest, männliche Bedürfnisse wären per se unberechtigt, doch dann gar nichts zu suchen.

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  64. @antje schrupp
    „In einer Kultur, die sich was ihr öffentliches Leben (Institutionen, Unis etc.) ausschließlich an männlichen Bedürfnissen und Wünschen orientiert und Frauen explizit ausgeschlossen hat “
    Wurden Frauen nicht. Marie Curie, die Frau von Nobel sprach fünf Sprachen fliesend. Es gibt genügend Beispiele dafür. Warum sind Feministinnen so daran interessiert, die Geschichte zu verfälschen?

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  65. @Antje Schrupp

    Ich denke nicht, dass Qualifikation ein Begriff ist, dessen Inhalt völlig beliebig ist oder gar lediglich relativ zu einer Kultur. Wenn dann sollte gesagt sein: Relativ zu einer Kultur, die sich mit bestimmten Problemen konfrontiert sieht, die gelöst werden müssen. Denn diese Probleme sind keineswegs rein willkürlich sondern ergeben sich auf der Beziehung, die die Kultur zu ihrem jeweiligen „Außen“ hat. Und insofern sind sie objektiv. In Führungspositionen sind bestimmte Fähigkeiten erforderlich, die sich aus der Situation des Managements innerhalb eines Unternehmens ergeben. Manches davon hängt sicher von der Unternehmens“kultur“ ab, d.h. der Art und Weise wie ein Unternehmen intern seine internen sozialen Beziehungen organisiert. Andererseits gibt es aber externe Grenzen, wie ein Unternehmen diese Beziehungen organisieren kann. Bspw. die Tatsache, dass ein Unternehmen Gewinn machen möchte und auf längere Sicht auch muss, weil sonst der Fortbestand der Institution nicht gesichert ist. Aus der sozialen Institution eines kapitalistischen Unternehmens ergeben sich also bestimmte Anforderungen an Menschen, die dort Führungsaufgaben (und andere Aufgaben) übernehmen sollen.

    Von daher scheint mir die Behauptung, dass wir in einer Kultur leben, „die sich was ihr öffentliches Leben (Institutionen, Unis etc.) ausschließlich an männlichen Bedürfnissen und Wünschen orientiert und Frauen explizit ausgeschlossen hat“ ziemlich einseitig und auch ein wenig blind für bestimmte Tatsachen. Denn: Nicht alle Wünsche sind erfüllbar. Das Wesen eines Wunsche ist, dass er eine imaginäre Komponente enthält. Ein Autokonzern will Autos verkaufen und er wünscht sich das nicht nur und muss sich daher beständig mit dem Übergang von Wunsch zu Wirklichkeit herumschlagen. Und eine Institution wie Daimler mit einem bestimmten Geschäftsmodell, die ja bekanntlich eine sehr niedrige Quote von Frauen in der Gesamtbelegschaft hat (ich glaube unter 20%), sucht eben Menschen, die bestimmte Qualifikationen mitbringen, die für diese Strategie des Unternehmens erforderlich sind. Dazu gehört z.B. die Qualifikation, Autos zu bauen, die gut fahren.

    Insofern sehe ich die Argumentation

    1) Qualifikationen sind subjektiv/kulturrelativ;
    2) unsere subjektive Wahrnehmung/Kultur favorisiert das Männliche;
    3) Also sind Frauen per se schlechter qualifiziert bzw. werden so wahrgenommen

    als ziemlich schwach an. Die Leistungsdaten eines Autos sind nicht subjektiv oder an den Wünschen von Männern orientiert. Zunächst einmal muss das Auto fahren, und ob es das tut, ist nicht kulturrelativ oder subjektiv. Und dazu muss man zunächst ein Auto konstruieren können, eine Fähigkeit, die sich daran zeigt, dass das Auto nachher fährt und eine bestimmte Leistung bringt. Und ich sage das als Geisteswissenschaftler, der eine gewisse Hochachtung vor den objektiven Resultaten der Arbeit von Ingenieuren hat. Ich kann kein Auto bauen. Und in sofern denke ich nicht, dass ich erwarten kann, dass Daimler mich anstellt, um Autos zu bauen.

    Im übrigen halte ich die Auffassung, Frauen würden in unserer „Kultur“ per se als schlechter qualifiziert wahrgenommen auch nicht wirklich für förderlich. Wenn sich nämlich einige Frauen das hier durchlesen und sich darauf etwas einbilden, werden sie sich dank dieser Einbildung sicher weniger Gedanken machen ggf. ihre objektiven Qualifikationen zu verbessen sondern eine Art von Vorurteil entwickeln, das dazu führt eigenes Versagen nicht mehr auf seine Komponenten zu analysieren, sondern jedes Mal auf die äußeren Umstände oder „die Anderen“ bzw. „die hegemoniale Männlichkeit“ abzuschieben. Sehr bequem, aber auch sehr schädlich. Es führt nämlich dann gerade nicht zu mehr objektiver Qualifikation.

    Eine kleine Schlussbemerkung: Aus meiner Auffassung, dass es objektiv begründbare Ungleichheit gibt folgt übrigens nicht, dass alle Ungleichheit objektiv begründbar ist. Das sei hier gesagt, nur um einem derartigen Gegenargument vorzubeugen wie: Mit meiner Auffassung werde nur die Unterdrückung verewigt oder dgl. Ich denke nicht. Es geht mir nämlich nicht darum diskriminierende Wahrnehmung von Qualifikationen zu legitimieren, sondern zu zeigen, dass es auch objektive Unterschiede bei Qualifikationen gibt, die nicht auf subjektiver Diskriminierung beruhen. Ich denke aber man sollte sich die Mühe machen, möglichst genau hinzusehen. Sonst kommen solch einseitige Auffassungen heraus wie diejenige, dass Frauen in der westlichen Kultur „bis zur Frauenemanzipation Frauen aufgrund ihres Geschlechts aus allen Entscheidungsprozessen explizit ausgeschlossen waren“. Dabei gibt es überaus zahlreiche sehr explizite historische Beispiele für das Gegenteil, von Olympias, der Mutter Alexanders des Großen bis Queen Victoria, Regentin des imperialistischen Englands. Zumal die Formulierung „aus allen Entscheidungsprozessen“ auch noch so klingt, als wären alle Frauen über Jahrtausende nur in dunklen Kerkern dahinvegitiert, bis sie auf wundersame Weise in eben diesen Kerkern den Feminismus erfanden. Sehr seltsam, so etwas zu lesen. Konkrete Analyse von Macht und Herrschaft sieht meiner Meinung nach anders aus.

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  66. @Andreas – Im Prinzip hättest du recht, wenn nicht dieses „öffentliche Leben“ für sich beanspruchen würde, Rahmenbedingungen (Gesetze, Wirtschaftsstrukturen etc) zu machen, die für beide -Frauen wie Männer – gültig sind. Wenn in reinen Männervereinen oder Männerzeitschriften nur Männer in den Führungspositionen sind, habe ich nix dagegen. Wenn in Aufsichtsräten und Parteivorständen und allen Mainstreammedien überwiegend Männer sind, kann das nicht so bleiben, weil sie sich mit Themen befassen, die Frauen ebenso betreffen.

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  67. @antje schrupp
    „Wenn in Aufsichtsräten und Parteivorständen und allen Mainstreammedien überwiegend Männer sind, kann das nicht so bleiben, weil sie sich mit Themen befassen, die Frauen ebenso betreffen.“
    Dann müssen sich Frauen dort beteiligen, ganz einfach. Aber daran scheitert es ja, selbst die Grünen haben nur einen Frauenanteil von 30% und das trotz Männer diskriminierenden Frauenstatut. Trotzdem sollen diese 40% der Posten belegen. Wieder eine Diskriminierung der Männer, weil dadurch eine Frau eine dreifach höhere chance auf einen Posten hat. Bleiben wir bei den Medien. Die wahrheit ist, das Frauen keine lust auf die entbehrungen eines Chefredakteurs haben, das ist ein scheiss job, viel arbeit, wenig Freizeit, keine Work life Balance. Meine Frau ist online Journalistin, ich weis wovon ich schreibe. Und sie schreiben es ja selbst, die Posten müssten umgestaltet werden. Wie, das haben sie leider noch nicht beantwortet. Wenn Frauen nach oben wollen, dann sollen sie auch das gleiche Leisten wie Männer.

    „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, oder?“
    Zum einen, waren das schon zwei. Zum zweiten, die Geschichte ist voll von Frauen die Macht hatten. Allein Friedrich der Grosse hat gegen drei Frauen Krieg geführt, gegen Madame de Pompadour, gegen die Kaiserin von Österreich und gegen Katharina die Grosse, Zarin von Russland. Es stimmt daher keineswegs, das Frauen vom öffenltichen Leben ausgeschlossen worden sind.

    Frauen haben die gleichen Chancen auf eine Führungsposition wie Männer, nur wollen Frauen nicht auf das gleiche Verzichten wie Männer, Familie und Freizeit. Für Frauen muss die Work Life Balance stimmen, für Männer nicht. Wenn das aber zwangsweise durchgesetz werden soll, dann für beide Geschlechter. Es kann nicht sein, das Familie und Beruf nur für Frauen vereinbar sein soll. Ich habe ja schon mal gepostet, das über 90% der Männer gerne mehr Zeit mit den Kindern verbringen würde, aber keine Zeit hat, aufgrund des Berufs. Eine Frauenquote ist daher diskriminierend, weil es nur Frauen etwas ermöglicht, aber nicht den Männern, weil nur Männer verzichten müssen, Frauen aber alles haben können, weil dadurch nur Männer sich durch beisen müssen, während Frauen nach oben getragen werden.

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  68. „Wer nicht in der Lage ist, die Geschlechterdifferenz zu denken, kann nicht sinnvoll Zeitungsartikel schreiben und Medienkonzepte ausarbeiten.“

    diese aussage ist totalitär.

    „… in so einer Kultur werden Männer immer tendenziell “qualifizierter” sein.“

    frauen qua geschlecht die quaifikation abzusprechen und gleichzeitig auf einer geschlechterdifferenz zu beharren ebenso.

    fazit: wer nicht in der lage ist, qulifikation nicht vom geschlecht abhängig zu machen, sondern geschlechterdifferenzen forciert, kann keinen sinnvollen beitrag zum gedeihlichen zusammenleben der geschlechter leisten.

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  69. @AntjeSchrupp:

    Im Prinzip hättest Du Recht, wenn Frauen nämlich unbeteiligt-unschuldig neben der „männlichen Dominanzkultur“ stehen würden und dauernd belästigt würden.

    Tatsächlich ist es wohl eher so, dass Frauen ganz hervorragend an diese adaptiert sind, indem sie es verstehen, einigen Nutzen aus dieser zu ziehen, ohne gleichzeitig mit einigen Nachteilen derselben konfrontiert zu werden.

    Und es wird eben auch nicht funktionieren für Frauen, die Vorteile, die der Wirt und die, die der Gast hat, gleichzeitig zu bekommen, ganz egal, ob ihre Wünsche mit beachtet werden oder nicht.

    In dem Sinne bin ich auch ganz bei Dir, ja, es ist sehr unglücklich für unsere Kultur, dass Männer es übernommen haben, für Frauen zu sprechen – am schlechtesten für Männer selber.

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  70. Was würden Sie denn in dem all machen, dass Männer mal deutlich unterrepräsentiert sind? Falls das in Ihrem Umfeld nicht vorkommt, bitte fiktiv aber EHRLICH beantworten.

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  71. @KH – Dann würde dasselbe andersrum gelten. Es ist ja kein Zufall, dass die Abwesenheit von Männer aus z.B. der Kleinkindererziehung zuerst und vor allem von Feministinnen problematisiert wurde und wird.

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  72. Okay. Ich wundere mich nur, dass z. B. alle Gleichstellungsstellen von Frauen besetzt sind, obwohl ja die Gleichstellung beider Geschlechter vertreten werden soll, und ich so etwas nie in den Medien etc. diskutiert sehe. Das hat so einen Touch von Doppelstandard. Ist mir da etwas entgangen?

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  73. Die Frage meine ich durchaus ernst. Was man in den Medien hört, ist ja nicht unbedingt repräsentativ, und oft sind die lautesten nicht unbedingt die Mehrheit.

    Auf der anderen Seite stoße ich dann auf Fällewie die mit Monika Ebeling, auf Kommentare wie den, dass Gleichstellungsbeauftragte (Frauen) einhellig beschließen, dass im Falle von Männerunterrepräsentation nicht eingegriffen werden muss etc. Und dann frage ich mich, inwiefern das nun wirklich repräsentativ für „den Feminismus“ ist oder nicht.

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  74. @Horst_Sabine:

    Ich hätte es nicht gedacht, aber es kommt vor: Ausnahmsweise kann ich die feministische Position hier verstehen.

    Bei der Teilhabe an gesellschaftlicher Macht kommt es auf die Teilhabe an – also darauf, selber das eigene Schicksal mitbestimmen zu können.

    Das Argument „xyz ist qualifizierter“ oder „xyz ist intelligenter“ ist da genauso fehl am Platze, um jemanden diese Teilhabe zu verwehren und Bevormundung zu verordnen, wie etwa das Argument „xyz ist stärker“ etc.

    Welche tollen Eigenschaften xyz hat, interessiert mich in dem Moment, wo es um meine eigenen Wahlmöglichkeiten geht, nicht.

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  75. @AntjeSchrupp:
    Wenn Sie voraussetzen, dass aufgrund der Überrepräsentation von Männern in Führungspositionen in der Medienwelt die Qualität der Medienerzeugnisse im Allgemeinen und für Frauen im Besonderen unzureichend ist, die Karrierechancen und das Arbeitsklima bzw. die Randbedingungen für Frauen miserabel sind und daraus möglicherweise folgend die Produktivität leidet, – wenn das alles zutreffend sein sollte, warum geben die Frauen, die es anders und besser machen wollen, nicht diese schlechten Bedingungen auf, rotten sich zusammen, machen etwas Eigenes, das für Frauen oder auch für alle viel besser passt?
    Da kann eigentlich gar kein Risiko bestehen. Die anvisierte Konsumentengruppe bestünde ja mindestens aus der weiblichen Hälfte der Bevölkerung, nach Ihren Ausführungen sogar in der gesamten Bevölkerung.

    Das heliozentrische Weltbild, das Auto, der PC – alles Ideen, die ursprünglich abgelehnt, unterdrückt, bekämpft oder verlacht wurden. Durchgesetzt haben sie sich trotzdem. Frauengeführte Medienhäuser mit Produkten und Dienstleistungen von Frauen für alle sollen dann nicht möglich sein, bloß weil es Männer gibt? Wenn die Idee so revolutionär ist, wie die oben genannten, lässt sich ihre Realisierung nicht vermeiden.

    Aber das werden wir dann sehen.

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  76. „Das Argument “xyz ist qualifizierter” oder “xyz ist intelligenter” ist da genauso fehl am Platze, um jemanden diese Teilhabe zu verwehren und Bevormundung zu verordnen, wie etwa das Argument “xyz ist stärker” etc.“

    eben, Andreas. wenn antje schreibt:

    “… in so einer Kultur werden Männer immer tendenziell “qualifizierter” sein.”

    dann stimmt sie diesem argument aber zu. und das halte ich für unzulässig.

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  77. @ Antje, Kommentar 70: „Wenn in Aufsichtsräten und Parteivorständen und allen Mainstreammedien überwiegend Männer sind, kann das nicht so bleiben, weil sie sich mit Themen befassen, die Frauen ebenso betreffen.“

    Ha, erwischt ; ) – das ist doch eigentlich das beste Argument pro Quote, oder?

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  78. @Kiribati:

    Finde das Teilhabe-Argument zwar prinzipiell gut und wichtig – in der Anwendung, die Du zitierst, aber äusserst fragwürdig.

    Erstens stellt sich die Frage, ob Frauen durch die Entscheidungen von Institutionen, denen sie gar nicht oder in geringem Prozentsatz angehören, hinreichend beeinflusst werden, um Teilhabe fordern zu können – erklär mir z.B. bitte mal, wieso Du eine Vertretung durch 40 % Frauen im Aufsichtsrat der Maschinenbau xy AG haben willst, mit fünf Prozent Frauen in der Belegschaft ?

    Die zweite Frage, die sich mir stellt, ist, mit welchem Recht Du eine Vertretung forderst, die spezifisch Frauenbelange vertritt. Es werden nämlich, anders als Du voraussetzt, von derartigen Entscheidungsgremien nicht einfach die Belange von Männern berücksichtigt, sondern bestenfalls die eines kleinen nicht-repräsentativen Teils mit einem bestimmten wirtschaftlichen und kulturellem Hintergrund. Warum sollten es Frauen da besser haben als die übergroße Mehrheit der Männer – anders gesagt, der Aufsichtsrat wird die Interessen der Aktionäre vertreten, egal, ob Männer oder Frauen drin sitzen und egal, ob die Männer oder Frauen sind.

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  79. @Kiribati – Ja, das wird oft als ein Argument für die Quote angeführt, aber ich behaupte, dass die Quote dieses Problem nur oberflächlich „löst“. Die Abwesenheit der Frauen ist nur ein Symptom, nicht die eigentliche Krankheit, und deshalb nützt es nichts, nur auf der Ebene der Symptome herumzudoktern. Dazu habe ich schon mal was gebloggt: https://antjeschrupp.com/2010/03/09/gegen-welche-krankheit-helfen-nochmal-quoten-und-wer-ist-berhaupt-der-patient/

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  80. @85, Antje Schrupp:

    Ui. Wenn das die Haltung eines überwiegenden Teils der Feministen ist, dann könnte man doch in einen produktiven Dialog kommen. Frage mich nur, warum das nicht passiert, und stattdessen Stellvertreterdiskussionen wie diese Quotenidee immer wieder hochkommen.

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  81. @Andreas – Danke für den Link, der ist in der Tat interessant. Aber dieses ständige Feminismus-Bashing finde ich schon grandios: Da geht die Allianz hin und setzt immerhin mal einiges von dem um, was Feministinnen schon seit Jahren und Jahrzehnten einfordern (nicht erst seit 2008, ich lach mich tot), aber anstatt einfach mal „Danke“ zu sagen und zuzugeben, dass man hier was gelernt hat, geht es einher mit: Wir machen es richtig und nicht so wie die verknorzten Emanzen. Es scheint mir ein Systemfehler unserer Kultur zu sein, dass Anstöße von Frauen nicht akzeptiert werden können, sondern dass es (warum? für das männliche Ego? für eine angebliche „Neutralität“) irgendwie notwendig zu sein scheint, dass man diesen Ursprung abspaltet und verleugnet. Und so lange das so ist, hilft uns auch keine Quote nix.

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  82. Es wird viel für das Image in der Öffentlichkeit getan. Einer Allianzversicherung geht es um Gewinnmaximierung und danach wird ausgesucht und gehandelt, wenn das mit einem effektiveren Umgang miteinander möglich ist gut, wenn nicht wird es abgewürgt. Wer gibt von den Männern gerne Macht auf? Und wenn sie Frauen einsetzen müssen ihre Machtvorstellungen weiter gefestigt werden, und wer Peter Kruse hört was er über unsere Bundeskanzlerin sagt, der weiß, was ich meine: http://www.youtube.com/watch?v=FAejH-F8a5s Wenn Frauen das wollen, haben sie heute schon verloren, und die Männer natürlich auch: http://www.youtube.com/watch?v=KtU9-tU0z0M&feature=relmfu

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  83. Ja, es geht nur ums Image.

    Wie wars denn bei der Telekom, die nach vorne preschen und wichtige Stellen mit Frauen besetzen wollte. Fr. Lauterbach hieß die Dame und war nach knapp einem Jahr wieder weg, weil sie sich von ihrem Vorgesetzten nicht immer reinreden lassen wollte:

    „Die Managerin sei ‚an Selbstbesoffenheit, Arroganz und Überheblichkeit nicht mehr zu toppen‘. Ihr Umgang mit Mitarbeitern sei ‚völlig daneben‘ gewesen. Sie habe Projekte ‚durchgepeitscht, ohne Rücksicht auf Verluste‘, berichtet ein anderer Kollege.“ so schreibt der Spiegel (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,748411,00.html).

    Und heute stellt man sich wieder als großer Quotentreiber da und wirbt mit 30 % Frauen als wäre es der kostenlose Mehrinhalt des Firmenprodukts.

    Das erschreckende ist für mich nicht die schlechte Meinung, die Politik und Wirtschaft von den Frauen haben. Es ist das schlechte und völlig verachtende Bild, das sie von den Menschen selbst haben. Kontrollierbare Massen, Dummköpfe, die nichts verstehen, neuen Ideen hinterherjubeln und Pleiten wie die Quotenfrau Lauterbach nach spätestens einem Jahr eh wieder vergessen haben.

    Ich weiß nicht, was mich daran mehr aufregt. Dass „die“ so denken, oder dass wir es oft genug schaffen, diesem Bild noch gerecht zu werden.

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  84. @antje schrupp
    „Da geht die Allianz hin und setzt immerhin mal einiges von dem um, was Feministinnen schon seit Jahren und Jahrzehnten einfordern (nicht erst seit 2008, ich lach mich tot), aber anstatt einfach mal “Danke” zu sagen und zuzugeben, dass man hier was gelernt hat, geht es einher mit“
    Nein, die allianz geht eben nicht den Feministischen Weg. Dort müssen Frauen etwas leisten, damit sie nach oben kommen, so wie überall anders auch, was Frauen offenbar gar nicht behagt. Der Feministische Weg sieht vor, wie es die Politik vorgemacht hat, das Frauen nichts leisten müssen, um an gutbezahlte stellen zu kommen.

    @nansen
    Die Frau war einfach inkompetent. Das passiert halt, wenn man die Quote einführt.

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  85. warum atmen männer auf, als diese frau gegangen wurde? sind durch managmentaufgaben verhärtete frauen rigeroser als männer? oder ist es ein falsches frauenbild, was diese männer haben? sind sie eine andere art von kommunikation mit frauen gewohnt? müssen sie umlernen? sich anpassen an mehr härte die frauen zeigen? oder hatte ihr chef angst vor machtverlust, denn es geht doch auch bei der frauenquote um macht und nicht um gegenseitiges verstehen.

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  86. „oder ist es ein falsches frauenbild, was diese männer haben? sind sie eine andere art von kommunikation mit frauen gewohnt? müssen sie umlernen? sich anpassen an mehr härte die frauen zeigen? “ (axel)

    @axel: Wenn Männer sich nicht an die „neue Härte“ der Frauen gewöhnen können, heißt das:
    1) dass diese Führungsstrukturen nicht einmal mit Frauen klar kommen, die so agieren wie sie selbst. Sprich auf eine männliche Art und Weise. (Ich vermute mal, dass Frau Lauterbach einen recht gängigen, aggressiven Führungsstil an den Tag gelegt hatte. Zumindest lese ich das aus den Kritiken raus)
    2) dass sie weit, weit weg von der Akzeptanz eines gänzlich anderen Führungsstils sind.

    @imion:
    „Die Frau war einfach inkompetent. Das passiert halt, wenn man die Quote einführt.“

    Wie der Vogel zum Eichhörnchen sagte: „Wer nicht fliegen kann, gehört nicht auf einen Baum“. Der Pinguin sah das auch so.

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