Alltäglicher Wahnsinn: Das Leben einer berufstätigen Mutter

Eines der größten Mysterien unserer Zeit ist für mich die Tatsache, dass immer noch so viele Kinder geboren werden.

Seit ich mich vor ein paar Jahren intensiver mit dem demografischen Wandel beschäftigt habe, ist mir klar geworden, dass die Kinderzahlen pro Frau keineswegs ständig sinken, wie als Annahme immer so im Zeitgeist herumwabert. Im Prinzip ist die „Fertilitätsrate“ schon seit hundert Jahren mehr oder weniger gleich geblieben – der große deutsche Geburtenknick fand zwischen 1910 und 1920 statt, als die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von fünf auf unter zwei sank. Alle späteren Schwankungen waren im Vergleich dazu Pillepalle.

Viele werden also nach wie vor Mütter, obwohl sich die Lebensbedingungen von Frauen und damit auch die Umstände, unter denen sie Kinder zur Welt bringen, fundamental verändert haben. Frauen können heute wählen und sich überhaupt politisch engagieren (die Gründung politischer Vereinigungen war ihnen bis 1909 per Gesetz verboten), sie können eigenes Geld verdienen (bis in die 1970er brauchten sie dafür die Erlaubnis ihres Ehemannes), sie müssen nicht mehr heiraten, um einen „ehrbaren“ Platz in der Gesellschaft zu haben. Es stehen ihnen Verhütungsmittel zur Verfügung, und Abtreibungen sind nicht mehr hochriskante Angelegenheiten in illegalen Hinterzimmern. Frauen sind gut ausgebildet, und kaum noch jemand wirft ihnen ernsthaft vor, wenn sie kinderlos bleiben, hätten sie ihre Weiblichkeit verfehlt.

Während sich also die Bedingungen für ein Frauenleben ohne Ehemann und Kinder im letzten Jahrhundert ganz enorm verbessert haben, ist das Frauenleben mit Kindern nach wie vor schwierig und kompliziert. Die gesellschaftlichen Strukturen sehen das nämlich nicht vor; der „Modellmensch“, um den herum sich unsere Arbeitswelt, die Sozialversicherungen und so weiter drehen, ist der von Fürsorgepflichten befreite, nur für sich selbst zuständige Erwachsene. Trotz mancher Veränderungen im Detail liegt die Verantwortung für das Versorgen von Kindern nach wie vor bei der Mutter und gegebenenfalls (also wenn er „mitmacht“) beim Vater. Kinder sind „Privatvergnügen“.

Für mich persönlich war das der Grund, warum ich keine Kinder bekommen habe. Ich hatte keine Lust, meine männlichen Lebenspartner danach auszusuchen, ob ich mit ihnen eine „Familie“ gründen konnte; die Männer, in die ich mich verliebte, hatten immer andere Qualitäten, aber nicht diese. Und in der Regel hatten sie auch keine diesbezüglichen Ambitionen.

Das allein hätte mich zwar nicht davon abgehalten, Mutter zu werden, wenn ich es unbedingt gewollt hätte – aber angesichts der damit verbundenen Schwierigkeiten, Unannehmlichkeiten, finanziellen Unwägbarkeiten wollte ich nicht. „Ich schaff mir keine kleinen Kinder an“, sang ich mit Nina Hagen, und fühlte mich genau deshalb „unbeschreiblich weiblich“. Wenn du, Gesellschaft, Kinder haben willst, dann schaffe vernünftige Rahmenbedingungen dafür, und wenn du das nicht auf die Reihe kriegst, dann ist das nicht meine Schuld – so war immer meine Einstellung. Es war mir also wichtig, zu betonen, dass ich mich keineswegs aktiv gegen Kinder entschieden habe. Ich sah nur angesichts der Umstände keine Veranlassung dazu, welche zu bekommen.

Natürlich war die Lage in den 1990er Jahren – also dem Zeitraum, als das Thema für mich altersmäßig relevant war – noch um einiges schlechter als heute. Kitaplätze waren noch seltener, es gab kein Elterngeld, der Anspruch, dass auch die Väter sich eventuell an der mit Kindern verbundenen Arbeit nicht nur „beteiligen“, sondern sich auch vollumfänglich dafür verantwortlich fühlen, war noch sehr exotisch, und die Versuche, wenigstens halbwegs sowas wie eine „Vereinbarkeit“ von Kindern und Berufsleben zu bewerkstelligen, noch ganz rudimentär.

Mit großem Interesse habe ich deshalb Barbara Streidls neues Buch gelesen: Wie ist es denn heute, zehn, zwanzig Jahre später? Hat sich was verbessert? Würde ich mich heute vielleicht anders entscheiden?

Eher nein. „Kann ich gleich zurückrufen?“ ist der Titel, unter dem Streidl den „alltäglichen Wahnsinn einer berufstätigen Mutter“ beschreibt. Sie schildert darin eine typische Woche aus dem Leben einer Frau mit dreijährigem Sohn und 30-Stunden-Arbeitswoche. Und es ist tatsächlich der reine Wahnsinn. Und das, obwohl die Umstände ihrer Protagonistin vergleichsweise gut sind: Sie hat einen verantwortungsvollen Ehemann, der sich des Problems bewusst ist und mitmacht, wo er kann, sie hat keine Geldsorgen und auch sonst keine größeren anderweitigen Probleme. Und trotzdem ist das Leben eine reine Hetze.

Mit genauem Blick schildert Barbara Streidl die vielen kleinen Fallstricke der Unvereinbarkeit von „Beruf und Familie“. Allein deshalb lohnt die Lektüre. Dabei setzt sie die geschilderten Erlebnisse zugleich in Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten und zeichnet so ein ziemlich genaues Bild von dem Dilemma.

Was mich am meisten deprimiert hat, ist das ständig präsente Schuldgefühl der Protagonistin: Schuldgefühle gegenüber den Kollegen, die wegen ihr flexibler sein müssen, gegenüber der Putzfrau, von deren eigenem Leben sie nichts weiß, gegenüber der alten Mutter, die sie für Not-Kinderbetreuungs-Einsätze einspannt, gegenüber dem Ehemann, mit dem sie zu wenig gemeinsame Zeit als Paar verbringt, gegenüber dem Kind, das sie ständig hetzen muss und so weiter. Und dann auch noch Schuldgefühle wegen mangelnder Zivilcourage: Weil die Protagonistin als reflektierte Feministin die Situation durchschaut, aber nicht überall, wo es notwendig wäre, den Elan hat, etwas zu sagen und einzugreifen.

Es ist ziemlich offensichtlich, dass es die berufstätigen Mütter sind, die in ihrer Person mit einem eigentlich unmöglichen Spagat zusammenhalten, was zusammengehört, aber von den realen gesellschaftlichen Umständen ständig auseinandergerissen wird.

Die große Stärke des Buches ist, dass Streidl dieses Dilemma sowohl auf der kleinteiligen Ebene möglicher Veränderungen angeht – indem sie zum Beispiel viele kleine Missstände beschreibt, die sich mit etwas gutem Willen durchaus verändern ließen – aber gleichzeitig deutlich werden lässt, dass hier ein tieferer Konflikt liegt, der nicht mit ein paar konkreten politischen Maßnahmen hier und da behoben werden kann.

Und was nun tun? Das Beste aus der Situation machen. Mir persönlich ist nach der Lektüre dieses Buches noch immer und erst recht unverständlich, warum so viele Frauen überhaupt Kinder bekommen. Aber vielleicht steckt genau in dieser weiblichen Irrationalität der Impuls, den wir brauchen, um gesellschaftliche Veränderungen zum Besseren anzustoßen. Denn das geht wohl tatsächlich nur „gegen jede Logik“ und „gegen jede Wahrscheinlichkeit“.

Dreierlei scheint mir dafür in der heutigen Situation wichtig:

Erstens: Wege zu finden, wie Mütter ihre Schuldgefühle loswerden können, oder besser, aus diesen Schuldgefühlen einen politischen Konflikt zu machen. Die Logik unserer gesellschaftlichen Strukturen bringt konkretes Leid hervor, aber da eine gesellschaftliche Struktur sich nicht schuldig fühlen kann, nehmen diejenigen die Schuld auf sich, die die Resultate vor konkreten anderen Menschen verantworten müssen. Also zum Beispiel die Mutter, die ihr Kind jeden Tag hetzt, damit sie es rechtzeitig in der Kita hat, oder die Tochter, die ihre Mutter nur sieht, wenn sie sich zum Babysitten die Türklinke in die Hand geben. Die Schuld, um die es hier geht, ist berechtigt, aber uns muss klar sein, dass sie von den betroffenen Frauen sozusagen nur stellvertretend für die Allgemeinheit verkörpert wird. Also zum Beispiel auch stellvertretend für mich, die ich es vermieden habe, in solche Situationen zu geraden, indem ich kinderlos geblieben bin.

Zweitens: Keine Rechtfertigungen. Es gibt kein „richtiges“ Frauenleben und auch kein „richtiges“ Mutterleben. Und daher ist es notwendig, dass berufstätige Mütter bewusst Entscheidungen treffen, ohne sich dafür zu rechtfertigen. Das betrifft die Art der Kindererziehung ebenso wie die Art des beruflichen Engagements oder die Art, Hausarbeit zu organisieren. „Weil ich es will“ ist eine Begründung für persönliche Entscheidungen, die frau ruhig zum Standard machen könnte – denn ob eine Entscheidung verantwortungsvoll getroffen wird (was natürlich wichtig ist), kann man nicht daran ablesen, ob sie anderen gefällt oder nicht.

Und drittens: Beziehungen stärken, sich auf Beziehungen stützen. Keine ist alleine Mutter. Dass dieses Eingebundensein von Müttern in ein größeres Beziehungsnetz heute meist auf ihre Beziehung zum Kindsvater enggeführt wird, halte ich für problematisch und irreführend – das wäre im Übrigen auch mein einziger Einwand gegen das Buch von Barbara Streidl (obwohl sie hier vielleicht auch einfach nur die Realität abbildet, aber es ist eben wie ich finde eine problematische Realität). Das Gute an der stärkeren Aufmerksamkeit für die Väter ist natürlich, dass die Position der Mutter überhaupt schon einmal sozialisiert wird und nicht nur in der Symbiose Mutter-Kind verankert bleibt. Denn es ist so, wie Streidl am Ende ihres Buches schreibt,

 … dass wir zusammenhalten müssen. Um diese schwierigen, merkwürdigen, anstrengenden Zeiten nicht nur zu überstehen, sondern vielleicht auch zu genießen. Wir stoßen mit unseren Weingläsern an.

Barbara Streidl: Kann ich gleich zurückrufen? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter. Blanvalet, München 2012, 8,99 Euro

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

50 Gedanken zu “Alltäglicher Wahnsinn: Das Leben einer berufstätigen Mutter

  1. „Es war mir also wichtig, zu betonen, dass ich mich keineswegs aktiv gegen Kinder entschieden habe.“

    Sorry, das verstehe ich nicht. Du wolltest keine haben, also hast du wohl verhütet, um keine zu kriegen. Für mich ist das sehr wohl „aktiv“. Die Gründe, weswegen du dich gegen Kinder entschieden hast, sind da doch eher zweitrangig, oder? Du hast etwas getan, um kinderlos zu bleiben, also warst du auch aktiv.
    „Passiv“ kinderlos zu bleiben geht wohl nur, wenn man unfruchtbar ist, aber ob das dann so freiwillig ist, ist die andere Frage.

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  2. @Robin Urban – Damit meine ich, dass ich mich nicht persönlich gegen Kinder entschieden habe, weil ich etwas gegen das Muttersein oder Kinderkriegen gehabt hätte. Unter anderen gesellschaftlichen Umständen hätte ich vielleicht sogar gerne Kinder gehabt, ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher. Ich wäre gerne Mutter geworden. Aber die Umstände waren halt nicht danach, es hat sich nicht ergeben, mich hat niemand ermutigt, das Thema hat sich einfach nicht gestellt.

    Das ist ja was anderes, als eine Frau, die einfach keine Kinder will und egal unter welchen Umständen auch immer keine bekommen würde.

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  3. Das Thema scheint gerade in der Luft zu liegen. Auf meinem Blog habe ich mir – kürzer und lauter – Luft gemacht http://www.clean-record.net
    Wir müssen die Situation alleinerziehender Mütter lauter besprechen, denn sonst kommen wir aus diesem individualisierten Schuldgefühl nicht raus.
    Vernetzung ist ein wichtiger Schritt, doch es sind nach meiner Erfahrung die Frauen in ähnlichen Situationen, die sich gegenseitig unterstützen.
    Die Perspektive kann nur Politisierung sein, denn um die Situation zu verändern, gehören Themen wie Entgeltgleichheit, Betreuung und flexible Arbeitszeitmodelle in die Debatte.

    Danke für die Buchbesprechung!

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  4. Wie Sie schreiben, ist Ihnen nach der Lektüre des Buches immer noch \”unverständlich, warum so viele Frauen überhaupt Kinder bekommen\”. Vielleicht genau aus den Gründen, die hier nicht erwähnt sind und die in der Debatte ausgeblendet werden? Dass nämlich Kinder (und deren Mütter) nicht nur volkswirtschaftliche Faktoren sind? Vielleicht, weil Kinder einem trotz und alledem etwas zurückgeben? Ich glaube, dass dies ein sehr starkes Motiv ist, das immer noch vieles überblendet. Meiner Meinung nach ist das gut so – denn nur so können auch die positiven Impulse entstehen, die notwendig sind, um die von Ihnen zu Recht kritisierten Umstände zu verändern.

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  5. Ich kann nicht für Antje Schrupp sprechen, aber ich habe sie so verstanden, dass sie sich gegen das Muttersein unter diesen konkreten gesellschaftlichen Bedingungen entschieden hat und nicht gegen Kinder, so wie sich jemand gegen Kinder haben entscheidet, weil ersie ihnen diese Welt nicht zumuten will.

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  6. @Constanze Hacke – Ja, genau so meinte ich das auch, das ist auch meine Vermutung, weshalb ich ja geschrieben habe „Aber vielleicht steckt genau in dieser weiblichen Irrationalität der Impuls, den wir brauchen, um gesellschaftliche Veränderungen zum Besseren anzustoßen. Denn das geht wohl tatsächlich nur „gegen jede Logik“ und „gegen jede Wahrscheinlichkeit“.“
    Dass es für mich persönlich halt doch unverständlich bleibt, ist dagegen ja kein Widerspruch 🙂

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  7. @Antje Schrupp: In diesem Fall halte ich aber die „weibliche Irrationalität“ für etwas Wunderbares. Im Beitrag klang das – zumindest für mich – noch recht negativ.

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  8. ²sie können eigenes Geld verdienen (bis in die 1970er brauchten sie dafür die Erlaubnis ihres Ehemannes), “
    nein, brauchten sie nicht. Erstens, ist dieser § schon 1958 ad acta gelegt worden, zweitens sagte dieser § nicht aus, das Frauen die Erlaubnis des Ehemannes brauchten.

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  9. Frage mich immer wieder, wen solche Begründungen wie „wenn die Gesellschaft Kinder will, soll sie für Rahmenbedingungen sorgen“ überzeugen soll.

    Als Gesellschaftsmitglied will ich vielleicht Kinder, aber nicht notwendigerweise die von Frau Kreti, sondern meine eigenen – und wenn ich drei Kinder möchte, bin ich nicht bereit, auf eins zu verzichten, um Frau Pleti das eine zu finanzieren. Umgekeht, wenn ich auf Kinder verzichte, sehe ich auch nicht ein, warum ich dann die von anderen mitfinanzieren sollte.

    Effektiv sozialisiere ich Kinderkosten unter Eltern – das kann ich auch gleich lassen.

    Dem Ganzen wird dann noch in der Regel die Krone aufgesetzt, weil die, die am lautesten nach einer Sozialisierung der Kinderkosten rufen, wenn es um ihren Einsatz beim Kinderaufziehen geht, wiederum „Bestrafung und Verrat“ brüllen, wenn sich gegen die negativen Folgen des Keine-Kinder-habens versichern sollen, wenn z.B. Pläne besprochen werden, Kinderlose aus der gesetzlichen in eine private kapitalgedeckte Rentenversicherung zu verschieben. Dann entdecken auch Kinderlose oft ganz schnell die angebliche überbordende Beteiligung der Gesellschaft an der Kinderaufzucht.

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  10. ich bin ja sehr gespannt auf Barbaras Buch – hab es seit gestern daliegen. aber ich kenn Barbara auch ziemlich gut – genauso wie diesen Wahnsinn. zu gut.

    was ich neu gelernt habe, ist deine persönliche Perspektive und Geschichte – vielen Dank fürs mit uns teilen. ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. komisch und interessant, dass ich mir so tiefe und alle seiten berücksichtigende Gedanken vor den Kindern nie gemacht habe. ein bisschen vermute ich meine DDR-Sozialisation, aber auch grünes Umfeld als prägend für die Selbstverständlichkeit, mit der ich mit 24 Jahren mein erstes Kind bekam. heute sehe ich das anders 😉 und bin doch froh, dass ich einfach so naiv war. auch wenn ich sehr oft Zweifel. und ja: diese Schuldgefühle! besser gesagt: dieses Gefühl, auf allen Ebenen zu dilletieren! schrecklich! Wiebke Bruhns hat das auch mal so geschildert – überall dilletierst du, das ist normal.

    danke auch für diesen Satz: „Während sich also die Bedingungen für ein Frauenleben ohne Ehemann und Kinder im letzten Jahrhundert ganz enorm verbessert haben, ist das Frauenleben mit Kindern nach wie vor schwierig und kompliziert.“ so kommt es mir auch vor. ich sehne mich oft nach der Freiheit der Kinderlosen. ehrlich. aber die hab ich erst in zehn bis 15 Jahren wieder.

    das ist ok. das passt. aber es ist eben schön, auch einmal gesehen zu werden.

    danke!

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  11. PS. Als Vater von drei Kindern kann ich nur sagen, dass der obige geschilderte Stress halt normal ist – Frauen kennen den ja in der Regel nicht, solange sie liiert sind und sich erwerbstechnisch auf der Liason ausruhen können. Meiner Ex fielen auch die Augen aus, als sie auf einmal vom Gericht doch tatsächlich zu sowas Bösem wie einer stressigen Erwerbsarbeit verdonnert wurde, wo sie doch drei Kinder in der Ganztagsschule hat.

    Kleiner Vorschlag zur Entstressung: Einfach mit dem Ex ein Wechselmodell vereinbaren, muss ja nicht wöchentlich sein.

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  12. Das hört sich nach einem tollen Buch an, was meinen alltäglichen Wahnsinn als Vollzeit berufstätige Mutter gut beschreibt. Warum ich das tue? Weil ich es will, kann ich nur mit Antje Schrupps Worten sagen. Ich liebe mein Kind und ich liebe meinen Beruf. Von meinem Chefs – durchweg männlich – bin ich dabei stets unterstützt worden, von weiblichen Kolleginnen kann ich das nicht sagen. Nur gut organisierte Menschen können das schaffen. Das ist ja für manchen Arbeitgeber eine interessante Qualifikation, oder? Und die Hoffnung bleibt: dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sich eines Tages auch bei uns ändern.

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  13. Ach, und noch ein PS.:

    Das Leben ist für Väter und Mütter, so letztere überhaupt Vollzeit erwerbstätig sind, deswegen so stressig, weil Arbeitgeber jederzeit auf einen großen schönen Pool von Allzeit bereit stehenden Leuten ohne Kinder zurückgreifen können, die das Kinder kriegen weit von sich weisen, weil die Arbeitgeber ja so unsozial sind und vollen Einsatz verlangen.

    Ja, warum können die das wohl, frage ich mich da … ich glaube, selbst die dem Göttergatten angeblich den Rücken freihaltende Zusatzbelastung names „Hausfrau und Mutter“ ist da nur ein Tropfen, der das schon volle Fass zum Überlaufen bringt!

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  14. @imion – 1958 wurde das Gesetz aufgehoben, wonach der Ehemann das „Letztentscheidungsrecht“ in allen Angelegenheiten hatte. Das Gesetz, das eine inner-eheliche Aufgabenteilung festlegte und vorschrieb, dass Ehefrauen nur erwerbstätig sein dürfen, wenn sich das mit ihren ehelichen Pflichten vereinbaren lässt, galt noch bis 1977.

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  15. „Weibliche Irrationalität“ ist eine, nunja, nette Umschreibung dafür, dass es ein Leben neben der Berufstätigkeit und eigenen Karriere gibt. Und dieses scheint vielen Frauen offenbar ( zum Glück?) wichtiger zu sein, sodass sie den Stress der Doppelbelastung (diese „Irrationalität“) in Kauf nehmen. Natürlich läuft vieles falsch, keine Frage. Wahrscheinlich würden wir aber bald aussterben, wenn mehr Frauen die Entscheidung für oder gegen ein Kind derart rationell fällen.
    Warum also?
    Der Gewinn durch meine Kinder ist für mich größer als durch eine 40h-Karriere. Ich dümple eben nur 20 h mit Ach und Krach. Trotz spannenden Jobs und zweier Studien. Völlig irrational aber sehenden Auges.

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  16. Ja, kleine Kinder sind anstrengend und wie gut die Kinderbetreuung auch ausgebaut wird, sie wird es bleiben. Es handelt sich aber nur um einen begrenzten Zeitraum. Mit jedem Jahr werden die Kinder selbständiger und das eigene Leben wieder Stück für Stück einfacher. Das soll nicht heißen, das die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht verbesserbar sind, aber Kinder erziehen, ohne sich selbst eine zeitlang zurückzunehmen wird es nie geben.

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  17. @antje Schrupp
    Nein, der §1358 BGB wurde 1958 aufgehoben. Desweiteren hatte der Ehemann niemals und zu keinem Zeitpunkt das Letztentscheidungsrecht in allen angelegenheiten. Das hatte er nur über das eingebrachte Gut, und als eingebrachtes Gut galt das, was in einem Ehevertrag, also auch von der Frau, ausgehandelt worden ist. Hat die Frau nicht zugestimmt, konnte der Mann gar nichts.

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  18. @imion – Es ging hier um den § 1354 BGB, und er lautete (bis 1958): „Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; er bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung.“ Das ist eindeutig, und es ging nicht um irgendwelches eingebrachtes Gut.

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  19. @rené – Das Schaubild beginnt ja erst 1945, d.h. man sieht nur die (relativ kleinen) Schwankungen seither, aber nicht die (sehr viel größeren) Schwankungen bzw. den Absturz zwischen 1910 und 1920. Außerdem zeigt das Bild nicht die Fertilitätsrate (also die Zahl der Kinder pro Frau), und noch nicht mal die Geburtenrate (also die Zahl der Geburten pro tausend Bevölkerung), sondern die Zahl der Geburten in absoluten Zahlen. Die ist aber in unserem Zusammenhang hier unerheblich, denn wenn die Bevölkerungszahl schrumpft oder wenn sich der Altersdurchschnitt der Bevölkerung verändert, dann verändern sich diese Kurven ganz unabhängig von der Zahl der Kinder pro Frau (wenn zum Beispiel viele Frauen über 50 sind, dann werden in einem Jahr weniger Kinder geboren, weil einfach von der Gesamtzahl weniger Frauen in einem Alter sind, wo sie überhaupt Kinder kriegen können). Ungefähr verständlich?

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  20. @antje
    Diesen §1354 kann man aber nicht ohne den §1363 „Das Vermögen der Frau wird durch die Eheschließung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen (eingebrachtes Gut).“ und §1523 „Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was durch Ehevertrag für eingebrachtes Gut erklärt ist.“ betrachten. Damit ist das Letztentscheidungsrecht sehr sehr eingeschränkt. Desweiteren war es keine Diskriminierung, sondern eine folge der Pflicht des Mannes für die Versorgung der Familie zu sorgen, also ein 16 Stunden Tag in einer Mine, als das Gesetz entstanden ist.

    Aber wie bereits geschrieben, alles 1958 eingestampft und nicht in den späten siebzigern. Oder welcher § war von dir gemeint, der die aufgabenteilung festlegte?

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  21. @imion § 1356. „Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. [2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.“ Galt bis 1977.

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  22. @Robin Urban – Zu deiner Frage nach aktiver und passiver Entscheidung – da hab ich nochmal drüber nachgedacht und festgestellt, dass es bei mir tatsächlich keine „aktive Entscheidung“ war, keine Kinder zu bekommen, ich kann mich nicht erinnern, das jemals bewusst entschieden zu haben. Dass ich „aktiv“ verhütet habe, ist dagegen kein Einwand, denn heute ist Sexualität und Fortpflanzung eh getrennt, das heißt, praktisch ALLE Frauen verhüten, auch die die (irgendwann!) Kinder bekommen möchten. Das heißt, verhüten ist sozusagen „default“, und um davon abzuweichen braucht es eine bewusste Entscheidung, also die, jetzt mal nicht zu verhüten, weil man schwanger werden möchte. Praktisch alle Frauen, die ich kenne, und die ein Kind bekommen haben, haben sich bewusst dafür entschieden. Auch wenn man per „Unfall“ schwanger wird, gibt es anschließend eine Entscheidung, nämlich nicht abzutreiben. So oder so: Wer Mutter wird, hat heutzutage über das Thema nachgedacht und gesagt: Okay, jetzt. Ohne einen solchen bewussten Entschluss wird man eben einfach nicht schwanger, weil es nie „passt“ oder nie ein „Verhütungsunfall“ passiert ist, der zu einer Entscheidung gezwungen hätte.

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  23. Die Kosten für (viele) Kinder müssen die Eltern tragen, und dies ist auch im Sinne der Frauen. Jedes andere System führt dazu, dass eine Teilgruppe sich eine „viele Kinder-Kultur“ zulegt auf Kosten des Rests. Und diese Kultur beinhalten in der Praxis immer, dass die Frau sich auf’s Kinderkriegen konzentrieren soll. Diese Gemeinschaften wachsen schnell und werden nach einiger Zeit so stark, dass sie den anderen ihre Moral aufzwingen wollen und irgendwann auch können.
    Subkulturen mit solchen Tendenzen gibt es natürlich auch sonst, aber sie werden dadurch im Zaum gehalten, dass der Lebensunterhalt der Familie durch die Eltern selbst verdient werden muss und nicht andere für diese Kinder zahlen.

    Das bedeutet nicht, dass es nicht einen sozialen Ausgleich für schlecht verdienende Eltern geben darf (genauso wie für schlecht verdienende Menschen ohne Kinder).

    Es bedeutet auch nicht, dass Eltern gar nicht zusätzlich gefördert werden sollten. Es sollte nur gedeckelt werden, sagen wir ab 3 oder 4 Kinder gibt es nichts mehr dazu.

    Wir sollten meiner Meinung eher froh sein, dass die Menschheit offensichtlich auch ohne Zwang fähig ist, ihre Geburtenrate soweit abzusenken, dass die Bevölkerung irgendwann einmal stagniert. Hoffen wir, dass das Weltbevölkerungswachstum eher früher als später stoppt.

    Ich glaube jedenfalls nicht, dass die Pille der Grund für niedrige Geburtenraten ist, und auch die Gleichberechtigung der Frau ist nicht die Ursache (eher die Folge). Denn überall fällt mit der Verstädterung die Geburtenrate drastisch. Ich denke, dass hier Menschen einfach instinktiv ihre Fortpflanzungstrategie ändern: Qualität statt Masse, also mehr und länger in wenige Kinder investieren als wenig und kurz in viele.

    Dass der Kapitalismus nun auch weibliche Arbeitskraft nutzen darf, ist ein Teil des Trends, dass Frauen immer stärker in die Welt der „Kooperation mit Fremden und im großen Maßstab“ eingebunden werden, ob sie wollen oder nicht. Das hat meines Erachtens mehrere Ursachen:
    * die stark gesunkenen Kindersterblichkeit durch den medizinischen Fortschritt,
    * später die Mechanisierung der Hausarbeit (vor allem der für Hygiene: Waschmaschine),
    * dass wieder die Grenzbevölkerungsdichte erreicht wurde, die sich im Rahmen der industriellen Revolution stark erhöht hatte.
    * die militärische Macht der hochindustrialisierten Staaten nicht mehr so stark von ihrer Bevölkerungszahl abhängt (vor allem in der Defensive).

    1800 erreichten nur die Hälfte bis ein Drittel aller Bauernkinder das 18.Lebensjahr. Leben in der Stadt war sogar noch gefährlicher.
    Die Schwangerschaft und Geburt war weitaus gefährlicher für die Frau. Eine Frau, die sich also erfolgreich fortpflanzen wollte (und nur von denen stammen wir heute ab), wäre schlecht beraten gewesen, freiwillig in Bergwerken, Fabriken oder anderen gefährlichen Orten zu arbeiten oder Soldatin zu werden usw.
    Dass auch die Gesellschaft das so sah und entsprechende Schutzgesetze erlassen hat, lag daran, dass das auch im Gruppeninteresse lag: die industrielle Revolution hat die mögliche Bevölkerungsdichte eben stark angehoben und damit bestand zwischen den Staaten ein starker Zwang, nicht langsamer zu wachsen als andere Staaten. Frauen waren in der Situation für die Gruppe weniger ersetzbar als Männer. Andere Maßnahmen bestanden darin, möglichst viele Männer und Frauen in dauerhafte Paarbeziehungen zu zwingen (z.B. kein Sex vor der Ehe für Männer, keine Versorgung für Frauen ohne Ehe). Das fördert Kinder und schafft nebenbei starke Anreize für den Mann, große Opfer für die Gruppe zu bringen. Es ist außerdem ein kulturell lang bewährter Mechanismus, die Gewinne der „großen Kooperation“ zu Frauen und Kinder zu bringen.

    Heute ist eine Frau aus Gruppensicht nicht mehr wertvoller als ein Mann. Es besteht also kein Grund mehr für eine Kultur, die Frauen aus der Welt der „Kooperation mit Fremden und im großen Maßstab“ fernhält. In guten Zeiten ist das übrigens ja keine so schlechte Welt für das Individuum. In schlechten Zeiten, wenn also die Gruppe unter starkem äußeren Druck steht und die Gruppe den Interessen der Individuen wenig Raum lässt, dagegen ist es in der Tat keine schöne Welt. Im Extremfall bedeutet das dann jung sterben für die Heimat oder harmloser im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit zu geringen Löhnen arbeiten.

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  24. @Antje
    Aber wo steht da, das sie die Erlaubnis des Ehemannes gebraucht hat, um zu Arbeiten?

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  25. Göttin sei dank leben wir in einer Gesellschaft in der Frauen verhältnissmäßig frei sind und auch allein erziehende bzw. getrennt erziehende Mütter finanziell einigermaßen abgesichert sind. Damit und aber auch mit dem Wohlstand sinkt die Anzahl der Geburten eben. Makaber ist das ausgerechnet in failed states wie Afghanistan und Somalia in der Frauen eben nicht frei sind, die Geburtenraten am höchsten sind. Das liegt daran das in diesen Staaten die Frauen eben nicht emanzipiert sind und die patriarchisch geprägten Männer, sogar die ärmsten unter ihnen, ihre Frauen schwängern können, denn diese“ Investition“ erfordert nun mal kein Kapital. Das kann sich dort jeder Ehemann „leisten“ Das Los einer ach so gestressten Teilzeit berufstätigen 1- Kind-Mutter hierzulande verglichen mit den Müttern und Frauen in diesen Ländern relativiert doch so einiges…
    Whitehaven, getrennt erziehender Vater einer tollen Tochter 🙂
    ps: Ich kenn etliche Frauen die aus was für Gründen auch immer keine kinder bekommen haben, die ganz wichtige auch soziale Berufe ausüben und tolle Menschen sind. Es ist prima das es sie gibt!
    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/37202/umfrage/ranking-der-20-laender-mit-der-hoechsten-geburtenrate/

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  26. „… dass wir zusammenhalten müssen. Um diese schwierigen, merkwürdigen, anstrengenden Zeiten nicht nur zu überstehen, sondern vielleicht auch zu genießen. Wir stoßen mit unseren Weingläsern an.“
    Ja, schön wär’s, wenn mannfrau – Mütter wie Väter – das in die Tat umsetzten, ‚das Zusammenhalten‘ Doch leider werden unsere Kinder von ihren sie liebenden Eltern sehr früh in’s Rennen einer real vorwaltenden Konkurrenz-Gesellschaft geschickt.
    @Antje, gibt die Autorin darüber Auskunft, wie dem entgegen gewirkt werden kann?

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  27. Das Mysterien des Kinderkriegens ist vielleicht darin begründet, dass wir beim ersten Kind wirklich noch nicht wissen, was da auf uns zu kommt. Es übersteigt schlicht unser Vorstellungsvermögen.

    die Kaddas Ausspruch „bin doch froh, dass ich einfach so naiv war“ finde ich sehr treffen. (wobei sie mit DDR-Sozialisation und einem anderen Mutterbild aufgewachsen, auf einen westlichem Arbeitsmarkt traf und so viel heftiger vor den Kopf gestossen wurde als wir Westfrauen, die wir im Grunde diese Strukturen schon kannten aber nicht wußten vor welche Herausforderungen und Überforderungen wir konkret im Alltag stehen würden)

    Wenn wir aber uns für das erste Kind entschlossen haben (aus reinem Übermut, Selbstüberschätzung und Naivität) wird die Entscheidung für das nächste Kind auf Gefühlsebene getroffen. Ich glaube auch , dass das was Constanze Hacke sagt „weil Kinder einem trotzdem etwas zurückgeben“ zu Unrecht ausgeblendet wird.

    Heute wird das, „was uns die kleinen Kinder geben“ mit als Festhalten am Müttermythos oder Mutterliebe wird überhöht abgetan oder auch als „weibliche Irrationalität“ gesehen,

    „Aber vielleicht steckt genau in dieser weiblichen Irrationalität der Impuls, den wir brauchen, um gesellschaftliche Veränderungen zum Besseren anzustoßen. Denn das geht wohl tatsächlich nur „gegen jede Logik“ und „gegen jede Wahrscheinlichkeit“.

    dem kann ich nur zustimmen.

    Ich fürchte nur, dass in einem gesellschaftlichen System, welches nur auf Konkurrenz um Marktzugang und Marktmacht aufgebaut ist, für solche Irrationalitäten kein Platz zufinden ist. Denn diese Irrationalität könnte man gar als Lust oder Sinnlichkeit bezeichnen. Sie stünde aber dem Arbeitsethos vor allem von schlecht bezahlten Arbeitnehmerinnen entgegen.

    Das Leben mit Kindern ist zwar ein Provisorium, stellt aber gleichzeitig die Weichen für den späteren finaziellen und gesellschaftlichen Status und sie fordert Verzicht.

    Es reicht nicht Müttern ihre Schuldgefühle zunehmen oder sie vom Druck der Rechtfertigung zu befreien, so wichtig ich auch beides finde. Auch Mütter nehmen als Verantwortliche für die Erziehung und Pflege ihrer Kinder an diesem Marktgeschehen teil, mit durchaus unterschiedlichen Interessen. Eltern sind weit mehr als Politiker, Bildungsbeauftragte, Gesundheitsbeauftragte an der Bildung und Gesundheit ihrer Kinder interessiert.

    Die unterschiedlichen Müttermodelle stehen dadurch in Konkurrenz, mittelbar in Konkurrenz um den Arbeitsplatz und Altersversorgung und unmittelbar durch Absicherung der Marktchancen für die eigenen Kinder.

    Und so muss man verstehen, dass es wohl nie ein gegenseitiges Akzeptieren gelingen wird. (Wobei durchaus je nach Lebenslage die Fronten gerne gewechselt werden)

    So sind es gerade ältere, berufstätige, privilegierte Frauen, die sich gegen das Betreuungsgeld formieren und jüngere, noch „nichtprivilegierte“ die dagegen halten.

    Oder typisches Beispiel Elternabend in der 1.Klasse
    Die Klassenleherin beklagt sich dass heute immer mehr Kinder keine Kinderbuchklassiker oder Märchen mehr kennen.
    Sofort rechtfertigen sich berufstätige Mütter, während die nur Teilzeit oder gar nicht erwerbstätigen Mütter sich grinsend zurück lehnen. Beim Projekttag Mensch und Beruf hingegen wendet sich das Blatt. Jede Seite empfindet die andere als Bedrohung und wertet daher ab.

    Ich fürchte wir Frauen müssen erst lernen mit der Vielfalt der Lebensentwürfe zurecht zu kommen. Dies ist um so schwerer, da wir ständig mit den unterschiedlichen klischeehaften Rollenbildern in den Medien konfrontiert werden, die mit der Realität aber auch gar nichts zu tun haben.

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  28. @Antje: Dennoch halte ich die Formulierung für etwas unglücklich und so auch nicht ganz zutreffend. Du schreibst, dass praktisch alle Frauen verhüten, dies ist jedoch trotzdem nicht der naturgegebene Ist-Zustand. Irgendwann mit 16 habe ich für mich entschieden, nicht schwanger werden zu wollen, also habe ich (nach einem sehr, sehr unangenehmen Gespräch mit meiner Mutter) begonnen, die Pille zu nehmen. Es war meine aktive Entscheidung, denn Ist-Zustand „fruchtbar“ in den Soll-Zustand „temporär unfruchtbar“ zu versetzen. Dass ich selbst zu dem Zeitpunkt schon wusste, dass ich später irgendwann Kinder haben will, halte ich hierbei für nebensächlich.

    Spätestens mit 40 muss sich eine kinderlose Frau dann jedoch darüber Gedanken machen, ob sie noch Mutter werden will oder ob sie diesen nur noch wenige Jahre haltenden Zug abfahren lässt. Die letzten fruchtbaren Jahre „ungenutzt“ verstreichen zu lassen, mag ein passiver Akt sein, dem geht aber mMn eben doch eine aktive Entscheidung voraus. Hast du da wirklich nie drüber nachgedacht?

    Ich verstehe eigentlich schon, was du meinst, aber die Formulierung „um das zu betonen, ich habe mich niemals aktiv gegen Kinder entschieden“ stieß mir unangenehm auf, weil ich da sofort immer wieder gehörte und gelesene Äußerungen gewisser Maskulisten denken musste, die Frauen unterstellen, alle Rechte für sich beanspruchen zu wollen, ohne jemals selbst Verantwortung zu übernehmen. Für die liefert so eine Formulierung Munition ohne Ende, deine anschließende Erklärung wird sie dagegen Null interessieren.
    Ob ich körperlich in der Lage bin, Kinder zu bekommen, bestimmt die Natur, ob ich mich für oder gegen welche entscheide, bestimme ich, sprich: Ich werde aktiv, übernehme Verantwortung.

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  29. @Robin Urban – Ja, ich verstehe was du meinst, und völlig „passiv“ ist es in der Tat nicht.

    Allerdings: Von Maskulisten lasse ich mir meine Argumentationen auf gar keinen Fall beeinflussen. Es ist das Allerfalscheste was man tun kann, sich vor denen zu rechtfertigen oder sich auch nur vorzustellen, sie könnten eine Schilderung missverstehen oder ungünstig auslegen. Sollen sie doch, das ist für mich überhaupt kein Maßstab 🙂

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  30. Ich komme gerade vom Schultütenbasteln ausm Kindergarten.
    Hab mich getraut zu fragen: es gab tatsächlich in den 15 Jahren, in denen die Einrichtung besteht, EINEN Vater, der an Stelle der Mutter für seine ZWEI Kinder diese popelig-kleine Kreativ-Aufgabe übernommen hatte. Hat mich erstaunt – den hätt ich gern mal kennengelernt, ehrlich gesagt.

    Wir hätten gern noch ein drittes Kind. Vielleicht sogar noch mehr.
    Die Voraussetzung dafür ist aus meiner Sicht, dass ich einen Job finde, in dem ich mehr verdiene als er, damit ich es ihm ermöglichen kann, auch mal ein Jahr Elternzeit zu nehmen.
    Der Countdown läuft: noch haben wir dazu (auf natürlichem Weg) ca. 10 Jahre Zeit…

    Was mich interessieren würde: Haben Sie, Frau Schrupp, mit irgendeinem (vergangenen oder aktuellen) Partner denn mal Gespräche über das Thema geführt? Oder haben Sie für sich alleine entschieden, dass es mit dem jeweiligen ER und der gesellschaftlich-besch…eidenen Vereinbarkeitssituation nicht ginge? Wie hätten sie reagiert, wenn ihr Partner einen starken Kinderwunsch gehabt hätte? Und was halten sie von den wirklich-späten Müttern (jenseits der 60)?

    Ich möchte Ihnen nicht das Gefühl geben sich rechtfertigen zu sollen, falls das jetzt so rüberkommt. Niemand muss. Aber Sie schrieben: „Ich wäre gern Mutter geworden.“ Und das zu lesen hat mich irgendwie traurig gemacht… (auch wenn ich nicht zweifel, dass Sie ein erfülltes und glückliches Leben haben).

    Ich finde es positiv, dass heute gilt: it’s (almost) never too late…

    LG und Daumen hoch für Ihren Beitrag

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  31. Ich kann Antje gut verstehen. Viele meiner alten Freundinnen sind kinderlos und ich wäre es auch geblieben, hätte ich nicht eines Morgens mitten in einer Massencarambolage auf der A5 gesessen und kurz vor dem dritten Aufprall auf unser Fahrzeug gedacht „Scheiße ! Das war dein Leben aber irgend etwas hat fehlt.“

    Danach im Krankenhaus und auf dem Bahnhof sah ich viele Unfallbeteiligte und deren Angehörige. Das Bild eines jungen Mannes und einer Frau, die ein Baby in einem Tragetuch trug, blieb mir vor Augen.
    Das war das erste Mal, dass ich überhaupt einen Kinderwunsch hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich Single. Dass aber noch am selben Abend ein Unfallbeteiligter bei mir anrief, wir eine Woche später ein Paar und ein Jahr später Eltern wurden, war entweder Zufall oder ist dem Umstand geschuldet durch den Unfall aus diesem für uns beide sehr bequemen und ja auch sehr interessanten Leben herrausgerissen worden zu sein.
    Ohne diesen Unfall, hätte ich in mir nie einen Kinderwunsch zugelassen.
    Wohl auch aus Angst vor Abhängigkeit und Verletzungen. Meinem Mann ging es ähnlich.
    Auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen glaube ich auch nicht, dass es beim Versagen des Kinderwunsches um Vereinbarkeit geht, sondern dass wir verlernt haben uns zu vertrauen, oftmals leider auch zu Recht.

    Ich glaube sehr wohl, dass dieser sich verschärfende Kapitalismus, dieser Kampf um Geld und Einfluss unsere Beziehungen zu einander verändert und alles immer mehr einer Kosten/Nutzenrechnung gleicht.

    Mein ältester Sohn warf mir einmal vor, ich hätte es mir mit der Suche nach dem Sinn meines Lebens leicht gemacht, ich hätte die Suche einfach in die nächste Generation verschoben. Worauf ich im geantwortet habe, dass dies nur ein Versuch war den Torwärter vor dem Tor zur Gerechtigkeit zu bestechen.

    Wäre der Unfall nicht passiert, ich hätte es nie bedauert keine Kinder zu bekommen. Ich hätte mich nur manchmal gefragt, wie das so gewesen wäre.
    Aber ich hätte Nichts vermisst.

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  32. Wieso glaube ich nur, dass alle diese Überlegungen sofort Makulatur werden würden, wenn umgesetzt würde, was, wie unten zitiert, Paul Kirchhof und Roman Herzog anmahnten und die-Kinder-nicht-vermissenden das verdiente Geld nicht etwa konsumieren dürften, sondern z.B. ca 240.000 Euro/300.000 Euro ( Mehrausgaben von Eltern für zwei Kinder bis zum 18. Lebensjahr/Studienende ) als Altersrückstellung ansparen müßten?

    „In diesem Sinne formulierte der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht Paul Kirchhof: Solange sich die Kinderlosen überhaupt nicht am finanziellen Kindesunterhalt beteiligen, gebührt die im Rahmen des Generationenvertrages erbrachte Alterssicherung ausschließlich den Eltern; die übrige Bevölkerung müsste für ihr Alter durch sonstige Vorkehrungen, z. B. eine Lebensversicherung, vorsorgen.[29] Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Bundespräsident Roman Herzog kritisierte:Es kann nicht sein, dass ein Ehepaar – bei dem nur der eine ein Leben lang ein Gehalt oder einen Lohn einsteckt – Kinder aufzieht und am Ende nur eine Rente bekommt. Auf der anderen Seite verdienen zwei Ehepartner zwei Renten. Und die Kinder des Paares, das nur eine Rente bekommt, verdienen diese beiden Renten mit. Das ist ein glatter Verfassungsverstoß.[30]“

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  33. PS. Es ist nunmal so, dass der Drang, Sex zu haben, sehr stark ist, der Drang, Kinder zu haben, aber kaum ausgeprägt, schlicht, weil Kinder lange als Nebenprodukt des ersteren zustande kamen, es heute aber wegen verbesserter Verhütungsmittel nicht mehr tun.

    Des weiteren muss man sich nur umschauen, um festzustellen, dass Kinder keineswegs das Glück sind, für welches sie haftbar gemacht werden – viele entwickeln sich schlecht und sind eine Quelle ständiger Sorge, viele Ehen zerbrechen der Kinder wegen, viele Eltern verlieren auf Dauer jeden vertieften Kontakt zu den Sprösslingen.

    Des weiteren sind sie Quellen von finanziellen Nöten, zuviel Arbeitzeit und langweiligen, aber notwendigen Tätigkeiten.

    Statt auf den persönlichen Hedonismus der Einzelnen, sollte der Staat daher in meinen Augen seinen Bürgern klar machen, dass Kinder zum Leben nunmal dazu gehören – und das tut er am besten, indem er ihnen die Folgen der selbstverschuldeten Kinderlosigkeit aufbürdet.

    Das würde auch die Elternschaft sehr das Rückgrat stärken, wenn es um das Durchsetzen von z.B. familienfreundlichen Bedingungen in der Arbeitswelt geht.

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  34. Wobei das Wort „Verantwortung“ etwas hochgegriffen ist – er fordert eigentlich nur billiges Verhalten …

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  35. @Andreas „……..,viele Ehen zerbrechen der Kinder wegen, viele Eltern verlieren auf Dauer jeden vertieften Kontakt zu den Sprösslingen.“
    Ich denke. die Ehen zerbrechen nicht der Kinder wegen, sondern häufig am Unvermögen des Elternpaares, das seine Erwartungen, Bedürfnisse und Beziehungswünsche nicht bzw. destruktiv kommuniziert.

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  36. @Ute Plass:

    Ja, nun – in der Theorie ist das vielleicht so; in der Praxis sind halt oft Kinder der äussere Anlass für „destruktive Kommunikation“; mal abgesehen davon, dass viele Kinder diese „destruktive Kommunikation“ ihrer Eltern gezielt fördern und zum eigenen (nur kurzfristig verstandenen) Vorteil einsetzen.

    Ausserdem führt die Diskussion doch zu weit, mir kommt es nur darauf an: Selbst wenn also Kinderlose das Elterndasein gesellschaftlich optimal unterstützen würden, gäbe es trotzdem jede Menge Gründe, auf Kinder zu verzichten, wenn man Kinder nur der Lebensqualität oder ähnlichem wegen will. Aber das sieht sichere nicht jeder so …

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  37. @Ute Plass.

    Übrigens halte ich diese Feststellung deswegen für wichtig, weil der Staat als Gebilde, das überleben will, ja tatsächlich Kinder braucht – die große Gefahr ist, dass da Kinderlose gefragt werden, was sie denn brauchen, damit sie Kinder bekommen.

    Die Antworten werden nur leider nix taugen, vor allem nicht als Hinweis darauf, was denn nun von Seiten des Staates getan werden muss, ganz im Gegenteil, die Antworten werden wohl eher die reale Belastung von Eltern immer weiter steigern und selbst wenn sie mal was Gutes bringen: Jemand, der Kinder der Lebensqualität unterordnet, wird immer ein Haar in der Suppe finden.

    So wird z.B. aus der Forderung von Kinderlosen, dass man Familie und Beruf miteinander vereinbaren können muss ( eine bei jedem halbwegs interessanten Beruf völlig idiotische Forderung – natürlich geht nur das eine, oder das andere, und man muss auf vertrauensvoll delegieren können und eben auch mal ein paar Jahre sich auf das eine oder andere konzentrieren können ) ruckzuck die Forderung, dass bitte alle Eltern Beruf und Familie zu vereinbaren haben, mit riesigen Belastungen für manche.

    Der richtige Weg wäre, die Eltern zu fragen, was ihr Elternsein erleichtert und auf die Angaben der Kinderlosen schlicht zu pfeifen, die sind nämlich nichts wert, wenn es dem Staat darum geht, mehr Kinder zu haben.

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  38. Danke für den Text, ich geniesse die Zeit mit Kind im moment, trotzdem nagen immer schuldgefühle der ganzen restlichen Welt gegenüber an mir, weil ichs schlicht und ergreifend nicht allen recht machen kann, ständig gibts momente in denen ich eine schlechte Mutter, Ehefrau, Studentin, Feministin oder was auch immer bin, und in den seltensten Fällen habe ich direkten Einfluss auf diese Situationen.

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  39. Ich bemühe mich um konstruktive Kritik, sie soll ja ankommen. Versöhnend ist das Zitat am Ende des Artikels: „Gemeinsam!“ Sonst höre ich eher Töne durch, die auch die gesellschaftliche Entwicklung widerspiegeln: das Streben nach und der Anspruch auf ein perfektes Leben. Kinder sind Privatvergnügen. Ja sicher. Was sollten sie auch anderes sein. Die Entscheidung für oder gegen Kinder in Ehren, aber wer sie hat, hat die Verantwortung (und auch das Vergnügen). Abstellen in öffentlichen Institutionen: Nee! Unterstützung: Ja! Das schlechte Gewissen gehört zum Leben dazu. Ich kenne aus eigener Erfahrung beide Perspektiven, halbtags als Mann, ganztags mit Kolleginnen in Teilzeit. Schlechtes Gewissen, dem Beruf nicht gerecht zu werden und auch dem Partner, das können nicht nur Frauen für sich beanspruchen. Das paradoxe ist ja, arbeitet man selbst voll, können Teilzeitkräfte ganz schön nervig sein. Sagen Sie nicht, Sie kennen das nicht. Ich möchte mich nicht auf die Seite des lamentierenden Spiegelautors („Wir Väter sind auch noch da“) schlagen, aber man hat das Gefühl, die Fronten im Geschlechterkampf verhärten sich wieder. Männer auf dem Rückzug, Identitätskrise, statt ein gemeinsames Konzept, ob mit oder ohne Kinder. Natürlich ist die Emanzipation noch nicht angekommen, aber sie sollte Frauen, Männern und auch Kindern gerecht werden. Vor allem aber: Selbstzweifel gehören zum Leben von Frauen und Männern dazu. Eine Befreiung hiervon ist Utopie und auch gefährlich. Wir wollen schließlich Tiefe, nicht Oberfläche, Reife, statt ewige naive Unbeschwertheit. Selbstverständlich auch Selbstvertrauen und Freude. Aber das eine gibt es nicht ohne das andere. So banal es ist, wir wachsen an unseren Aufgaben, das spüren momentan gerade besonders die Männer.

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  40. ich bin 21, habe vier schwestern und beschäftige mich derzeit das erste mal mit dem gedanken, keine kinder zu bekommen. mein leben lang bin ich einfach davon ausgegangen, dass ich auch irgendwann eine familie gründe (ich mein… das macht man ja auch einfach so, von meinen 7 onkel-und-tanten-paaren ist nur eins kinderlos, alle anderen haben 2 – 5 kinder). und jetzt, nach einem sehr augen öffnenden kindergartenpraktikum komme ich überhaupt mal zu dem schluss, dass ich das nicht für mich möchte, kinder haben, kinder ertragen (ja klar, man liebt seine kinder auch, aber es ist auch anstrengend), mein leben lang. nicht, dass ich mit der vorherigen familiengründungsperspektive unglücklich gewesen wäre, aber jetzt, wo ich merke, dass ich was anderes will, macht es mich glücklich, diese aussicht darauf, dass ich nicht bis 35, allerallerspätestens 40 einen partner gefunden haben muss, mit dem’s passt und mit dem frau dann kinder hat und glücklich ist. nee. will ich gar nicht. ich will frei sein, in der partnerwahl, aber auch zeitlich, ich will lieber haustiere haben, ich mag tiere sowieso lieber als menschen, warum sollte ich also noch neue menschen in die welt setzen, wenn mich das konzept „menschheit“ eh nicht überzeugt, noch dazu eine welt/gesellschaft, die ich so wie sie ist, nicht sonderlich mag. außerdem werde ich bei meinen 4 schwestern mindestens 3-mal tante und das reicht mir, glaub ich.

    sehr lange rede, ganz kurzer sinn: es ist total super, einen artikel wie diesen hier zu lesen und sehen zu können, dass menschen, die das mit dem kinderkriegen nicht gemacht haben, nicht unglücklich sind. dass da kein entsetzliches, unstillbares „ich hab etwas verpasst“-gefühl ist, so wie einer das ja vermittelt wird (weil doch jede frau mutter werden will, angeblich). das macht mir mut, meinem gefühl, meiner präferenz in dieser frage glauben zu schenken und tatsächlich los zu leben, anstatt jahre zu zählen, weil’s mit 21 ja nicht mehr weit ist bis 35 und so.

    also, danke für dieses aufzeigen, dass man auch mit einer anderen wahl glücklich werden kann.

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  41. Vor der Industrialisierung haben Männer und Frauen gemeinsam Kinder groß gezogen. Die gesamte Familie half dabei. Aus dieser über Jahrtausende währenden Prägung heraus, ist auch dem Manne die Fürsorge nicht fremd. Mit der Industrialisierung begann die Teilung in bezahlte Erwerbsarbeit außerhalb der Familie und unentgeltliche Hausarbeit. Es war eine unnatürliche Trennung, die bis heute anhält, sich sogar mit der gegenwärtigen Politik noch rasant verstärkt.

    Aufgrund des enormen technischen Fortschritts werden heute immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. Daher müssen neue Erwerbsfelder aufgebaut werden: Kinderbetreuung, Ganztagsschulen, Altenpflege, Psychotherapeuten für Menschen, die in diesem Umfeld nicht klar kommen.

    Wirklich glücklich in dieser Gesellschaft werden die wenigsten. Kinder und Alte gehören zu ihren Angehörigen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen und flexible Teilzeitarbeit sind zwei Voraussetzungen zur Gesundung. Geld wäre ganz gewiss vorhanden, denn Agenturen für Arbeit und Altenheime könnte man sich schenken. Menschen brauchen wieder mehr Zeit für ihre Mitmenschen, für alte, für junge, für Nachbarn….

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  42. Hm, genau das ist der Grund warum ich als Mutter nicht mehr berufstätig bin: den Spagat muß ich mir nicht antun. Als Alleinerziehende hat man es schwer genug! Mir ist wichtig, daß für mein Kind gut gesorgt ist, daß es nicht hetzen muß und Zeitdruck schon so früh erlebt. Und ständig Fremdbetreuung – warum hab ich denn ein Kind gekriegt, damit ich der Tagesmutter eine Arbeitsstelle verschaffen kann???? Also ich genieße es als Mama zuhause zu bleiben und hab auch gar kein schlechtes Gewissen dabei…

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  43. Ja, so war es bei mir auch. Singlefrau, sehr gut ausgebildet, interessante Arbeit, großer Freundeskreis trotz häufiger arbeitsbedingter Umzüge, immer weder ein interessanter Mann und zwanzig Jahre Ringen mit der Kinderfrage. Eines Nachts in den Neunzigern, ich Mitte dreißig, habe ich einer jungen noch kinderliosen Französin und einer gleichaltrigen Mutter aus dem Osten erklärt, warum ich meinen Kinderwunsch nicht leben kann, dass ich nach Lage der Dinge sehr wahrscheinlich nicht nur mir, sondern auch meinem Kind ein Leben als Sozialfall zumuten würde. Sie waren schockiert.
    Fünf Jahre später habe ich es dann doch riskiert. Noch kann ich für unseren Lebensunterhalt sorgen, verdiene etwa die Hälfte wie vor fünfzehn Jahren. Ich habe Glück, bin nach zweimaligem Mobbing, Zusammenbruch, Burnout zwar krank, aber noch in Lohn und Brot. Auch weil ich mir in unwürdigen, demütigenden Kämpfen gegen die Stadtverwaltung und gegen andere Mütter erst einen Kitaplatz, dann einen Kindergartenplatz, dann einen Hortplatz erstreiten konnte. Jetzt geht es in die nächste Runde: Ganztagsschulplatz oder schließlich doch Hartz 4? Idyllisch wars auch sonst meist nicht, wie oben beschrieben: dauernder Rechtfertigungsdruck, Hetze, Schuldgefühle, katastrophaler Kräfteverschleiß, düstere Zukunftsaussichten. Ob es richtig war, weiß ich deshalb auch heute noch nicht, obwohl ich ein tolles Kind habe, das ich sehr liebe, mir gewünscht habe und vom ersten Augenblick an wollte. Und obwohl wir unserem Leben, auch mit Hilfe anderer Mütter in schwieriger Lage (z.B. veheiratete, gut situierte, aber mehrfache Mütter) möglichst viel von dem abtrotzen, was in Familien normal sein sollte.
    Ich habe ein Mädchen. Irgedwann fängt also alles von vorne an. Wenn sie entscheidet, mich nicht zur Großmutter machen zu wollen, werde ich das sehr traurig finden. Einerseits…
    Ach ja, ihr Vater lässt zwei Frauen jeweils eins seiner Kinder alleinerziehen, verhandelt hart über den Kindesunterhalt, den er immerhin zahlt, verdient weiterhin sehr gut und lebt mit einer ebenfalls sehr gut verdienenden Frau unter der Bedingung zusammen, dass sie kein Kind bekommt (andernfalls wie gehabt). Er kann eben mit Geld umgehen.

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  44. Hallo, ich finde Deinen Text super. Ich habe zwei kleine Kinder, die ich über alles liebe, aber die biologische „Unfälle“ waren – und zwei große Stiefkinder von dem Mann, den ich liebe und der mich auch sehr unterstützt. Ich erlebe meine (finanziell notwendige) Berufstätigkeit seit dem 1. Lebensjahr der Kinder in Kombination mit Kindern, Haushalt, Drumherum als den blanken Wahnsinn, Terminjonglage, ständiges Multitasking und ständiges schlechtes Gewissen….Ich finde es trotzdem auch oft sehr schön, eine Familie zu haben. Aber auch oft als große Belastung.

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