Leila Ahmed: Die „stille Revolution“ der Islamistinnen

Leila Ahmed. Foto: Yalebooks

Als Kind hat Leila Ahmed in den 1940er Jahren in Ägypten die Anfänge des Islamismus miterlebt. Sie erlebte, wie die Muslimbrüderschaft nach und nach die Deutungshoheit über das, was „der wahre Islam“ sei, für sich beanspruchte, und wie der Hijab, diese spezielle Kopf- und Körperbedeckung, zum Signal und Markenzeichen der der Bruderschaft verbundenen Frauen wurde.

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 beobachtete Ahmed, die inzwischen in den USA lebt und Professorin an der Harvard Divinity School ist, auch unter amerikanischen Musliminnen eine Zunahme der „Hijabistas“. Ein Phänomen, das sie als liberale Muslimin zunächst besorgniserregend fand.

Über viele Jahre hinweg hat sie daraufhin die Bedeutungen und Debatten rund um das Thema Kopftuch und Geschlechterrollen untersucht, und zwar nicht im Islam generell, sondern speziell im Islamismus, also eben jener religiösen „Erweckungsbewegung“, die ihren Anfang in der ägyptischen Muslimbrüderschaft nahm und später vor allem vom saudischen Wahabismus beeinflusst war. (Der lange Zeit von den USA gezielt gefördert wurde. Mit dessen Unterstützung der Islamismus auch im Ausland, zum Beispiel eben in den USA, Bedeutung gewann. Und der nicht gleichzusetzen ist mit Terrorismus).

Besonders hat sich Ahmed für die Frage interessiert, wie der Islamismus sich heute in den USA entfaltet. Ihre – wie sie schreibt auch für sie selbst überraschende – Erkenntnis und These des Buches ist, dass sich derzeit innerhalb des US-amerikanischen Islamismus eine „stille Revolution“ vollzieht, die vor allem von Frauen, aber auch von Männern einer jüngeren Generation angestoßen wird.

Diese jüngeren Kräfte würden fundamentalistische, patriarchale und nationalistische Meinungsführer innerhalb der islamistischen Moscheen und Dachverbände zunehmend in Frage stellen und offen kritisieren. Dabei würden sie amerikanisch-westliche und muslimische Grundwerte für miteinander vereinbar erklären – insbesondere unter dem Stichwort sozialer Gerechtigkeit.

Ihre Hauptanliegen seien die Vermittlung eines friedlichen und menschenfreundlichen Islam in der Mehrheitsgesellschaft, die größere Beteiligung von Frauen an religiösen Hierarchien, die Schaffung von gleichwertigen Räumen für Frauen in den Moscheen, das Eintreten für Minderheiten sowie die Abkehr von einer oft nationalistischen Bindung an die Herkunftsländer ihrer Eltern und der dortigen Politik hin zu einem größeren Bekenntnis zum eigenen „Amerikanischsein“.

Dabei reiche das Spektrum von eher konservativen Reformerinnen, die oft innerhalb der islamistischen Organisationen arbeiten und dort teilweise auch Positionen innehaben bis hin zu radikalen liberalen Theologinnen und Aktivistinnen, die patriarchale und fundamentalistische Praktiken eher von außen angreifen – aber häufig selbst biografisch Verbindungen zum Islamismus haben.

Obwohl diese beiden Flügel oft gegensätzlich argumentieren und sich auch gegenseitig kritisieren, so Ahmeds These, würden sie sich letztlich gegenseitig stärken und befruchten. Zum Beispiel ist ihr aufgefallen, dass die konservativeren Frauen innerhalb der Moscheen sich zwar nicht aktiv für die Rechte zum Beispiel von Homosexuellen einsetzen, aber sich auch nicht dagegen aussprechen, wenn die radikaleren Stimmen das tun.

Möglich geworden sei dieser Aufbruch im Zuge der islamfeindlichen Stimmung im Anschluss an den 11. September, glaubt Ahmed. Die öffentliche Aufmerksamkeit für den Islam und die offene Islamfeindlichkeit großer Teile der amerikanischen Mehrheitsgesellschaft habe zwei Folgen gehabt, die nur auf den ersten Blick widersprüchlich scheinen: Einmal eben jene starke Zunahme von Musliminnen, die bewusst angefangen haben, Hijab oder Kopftuch zu tragen, um ihren Protest gegen Islamfeindlichkeit zu untermauern und die von außen als „Botschafterinnen“ eines friedlichen Islam wahrgenommen werden wollen. Gleichzeitig seien die bisherigen Führungsmänner innerhalb der Moscheen und Dachverbände unter Druck geraten und könnten sich krass patriarchale Töne nicht mehr leisten. Ahmed hat etwa beobachtet, dass bei den Jahreskongressen des islamistischen US-Dachverbandes sukzessive der insgeheime „Verschleierungszwang“ gelockert wurde, ebenso wie die Rigidität der Geschlechtertrennung in der Sitzordnung. Außerdem seien dort auch zunehmend kritische Redner und Rednerinnen eingeladen worden, denen man vorher niemals das Wort erteilt hätte.

Das Buch ist auch wegen der vielen Detailinformationen lesenswert. Genau beschreibt Ahmed die Geschichte der Muslimbruderschaft, von ihrem Beginn zu einer Zeit, als in Ägypten bei der Mehrheitsgesellschaft die Nachahmung europäischer Lebensstile en Vogue war, über die staatliche Verfolgung der Islamisten bis zu ihrem fulminanten Aufstieg und Ausbreitung in jüngerer Zeit, der vor allem mit dem Versprechen sozialer Gerechtigkeit verknüpft war. Dabei erfährt die Leserin vieles über die wechselnden Bedeutungen, die dem Hijab im Lauf der Zeit von verschiedenen Seiten und Interessensgruppen zugesprochen wurden, und auch über das Denken einzelner maßgeblicher Protagonisten – und auch Protagonistinnen, wie etwa die einflussreiche „Urmutter“ der Muslimbrüder, Zainab al-Ghazali.

Ebenso detailreich beschreibt Ahmed im zweiten Teil des Buches die Entwicklungen nach dem 11. September in den USA, wobei sie die Ideen zahlreicher maßgeblicher muslimischer Protagonistinnen im Einzelnen beschreibt. Wobei es ihr gelingt, zu zeigen, dass die „stille Revolution“, die sie betreiben, tatsächlich auch auf Wurzeln zurückgreifen kann, die innerhalb der islamistischen Weltsicht selbst bereits angelegt waren.

Eine wirklich interessante Studie, die so manche Frage aufwirft, vor allem die, ob es den Protagonist_innen dieser „stillen Revolution“ gelingt, auch auf die islamistischen Doktrinen und Praktiken in jenen Ländern zurückzuwirken, in denen Islamisten politische Macht oder gesellschaftliche Hegemonie haben, und die, so Ahmed, nach wie vor „endemisch patriarchal“ sind.

Außerdem würde ich gerne ein deutsches Äquivalent zu dieser Studie haben.

Leila Ahmed: A Quiet Revolution. The Veil’s Resurgence from the Middle East to America. Yale University Press, 2011, 352 Seiten.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

47 Gedanken zu “Leila Ahmed: Die „stille Revolution“ der Islamistinnen

  1. Mich erinnert das an bestimmte Entwicklungen innerhalb christlich- „evangelikaler“ Gruppierungen, die ich selber beobachte und die meines Wissens auch schon untersucht wurden. Auch da gibt es Entwicklungen hin zu mehr politisch-sozialem und emanzipatorischem Bewusstsein. Möge dieser Trend die Tea-Party erreichen!

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  2. Ich bin an diesem Satz hängen geblieben, den du als Beispiel für irgendwas anführst (ich habe es nicht verstanden):

    Zum Beispiel ist ihr aufgefallen, dass die konservativeren Frauen innerhalb der Moscheen sich zwar nicht aktiv für die Rechte zum Beispiel von Homosexuellen einsetzen, aber sich auch nicht dagegen aussprechen, wenn die radikaleren Stimmen das tun.

    Haben denn sehr konservativ erzogene Frauen überhaupt die Möglichkeit, über Homosexualität zu sprechen, wenn sie aus religiösen oder traditionellen Gründen von jeder Sexualaufklärung fern gehalten wurden? (Es ist ja für manche schon schwer genug, die liberale heterosexuelle Sexualerziehung hatten, aber damit hat man zumindest eine unvollständige Ausgangsbasis und kann sich den Rest leichter besorgen als wenn man gar keinen Plan hat, wonach man überhaupt suchen soll.)

    Wie auch immer man das sieht, Sprechen über Sexualität kann man wohl nicht alleine aus dem Hut zaubern. Hey, du bist doch die Fachfrau für Bezogenheit…

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  3. @Irene – Das sind ja meistens keine „sehr konservativ erzogenen“ Frauen, sondern konventionell muslimisch oder säkular erzogene oder Konvertitinnen, also Frauen, die wie ich schrieb nach dem 11. September aus Protest gegen die Islamophobie den Hijab anzogen. Viele von denen haben liberale Eltern, ihre Mütter tragen häufig keine Kopfbedeckung. Außerdem sind es Frauen, die in den USA aufgewachsen sind und daher natürlich – auch wenn sie aus konservativen Familien kommen – die dortigen Debatten kennen. Wieso sollten die „Keinen Plan haben, wonach sie suchen sollen“? Es geht ja auch nicht in erster Linie darum, über persönliche Sexualität zu sprechen, sondern darum, eine Position zu den politischen und gesellschaftlichen Debatten über Homosexualität einzunehmen.

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  4. Die Eltern kamen im Blogeintrag nicht vor, und da habe ich Fehlschlüsse aus den ganzen konservativen Strömungen gezogen, die erwähnt sind.

    Wieso sollten die “Keinen Plan haben, wonach sie suchen sollen”?

    Weil Tradition anscheinend ein starker Filter ist, wenn man Zugehörigkeit wichtig findet. Ich habe mal in München eine ländlich-katholisch aufgewachsene Theologiestudentin kennen gelernt, die auf dem Höhepunkt der Karriere von Martina Navratilova nicht mitbekommen hatte, dass es Lesben gibt.

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  5. Eine interessante Besprechung und sicher ein Anstoß, muslimische Frauen mit Kopftuch nicht automatisch für Fundamentalistinnen zu halten. Dass jedoch die begrüßenswerte Liberalisierung muslimischer US-Amerikanerinnen auf die islamischen Länder ausstrahlt, halte ich für einen frommen Wunsch. Gerade in den Staaten des „Arabischen Frühlings“ führt ja der Sturz der alten Regime offenbar eher zu einer Wiederbelebung des radikalen Islamismus, und auch für Syrien ist eine solche Entwicklung bei einem Sturz Assads absehbar. Der radikale Islamismus scheint so etwas wie die Form zu sein, in die sich antiwestliche und antiliberale Ressentiments in großen Teilen der Welt am besten gießen lassen – und das ist wahrhaft besorgniserregend.

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  6. @das rettende: Diese fatalistische Einstellung, dass es nach dem Arabischen Frühling „offenbar“ eine Art zwangsläufige „Wiederbelebung des radikalen Islamismus“ gibt, will ja nun Leila Ahmed (und die Rezensentin) gerade vorsichtig korrigieren. Ich traue ihr als einer ägyptischen Intellektuellen, die sich seit Jahren mit dem Thema befasst, zu, dass sie Entwicklungen im Islam und im Orient besser beurteilen kann als wir MitteleuropäerInnen, die wir unsere Informationen vor allem aus Medien beziehen, die, was die Objektivität ihrer Berichterstattung angeht, nicht über allen Zweifel erhaben sind. Nach menschlichem Ermessen gibt es in Gesellschaften, die sich gerade von jahrelangen Diktaturen befreit haben, vor allem eines: Orientierungssuche. Sie ist der Preis der Demokratie. Statt von aussen schon wieder im grossen Gestus des Durchblicks zu konstatieren, was „frommer Wunsch“, was „offenbar“, „absehbar“ und „besorgniserregend“ ist, sollten wir als westliches Publikum vielleicht eher beobachten, uns möglichst vielseitig informieren, Zeit lassen? Genau dazu trägt das Buch von Leila Ahmed und Antjes Rezension bei.

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  7. Die Orientierungssuche wird hat dadurch gestört, dass Golfstaaten die Fundis finanzieren und andere Gruppen das Nachsehen haben. Einmischung kommt nicht immer nur aus Europa und Nordamerika.

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  8. Außerdem wird sich die Zusammensetzung derer ändern, die aus arabischen Ländern nach Europa flüchten und einwandern. Säkulare Diktatoren haben Islamisten vertrieben, und islamistische Diktatoren werden Säkulare und Christen vertreiben. Und die werden zum Teil den hiesigen Kulturrelativismus herausfordern.

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  9. @Irene – Ich glaube nicht, dass diese Kategorisierungen noch so stimmen. In dem Buch von Ahmed wird ziemlich gut deutlich, dass es einen sehr großen Unterschied macht, mit welcher „Sorte“ von Islamismus man es zu tun hat, dasselbe gilt natürlich auch für „Säkulare“ und „Christen“. Ich bin überzeugt, dass wir andere Kategorien brauchen, um Menschen sinnvoll zu unterteilen, zum Beispiel „An einem guten Leben für alle orientierte“ und „Egoist_innen“, oder „Welche, die an anderen Meinungen interessiert sind“ und „Leute, die nur ihre eigene Meinung gelten lassen“. So in der Art. Diese Kategorien laufen dann quer zu den alten Einteilungen, helfen aber besser, zu verstehen, was gerade geschieht.

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  10. Ich habe die Kategorien benutzt, um einen Gegensatz zu den Diktaturen auszudrücken, weil Diktaturen polarisieren. Damit will ich nicht behaupten, dass aus bestimmten Ländern homogene Gruppen zu uns kommen, schon weil es auch immer Leute gibt, die aus privaten oder wirtschaftlichen Gründen auswandern.

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  11. @Ina Praetorius – Was Sie als fatalistisch bezeichnen, würde ich eher realistisch nennen. So wird in Ägypten gerade ein Verfassungsentwurf erarbeitet, den Human Rights Watch scharf kritisiert, weil er in der Frage der Menschenrechte zum Teil noch hinter die Gesetzgebung des Mubarak-Regimes zurückfällt:

    http://www.hrw.org/news/2012/10/08/egypt-fix-draft-constitution-protect-key-rights

    Die Leidtragenden sind Frauen, Kinder, Andersdenkende und –glaubende. Unterdessen haben in Kairo Zehntausende gegen diesen Entwurf demonstriert, der ihnen, und jetzt halten Sie sich fest, noch nicht „islamisch“ genug ist:

    http://www.zeit.de/news/2012-11/09/verfassung-aegyptens-salafisten-fordern-einfuehrung-der-scharia-09164403

    Stattdessen fordern sie die Einführung der Scharia anstelle des bürgerlichen Rechts. Darüber darf und sollte man sich Sorgen machen.

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  12. @dasrettende: Sorgen machen ist bestimmt ok. Aber wir diskutieren hier ja gerade über ein Buch, das diese Zwangsläufigkeit von „Fortschritt“ und „Backlash“ in Frage stellt und aufzeigt, dass vieles differenzierter läuft als Grossdemonstrationen und die Vorstellung vom Fundi-Einheitskopftuch vermuten lassen. „Zehntausende“ sind im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung Ägyptens nicht viele, und die Leute, die vor eineinhalb Jahren mit vorwiegend liberalen Forderungen Mubarak gestürzt haben, sind ja nicht einfach verschwunden. Natürlich wäre es für uns irgendwie netter, wenn jetzt in Ägypten In Rekordzeit eine lupenreine Demokratie nach westlichem Muster entstehen würde. Aber kann das im Ernst jemand erwarten? Und wie vorbildlich sind die westlichen Demokratien? … Aber eigentlich geht es mir gerade vor allem darum, einen differenzierten, sorgfältig argumentierenden Denkansatz nicht mit der gängigen Vorstellung, dass „die da unten halt eh keine Demokratie können“ (oder was sonst wollen Sie eigentlich sagen?) platt zu machen.

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  13. @Ina Praetorius – Ich habe lediglich beschrieben, was ich wahrnehme. Und das lässt mich daran zweifeln, dass sich in Ägypten und anderen arabischen Staaten – ob kurz- oder langfristig – die demokratischen Kräfte durchsetzen. Dass Sie mir etwas unterstellen, was ich gar nicht gesagt habe, nämlich „dass die da unten halt eh keine Demokratie können”, finde ich etwas unredlich.

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  14. Aber wir diskutieren hier ja gerade über ein Buch, das diese Zwangsläufigkeit von “Fortschritt” und “Backlash” in Frage stellt und aufzeigt, dass vieles differenzierter läuft als Grossdemonstrationen und die Vorstellung vom Fundi-Einheitskopftuch vermuten lassen.

    Ja, bei den Gebildeten, die sich an solchen Debatten beteiligen können. Die Ungebildeten kriegen den Islam serviert, der aus den Golfstaaten gesponsort wird.

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  15. @Irene: Das kann aber nicht bedeuten, dass die „Gebildeten“ jetzt mit Rücksicht auf die armen, fremdbestimmten „Ungebildeten“ den Mund halten sollen, oder? Die Welt gehorsam schwarz-weiss zu malen, bloss weil ich der Mehrheit nicht zutraue, Nuancen wahrzunehmen, sehe ich jedenfalls nicht als meine Aufgabe an.

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  16. Das kann aber nicht bedeuten, dass die “Gebildeten” jetzt mit Rücksicht auf die armen, fremdbestimmten “Ungebildeten” den Mund halten sollen, oder?

    Darum geht es doch überhaupt nicht.

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  17. Danke für den Buchtipp. ich hab das Ende der 90er schon in Arabien erlebt: Die Männer sitzen im Café, die Frauen machen einen oder mehrere Doktorgrade. Das geht ganz langsam, vom Westen unbemerkt und wird für nachhaltigere Veränderungen sorgen, als wir uns heute vorstellen können. Das ist mit ein Grund, weshalb die Ultraorthodoxen so auf Besitzstandswahrung aus sind. (Leider keine Zeit, mehr zu schreiben.)

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  18. Dafür, dass die Liberalisierung von US-amerikanischen Muslima nicht sehr viel mit der gegenwärtigen Entwicklung in vielen arabischen Staaten zu tun hat, ist die heutige Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker ein weiteres Indiz. Diese warnt aus gegebenem Anlass vor einer zunehmenden Islamisierung Ägyptens. In den letzten Tagen sei es verstärkt zu Angriffen auf unverschleierte Christinnen gekommen, denen gewaltsam die Haare abgeschnitten worden seien, und zwar nicht etwa von Vertretern des „endemischen Patriarchats“, von dem Antje sprach, sondern von verschleierten Frauen!

    Irene hatte oben sehr treffend geschrieben: „Säkulare Diktatoren haben Islamisten vertrieben, und islamistische Diktatoren werden Säkulare und Christen vertreiben.“ Die Gesellschaft für bedrohte Völker bestätigt diese Einschätzung, wenn sie vor einem „Exodus von Christen und moderaten Muslimen aus Ägypten“ warnt, sollte die Scharia tatsächlich in die ägyptische Verfassung einfließen:

    http://www.gfbv.de/pressemit.php?id=3289

    Vor dieser Entwicklung kann und darf man/frau nicht die Augen verschließen, denn auch das gehört zu einer „differenzierten“ Betrachtung, wie Ina Praetorius sie oben gefordert hat.

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  19. „Die Männer sitzen im Café, die Frauen machen einen oder mehrere Doktorgrade.“

    Der Hintergrund dafür ist aber schlicht der, dass die Männer mit vierzehn oder fünfzehn ihre Familie mitzuernähren haben ( Ehrensache ), und dafür von der Schule genommen werden. Während „Bildung“ als Produktivfaktor gar nicht wahrgenommen wird, sondern Frauen halt dazu angehalten werden, gute Gattinnen zu sein, wozu eben auch eine erstklassige Ausbildung gehört.

    Bei den Erwachsenen ergibt sich dann das beschriebene Bild – die Männer sind arbeitslos, die Frauen haben einen Doktor.

    Aus demselben Grund sind übrigens auch junge muslimische Frauen in Deutschland oft viel erfolgreicher als ihre in die Familienpflicht genommenen jungen Brüder, die natürich hier in Deutschland dann oft Ressentiments gegen die aus ihrer Sicht unverdienten oder vielmehr „gestohlenen“ Freiheiten ihrer Schwestern entwickeln.

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  20. Mich erinnern Diskussionen unter Linken über den Islam zum Teil an magisches Denken: Wenn wir nur feste an den liberalen und friedlichen Islam glauben (und den Leuten mit dem depressiven Realismus ein unredliche Haltung unterstellen), geht am Ende alles gut aus.

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  21. @Irene – Ich finde das einen etwas merkwürdigen Kommentar zu einem Blogpost, der sich mit den Ergebnissen von mehrjährigen Feldforschungen einer renommierten Professorin beschäftigt. Wo ist da die Magie? Oder willst du mit dem Kommentar sagen, dass die Ergebnisse der Forschung nicht zu deinem „Bauchgefühl“ passen? Ich beschäftige mich selbst schon sehr lange mit dem Thema und habe auch die Bücher zahlreicher „depressiver Realisten“ gelesen, die haben mich aber allesamt nicht überzeugt, weil sie fast immer offensichtliche Fehler, logische Fehlschlüsse en masse enthielten.

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  22. Die Sorge und Skepsis, die @Irene und das @dasrettende zum Ausdruck bringen, hinsichtlich gewalttätiger Fundamentalisten mit Herrschaftsgelüsten, denen Emanzipationsbestrebungen ein Dorn im Auge sind, kann ich nachvollziehen. Doch sollten die pessimistitischen Gestimmtheiten, die das lostreten kann, nicht dazu verführen im Pessimismus zu verharren.

    Umso notwendiger sind die Kenntnisse und Analysen von Leila Ahmed über Wille und Hoffnung hinsichtlich emanzipatorischer menschenfreundlicher Entwicklungen islamischer Gemeinwesen. Darin kann ich kein magisches Denken erkennen, sondern vielmehr eine verantwortungsvolle Haltung, die sich in den Dienst des guten Lebens für alle stellt.

    Ein Blick in die Emanzipationsbewegung des sog. Abendlandes führt uns ja auch vor Augen dass, trotz Rückschlägen in Freiheitsbewegungen, das einmal wach gewordene Begehren nach Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und selbstbestimmtem Leben so leicht nicht mehr zuzuschütten ist.

    Für mich stellt sich die Frage, ob und in welcher Weise ( sofern gewünscht), „wir relativ Freie“ das Begehren anderer nach Freiheit mit tragen können?

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  23. „Ein Blick in die Emanzipationsbewegung des sog. Abendlandes führt uns ja auch vor Augen dass, trotz Rückschlägen in Freiheitsbewegungen, das einmal wach gewordene Begehren nach Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und selbstbestimmtem Leben so leicht nicht mehr zuzuschütten ist. “

    Finde gerade das Gegenteil – die Geschichte zeigt eigentlich nur, wie fragil die zivilisatorische Lasur ist und wie schnell sie ihre Befürworter verlieren kann.

    Und leider auch, dass das europäische Glücksstreben auf gewisse Art auch die Schattenseiten der Menschlichkeit entfesselt.

    Was die Demokratiefähigkeit des Islam angeht – in meinen Augen ist auch ein „friedliebender menschenfreundlicher Islam“ ( seltsame Kriterien ) meilenweit von Demokratie entfernt, was ganz wesentlich daran liegt, dass der Islam die Trennung zwischen Staat und Religion nicht kennt – auf Grund der Person seines Gründers, der ein überaus erfolgreicher Politiker war, wohl auch gar nicht anerkennen kann?

    Persönlich bin ich übrigens immer wieder geschockt, wie auf Grund dieser Tatsache manche Gespräche mit islamischen Menschen unüberbrückbare Gegensätze aufzeigen, bei denen man das einfach nicht vermutet hätte – so etwa, wenn der muslimische Verwandte enthüllt, dass er das Todesurteil für einen Karikaturisten Mohammeds absolut OK findet.

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  24. @Andreas – Im Bezug auf die Demokratiekompatibilität „des Islam“ (was immer das sein soll) kommt es aber nicht auf „deine Augen“ an, sondern auf die Selbstaussagen der Muslime und Musliminnen, und die ganz überwiegende Mehrheit von denen hält ihre Religion für kompatibel mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Ich vermute, sie kennen sich da besser aus als du.
    Abgesehen davon bin ich selbst auch an bestimmten Punkten mit der Demokratie, so wie sie heute sich herausgebildet hat, nicht kompatibel. Zur Demokratie gehört ja gerade auch, dass ihre konkreten Verfahrensweisen von den Beteiligten in Frage gestellt werden können. Dass der Islam generell die Trennung von Staat und Religion nicht kennt, ist ein Gerücht. Es gibt Strömungen, die das so ausliegen, und andere, die anders. Der Islam hatte nicht die Zwei-Reiche-Lehre des Christentums, das stimmt, und die liegt ziemlich direkt der westlichen-modernen Idee von der „Trennung von Religion und Staat“ zugrunde. Aber soll die christliche Tradition letztgültiger Maßstab für unsere politische Verfasstheit sein?

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  25. @Andreas – geschockt bin ich grundsätzlich, dass in demokratisch regierten Staaten die Todesstrafe noch gar nicht abgeschafft ist.

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  26. „Und leider auch, dass das europäische Glücksstreben auf gewisse Art auch die Schattenseiten der Menschlichkeit entfesselt.“

    Andreas, was verstehst du unter „europäischem Glücksstreben“?

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  27. Ps.
    Korrekterweise muss es heißen: „…geschockt bin ich grundsätzlich, dass auch in einigen demokratisch regierten Staaten die Todesstrafe noch nicht abgeschafft ist.

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  28. @AntjeSchrupp:

    „Die Zwei-Reiche-Lehre des Christentums“ wurde vom Christentum historisch immer dann aus der Mottenkiste geholt, wenn staatliche Kräfte sich emanzipierten und/oder sogar drohten, in Kompetenzen der Kirchen einzugreifen. Umgekehrt hatte das Christentum nie Probleme damit, eigene weltliche Herrschaftsformen als Abbild des Göttlichen auf Erden anzupreisen.

    Dass der „Islam“ – und auch andere Gesellschaften – die westliche Trennung von Staat und Kirche nie durchgeführt hatte, ist natürlich kein Gerücht – und auch nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern auf dem Mist von Islamkennern, deren Kompetenz ich persönlich nicht in Frage stelle. Natürlich gibt es ein paar Gebildete, die gerne eine andere Tradition begründen wollen …

    „Aber soll die christliche Tradition letztgültiger Maßstab für unsere politische Verfasstheit sein?“

    Eine interessante Frage, für Dich, aber nicht für mich – Du plädierst also dafür, dass die „christliche Tradition“ hier mal nicht Maßstab sein soll, die Trennung von Religion und Staat also aufgehoben gehört?

    Mir ist die christliche Tradition hier ziemlich egal – was mir nicht egal ist, ist die Trennung von Kirche und Staat, und diese Trennung begründe ich nicht „christlich“, sondern mit Ueberlegungen zu der persönlichen Freiheit des Einzelnen und den Bedingungen, die an die Verfassung eines Staates gestellt werden müssen, damit diese Freiheit nicht beeinträchtigt wird.

    Im übrigen, liebe Antje, ist es nicht Deine Sache, zu entscheiden, auf wessen Augen es wo ankommt …

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  29. Ich habe das Gefühl, dass hier ein wenig aneinander vorbei geredet wird. In Antjes Post, den ich noch einmal gelesen habe, geht es ausschließlich um die Situation US-amerikanischer Muslima und deren Liberalisierung, wie sie von Leila Ahmed in einer langjährigen Untersuchung festgestellt wurde. Die Situation von Muslima in der arabischen Welt kommt dagegen in der Rezension gar nicht vor. Deshalb verstehe ich nicht, wie Ina Praetorius zu der an mich gerichteten Aussage kommt:

    „Diese fatalistische Einstellung, dass es nach dem Arabischen Frühling “offenbar” eine Art zwangsläufige “Wiederbelebung des radikalen Islamismus” gibt, will ja nun Leila Ahmed (und die Rezensentin) gerade vorsichtig korrigieren.“

    Ob Leila Ahmed und Antje das wollen, weiß ich nicht, weil davon in Antjes Post gar nicht die Rede ist. Und weil es darin eben nicht um Muslima in der arabischen Welt geht, stellt Antje ja die FRAGE (die schon einen Zweifel beinhaltet, sonst wäre es keine Frage), ob eine genuin US-amerikanische Entwicklung Auswirkungen auf die arabische Welt haben kann. Wenn Leila Ahmed diese Frage bereits beantwortet hätte (z.B. mit „Ja“), würde Antjes Frage ja gar keinen Sinn ergeben.

    Offenbar ist die Diskussion, ob man die gegenwärtige Entwicklung nun unter dem Strich optimistisch oder pessimistisch sieht, nicht sehr fruchtbar. Diese Frage hat zugegebenermaßen etwas Akademisches. Nicht akademisch, sondern sehr greifbar ist jedoch eine neue Art von Gewalt, die spätestens seit dem 11 September 2001 die Welt in Atem hält und die offenbar eng mit einem Phänomen verknüpft ist, das man als „islamistische Renaissance“ bezeichnen könnte. Selbst wenn der radikale Islamismus nicht den Islam als solchen repräsentiert und von der Mehrheit der Moslems abgelehnt wird, ist er doch nach dem Ende des Kalten Krieges, den viele bereits für das Ende der Geschichte hielten, ein neues Symptom für den Riss, der durch unsere Welt geht, und eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.

    Es ist eine spannende Frage, inwieweit diese neue Herausforderung direkt mit dem europäischen Glücksstreben zusammenhängt, wie Andreas schreibt. Für den französischen Anthropologen und Religionswissenschaftler René Girard verkörpert der Islamismus das Aufbegehren der „Dritten Welt“, die sich in einer mimetischen Rivalität mit dem Westen um ein Leben in Wohlstand und Sicherheit befindet. Die Konkurrenzbeziehungen des globalisierten Marktes sind für diejenigen eine gute Sache, die als Gewinner daraus hervorgehen. Wenn aber die Gewinner immer die gleichen sind, werfen die Verlierer eines Tages den Spieltisch einfach um, wie Girard kurz nach dem 11. September 2001 in einem Interview mit Le Monde sagt:

    http://www.uibk.ac.at/theol/cover/girard/le_monde_interview.html

    Ressentiments, so Girard, haben ihre Ursache nicht in einer grundlegenden Differenz, sondern im Gegenteil in einem frustrierten Verlangen nach Zugehörigkeit. Weil wir ihnen den Eintritt in die heiligen Hallen unseres Wohlstands versperren, pfeifen die radikalen Islamisten einfach darauf, verabscheuen unseren Liberalismus, unsere Freizügigkeit, unseren Materialismus und sagen uns: Wir haben etwas, das viel größer ist, und das ihr schon lange nicht mehr besitzt: eine lebendige Religion.

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  30. @Ute Plass- “…geschockt bin ich grundsätzlich, dass auch in einigen demokratisch regierten Staaten die Todesstrafe noch nicht abgeschafft ist.“

    Eine Todesstrafe für Blasphemie gibt es, nun ja, in keinem demokratischen Staat, wenn ich das richtig sehe.

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  31. Für den französischen Anthropologen und Religionswissenschaftler René Girard verkörpert der Islamismus das Aufbegehren der „Dritten Welt“, die sich in einer mimetischen Rivalität mit dem Westen um ein Leben in Wohlstand und Sicherheit befindet.

    Der Islamismus wird doch von den reichen Golfstaaten gefördert.

    Man könnte fast sagen, er ist ein künstliches Erdölprodukt.

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  32. @dasrettende – ich sagte ja: „grundsätzlich“ bin ich geschockt, dass es demokratische Staaten gibt, die noch die Todesstrafe praktizieren. Der Hinweis, dass manche dieser demokratischen Staaten sie nicht aus Gründen der Blasphemie durchführt, verringert mein Entsetzen nicht.

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  33. „Der Islamismus wird doch von den reichen Golfstaaten gefördert.

    Man könnte fast sagen, er ist ein künstliches Erdölprodukt.“

    Ich glaube, ein Islamist wird eine solche Aussage als typischen westlichen Zynismus auffassen – ja klar, wird der sagen, ohne Erdöl würde die westliche Welt keinerlei Interesse an uns haben, sondern zusehen, wie wir in unseren Wüsten verhungern, so wie sie es bei anderen Ländern, die nichts Verwertbares haben, auch tut.
    Insofern, ja, nur weil wir Erdöl haben, müsse wir uns gegen den Westen behaupten. Aber es ist und bleibt unser Reichtum und der hat im Dienst unserer Kultur zu stehen, nicht im Dienst des Westens … usw. usf.

    Wie Girard schreibt ( und was ich sehr überzeugend und plausibel finde ) sind es gerade die, die mit einem Bein schon auf der anderen Seite der Grenze stehen, die ihre „Ressentiments“ ausleben.

    Andererseits frage ich mich, ob man es sich nicht zu einfach macht, wenn man „Islamismus“ mit „Ressentiments“ und ähnlichem abtut – das ist eigentlich eine Haltung, die man als westliches Gegenstück zum Islamismus bezeichnen könnte, oder?

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  34. @Irene – Girard führt die antiwestliche Propaganda des radikalen Islamismus auf eine jahrhundertealte spiegelbildliche Rivalität zwischen Orient und Okzident zurück. Es ist kein Widerspruch, dass diese Rivalität auch und gerade von den Eliten ausgetragen wird. Nehmen Sie z.B. die merkwürdige Verstrickung des Bush-Clans mit der Bin Laden-Familie – auch mit Hinblick auf Erdöl als gemeinsames Betätigungsfeld. Ist das reiner Zufall, oder hat es sogar eine gewisse Logik? Lesen Sie einmal Girards Interview: dann wird seine Argumentation vielleicht etwas deutlicher, als ich es hier in Kürze darstellen kann.

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  35. @Andreas – „Wie Girard schreibt ( und was ich sehr überzeugend und plausibel finde ) sind es gerade die, die mit einem Bein schon auf der anderen Seite der Grenze stehen, die ihre “Ressentiments” ausleben.“

    Genau (siehe auch meine Antwort auf Irenes Kommentar).

    „Andererseits frage ich mich, ob man es sich nicht zu einfach macht, wenn man “Islamismus” mit “Ressentiments” und ähnlichem abtut – das ist eigentlich eine Haltung, die man als westliches Gegenstück zum Islamismus bezeichnen könnte, oder?“

    Vielleicht ist der Islamismus wie ich oben angedeutet hatte (unter anderem) eine Art „Form“, in die sich antiwestliche Ressentiments in Teilen der Welt sehr gut „gießen“ lassen. Warum das so ist, hat sicher komplexe Ursachen. Der amerikanische Literaturwissenschaftler Andrew McKenna beschäftigt sich in seinem Artikel „Scandal, Resentment, Idolatry: The Underground Psychology of Terrorism“ auch mit dem islamistischen Terrorismus und bezieht sich dabei auf Girards anthropologische Theorie:

    http://www.anthropoetics.ucla.edu/ap0801/resent.htm

    Die „Untergrund-Psychologie des Terrors“ besteht demnach in der Hassliebe des Subjekts zu seinen Modellen des Begehrens. Der Westen ist für den radikalen Islamismus Vorbild und Schreckbild zugleich. In seiner Verunsicherung gegenüber diesem zwiespältigen Vorbild findet ein radikaler Islamist Selbstsicherheit durch seinen Glauben, der sich in der Konfrontation mit den Ungläubigen immer wieder beweisen muss. Ein Beleg dafür ist das 1964 veröffentlichte einflussreiche Manifest „Milestones“ des ägyptischen Islamisten Sayyid Qutb, in dem es z.B. heißt:

    “Conditions change, the Muslim loses his physical power and is conquered, yet the consciousness does not depart from him that he is the most superior. If he remains a Believer, he looks upon his conqueror from a superior position. He remains certain that this is a temporary condition which will pass away and that faith will turn the tide from which there is no escape. Even if death is his portion, he will never bow his head. Death comes to all, but for him there is martyrdom. He will proceed to the Garden, while his conquerors go to the Fire. What a difference!”

    (http://www.kalamullah.com/Books/MILESTONES.pdf)

    Um zum Märtyrer zu werden, braucht der radikale Islamist die Ungläubigen als Schablone. Erst aus der Konfrontation mit ihnen erwächst sein Selbstwert- bzw. Überlegenheitsgefühl. Diese „Untergrund-Psychologie des Terrors“ findet sich selbstverständlich genauso im Links- wie im Rechtsterrorismus westlicher Gesellschaften.

    Ich hoffe, dass diese Ergänzung ein wenig weiterhilft. Was Sie mit „Haltung, die man als westliches Gegenstück zum Islamismus bezeichnen könnte“ meinen, habe ich nicht genau verstanden…

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  36. Mir schweifen einige Kommentare doch sehr von dem Anliegen ab, welches Antje hier zur Sprache bringt: „Die ’stille Revolution‘ von Islamistinnen.

    Mich wundert, dass diese Entwicklung hier im Blog kaum Resonanz findet, geschweige denn positiv kommentiert wird.

    Hier ein ganz wichtiger Beitrag, der zum „Thema“ zurückführt:

    „Zur Emanzipation „der“ muslimischen Frau
    Polarisierungen und Ambivalenzen in einer kontroversen Debatte“

    http://www.goethe.de/ges/phi/prj/ffs/the/ger/de7089015.htm

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  37. @Ute Plass
    „Die Frauen mit türkischem Hintergrund versuchen deshalb, eher durch Markierung ihrer Weiblichkeit Akzeptanz im Beruf zu finden, während die deutschen Frauen eher glauben, sich Männlichkeitsnormen anpassen zu müssen.“

    Ein wunderbarer Artikel, der zeigt, das kopftuchtragende intelligente Frauen nicht unbedingt ihre Weiblichkeit opfern wenn sie sich beruflich engagieren. Hier tragen die Frauen in der Regel den Männern angepasste Kleidung. Ist damit der patriarchalische Zugriff der Gesellschaft auf die angeblich Gleichberechtigten nicht verdeutlicht worden? Will die Frau durch die angepasste Kleidermaskerade ihre weibliche Ausstrahlung minimieren, damit sie so von patriarchalisch orientieren Männern akzeptiert wird und nicht als „Weiblichen“ diffamiert wird. Ist das nicht ein Gehorsam, den die ursprüngliche Art der Frau zerstört, oder bringt diese nüchterne Darstellung mehr Herzlichkeit oder mehr Rationalität ins Feld, die bekanntlich zur Vernunft führen kann, doch die Harmonie ist eingefroren, wie man das in Talkshows ja wohl immer deutlicher erkennen kann. Was bringen, denn all die Argumente, die nicht die Harmonie der Geschlechter oder der Menschen fördern? Klare Rechtspositionen und keinen Frieden, der mehr ist als recht haben oder recht bekommen. Und wer sich nicht sprachlich blendend verteidigen kann, ist das dann das lächelnde zurückgebliebene „Bauernmädchen“ Schützen sich moslemische, intelektuelle Frauen durch ihr Kopftuch gerade von diesem Laizismus? Verkörpern sie durch ihre Kleidung nicht viel mehr weibliche Würde? Warum tragen den Nonnen oder Mönche diese Kutten? Hat das nicht etwas mit Würde und der Fähigkeit zu tun, trotz großer Bereitschaft auf andere zu zugehen, Distanz halten zu können? Ist es vielleicht auch der Neid von Frauen, die sich das in unserer Gesellschaft nicht trauen so würdevoll aufzutreten?

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  38. @Axel – spannend und bereichernd ist ja, dass es eine Vielfalt von emanzipativen Wegen gibt.:-)

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  39. @ Ute
    Ja, nur wenn wir uns um die Definition kümmern, so müsste es heißen E-Frauzipation, denn Frauen, die sich an die herrschenden patriarchalischen Strukturen anpassen,. die auch in der Sprache verborgen sind, verlieren ihre Würde und werden häufig degradiert und wachen in einer kampfbereiten Männerwelt auf, wo der Gewinn das höchste Ziel ist, das was aus allen anderen immer schon Verlierer gemacht hat. Dieses herrschende System der Mangelerzeugung ist würdelos.

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  40. @Axel – ja – Anpassung/Gleichstellung an vorherrschende Verhältnisse werden ja hier im Blog „Aus Liebe zur Freiheit“, immer wieder neu reflektiert und ausgetauscht.
    Sehr notwendig, damit das gute Leben für alle möglich wird. Bleiben wir also weiter dran.:-)

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  41. herzlichen dank, erst durch viele meinungen kommen wir zum wesendlichen, der würde von frau und mann und auch der ausgelassenheit in unserer lebensfreude, denn was uns in eine gemeinsame mögliche zukunft trägt ist nicht der mangel sondern die fülle, und ein menschliches wesen was uns herzlich entgegenkommt hat schon sehr viel fülle im sein, und diese spiegel können wir bei uns selbst fördern, die innere schönheit leben, vom herzen her.

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