Warum ich nicht von Euch finanziert werden will

Der amerikanische Blogger Andrew Sullivan will, wie Stefan Niggemeier berichtet, sein Blog nicht mehr von Werbung oder Investoren finanzieren lassen, sondern von den Leserinnen und Lesern. Hm,  ist das so eine gute Idee?

Ich hab, seit ich das gelesen habe, darüber nachgedacht, ob ich das wollen würde, und komme zu dem Schluss: Nein. Meiner Ansicht nach ist das nicht die Richtung, in die sich die Zukunft des Bloggens entwickeln sollte (und ich denke auch nicht, das es so kommen wird).

Ist denn eine Finanzierung durch Leserinnen und Leser wirklich eine „Unabhängigkeitserklärung“? Das glaube ich nicht. Ganz abgesehen davon, dass ich Unabhängigkeit generell für kein erstrebenswertes Ziel halte, ist das, worum es geht, natürlich überhaupt keine Unabhängigkeit, sondern eine Verschiebung der Abhängigkeit. Die Frage ist nämlich nicht, wie Bloggerinnen und Blogger unabhängig werden, sondern wovon sie lieber abhängig sein möchten: Von Werbung, von Inverstor_innen oder von den Leser_innen? Oder vielleicht von noch etwas ganz anderem?

Klar ist: Jeder Mensch braucht Mittel zum Leben, heute ist das in der Regel Geld. Wenn wir für den Moment mal davon ausgehen, dass diese Mittel zum Leben im Fall von Blogger_innen direkt aus der Tätigkeit des Bloggens resultiere sollen (was ich nicht teile, dazu mehr später), dann würde ich unter den vorhandenen Optionen definitiv lieber Geld aus Werbung bekommen als von Investor_innen oder Leser_innen. Warum?

Wenn Ihr, also die Leser_innen, mich bezahlen würdet, dann wäre mein Geldeinkommen unmittelbar verknüpft mit der Tätigkeit des Bloggens selbst. Unser Verhältnis würde dabei von einer Ebene des Schenkens auf eine Ebene des Tauschens übergehen. Wenn Ihr mich für das Bloggen bezahlen würdet, dann müsste ich unweigerlich beim Schreiben darüber nachdenken, ob das, was ich schreibe, euch auch gefällt – denn ihr habt ja dafür bezahlt. Und Ihr würdet beim Lesen unweigerlich darüber nachdenken, ob das, was ihr bekommt, den Preis auch wert ist. Ich glaube nicht, dass das eine gute Sache wäre.

Außerdem ist es beim Bloggen ja keineswegs so, dass nur ich den Input und die „Leistung“ bringe, während Ihr nur passiv konsumiert. Ihr „investiert“, wenn man so will, eure Aufmerksamkeit und ebenfalls die Zeit, die ihr zum Lesen braucht. Viele von euch schreiben inhaltsreiche und wertvolle Kommentare, die den Blog erst zum Blog machen. Viele von euch verlinken mich oder empfehlen mich in ihren Netzwerken. Gerechtigkeitshalber müsste ich also allen, die gute Kommentare schreiben, dann wieder einen Rabatt geben? Das Gute an Blogs (und das, was sie von den alten Medien unterscheidet) ist doch gerade, dass sie eine kollaborative Entwicklung von Ideen ermöglichen. Und wenn auch der „aktive“ Part zwischen Bloggerin und Leserin nicht exakt gleich oder parallel zu sehen ist, so wäre das Verhältnis doch mit „Anbieter“ versus „Kunde“ ganz falsch beschrieben.

(Kleine Anmerkung: Die Geringschätzung der Bedeutung des Kommentarbereichs und die viel zu geringe Aufmerksamkeit, die diesem in Teilen der Blogosphäre, aber vor allem in den Kommentarbereichen der etablierten Medien zugemessen wird, bedroht derzeit meiner Ansicht nach die Schönheit des Internets viel mehr als eventuelle Netzssperren, Leistungsschutzrechte und gated Communities, aber das wäre mal ein anderer Blogpost. Ich glaube aber, die teilweise Begeisterung für die Idee, das Verhältnis Bloggerin-Leserin in eines von Dienstleister-Kunde umzuwandeln, kann nur vor dem Hintergrund einer Geringschätzung des Kommentarbereiches überhaupt entstehen.)

Wie auch immer: Wenn ich mit meinem Blog schon Einkommen generieren müsste, wäre mir Werbung sehr viel lieber. Denn da wären der Inhalt meines Blogs und die Leistung, für die ich bezahlt würde, klar voneinander getrennt: Verkaufen würde ich dann nämlich nicht „Feminismus, der etwas wert ist“, sondern Impressionen und Klickzahlen. Den Werbetragenden wäre es relativ egal, was ich schreibe, Hauptsache es hilft, für sie Aufmerksamkeit zu generieren. Das ist auch keine perfekte Konstruktion, wie ich finde, und die Gefahr der Anpassung an die „Wünsche der Kund_innen“ bestünde ebenso, aber doch in viel geringerem Maße als wenn es so direkt wie bei der Leser_innenfinanzierung verknüpft wäre.

Investor_innen wären so ein Mittelding, einerseits wäre die Trennung zwischen „Inhalt“ und „Profit“ ähnlich wie bei der Werbung, andererseits wären die Investorinnen oder Investoren aber viel weniger Menschen als bei der Werbung, ich wäre also von einer oder wenigen Finanzierungsquellen abhängig, während es bei der Werbung dezentralisiert wäre. Also: Unter den Bezahloptionen präferiere ich klar die Werbung (Angebot gerne hierher, lol).

Aber die Frage ist ja, ob es überhaupt notwendig ist, für das Bloggen bezahlt zu werden oder direkt davon leben zu können. Dieses Mantra, dass sich der Journalismus oder die Kulturproduktion generell „neue Finanzierungsquellen“ erschließen müsse, wenn die alten Modelle nicht mehr funktionieren, bestreite ich.

Ich finde, das Ganze gehört in einen viel größeren Rahmen dessen, wie wir ökonomische Verhältnisse postindustriell neu regeln möchten. Zum Beispiel kamen mir beim Nachdenken über leser_innenfinanzierte Blogs auch solche Gedanken: Viele von euch haben, soweit ich das beurteilen kann, weniger Geld zur Verfügung als ich. Ich verdiene mit meinen anderen Tätigkeiten (als bezahlte Redakteurin, Referentin, Autorin usw.) eigentlich schon genug, während eine ganze Reihe von euch noch studieren oder keine gute bezahlte Erwerbsarbeit haben. Wäre es da richtig, dass ich mir mit dem Bloggen NOCH eine Einkommensquelle erschließe, während Ihr mir von eurem wenigen Geld auch noch was abgebt?

Worauf ich hinaus will ist, dass die Einkommensverhältnisse heutzutage eh schon sehr ungleich und weithin ungerecht verteilt sind, und der behauptete Zusammenhang von „Leistung“ und „Einkommen“ sowieso nicht besteht. Wir sollten diese Illusion nicht noch weiter künstlich am Leben halten, indem wir den Eindruck erwecken, „leistungsstarke“ Blogs könnten sich finanzieren, „leistungsschwache“ aber nicht. Außerdem ermöglicht mir das Bloggen ja sowieso schon, meinen „Marktwert“ im Bezug auf andere Einkommensquellen zu erhöhen: Ich bin mehr Leuten bekannt, werde daher mehr „gebucht“ und so weiter.

Meiner Ansicht nach stellt sich gesamtgesellschaftlich durchaus die Frage, inwiefern Kulturproduktion innerhalb einer kapitalistischen Verwertungslogik gut aufgehoben ist. Das geht ein wenig in die Richtung der Unterscheidung, die Hannah Arendt zwischen Arbeiten, Herstellen und Handeln getroffen hat. Kulturproduktion fällt klar in den Bereich des Handelns, und deshalb ist es nicht dasselbe, ob ich für einen Stuhl, den ich „hergestellt“ habe und verkaufe, Geld bekomme, oder für einen Blogpost (oder ein anderes Kulturprodukt), das mir ermöglicht, innerhalb der Gesellschaft politisch zu handeln.

Die Lösung kann meines Erachtens nur in einer tendenziellen Trennung von Arbeit und Einkommen bestehen – was generell vielleicht für alle Tätigkeiten gilt, aber bei der Kulturproduktion derzeit besonders augenfällig ist, weshalb wir daher dort vielleicht damit anfangen könnten. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde dem Problem zum Beispiel besser gerecht.

Ich finde, dass es Kulturproduktionen gut tun würde, wenn sie unabhängig von „Profitabilitätsgedanken“ getan würde, wenn also alle Menschen die Möglichkeit hätten, einen Teil ihrer Zeit damit zu verbringen – ohne deshalb zu verarmen, aber eben auch ohne dass sie mit ihren „Kulturprodukten“ Geld verdienen müssten. Ich glaube, das würde die Qualität von „Kulturprodukten“ steigern.

Da wir aber nicht Hokuspokus jetzt ein Grundeinkommen einführen können, brauchen wir Zwischenschritte bzw. pragmatisches Umgehen mit den Bedingungen, die wir jetzt haben. Und da gibt es viel versprechendere Modelle als Leser_innenfinanzierung, die gerne in Kombination eingesetzt werden können.

Neben Werbung (gegen die, wenn sie nicht extrem nervt, aus meiner Sicht nicht viel einzuwenden ist, jedenfalls angesichts der derzeitigen Verhältnisse) und der Möglichkeit, Bloggen als unbezahltes politisches Engagement zu betreiben und sich den Lebensunterhalt anderweitig zu verdienen, gibt es ja inzwischen auch Experimente mit einer „Geschenkökonomie“. Also den Flattr-Button, die Paypal-Spende und so weiter. Das gefällt mir gut, und auch wenn man damit nicht „reich“ werden oder sich refinanzieren kann, so ist es doch ein kleiner Anteil im „Lebenshaltungskostenfinanzierungsmix“ einer Bloggerin und daher nicht nichts.

Gut gefällt mir auch, was zum Beispiel Herr Buddenbohm macht, der sich von seinen Leserinnen und Lesern was schenken lässt – und zwar, weil das Schenken der Logik des Bloggens sehr viel besser entspricht als das Tauschen. Ich habe auch schon ab und zu über Paypal ein Geldgeschenk von Leserinnen und Lesern bekommen, oft zusammen mit einem Dankeschön, und mich darüber sehr gefreut.

Man muss sich dabei klarmachen, dass es einen sehr großen Unterschied gibt zwischen solchen Geschenken von Leser_innen und einem Bezahlblog. Wenn mir eine Leserin ein Geschenk macht – sei es als Geld, oder sonstwie – gibt sie mir ein Feedback, das gerade wegen des Geschenkcharakters meine Freiheit beim Bloggen vergrößert. Das Geschenk ist – das macht ja den Geschenkcharakter aus – an keine Bedingung geknüpft, es ist freiwillig, und gerade deshalb macht es mich als Bloggerin frei, weiterhin das zu schreiben, was ich schreiben will. Der Tauschcharakter des Bezahlens hingegen würde genau diese Freiheit letzten Endes zunichte machen. Jedenfalls befürchte ich das.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

52 Gedanken zu “Warum ich nicht von Euch finanziert werden will

  1. Ich hätte mit einer Leserfinanzierung auch kein Problem, allerdings sehe ich keinen netten technischen Weg dafür, der wirklich elegant funktionieren würde.Alles, was nach Paywall klingt, finde ich abwegig. Insofern sind Werbung/Sponsoring eher die Mittel der Wahl zur Zeit. Und Flattr sowie Geschenke natürlich ein äußerst erfreulicher Zusatz. Wobei ein Flattr-ähnliches Prinzip nach wie vor Zukunft haben könnte, denke ich Wenn jemand gerne etwas geben möchte, wüsste ich nicht, warum er es nicht tun sollte. Ich zahle ja auch gerne hier und da, per Flattr oder anders. Und ganz freiwillig..

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  2. @Maximilian Buddenbohm – Ich würde Flattr auch eher unter „Geschenk“ als unter „Tausch/Bezahlen“ einsortieren, und damit ist es für mich okay, weil es den freien Charakter des Bloggens nicht beschädigt. Schenken ist immer toll, und ich bin ganz dafür, das in den großen Oberbegriff „Wirtschaft“ bewusst zu integrieren (während es ja momentan ins Private abgesondert wird). Aber ich glaube, es ist wichtig, sich die Unterschiede zwischen „Schenken“ und „Tauschen“ bewusst zu machen. In Bezug auf die von mir vermuteten negativen Auswirkungen einer Leserfinanzierung verstanden als Tausch befinden wir uns natürlich bislang noch im Bereich der Spekulation, da es damit noch keine Erfahrungen gibt. Daher bin ich durchaus gespannt, wie die entsprechenden Versuche weitergehen.

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  3. naja. am ende ist ein blog eine internetseite und jeder macht mit seiner internetseite was er zu tun gedenkt. ich halte die schaffung der gesellschaftlichen schicht des bloggers an sich ja bereits für einen denkfehler.

    wir alle sind wesen die kommunizieren. die einen privat und vernetzt, also du dann wohl, und die anderen versuchen ihr geld damit zu verdienen, wer auch immer. ob letzteres funktioniert, wird anderen überlassen. ob ersteres funktioniert obliegt aber auch anderen, denn die müssen mitmachen. in diesem sinne überlegst du dir auch, ob das andere interessiert oder nicht.

    und das gibst du ja auch selber zu, in dem du aufmerksamkeit als währung definierst.

    mfg
    mh

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  4. Bloggen als Schenken zu begreifen, finde ich sehr richtig und nachvollziehbar, mit der Schleife zu den Kulturproduktionen, die kein Stuhl sind, bin ich noch nicht ganz einverstanden. Meine Blogbeiträge würde ich z.B. nicht verkaufen wollen, dennoch sind sie flattrbar, meine Bücher hingegen haben dermaßen viele Arbeitsschritte in sich, bevor sie den Lesern „gegeben“ werden, dass ich in ihnen sehr viel mehr einen Stuhl sehe als in einem Blogbeitrag. (Der vielleicht sowas ist wie die Session am Lagerfeuer, für die der Musiker ja auch keinen Eintritt nimmt, aber gern etwas Freigetränke).
    So bezahlen die Leser der Bücher nicht nur den Inhalt und den Gedanken, sondern auch die viele Arbeit, die darin steckt. Die ist dann doch sehr handwerklich :))

    Der andere Gedanke: Leserfinanzierung wie z.B. über flattr findet ja NACH der Arbeit statt, wenn der Artikel geflattert wird. Du müsstest dir daher also keine Gedanken machen, ob du für die Leser schreibst. Sie „bezahlen“ dich ja hinterher. Vielleicht wird flattr eines Tages noch größer sein, und die Leserfinanzierung kommt auf diese Weise ganz von selbst?

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  5. @frauziefle – Ja, ein Buch ist ein „Zwischenprodukt“, das sehe ich auch so. Ebenso ist ein gehaltener Vortrag ein Zwischenprodukt, meine Ideen sind das, was ich schenke, die Aufbereitung der Ideen für ein bestimmtes Publikum, die Anreisezeit etc. ist das, was ich verkaufe. Die nachträgliche Leserfinanzierung über Flattr ist natürlich aber nur so teilweise nachträglich, weil man ja evtl. hofft, von den Leuten auch weiterhin geflattrt zu werden. Ich bin ja auch für Flattr, genau deshalb bin ich ja dafür, dass wir uns bewusst machen, dass es sich dabei um ein Geschenk und NICHT um eine Bezahlung handelt (auch wenn mir schon klar ist, dass sich die Grenze nicht klar ziehend ist, sondern fließend, aber das Prinzip ist grundlegend verschieden).

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  6. Meiner Ansicht nach ist das nicht die Richtung, in die sich die Zukunft des Bloggens entwickeln sollte (und ich denke auch nicht, das es so kommen wird).

    Erinnert mich spontan an Diskussionen vor zehn Jahren, als Blogs nichtkommerziell bleiben „sollten“, warum auch immer.

    Ich finde Pauschalaussagen über die Finanzierung des Bloggens schwierig, weil in Blogs mittlerweile sehr unterschiedliche Dinge passieren. Wenn jemand als sympathischer Kolumnist (Beispiel Buddenbohm) persönlich sichtbar wird, passen Geschenke gut dazu. Wenn jemand Nutzwert bietet und sich bemüht, ein eher trockenes Thema professionell abzudecken, auch an Tagen, an denen er eigentlich keinen Bock hat, kann es wieder ganz anders aussehen.

    … gibt es ja inzwischen auch Experimente mit einer “Geschenkökonomie”. Also den Flattr-Button, die Paypal-Spende und so weiter.

    Via Flattr beschenken sich vor allem Blogger untereinander, von außerhalb kommt da nicht viel rein.

    Die Lösung kann meines Erachtens nur in einer tendenziellen Trennung von Arbeit und Einkommen bestehen – was generell vielleicht für alle Tätigkeiten gilt, aber bei der Kulturproduktion derzeit besonders augenfällig ist, weshalb wir daher dort vielleicht damit anfangen könnten. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde dem Problem zum Beispiel besser gerecht.

    Kulturschaffende wollen ja nicht nur Geld, um in den eigenen vier Wänden malen zu können ohne dabei zu verhungern, sondern auch (oder vor allem) Öffentlichkeit und Anerkennung (also Ausstellungsräume, Lesungspublikum, Erwähnung im Feuilleton). Vielen ist es wichtig, sich von der sprichwörtlichen malenden Hausfrau abheben und als „richtige“ Künstler/innen bestätigt zu werden – ob das nur an der Marktlogik liegt? Manche verhandeln doch gar nicht erst um angemessene Honorare, weil es so geil ist, als Kulturschaffende/r bestätigt zu werden und von angesehenen Buch- und Zeitungsverlagen gedruckt zu werden oder für lau in den chicen Empfangshallen einer Versicherung ausstellen zu dürfen.

    Mal wieder mein Lieblingszitat zum Thema: Eines der großen Dilemmata im Bewusstsein der Medien- und Kulturschaffenden ist, dass sie so furchtbar berufsstolz sind. Ihre Veröffentlichungen haben für sie einen so großen Stellenwert, dass sie sich einen Teil ihrer Arbeit nicht mit Geld sondern mit Autorenstolz abkaufen lassen. Dadurch ist das künstlerische oder journalistische Produkt billiger zu haben. (Ulli Schauen, Journalist)

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  7. Manche verhandeln doch gar nicht erst um angemessene Honorare, weil es so geil ist, als Kulturschaffende/r bestätigt zu werden und von angesehenen Buch- und Zeitungsverlagen gedruckt zu werden oder für lau in den chicen Empfangshallen einer Versicherung ausstellen zu dürfen.

    Anschlussfrage zum Nachdenken: Ist es Aufgabe des Staates, den Banken und Versicherungen ihre billig-willigen Künstler per Grundeinkommen zu subventionieren?

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  8. Danke für deinen Beitrag, ich mache mir in letzter Zeit auch viele Gedanken um das Thema!
    Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob den Werbetragenden tatsächlich egal ist, was man auf einem Blog schreibt. Verreißt oder kritisiert eine einflussreiche Bloggerin z.B. eine Marke/Produkt auf ihrem Blog, kann sie sicher sein, dass die Firma keine Werbung mehr auf dem Blog buchen würde. In der Konsequenz würde das dann heißen, dass der Inhalt des Blogs durch evtl. bestehenden finanziellen Druck doch sehr stark beeinflusst wird… Was dabei herauskommt, kann man sich an den Frauenzeitschriften angucken.
    Ich bin sehr gespannt, welche Modelle sich in Zukunft durchsetzen werden!

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  9. @Irene: Ziemlich richtig! Aber da hängst noch viel mehr dran; z.B. dass bedingungslose Grundeinkommen insgesamt eine flächendeckende Subventionierung der Ware Arbeit wäre, wenn es denn funktionieren täte; dass es nationalstaatlich garnicht machtbar ist; dass es letztendlich eine andere (nicht warenförmige) Gesellschaft verlangt, um wirklich zu funktionieren.
    Erstmal bleibt das Bloggen eine Gratisleistung aus Lust und Überzeugung. Das ist gut so. Damit wird es nicht zur Ware. Das Bereitstellen der technischen Möglichkeiten mag, wer das will, durch alternative Werbung sicherstellen, z.B. bei blogsport.de.

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  10. Ich hab eine VorFrage: musst z.B. du, Antje, für diese Blogschreibseitenmöglichkeit irgendwem was zahlen?

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  11. @Fidi – nein, das kostet nichts (außer dass du internet brauchst). Ich bezahle aber ca. 12 Euro im Jahr für die Adresse antjeschrupp.com (sonst wäre die Adresse länger ).

    Ich könnte auch für 30 Euro im Jahr noch die Werbung ausschalten, die WordPress manchmal zeigt – stört euch die eigentlich?

    @Alban – ja, die Einnahmen aus flattr gebe ich bei der Steuererklärung an.

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  12. Ich dachte bis eben, das sei ein selbst gehostetes Blog. Dabei steht es ja im Footer.

    Welche Werbung? Ich bin ohne Adblock hier und sehe nichts…

    Das einzige was an WordPress nervt: Wenn ich meine üblicherweise verwendete Mailadresse ins Kommentarformular eintrage, soll ich mich mit Twitter einloggen. Und das hat manchmal ewig Ladezeit, außerdem will ich mich nicht mehr immer und überall mit Twitter einloggen. (Deshalb die GMX Fundomain als Absender.)

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  13. @Irene – Die Werbung wird offenbar nur manchmal angezeigt, keine Ahnung. Mir selber natürlich auch nie, von daher hab ich es noch nie gesehen. Und da sich bisher niemand beklagt hat, dachte ich, ich kann mir die 30 Euro sparen 🙂 _

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  14. Muss mh120480 beipflichten. Unter Bloggen wird mittlerweile soviel subsumiert, was unterschiedlicher nicht sein könnte und m.E. auch unterschiedliche Finanzierungskonzepte bedingt oder eben auch keine, wenn kein Bedarf besteht.
    Ansonsten stimme ich zu.

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  15. Jeder und jedem ist unbenommen, sich Vergütungsmodelle für die Produktion von Inhalten auszusuchen. Werbung allerdings, da bekomm ich Pickel! Und zwar nicht bloß, weil sie nervt, sondern weil sie ganz grundsätzlich ein Krebsgeschwür unserer Gesellschaft ist, die „Kommodifizierung des öffentlichen Raums.“ Vielleicht kann jemand schlaueres als ich das Soziologisch mal ins Deutsche übersetzen.

    Stellt euch mal eine Welt vor, in der der öffentliche Raum nicht länger freigegeben ist, 70% der Wirtschaftskraft (bei Unilever und Co Anteil von Marketing vs Produktentwicklung im Budget) in dessen Usurpation zu verballern. Blogs sind natürlich kein öffentlicher Raum, ich hingegen weigere mich den kleinen Raum, der mir privat bleibt, auch noch dem Produktivitätskiller Werbung in den Rachen zu schmeißen. Das Geld will ja irgendwo hin, wenn man(n und Frau) ihm nur Wege anbietet, die Menschen nutzt, statt Lebensqualität einzuschränken, das würde sofort Produktionsmittel für eine bessere Welt freisetzen.

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  16. @Jakob – In meiner idealen Welt gibt es auch keine Werbung, aber wenn man die Alternative Leserinnenfinanzierung vs Werbefinanzierung in Blogs aufmacht, finde ich letztere besser. Ich finde übrigens schon, dass Blogs öffentlicher Raum sind, wie kommst du darauf, dass das nicht so wäre?

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  17. Liebe Antje, vielen Dank für diesen Artikel. Ich sehe die Thematik der Verschiebung der Abhängigkeiten wie Du. Die Unternehmen platzieren Werbung in Blogs, weil sie von der Reichweite und dem qualitativen Umfeld profitieren wollen. Die konkreten Inhalte sind ihnen meist egal. Wenn der Leser etwas für einen Blog abdrücken muss, stellt sich unweigerlich eine viel größere (unbeabsichtigte) Beeinflussung des Inhalts ein.
    @beautyjagd: Man sollte für sich selbst und seinen Blog natürlich ein tragfähiges Werbe- oder Koop-Modell entwickeln, das einen nicht unausgesetzt in die von Dir angesprochene Bredouille bringt. Wenn man sich auf einen langfristigen Werbepartner einlässt, sollte man sichergehen, dass man auch im großen und ganzen hinter den Produkten stehen kann. Einer guten und stabilen Partnerschaft tut auch eine mäßige Produktbesprechung keinen Abbruch. Im Gegenteil, die positiven Besprechungen gewinnen dadurch eher an Wert. Und man sollte natürlich auch keine Bannerwerbung von Unternehmen schalten, gegen die man sowieso schon lange die Faust in der Tasche hat und sich schon händereibend auf den nächsten Produktverriss freut. Wie auch immer: Man kann als mündiger Blogger alles entscheiden und mitgestalten. Werbung heisst unbedingt nicht automatisch Meinungskauf.

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  18. „Wenn Ihr mich für das Bloggen bezahlen würdet, dann müsste ich unweigerlich beim Schreiben darüber nachdenken, ob das, was ich schreibe, euch auch gefällt – denn ihr habt ja dafür bezahlt.“

    -> Halte ich für einen absoluten Denkfehler und falsche Prämisse, von dem sich dann Deine Haltung, die ich nicht teile, ableitet. Die Leute bezahlen Dich, WEIL Ihnen gefällt, was Du schreibst. Nicht umgekehrt. Klar wird es Fälle geben, in denen Du Sachen schreibst, die nicht allen gefallen. Aber das Risiko muss man eingehen. Und zum Glück kann man ja auch in der heutigen Zeit darüber diskutieren.

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  19. „“Wenn Ihr mich für das Bloggen bezahlen würdet, dann müsste ich unweigerlich beim Schreiben darüber nachdenken, ob das, was ich schreibe, euch auch gefällt – denn ihr habt ja dafür bezahlt.”

    Was mich immer etwas wundert, ist die Abneigung, darüber nachzudenken, was Leuten „gefällt“ – als ob das sozusagen eine Art von Korruption wäre und Leute sowieso nur unkritische Lobhudelei hören wollen.

    Man könnte doch die Sache auch einmal auf den Kopf stellen und darauf hinweisen, dass erfolgreiche Künstler, Politiker etc. oft die sind, die den Leuten geben, was sie gerade „benötigen“ – auch, wenn das manchmal bittere Medizin ist.

    Der Ruf nach einer staatlichen Finanzierung setzt doch eigentlich voraus, dass der zahlende Bürger im Grunde ein unmündiger Banause ist.

    Dabei sorgt staatliche Alimentierung doch nur für ein Absinken der Quallität der Produktion unter jedes Niveau.

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  20. @mel/Goumet Guerilla: Ich stimme dir zu – mit dem zum Blog passenden und sorgfältig ausgewählten Werbepartner sehe ich das Problem auch nicht so sehr.

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  21. @Antje Ganz einfach, weil du in deinem Blog die Regeln bestimmst, nicht die Öffentlichkeit. Deswegen ist es ja auch zum Beispiel keine Zensur, wenn du Kommentare nicht freischaltest. Du bietest deinen privaten Raum halt nicht grundsätzlich als Plattform an, sondern entscheidest eigenständig darüber.

    Wo wir nicht zusammen kommen, ist Werbung als akzeptables Übel darzustellen. Werbungist ein unglaublicher Vampir, wie viel junge „wasmitmedien“ Leute diesem Moloch schon zum Opfer gefallen sind. Werbung ist anti-Wertschöpfung. Blutet finanzielle UND kreative Ressourcen aus. Die Banken ziehen wenigstens nur Langweiler aus der gesellschaftlichen Reserve ab…

    Mal abgesehen davon, dass ich deine Entscheidung respektiere, wie du deinen Raum nutzt, so möchte ich dir doch abseits meiner rantigen Einlassungen nahelegen, ein Argument zu berücksichtigen: Nur weil in deinem konkreten Fall die Beeinflussung durch Werbekunden geringer scheint, muss das noch lange nicht für alle anderen Blogs gelten. Nimm nur die techniknahen Gadgetblogs, die sich ganz krass vom guten Willen ihrer Werbekunden abhängig machen – den gleichen Leuten, über deren Produkte sie schreiben.

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  22. @Jakob – Hm, das ist eine interessante Definition von Öffentlichkeit. Ich denke eigentlich nicht, dass „Öffentlichkeit“ nur an Orten stattfindet, wenn „die Öffentlichkeit/die Gesamtheit“ die Regeln bestimmt. Zum Beispiel sind Parteitage auch öffentliche Veranstaltungen, oder Fernsehshows, oder Stadtteilfeste, und doch werden die Regeln jeweils nur von den Veranstalter_innen gemacht. Richtig ist, dass jede öffentliche Veranstaltung an gesetzliche Rahmenbedingungen halten muss, aber das gilt für Blogs ja auch. Insofern würde ich einen (von allen lesbaren) Blog durchaus in den Bereich „Öffentlichkeit“ sortieren, anders als mein Wohnzimmer. Der entscheidende Unterschied ist, dass ich öffentlich/von allen für das haftbar gemacht werden kann, was ich in der Öffentlichkeit tue, und dass ich auch damit rechnen muss, dass das geschieht. Das ist mir beim Bloggen sehr bewusst, und deshalb äußere ich hier nur „öffentlichkeitstaugliche“ Gedanken, anders als im privaten Gespräch mit Freundinnen.

    Das, was du über Gadgetblogs schreibst, würde für mich eher unter Schleichwerbung oder Anzeigenblättchen fallen, d.h. das ganze Produkt ist eine Werbeveranstaltung. Das ist etwas anderes als Blogs, die sich über Werbung finanzieren.

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  23. @Christian Soeder – Und das mir, wo ich den Grundeinkommens-Enthusiasten immer zu erklären versuche, dass das Grundeinkommen NICHT die Lösung aller Probleme ist 🙂 _ Nein, aber als Idee öffnet es im Kopf einen kleinen Freiraum für den Gedanken, dass „Leistung“ und „Einkommen“ nicht naturgesetzmäßig miteinander verknüpft sind.

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  24. Naja, mit den Hardcore-BGE-Fans ist ja ein echter Dialog gar nicht möglich.

    Aber natürlich hast Du mit dem zweiten Punkt recht: „Leistung“ und „Einkommen“ sind zwei völlig verschiedene Kategorien und mitunter entkoppelt. Auch wenn das in der politischen Landschaft quasi immer anders dargestellt wird.

    Die Analyse teile ich völlig – nur behaupte ich, dass das BGE als Antwort gar nicht dazu passt. Denn damit würde dann auch staatlich anerkannt, dass manche Leute für ihre Arbeit völlig zu recht kein Geld bekommen, sondern sie von Zuweisungen leben müssen.

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  25. Irene hat fast alles gesagt, was auch mir in den Kopf gekommen ist.

    Zur Werbung: das kommt darauf an. Große, bewusst vergebende Werbekunden würden durchaus Einfluss nehmen. Es wäre eine Machtfrage: je mehr du von deinen Einkünften durch einen Werbekunden abhängen würdest, desto stärker könnte und würde er dich beeinflussen, auch ganz offen. Und das auch bei politischen und weltanschaulichen Fragen.

    Werbung und Sponsoring ist ein wesentliches Mittel für Reiche verdeckt ihr Geld in Macht umzusetzen.

    Die Werbung, die WordPress dir automatisch einblendet, halte ich dagegen nicht für gefährlich: zum einen verdient WordPress daran und nicht du unmittelbar. Deine unbewusste Dankbarkeit gilt damit vielleicht WordPress und nicht dem Anzeigenkunden.

    Zu den Geschenken: Untersuchungen zeigen, dass auch kleine Geschenke in Leuten unterbewusst das Bedürfnis wecken, sich dafür zu revanchieren. Und das auch dann, wenn der Schenkende ausdrücklich keine Bedingungen daran knüpft und auch nicht feststellen kann, ob der Beschenkte sich revanchiert.

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  26. Antje:

    @Jakob – In meiner idealen Welt gibt es auch keine Werbung

    Deine Liste „da war ich schon“ ist auch Werbung oder Selbstmarketing.

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  27. @Irene – Ja, ich sprach ja von einer idealen Welt. In einer idealen Welt könnte ich auch über Linklisten Beziehungen sichtbar machen, ohne dass das gleichzeitig als Werbung verstanden müsste (richtigerweise)

    @Jakob – Ja, Geschenke stellen natürlich auch eine Beziehung her und damit eine gegenseitige Verpflichtung. Aber eben eine andere als bei einem Tausch. Es geht nicht um Unabhängigkeit, habe ich ja geschrieben. Hinzu kommt, dass bei uns tendenziell alles unter dem Tauschaspekt interpretiert wird. Wir können „Geschenksituationen“ sozusagen gar nicht denken.

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  28. Ich denke es kommt auf die Intension des Bloggenden an. Du bloggst doch im Grunde Deine Gedanken nicht gratis ins Netzt, sondern wir dürfen an Deinem ganz persönlichem Brainstorming teilhaben und – was Dir auch Nutzen bringt – kommentieren.
    Sprich – Dein Blogg ist eine Recource, wir helfen Dir bei Deiner Arbeit.
    In diesem Sinne – wir verdienen keine Rabatte, sondern wir sind bereit im Tausch gegen die Rezepiton Deines Textes unsere Kommentar zu posten, unsere Aufmerksamkeit zu schenken und im best case Dir positive Anregungen zukommen zu lassen.

    Doch ich spreche jetzt schon wieder für eine bestimmte Lesergruppe – das Labyrinth der semantischen Stränge verzweigt sich….

    Dein Einkommen beziehst Du aus den klassischen Quellen, dazu kann man Dir gratulieren, wobei – in diesen Bereichen musst Du eben auch sehr wohl auf Deine Kunden Rücksicht nehmen.

    Insofern ist diese Stellungname absolut diffus, da kann man in sämtliche Richtungen grundsätzlich stimmig argumentieren, kommt aber letztlich nie auf einen Konkreten gemeinsamen Nenner!

    …. jetzt könnte ich den ganzen Tag weiter über das Thema schreiben, im Labyrinth der innhaltlichen Synapsen hab ich mich schon jetzt verirrt.

    Wo ich absolut zustimme – ein Blogg lebt von den Kommentaren, wobei ich persönlich sehr dafür bin, alles (außer offensichtlichen Spam) was irgendwie eine emotionle Anteilnahme (und sei sie noch so derb und vermeintlich beleidigend) darstellt, zuzulassen.

    Aber dies ist ja wieder ein anderes Thema.

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  29. „….dass “Leistung” und “Einkommen” nicht naturgesetzmäßig miteinander verknüpft sind.“

    Das behauptet eigentlich auch niemand.
    Die Behauptung ( z.B. in den Wirtschaftswissenschaften ) lautet, dass sich der Geldwert einer Ware aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt.

    Wieviel Mühe der Einzelne aufwenden muss, um die Ware herzustellen, ist völlig egal.

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  30. @Irene – Ja, ich sprach ja von einer idealen Welt. In einer idealen Welt könnte ich auch über Linklisten Beziehungen sichtbar machen, ohne dass das gleichzeitig als Werbung verstanden müsste (richtigerweise)

    Kundenbeziehungen pflegen ist auch Marketing, auch wenn es nicht so gemeint ist. Ein Newsletter an Stammkunden mit Hinweisen auf Neuerscheinungen ist Werbung, auch ohne grelle Sprüche. Ich vermute, ganz ohne Werbung, Marketing und PR braucht man Telepathie 🙂

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  31. Liebe Antje, ich glaube, der Königsweg ist auf diesem Feld noch nicht gefunden. Ob er jemals gefunden wird , ma waases net……

    Stand der Dinge ist imho der: Rein statistisch gesehen haben gegenwärtig rund 8,4 Prozent der Internetuser in Deutschland ein Blog (Näheres zu Zahlen, Wichtigkeit von Blogechos etc.) in meinem jüngsten Artikel zum Thema auf dem Mittelhessenblog *. Das sind rund 5 Mio Blogbetreiber. Wieviel davon echte ursprünglich Weblogs (= WebTagebuch) oder etwas anderes sind, geht daraus nicht hervor. Nur, angesichts der Namen (abgesehen von den Blogablegern der klassischen Medien) kann man davon ausgehen, dass der Kreis derjenigen, die sich regelmäßig zu Wort melden, sich bisher in einem überschaubaren Rahmen bewegt.
    * Näheres hier: http://www.mittelhessenblog.de/2012/12/31/kurzgucker-wem-gehort-das-web-facebook-twitter-und-co-oder-doch-noch-den-usern-ein-zwischenruf-aus-mittelhessen/

    Dieser Kreis teilt sich m.E. wieder auf in diejenigen, die allein oder als Gemeinschaft ein Blog betreiben, um es im Sinne der Eigen-PR einzusetzen (Name ist im Netz, verbunden mit Stellungnahmen zu diversen überregional interessanten Themen. (ganz egal ob Gender, Umwelt, spezielle Genresachen wie Fantasy, neueste IT-Sachen etc)) oder es sind Leute, in der Regel professionelle Journalisten oder engagierte Bürgerjournalisten, die in ihrer Gegend entweder überhaupt für Nachrichtenversorgung im Internet sorgen wollen, einer existierenden Monopolzeitung Dampf unterm Hintern oder überhaupt in ihrer Region ein Format hochziehen oder etablieren wollen, das es noch nicht gibt.

    Und dieser letztgenannte Kreis, zu dem ich mich zähle, ist darauf angewiesen, dass sich diese Angebote, ob man sie Blogs, Blogmagazine oder Online-Zeitungen nennt, ist egal, sich mittelfristig finanziell tragen. Wie dies finanziert werden soll. Auch darüber streiten sich die Geister. Die einen sagen wie Du: Wir wollen nicht von den Lesern finanziert werden.

    Meiner Meinung fragwürdig weil: Hinter jedem regelmäßig gepflegten Angebot steckt investierte Zeit und Arbeit und bei Offline-Recherchen gegebenenfalls mindestens Fahrt-, wenn nicht Übernachtungskosten) . Alle drei Positionen stellen einen Geldwert X dar. Geht man von durchschnittlichen Arbeitskraftkosten bei freien Berufen aus, liegt der Stundensatz bei 60 Euro netto plus X je nach Region. Sprich, wenn zwei AK an einem Blog arbeiten, das 6-8 Stunden täglich, werden zwischen 720 und 960 Euro netto fällig. Bei 25 Arbeitstagen sind das zwischen 18000 und 24000 Euro per Monat, Klingt irrwitzig viel, Ist bei Zugrundelegung der zu bezahlenden Nebenkosten (Krankenversicherung, Investitionsrücklagen, Altersvorsorge, Ausfallgelder im Krankheitsfall) aber ein realer Wert. Inwieweit hier diese Zahlen und die Realität deckungsgleich sind, das mag jeder nun selber aus eigener Erfahrung beurteilen. Insbesondere wenn es um den Wert freier journalistischer Arbeit geht….

    Wie sieht es nun mit der Schaltung von Werbung aus: Kann man machen wie Du es vorschlägst, Antje: Hier Werbung, die nichts mit dem Inhalt zu tun hat, den ich redaktionell bringe – weil es dem Werbenden nur auf die Wahrnehmung ankommt -und dort eben die redaktionelle Arbeit. Kann bei einem nichtpolitischen und nichtwirtschaftsjournalistischen Blog vermutlich ohne Probleme funktionieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich kritische Berichterstattung im Blog mit der Anzeige eines Werbekunden beißt, ist eher gering.

    Läuft es anders, musst Du, um Deine Glaubwürdigkeit gegenüber den Lesern zu behalten, Deinen Anzeigenkunden klar machen, dass auch sie oder zumindest ihre Branche Gegenstand kritischer Berichterstattung werden könnten. Bei einigen funktioniert das inzwischen…..

    Sonderfall Googlewerbeanzeigen: Bringen nur dann was, wenn die Zugriffszahlen sehr hoch liegen. Ich habe sie allerdings wieder rausgeschmissen. Denn trotz entsprechender Ausschlusstags passierte dann etwa folgendes, dass bei einem kernkraftkritischen Artikel plötzlich Anzeigen der AKW-lobby auftauchten oder bei einem Text, der sich kritisch mit extremen politischen Gruppierungen beschäftigte, Anzeigen aus diesem Umfeld auftauchten.

    Alles zusammen waren für mich Gründe, Werbung bisher äußerst sparsam einzusetzen und eher auf Leserspenden zu setzen.

    2013 wird sich dies ändern, wobei Leserspenden und die Möglichkeit, Artikel zu flattrn oder per Paypal zu würdigen, beibehalten werden sollen…..

    Beste Grüße, Christoph

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  32. Investor_innen wollen per Definition einen Ertrag aus ihrem Investment ziehen. Eine Bedingung des Investments wäre folglich,dass das Blog diesen Ertrag liefern muss. Dem Ertragsinteresse müssen sich andere Interessen unterordnen, denn nur so ist der Ertrag gesichert.

    Im Normalfall ist der Ertrag schlicht Gewinn in Geld.

    Wenn man sich über Werbung finanziert, hängt die Abwägung zwischen Geld-Verdienen und publizistischen Zielen von der eigenen Integrität und dem Finanzbedarf ab.

    Ein/e Investor/in zielt auf möglichst großen Ertrag – sonst ist es keine Investition – und publizistische Ziele sind allenfalls Mittel zum Zweck.

    Zu glauben, Investorengeld sei die kleinere Beeinträchtigung publizistischer Ziele, ist ein Irrglaube, möglicherweise begünstigt dadurch, dass zunächst mal einfach nur Geld zufließt. Das „dicke Ende“ kommt eben später.

    Wer Geld in ein Blog steckt, um es zu fördern, und nicht, um einen (möglichst hohen) Ertrag zu erzielen, ist Mäzen/in, nicht Investor/in.

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  33. „Insbesondere wenn es um den Wert freier journalistischer Arbeit geht…. “

    Auch zwischen Herstellungskosten und Marktwert eines Gutes besteht nunmal kein Zusammenhang – ausser dem, dass ein Gut, welches nicht mindestens seine Herstellungskosten wieder einspielt, halt als Hobby vom Hersteller finanziert werden muss.

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  34. @ Christoph: Ich dachte auch an die Lokalblogs, wollte aber nicht so weit ausholen. Hier im Blog ist der Spirit vorwiegend verträumt: Wenn denn das wundersame Grundeinkommen käme, hätte man halb- oder ganztags Zeit zum Bloggen und bräuchte sich nicht mehr um das böse Kapitalistengeld kümmern.

    Ich finde aber, dass du zu hoch kalkuliert hast (mal was anderes, die meisten machen es ja umgekehrt): Wenn Selbständige, die von den Kunden 60 Euro die Stunde nehmen, acht Stunden arbeiten, haben sie nicht zwingend 480 Euro verdient, sondern vielleicht 300 Euro, weil ja die Zeit für Akquise, Networking, Homepagepflege, Rechnungstellung, Büro aufräumen etc. nicht abgerechnet werden kann. Freiberufler mit festen Kunden, die die gesamte Arbeitszeit abrechnen können (z.B. Redaktionsdienste beim Rundfunk), kommen mit geringeren Stundensätzen auf ein Einkommen, das mit ähnlich qualifizierten Angestellten vergleichbar ist.

    Lesetipp für alle (Kirche inside): http://www.regensburg-digital.de/
    Warum sollte der Mann das für lau oder sporadische Geschenke machen?

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  35. Worüber ich übrigens erst gestern wieder gestolpert bin: Bis in die jüngste Zeit hinein war „Kulturproduktion“ in der Regel und ganz selbstverständlich Auftragsarbeit und Künstler, Gelehrte usw. usf. hatten natürlich im Sinne der Auftraggeber zu arbeiten.
    Was aber eben auch implizierte, dass „Kulturträger“ im Grunde von anderen Berufen nicht unterschieden wurden – aus früheren Zeiten sind deswegen oft noch nicht einmal die Namen der „Kulturträger“ überliefert, oft weiss man nur, dass hinter verschiedenen Kunstwerken z.B. ein und derselbe anonyme Meister steckt.

    In einem sehr interessanten Buch lese ich gerade die These, dass wir im Rahmen der Globalisierung und der Verkleinerung der Welt gerade in der „Avantgarde“ wieder zu solchen Märkten zurückkehren – heutige Kulturträger verstehen sich oft wieder als eben solche Handwerker ( zumindest, wenn sie einigermassen reflektiert sind ).

    Während die Zwischenzeit gerade dadurch charakterisiert sei, dass sich im Rahmen einer quasi unentdeckten Welt, in welcher sich der einzelne (Europäer) ungehindert und aggressiv ausdehnen konnte, ohne je mit den Folgen seiner Taten, Vorhersagen, usw. konfrontiert zu werden, ein Menschentyp und damit auch Typus von Kulturschaffenden etablierte, die für sich in Anspruch nahmen, nicht von der Welt abhängig zu sein, sondern diese erst zu schaffen, ihr eine Richtung zu geben und letztendlich ihr Schicksal zu bestimmen.

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  36. @Andreas – Ja, wobei es aber die ganze Zeit AUCH Kulturschaffende gegeben hat, die aus „innerem Drang“ schufen und auch nicht dafür bezahlt wurden, das aber auch nicht erwartet haben. Ich finde, dass man beides getrennt betrachten sollte und beides seine Berechtigung hat – es ist nur halt eben nicht dasselbe. Wer aus „innerem Drang“ etwas tut, kann nicht erwarten, dafür in gleicher Weise bezahlt zu werden, wie jemand, der im Auftrag anderer arbeitet. Allerdings finde ich es schon sinnvoll, darüber nachzudenken, ob wir nicht Menschen das „Schaffen aus innerem Drang“ besser ermöglichen wollen als so, dass sie deshalb hungern und frieren müssen. Ich fände es aber nicht gut, wenn wir da unterscheiden zwischen „echte Künstler“, die öffentliche Gelder für ihre Kunst bekommen und „normale Leute“, die das nicht kommen. Denn welche Instanz sollte darüber entscheiden, wer in welche Rubrik fällt. Daher bin ich gegen Kunstflatrate und für ein Grundeinkommen.

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  37. @AntjeSchrupp:

    Würde den Leuten mit innerem Drang, für dessen Produkte aber keine Abnehmer zu finden sind, die 20-Stunden-Woche empfehlen.

    Finde nicht einsehbar, dass für die Finanzierung dieses Dranges andere statt einer 20-Stunden-Woche eine 40-Stunden-Woche schieben müssen.

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  38. @AntjeSchrupp:

    Nein – Du lässt Dich zur Finanzierung des Grundeinkommens ja generell nicht aus.

    Solange Du aber keine bessere Idee äusserst, gehe ich davon aus, dass Einkommen nicht auf den Bäumen wächst, sondern von jemandem erwirtschaftet werden muss.
    Und ich gehe weiterhin davon aus, dass diese Jemands wohl lieber ihre eigenen innneren Dränge alimentieren wollen würden, als die von jemand anderem. Anders gesagt – Deine Vorstellung eines Grundgehaltes ist doch ein Nullsummenspiel, sobald wirklich jeder davon profitiert. Es wird zum Nicht-Nullsummenspiel höchstens in einem abgezirkelten Bereich a la „Bundesrepublik“, dann aber nur auf Kosten anderer Länder (s.o.).

    Im übrigen halte ich „Grundgehalt, um innere Dränge zu finanzieren“, auch ansonsten für keine gute Idee – Leute, die machen konnten, was sie wollten, anstatt sich überlegen zu müssen, was wo Not tut, und wie sie ihre Fähigkeiten hierzu am Förderlichsten einsetzen, habe ich meistens als komplett ziellos und oft auch einigermassen verwahrlost erlebt.

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  39. „Unser Verhältnis würde dabei von einer Ebene des Schenkens auf eine Ebene des Tauschens übergehen.“ Das ist ganz falsch.

    Ein Leser eines Blogs tauscht die Ansichten des Autors, Amüsement, Information, etc. gegen seine Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit machen sich Werbetreibende zu Nutze. Warum sonst sollten sie hier Werbung schalten?

    Wer also von Werbung lebt, ist genauso abhängig von seinen Besuchern wie als wenn der Besucher selbst bezahlt. Im Übrigen gilt das auch für Investoren: Die Investieren natürlich nur, wenn sie positive Rendite bekommen. Die gibt es nur, wenn der Marktwert des Blogs steigen wird. Und das tut er nur, wenn er mehr Aufmerksamkeit, sprich Leser, generiert.

    Du kannst es drehen und wenden wie du willst, liebe Antje, denn es gilt wie alles in der Marktwirtschaft: Ohne Kunden ist dein Angebot nichts.

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