Zwei Argumente, die für’s Grundeinkommen nicht taugen

In der Schweiz ist neulich etwas Tolles passiert. Und zwar hat die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) aufgrund der Beschwerde einer Frau – es war Martha Beéry – die Politsendung „Arena“ dafür gerügt, wie sie das Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“ dargestellt hat: nämlich so, dass „zentrale Aspekte nicht zur Sprache kamen, weshalb sich das Publikum keine eigene Meinung dazu bilden konnte.“

Die Aspekte, die nicht zur Sprache kamen, waren der ganze Bereich der Sorgearbeit, und generell eine weibliche Perspektive auf das Thema: Nicht nur waren ausschließlich Männer als Diskutanten eingeladen, sie verfolgten nach Einschätzung der UBI auch „eine zu enge Optik“:

Erörtert wurden primär die möglichen finanziellen Folgen, die Vereinbarkeit mit einem liberalen Staatsverständnis und einem entsprechenden Menschenbild sowie die Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit generell. Aspekte der Initiative, welche vor allem die weibliche Bevölkerung betreffen, kamen dagegen nicht oder nur am Rande zur Sprache. Zu verweisen gilt es vorab auf den ganzen Bereich von unbezahlter Arbeit, welcher namentlich die Haus- und Familienarbeit, aber auch freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten sowie die Unterstützung von betreuungsbedürftigen Personen umfasst. Die Diskussion erweckte weitgehend den Anschein, dass die Initiative die in diesem Bereich Tätigen gar nicht betreffe. Die fehlende Transparenz diesbezüglich wirkte sich vor allem auch angesichts des fehlenden Vorwissens des Publikum zur Initiative negativ auf die Meinungsbildung aus.

Ich finde das großartig, denn das Ausblenden des Sorgebereichs ist meiner Ansicht nach tatsächlich die große Achillesferse der gesamten Grundeinkommensbewegung.

Etwa gleichzeitig entspann sich auf Twitter eine Diskussion über die Thesen von Jeremy Rifkin, der glaubt, das Ende der Arbeit sei nahe (und der, wie die anschließende Debatte auf Twitter ergab, auch ein Befürworter der Grundeinkommens ist). Anke Domscheit-Berg hatte in einem Tweet ein Interview mit Rifkin in der Stuttgarter Zeitung empfohlen, worauf sich dann ein kleines Hin-und-Her ergab, weil ich die These, die Arbeit gehe uns aus, für eine Illusion halte – beziehungsweise für eine Analyse, die einen falschen Arbeitsbegriff zugrunde legt, der Sorgearbeit ausblendet. (Ich habe Rifkin nicht gelesen, aber viele Rückmeldungen bekommen, wonach er dieses Thema in seinen Schriften durchaus berücksichtige. Aber selbst wenn das stimmt, ist der „Claim“, unter dem er seine Ideen vermarktet – das „Ende der Arbeit“ – meiner Ansicht nach einer, der die Debatte auf völlig falsche Gleise leitet und der leider inzwischen schon in großen Teilen der Grundeinkommensbewegung verbreitet ist).

Auszüge dieses Twitter-Debättchens habe ich mal auf Storify zusammengeklickt. Unter anderem schrieb Susanne Wiest (deren Engagement für das Grundeinkommen ich ansonsten großartig finde) dabei folgenden Tweet, dem ich überhaupt nicht zustimme:

Ein BGE in existenzsichernder Höhe, ich spreche von 1500€, würde mir Care- und Sorgeabeit ermöglichen.

Ich finde es grundfalsch, das Grundeinkommen als Lösung für die Frage anzupreisen, wer künftig die Sorgearbeit verrichten soll. Denn das ist erstens nämlich nicht mehr als Spekulation (wir hoffen lediglich, dass sich dann Menschen dafür finden werden) und zweitens widerspricht es der zentralen Idee des Grundeinkommens, nämlich dass es leistungsunabhängig gedacht ist.

Der Denkfehler der bisherigen ökonomischen Modelle, die Sorgearbeit systematisch ignoriert haben, weil sie davon ausgingen, dass irgendwelche Leute die schon naturgemäß machen werden, sollte nicht von Grundeinkommens-Modellen wiederholt werden. Sorgearbeiten sind ein Teil der Ökonomie, sie verdienen eigene Betrachtung, Diskussion und Aufmerksamkeit. Sie erledigen sich nicht „von selber“, weil „irgendwelche Leute“ sich schon dafür verantwortlich fühlen werden. Und ich reite jetzt gar nicht darauf rum, dass das sehr viel mehr Frauen als Männer sein würden, auch unter den Bedingungen des Grundeinkommens (trotzdem würde ich meine Hand dafür ins Feuer legen). Aber selbst wenn es unter den Geschlechtern gleich verteilt wäre, wäre damit nichts gewonnen.

Wir brauchen also eine offene Debatte – womit ich wieder beim Anfang des Blogposts bin – die die Idee des Grundeinkommens offensiv verbindet mit Überlegungen zur Zukunft der Sorgearbeit. Und zwar eine Debatte, die eingesteht, dass wir (die Befürworter_innen eines Grundeinkommens) diese Frage auch noch nicht gelöst haben und dass wir die Einwände und Zweifel, die vor allem feministische Ökonominnen wie zum Beispiel Mascha Madörin aus genau diesem Grund dagegen vorbringen, ernst nehmen.

Zwei häufig gehört Argumente sollten daher aus meiner Sicht in Zukunft beim Werben für ein Grundeinkommen nicht mehr angeführt werden, weil sie falsch sind und das Projekt insgesamt unglaubwürdig machen:

Erstens die Behauptung, uns würde die Arbeit ausgehen, und

Zweitens die Behauptung, ein Grundeinkommen würde dazu beitragen, die Zukunft der Sorgearbeit zu gewährleisten.

(Verschiedene Texte von mir zum Thema Grundeinkommen stehen hier)

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

149 Gedanken zu “Zwei Argumente, die für’s Grundeinkommen nicht taugen

  1. Meine Meinung nach wird die Freiwilligenarbeit bzw. Sorgearbeit auch gesteuert von oben herab.

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  2. Interessanter Beitrag, der mich in meiner generellen Skepsis gegenüber dem BGE bestärkt (auch wenn das sicher nicht Deine Absicht war). Leider funktioniert der Storify-Link bei mir nicht.

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  3. @Oliver Gassner – Ja, das meint er natürlich, aber sein Buchtitel heißt halt „Das Ende der Arbeit“. Das, was feministische Ökonominnen seit Ewigkeiten kritisieren, steht also hier wieder in frischer Blüte, nämlich die Gleichsetzung von Arbeit mit Erwerbsarbeit.

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  4. Ich finde das Sorgearbeitsargument schon schwerwiegend. Der von Dir verlinkte Artikel von Mascha Madörin faßt das gut zusammen, finde ich. 🙂

    Leider geht der Link bei mir nach wie vor nicht. Auch, wenn ich auf die höchste Ebene gehe, sehe ich nur 0 Stories bei Deinem Storify-Account.

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  5. Zustimmung bezüglich Argument 1. Korrekt ist eher: Uns geht die Arbeit im industriellen Sektor und in einem Teil des Dienstleistungssektors aus. Darum ist Vollbeschäftigung kein volkswirtschaftlich sinnvolles Ziel mehr.

    Keine volle Zustimmung bezüglich Argument 2. Wie wäre es mit einer Änderung zu: Ein Grundeinkommen trägt dazu bei, in Zukunft die Sorgearbeit einfacher zu organisieren – nämlich nicht von oben herab, sondern von unten, durch die Menschen.

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  6. Sie übersehen etwas grundlegendes in ihrer Argumentation. Das BGE subventioniert den Sorgesektor, da auch zu Versorgende es Bedingungslos erhalten und damit ökonomisch kalkulierbar werden…
    Besonders Unternehmerisch. Da das BGE der Person folgt, besteht wirschaftliches Interesse, möglichst viele Personen zu versorgen bei Bedingungen die die Betroffenen gutheißen.

    Betrifft auch private Sorge wie Wiest es anspricht. Frech klammerten sie in ihrer Ausfürung das Wörtchen „ermöglichen“ aus = D Privat kann hier für Privat Sorge tragen falls es BEIDSEITING ERWÜNSCHT ist.

    Allerdings stimmt es, dass uns nur die „Arbeitgeber-Arbeitnehmer“ Verhältnisse ausgegen, die Begrifflichkeit gehört eigentlich schon abgeschaft.

    Und Sorgearbeit wird durch das BGE auch nicht nachhaltig gewährleißtet, nur erheblich nachhaltiger als heute. Besonderes Augenmerk muss hier darauf gerichtet werden, was mit Krankenkassenbeiträgen gemacht wird. (werden vom BGE gedeckt!)

    Das System wird mit BGE jedenfalls stabiler, allein schon weil 2 grundverschiedene Versorgungsmodelle für WEITE Teile der Bevölkerung praktikabel werden. Und natürlich konkurieren innerhalb der Modelle private Akteure aller Art untereinender, auf jeden fall mehr als heute, da die marktwirschaftliche Rentabilität vieler Renter erst mit dem BGE eingeführt wird.

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  7. @AntjeSchrupp:

    „… nämlich die Gleichsetzung von Arbeit mit Erwerbsarbeit.“

    Du machst doch einen ganz analogen Fehler: Du setzt Einkommen mit Erwerbseinkommen gleich.

    Dabei verfügen natürlich auch privat für andere sorgende Menschen über Einkommen, nur halt nicht über Erwerbseinkommen.

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  8. @Andreas – Ja, natürlich. Ich wüsste nicht, wo ich das Gegenteil behaupte. Andere Einkommen als über Erwerbsarbeit sind längst normal, das Grundeinkommen wäre ja selber auch eines.

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  9. Hier stimme ich Raoul bedingungslos zu. Wer sich mit der Ausbeutung von Menschen beschäftigt hat, weiß, dass der Kapitalismus bis jetzt vor allem Mütter als kostenlose Zulieferung für Nachschub (Kinder-Jugendliche_>Erwachsene) für ihren organisierten Arbeitsprozess missbraucht haben. Wenn diese Frauen nun weniger auf den Versorger, als auch auf einen Arbeitsplatz angewiesen sind, können sie mehr in ihrer Freude mit den Kindern aufwachsen, doch nicht nur sie, sondern Männer auch, denen an Kindern etwas liegt, die nicht nur an der Karriere und dem Urlaub auf den Bahamas denken, wo wir dann für uns andere „Sklaven“ arbeiten lassen, und zusätzliche Energiesklaven verpulvern.
    Es geht um Grundversorgung, die nach Artikel 1 des GG in dem Satz festgeschrieben ist: DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR. Und erst mit einer Grundversorgung ist es möglich, das DIE WÜRDE DER ARBEIT UNANTASTBAR ist. Ob das nun Kinder sind, die mit uns gemeinsam auch innerlich wachsen, oder Arbeitsbedingungen, die ich dann wählen kann, was vorher auf Grund der Notsituation, überleben zu müssen, nicht möglich war.
    Was uns fehlt ist nicht Anpassung sondern den Spielraum selber zu entscheiden, was ich arbeiten möchte, und dabei hilft vor allem Lebensfreude und wer sieht durch welchen kapitalistischen Ansatz das zerstört wurde, und warum, weiß, warum lieber Anpassung durch Belohnung und Bestrafung gefördert wird. Der Göttinger Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther. äußert sich eindeutig dazu: http://www.kulturwandel.org/ http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/jung/hirnforscher-huether-ueber-jungs-das-wichtigste-waere-ein-richtig-guter-vater-1867114.html
    Ist damit ausgemacht, dass Männer häufiger in Vorstandsetagen und Gefängnissen landen als Frauen, dass ihr Sprachvermögen schlechter ist, dass sie seltener Depressionen bekommen, aber eher zu Drogen greifen?

    Ausgemacht ist nur, dass Jungs im Durchschnitt mehr Halt im Außen brauchen. Sie orientieren sich stärker im Raum und suchen nach etwas, das ihnen Bedeutsamkeit verschafft. Neugeborene Mädchen haben das weniger nötig. Die haben in sich selbst genug Halt.

    Bezeichnen Sie Männer deshalb als das schwache Geschlecht?

    Männern fehlt ein zweites X-Chromosom. Das kann man mit einem Auto ohne Ersatzrad vergleichen. Alle anderen Chromosomen müssen paarweise vorhanden sein, damit ein Embryo lebensfähig ist. Nur den Mann schickt die Natur mit diesem einzelnen X-Chromosom auf die Welt. Das macht das männliche Geschlecht anfälliger. Hebammen wissen das. Wenn es in der Embryonalentwicklung oder direkt nach der Geburt Komplikationen gibt, sterben weitaus häufiger die Jungs. Und auch später gilt: Wenn ein Kind konstitutionell schwächer ist, muss es mehr tun, um Stabilität zu finden. Nicht umsonst haben Jungs diese Affinität zu allem, was gewaltig und stark aussieht.

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  10. @Raoul: Ihre Argumentation blendet die ganze Reproduktionsarbeit aus, oder verstehe ich Sie falsch? „Sorgearbeit“ ist nicht nur Pflege von kranken Angehörigen.

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  11. @Raoul – Das Grundeinkommen wird vielleicht mal eine Höhe haben, von der der Lebensunterhalt einer Person gesichert ist, also dass man davon Wohnung, Kleidung, Essen etc. bezahlen kann, aber es wird nicht die Höhe haben, dass man davon Pflegeleistungen kaufen kann. Diese Vermischung von „Versorgungsunterhalt“ und „Betreuungsunterhalt“ wird auch im Bezug auf Unterhaltsleistungen für Kinder gerne mal gemacht.

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  12. Das BGE sorgt meiner Ansicht nach dafür, dass die Sorgearbeit, die ohnehin geleistet wird, nicht mehr neben der (mit Geld bezahlten und deshalb als Lebensgrundlage dienenden) Erwerbstätigkeit unter Zeitdruck und Stress geleistet werden muss, sondern ganz selbstverständlich, weil sie notwendig ist. Das ist sie jetzt wie dann.

    Dabei geht es nicht um die Frage, wer sie macht, sondern unter welchen Bedingungen sie geleistet werden kann. Obwohl das in der Tat ein wichtiger Aspekt ist.

    Doch wer sie macht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Insofern ist diese Frage in der Tat kein Argument für das BGE. Aber die Frage, ob sie in Zukunft leichter möglich ist, halte ich mit dem BGE sehr wohl für beantwortet, deshalb auch die Behauptung, dass sie mit dem BGE gewährleistet ist.

    Nun habe ich mich in der jüngsten Zeit nicht mehr so intensiv um die einzelnen Aspekte kümmern können, habe da sicher Informationsnachholbedarf. Ich trete aber schon seit längerer Zeit für das BGE ein, denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass Arbeit an sich keinen Wert hat. Denn wenn man Arbeit einen Wert zuteilt, was soll dann als Maßstab dienen? Derzeit ist es schlicht das Geld, das die Arbeit aufwiegt, und je mehr Geld gezahlt wird, desto höher werig ist sie. Was wie ich finde fatal ist, denn dass es da himmelschreiende Ungerechtigkeiten gibt, ist ja bekannt. Doch immer, wenn Arbeit in irgend einer Weise wertig sein soll, braucht es immer Menschen, die diesen Wert irgendwo festlegen müssen. Ein bedingungsloses Einkommen entkoppelt die (Geld)wertigkeit von der Arbeit. Und das ist für mich der springende Punkt.

    Auch die Frage, ob Arbeit Spaß machen soll, beantwortet sich für mich. Ich twitterte das auch vor einiger Zeit: „Arbeit ist das, was einer auf Basis von Einsicht entspringenden Notwendigkeit folgt, mit und ohne Spaß“. Und: „Spaß macht Arbeit am wenigsten, wenn sie mittels Order per Mufti angewiesen wird oder sinnlos ist“. Beides fällt mit einem BGE weg.

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  13. @Suedelbien – Das stimmt für Sorgearbeit, die innerhalb von Familien- und Freundeskreisen geleistet wird. Ein sehr großer (und wachsender) Anteil der Sorgearbeit wird derzeit aber von Billiglohnkräften gemacht, die – weil sie kein Grundeinkommen haben – darauf angewiesen sind, zu diesen geringen Löhnen zu arbeiten. Wer würde ihre Arbeit übernehmen, wenn dieser Zwang mit der Einführung eines Grundeinkommens wegfiele?

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  14. Danke, danke, daß sich endlich wieder wer mit dem thema beschäftigt! wir bräuchten das bge eher gestern als morgen!

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  15. @Antje – “…denn das Ausblenden des Sorgebereichs ist meiner Ansicht nach tatsächlich die große Achillesferse der gesamten Grundeinkommensbewegung.

    In den vielen Gesprächen, die ich bisher zum Grundeinkommen hatte, sind es vor allem Frauen, die das Grundeinkommen eher als eine Art Lohn für bisher unbezahlte Care-Arbeit betrachten und meinen, dass mit einem bGE die Zukunft der Fürsorgearbeit gewährleistet sei (Susanne Wiest fungiert hier als Sympathie-trägerin ‚alten Zuschnitts‘).
    Die immer noch recht festgefügten Aufgaben-Tätigkeits-Bilder in nicht wenigen Frauen- und Männerköpfen dürften mit entscheidend sein, ob sich ein bGE, wie manche befürchten, zur sog. “Stillhalteprämie” für die vom Erwerbsarbeitsmarkt Aussortierten entwickelt oder zu einem wirklichen Zuwachs an Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsfreiheiten für alle.

    Das “Ende der Arbeit”, wird es nicht geben, veränderte Arbeits-Tätigkeitswelten ganz sicher. Und die Frage, wie wir diese gestalten, stellt sich mit, wie ohne Grundeinkommen, welches ich eher Übergang/ Brücke zu einer menschenfreundlichen Ökonomie betrachte:

    “Letztendlich zählt nicht die Idee eines bedingungslosen Geldtransfers, wie das Grundeinkommen ja verstanden wird, sondern der konkrete Zugang zu den Lebensmitteln im weiteren Sinn. Dieser Zugang kann und muss unabhängig von Geld, Markt, Lohnarbeit und Profit erfolgen. Diese Art des Zugangs zum biologisch und kulturell Lebenswichtigen entspricht der Verteilungsweise in einer post-kapitalistischen Gesellschaft, die keine Marktwirtschaft mehr sein kann und keine Lohnarbeit kennt. In einer solchen Gesellschaft gibt es keine Geldtransfers mehr und auch keine Grundlage, die dafür nötigen Steuereinnahmen zu lukrieren. Stattdessen bekommen alle das, was sie brauchen, ohne die Dazwischenkunft des irren Verhältnisses “Geld”. Das Grundeinkommen wird zum bedingungslosen Grundauskommen.” – Zitiert aus:
    http://www.social-innovation.org/?p=3148

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  16. @Ute Plass – Ja, die Frauen in der Grundeinkommensbewegung argumentieren so, aber aus genau diesen Gründen sind auch viele Frauen GEGEN ein Grundeinkommen, weil sie damit die Wieder-Verstärkung klassischer geschlechtlicher Arbeitsteilung befürchten. Während die Männer – egal für oder gegen Grundeinkommen – das Thema meistens ganz ausblenden. Das Zitat, das du anführst, finde ich ziemlich unkonkret und idealististisch. Ich würde gerne wissen, wie genau die Sorgearbeit verteilt werden soll, wenn nicht über Erwerbsarbeit oder häusliche Gratisarbeit, speziell im Bezug auf diejenigen Pflegebedürftigen, die wenig Geld und keine Familie haben.

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  17. „…zweitens widerspricht es der zentralen Idee des Grundeinkommens, nämlich dass es leistungsunabhängig gedacht ist.“

    Ich finde es schon richtig fürs Grundeinkommen zu werben damit, dass die Leute dann Zeit haben für wichtigere Sachen als Erwerbsarbeit. Das gilt ja nicht nur für Sorgearbeit sondern auch für andere Formen ehrenamtlichen Engagements oder was weiß ich, fürs bloggen oder so. Wenn man genau hinsieht ist ja fast alles wichtiger als die allermeiste Erwerbsarbeit. Jetzt mal unabhängig davon, dass sich diese Themen damit nicht automatisch von selbst erledigen, wie Du zurecht anmerkst.

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  18. @Antje Schrupp, ja, ich verstehe jetzt deine Kritik. Tatsächlich macht sich darüber kaum jemand Gedanken, wer dann diese Arbeit übernehmen würde, ich habe darauf auch keine Antwort, vielleicht bin ich naiv zu glauben, dass sie dann garantiert jemand übernehmen würde. Anzunehmen, dass es in der Mehrzahl Frauen sein werden. Aber so ist es jetzt auch schon, und die Billiglöhner würden verschwinden, wenn sie ihre Sorgearbeit nur um des Geldes wegen machten, was derzeit ebenfalls anzunehmen ist. Und ich verstehe jetzt auch, dass manche Frauen gegen ein BGE sind, weil sie befürchten, dass mit dem BGE in der stereotypen Rollenverteilung alles beim alten bleibt.

    Aber es sind zwei verschiedene Paar Schuhe: Ein bedingungsloses Grundeinkommen einerseits und die Gleichstellung der Geschlechter andererseits. Ist die Idee des BGE mit der Aufgabe, gleichzeitig für Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen, nicht überfordert?

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  19. @Antje – Das Spannende in der Grundeinkommens-Debatte ist ja, dass auch die möglichen „Geschlechter-Fallen“ in den Blick kommen.
    Die Vorstellungen von jungen Männern und Frauen, mit denen ich über die Grundeinkommens-Idee spreche, bestärken mich schon auch in der Hoffnung, dass es nicht in rückwärtsgewandte Muster geht. Grundeinkommen als Lohnersatz für Care-Arbeit zu betrachten kommt vor allem von Frauen, die jetzt schon diese Arbeit tun.
    Die Frage, wie wir als Gesellschaft die Sorgearbeit tätigen, besonders für diejenigen Pflegebedürftigen, die wenig Geld und keine Familie haben, beantwortet natürlich kein Grundeinkommen. Da sind wir gesamtgesellschaftlich weiterhin gefordert nach guten Antworten Ausschau zu halten.
    Ich denke aber, dass ein bGE schon mal eine gute Bedingung böte, um gute Bedingungen für die Sorgearbeit zu finden und zu entwickeln, weil, so meine Hoffnung, Menschen, die in der Pflege-Fürsorgearbeit tätig sein wollen, ihre Arbeit dann freier und sinnstiftender gestalten könnten (gilt natürlich auch für andere Bereiche). So gesehen befürchte ich eigentlich nicht, dass ein bGE wieder mehr zur geschlechtlichen Arbeitsteilung führen könnte.

    Mit dem Zitat wollte ich darauf hinweisen, dass ich denke, dass ein Grundeinkommen unter den jetzigen vorherrschenen ökonomischen Konkurrenz-Verhältnissen keine längerfristige Option sein kann, und die Frage ‚welche Arbeit brauchen wir, und wer wird sie tun‘ über’s Grundeinkommen hinausweist.

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  20. @Benni – Ja, damit kann man auf jeden Fall werben – dass dann Zeit ist für wichtigere Sachen, dagegen hab ich auch nichts. Man muss aber gleichzeitig auf den großen Unterschied zwischen zum Beispiel Bloggen und Sorgearbeit hinweisen: Wenn mal drei Tage lang gar nichts gebloggt würde, wäre das nicht schlimm, Sorgearbeiten haben aber diesen Charakter, dass sie unbedingt verlässlich hier und jetzt gemacht werden müssen. Dieser Unterschied ist wichtig, und bei den meisten Diskussionen über die Chancen des freiwilligen Arbeitens scheinen mir eher solche Sachen im Charakter des Bloggens im Blick zu sein als sowas wie Scheiße abwischen. Wichtig ist beides, aber in einer konkreten Situation akut dringlich nicht.

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  21. @Suedelbien – Ja, es sind zwei verschiedene Paar Schuh, die aber unbedingt beide thematisiert werden müssen, das ist es ja, was mir vorschwebt 🙂

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  22. @Antje, aber das wird es doch schon längst, nur nicht im Zusammenhang. Oder wenn doch, dann ohne die Klarheit darüber, dass es sich hier um zwei verschiedene Themen handelt. Ich „kämpfe“ derzeit an diesen beiden Fronten: Für ein BGE und für die Gleichstellung der Geschlechter. So langsam ergibt sich eine Schnittmenge.

    Was ich viel problematischer finde: Es gibt Gegner des BGE, männlich wie weiblich, die glauben, dass der Mensch einfach nicht so gestrickt sei als dass er fähig sei, ein BGE zu realisieren. Der Mensch sei von Gier geleitet, weswegen er immer noch mehr will als er schon hat und immer dem Nachbarn das neidet, was er selbst nicht hat. Freiheit verstünde so ein Mensch immer nur darin, mehr zu haben als andere. Er vergleiche sich immer nur mit denen, die reicher sind als er. Auch ein BGE, das dann jeder bekäme, würde ihn nicht davon abhalten, neidisch auf seine Mitmenchen zu sein.

    Dieses Menschenbild wage ich zu bezweifeln.

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  23. PS. Was macht „Sorgearbeit“ eigentlich in der Hinsicht besonders? Es gibt jede Menge Arbeit auf dem Level des „Scheisse abwischens“, die gemacht werden muss.

    Ob die Gesellschaft nun wie beim „Sorgen“ Frauen produziert, die ein ( in der Regel hohes ) Transfereinkommen erhalten, sich dafür aber pseudo-privat um „Sorge“ kümmern, oder ob die Gesellschaft massenhaft ungebildete Arbeitnehmer produziert, die so billig arbeiten müssen, dass sie eben auch die ätzendsten Jobs erledigen müssen ( und deren Zahl nimmt wohl eher zu, oder – von den USA habe ich mal gehört, dass zwei Drittel aller Jobs im Niedriglohnsektor angesiedelt sind ) – bei allen diesen Arten von Arbeit stellt sich die Frage, wer erledigt sie noch, falls BGE.

    Persönlich stelle ich mir bei solchen Fragen immer ein weiterhin zweigeteiltes Deutschland mit Mauer vor – auf der einen Seite BGE, auf der anderen nicht; auf welcher Seite der Mauer möchte ich wohl gerne leben? Und auf welcher Seite der Mauer befindet sich die Gesellschaft, die wohl eher nicht zulassen kann, dass Leute frei wählen, wo sie leben wollen.

    Wieso jemand, der einen Job hat, der ihm Spass macht und dessen Arbeitsergebnisse gefragt sind, auf der Seite der Mauer leben will, wo es ein steuerfinanziertes BGE gibt, hat mir noch kein BGE-Befürworter klar machen können. Bevor ich über Steuern ein BGE finanziere, möchte ich doch erstmal meine Arbeitszeit bis auf den Level verkürzen, an dem mein Einkommen gerade noch meinen Bedarf befriedigt. ( PS – auch bei Finanzierung durch Mehrwertsteuer etc. läuft es im Prinzip auf Umverteilung hinaus, die Wertschöpfung wird ja nicht neu verhandelt ).

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  24. @Andreas – Die Sorgearbeit macht besonders, dass ein konkreter Mensch in einer bestimmten Situation darauf angewiesen ist, dass sie erledigt wird. Bei den anderen „ätzenden Jobs“ ist die Gesellschaft allgemein betroffen, zum Beispiel wenn niemand den Müll wegbringt oder die Straßen fegt. Dann tritt ein Missstand ein, von dem alle betroffen sind, und daraus entsteht eine Dynamik, in deren Rahmen irgend eine Lösung gefunden wird, und wenn das zwei Wochen dauert dann ist das auch nicht schlimm. Bei der Sorgearbeit gilt genau das nicht, wenn ein alter Mensch nicht gepflegt wird, hat nur er ein Problem und sonst niemand. Daher entsteht auch keine Dynamik, aus der irgendeine Lösung hervorgeht. UND der alte Mensch kann nicht zwei Wochen warten, bis irgend was geklärt wurde.

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  25. Dies ist hier jetzt zwar off topic, aber ich möchte auf noch ein Argument für das BGE hinweisen. Im Bereich der KünstlerInnen wird es finanziell immer prekärer, und die Wut darüber hat Ausdruck in einer Facebookseite gefunden, die inwzischen in der Szene für Aufsehen sorgt, da sich nun auch die Oberliga einschaltet (Opernsängerin Elisabeth Kulman):
    https://www.facebook.com/Kuenstlergagen?ref=stream

    Ich selbst hatte vor zwei Jahren die tolle Idee, mich als Sopranistin selbstständig zu machen, nachdem ich in meinem alten Beruf meine Arbeit verlor. Ich begriff es als Chance. Doch heute sehe ich: Mit Kunst und Musik ist wirklich kein Blumentopf zu gewinnen, schon gar nicht in meinem Alter. Wenn selbst die jungen HochschulabgängerInnen mit Praktika ohne Gage abgefertigt werden, so werde ich gar nicht erst engagiert. Immerhin singe ich in einem Extra-(Opern)Chor mit. Doch wie der Name schon sagt, es handelt sich um einen Extra-Chor. Die SängerInnen haben meist feste andere Jobs (oder sind durch Ehemann finanziell abgesichert) und bekommen nur eine Aufwandsentschädigung, obwohl sie dieselbe Leistung erbringen wie ihre fest angestellten KollegInnen. Aber sie sind ja nur Hobbyisten, und so spart ein Theater eben Personal.

    Noch bin ich untentschlossen. Doch bald werde ich mich wohl arbeitslos melden (müssen), denn das Ende des Geldes ist in Sicht.

    Ohne BGE wird die Welt an Kunst und Kultur immer ärmer werden.

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  26. Dem ersten Teil deiner Überlegungen kann ich mich gut anschließen. Und dem zweiten eigentlich auch, bis auf einen Absatz: Die Schlußfolgerung aus dem Tweet von Susanne Wiest finde ich überzogen. Ich kann da nicht heraushören, dass sie das BGE als Lösung für die Frage anpreist, wie sich das künftig mit der Sorgearbeit verhält. Dass die Gefahr besteht natürlich, dass sich die alten Muster unter einem BGE fortsetzen. Aber Susanne Wiest spricht von sich, „mir würde es das ermöglichen.“ Und etwas weiter unten in der Diskussion betont sie die „individuelle Verschiedenheit“.

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  27. Ich bin Mitfrau im Initiativkomitee der Schweizer „Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen“, setze mich also seit April 2012 massiv für das Grundeinkommen ein, allerdings von Anfang an – klar kommuniziert – nur unter der Voraussetzung, dass es ein postpatriarchales Projekt ist, dass also die Sorgearbeit immer und überall mit thematisiert wird. Nun kam am 6. März dieser spektakuläre UBI-Entscheid, von dem Antje geschrieben und aus dem sie die wichtigsten Passagen zitiert hat. Hier könnt Ihr den ganzen Text lesen: http://www.ubi.admin.ch/x/b_656.pdf
    Und hier einen Text von mir dazu:
    http://www.inapraetorius.ch/d/gedankenblitze.php
    Ich habe nun ungefähr eine Woche lang versucht, innerhalb des Initiativkomitees eine Debatte über die Herausforderung des UBI-Entscheids in Gang zu setzen. Ohne Erfolg. Niemand interessierte sich dafür. Auf meine Mails kamen entweder überhaupt keine Antworten oder kurze Sätze, in denen es hiess, man habe gerade was Wichtigeres zu tun, das mit der unbezahlten Sorgearbeit sei nur mein schon lange nervender Spezialtick und ausserdem gehe dieser Entscheid nur das Schweizer TV was an, nicht unser Komitee. Daraufhin habe ich gestern morgen auf Facebook gesagt, dass ich ab sofort das Unterschriftensammeln einstelle und andere dazu auffordere, dasselbe zu tun. Und damit habe ich logischerweise die Schweizer BGE-Bewegung an der empfindlichsten Stelle getroffen, denn wir haben zwar schon 75.000 Unterschriften gesammelt, aber es ist nicht sicher, dass wir bis Oktober tatsächlich die 120.000 zusammen bringen, die wir brauchen, damit die Initiative zustande kommt. Der Erfolg war durchschlagend: Auf mehreren Facebookseiten gleichzeitig und innerhalb des Komitees ging endlich die Debatte los (mit vergleichbaren Argumenten wie hier, aber auch mit bösen persönlichen Anwürfen, was ich angesichts des massiven Drucks, den ein „SammlerInnenstreik“ ausübt, sogar verstehen kann.) Und jetzt möchte ich (mit seiner Erlaubnis) zitieren, was Enno Schmidt, einer der wichtigsten „Väter“ der Bewegung, zu meinem Anliegen (per Mail vom 14. März) gesagt hat:
    „Ich verstehe überhaupt den Zusammenhang Deiner Handlungen nicht. Was hat unbezahlte Arbeit mit dem Grundeinkommen zu tun? Die wird dann auch nicht bezahlt.
    Was hat diese Feststellung des Medienausschusses mit dem Grundeinkommen zu tun?
    Daniel Häni hat in der Arena extra die Frauen angesprochen. Darum wurden dann im Publikum Frauen gefragt, die aber alle lieber der Meinung ihrer Männer waren, die sie aber gerade nicht so genau zu sagen wussten.“
    Was schliessen wir daraus? Enno hat ganz offensichtlich weder den UBI-Entscheid noch irgendeinen Text von mir oder Antje oder sonst einer Feministin gelesen/verstanden. Und den „Aufschrei“ hat er auch nicht mitgekriegt. Es gibt ein riesiges ungelöstes Vermittlungsproblem! Meinen Aufruf, die Sammeltätigkeit einzustellen bis das Komitee sich zum UBI-Entscheid äussert, halte ich aufrecht. Denn ohne Druck scheint sich nichts zu bewegen. Und tatsächlich halte ich es unter diesen Diskursbedingungen für fraglich, ob es ein „Erfolg“ wäre, wenn die Volksinitiative zustandekommt.

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  28. Um es einmal auf einen kurzen Nenner zu bringen: Das BGE ist ein bedingungsloses GRUNDeinkommen, nicht mehr aber auch nicht weniger. Definition Grund laut Wahrig deutsches Wörterbuch: Grund: Erdboden; Boden, Unterlage; Fundament; Grundbesitz; Senkung, Talsohle; Boden eines Gewässers, Meeresboden; Boden eines Gefäßes; Hintergrund, Untergrund; Anfang, Ursprung, letzte Tiefe; Grundlage; Voraussetzung eines gedanken, einer Aussage od. Handlung, Beweggrund, Veranlassung, Ursache. [<althochdeutsch grunt, englisch ground, indogermanisch ghrn-tu "Sandboden"; zu indogermanisch gher "scharf über etwas streifen, reiben"]

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  29. Martha Beéry
    Ich bin die „erfolgreiche“ Klägerin. Gerade deswegen habe ich die Arena kritisiert weil dieses Anliegen auf den kurzen patriarchal definierten Nenner gebracht wurde und die Erfahrungen und die Auswirkungen auf mindestens die Hälfte der Bevölkerung einmal mehr ausgeklammert werden soll. Nämlich auf eine Wortdefinition. Dann müsste man logischerweise auch einbeziehen, dass die Grundform des Menschen weiblich ist, steht auch oben…..also müsste logischer weise diese Grundbedingungen aus weiblicher Sicht und mit den Erwerbsgrundlagen der Frauen diskutiert werden.

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  30. @Ina – Enno übersieht ja auch, dass Sorgearbeit nicht unbedingt „unbezahlte“ Arbeit ist. Ein Großteil der Sorgearbeit wird derzeit auch von schlecht bezahlten Arbeitskräften geleistet. Wenn die wegen eines Grundeinkommens keine Lust hätten, diese Arbeiten auch weiterhin zu tun, auch wenn sie nicht mehr durch den Zwang zum Geldverdienen dazu genötigt wären, wer würde diese Arbeiten dann machen ? Das ist ja zum Beispiel die Frage.

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  31. „Ein Großteil der Sorgearbeit wird derzeit auch von schlecht bezahlten Arbeitskräften geleistet. Wenn die wegen eines Grundeinkommens keine Lust hätten, diese Arbeiten auch weiterhin zu tun, auch wenn sie nicht mehr durch den Zwang zum Geldverdienen dazu genötigt wären, wer würde diese Arbeiten dann machen ? Das ist ja zum Beispiel die Frage.“

    Viele in der Grundeinkommens-Bewegung gehen davon aus, dass dann die bisher schlecht bezahlte Arbeit besser bezahlt wird.
    Habe große Zweifel, dass sich solch ein Automatismus im Bereich der Sorgearbeit
    entwickeln wird, weil ja die bisher unbezahlte und billige Sorgearbeit die aktuell vorherrschende Produktionsarbeit stützt zum Zwecke der Profitsteigerung.

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  32. @Ute Plass – genau das ist der Punkt. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man dieses Problem nicht sehen kann, aber eben schrieb mir Susanne Wiest auf Twitter nochmal, dass sie nicht versteht, was für Probleme Ina und ich haben.

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  33. @Antje,viele sind in der Alterspflege und Betreuung frühzeitig verbraucht und müssen aussteigen und auf die „Krankheitsschiene“ ausweichen,damit sie noch wer sind.Mittels Grundeinkommen sollen die AlterspflegerInnen Entwicklungsmöglichkeiten bekommen, um in ihrem Beruf, oder ihrem Leben neue Impulse setzen zu können.

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  34. @Antje, nein, sie schrieb, dass sie nicht sehen kann, dass das BGE ein besonderes Problem für Frauen sein könnte. Und ehrlich gesagt… ich bin jetzt verwirrt. Bisher habe ich gedanklich immer getrennt zwischen der BGE-Debatte einerseits und der Geschlechterdebatte andererseits, sehe aber, dass beides zusammenhängt, obwohl es sich, wie ja weiter oben festgestellt, um zwei verschiedene Paar Schuhe handelt. Auf die Frage, wer die bisher von Billiglöhnern unter dem Erwerbstätigkeitszwang geleistete Sorgearbeit dann noch leistet, wenn der „Zwang“ wegfällt, habe ich eigentlich nur diese Antwort: Die Menschen, die über die nötige Menschlichkeit und Einsicht verfügen, sie zu tun.

    Aber vielleicht bin ich einfach zu naiv, wenn ich daran glaube. Ich gehe jetzt in die Sonne.

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  35. Martha Beéry Für mich ist die Diskussion wer macht die Carearbeit und wie wird sie bezahlt sehr wichtig. Aber für mich ist die Frage, welche Kombination des Einkommens entsteht, wenn diese Initiative angenommen würde, noch wichtiger. So wie ich es jetzt verstehe, wäre es für „fast“ alle Frauen eine Mogelpackung. Alle sollen also ein Grundeinkommen erhalten und auf der Arbeitsmarktseite bleibt alles beim alten? Ja wie ist es dann, wird dann die Arbeit, die ganz konkret zu tun ist wenn ein Kind geboren wird, bezahlt? und wenn ja von wem, denn mit dem Grundeinkommen das es mitbringt, müssen doch seine Nahrung, die Windeln und so bezahlt werden. Wer also macht die Arbeit die entsteht und wie wird sie bezahlt? wie entsteht für diese „Carearbeiterin“ (in diesem Fall die Mutter) die zusätzliche Rentenbildung? Ich weiss diese Frage tönt irgendwie nicht normal……..ist es wohl auch nicht. Ich befürchte einfach, dass wir dann das Gesellschaftsmodel zementieren würden wie es schon seit längerer Zeit besteht. Der Lebensunterhalt ist mehr oder weniger gesichert (bis jetzt meist durch eigene Arbeit, den Ehemann oder die Renten). Die Carearbeit aber wird von denen getan die sie, vom Frauenbild hergeleitetet, aus praktischen Gründen und aus innerem Antrieb, immer schon getan haben (auch Ausschüttung von Oxitoxin spielt eine Rolle) Und die andern, Karrierefrauen und Karrieremänner können noch sorgloser ihre Projekte entwickeln. Wisst ihr, wenn ich höre, dass für ein auf künstliche Weise hergestelltes Gehirn eine Milliarde!!!! bereitsteht und männlich geprägtes Denken erhofft, damit seine Funktionen ergründen zu können, wird mir elend zu Mute. Alle die, die irgend etwas mit Neurologie zu tun haben wissen, dass Gehirne u.a. von Stoffen wie Sauerstoff Hormonen (Oxitoxin!!!) Testosteron usw in ihrer Funktion beeinflusst werden………was in aller Welt soll dann da herausgefunden werden?
    Einmal mehr soll ausgeblendet sein, dass Leben und Zusammenleben auch aus Beziehungsfähigkeit, Verständnis und Zusammenarbeit besteht.
    Grundeinkommen würde doch heissen ein Einkommen um die Grundbedürfnisse des Menschen zu decken und da gehört meiner Ansicht nach noch immer mehr dazu als Nahrung, Kleidung, Krankenkasse usw. bzw. Geld.
    Ich hoffe die Diskussion findet weiter statt und führt zu einem Modell das auch solche Überlegungen miteinbezieht.

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  36. Als alter Mensch möchte ich nun aber gar nicht von der Einsicht anderer Menschen abhängig sein.

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  37. @Martha Beéry-Artho – sehe das auch so, dass, wenn auf der ‚Arbeitsmarktseite‘ alles beim Alten bliebe, das BGE eine Art von Mogelpackung wäre.

    Solange wir noch von einer ‘Patriarchats-Ökonomie’ beherrscht werden, solange besteht die Gefahr, dass ein BGE systemverstärkend wirken könnte, was auch heißt, dass die Sorgearbeit geschlechtsspezifisch (weiterhin) an Frauen delegiert würde, wenn das der Kapitalmehrung dienlich wäre.

    Daher können wir nicht die Frage ausblenden, aus welchen ökonomischen Verhältnissen speist sich ein BGE?
    Oder anders gefragt: Welche ökonomischen Bedingungen und Verhältnisse braucht ein bedingungsloses (und herrschaftsfreies) Grundeinkommen?

    Es gibt BGE-BefürworterInnen, die meinen ein BGE hebele die vorherrschende (kapitalistische)Wirtschaftsweise aus.
    Das glaube ich nicht, es sei denn, es entwickelte sich ein globales existenzsicherndes BGE.

    Ein “nationales BGE” , so meine Befürchtung, könnte vor allem als Kostendämpfungsmittel für weltweit konkurrierende Unternehmen fungieren.
    Das (meist nicht laut ausgesprochene) Argument, ein BGE trage auch zur Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt bei, läßt mich hellhörig werden.
    Ein BGE , welches uns Freiheiten auf Kosten anderer beschert, ist
    unglaubwürdig und zementiert die weltweit bestehenden Ausbeutungsstrukturen.

    Der kapitalistischen Wirtschaft geht es ja nicht um die Freiheit des Menschen von Arbeitszwängen, sondern um profitsteigernde Verwertbarkeit. Und innerhalb dieser Logik bleibt Gefahr in Verzug. Der Wiener Ökonomin Katharina Mader stimme ich daher sehr zu, wenn sie sagt: “«Care-Arbeit muss zur Basis jeder gesamtwirtschaftlichen Theorie und jeder Strategie zur Krisenbewältigung werden.» Vollständiger Artikel dazu hier:
    http://www.woz.ch/1219/care-arbeit-und-krise/und-wer-kocht-in-der-kinderkrippe

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  38. @UtePlass:

    Ein interessanter Artikel – aber wenn man solche Sätze liest

    „Laut der Ökonomin Mascha Madörin trägt die unbezahlte Arbeit in der Schweiz annähernd gleich viel zur Bruttowertschöpfung bei wie die bezahlte. “

    kann ich nur mal wieder feststellen, wie unseriös und vom Wunschdenken geprägt solche „feministische“ Ökonomie oft ist. Tatsächlich ist die Situation hier dieselbe wie in Deutschland – durch extrem hohe Transferzahlungen wird dafür gesorgt, dass der Sorgebereich für Frauen schlicht und ergreifend relativ attraktiv ist, während dieselben Leistungen, würden sie auf einem offenen Markt gekauft, wahrscheinlich bestenfalls als Zusatzeinkommen herhalten könnten.

    Und natürlich wird auch unter dieser Voraussetzung die „Bruttowertschöpfung“ geschätzt.

    Die Aussage, Frauen würden die Sorge zu ihrem Nachteil stemmen, entbehrt jeder Grundlage. Tatsächlich haben Frauen ein Sorgemonopol, welches hier in der Schweiz genauso wie in Deutschland, sehr zu ihrem Vorteil eingesetzt wird – man muss nur mal tagsüber zur normalen Arbeitszeit in eine Schweizer Stadt gehen. Da stimmen dann mal die Zahlen: Vier Fünftel der Leute im Cafe sind – sorgende ? – Frauen.

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  39. @Ute Plass
    „Solange wir noch von einer ‘Patriarchats-Ökonomie’ beherrscht werden, solange besteht die Gefahr, dass ein BGE systemverstärkend wirken könnte, was auch heißt, dass die Sorgearbeit geschlechtsspezifisch (weiterhin) an Frauen delegiert würde, wenn das der Kapitalmehrung dienlich wäre.“
    Das ist richtig, nur das eine ändert das andere automatisch. Wenn ich mir meinen Arbeitsplatz aussuchen kann, der mir Freude bereitet, fällt das patriarchalische Erpressersystem mit Belohnung und Bestrafung weg, und damit werden neue Möglichkeiten gefördert, die dem Einzelnen die Würde der Arbeit gewähren. Und wenn ich als Pensionist das erfahre, weil ich ja im Prinzip ein BGE habe, warum sollen das nicht andere, die dann in die gleiche Lage kämen, das nicht auch so erleben? Es gibt soviel Ehrenämter, die gerne ohne Einkommen ausgeübt werden, weil diese Männer und Frauen durch ihre Pension sprich auch BGE abgesichert sind, und jedoch trotzdem für andere sorgen, weil das Lebenserfüllender ist, als sich zu isolieren. Hier wird viel zu wenig die Struktur des Neokapitalismus untersucht, der ja darauf angewiesen ist, die Menschen immer mehr zu isolieren, damit sie ihre Zwangshandlung, das Warenangebot zu vergrößern, auch möglich ist. Letztendlich verhungern wir heute im Warenüberschuss, der z.g.T. nicht ein würdiges Leben fördert, sondern den Suchtbereich vergrößert, weil die Menschen ausbrennen, durch die jetzige immer größere Anspannung, in kürzerer Zeit immer mehr leisten zu müssen. Das wäre bei einem BGE so nicht mehr möglich, somit verschwindet der Patriarchat, der seinen Einfluss verloren hat durch seinen Geldhahndruck auszuüben, was der Patriarch früher in den Familien auch praktiziert hat: SOLANGE DU DIE FÜSSE UNTER MEINEN TISCH STELLST….
    http://www.inapraetorius.ch/d/gedankenblitze.php

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  40. @Antje
    es geht nicht um das bisschen Haushalt, sondern wenn heute noch indische Frauen am Fluss zu Hunderten die Wäsche eines Hotels am Fluss schruppen, so ist das gewiss nicht ein bisschen Haushalt, nur sie singen bei ihrer wirklich schweren Arbeit. Also als Mann betreibe ich meinen Haushalt alleine und das ist heute durch all die Geräte möglich. Wenn ich da noch an meine Eltern denke, das hat sich doch wesentlich verändert. Und ich sehe auch, wenn Kinder da sind und die alleinerziehenden Menschen ist die Sorge als Belastung immer auch subjektiv zu betrachten. Und kann nicht anderen durch die eigenen negativen Erfahrungen aufgebürdet werden. Wie Hans Peter Dürr, ein Hannah Arendt Fan als Kind meistens mit bis zu 18 Kindern zuhause zusammen war und dort möglicherweise die Mutter damit nicht überfordert war. Hierzu bringt das Gerald Hüther auf den Punkt, der als Grundlage für ein BGE erst einmal mehr Begeisterung sieht. Also sollte man den Menschen in der dritten und vierten Welt mal ein BGE geben, und wenn wir sehen, wie diese vor Freude überschäumen, werden wir möglicherweise geneigter sein. mehr Glück empfinden zu wollen.
    Somit wäre die Grundfrage, kann ein BGE dem Menschen mehr Existenzangst nehmen? Wenn ja, wäre dieses Video wichtig, was bei uns alles Angst erzeugen kann.

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  41. @Andreas – Ich gehe davon aus, dass mit den altbekannten Marktgesetzen
    die Komplexität der Care-Ökonmie nicht zu erfassen ist. Bin daher selber sehr gespannt, was unter feministischer Ökonomie zu verstehen ist und beginne gerade mehr darüber zu lesen.

    Klicke, um auf Madorin.pdf zuzugreifen

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  42. @AntjeSchrupp:

    Für die meisten, ja – Haushalt und ein Kind versorgen oder den alten Elternteil ist halt in der Regel bei weitem keine Ganztagsarbeit und nicht mit der Arbeit einer professionellen Altenpflegerin oder eines Kindergärtners zu vergleichen;

    Deswegen gibt es übrigens hier in der Schweiz auch gar nicht so wenig Frauen, denen die Decke auf den Kopf fällt, vor allem, wenn sie mal was anderes vorhatten, als sich eine Wohnung von innen zu betrachten; die Tatsache, dass „Sorge“ ein Monopol ist, führt nämlich leider wie in Deutschland auch dazu, dass Monopolaufweicher – also etwa Männer, die den Haushalt schmeissen, oder Frauen, die mit Kind arbeiten – noch viel mehr als in Deutschland sehen müssen, wo sie bleiben.

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  43. PS. Eine Schlagzeile in einer Schweizer Zeitung neulich:

    Kinderbetreuung verschlingt im Schnitt zwei Drittel des Gehaltes.

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  44. PPS.

    „…man muss nur mal tagsüber zur normalen Arbeitszeit in eine Schweizer Stadt gehen.“

    „Haushalt und ein Kind versorgen oder den alten Elternteil ist halt in der Regel bei weitem keine Ganztagsarbeit“

    „..wenig Frauen, denen die Decke auf den Kopf fällt“

    Übrigens fällt auf, dass trotz dieser Situation Frauen nicht gerade besorgniserregend häufig Ehrenämter ausüben, bloggen, oder vielleicht künstlerisch tätig sind.

    Eventuell brauchen viele Menschen auch einfach das Gefühl, dass ihre Arbeit tatsächlich gebraucht wird?

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  45. Dass sich irgendwas von selbst ändert, nur weil dank BGE irgendwer auf irgendwas keine Lust mehr hat, ist eine Illusion. Es gibt doch jetzt auch Leute, die mies bezahlte Jobs hinwerfen, weil sie keine Lust haben oder krank wurden, und genug andere, die einspringen. Die wird es immer geben.

    Wenn es 1000 Euro BGE gibt, wird mancher Arbeitgeber die Löhne senken und z.B. 500 Euro für eine 30-Stunden-Stelle bieten. Und es werden sich genug Opportunisten finden, die das mitmachen, wenn die Rechnung für sie persönlich aufgeht. Oder Zuwanderer, für die 1500 Euro verdammt viel Geld sind.

    Sich organisieren und um Geld verhandeln, das muss man nämlich LERNEN und ÜBEN. Das wird nicht mit dem BGE mitgeliefert, egal wie viel da vom richtigen Menschenbild geschwafelt wird.

    Und weil die Taten zählen, kann man schon heute einen Betriebsrat gründen oder mehr Honorar raushandeln oder bezahlten Urlaub im Minijob verlangen oder was auch immer, anstatt sich zu sagen, dass das Hartz-IV-Amt sowieso alles abzieht oder einen der Chef dann nicht mehr mag oder sonstwas.

    Warten aufs Grundeinkommen ist Warten aufs Christkind, nur ohne Bescherung.

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  46. @Andreas: _“Als alter Mensch möchte ich nun aber gar nicht von der Einsicht anderer Menschen abhängig sein.“_

    Nein, lieber von Menschen, die ihre Arbeit als reinen Zwang und als Geldquelle betrachten?

    Mir wäre jemand, der mich im Alter pflegt und mit Herzblut dabei ist anstatt mich zu behandeln wie Nr. 48 am Vormittag, tausendmal lieber.

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  47. Meine Logik (bzw. mein Wunsch) wäre, wenn das BGE käme, dass für die derzeit Niedrigbezahlten der Lohn in die Höhe schnellen müsste, weil sich sonst wirklich keine findet, die diese Arbeiten erledigt.
    Warum soll z.B. eine Reinigungskraft oder eine Altenpflegerin weniger als ein Arzt oder eine Schwester bekommen, nur weil sie einen anderen Beruf gelernt hat?

    Welche Arbeiten sind wertvoll, welche überflüssig?

    Ich finde den Punkt der Finanzierung der wirklich nötigen Arbeiten grundlegend beim BGE.

    @andreas Kannst du das mit dem „Sorgemonopol“ etwas näher erklären? Ich weiß nicht was du meinst.

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  48. @Axel – „Wenn ich mir meinen Arbeitsplatz aussuchen kann, der mir Freude bereitet, fällt das patriarchalische Erpressersystem mit Belohnung und Bestrafung weg, und damit werden neue Möglichkeiten gefördert, die dem Einzelnen die Würde der Arbeit gewähren.“ – Zustimmung.:-)

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  49. @Andreas – „..man muss nur mal tagsüber zur normalen Arbeitszeit in eine Schweizer Stadt gehen. Da stimmen dann mal die Zahlen: Vier Fünftel der Leute im Cafe sind – sorgende ? – Frauen.“

    Ein schönes Bild!

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  50. Warum soll z.B. eine Reinigungskraft oder eine Altenpflegerin weniger als ein Arzt oder eine Schwester bekommen, nur weil sie einen anderen Beruf gelernt hat?

    Kommt dann die Mauer wieder, damit sich mau bezahlte Ärzte nicht ins konterrevolutionäre Ausland absetzen?

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  51. „Welche Arbeiten sind wertvoll, welche überflüssig? –

    Mir graut vor Leuten, die das entscheiden wollen.“

    Ja eben, denn es ist gar nicht zu entscheiden. Denn Arbeit hat keinen Wert. Siehe meinen Kommentar weiter oben (und wie verlinke ich auf den? Egal, man möge geneigt nach oben scrollen 😉 )

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  52. Ich habs mir anders überlegt: Die BGE-Fans sollen einen Kongress mit ihrem Stammpublikum (gefühlter Anteil von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren unter 2 %) abhalten und beschließen, welche Aufgaben gesellschaftlich wertvoll sind und welche nicht (voll pöhse: Pharma und Chemie und so).

    Unterhaltsamer können wir die Debatte nicht los werden.

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  53. Ich stimme zwar nicht mit allen überein, aber an dem Text sieht man ganz schön, was es für Auswirkungen hat besonders auf Frauen, dass die Schenkende Arbeit (Sorgen, Hegen, Pflegen, Nähren) keinen Wert hat. Und das sich die Erwerbsarbeit parasitär gegenüber die Schenkenden Arbeit verhält.

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  54. „Denn Arbeit hat keinen Wert.“

    Deine Arbeit bekommt in dem Moment einen Wert, in dem sich andere für Deine Arbeitsergebnisse interessieren – und darüber nachdenken, welchen Anteil ihres Einkommens sie dafür auszugeben imstande sind ( und sei es, dass sie Dir ein Transfereinkommen spendieren ).

    Ansonsten hat Deine Arbeit keinen Wert an sich, ja – allerdings würde z.B. ich in dem Fall auch nicht von Arbeit reden, sondern von Hobby.

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  55. @Andreas – aber es sind nicht alle gleich im Bezug auf ihre ökonomische Potenz. Wir gesagt, der alte pflegebedürftige Mensch ohne Geld: für ihn ist die Arbeit einer Pflegerin sehr wertvoll, aber er kann sie nicht bezahlen.

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  56. @AntjeSchrupp:

    Wie Du doch schon selber festgestellt hast, löst aber doch ein BGE dieses Problem nicht. Ich verstehe da auch Deine Haltung einfach nicht – für Leute, die arbeiten könnten ( ich unterscheide jetzt mal zwischen Arbeit und Hobby – nur wenige Leute sind halt so glücklich, ihr Hobby zur Arbeit machen zu können ), bist Du bereit, Steuereinnahmen ( oder sonstwas ) zu verschwenden, aber Leute, die das nicht können, sollen auf ein ominöses Wohlwollen verwiesen werden?

    Das ist doch völlig unvermittelbar.

    Was hast Du gegen die übliche Lösung – alte Menschen werden mit dem entsprechenden Geld einfach ausgestattet, sei es über eine Pflegeversicherung ( sollte eh jeder haben ), oder über Zahlungen aus Steuereinnahmen?

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  57. @AntjeSchrupp:

    Irene’s Beiträge empfinde ich keineswegs als Polemik – ich würde eher sagen, die treffen den Punkt.

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  58. <— Ingenieurin.

    Ich klinke mich an dieser Stelle aus, denn es scheint hier einigen Leuten wichtiger zu sein, ihren eigenen Standpunkt statt zu hinterfragen anderen überstülpen zu wollen, geschweige denn den der anderen zumindest einmal versuchen einzunehmen.

    Begegnen auf Augenhöhe sieht anders aus. Halte ich übrigens sowohl für eine Grundvoraussetzung für ein BGE, wäre nach einer Realisierung aber auch leichter möglich.

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  59. @Irene – Grundeinkommens-Bashing ist überflüssig – Für/Wider-Argumente sind es nicht!

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  60. Wir sollten einmal über die Frage nachdenken, warum Sorgearbeit nicht schon heute besser bezahlt wird. Es gab nämlich schon mehrfach einen akuten „Pflegenotstand“, d.h. die Nachfrage nach Pflegeleistungen überstieg das Angebot bei weitem. Nach gängiger Marktlogik müssten in einer solchen Situation die Löhne für Pflegekräfte massiv steigen. Sie steigen aber nur unwesentlich. Warum? Weil Pflegearbeit keine greifbaren Produkte hervorbringt? Weil die Ideologie, klassische Frauenarbeit sei weniger wert als klassische Männerarbeit, stärker ist als die Marktlogik? Weil man in Pflegeberufen nicht streiken kann, ohne sehr direkt Menschenrechte zu verletzen? – Wir sollten diesen „unlogischen“ Mechanismus verstehen, bevor wir BGE-BefürworterInnen glauben, die Löhne für Sorgearbeit würden steigen, wenn Menschen, weil ihre Existenz gesichert ist, nein sagen können zu un- oder schlecht bezahlten Jobs in diesem ökonomischen Sektor. Übrigens gibt es zu dieser Frage schon ökonomische Forschung, und offizielle Zahlen sowieso: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/04.html

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  61. @ Ina,
    von Enno erhielt ich noch eine niederschmetternde Antwort. Er geht davon aus, dass Sorgearbeit gar nicht mehr bezahlt wird. Begründung: Es erhalten alle ein BGE, somit ist Bezahlung nicht mehr nötig. Auf der andern Seite schreibt er im neuen Newsletter, man soll keinen alten Wein in neue Fässer leeren. Er widerspricht sich total.

    Ich arbeite in einer Kita und was ich von einer Lernenden mitbekomme, ist zum Teil haarsteubend, wie die jungen Frauen in privaten Kitas „gehalten“ werden. Ich versuche unsere Mitarbeitenden zu mobilisieren, dass wir einen besseren Status durch den VPOD erhalten, doch den Frauen, wie den Männern ist es egal. Es braucht 5% in der ganzen Schweiz damit ein Gesamtarbeitsvertrag zu stande kömmen könnte und so wie ich es im Moment beurteilen kann sind die jungen Menschen nicht zu bewegen. Sie sind schon so träge, dass sie ihre Stunden absitzen und auf den Feierabend warten. Das bei Kindern zwischen 3 Monaten bis 8 Jahren. Ich übe den Beruf als Berufung aus und es schmerzt diese Gleichgültigkeit und vielleicht auch Müdigkeit mit anzusehen.
    Das Patriarchat steckt noch immer so stark in den meisten Frauen, dass ich mich frage: was braucht es noch um sie zu wecken? Das BGE hilft nicht und so wie es von den Männern gefordert wird werden wir noch schlechter gestellt. Auf die Frage an Enno was ändert sich mit dem BGE meinte er: die ganz schwachen bekommen mehr Luft und sonst ändert sich nichts, ausser die Steuerform durch die Mwst.
    Die Frage warum werden die Frauenberufe schlecht bezahlt: früher waren es Diakonissinen die diese Arbeit um Gotteslohn ausübten, Die Frauen und Männer übernahmen den Bauernhof der Eltern und haben zusammen gearebeitet. Die Kinder wurden von der Grossfamilie mitgetragen. Dann kam die Industrialisierung, holte die Männer in die Fabrik, Ich weiss von einigen Handwerkern, die den Beruf aufgaben, weil die Banken und die Pharmasie, wie auch zum Teil die Fabriken bessere Löhne zahlten und körperlich leichtere Arbeit war. Die Familien wurden kleiner, die Industrie brauchte Arbeitskräfte, die Diakonissinnen sind so ziemlich ausgestorben, Dann wurden die Frauen ausgebildet, die arbeiteten und arbeiten zwar nicht mehr für Gotteslohn, doch die brauchen nicht so viel Lohn, sie heiraten, bekommen Kinder und sind wieder versorgt. So ist der heutige Stand. So wie ich Enno verstehe, sollen die Frauen wieder Diakonissinnen werden, einfach nicht in der Kirche, sondern mit einem BGE, ist doch fast so wie zu Gotteslohn. Jetzt verstehe ich seine Aussage, dass er sich als Priester fühlt.

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  62. Irene: Welche Arbeiten sind wertvoll, welche überflüssig?

    Mir graut vor Leuten, die das entscheiden wollen.“
    Ja, da hast Du völlig recht, deshalb nimmt Beppe Grillo auch die Wahlkampfkostenerstattung nicht in Anspruch und beteiligt sich nicht an den faulen Kompromissen der Leute die bis jetzt immer alles für andere entschieden haben. Z.B. das Schulsystem was die Begeisterungsfähigkeit von Kindern zerstört hat,siehe Hüther https://www.youtube.com/watch?v=shh31MTUL3M so dass heute Feministinnen lieber auf der Karriereleiter höher steigen wollen, als sich für das was sie tun zu begeistern. Ich suche die Begeisterten, ob im Beruf oder mit Kindern, doch wer kann dass, der mit der Quotenregel im Vorstand der Waffenindustrie sitzt? (Polemik) Das habe ich noch nicht herausgefunden?

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  63. @ Ina Praetorius

    Die klassische Marktlogik greift hier nicht vollständig, weil der „Arbeitsmarkt“ stark reguliert ist.

    Davon abgesehen gibt es in der Marktlogik zudem auch noch Grenzwerte (Schwellenpreise) nach oben und unten, welche die Nachfrage maßgeblich bestimmen und die Schwankungen dadurch zusätzlich limitieren.

    Ein Beispiel aus einem anderen Marktbereich:

    Die theoretische Nachfrage nach IT-Spezialisten übersteigt das Angebot bei weitem, Die preisbereinigte Nachfrage (unter Berücksichtigung des Preises den die Nachfrager zahlen möchten) allerdings kaum noch.

    Da das BGE die Kaufkraft insgesamt nicht erhöhen wird (wenn es denn überhaupt additiv zum normalen Einkommen wäre, würde entweder der Staat abschöpfen, oder es würde sich weg-inflationieren), ändert sich auch an den Schwellenpreisen in Haus- und Pflegewirtschaft nichts.

    Die offiziellen Zahlen des Schweizer Statistikamtes finde ich sehr interessant. Vor allem der Vergleich in Zusammenhang mit der Lebenssituation:

    http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/05/blank/key/Vereinbarkeit/04.html

    Allerdings scheinen mir die Schweizer Statistiker ab und zu über die eigenen Zahlen zu stolpern:

    In der Statistik oben wird der Zeitaufwand für die Hausarbeit eines männlichen Singles mit 14,6 Wochenstunden angegeben, eines weiblichen Singles mit 17,5 Wochenstunden. In einer anderen Statistik auf der Seite (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/04/blank/key/haus-und-familienarbeit/Zeitaufwand.html) dann allerdings mit 15,4 Wochenstunden (zu 19 Wochenstunden bei weiblichen Singles).

    Single-Haushalte sind eine gute Kenngröße um den Sockelaufwand zu ermitteln, der grundsätzlich keine Arbeit ist, die man für andere erbringt (sondern lediglich Zeitaufwände nur für sich selber)

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  64. @Andreas

    “Deine Arbeit bekommt in dem Moment einen Wert, in dem sich andere für Deine Arbeitsergebnisse interessieren“

    Lol… erzählen sie das mal den Frauen, die als Altenpflegerin arbeiten, die meiste Arbeit der Verantwortung als Elternteil übernehmen und die sich um ihre Eltern und die Eltern ihres Mannes umsonst kümmern.

    Die Pflegende Arbeit hat einen mächtigen Wert in einer Gesellschaft, denn ohne einander-pflegen können wir gar nicht überleben. Es ist nur so dass die meisten keinen Bock darauf haben, insbesondere Männer, weil man sich dann mit den Bedürfnissen anderer Menschen auseinander setzen müsste, anstatt seine eigenen “Bedürfnisse“ anderer Menschen aufzuzwingen! Andere Menschen pflegen ist nämlich viel kräfteaufreibender als normale Arbeit. Besonders psychisch. Es kann nicht sein, dass nur eine bestimmte Hälfte der Menschheit diese Bürde alleine aushalten soll. Und die anderen kaufen sich frei und kümmern sich nur um sich. Die Pflegende Arbeit ist doch überhaupt nur eine Bürde, weil sie Frauen meistens alleine machen müssen.

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  65. @PeterM
    jemand der glücklicher ist, weniger angst hat, konsumiert weniger und wirkt damit für das herrschende system zerstörend https://www.youtube.com/watch?v=kEgtx1T9Hbg somit hilft ein BGE mit, die materielle angst zu beseitigen, wenn es unabhängig vom zerstörerischen suchterzeugemdem system wirkt, das hat mit männern und frauen insofern zu tun, in wie weit bindungen als sucht erlebt werden. oder bindungslosigkrit als mangel,

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  66. @Borer Verena
    Enno Schmidt ist Künstler und ein Künstler hat eine Berufung, wenn er von seiner Arbeit begeistert ist, dafür braucht er ein Mäzen. Ein BGE ist ein Mäzen. Eine Kindergärtnerin ist keine Künstlerin, sondern hat innerhalb ihrer Tätigkeiten Aufgaben zu erfüllen, die sie möglicherweise ins Burnout führen, also arbeitet sie nicht begeistert sondern ist überanstrengt und das erzeugt Widerwillen und Faulheit und in der Sehnsucht nach Freiheit wird man süchtig nach Faulheit. Und hier kann das BGE erst einmal wie ein Sabbatjahr wirken, denn wer keine Begeisterung für die Gemeinschaft aufbringt, zerstört Gemeinschaft und passt sich bis zur Selbstvernichtung an das herrschende zerstörerische System an. Es gab ein Einwand von Gerald Hüther gegen das BGE, weil es ihm in erster Linie um die Angstlosigkeit geht, doch das hat er in diesem Brief verdeutlicht: http://naja-also.blogspot.de/2013/03/herr-prof-dr-gerlad-huther-pro-bge.html denn er plädiert wie Enno Schmidt für Kreativität und Kunst und Kultur also ein Wissen und ein Tun was uns bereichert kommt aus einer inneren Freiheit, und die haben heute LehrerInnen und KindergärtnerInnen nicht mehr, ihre Aufgabe ist es Kinder mit Belohnung und Bestrafung anzupassen, so ihre vorgegeben Pläne, die sie nicht erfüllen können. http://www.youtube.com/watch?v=03wZ8ue12N4 und zur Verdeutlichung der heutigen Arbeit ZEIT IST GELD, denn das wird knapper http://www.youtube.com/watch?v=3mtdZVsRv70

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  67. Solange jedenfalls bei jeder Forderung nach Gehaltserhöhung einer Pflegekraft irgeneine Frau sagt, oh Gott, da lohnt es sich ja gar nicht mehr zu arbeiten, da mach ich die Pflege doch lieber selber – so lange wird jedenfalls das Personal im Pflegebereich sehr schlechte Karten in Gehaltsverhandlungen haben.

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  68. @Antje: Nach seiner bzw. der BGE-Logik müsste Enno sagen: „Die Sorgearbeit wird im BGE-Zeitalter, wie alle andere Arbeit, Verhandlungssache sein.“ Er sagt aber: „Was hat unbezahlte Arbeit mit dem Grundeinkommen zu tun? Die wird dann auch nicht bezahlt.“ Ja genau: er blendet aus, dass Sorgearbeit heute manchmal unbezahlt, oft schlecht bezahlt und in wenigen Fällen (Butler des Milliardärs) gut bezahlt ist. Die Frage müsste also heissen: Wenn wir davon ausgehen, dass wir alle fürsorgeabhängig sind, und das sind wir ( http://abcdesgutenlebens.wordpress.com/category/abhangigkeit/ ), wie organisieren wir dann unter den Bedingungen des BGE die Befriedigung unserer Fürsorgeabhängigkeit so, dass alle gut leben können? Als postpatriarchal denkende BGE-Befürworterin bin ich im Prinzip dafür, dass wir den Frauen zutrauen, dass sie frei(-in-Bezogenheit) genug sind, um gleichzeitig das Notwendige zu tun und für sich selbst ein gutes Leben zu organisieren. Maschas Kassandrarufe und die aktuellen Erfahrungen aus der Kindertagesstätte, von denen @Verena erzählt, sprechen dagegen. Ja, ich meine auch, wie @Antje, dass der Weg über die breite Debatte führt, die wir jetzt zu führen beginnen.

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  69. @PeterM:

    Die Tatsache, dass im IT-Bereich „Vollbeschäftigung“ herrscht, bedeutet dann allerdings auch, dass viele unrentable Arbeiten halt momentan liegen bleiben – sie lohnen bei den Personalkosten die Investition nicht.

    Man muss fairerweise sagen, dass der Pflegebereich so nicht organisiert werden kann, da es hier um Menschen geht, die, wie Antje richtigerweise sagt, nicht liegen bleiben können.

    Insofern muss man auch wieder sagen, dass die momentane Organisation mit Hilfe eines Privatbereichs, der jede Preissteigerung aufsaugt, schon erstens sehr effektiv ist, zweitens auch einigermassen erfolgreich ein marktwirtschaftliches Problem bereinigt.

    Im Grunde – nach reinen Marktgesetzen, sollte das Gehalt einer Pflegekraft, insofern ihre Arbeit die Arbeit der anderen erst ermöglicht, die gleiche Höhe haben wie das durchschnittliche Gehalt der anderen.

    Und es wäre Sache der Gesellschaft, zu verhandeln, welche Qualität und Quantität man zu diesem Preis erwarten kann – eine Mutter pro Kind erfüllt jedenfalls keinerlei Kriterien, weder in Sachen Quantität noch in Sachen Qualität.

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  70. Wie würde die Welt aussehen, wenn alle Menschen gratis arbeiten würden, weil 2/3 aller Arbeiten eh schon gratis geleistet werden? Da kommt es doch auf diesen 1/3 auch nicht mehr an. Wir sprechen immer von dem 1/3 Anteil. Gleichen wir doch den an und alle bekommen ein BGE. Es würde nur noch Herzarbeit geleistet, nur noch Leistungen, die benötigt werden, der Mensch hötte den Wert als Mensch und nicht mehr den Geldwert. Wäre doch eine gute Sache. Ich wäre sofort dabei.

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  71. @Axel-valentin Tigges: ich bin in der Kinderbetreuung aus Berufung, habe jeden Tag künstlerische Arbeit zu leisten, weil Erziehung eine Kunst ist. Wer gibt das Recht zu entscheiden was Kunst ist und was nicht? Warum hat ein Künstler zu sagen die Frauenarbeit soll gratis sein? Wenn Enno ein BGe hat, was er durch die Initiative hat (mehr wie Fr. 2500.– weiss ich von Enno persönlich)und dann noch Kunst produziert, verdient er an der Kunst. Ich habe in etwas das gleiche BGE wie Enno und auch wenn ich jeden Tag produziere bekomme ich nicht mehr.

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  72. @Verena Borer – Ist dann aber auch viel Verhandlungssache. Das Gute am Geld ist ja, ich geh hin, geb dem Bäcker 50 Cent und er mir das Brötchen und Tschüss. Diese Freiheit des Tauschens hat schon auch was 🙂 Allerdings eben nur in ökonomischen Situationen, wo das angemessen ist. Für andere müssen andere Regeln und Verfahrensweisen gefunden werden, aber die fallen eben nicht vom Himmel, auch nicht mit der Einführung eines BGE.

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  73. Das BGE ist aber schon mal ein gute Grundlage. Man könnte es ja so regeln, dass die(der)jenige, der die Fürsorge für jemanden (Kind oder Pfegebedürftiger) übernimmt, dessen BGE als Lohn erhält…

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  74. Es gibt heute für jedes und alles Berater, Therapeuten, Pädagogen und jeder erzählt etwas anderes. Wenn das so weitergeht, haben wir irgendwann Streit, wer der Berater und wer der Klient sein darf/muss.
    Wenn z. Bsp. ein Arzt sich freut, dass z. Bsp. alle gesund sind, ist das für ihn dann ein Problem, er wird dann nämlich erwerbslos und hofft auf ? BGE ?

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  75. @Johanna – hm, das wird nicht funktionieren, weil das BGE ja schon für Miete, Essen, Kleidung usw. des Kindes/des Pflegebedürftigen gebraucht wird. Also auch, wenn der Betrag auf das Konto der/des Sorgenden ginge, müsste es ja für diese Sachen aufgewendet werden und da bliebe nicht viel übrig.

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  76. @Häni Ursuls – „Es gibt heute für jedes und alles Berater, Therapeuten, Pädagogen und jeder erzählt etwas anderes. Wenn das so weitergeht, haben wir irgendwann Streit, wer der Berater und wer der Klient sein darf/muss.“

    Ein „notwendiger Streit“, denke ich.

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  77. @Ina Praetorius / @Antje – super, dass und wie ihr mit euren Fragen und Beiträgen
    die BGE-Debatte vom Kopf auf die Füße stellt.:-)

    Sooooooooo wesentlich, der Hinweis von Ina Praetorius: (siehe Linkverweis)
    „Ohne die „Produktion“ immer neuer Menschen nämlich, und ohne die unablässige Regeneration derjenigen, die auf dem Markt als scheinbar unabhängige Subjekte herstellend, handelnd und kaufend in Erscheinung treten, ist die ökonomische Teilveranstaltung „freie Marktwirtschaft“ nicht denkbar, da buchstäblich bodenlos.“

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  78. Ich habe jetzt meine Mitinitiantinnen und Mitinitianten der „Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen“ aufgefordert, sich in einer Presseerklärung positiv zur UBI-Entscheidung zu äussern. In diesem Sinne: „Wir, das Initiativkomitee, stimmen der UBI zu, dass die Arenasendung das Sachgerechtigkeitsgebot nach Art. soundso verletzt und damit die Meinungsbildung über die Volksinitiative beeinträchtigt hat. Auch wir, das Initiativkomitee, halten ausdrücklich fest, dass die Neuverhandlung der heute un- oder unterbezahlten Sorgearbeit einen ZENTRALEN PUNKT (Zitat UBI) der Volksinitiative darstellt etc. pp.“ – Ich bin gespannt auf die Reaktionen. Falls das Komitee keine solche Erklärung abzugeben bereit ist, werde ich sie hier – sozusagen als Minderheitenvotum – publizieren. Aber jetzt warten wir erstmal ab 🙂

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  79. Wie würde die Welt aussehen, wenn alle Menschen gratis arbeiten würden, weil 2/3 aller Arbeiten eh schon gratis geleistet werden? Da kommt es doch auf diesen 1/3 auch nicht mehr an. Wir sprechen immer von dem 1/3 Anteil. Gleichen wir doch den an und alle bekommen ein BGE.

    Und woher bekommt der Staat das Geld dafür?

    Wenn ihr pro Nase 1000 Euro BGE im Monat wollt, müsst ihr auch pro Nase im Schnitt 1000 Euro Steuern zahlen. Dafür müsst ihr dann z.B. 2000 Euro im Monat verdienen und die Hälfte beim Finanzamt abliefern (Einkommen- oder Konsumsteuern), damit sich das ausgeht. Ein BGE ist nämlich Umverteilung und keine Goldesel.

    Klar, jetzt könnte man sagen: Die bösen Reichen zahlen mehr, und dafür zahle ich fürsorgende Künstlerseele gar nix. Aber es sind doch gerade solche BGE-Modelle popoulär, die die Reichen entlasten, weil sie z.B. nur auf Mehrwertsteuer setzen, wogegen Miteinnahmen, Börsengewinne und Erbschaften steuerfrei wären.

    Fürs BGE-Poesiealbum: Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint.

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  80. Das teuerste an der Wirtschaft sind die Löhne. Fallen die weg, braucht es nur noch ein Minimum an Steuern Es wird ja auch noch produziert, davon erhält der Staat das Geld. Bei 1/3 Erwerbsarbeit funktioniert es auch, obwohl die Reichen bewlohnt werden. Wer will denn sochon die MwSt in der Schweiz? Das wissen hoffentlich schon alle, dass das nicht funktioniert.

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  81. @Irene – „Aber es sind doch gerade solche BGE-Modelle popoulär, die die Reichen entlasten, weil sie z.B. nur auf Mehrwertsteuer setzen, wogegen Miteinnahmen, Börsengewinne und Erbschaften steuerfrei wären.“ –

    Das Konsumsteuer-Modell konnte durch den Film „Grundeinkommen- Ein Kulturimpuls“ so populär werden.
    Darüber hinaus sind jedoch viele unterschiedliche Überlegungen und „Finanzierungs-Modelle“ in der Diskussion. Diese sind verständlicherweise so vielfältig wie die Motive der Leute, die sich für ein BGE aussprechen. Nun denn: „Gut Ding will Weile haben“.

    http://www.grundeinkommen-hamburg.de/grundeinkommen/faq_finanzierung.php

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  82. @ Ute Plass: Bei dieser populären Online-Petition damals und bei Götz Werner sieht es ja auch nicht besser aus. Die Konsumsteuer-Anhänger machen professionelle PR, und die Leute laufen ihnen nach, weil alles so toll klingt.

    Mir kommt es so vor, als ob das BGE eine Projektionsfläche für alle möglichen Sehnsüchte ist, die nur zum Teil miteinander vereinbar sind: Geld abschaffen, Sorgearbeit anerkennen, Lohnnebenkosten senken und Arbeitgeber entlasten, whatever. Manche reagieren ja richtig ärgerlich, wenn man mit ihnen tatsächlich über Steuern reden will. Das ist ein kollektiver Drogen-Trip. Früher hat man gekifft, heute redet man vom BGE.

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  83. @Irene – Ja, das mit der professionellen PR bezüglich „Götz Werner-BGE“ sehe ich auch so, auch das was du zu den projizierten Sehnsüchten sagst. Sehnsüchte selbst sind ja nicht verkehrt und ich halte sie für eine menschliche Tugend. Wie es gelingen kann den Sehnsüchten näher zu kommen, darüber braucht’s halt weiter anhaltende Reflexion und Auseinandersetzung.

    Über dein Bild vom „kollektiven Drogen-Trip“ musste ich lachen. Ehrlich gesagt, hätte ich gar nix dagegen, wenn alle erst Mal trunken würden ob dieser Idee,
    um dann nüchtern dran zu bleiben. 😉

    Dass nicht alle BGE-Befürworterinnen das BGE als allein selig machend
    betrachten, zeigt ja unsere Diskussion hier im Blog.
    Denn ob mit oder ohne BGE: Frage und Suche nach Antworten wie das gute Leben für alle gelingen kann gehen weiter.

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  84. Susanne Weist ist den Werner – Anhängern sehr nahe, weil sie auch die MwSt gut findet.
    In Deutschland verlangen G. Werner 1000 Euro, Susanne Wiest 1500 Euro. Enno Schmidt sagt, im Video von Essen ganz klar, dass die 1500 Euro in Deutschland in der Schweiz 4000 Franken entsprechen. In der Schweiz sprechen die Initianten, auch Enno Schmidt von 2000 – 2500 Franken. Das ist ein riesiger Unterschied.

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  85. In meiner Rechnung da oben – wer 1000 Euro BGE will, muss im Schnitt auch 1000 Euro Steuern zahlen – sind übrigens noch keinerlei staatliche Aufgaben wie öffentliche Schulen, öffentliche Straßen, Behördendienste etc. eingerechnet. Vielleicht wollt ihr diese Aufgaben ja dem Markt überlassen oder alles selbst als Feierabendbrigade übernehmen 😉

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  86. @Irene – habe mich grade mit Eric Manneschmidt darüber ausgetauscht und der schreibt dazu folgendes:

    <>

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  87. Hier nochmal der Versuch das Zitat von Eric rüberzubringen:

    „Stimmt. Aber *im Schnitt* ist ja statistisch (hier ungefähr so sinnvoll wie „jede Frau bekommt im Schnitt 1,2 Kinder“). Und vor allem bedeutet *Steuern* nicht nur *Einkommenssteuer*, sondern auch andere Steuern, Abgaben sowie die inflationsbedingte faktische „Geldsteuer“ (Kaufkraftverlust).

    Umverteilt wird eh die ganze Zeit, die Frage ist nur wohin…?

    Das BGE stellt das ganze System vom Kopf auf die Füße und macht die Umverteilung wesentlich transparenter – freilich nur was die Ausschüttungsseite angeht. Auf der Einnahmeseite (des Staates) gehört sowieso einiges verändert, durch das BGE wird das aber viel einfacher, weil man viele vorgeblich der sozialen Sicherheit oder „Gerechtigkeit“ dienenden Schlupflöcher zumachen kann.

    Natürlich ist es traurig, dass der große BGE-Guru G.W. und seine Anhängerschaft was das Steuersystem angeht komplett versagen; das hat aber nichts mit dem BGE an sich zu tun.“

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  88. die transparenz in einer gesellschaft wird von denen gefördert, die keine vereinbarungen eingehen müssen, wer grundversorgt ist, braucht keine geheimhaltungsabkommen unterschreiben. doch das tut ein bezahlter politiker, deshalb hat diese gruppe keine vorbildfunktion, sie singen die lieder von dem sie bezahlt werden, der begriff, FRAKTIONSZWANG symbolisiert das, deshalb fürchten sich die allermeisten politiker vor einem BGE und niht nur die…

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  89. durch das BGE wird das aber viel einfacher, weil man viele vorgeblich der sozialen Sicherheit oder “Gerechtigkeit” dienenden Schlupflöcher zumachen kann

    Ich finde diese Formulierung sehr problematisch.

    Mal angenommen, wir machen das „Schlupfloch“ Witwenrente dicht, und die Betroffenen bekommen nur noch 1000 Euro BGE. Dann müsste manche alte Frau aus ihrer Stadtwohnung ausziehen, weil sie die Miete nicht mehr zahlen könnte. An dieser Stelle wird mancher BGE-Fan einwerfen, dass das nur gerecht ist, weil es den Leuten auf Hartz IV auch nicht besser geht.

    Wie schrieb Deniz Yücel neulich so schön in der Taz: In Deutschland versteht man unter Gerechtigkeit, wenn es allen gleich schlecht geht.

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  90. Zwei Punkte, die ich bei der BGE Diskussion für falsch halte.

    1. Ein solches Einkommen darf natürlich nur ein Grundeinkommen sein. Die Vorstellung, dass ein solches Einkommen ein schönes Leben finanzieren sollte halte ich für Unsinnig.
    Ein BGE kann in heutigen Maßstäben höchstens ein Betrag von maximal 1000 – eher weniger – EUR sein. Also ein Betrag, von dem man sich ein Dach über dem Kopf leisten kann und nicht verhungert.

    Ansonsten funktioniert das ganze Prinzip nicht, das davon ausgeht, das natürlich die Menschen noch Arbeiten sollen, um sich das zu leisten was heute für sie selbstverständlich ist, wie Urlaub, Auto, mehr als 20qm pro Person, Filet statt Hackfleisch usw.

    2. Natürlich wird es auch bei einem BGE hilfsbedürftige Menschen geben, die nicht mit diesem Betrag auskommen. Das ist nicht anders wie heute.

    Der einzige Vorteil für Angehörige wäre, dass sie nicht mehr darauf angewiesen wären von Pontius zu Pilatus zu rennen. Es gibt das BGE und für Krankheiten und deren Finanzierung wären nach wievor die Krankenkassen zuständig. Inwieweit das eine Verienfachung wäre, kann ich mangels Erfahrung nicht sagen.

    Der Reiz an dem ganzen ist aber, dass der Zwang arbeiten zu müssen wegfällt. Wer mit 1000 EUR im Monat glücklich ist, muss nichts mehr machen. Aber wir leisten uns einen riesigen Apparat um diese Menschen zur Arbeit zu zwingen und sei sie noch so ausbeuterisch.

    Und um einen anderen Vorteil des BGE zu erwähnen, der auch viele Frauen betrifft. Durch ein BGE enfällt der ganze Streß für alleinerziehende Mütter und deren Probleme gegenüber Unterhaltspflichtigen Väter. Heute kriegen sie nichts oder ein Appel und Ei, wenn der Vater geschickt ist.

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  91. Der Zwang zu Arbeiten fiele auch weg, wenn man bei Hartz IV die Sanktionen abschaffen würde. Dafür braucht man nicht das gesamte Steuer- und Sozialsystem auf den Kopf stellen, und das zusammen mit Leuten, die entweder konträre Ziele haben oder esoterisch dermaßen durchspinnert sind, dass sie gar nicht merken, was sie da eigentlich fordern.

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  92. @Irene – mit Schlupflöcher ist ganz sicher nicht das gemeint, was du z.B. unter
    Witwenrente aufführst.
    Der Begriff „Schlupfloch“ impliziert hier die Einnahmeseite („Durchschlüpfen“ von Geldern – nicht das Nicht-Bekommen von Geldern).
    Witwenrente ist eindeutig Ausschüttungsseite und steht hier überhaupt nicht zur Debatte.

    Das komplexe BGE-Finanzierungsthema ist nun aber nicht das Hauptthema von Antjes Beitrag, wird aber z.B. auf http://www.grundeinkommen-de und in speziellen Publikationen, Vorträgen, Workshops usw. breit diskutiert.

    Danke Antje für den Verweis auf die blinden Flecken des BGE, weil mir auch nicht so deutlich war, dass die Grundeinkommensdiskussion bisher jenseits der feministischen Care-Ökonomie geführt wurde.

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  93. Was die oben angekündigte Presseerklärung des Schweizer Initiativkomitees angeht, müsst ihr euch bis Anfang nächster Woche gedulden. Die Mädels und Jungs brauchen Zeit. Inzwischen könnt ihr ja mal das lesen. Da stecken nämlich interessante Denkansätze zu unserer Frage drin, warum die Pflege-Löhne nicht der Marktlogik folgen (Achtung, ökonomische Fachsprache, lohnt sich aber!): http://www.denknetz-online.ch/spip.php?page=denknetz&id_article=417&design=1&lang=de

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  94. Ich weiß nicht, ob man da mit ökonomischen Betrachtungen alleine weiterkommt. Viel hat mit dem Selbstbild der Berufstätigen zu tun.

    Soziale Berufe: Überwiegend Frauen, die lange dachten, sie würden eh nur dazu verdienen und irgendwann einen Ernährer heiraten.

    Freie Berufe: Journalisten sind eher Individualisten, die mit irgendeiner Marktlogik gar nichts zu tun haben wollen, sondern sich individuell hervortun möchten. Man sieht sich als potenzielle bürgerliche Edelfeder, und wenn das mit 40 immer noch nicht aufgegangen ist, fängt man dann doch mal an nachzudenken, was da verkehrt läuft. Diese geplatzte Anspruchshaltung kann man ganz gut im Freischreiber-Blog nachlesen.

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  95. Ach ja, und bei den jüngeren Leuten spielen die Eltern eine große Rolle, die das unterbezahlte Herumkünstlern ewig subventionieren. Das tun aber nicht nur konservative und kleinbürgerliche Eltern, sondern auch links-akademische Familien, die ihren Kindern auch beibringen könnten, wie man sich organisiert oder hart verhandelt. Das will man aber im eigenen Milieu nicht wirklich nötig haben. Solidarität ist ja für die Schwachen da, und da zählt man die eigenen Kinder lieber nicht dazu.

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  96. „Ich finde es schon richtig fürs Grundeinkommen zu werben damit, dass die Leute dann Zeit haben für wichtigere Sachen als Erwerbsarbeit. Das gilt ja nicht nur für Sorgearbeit sondern auch für andere Formen ehrenamtlichen Engagements oder was weiß ich, fürs bloggen oder so. Wenn man genau hinsieht ist ja fast alles wichtiger als die allermeiste Erwerbsarbeit. Jetzt mal unabhängig davon, dass sich diese Themen damit nicht automatisch von selbst erledigen, wie Du zurecht anmerkst.“
    Benni

    Gehen wir davon aus dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als Erwerbsarbeit! Oder besser, dass es bei der Arbeit nicht darum geht besonders auf die Leistung zu achten, sondern auf die Erfüllung, die mir dieses Tun bringt. Mache ich mir das Sorgen wenn ich das mit einen BGE besser kann? Was heißt den Sorgearbeit, das Wort ist schon falsch. Soll ich mir Sorgen machen, und muss deshalb den anderen versorgen? Oder habe ich die Zeit mich mit Mitgefühl um den der Hilfe braucht zu kümmern. Kann ich das heute noch? Wo ZEIT IST GELD das Schlagwort geworden ist? Wir sind so genau in der Wortwahl fixiert auf Gleichbehandlung von Frauen und Männer, ist es nicht wichtig auch hier genauer zu argumentieren? Denn was bewirkt ein BGE? Die Konsumsteigerung wird geringer und damit ist es letztendlich systemzerstörend. Menschen beginnen sie wieder mehr um die wichtigen Dinge im Leben zu kümmern, und genau das ist der Mitmensch, der materiell häufig über die Maßen alles hat, jedoch geistig und körperlich verkümmert, weil er für die erzeugen Wünsche, sich ausbeutet, durch einen Arbeit, die ihn ausbrennen lässt.

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  97. „Ach ja, und bei den jüngeren Leuten spielen die Eltern eine große Rolle, die das unterbezahlte Herumkünstlern ewig subventionieren. Das tun aber nicht nur konservative und kleinbürgerliche Eltern, sondern auch links-akademische Familien, die ihren Kindern auch beibringen könnten, wie man sich organisiert oder hart verhandelt.“ Irene
    Woran liegt das denn wohl? Wer lässt den die Kinder und warum nicht erwachsen werden?
    http://www.sinn-stiftung.eu/wissen/themen–beitraege/lernen–schule/index.html

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  98. @Irene – „Ich weiß nicht, ob man da mit ökonomischen Betrachtungen alleine weiterkommt. Viel hat mit dem Selbstbild der Berufstätigen zu tun.“

    Mir scheint, du unterschätzt die vorherrschenden ökonomischen Machtverhältnisse und Strukturen, denen wir ja alle mehr oder weniger ausgesetzt sind.

    Das „Selbstbild d. Berufstätigen“ ( und nicht nur dieser), bildet sich doch nicht im luftleeren Raum sondern wird wesentlich von ökonomischen Bedingungen mit bestimmt. (Ökonomisches)Sein und Bewusstsein durchdringen sich doch wohl gegenseitig.

    Die BGE-Debatte trägt ja mit dazu bei die Themen der ‚Berufstätigkeit‘ in den Blickpunkt zu rücken und setzt sich mit eingeengten bis überholten Arbeitsbegriffen auseinander.

    Und dass nun im Rahmen der Grundeinkommens-Diskussion die bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen, vor allem in der CareÖkonomie, hoffentlich immer mehr zur Sprache kommt, finde ich gut und richtig.

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  99. „…..wie man sich organisiert und hart verhandelt“?
    Ist das als Beitrag für das gute Leben aller zu verstehen, und was kann mannfrau sich konkret darunter vorstellen?

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  100. „@Raoul – Das Grundeinkommen wird vielleicht mal eine Höhe haben, von der der Lebensunterhalt einer Person gesichert ist, also dass man davon Wohnung, Kleidung, Essen etc. bezahlen kann, aber es wird nicht die Höhe haben, dass man davon Pflegeleistungen kaufen kann.“

    Kommt auf das Ausmaß der Rationaliserung und Abstimmung mit der Krankenkasse an…

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  101. Setzt Euch ein für ein Grundeinkommen als Menschenrecht!

    Am 14. Januar 2013 hat die Europäische Kommission unsere Europäische Bürgerinitiative zugelassen und damit eine Unterschriftenkampagne in Gang gesetzt, die für die Dauer eines Jahres die EU-Mitgliedsländer beschäftigen wird.

    Die Herausforderung besteht darin, bis zum 14. Januar 2014 500 Millionen Bürger in der Europäischen Union zu erreichen und 1 Million Unterstützungsbekundungen zu sammeln. 15 Mitgliedsländer haben sich der Initiative bereits angeschlossen. In 7 Ländern muss eine bestimmte Mindestanzahl von Unterstützungsbekundungen zusammen kommen.

    Wenn wir 1 Million Unterstützungsbekundungen erreichen, ist die Europäische Kommission gehalten, unsere Initiative sorgfältig zu prüfen und eine Anhörung im Europäischen Parlament zu ermöglichen. Die Antwort der Kommission ist ausführlich zu begründen.

    jetzt anmelden! http://basicincome2013.eu/ubi/de/

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  102. Im BR ist eine Sendung zum Grundeinkommen angekündigt:
    http://www.br.de/nachrichten/bedingungsloses-grundeinkommen-hintergrund100.html
    Interessant ist der letzte Satz: „Frauen würden für die Familienarbeit bezahlt und wären nicht mehr – nur – vom Einkommen des Mannes abhängig.“ Es ist also wirklich dringend nötig, dass wir die Debatte weiterführen und darauf bestehen, dass es erstens nicht einfach „Frauen“ sind, die Familienarbeit machen, und dass zweitens das Grundeinkommen niemanden für nichts „bezahlt“. Womit wir wieder bei Antjes zwei Argumenten angekommen wären, die fürs Grundeinkommen nicht taugen.

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  103. Wir, kritische postpatriarchale Noch-BGE-BefürworterInnen, wollen jetzt die vom Komitee abgelehnte Presseerklärung als Statement einer freien Gruppierung herausgeben. Das könnten dann alle unterzeichnen, und natürlich wären wir froh, wenn diese ganze Geschichte auch in anderen Ländern wahrgenommen würde. Ich habe die Erklärung schon mal umformuliert und auf Facebook publiziert:
    http://www.facebook.com/notes/ina-praetorius/die-unbezahlte-sorgearbeit-ist-ein-zentraler-punkt-der-volksinitiative-für-ein-b/10151297405821886
    Was haltet ihr davon? Leider reichen meine Internet-Kenntnisse nicht über Mails, meine Webseite, Facebook und Twitter hinaus. Falls jemand Lust hat, diese Erklärung dann irgendwie professioneller zu publizieren, freue ich mich.

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  104. Hier:

    Die unbezahlte Sorgearbeit ist ein zentraler Punkt der Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen

    Wir, die Unterzeichnenden, begrüssen den am 6. März 2013 publizierten Entscheid der UBI (Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen) hinsichtlich der Sendung „Arena“ vom 27. April 2012.

    In dieser Stellungnahme gibt die UBI der Beschwerdeführerin Martha Beéry-Artho einstimmig Recht und hält fest, die Sendung habe „das Sachgerechtigkeitsgebot von Art 4 Abs 2 RTVG verletzt“ (UBI , Punkt 5.10) Im entscheidenden Paragraphen 5.7 der Stellungnahme heisst es:

    Angesichts der Bedeutung … von unbezahlter Arbeit, namentlich in den privaten Haushalten und der Familie, welche das Bundesamt für Statistik im Statistischen Lexikon der Schweiz quantifiziert hat (Bundesamt für Statistik, Statistisches Lexikon der Schweiz, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung, Modul „Unbezahlte Arbeit“), stellt dieser Gesichtspunkt im Rahmen des Themas der beanstandeten Sendung keinen Nebenpunkt dar. Es geht dabei … um einen zentralen Aspekt der Initiative, welcher die ganze Bevölkerung und ganz besonders die in diesem Bereich viel stärker engagierten Frauen betrifft. Dessen weitgehende Auslassung hat die Meinungsbildung des Publikums über die Initiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“ erheblich beeinträchtigt. Die fehlende Transparenz diesbezüglich wirkte sich vor allem auch angesichts des fehlenden Vorwissens des Publikums zur Initiative negativ auf die Meinungsbildung aus. (UBI-Stellungnahme 5.7)
    Auch wir sind der Meinung, dass die Arenasendung zum Thema nicht sachgerecht war und deshalb die Meinungsbildung des Publikums – und damit des Stimmvolks – beeinträchtigt hat. Allein die Tatsache, dass vier Männer im inneren Kreis diskutierten und Frauen lediglich 3 Minuten in einer Sendezeit von insgesamt 75 Minuten zugestanden wurde, um Überraschungsfragen zu beantworten, ist höchst bedenklich. Allerdings stimmen wir der UBI zu, dass auch Männer den Aspekt der unbezahlten Sorgearbeit, der, wie die UBI richtig bemerkt, einen „zentralen Aspekt der Initiative“ darstellt, hätten beleuchten können, wozu allerdings keiner der eingeladenen Gäste fähig oder bereit zu sein schien.
    Und liegt daran, die ungelöste Frage der heute unter- oder unbezahlten, unverzichtbaren Sorgearbeit in den Debatten um das Grundeinkommen stets zum Thema zu machen. Richtig verstanden würde das Grundeinkommen eine neue Ausgangsbasis darstellen, von der aus neue, gerechte Gesellschafts- und Geschlechterverträge ausgehandelt werden können. Wird der Aspekt der fast ausschliesslich von Frauen geleisteten Sorgearbeit jedoch ausgeblendet, kann aus dem Grundeinkommen schnell ein unsoziales, neoliberales Projekt werden, das HausarbeiterInnen, Pflegekräfte und andere im Care-Sektor Beschäftigte mit einem Grundeinkommen „abspeist“. Das Grundeinkommen darf nicht als „Hausfrauenlohn“ missverstanden werden. Es wird für alle bedingungslos ausbezahlt und ermöglicht es allen, von einer gesicherten Existenzbasis ausgehend über alle Formen von Arbeit und deren Verteilung neu zu verhandeln. Zukunftsfähig ist das Projekt des bedingungslosen Grundeinkommens nur auf der Basis einer Definition von „Arbeit“ und „Wirtschaft“, die alle gesellschaftlichen Leistungen zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse umfasst.
    Wir sind gespannt auf die von der UBI geforderte Stellungnahme der SRG. Alle, die sich mit der Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen befassen, insbesondere UnterschriftensammlerInnen und Medienschaffende, fordern wir auf, sich mit den Forschungsergebnissen der Care-Ökonomie, mit dem Urteil der UBI und dem Modul „Unbezahlte Arbeit“ des statistischen Jahrbuches der Schweiz, auf das sich die UBI bezieht, gründlich zu befassen:

    Klicke, um auf b_656.pdf zuzugreifen

    http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/04.html

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  105. Pflegepersonal aus der Schwestern-Fabrik
    [http://www.fr-online.de/politik/pflegenotstand-in-deutschland-pflegepersonal-aus-der-schwestern-fabrik,1472596,22200850.html]

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  106. @Ina – Danke f. den Text – Mögliche Unterschriften-Aktion bitte auch verlinken.

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  107. Ich bin nicht wirklich tief in diesem Thema drin, habe es bisher mehr oder weniger an mir vorbei fließen lassen, man möge mir verzeihen.
    Aber… Ich glaube, das BGE wird kommen und zwar auf Höhe des Hartz iv Satzes zzgl. Miete. Es fällt also m.E. der „Fordern“-Teil weg und das würde zu einer weiteren Verschlankung des Staatswesens führen. Ich denke, genau das wird auch die Haupttriebfeder sein, dass BGE einzuführen.
    Tatsächlich gab es das aus meiner Sicht sogar schon mal, es nannte sich Sozialhilfe (mehr oder weniger).
    Dazu der selbe Basis-Satz als steuerfreibetrag bei Einkommen und fertig.
    Das aber wird keines der bereits erwähnten Probleme in Richtung carearbeit u.a. Lösen, denn meine Vermutung ist, dass nur von BGE zu leben gesellschaftlich stigmatisiert werden wird (so wie Sozialhilfe oder eben Hartz iv).

    Erschreckend finde ich den Gedanken (in einem Kommentar wurde das erwähnt) dass das BGE ein weiteres Argument für nicht anwesende Elternteile sein könnte, keine finanzielle Unterstützung zu leisten.

    Ich bin davon überzeugt, dass das BGE der richtige Weg ist, aber ich glaube auch, dass es nicht zum grundlegenden gesellschaftlichen Paradigmenwechsel führen wird.
    Sorry!

    Gruß, Manja

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  108. @Ina Praetorius: Nicht für meine Meinung, nein. Eher für meine pragmatisch realistische Sichtweise, die sicher (für einige) deprimierend sein muss.
    Bei dieser Diskussion habe ich (wieder mal) festgestellt, dass die idealistische Erwartungshaltung in Richtung BGE und die daraus resultierende Diskussion („wer wird den Müll entsorgen…“) sich nicht mit meiner Wahrnehmung von Realität deckt. Die Annahme, dass es in D ein staatliches Grundeinkommen geben wird/kann, welches ein komfortables! Leben ermöglicht, halte ich für absolut realitätsfremd.

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  109. Pingback: DurchEinAnderBlog
  110. Guten Tag Frau Schrupp,

    Ich komme zwar erst sehr spät dazu, ich hoffe Sie lesen die Kommentare aber immer noch.
    In dem Beitrag von Borer Verena am 19. März 2013 wird auf einen bekannten Rechtsextremisten aus dem Umfeld der sog. „Reichsdeutschen“ verwiesen.Ich kenne Ihre Moderationsrichtlinien nicht, aber Verweise auf solche Personen finde ich persönlich immer sehr schädlich.

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  111. Skurril, wie Frau Antje Schrupp dem Arbeitsbegriff bzw. der Arbeitsideologie aufsitzt, der ja der Begriff „Arbeit“ immer mehr oder weniger eine Form von Zwangsarbeit bezeichnete, siehe zum Beispiel den Robot im Mittelalter ….

    http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeit_(Philosophie)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeit_(Sozialwissenschaften)

    Vom „Manifest gegen die Arbeit“ scheint sie auch noch nichts gehört zu haben:
    http://www.krisis.org/1999/manifest-gegen-die-arbeit

    Auch ist es nicht korrekt zu behaupten, die Ausblendung der Sorgearbeit sei „die große Achillesferse DER GESAMTEN Grundeinkommensbewegung“ als handle es sich bei der BGE-Bewegung um eine einheitliche Bewegung.

    Genausogut wenn nicht noch mehr könnte behauptet werden, die Ausblendung der Eigentumsfrage (an Rohstoffen, Produktionsmittel, …) sei „die Achillesferse“.

    Frau Antje Schrupp, sie wollen doch auch nicht dass „die Frauenbewegung“ oder gar „die Frauen“ derart über einen Kamm geschert werden? Was soll diese spiessbürgerliche Doppelmoral?

    Das BGE ist eben nicht ein bestimmtes Gesellschaftsmodell sondern nur ein wirtschaftspolitisches Mittel das nur als erster Schritt in Richtung Emanzipation von den künstlich geschaffenen wirtschaftlichen Abhängigkeiten dienen soll.

    Wer da mehr ins BGE hinein interpretiert ist auch selber dafür verantwortlich. Dass viele „der BGE-Bewegung“ oberflächlich agieren ist bedauernswert aber nicht der Idee vom BGE selbst zuzurechnen. Es liegt auch an jedem Menschen selbst diese Idee weiter zu entwickeln …

    In Österreich ist daher auch in Abgrenzung gegenüber schmalspurigen BGE-Konzepten vom „emanzipatorischen BGE“ die Rede und es haben auch in der Szene in Österreich durchaus kritische Stimmen ihren Platz.

    Wegen einer ziemlich einseitigen Fernsehdiskussion sich von der BGE-Bewegung zu distanzieren anstatt sich in diese aktiv einzumischen halte ich schon für eine unangemessene Reaktion. Denn wie soll sich etwas ändern, wenn nicht durch EInmischung! Der Rückzug ins eigene ideologische Reservat ist keine Lösung.

    mfg

    Martin Mair
    Obmann „AKTIVE ARBEITSLOSE“

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  112. @Martin Mair – Habe ich mich irgendwo von der Grundeinkommens-Bewegung distanziert? Ich bin ganz im Gegenteil eine aktive Befürworterin des BGE in Deutschland, ich schreibe Texte und halte öffentliche Vorträge, in denen ich für das Grundeinkommen werbe. Das heißt aber halt nicht, dass ich keine interne Kritik an bestimmten Tendenzen innerhalb der BGE-Bewegung übe. Und Ihr Kommentar mit seinem aggressiven Unterton bestärkt mich darin, da Sie mich reflexhaft aufgrund meiner Kritik ins „Feindeslager“ stecken.

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  113. Hallo Martin Mair,
    denke mal, dass Ihr Kommentar sich anders lesen würde, wenn Sie die Beiträge
    von Antje Schrupp, Ina Prätorius und anderen bGE-BefürworterInnen genauer
    zur Kenntnis genommen hätten. Darin geht es doch gerade, wie in dem von Ihnen angezeigten „Manifest gegen die Arbeit“ um die Befreiung von patriarchaler Herrschaft und seiner Zwangs(Erwerbs/Lohn)-Arbeit.
    Das patriarchale Denken ist ja auch in der Diskussion um das Bedingungslose Grundeinkommen noch virulent und verweist Frauen gerne weiterhin auf die Sorgearbeit mit der Begründung, jetzt hätten sie dafür ja ein Grundeinkommen.
    Das zeigt, dass die Fragen zur Care-Ökonomie unbedingt in die Grundeinkommens-Debatte (und darüber hinaus) einbezogen gehören, sofern es als echtes emanzipatives Projekt für alle wirksam werden soll!

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