Frauen in Zeiten der Quote

Souveräne Frauen braucht das Land, nicht brave Abstimmerinnen. Foto: Cornelia Roth
Souveräne Frauen braucht das Land, nicht brave Abstimmerinnen. Foto: Cornelia Roth

Ich bin kein großer Fan der Frauenquote – dazu habe ich hier im Blog schon oft geschrieben und sogar eine eigene Kategorie zu dem Thema eingerichtet.

Aber seit einiger Zeit schon wünsche ich mir sehnlichst, sie würde so langsam mal eingeführt, damit wir endlich alle Aufmerksamkeit den wirklich wichtigen Themen widmen können: der völlig unklaren Zukunft der Sorgearbeit, der zunehmenden Armut, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in alle möglichen Richtungen, dem nicht funktionierenden Bildungssystem, der Ressourcenverschwendung, der wirtschaftlichen Ausblutung vieler Länder, dem Kampf gegen Gewalt und Übergriffigkeit. Und generell dem desolaten Zustand dessen, was im allgemeinen „Politik“ genannt wird, aber nur allzu selten wirkliche Politik ist. Alles genuin feministische Themen, wenn man mich fragt.

Annett Meiritz hat heute im Spiegel gut kommentiert, wie wenig „Politik“ bei den parlamentarischen Debatten über die Quote im Spiel ist. Und zwar auf allen Seiten. Dem ist als Analyse wenig hinzuzufügen.

Aber die Abstimmung im Bundestag hat noch einmal deutlich vor Augen geführt, was das Problem an einer Quote wäre, würde sie denn kommen: Denn dass Frauen in irgendwelchen Ämtern sind, bedeutet offensichtlich nicht automatisch, dass sie dort auch etwas ändern. Die Gefahr ist groß, dass sie sich dann doch den Spielregeln unterwerfen. Und schlechte Verhältnisse werden ja nicht dadurch besser, dass auf allen Ebenen fünfzig Prozent Frauen sind. Ungerechtigkeit wird nicht dadurch gerecht, dass sie auf alle Geschlechter gleichmäßig verteilt wird.

Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass eine Quote früher oder später kommt. Die absterbenden Institutionen sind ja dringend darauf angewiesen. Aus eigener Kraft schaffen sie es nicht, Frauen für sich zu gewinnen. Die Frauen laufen ihnen in Scharen weg. Frauen (immer im Sinne von: deutlich mehr Frauen als Männer) mögen keine 80-Stunden-„Führungs“-Jobs, sie mögen keine Parteien – denn wie anders soll man es interpretieren, dass alle Partei-Neugründungen faktisch Männerparteien sind? Erst die Piraten, jetzt die Alternative für Deutschland?

Die Quote (oder irgend etwas in der Art) wird kommen, denn Männervereine funktionieren heutzutage nicht mehr. Die Frage ist: Was machen wir bis dahin? Verwenden wir – die Frauenverbände, die feministischen Aktivistinnen – weiterhin unsere Kraft und Energie dafür, für eine Quote zu werben, zu argumentieren, uns aufzureiben?

Mein Vorschlag ist, wir machen unterdessen etwas anderes. Zum Beispiel könnten wir uns darauf vorbereiten, was wir tun werden, wenn die Quote erst einmal da ist. Also Fragen stellen und diskutieren wie: Was ist eigentlich notwendig, damit eine Frau, wenn sie in Amt und Würden kommt, sich nicht vom Sog der Verhältnisse und des So-ist-es-immer-schon-gewesen mitreißen lässt? Was braucht eine Frau, damit sie nicht umfällt wie die Quotenbefürworterinnen in CDU und FDP, wenn es darauf ankommt?

Ein paar Ideen hätte ich schon.

Frauen in Zeiten der Quote müssen zwischen Macht und Politik unterscheiden – was nicht heißt, sich von der Macht fernzuhalten, sondern sich nicht fraglos ihrer Logik zu unterwerfen.

Frauen in Zeiten der Quote brauchen weibliche Souveränität – was etwas anderes ist als das männliche Modell des einsamen Monarchen. Weibliche Souveränität bedeutet nicht, sich über andere zu stellen, sondern ein eigenes Urteil zu fällen und dann auch konsequent danach zu handeln.

Frauen in Zeiten der Quote brauchen Freundinnen. Der Maßstab, an dem sie sich orientieren, darf nicht der Erfolg im Rahmen der bestehenden Systemlogik sein (werde ich wiedergewählt oder nicht?). Sondern ob sie erfolgreich sind oder nicht, können sie nur im Austausch mit denen erfahren, denen sie vertrauen.

Frauen in Zeiten der Quote dürfen sich nicht von der Institution, in der sie ein Amt bekleiden, abhängig machen, weder finanziell noch ideell. Ihre „politische Heimat“ muss anderswo sein – denn sonst haben sie nicht die Freiheit, im Zweifelsfall zu gehen.

Frauen in Zeiten der Quote müssen bereit sein, Konflikte einzugehen und auszutragen. Die Anerkennung der Mächtigen muss ihnen egal sein, denn ihre Anerkennung finden sie anderswo. Sie müssen sich befreien, von dem Wunsch, von denen, die im System „oben“ sind, gelobt zu werden.

Frauen in Zeiten der Quote brauchen also symbolische Unabhängigkeit. Dann – und nur dann – könnte eine Quote tatsächlich was bewirken.

PS und Update: Alles, was ich hier über Frauen sage, gilt für andere Menschen auch. 

 

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

33 Gedanken zu “Frauen in Zeiten der Quote

  1. Liebe Antje,

    um einmal ein Philosophenwort leicht abzuwandeln: symbolische Unabhängigkeit kann man nicht essen. Ich befürchte, das In-Machtpositionen-kommen ist nicht voraussetzungsfrei zu erlangen. Im Gegenteil: ein gewisses Maß an Appeasement ist unumgänglich, wenn man für Mehrheiten Unterstützung von der „anderen Seite“ benötigt.
    Zudem: Deine Theorie vom sich selbst erledigenden Machismo hinkt insofern, als dieser – und da sehe ich durchaus eine Parallele zum Versagen der marxistischen Dialektik – eine gehörige Portion Anpassungsfähigkeit zu bieten hat. Kulturell befeuert u.a. von Immigration aus Drittwelt- und Schwellenländern, strukturell zementiert von ökonomisch dominierenden, tendenziell suppressiven Strukturen.
    Ob man sich da auf eine abwartende Position zurückziehen sollte, warten sollte, bis die Leichen seiner Feinde den Fluss hinuntertreiben, während man sich am Ufer sitzend mit „wichtigeren“ Themen beschäftigt? I beg to differ.

    Like

  2. „Die Quote (oder irgend etwas in der Art) wird kommen, denn Männervereine funktionieren heutzutage nicht mehr.“

    Die Logik erschließt sich mir nicht. Weil Frauen den Männervereinen weglaufen, und die Männer auch so langsam andere Arbeitsformen wollen, wird eine Quote kommen? Weil die zunehmende Partizipation von Frauen gewollt und unausweichlich ist, brauchen wir eine Quote? Macht echt keinen Sinn für mich. Im Gegenteil, das erscheint mir eher als Argument gegen eine Quote.

    Like

  3. „Die Frauen laufen ihnen in Scharen weg….“

    @AntjeSchrupp:

    Du kennst aber schon den Unterschied zwischen wunschgetrieben imaginierter Realität und der Realität, in der man solche Aussagen falsifizieren kann, oder?

    Die Aussage „Eine Quote kommt, weil die früher in Massen vorhandenen Frauen heutzutage den bösen Männervereinen in Scharen weglaufen“ kann ich echt nur als Realitätsverweigerung in der Filterbubble verstehen.

    Like

  4. Jaaiiin, die Quote ist, meiner Ansicht nach, nicht das Mittel um etwas zu verändern – sonst würde nicht im Bundestag darüber diskutiert.
    Die Quote ermöglicht es erst einmal einen einigermaßen gleichen Raum in „wichtigen“ Positionen einzunehmen.
    Ich gebe zu bedenken- wenn ich Antje richtig verstanden habe, sollen Frauen so gut vorbereitet sein, wenn sie in entsprechende Positionen kommen, dass dann alles besser wird und sozusagen die gesellschaftlich notwendigen Veränderungen positiv in Schwung kommen, da die Veränderungen schon gedacht sind- das ist ein richtig großes Päckchen.
    Mir ist es auch eigentlich lieber , wenn ein unfähiger Mann an einer wichtige öffentlichen Stelle sitzt und sich blamiert, als eine unfähige Frau – da schäme ich mich immer noch ziemlich fremd. Liegt vielleicht die Kunst darin Frauen, die so richtig systemkonform sich unfähig darstellen erst einmal zu ertragen- ohne all zu viele Stresspusteln zu bekommen- sie auch öffentlich herauszufordern und die „guten“ Frauen (und Männer)zu stärken zu unterstützen, mit Utopien zu „versorgen und in der öffentlichen Auseinandersetzung(positiv gemeint) zu bleiben.
    Ich erinnere mich ergänzend an einen Spruch aus meiner frühen feministischen Zeit :“wenn Frauen sich auf Frauen beziehen, können sie die Welt verändern“ heute denke ich, das kann nicht ausschließlich nur mit Frauen funktionieren – aber im Kern ist es richtig. – außerdem macht es auch viel Spaß.

    Like

  5. Aus mehreren Gründen würde ich selbst diese gescheiterte Abstimmung als Erfolg feiern: 1. die Debatte hat großen medialen Raum eingenommen und den gesellschaftlichen Blick auf die Missstände gerichtet; 2. so lange ist es noch nicht her, dass in der SPD das Frauenthema als „Gedöns“ bezeichnet wurde, jetzt aber sind all die kracherten Basta-Politiker plötzlich zu Feministen mutiert, die mit gleicher Verve die Quote fordern wie die Grünen es schon seit langem tun; 3. die CDU hat ein Versprechen geleistet, dass die Quote kommt (auch wenn wir alle wissen, was von solchen Versprechen zu halten ist). Dies alles baut enormen Druck auf, der gewisse arrogante Teile der deutschen Wirtschaft dazu zwingt, sich endlich ernsthaft des Themas anzunehmen anstatt immer nur Lippenbekenntnisse abzugeben.

    Leider ändert sich an Strukturen nichts, so lange nicht wenigstens ein Drittel der herrschenden Gruppe veränderungswillig ist. Dafür brauchen wir die Quote. Durch diese erhalten nicht nur ehrgeizige Frauen die Chancengleichheit in den Top-Management-Etagen, sondern vor allem solche Frauen, die sich nicht durch Anpassung an männliche Verhaltensmuster aus eigener Kraft nach oben gekämpft haben. Darin liegt die Möglichkeit zur Veränderung, denn für diese „weiblicheren“ Frauen müssen erst die Strukturen verändert werden, damit sie überhaupt bereit sind, solche Jobs zu übernehmen. Am Ende werden auch endlich solche Männer ganz nach oben kommen, die wie die meisten Frauen auch ein Leben neben dem Job haben wollen, solche, die sich nicht durch narzisstische oder psychopathische Charakterzüge auszeichnen.

    Von männlichen wie weiblichen Quotengegnern wird oft vorgebracht, es gäbe in den Chef-Etagen keine bewusste und aktive Diskriminierung von Frauen durch ihre männlichen Kollegen. Die gläserne Decke beruhe lediglich auf liebgewonnenen Gewohnheiten, auf einem harmlosen Tunnelblick – und natürlich auf dem Mangel an geeigneten Frauen, die den notwendigen Durchsetzungswillen aufbringen können. Folgende Studie belegt, dass Manager ganz bewusst ihre Kolleginnen diskriminieren, um sich die unliebsame Konkurrenz vom Leib zu halten (völlig natürlich, wenn man bedenkt, wie dünn die Luft da oben ist):

    Klicke, um auf frauen-in-f_C3_BChrungspositionen-deutsch,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf zuzugreifen

    Dass es andererseits bei einer Gesamtbevölkerung von 80 Millionen nicht die circa 800 Frauen geben soll, die kompetent und willens genug sind, um die 30 % Aufsichtsratsposten der in Frage kommenden Unternehmen zu besetzen, kann mir ohnehin kein Mensch weismachen. Der VdU (Verband dt. Unternehmerinnen) führt eine Datenbank mit 600 geeigneten Kandidatinnen und hilft gerne bei der Vermittlung. Das sind alles erstklassige Anwärterinnen, geprüft auf Herz und Nieren.
    http://www.vdu.de/aufsichtsgremien/datenbank

    Die Quote wäre nur ein Symbol – zugegeben. Und klar haben wir wichtigere Themen. Aber die Quoten-Debatte zielt in den Kern der Probleme, wie Du sie beschrieben hast. Wenn es um die Krise unserer auf überkommene männliche Stereotypen ausgerichteten Arbeitswelt geht, ist diese Debatte das perfekte Instrument, um bewusst zu machen und zu mobilisieren.

    Like

  6. Liebe Antje, Danke!! dass du es so in Worte fasst. Ich finde mich als Quotenskeptikerin in ähnlichem Sinne wie du (die pure Anwesenheit von Frauen verändert m.E. den männlichen Charakter der Institutionen nicht, sie bräuchten auch eine Idee davon, was anders laufen müsste und entsprechenden Support) inzwischen in einer Position wieder, wo ich mir die Quote wirklich wünsche, schon allein, damit die Diskussion endlich beendet ist. Und auch, weil die politische Diskussion darüber aus meiner Sicht derzeit wirklich Schaden anrichtet, wie z.B. dieses Trauerspiel, das die CDU Frauen aufgeführt haben. Andererseits ist mir auch klar, die Forderung nach der Hälfte der Macht für Frauen hat an sich noch kein emanzipatorisches Potenzial sondern stellt höchstens eine Art Gerechtigkeit her: Frauen und Männer dürfen gleichermaßen an schlechtern Verhältnissen partizipieren und von ihnen profitieren.
    Lg! Catherine

    Like

  7. @Eva Hehemann – Diese Idee, dass eine „Minderheit“ ab einer Quote von 30 Prozent die Möglichkeit hat, substanziell etwas zu verändern, ist eine alte soziologische These, die aber in dieser Absolutheit nicht stimmt. Soweit ich weiß, gibt es da neuere und differenziertere Untersuchungen zu, die ergeben haben, dass auch einzelne oder sehr wenige Frauen wesentliche Dinge verändern können, und dass andernorts es sogar vorkommt, dass Frauen auch wenn sie in der Mehrheit sind, nichts verändern. Jedenfalls würde ich mich auf den Automatismus des „wenn erstmal soundsoviel Frauen wo sind“ nicht verlassen.

    Like

  8. @Sam @Andreas – Es gibt gewisse Entwicklungen, die zwar vielleicht sehr lange dauern, aber dennoch mehr oder weniger zwangsläufig sind. Zum Beispiel war das Frauenwahlrecht vorhersehbar ab dem Moment, wo die Männer eine „Demokratie“ auf Grundlage der „Gleichheit der Menschen“ eingeführt haben. Es war ihnen anfangs selbst nicht klar, aber ein System, das symbolisch auf der „Gleichheit der Menschen“ beruht, aber dann die Hälfte der Menschen als Ungleich erklärt, ist in sich so widersprüchlich, dass es nicht dauerhaft existieren kann. Das heißt, das Frauenwahlrecht musste zwangsläufig kommen, auch wenn es dann bis in die 1970er Jahre dauerte, bis die letzten es kapiert haben.

    Genauso ist es auch mit der Quote: Eine Gesellschaft, die sich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf die symbolischen Fahnen schreibt (und damit weltweit hausieren geht) kann auf die Dauer nicht damit leben, dass wesentliche Entscheidungsgremien und maßgebliche Orte fast ausschließlich aus Männern bestehen. Um ihre Glaubwürdigkeit zu erhalten, muss sie dafür sorgen, dass eine halbwegs angemessene Anzahl von Frauen dort sind, und momentan sieht es nicht danach aus, als würde ihnen etwas besseres als die Quote einfallen. Deshalb wird die Quote kommen, es ist nur eine Frage der Zeit.

    Außer die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich komplett, das ist natürlich immer auch möglich. Die Demokratie hätte auch wieder abgeschafft werden können, es können weit reichende Umwälzungen passieren, auf die wir jetzt gar nicht kommen, das will ich nicht ausschließen.

    Was ich aber wirklich ausschließe ist, dass die Institutionen so bleiben wie sie jetzt sind und ihre jetzige Bedeutung behalten, ohne dass es ihnen gelingt, Frauen einzubeziehen. Das wird nicht geschehen, das ist unmöglich, ebenso unmöglich wie eine Demokratie ohne Frauenwahlrecht.

    Like

  9. Wichtig ist natürlich die „Unterwanderung“ das patriarchalen Kapitalismus mit echten Feministinnen und vielleicht noch wichtiger ist es, dass Frauen eigene Unternehmen gründen! Frauen kommen mit MACHT – ja Macht, das ist nichts Böses, man/frau darf sie nur nicht mißbrauchen. Macht ist die Kraft der Zerstörung. Auch das ist nicht Böses an sich, sie ist sogar notwendig für eine nachhaltige Kultur. Wir müssen z.B. die Zerstörung unserer Produkte vor ihrer Herstellung in unsere Kalkulation einbeziehen – weiblicher Weitblick ist gefordert, Kali, und der Tod ziehn ein in unsere einseitig-lineare Männerwelt – um mal was beizutragen zum der ideologischen Briefing künftigen weiblichen Führungspersonals, he,he…

    Like

  10. Johanna Beyer, Frauengleichstellungsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sagt:

    Das Quotendebakel ?
    Ich bin wütend! Seit 1975 – damals hat Helke Sander in der Zeitschrift Frau und Film mit ‚Geschlechterparität in den Gremien’ erstmals die Frauenquote gefordert – beschäftigt das Thema Frauen und bindet ihre Energien. Eine feste Quote ab 2020 – das sind, wenn es nach dem Zeitplan der CDU-Führungsriege geht –, zwei Frauengenerationen, die auf Vorfeldgeplänkel verwiesen werden anstatt mit Macht mitzugestalten. Das Vorspiel wird auf Dauer gestellt: Präludium statt mitspielen.

    Bereits 1983 hatten Soziologinnen in München die Frage nach geschlechtergerechter Partizipation unter dem Tagungsmotto „Frauen ante portas“ verhandelt. Der Angstruf der Römer schallt in abgewandelter Form immer noch und immer lauter durchs Land: „Frauen ante portas“. Damals wie heute geht es um neue politische Mitspieler_innen. Der Angstruf verteidigt das Alte. Und gleichzeitig lässt er sich so prima unterschiedlich betonen.
    • Die Frauen sind schon da – ante portas – und kurz vor dem Durchbruch, da braucht es keine Maßnahme mehr,
    • Frauen klopfen an – noch ante portas – aber die Türöffner, die Flexi-Quoten-Verfechter_innen reagieren … ganz flexibel;
    • Frauen bleiben vor der Tür – ante portas – und die Herr-schenden werden von niemandem gezwungen, weder von der Politik, noch von der Einsicht, dass Monokulturen riskant und gemischte Teams erfolgreicher sind,
    • Frauen stürmen das Tor, folglich Achtung – die Männerbünde sind in Gefahr. Sie fahren die Zugbrücke hoch und nutzen ehrenvolle Begriffe wie Freiheit, hier insbesondere Vertragsfreiheit, oder Gleichheit, hier insbesondere Leistungsgleichheit, für ihre Abwehr …

    Ich bin wütend, ärgerlich und traurig, weil wir Frauen in der Quotenfrage auf eine argumentative Endlosschleife geschickt werden. Diesen Vampir will ich nicht länger nähren. Ich jedenfalls schalte jetzt auf Energiesparmodus in der Quotendebatte. Meine persönliche Energiewende. Anderenorts gibt es viel zu tun.

    Like

  11. @Antje,

    „Genauso ist es auch mit der Quote: Eine Gesellschaft, die sich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf die symbolischen Fahnen schreibt (und damit weltweit hausieren geht) kann auf die Dauer nicht damit leben, dass wesentliche Entscheidungsgremien und maßgebliche Orte fast ausschließlich aus Männern bestehen.“

    Das ist ja sicher richtig. Nur ergibt sich aus der Erkenntnis eben nicht die Notwendigkeit einer Quote, denn die Quote ist ja eher ein Eingeständnis, daß die Gesellschaft das, was auf ihren symbolischen Fahnen steht eben nicht so liefern kann und will. Oder anders herum: wenn Gleichberechtigung *tatsächlich* eine Zwangsläufigkeit ist und eben nicht nur symbolisches „Gedöns“, dann ist das ein Argument gegen eine Quote, denn die zementiert ja das Fortbestehen von Ungleichheit. Die Quote ist aus meiner Sicht daher ein Eingeständnis, daß die Art von Gleichberechtigung, die sich in Quotienten wie relativer Beteiligung an Aufsichtsratsmandaten niederschlägt, eben nicht die Art von Gleichberechtigung ist, die sich zwangsläufig ergibt. Aus vielerlei Gründen. *Das* mag man als Argument für die Notwendigkeit einer Quote ansehen. Oder auch nicht. Aber die Annahme der Zwangsläufigkeit der Entwicklung ist definitiv kein Argument für eine Einführung.

    Like

  12. Liebe Anthe Schrupp, der erste Absatz deines Textes, beginnend mit
    „Aber seit einiger Zeit schon wünsche ich mir sehnlichst, …“ , besagt alles umfassend, nachdrücklich und sehr gut begründet, was es zu diesem Thema zu sagen gibt.
    Das, genau das, ist es.
    Und nun pflichte ich dir bei, sollten wir mit der Tagesarbeit beginnen, die wartet nicht auf uns.

    Like

  13. Frauenquote endlich einführen, damit die Diskussion aufhört? Richtig verstanden? Und richtig verstanden, obwohl du sie sachlich ablehnst?

    Hubs.

    Thema „Änderungsspielraum“ der Frauen in der Quotenzone: es gibt genug Frauen in der Politszene außer Merkel. Ich kommentiere sie nicht.

    Like

  14. @AntjeSchrupp:

    „Es gibt gewisse Entwicklungen, die zwar vielleicht sehr lange dauern, aber dennoch mehr oder weniger zwangsläufig sind“

    Die angebliche Zwangsläufigkeit ergibt sich aber meistens erst aus dem historischen Rückblick. Für die Zukunft gilt wie immer, dass alle wahrscheinlichen Prognosen schon bekannt sind, weswegen die Zukunft aus lauter Überraschungen besteht.

    Deiner Beobachtung, dass in dem Moment, in dem die Herrschaft von Männern über Männer durch Männer gebrochen wird, Frauen an Bedeutung gewinnen, kann ich allerdings folgen.

    Ich würde aber noch zusätzlich dazu neigen, zu behaupten, dass Frauen nur allzuoft ihre steigende Bedeutung in dem Sinne einsetzen, dass sie das Zünglein an der Waage darstellen, welches hilft, diese Herrschaft zu reetablieren.

    Insofern bin ich mir leider auch nicht so sicher, ob eher eine Demokratie mit oder eine Demokratie ohne Frauenwahlrecht ein Widerspruch in sich ist – ich finde es z.B. hochgradig interessant, dass nicht wenige männliche Vordenker der Demokratie ( gibt es eigentlich auch weibliche ? ) gegen politische Partizipation von Frauen waren.

    Dass Du das mit „sie haben den Widerspruch nicht bedacht“ abtust, geht mir als Erklärung zu wenig in die Tiefe.

    Like

  15. @Andreas – nein, die Denker, die das Frauenwahlrecht ablehnten, hatten schon kapiert, dass ihr System von Bürgerlichkeit auch darauf beruht, dass dahinter eine „weibliche Sphäre“ ist, die all das abdeckt, wofür das Konzept der Gleichheit nicht taugt. Nur dass sich aus der Perspektive der weiblichen Freiheit die Möglichkeit, dass Frauen unfrei bleiben, damit Männer sich ihren Gleichheitsideen hingeben, halt verbietet. Funktioniert hat das System schon, so wie auch Gesellschaften mit Sklaverei lange funktionierten. Viele Männer konnten sich damals einfach nicht vorstellen, dass Frauen jemals „gleich“ sein könnten, deshalb sahen sie da keine Gefahr und hielten Frauenrechtlerinnen für übergeschnappt. Aber dass man vom Postulat „Alle Männer/Menschen sind gleich“ zwangsläufig zur „Frauenfrage“ kommt, ist nun nicht soooo sehr überraschend, vor allem, wenn man eine Frau ist.

    Like

  16. @AntjeSchrupp:

    Ja, Deine Sichtweise ist halt interessant – für Dich gibt es „Gesellschaften mit Sklaverei“ und „Gesellschaften mit unfreien Frauen“; und die „unfreien Frauen“ sind eigentlich so was ähnliches wie „Sklaven“, weswegen „Sklaven“ und „unfreie Frauen“ gemeinsame Interessen haben. Entsprechend findet man häufig Feministinnen, die ihren Einsatz für „weibliche Freiheit“ gleich erweitern auf den Einsatz für alle vermeintlichen Gesinnungsgenossen, wie etwa „Poc“ ( schreckliches Neu-Deutsch ) usw. usf.

    In einer anderen möglichen Sichtweise ist aber die relative Unfreiheit von Frauen der Preis dafür, dass sie von Sklaverei fast ebenso profitieren wie die „gleichen Männer“ – eine Sichtweise, die ich persönlich viel spannender finde.

    Denn wenn das komfortable Leben der „gleichen Männer“ auf Sklaverei – von der Frauen aber auch profitieren – beruht, stellt sich doch eigentlich die Frage, was Frauen in einer Gesellschaft, in welcher wirklich alle, also auch Frauen, gleich sind, überhaupt noch gewinnen können, nicht wahr.

    Die Freiheit hätte dann einen Preis und Ungleichheit unter Männern wäre demnach ein prinzipielles weibliches Eigeninteresse, wenn dieser Preis nicht gezahlt werden soll – ich schätze mal, dass solche Überlegungen durchaus auch eine Rolle bei unseren Denkern spielten., wenn sie Partizipation von Frauen ablehnten.

    Und durchaus auch eine Rolle spielten bei vielen Frauen, die ganz genauso wie Männer sich „Gleichheit von Männern und Frauen“ einfach nicht vorstellen konnten – als ob ausschliesslich Männer Frauenrechtlerinnen für „übergeschnappt“ gehalten hätten.

    Like

  17. @Andreas – ja, nun man die Sache rein materialistisch sieht,
    könnte man das fragen. Wenn man so idealistischen Kram wie „Freiheit“, „Gerechtigkeit“, „Sinn“ in die Gleichung hereinnimmt, sieht es halt anders aus.

    Like

  18. @AntjeSchruppe:

    Nun, ich finde, man kann die materialistische Seite da durchaus nicht auslassen.
    Revolutionen folgen doch schliesslich immer ein und demselben Muster: Die Unfreien haben mit ihrer Revolution keinen Erfolg – oder kommen vom Regen in die Traufe, wie die Schwarzen in den Südstaaten, die sich nach ihrer Befreiung aus der Sklaverei in zumindest wirtschaftlich noch schlimmerer Lage wiederfanden, weil der Sklavenhalter von der Verwantwortung für sein „Gut“ befreit war und nur noch ein mickriges Gehalt zahlen musste.

    Oder sie haben Erfolg – dann stellen die ehedem Unfreien fest, dass sie es immer noch nicht so komfortabel haben, wie die ehedem Freien, weil der komfortable Zustand eben gerade darauf beruhte, dass sie ehedem unfrei waren. Das endet oft genug in Frust – die ehedem Freien werden einen Kopf gekürzt. Und zweitens in der Suche nach Leuten, die sich als neue Unfreie anbieten, auf dass diese die neuerdings vermissten Dienstleistungen wieder erbringen.

    Ok – ich parodiere; jedenfalls scheint mir die Wurzel des Übels die Suche nach Freiheit, wo man doch eigentlich nur Wohlergehen meint, zu sein.

    Was wiederum die Frage nach sich zieht, wie Unfreie eigentlich politische Kultur entwickeln sollen?

    Die Abwesenheit von Frauen in Institutionen offenbart in meinen Augen einen ebensolchen Mangel an weiblicher politischer Kultur und wenn Frauen schon mal Politik treiben, ist es allzuoft Interessenpolitik.

    Like

  19. Antje Schrupp 19. April 2013
    Antje Schrupp 20. April 2013
    Andreas 20. April 2013:
    „materialistische Seite“
    – möchte höflichst darauf merkwürdig machen, daß ihr in eurem Disput nicht über irgendeine „materialistische“ sondern über die MATERIELLE Seite unterhaltet, das offensichtlich jedoch nicht bemerkt habt.
    „Materialistisch“ kann bestenfalls eine am Primat der Materie orientierte Weltanschauung sein, aber nie das, worüber ihr redet: Über die „Material“- gebundene sprich auch finanzielle Betrachtung einer Angelegenheit.

    Zur Sicherung des Verstehens Eures Anliegens wäre es sinnvoll, jede Sache bei ihrem Namen zu nennen, sonst käme heraus, daß eine idealistische Weltanschauung eine „materialistische Seite“ hätte, was als Humbug unmöglich und von euch sicher auch nicht gemeint ist.

    Zu den “Gesellschaften mit Sklaverei”:
    Grundsätzlich teile ich die exakt dargestellte Konstellation der Freiheit / Unfreiheit von Frau zur Sicherung der „bürgerlichen (Männer)Freiheit“ und den Besorgnissen der „“freien männlichen Bürger“, durch Freiheit der Frau die eigene Fähigkeit zu bürgerlicher Freiheit dahinschmelzen zu sehen.

    Nun die “Gesellschaften mit Sklaverei”- Kennt ihr eine einzige vergangene oder gegenwärtige ohne?

    Es gab und gibt nicht eine einzige Demokratie in der Geschichte der Menschheit, die es geschafft hat, sich nicht auf Kosten von Sklaven zu errichten und zu erhalten. angefangen bei der ersten Demokratie der Griechen bis hin zur heut größten und führenden, den USA!
    So betrachtet ist die )und damit jede) Demokratie eine schlechte, weil sie anstatt Sklavenausbeutung zu beenden sich auf diesen begründet, bisher in allen Fällen, ob das Leibeigene, Fronarbeiter, Kindersklaven, farbige Sklaven, Eingeborene Sklaven, moderne Lohn- oder Sozialsklaven, Emigrations- und Migrationssklaven oder allein die „Gilde“ der Frauen als offen oder verdeckte Sklaven der Männerwelt waren und / oder sind.
    Die Erfahrung sagt uns jedoch zu jedem zeitlichen Kontext, daß es zu dieser demnach an sich schlechten Demokratie (wegen des Sklavenproblems und derm Grundastz der Ausgewogenheit durch Mehrheitspräkras zulasten aller Minderheiten) keine bessere Alternative gibt, wir jedenfall bisher zwar schlechtere kennengelernt haben, aber keine besseren.
    So betrachtet, ist es von größter Bedeutung, die unzureichende Gesellschaftsform Demokratie unbedingt zu sichern vor den anderen bekannten und diese behutsam aber sicher Stück für Stück von ihrem jeweiligen sklavischen Gründungsdefizit zu befreien.

    In diesem Kontext gewinnen die Methoden dafür heute besondere Beachtung.
    Eine solche Methode ist die Frauenquote, endlich, immer noch und dankenswerter Weise.
    Wenn nun dazu ein Teil der maskulin tickenden Welt meint, daß damit einer „neuen Form der Sklaverei“, der „Unfreiheit“ das Wort geredet wird, so sehen diese Leute das völlig korrekt, es geht um die Herstellung von „Unfreiheit der Männerwelt mit (gleichartigen) Freiheiten der Frau“, es geht um „Entsklavung von Frau“ zulasten „Versklavung von Mann bis – …“ ja, und das ist die Rechtfertigung: „bis“ ein gewisses Gleichmaß von Freiheit und Sklaverei bei Mann und Frau gemeinsam als Demokratieverbesserung erkannt werden kann, denn (s.o.):
    Auch Demokratie bedarf (noch immer) eines Teils Sklaverei – diese nur eben nicht mehr zu vorrangigen Lasten der Frauen sondern zu einer anderen- Verteilungs – Quote!
    Frauen mußten schon immer in Zeiten der Quoten leben, zuletzt und oft noch gegenwärtig dominierender Männerquoten.
    Die passende (!) Frauenquote ist also eine deutliche Forderung der voranschreitenden Demokratiegestaltung.
    Weiblich geprägte Kultur hat das Recht, nicht nur verdeckt und versteckt als Zement der männlichen Kultur sondern auch direkt und unmittelbar wirkend das gemeinsame und dadurch bunte demokratische Leben zu bereichern.

    Dazu nochmals zur „materiellen“ Seite (nicht „materialistischen“) aller Sklaverei:
    Natürlich mußten und müswse auch die Sklaven „profitieren“ von Sklaverei, da diese sonst nicht mehr in der Lage sind, die Existenz der Sklavenhalter zu sichern – Dieser Gesichtspunkt ist somit Lapsus an sich. Allerdings soll sich die erste Demokratie auf Erden mit ihren Sklaven und deren Rechten deutlich sorgvoller, sorgender und auch humaner „beswchäftigt“ haben, als das bei so manchen gegenwärtigen Demokratie das eventuell zu beobachten ist. Der Grund war der seinerzeit stets im Mittelpunkt dieses Sklavenverhältnisses stehende und zu sichernde gegenseitige Vorteil, auch im materiellen (nicht materialistischen) Bereich.

    Like

  20. Ein bisschen habe ich den Eindruck, Du möchtest die Frauenquote aus zwei ganz unsinnigen Gründen: 1. Damit darüber endlich nicht mehr diskutiert wird, weil das schon zu viel Kraft und Zeit in Anspruch nimmt und 2. weil die Frauen selbst solche Berufe sonst gar nicht wollen. Du wünschst dir also eine Quote, um Frauen in bestimmte Bereiche und Führungspositionen zu drängen, was ich für ziemlich dumm halte. Diesen Eindruck erweckst Du bei mir, da Du schreibst, das die Frauen sonst davonrennen. Und das ist meiner Meinung nach eher ein Grund, der stark gegen die Quote spricht. Denn lieber sollten Unternehmen Frauen durch bessere Arbeitspolitik statt durch eine Quote locken!

    Like

  21. @Miria – „Du (Antje) wünschst dir also eine Quote, um Frauen in bestimmte Bereiche und Führungspositionen zu drängen, was ich für ziemlich dumm halte.“

    Lese in Antjes Kommentar das Gegenteil davon:

    „Aber die Abstimmung im Bundestag hat noch einmal deutlich vor Augen geführt, was das Problem an einer Quote wäre, würde sie denn kommen: Denn dass Frauen in irgendwelchen Ämtern sind, bedeutet offensichtlich nicht automatisch, dass sie dort auch etwas ändern. Die Gefahr ist groß, dass sie sich dann doch den Spielregeln unterwerfen. Und schlechte Verhältnisse werden ja nicht dadurch besser, dass auf allen Ebenen fünfzig Prozent Frauen sind. Ungerechtigkeit wird nicht dadurch gerecht, dass sie auf alle Geschlechter gleichmäßig verteilt wird.“

    Like

  22. @Miria 21. April 2013
    In deiner Überlegung spiegeln sich gleich mehrere Trugschlüsse, wenn du die Empfehlung austeilst, „die Unternehmen sollten lieber Frauen durch bessere Arbeitspolitik statt durch eine Quote locken“ (vorher sagst du sogar „drängen“):

    – Niemand will „Frauen drängen“, außer denen, die sie seit tausenden von Jahren bereits drängen – hier geht es also nicht ums „Schieben“ sondern ums „Ziehen“, was ein Unterschied ist, der dem Öffnen von Türen und Fegen des Platzes eher entspricht, als „drängen“

    – Unternehmen – was meinst du wohl, WER das ist?? Ob das Menschen sind? Wenn ja, welche? Nach Wertung deiner Sicht sind es („noch“) maskulin erbaute Unternehmensführungen, und DIE, so meinst du, sollten Was machen? Sich die Basis ihrer Vorherrschaft abschaffen? Was meinst du wohl, WOZU die Quote benötigt wird? Genau um deinen Vorschlag endlich gegen diesen Status Quo durchzusetzen – du hast deinen Vorschlag offensichtlich nicht fertig gedacht: Die von dir geforderten Bedingungen werden erst ausreichend durch Frauenpower in den Unternehmensführungen bedarfsgerecht mitgestaltet.

    – Frauen „wollen“ solange „solche Berufe nicht“, wie der vorhergehende Punkt nicht erfüllt ist, weil sie für ihr „Wollenkönnen“ nicht ausreichende Bedingungen finden, sobald diese den Chancen der Männer ebenbürtig sind (nicht „gleich“ sondern „gleichwertig“ aus Sicht der Frauen) ist auch das „Wollenmöchten“ angesagt, übrigens so funktioniert das jetzt bereits seit langem bei den Männern – Was aufgrund der Einseitigkeit direkt als bestehende Männerquote zu bewerten ist …

    – auch Männer, so hörte ich, sollen desöfteren „davonrennen“, aufgrund der benannten Männerquote und der dadurch gegebenen („eingebürgerten“) Freiheiten haben diese es sogar auch noch beim „Davonrennen“ leichter …

    Das waren in deinen kurzen Ausführungen bereits vier Trugschlüsse, sogar gut erkenn- und erklärbare.
    Als die Quote für das Impfen gegen Kinderlähmung eingeführt wurde, rechnete niemand damit, daß damit, und zwar nur damit, bereits heute die Bedeutung dieser Krankheitsplage fast zur Nebensache gemacht werden konnte, auch gegen das Verständnis , die „Tradition“ und Gewohnheiten (auch und vor allem im Denken) etlicher Menschen, die dem nicht vertrauen wollten.

    Like

  23. Reblogged this on Blog-Inkarnation und kommentierte:
    „Souveräne Frauen braucht das Land, nicht brave Abstimmerinnen.“ und „… dass Frauen in irgendwelchen Ämtern sind, bedeutet offensichtlich nicht automatisch, dass sie dort auch etwas ändern. Die Gefahr ist groß, dass sie sich dann doch den Spielregeln unterwerfen. Und schlechte Verhältnisse werden ja nicht dadurch besser, dass auf allen Ebenen fünfzig Prozent Frauen sind. Ungerechtigkeit wird nicht dadurch gerecht, dass sie auf alle Geschlechter gleichmäßig verteilt wird.“
    Diese beiden Aussagen der Bloggerin Antje Schrupp drücken das aus, was mir schon länger auf der Seele brennt. Und zwar aus demselben Gründen, die sie in ihrem blog auch anführt: „…damit wir endlich alle Aufmerksamkeit den wirklich wichtigen Themen widmen können: der völlig unklaren Zukunft der Sorgearbeit, der zunehmenden Armut, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in alle möglichen Richtungen, dem nicht funktionierenden Bildungssystem, der Ressourcenverschwendung, der wirtschaftlichen Ausblutung vieler Länder, dem Kampf gegen Gewalt und Übergriffigkeit. Und generell dem desolaten Zustand dessen, was im allgemeinen „Politik“ genannt wird, aber nur allzu selten wirkliche Politik ist. “ Da kann ich nur mehrfach zustimmen. Zumal sie hier ausspricht, was mich an den z.T. zugespitzten Auseinandersetzungen in bezug auf den ‚Kampf der Geschlechter‘ in allen Medien und auch im Netz zunehmend stört: Die Themen, über die wir gemeinsam diskutieren, die wir gemeinsam angehen müssten, treten in den Hintergrund. Oftmals kommt mir der Gedanke, dass diese ganze Diskussion über Quotenregelung usw. einigen Leuten sehr Recht ist, da sie die Energien und Kräfte bindet, die sich sonst mit den wirklichen Ursachen und Hintergründen desolater Zustände befassen könnten.
    Danke Antje für diese klaren Worte. Auch deine Gedanken und Ideen zu der Frage: „Was ist eigentlich notwendig, damit eine Frau, wenn sie in Amt und Würden kommt, sich nicht vom Sog der Verhältnisse und des So-ist-es-immer-schon-gewesen mitreißen lässt?“ kann ich voll und ganz unterstützen.
    Eines bleibt mir jedoch unklar: Auf welchem Weg lassen sich diese Erkenntnisse, diese Idenn in die Realität bringen und dort angemessen umsetzen? Leider packt mich beim längeren Nachdenken hierüber sehr schnell die Resignation – zu oft bin ich enttäuscht worden, habe geglaubt, jetzt ist es an der Zeit, jetzt ändert sich etwas (z.B. der Aufstieg der Grünen).

    Like

  24. Also Wollinus, wenn du deine stets wiederkehrenden Enttäuschungen über nicht Vollbrachtes, Nichtzuvollbringendes bzw. -Vollbringbares und Veränderungen endlich selber (!) mit einschränken möchtest, hilft nur eines: Man geht auf die Argumente der Vorredner ein und entwickelte DAMIT den Dialog, der in der Lage ist, das von dir Vermißte zu bewerkstelligen – alles andere ist, wie selbst so richtig bemerkst, individuelle Energieverschwendung.
    Gegenwärtig konnte ich gerade nicht erkennen, auf welche widersprechende Argumente der Vorredner du gerade eingegangen bist, da ich nur ein (auch benötigtes, aber eben nicht nur) beipflichtendes Statement zu Ansichten der Antje Schrupp fand.
    Solange jeder für sich etwas meint zu meinen und meint das würde Bewegung verursachen, wird das leider nie etwas.
    Versuch doch einfach mal, z.B. die von mir weiter oben ausgeführten Argumente zu entkräften, dann könntest du mit deiner Sicht auch etwas Gewicht erlangen, aber so?
    Wenn Mehrheiten erzeugt werden sollen, kann man nicht einfach etwas als „richtig“ oder „besser“ behaupten, es sind die dabei störenden Argumente auszudiskutieren, anders funktioniert Gesellschaft noch nicht, ohne Gewalt zu präferieren.

    Like

  25. Ich habe mir Zeit gelassen und statt Ankes Blog sofort zu kommentieren – wonach mir anfänglich war – alle Kommentare gelesen.
    Ich habe nichts gegen „Akademische Dispute“, Aber –
    Hier wird versucht, ein Pferd von allen Seiten aufzuzäumen, ohne Sattel!
    Ich betrachte mal die Frauen, die es geschafft haben, in einer Männer-dominierten Gesellschaft in der Politik eine Rolle zu spielen.
    Sie beugen sich den gleichen Zwängen, denen ihre männlichen Kollegen ausgesetzt sind : Fraktionszwang, der Einsicht oder dem Wissen, dass Entscheidungen schon lange nicht mehr von Politiker_Innen getroffen werden und Gesetze in den Ausschüssen nicht mehr von Politiker_Innen formuliert werden.
    Wir sehen wie das Gefühl, Macht und damit Einfluss zu haben, den Menschen verändert – einfach mal Geschichte betrachten.
    Wie viel Einfluss – nicht Macht – haben aber Menschen (ohne die Unterteilung in Männer und Frauen) die ihre Ziele außerhalb der Kreise der Politik verfolgen?
    Wenn wir „etwas“ ändern wollen, dann nicht FÜR ANDERE sondern MIT ANDEREN!
    So wie viele Frauen leben möchten, wenn sie denn könnten, – mit Kindern (gute und ausreichende Kitaplätze zu variierenden Zeiten) Arbeit, die erfüllt und nicht allein der bloßen Existenzsicherung dient (Bildung!) – Fazit für mich: da ist eine Quote kontraproduktiv, weil per Gesetz aufgedrückt, ändert aber an den bestehenden Verhältnissen gar nichts!
    Ich tendiere da zur APO mit allen Chancen und Möglichkeiten zur Verweigerung, zum lauten Protest, zum MITmachen!
    Versuchen wir doch bitte, die Situation vieler Frauen _mit_
    Diesen zu verbessern, dann WOLLEN und KÖNNEN auch mehr Frauen Mitarbeiten.

    Like

  26. @sabinemartiny 9. Juni 2013
    „Ich tendiere da zur APO mit allen Chancen und Möglichkeiten zur Verweigerung, zum lauten Protest, zum MITmachen!“
    Und wer, verehrte Sabinemartiny, sagt dir (vorher), daß das, was sich im System APO abspielt, eine andere Machterwerbsstrategie ist / wird, als es in JEDEM sozialen System sich systemisch in Abhängigkeit von den jeweiligen personellen, äußeren und sachlichen Gegebenheiten grundsätzlich ergibt?

    Dann also Hier Verweigerer, aber in der APO machtbesessen (da sonst da überhaupt nix läuft und DESHALB NUR MACHTBEWU?TE UND MACHTVERSTEHENDE IN DER aPO AKTIV SIND UND DAS SAGEN HABEN WOLLEN) und gleichzeitig DOCH WIEDER nur als Rabatte und Girlande im Politgarten mit keinem politischen Zugriff lediglich das eigene Selbstbewußtsein „bewegend“?
    Du sagst doch auch:
    „Wenn wir “etwas” ändern wollen, dann nicht FÜR ANDERE sondern MIT ANDEREN!“ – Nur wen meinst du bei „MIT anderen“, die anderen Apos, oder die, die anders ticken, organisiert sind und anders Politik machen wollen?
    Andere Apos kannst du vergessen, die müssen weder gewonnen noch überzeugt werden, die sind eh schon dabei, Und die anders „tickenden“ – wie sollen die von dir Sinnvolles erfahren im „Zusammenmitgehen“, wenn du sie als Apo erst mal gründlich besprenkeltst mit der üblichen Anpinkelei – Nee nee, so wird das nicht mal Käse in der Dose.

    Gegessen wird am Tisch,

    Wer da nicht sitzt, bleibt Rabatte und Girlande, wirkungsloser Politschmuck „von draußen“, was (noch) besonders für Frauen zutrifft, und bei denen besonders für die, die APO als leichter „erwerbbar“ und unanstrengender ansehen.
    Denn:
    „Chancen beim Mitmachen zur Verweigerung und zum Lautsein“ sind ÜBERALL ein „knappes Gut“ –
    Auch (laut) romantisierende (rabattierende) APO hat ihre unausgesprochene weil „gewachsene“ QUOTE … – noch nicht bemerkt??

    Like

Datenschutzhinweis: Die Kommentarangaben und die Mailadresse werden an Automattic, USA (die Wordpress-Entwickler) übermittelt. Details hierzu in der Datenschutzerklärung (Link links). Sie können gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.