Markt und Staat reichen nicht für gutes Wirtschaften

Steile These: M
Steile These: Mit einem Grundeinkommen gäbe es mehr öffentliche Toiletten. Foto: Flickr.com/buck82 cc-by-nc

Anknüpfend an die Debatten über ein Bedingungsloses Grundeinkommen, die sich in den Kommentaren zu meinem neulichen Blogpost entsponnen, kam gerade ein neuer Text der Grundeinkommens-Gegnerin Friederike Spiecker herein. Sie problematisiert darin, dass bei einem Grundeinkommen wahrscheinlich zahlreiche Arbeiten nicht mehr über den Markt oder den Staat vermittelt würden. Interessant fand ich zunächst mal diesen Absatz:

Den Geg­nern des Grund­ein­kom­mens wird meist unter­stellt, sie gin­gen davon aus, dass Men­schen in der Regel faul seien und nicht frei­wil­lig arbei­ten wür­den und daher ein Grund­ein­kom­mens­sys­tem nicht funk­tio­nie­ren könne, weil die (trotz­dem) Arbei­ten­den auf Dauer nicht bereit seien, andere mit durch­zu­zie­hen, wenn die im Prin­zip arbei­ten könn­ten. Das ist aber kei­nes­falls der Kern unse­rer Kri­tik am Grund­ein­kom­men, son­dern nur ein Neben­as­pekt.

Bilde ich mir das ein, oder hat hier bereits ein Umdenken stattgefunden? Wenn ich an die Debatten denke, die vor einigen Jahren zu dem Thema geführt wurden, dann war eigentlich immer die Befürchtung, Menschen mit einem Grundeinkommen würden eher nichts mehr arbeiten, im Vordergrund. Friederike Spiecker schreibt weiter:

Auch die Geg­ner des Grund­ein­kom­mens kön­nen sich gut vor­stel­len, dass die meis­ten Emp­fän­ger von Grund­ein­kom­men, die nichts oder nur sehr wenig zu dem Trans­fer hin­zu­ver­die­nen wür­den, trotz­dem Arbeit leis­ten, eben unent­gelt­li­che. Das heißt, sie leis­ten etwas, was sie an kei­nem Markt abset­zen könn­ten, was aber ihrer eige­nen Ansicht nach gebraucht wird.

Und genau das ist der Kri­tik­punkt: Wenn es keine oder keine genü­gende Markt­nach­frage gibt für bestimmte Tätig­kei­ten, dann müsste eigent­lich die Gesell­schaft (z.B. durch ihre gewähl­ten Volks­ver­tre­ter) dar­über ent­schei­den, ob und wie viel sie von die­sen Tätig­kei­ten den­noch nach­fra­gen und ent­spre­chend mit Ein­kom­men ent­loh­nen möchte. Im Fall von Grund­ein­kom­men wird die Gesell­schaft aber gar nicht mehr im ein­zel­nen gefragt, was sie für nach­fra­gens­wert hält, son­dern der ein­zelne Grund­ein­kom­mens­be­zie­her ent­schei­det selbst, was er für nütz­lich hält und bekommt ganz auto­ma­tisch einen Lohn dafür, näm­lich das Grundeinkommen.

Der Einwand ist durchaus interessant, aber er zeigt gerade die Vorteile des Grundeinkommens. Mal ganz abgesehen davon, dass manche Menschen vielleicht auch deshalb unbezahlt arbeiten würden, weil sie das, was sie tun nicht am Markt absetzen wollen (obwohl sie es vielleicht könnten), werden hier genau zwei Möglichkeiten fixiert, wie sich die Notwendigkeit einer Arbeit (und damit ihr Anspruch auf Bezahlung) feststellen lässt: der Markt oder der Staat.

Aber beides hat eben so seine Nachteile. Der Markt ist nicht in der Lage, bestimmte notwendige Arbeiten sicherzustellen, zum Bespiel gibt es keine betriebswirtschaftlichen Gründe dafür, alte Menschen zu pflegen, außer es sind sehr wohlhabende Menschen, die sich gute Pflege „leisten“ können. Generell verzerrt der Markt das Angebot dessen, was gearbeitet wird, auf eine bestimmte Art und Weise: Wer viel Geld hat, kann mehr darüber bestimmen, was getan wird, als wer wenig oder kein Geld hat. Deshalb bringt der Markt Luxusjachten hervor, aber nicht Toiletten auf kleinen Bahnhöfen.

Nun könnte man sagen: Das soll dann eben der Staat vorgeben, allein, so wirklich gut funktioniert das in der Praxis auch nicht. Das wissen wir einerseits aus den Erfahrungen mit Planwirtschaften, andererseits aber kommen hier auch parlamentarische Verfahrensweisen an ihre Grenzen. Zum Beispiel wissen alle, dass die hunderte verschiedener Maßnahmen zur Kinder- und Familienförderung, die wir in Deutschland momentan haben, ganz und gar unsinnig sind, dass sie sich gegenseitig sogar widersprechen und aufheben. Aber es ist dem Parlament schier unmöglich, das sinnvoll neu zu ordnen: Gerade weil Regierungen wiedergewählt werden müssen, haben sie große Schwierigkeiten damit, unsinnige und nutzlose Begünstigungen zu streichen, wenn sie erst einmal da sind (siehe Ehegattensplitting).

Beim Grundeinkommen ginge es ja nicht darum, Markt und Staat völlig abzuschaffen, sondern es käme lediglich ein drittes Element hinzu. Es wäre sozusagen ein weiteres Spielbein neben diesen beiden Säulen, und wer weiß, vielleicht betrieben dann mehr Leute aus reiner Menschenfreude Toiletten an kleinen Bahnhöfen (was übrigens kein Witz ist: Eine solche aus Privatinitiative entstandene Toilette, die zwar Geld kostet, aber sich garantiert nicht betriebswirtschaftlich rechnet, hat mir kürzlich am Bahnhof von Kaub am Rhein eine sehr dringende Erleichterung verschafft).

Was mich in dem Zusammenhang übrigens immer unglaublich nervt, ist das Beispiel vom Künstler, der Bilder malt, die kein Mensch kaufen will, und das auch in dem Text von Friederike Spiecker wieder mal nicht fehlt.

Es kommt in die­sem Zusam­men­hang nicht dar­auf an, dass die Menge der ins­ge­samt in der Gesell­schaft her­ge­stell­ten Güter und Dienst­leis­tun­gen even­tu­ell nicht zurück­geht dank vie­ler außer­halb von Märk­ten erle­dig­ter Tätig­kei­ten. Son­dern es kommt dar­auf an, dass die Menge der besteu­er­ba­ren Güter und Dienst­leis­tun­gen (bzw. der für sie ein­ge­setz­ten Arbeit) zurück­geht. Denn alles außer­halb von Märk­ten Bereit­ge­stellte kann der Staat nicht fair besteu­ern, weil es keine mone­täre Bewer­tung dafür gibt. Wie­viel Steu­ern sollte der Staat z.B. für das Bild eines Malers kas­sie­ren, das der an irgend­je­man­den ver­schenkt oder bei sich zu Hause aus­stellt? Solange das Bild kei­nen Käu­fer fin­det, kann der Staat dar­auf bzw. auf die Arbeit des Malers keine Steu­ern erhe­ben. Das gilt natür­lich auch für alle Arbei­ten, die jemand für sich selbst erle­digt, die sozu­sa­gen weg von der Arbeits­tei­lung und hin in Rich­tung Aut­ar­kie gehen. Lasse ich meine Woh­nung put­zen und bezahle dafür, kann der Staat diese Akti­vi­tät besteu­ern. Mache ich selbst sau­ber, kann der Staat meine Arbeit nicht besteuern.

Das erinnerte mich an einen Vortrag, den ich mal hörte von einer Ökonomin (leider erinnere ich mich gerade nicht an den Namen), die vorrechnete, dass deutsche Frauen, weil sie partout nicht Vollzeit arbeiten wollen und sich stattdessen selbst um Haushalt, Kinder und Alte kümmern, dem Staat mutwillig Steuereinnahmen und Sozialabgaben vorenthalten. Haha. Hausfrauen als passionierte Steuerhinterzieherinnen, das finde ich geradezu mal lustig.

An einem Punkt hat Friederike Spiecker aber recht: Was die Sozialsysteme betrifft, so müssen wir deutlich wegkommen von der Fixierung auf die Erwerbsarbeit – denn, ja: Vermutlich geht die Gesamtsumme der geleisteten Erwerbsarbeitsstunden mit einem Grundeinkommen zurück, und entsprechend auch die dadurch zu generierenden Einkommenssteuern.

Mit den Konsumsteuern sieht es schon etwas anders aus, denn auch die Grundeinkommen würden ja wieder in den Konsum fließen – und sie hätten den positiven Impuls für den Markt, dass mehr Leute darüber mitbestimmen könnten, was „der Markt“ an Produkten und Dienstleistungen hervorbringt. Aber es stimmt, dass das auch nicht ausreicht.

Zusätzlich brauchen wir deshalb weitere Einkommensquellen, die von der Erwerbsarbeit unabhängig sind, und es ist ja nicht so, dass es da nicht die ein oder andere Idee gäbe: Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer (ich bin dafür, das Erbrecht ganz abzuschaffen, wie es schon die Anarchisten im 19. Jahrhundert forderten), Kapitalertragssteuer, Finanztransaktionssteuer.

Ein vorletzter Punkt: Wenn wir einen Teil unseres Wohlstands nicht mehr über den Markt oder durch staatliche Subventionen erwirtschaften, sondern durch direkten Tausch, Kooperation, Eigenarbeit, wenn wir also Teile unserer Wirtschaft dem Geldsystem entziehen, dann würde das unterm Strich natürlich auch bedeuten, dass wir weniger Geld zum Leben brauchen: Wenn ich meine Wohnung selber putze, muss ich logischerweise das Geld, was eine Putzfrau kosten würde, gar nicht erst verdienen (oder über ein Grundeinkommen beziehen).

Das wirft allerdings noch einen letzten Punkt auf: Auch dieses System birgt Potenzial für Ungerechtigkeit in sich. Einmal die Gefahr der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung, die ich hier im Blog ja schon öfter angesprochen habe (hier und hier zum Beispiel). Zum zweiten aber die Gefahr, dass hier natürlich auch wiederum diejenigen bevorteilt sind, die über die Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Eigenarbeit verfügen. Nicht jede kann putzen, manche sind zu krank oder zu alt dazu.

Mein Vorschlag ist, dass wir hier eine Kultur brauchen, die Tätigsein wieder in Zusammenhang mit Notwendigkeit bringt. Also dass bei der Frage, was wir arbeiten, nicht mehr nur zählt: Wofür gibt es Geld? oder Was macht mir Spaß? sondern auch: Was ist notwendig?

Genauer ausgeführt habe ich das in einem Beitrag zu diesem neuen Buch über das Grundeinkommen, das allerdings noch nicht erschienen ist, aber noch diesen Sommer kommen soll.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

66 Gedanken zu “Markt und Staat reichen nicht für gutes Wirtschaften

  1. Die Frage ist doch, was brauchen wir zum leben? Ein Gütermaximum von zum Beispiel 500 Gegenstände pro Mensch wäre denkbar. Mit Weniger Geld zur Verfügung für jeden, müssten andere Wege gegangen werden, rationaleres Verhalten würde gefördert werden, kein Wegschmeißen mehr und mehr Gemeingüter. Das wäre sicher gut für die Umwelt und weniger Verschwendung. Daraus leiten sich die Jobs ab, reperarirer und so.

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  2. @kernanalysen – Ich glaube, da kann man schwer allgemeine Regeln für alle aufstellen. Verschiedene Menschen brauchen Unterschiedliches zum leben. Ganz abgesehen davon, dass man das schwer kontrollieren könnte – oder würde es dann eine Gegenständezählpolizei geben, die regelmäßig Wohnungen durchsucht?

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  3. Ich habe mal vor einiger Zeit mal den Satz formuliert: „Arbeit hat keinen Wert, Arbeit hat nur Notwendigkeit. (Wert hat nur der Mensch.)“ Und diese Notwendigkeit entspringt der Einsicht des Menschen dafür, was notwendig ist, und dann wird die Arbeit auch ohne Wenn und Aber getan.

    Dann gibt es noch die Berufung. Das ist das, was Menschen in sich spüren, von dem sie meinen, was ihre Lebensaufgabe ist. Die kann im Laufe des Lebens variieren, muss aber nicht, doch sie ist der Motor für das Handeln der Menschen außerhalb der notwendigen Tätigkeiten.

    Eine Tätigkeit, die ein Mensch ausschließlich tut um Geld zu verdienen, ist Prostitution. Gäbe es keine Wirtschaft und kein Geld, gäbe es auch keine Prostitution (ja, ich weiß, das ist eine sehr vereinfachte Sichtweise).

    Zum Spaßfaktor:
    Spaß kann sich einstellen bei der notwendigen Arbeit, muss aber nicht. Spaß kann sich bei der Berufung einstellen, was sogar wahrscheinlich ist, doch auch das ist nicht zwangsläufig der Fall. Und auch etwas tun allein zum Geld verdienen kann Spaß machen. Muss es aber keineswegs. Ich glaube, dass hier der kleinste Spaßfaktor zu finden ist.

    Es wird mir immer noch viel zu viel von der Erwerbstätigkeit geredet. Sie schmeißt eigentlich diese drei Bereiche, die ich oben für mich auseinander gedröselt habe, in einen Topf. Desalb ist es auch so schwierig, über das Grundeinkommen zu diskutieren. Jeder versteht darunter etwas anderes und bemisst das BGE dann an seiner Definition von Arbeit. Ohne das BGE brauchen die Menschen dieser Gesellschaft eine Entlohnung für ihre Arbeit, um leben zu können. Mit BGE würde sich die Prostitution stark reduzieren, die notwendige Arbeit müsste natürlich auf alle gleich verteilt werden (siehe Sorgearbeit, sie kann nicht nur von den Frauen allein geleistet werden), und die Berufungen hätten endlich den Raum, den sie brauchen, um sich zu entwickeln.

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  4. Ein vorletzter Punkt: Wenn wir einen Teil unseres Wohlstands nicht mehr über den Markt oder durch staatliche Subventionen erwirtschaften, sondern durch direkten Tausch, Kooperation, Eigenarbeit, wenn wir also Teile unserer Wirtschaft dem Geldsystem entziehen

    … dann fehlt dem Staat ein Teil der Steuereinnahmen, die er bräuchte, um das Grundeinkommen (und nicht nur das) zu finanzieren. 1000 Euro Grundeinkommen bedeuten, dass jeder durchschnittlich 1000 Euro + X Steuern zahlen muss. (X für Bildung, Straßen, Polizei…).

    Toilettenschild in Deutschlands reichstem Landkreis: http://sees.antville.org/stories/2089460/

    (Der erste Kommentarversuch ist für die Tonne.)

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  5. @Irene – angesichts der Ungleichheiten, die es mittlerweile dank Neoliberalismus in den Einkommens- und Vermögensverhältnissen gibt, ist diese Rechnung „jeder müsste x bezahlen“ nicht mehr sinnvoll, sondern erweckt falsche Bilder, bzw. ist das Bild ja per se schon an den Erwerbsarbeiter gekoppelt. Erwerbsarbeit ist aber nicht mehr das Zentrum der Produktivität, wie man in jeder beliebigen Fabrikhalle sehen kann.

    Ganz abgesehen davon, dass wenn wir Teile der Wirtschaft dem Geldkreislauf entziehen, natürlich auch entsprechend weniger Geld für Grundeinkommen benötigt wird.

    Danke für das schöne Foto! Ich werde das öffentliche Toiletten-Argument künftig weiter ausbauen :))

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  6. Aus dem o_Beitrag: „Beim Grundeinkommen ginge es ja nicht darum, Markt und Staat völlig abzuschaffen, sondern es käme lediglich ein drittes Element hinzu.“

    Eigentlich nicht, würde ich sagen: Ein Grundeinkommen ist ein staatliches Mittel (neben anderen, heute schon existierenden), Marktmacht (=Geld) umzuverteilen.

    Zitat Antje Schrupp: „Erwerbsarbeit ist aber nicht mehr das Zentrum der Produktivität, wie man in jeder beliebigen Fabrikhalle sehen kann.“

    Erwerbs- oder Lohnarbeit findet sich nicht nur in Fabriken. Handel, Handwerk, Verwaltung, Unterhaltung, Bauwirtschaft, Verkehr, Schule, Gesundheit etc.pp.: Alle beruhen heutzutage zum allergrößten Teil auf Erwerbs- oder Lohnarbeit.

    Zitat Antje Schrupp: „dass wenn wir Teile der Wirtschaft dem Geldkreislauf entziehen, natürlich auch entsprechend weniger Geld für Grundeinkommen benötigt wird.“

    Davon haben nur die etwas, die etwas zum Tauschen anbieten können. Werden Tätigkeiten dem Wirtschaftskreislauf entzogen, entziehen sie sich auch der gesellschaftlichen Kontrolle und dem Abschöpfen von Werten für gesellschaftliche Aufgaben.

    Zitat Suedelbien: „die notwendige Arbeit müsste natürlich auf alle gleich verteilt werden“

    Selbst wenn sich Einigkeit darüber herstellen ließe, was denn nun „notwendig“ ist: Die Frage, wie das geschehen soll, ist völlig offen. Arbeitsdienst? Zwangsarbeit?

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  7. @Reineke –

    „Erwerbs- oder Lohnarbeit findet sich nicht nur in Fabriken. Handel, Handwerk, Verwaltung, Unterhaltung, Bauwirtschaft, Verkehr, Schule, Gesundheit etc.pp.: Alle beruhen heutzutage zum allergrößten Teil auf Erwerbs- oder Lohnarbeit.“ – ja, aber es ging mir ja bei dem Punkt um die Erwirtschaftung von Profit. Nicht zufällig ist das keine Stärke der von dir aufgeführten, personalintensiven Bereiche.

    „Davon haben nur die etwas, die etwas zum Tauschen anbieten können. Werden Tätigkeiten dem Wirtschaftskreislauf entzogen, entziehen sie sich auch der gesellschaftlichen Kontrolle und dem Abschöpfen von Werten für gesellschaftliche Aufgaben.“ Naja, es könnten auch diejenigen etwas davon haben, denen etwas geschenkt wird. Wir sind dann ja gerade nicht mehr in der eins-zu-eins-Tauschlogik, sondern in dem Bereich, den Dorothee Markert „Welt der Gabe“ nennt (http://www.antjeschrupp.de/rez-markert-welt-der-gabe). Ich würde auch bestreiten, dass diese Bereiche keiner gesellschaftlichen Kontrolle mehr unterliegen, denn sie sind immer noch eingebunden in Beziehungsnetze, Beurteilung von Beteiligten/Freund_innen etc. Sie sind nur der staatlichen Kontrolle entzogen.

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  8. Zitat Antje Schrupp: „aber es ging mir ja bei dem Punkt um die Erwirtschaftung von Profit. Nicht zufällig ist das keine Stärke der von dir aufgeführten, personalintensiven Bereiche.“

    Gut, das ist ein weites Feld: In welchen Wirtschaftsbereichen welche Profitquote bzw welche Kapitalverzinsung erreicht werden. Ganz vorne ist da allerdings derzeit nicht die industrielle Produktion, sondern Geschäfte am Kapitalmarkt, also Teile von „Handel und (Kapital-) Verwaltung“. Daher kann ich Deiner Forderung, diese verstärkt zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben respektive eines bGE heranzuziehen (Transaktion- und Vermögensteuer), auch nur zustimmen. ;=)

    Zur Kapitalertragsteuer: Diese ist grundsätzlich Teil der Einkommensteuer, sie ist allerdings seit Einführung der Abgeltungsfunktion und dem Höchstsatz von 25 % weitgehend der Progression entzogen. Ich würde hier für eine Anhebung des Steuersatzes auf den geltenden Spitzensteuersatz plädieren; wer zwar Kapitaleinkünfte hat, aber nicht den Spitzensteuersatz erreicht, kann dies durch die Abgabe einer Jahreseinkommensteuererklärung ausgleichen. Da es aber einen erheblichen pauschalen Freibetrag gibt, bis zu dem Kapitaleinkünfte gar nicht besteuert werden, dürfte dies eher die Ausnahme sein.

    Zitat Antje Schrupp: „Sie sind nur der staatlichen Kontrolle entzogen.“

    Die staatliche Kontrolle ist die einzige, die derzeit demokratischen Ansprüchen genügt.

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  9. @reinecke – „Die staatliche Kontrolle ist die einzige, die derzeit demokratischen Ansprüchen genügt.“ – bist du dir da so sicher? Ich glaube, dass die repräsentativen Demokratien derzeit ziemlich ohnmächtig den Dynamiken des Neoliberalismus hinterhereiern. Und dass sie im Zweifelsfall nach dem TINA-Prinzip den Ansprüchen der Finanzmärkte nachkommen anstatt den „Willen des Volkes“ umzusetzen. Da ist von den demokratischen Ansprüchen eigentlich nur noch die formale Verfahrensweise übrig. Und das liegt imho nicht am Versagen einzelner Akteur-innen, sondern ist grundsätzlicher Natur. wenn schon jemand Frank Schirrmacher ihnen diesbezüglich nicht mehr allzu viel zutraut, dann gibt mir das schon zu denken…

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  10. Zitat Antje Schrupp: „Ich glaube, dass die repräsentativen Demokratien derzeit ziemlich ohnmächtig den Dynamiken des Neoliberalismus hinterhereiern. “

    Natürlich; ich meinte das anders rum, sry wenn es missverständlich war: Abseits des Staates mit seinen mehr oder minder demokratischen Strukturen spielt Demokratie praktisch gar keine Rolle, ist nicht mals als Anspruch vorhanden. Die allermeisten Unternehmen sind schlicht diktatorisch verfasst (Chef bzw Firmenleitung hat das Sagen), und das „soziale Umfeld“ funktioniert auch in aller Regel nicht nach demokratischen Prinzipien.

    Ich formuliere es um: Staatliche Strukturen sind derzeit fast die einzigen, an die überhaupt demokratische Ansprüche gestellt werden, auch wenn diese derzeit sehr mies umgesetzt werden.

    Interessant finde ich in dem Zusammenhang wirtschaftliche Organisationsformen, für die das auch gilt bzw gelten sollte; bspw Genossenschaften oder Vereine (die wirtschaftliche tätig sind). Oder auch informellere Formen, von Kommunen über besetzte Häuser bis hin zu Tauschringen mit einem entsprechenden, selbst gesetzten Anspruch.

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  11. @Irene – angesichts der Ungleichheiten, die es mittlerweile dank Neoliberalismus in den Einkommens- und Vermögensverhältnissen gibt, ist diese Rechnung “jeder müsste x bezahlen” nicht mehr sinnvoll

    Ja. Zu den Ungleichheiten gehört allerdings, dass die Mittelschicht die größte Last trägt. Wenn die sich dem System entzieht, wer finanziert dann den Staat? Man könnte die Reichen stärker in die Pflicht nehmen (passiert ja schon, wenn es Steueroasen an den Kragen geht), aber das alleine reicht nicht.

    Auch der Trend zum Selbermachen ist ein Mittelschichts-Lebensstil, das nicht unbedingt mit Sparen zu tun hat, sondern mit Qualitätsansprüchen und Individualismus. Wenn du einen Teil deiner Lebensmittel selbst erzeugen willst, musst du Grund und Boden besitzen oder zumindest einen großen Balkon. Arme haben sowas erst gar nicht.

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  12. Noch was zu den Gegnern des Grundeinkommens:

    Bilde ich mir das ein, oder hat hier bereits ein Umdenken stattgefunden?

    Heiner Flassbeck (also der Mitautor der verlinkten Friederike Spiecker) hat schon vor sechseinhalb Jahren volkswirtschaftlich gegen das Grundeinkommen argumentiert, ohne über die Arbeitsmoral der Menschen zu spekulieren.

    Klicke, um auf Grundeinkommen.pdf zuzugreifen

    Dass die Gegner des Grundeinkommens die Leute für faul halten und allesamt das falsche „Menschenbild“ haben sollen, wird von Götz Werner suggeriert und von seinen Groupies verbreitet, um die eigene Einstellung aufzuwerten. Bewegungen, die es besonders gut meinen, neigen zur Selbstgerechtigkeit.

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  13. Glaub ich dir ja. Aber das sind halt irgendwelche diffusen Vorstellungen, so wie es auf der anderen Seite irgendwelche Hoffnungen gibt, was automatisch besser wird, wenn das BGE kommt:

    Ver.di ist z.B. gegen das Grundeinkommen, weil das einem Kombilohn für alle gleichkäme. Ein Vertreter von Ver.di äußerte in einer Diskussion vor Jahren mal die Sorge, dass dann bestimmte Arbeiten nicht mehr gemacht würden. Das waren halt seine privaten Zusatzbedenken.

    Und soo abwegig sind die Bedenken doch nicht. Man muss ja nicht gleich mit Faulenzertum und Menschenbild kommen, aber viele Leute gehen den Weg des geringsten Widerstands. Ob aus Angst oder aus Bequemlichkeit, ist fast egal, die Folgen sind dieselben. Wo sind denn die Achtundsechziger und Altfeministinnen, die ihre erwachsenen Kinder ermutigen, gegen die Ausbeutung der Generation Praktikum zu kämpfen? Wenn sie es sich leisten können, stecken sie ihren Kindern jeden Monat Geld zu, damit sie in der Komfortzone bleiben und sich im unterbezahlten Kreativberuf bürgerlich fühlen können, obwohl sie weniger verdienen als ein Müllfahrer mit Tarifgehalt.

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  14. Glaubst du denn, dass sich die Generation Praktikum völlig anders verhalten wird, wenn die 500 oder 1000 bedingungslose Zusatzkröten nicht mehr vom Papa kommen, der auf dem Marsch durch die Institutionen erfolgreich war, sondern vom Staat?

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  15. Und ich in etlichen Kommentaren und Diskussionen rund um das Grundeinkommen, ganz besonders auf G+. Und jetzt auf einmal drehen die Gegner den Spieß um und behaupten, dass ihnen diese Haltung von den Befürwortern nur unterstellt wird, obwohl sie sie sehr wohl vertraten und verlautbart haben, zur Genüge, immer wieder, renitent und mit aller Vehemenz. Suggestion, Verbreitung durch Groupies. Das ich nicht leise kichere.

    Schon allein aus diesem Grund kann ich die Gegner des BGE jetzt noch viel weniger als vorher ernst nehmen.

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  16. @Irene – was wäre denn an einem Kombilohn so schlimm? Der große Unterschied zum derzeitigen Kombilohn wäre doch, dass die Arbeitnehmer mehr Verhandlungsmacht hätten bzgl. Arbeitsinn und Arbeitsbedingungen. Ich würde z.B. bei interessanten Konferenzen sprechen oder für nette Zeitungen schreiben für geringeres Honorar. Aber ich würde doch nicht Broschüren für kommerzielle Auftraggeber kostenlos texten. Außer, es wären sehr nette Auftraggeber. Die Arbeitgeber gerieten so in einen Wettbewerb um gute Arbeitsbedingungen, und das wäre positiv am Kombilohn.

    Die Sorge des Verdi Mannes kann ich nachvollziehen, bei bestimmten Arbeiten bestünde die Gefahr, dass niemand sie macht. Vor allem die, die derzeit kein Prestige haben, schlecht bezahlt sind und grottige Arbeitsbedingungen haben. Aber zu dem Thema rede ich mir hier um Blog ja nun Weiß Gott den Mund fusselig.

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  17. Ich lese hier Pauschalklischees wie „Generation Praktikum“, „Komfortzone“, „Altfeministinnen“ etc. alle abwertend und in Schubladen steckend. Nicht von den Befürwortern, von den Gegnern. Die BGE-Gegner haben offenbar ein Problem damit, anzuerkennen, dass Menschen Menschen sind, unterstellen, dass sie angeblich immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen oder grundsätzlich immer mehr wollen, je mehr sie haben. Kurz, immer nur das Schlechte und Kleinkarierte und Gierige im Menschen sehen und ihm damit die Kompetenz Menschlichkeit absprechen. Der Mensch muss kontrolliert, erzogen, in seine Schranken verwiesen werden, damit die Gesellschaft funktionieren kann. Das ist die Grundlage, auf der sie auch heute fußt. Mündige Menschen, die Verantwortung übernehmen können und wollen, die selbstbestimmt ihr Leben gestalten wollen ohne Gängelung von oben, vom Staat, von irgendwelchen Arbeitgebern oder von irgend einem Markt (und die trotzdem die notwendige Arbeit tun!), scheinen demnach eine Utopie zu sein.

    Aber Menschen, die auf diese Art und Weise ihrer Kompetenz beraubt werden (indem sie ihnen einfach abgesprochen wird), verlieren damit ihre Würde.

    Doch die ist im GG verankert.

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  18. Ich bin zwar nicht Irene, aber dennoch…

    Zitat Antje Schrupp: „was wäre denn an einem Kombilohn so schlimm?“

    Kombilohn bzw Aufstockung heisst, zu arbeiten (teils gar Vollzeit), und dennoch Anspruch auf Sozialleistungen, also zZt ALG II, zu haben. Das kann nicht die Perspektive sein, denn es bedeutet „Verelendung für alle“. Gerade Gewerkschaften haben die Aufgabe, bei so was nicht mitzumachen, sondern die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten; zuerst gegen die Arbeitgeberseite, aber auch gegen alle anderen, die eine Verschlechterung der jetzigen Situation der Arbeitnehmer anstreben. Klar zu machen, dass das bGE keine solche Verschlechterung nach sich ziehen wird, ist die Aufgabe derer, die ein bGE fordern, und das klappt halt derzeit kein Stück. Dass sich die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmerseite durch ein Grundeinkommen verbessern würde muss in einer Marktwirtwschaft halt nicht unbedingt stimmen. Wenn sich das für die Arbeitgeber nicht lohnt, weil „der Markt“ es nicht hergibt, kann es auch einfach dazu führen, dass diese Arbeit nicht mehr angeboten wird bzw sich in den unentgeltlichen Bereich verschiebt, gerade wenn durch ein bGE die Grundbedürfnisse abgedeckt sind.

    Zitat Irene: „(…) obwohl sie weniger verdienen als ein Müllfahrer mit Tarifgehalt.“

    In dem Bereich sind die Löhne mWn gar nicht so schlecht; weil die Streikdrohung gerade bei der Müllabfuhr immer noch zieht, und die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer dadurch recht gut ist. So war die Situation zumindest vor einigen Jahren noch. ;=)

    BTW zur Verhandlungsmacht der Arbeitnehmerseite: Am wichtigsten ist mE eine Verkürzung der Arbeitszeit für alle, natürlich bei vollem Lohnausgleich. Ich kann dazu den alternativen Ökonomen H.-J. Bontrup empfehlen, der stellt das mE sehr gut dar; gibt’s eine Reihe von Vorträgen auf youtube; und ich habe keine Ahnung, ob der sich pro oder contra bGE positioniert. ;=)

    @ Suedelbien:

    Es gibt verschiedene Standpunkte, sowohl unter denen, die ein bGE befürworten, als auch unter denen, die es ablehnen. Ohne sich mit den Bedenken auseinanderszusetzen wird das nichts, bzw endet in Polemik. Ich bspw befürworte ein Grundeinkommen ohne Arbeitszwang, aber mit Bedarfsprüfung, weil ich auch glaube, dass es einige positive Aspekte hätte. Aber dieses Grundeinkommen darf mE nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Situation der arbeitenden Menschen führen, und es darf durch eine falsche Finanzierung der Umverteilung von unten nach oben nicht weiter Vorschub leisten. Diese Aspekte kommen mir in der Diskussion um ein bGE durchweg zu kurz, daher kann ich Irene (nicht nur) in einem Punkt voll zustimmen: Wer glaubt, für die Gerechtigkeit zu kämpfen, wird oft selbstgerecht.

    Zitat: „Z. B. ist die Sorgearbeit notwendig (unstrittig), und dennoch obliegt der Löwenanteil den Frauen, noch dazu schlecht oder unbezahlt.“

    Und wie soll sich das ändern? Wie soll diese Arbeit „gerecht auf alle“ verteilt werden, unter den Bedingungen einer kapitalistischen Marktwirtschaft, die durch ein bGE zwar anders sein mag, aber nicht grundsätzlich außer Kraft gesetzt werden? Es gibt haufenweise Arbeit, die nicht unbedingt attraktiv ist, aber gemacht werden muss, weil sie eben notwendig ist. Wie soll eine gerechte Verteilung erreicht werden, ohne finanzielle Anreize, aber auch ohne Arbeitszwang? Ich verstehe es nicht.

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  19. @Irene – was wäre denn an einem Kombilohn so schlimm?

    Die Gewerkschaft sieht es so, dass Löhne vom Arbeitgeber gezahlt werden sollen.

    Für Kombilohn und gegen Neoliberalismus zu sein ist übrigens ein sehr weiter Spagat…

    Der große Unterschied zum derzeitigen Kombilohn wäre doch, dass die Arbeitnehmer mehr Verhandlungsmacht hätten

    Theoretische Verhandlungsmacht ist nicht viel wert. Man sollte sie auch nutzen, und das muss man erst mal wagen und lernen und üben. Ein Betriebsrat gründet sich z.B. nicht von selbst.

    Im 450-Euro-Job bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung bei Krankheit zu verlangen, das kann man heute schon üben. Das Risiko ist minimal, wenn man in einer Stadt lebt, in der man an jeder Straßenecke einen neuen 450-Euro-Job haben kann. Macht aber kaum jemand, geht ja auch so, ist ja nur ein Nebenjob, und wer steht schon gern als Aufwiegler da?

    @ Suedelbien: Deine Zuschreibungen haben wenig mit meinen Aussagen zu tun, du darfst sie gern behalten.

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  20. @Irene – Für große Spagate bin ich doch berühmt 🙂 _ Ich glaube, das liegt daran, dass unsere symbolische Ordnung von falschen Dualismen durchzogen ist, dass überall vermeintliche Gegensätze aufgemacht werden, während die wahren Konflikte und Differenzen an ganz anderen Orten spielen.

    @Reinecke – Sorry, für die Namensverwechslung.

    Was meinst du mit Bedarfsprüfung? Also nur Prüfung des tatsächlichen (Nicht-)Einkommens, aber nicht Prüfung der Bedürftigkeit (im Sinne von: Kann die arbeiten oder nicht?) Also ist die negative Einkommensteuer etwas, das dir vorschwebt? Dieses Modell (obwohl es ein klassisch liberales ist, stammt ja von Friedman) finde ich auch ganz charmant, wie gesagt, ich lege mich nicht jetzt schon auf ein Finanzierungsmodell fest. Allerdings wäre das ja auch die Abschaffung des Zwangs zur Erwerbsarbeit, und hätte damit ähnliche Effekte, wie ein anders finanziertes Grundeinkommen.

    Was ich an deiner Argumentation noch problematisch finde ist, dass sie es erfordert, weiterhin klar zwischen „Erwerbsarbeit“ und „anderer Arbeit“ zu unterscheiden. Für die Erwerbsarbeit verlangst du letztlich Mindestlöhne, die sicherstellen, dass einer, der sie macht, nicht zusätzlich Geld vom Staat braucht. Aber wie ist das mit der ehrenamtlichen Arbeit? oder mit der teilweise bezahlten Arbeit in selbstverwalteten Projekten oder so? Würde da auch Mindestlohn gelten (womit die Projekte verunmöglicht wären) oder gäbe es da Ausnahmeregelungen? Ich persönlich denke (auch im Zusammenhang mit demografischem Wandel), dass die strikte Aufteilung zwischen „Erwerbsarbeit“ und „anderern Arbeit“ überholt ist, dass wir zunehmend Zwischenformen haben werden, mit fließendem Übergang vom einen zum anderen. Bei der Erwerbsarbeit geht es vielen Menschen zunehmend nicht nur ums Geld, sondern auch um Sinn, Freude an der Arbeit etc. (und zwar NICHT nur in den gut bezahlten Berufen, sondern derzeit ist das vor allem in der Altenpflege Thema. Ich selbst kenne schon meherere (Ex-)Altenpfleger_innen, die mit dem Job aufgehört haben oder sich das überlegen, nicht wegen dem Geld, obwohl das auch nicht dolle ist, sondern wegen den unbefriedigenden Arbeitsumständen). Und bei der ehrenamtlichen Arbeit oder „bürgerschaftlichem Engagement“ oder wie das heißt, geben sich viele nicht mehr mit Nullverdienst zufrieden, sondern möchten wenigstens ein bisschen was verdienen, zum Beispiel eben als Zuverdienst zu anderweitigen, aber niedrigen Einkommen (z.B.Rente, Geld vom Ehemann, etc.).

    Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – naja, schön wär’s, aber ich sehe keinen Hinweis darauf. Außerdem würde das ja nur den Menschen nützen, die derzeit eine Erwerbsarbeit haben. Viele haben aber gar keine. Dass die Gewerkschaften sich zu Lobbyvereinen für Arbeitsplatzbesitzende entwickelt haben, und es ihnen dabei auch noch nur um Geld und Arbeitszeit geht und um nichts anderes, gefällt mir schon länger nicht.

    Das kam eben noch rein und betrifft etwas, das mich am gegenwärtigen Sozialstaat eh nervt: In den Genuss all der Untersütztung kommen nur die, die gewieft oder penetrant genug sind, sie den bürokratischen Verfahren abzuringen. Auch das wäre das Gute an einem Grundeinkommen ohne Bedarfsprüfung: Alle würden es bekommen, auch die Schüchternen oder die, die sich aus anderen Gründen nicht in den Bürokratiewust unserer Ämter begeben möchten. http://www.tagesspiegel.de/politik/mehr-als-jeder-dritte-verzichtet-auf-hartz-iv-nach-berechnungen-fuer-das-arbeitsministerium/8427514.html

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  21. Bedarfsprüfung: Braucht jemand eine Unterstützung durch den Staat bzw die Gesellschaft, oder hat die Person eigenes Vermögen? Wie im anderen Thread gesagt, am naheliegensten scheint mir eine Verknüpfung mit einer Vermögensteuer, die gleichzeitig als Bedarfsprüfung dient. Da es für eine Vermögensteuer auch einigermaßen hohe Freibeträge geben wird (d.h. Vermögen, das nicht besteuert wird) hätte man auch ein Schutzvermögen, das eine Person haben kann, und dennoch das Grundienkommen erhält.

    Negative Einokmmensteuer: Das Friedman-Modell mit einem gleichbleibenden Steuersatz (flat tax) befürworte ich nicht. Es gibt aber mWn andere Modelle, die die Grundidee mit einer Steuerprogression verbinden. Den Vorteil des Modells sehe ich darin, dass (so wie ich es verstanden habe) auch Menschen mit niedrigem Einkommen vom bGE profitieren, also besser gestellt sind als die, die nur vom bGE leben. Einkommen meint hier übrigens jede Form des Einkommens, nicht nur das aus nichtselbständiger Arbeit. Das Einkommensteuerrecht kennt derer sieben. ;=)

    Natürlich fordere ich Mindestlöhne für Erwerbsarbeit, in denen es ein Arbeitgeber/Arbeitnehemr-Verhältnis gibt. Ich sehe die Verknüpfung, die Du zu anderen Arten der Arbeit ziehst, nicht ganz. Ein bGE soll in meinen Augen dazu dienen, dem Hartz IV-Spießrutelaufen und dem damit verbundenen Arbeitszwang entgegenzuwirken. Das bGE wird immer noch materielle Armut bedeuten, wenn auch (hoffentlich) nicht in dem Maße, wie ALG II es bedeutet. Wer sich damit begnügt, sollte nicht zur Erwerbsarbeit gezwungen werden. Aber wie ich Dich verstanden habe, soll das bGE mittelfristig eine Nivellierung des Lohnniveaus auf eben jener Höhe nach sich ziehen (oder zumindest würdest Du das hinnehmen). Das kann ich nicht unterstützen. Es würde zu einer Verschlechterung der Situation vieler Arbeitnehmer bedeuten, und den Arbeitgebern und Kapitalbesitzern erlauben, ihren Anteil am erwirtschafteten Ganzen weiter zu steigern.

    Die Horrorvorstellung, die ich habe: Ein bGE auf niedrigem Niveau, für das alle/viele andere Sozialleistungen gestrichen werden, und das qua Finanzierung eine weitere Belastung der breiten Masse der Bevölkerung bedeutet, während die Vermögenden ihren Anteil an der Finanzierung des Gemeinwesens weiter zurückfahren. Steuersenkungen für die oberen 10.000 und Hartz IV für alle anderen, sozusagen.

    Zu den Gewerkschaften: Diese sind die Interessenvertretung der Lohn- und Gehaltsempfänger im Interessenkonflikt zwischen „Kapital und Arbeit“ bzw Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das ist ihre primäre Aufgabe. Weitergehende soziale Ansprüche zu haben (die ja zumindest auf dem Papier vorhanden sind) ist gut und richtig, darf aber nicht dazu führen, dass ihre Position in diesem Interessenkonflikt geschwächt wird. Das ist aber mE die Folge, wenn die eine Seite (eben den Gewerkschaften) zu weitergehenden Ansprüchen und Forderungen verpflichtet werden, während die Arbeitgeber-/Kapitalseite anerkanntermaßen nur den eigenen Vorteil im Auge haben soll oder darf. Solange Löhne/Gehälter und Arbeitsbedingungen in freien Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern bzw AG-Verbänden festgesetzt werden würde eine solche Ungleichbehandlung die schon jetzt nur in Ansätzen gegebene „Waffengleichheit“ zwischen beiden Seiten zuungunsten der Arbeitnehmerseite geschwächt; damit würde mE eine weitere Verschlechterung der Situation, ein weiteres Absinken der Lohnquote und damit eine Umverteilung von Arbeit zu Kapital begünstigt.

    Zu Deinem letzten Punkt: Ja, das ist ein Problem (Leute haben Anspruch auf Sozialleitungen, verzichten aber aus diversen Gründen darauf, zB um der Hartz IV-Mühe zu entgehen). Da ich mit „Bedarfsprüfung“ aber nur eine Prüfung des Vermögens meine, glaube ich nicht, das sich hier ähnliche Auswirkungen ergeben würden. Ein weiterer Punkt dazu: Jeder Mensch sollte beim bGE (wie auch bei der Besteuerung) für sich betrachtet werden, Kinder mal außen vor gelassen. Den Zwang, andere via „Bedarfsgemeinschaft“ mitzuversorgen, bspw Ehe- oder Lebenspartner, sehe ich da auch negativ. Ganz blöd und (un-) traditionell gedacht: Wenn die Ehefrau über erhebliches Vermögen verfügt, hat sie kein Anspruch auf ein bGE, ihr Ehemann ohne eigenen Besitz schon. Wird dem Ehemann (bspw aus stweuerlichen Gründen) ein Teil des Vermögens überschrieben, ist das gut für ihn, aber auch er fällt (bei Überschreitung des Schutzvermögens) aus dem bGE heraus, ebenso bei Gemeinschaftseigentum in entsprechender Höhe.

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  22. @Reinecke – “Es gibt haufenweise Arbeit, die nicht unbedingt attraktiv ist, aber gemacht werden muss, weil sie eben notwendig ist. Wie soll eine gerechte Verteilung erreicht werden, ohne finanzielle Anreize, aber auch ohne Arbeitszwang? Ich verstehe es nicht.”

    Das freiwillige soziale/ökologische Jahr, welches junge Menschen (mittlerweile auch Menschen nach der Erwerbs-Arbeitsphase) tätigen, zeigt doch, dass und wie wir uns als Gesellschaft aneinander anvertrauen können, sprich, notwendige Arbeiten getan werden. Nicht der finanzielle Anreiz ist hier von Bedeutung, sondern die Erkenntnis und Anerkennung sich sinnvoll ins große Ganze einzubringen.

    Wie wäre es, wenn wir als Gesellschaft bereit wären, das Vertrauen u. Versprechen, welches wir in ein absurdes Geld/Finanzsystem setzen( und das nur aus diesen Gründen funktioniert http://www.dradio.de/dlf/sendungen/essayunddiskurs/2159275/) direkt in Menschen setzten?

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  23. Piratengedanke von Eric Manneschmidt:

    “Um vom Heute zu einer Gesellschaft mit BGE zu kommen, brauchen wir einen Übergang, und dieser muss sich heute schon unmittelbar positiv auf das Leben der Menschen auswirken. Es wäre auch nicht verkehrt, wäre er grundsätzlich reversibel, müsste also nicht zwingend in ein BGE münden.

    Mein Vorschlag dazu ist ein bedingungsloses Sockeleinkommen, zu finanzieren z.B. über eine Abgabe auf Umweltverbrauch, eine Reform der Mehrwertsteuer mit Abschaffung des ermäßigten Satzes, eine Transfersteuer oder –abgabe, eine Reform der Geldschöpfung und eine Abgabe auf immobile Vermögenswerte. Der große Vorteil gegenüber gesetzlichen Mindestlöhnen, die es trotz aller Probleme für Menschen ohne Ansprüche an das Sozialsystem geben muss, liegt darin, dass hier wirklich alle Menschen profitieren und nicht wieder Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt werden. Die unhinterfragte (abhängige) Erwerbsarbeit als Selbstzweck wird nicht weiter als gesellschaftliche Norm unterstützt. Außerdem gibt es eine massive Vereinfachung und weniger statt mehr Kontroll- und Überwachungsbedarf – und mehr wirtschaftliche Handlungsfreiheit für alle Individuen.”

    https://www.piratenpartei-hessen.de/piratengedanken/2013-01-22-der-mindestlohn-und-die-bruecken-technologie

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  24. @ Antje: Die Probleme, die du für einen Mindestlohn siehst, beträfen nur einen gesetzlichen Mindestlohn. Aber es gibt ja noch branchenspezifische Mindestlöhne.

    Gewerkschaften und Arbeitsplatzbesitzer: Stimmt, das Interesse an Arbeitslosen ist gering. Trotzdem ist der Einsatz für gute Bezahlung der Arbeitenden und gegen schlechte Bedingungen in der Leiharbeit wichtig. Wenn alles immer schlechter würde, würden die ALG-II-Empfänger ja auch in immer noch miesere Jobs reingedrängt. Die Bundesarbeitsmarktpolitik nutzt die Hartz-IV-Instrumente ja genau dafür, Vermittlung um jeden Preis, die werben geradezu für Niedriglohnjobs.

    @ Ute: Beim Bundesfreiwilligendienst ist der Andrang übrigens wesentlich größer als die dafür bereitgestellten Bundesmittel. Die wurden von der Nachfrage überrascht. Habe aber nicht weiter verfolgt, inwieweit dort aufgestockt wurde.

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  25. Nachtrag: Die Mittel für den Bundesfreiwilligendienst aufgestockt, meinte ich eigentlich.

    (Wer als aufstockender ALG-II-Empfänger im Bundesfreiwilligendienst ist, hat übrigens einige Vorteile, man ist z.B. den Zwängen zur Bewerbung nicht ausgesetzt.)

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  26. Zitat Ute Plass: „Das freiwillige soziale/ökologische Jahr, welches junge Menschen (mittlerweile auch Menschen nach der Erwerbs-Arbeitsphase) tätigen, zeigt doch, dass und wie wir uns als Gesellschaft aneinander anvertrauen können, sprich, notwendige Arbeiten getan werden. Nicht der finanzielle Anreiz ist hier von Bedeutung, sondern die Erkenntnis und Anerkennung sich sinnvoll ins große Ganze einzubringen.“

    Ein solches Freiwillige Jahr ist aber eben dies: Ein Jahr in der Lebensplanung, kein Dauerzustand. Und auch dies führt ua dazu, dass wichtige Arbeiten von nicht-qualifizierten Menschen ausgeübt werden, wenn dadurch ausgebildete Menschen ersetzt werden, was nur allzu häufig geschieht.

    @ Antje Schrupp: Ist mein Beitrag von heute, 10:50, zu lang, zu schlecht, oder hast Du vergessen, ihn freizuschalten?

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  27. @Reineke (nun auch endlich richtig geschriegen ;-))

    Es gibt verschiedene Standpunkte, sowohl unter denen, die ein bGE befürworten, als auch unter denen, die es ablehnen. Ohne sich mit den Bedenken auseinanderszusetzen wird das nichts, bzw endet in Polemik.

    Das ist mir schon klar. Ich habe weiter oben aber nur meine Beobachtungen aufgeschrieben. Und die sind wie sie sind. Polemik lasse ich mir nicht unterstellen.

    Ich bspw befürworte ein Grundeinkommen ohne Arbeitszwang, aber mit Bedarfsprüfung, weil ich auch glaube, dass es einige positive Aspekte hätte.

    Dann wäre es nicht mehr bedingungslos. Doch eine Bedarfsprüfung müsste sich an Kriterien halten. Welche sollen das sein? Wer ist bedürftig, wer ist es nicht, und wer entscheidet das? Das kann nämlich nur die betroffene Person selbst entscheiden. Genau deshalb ist das Grundeinkommen bedingungslos gedacht und eben nicht an Bedingungen geknüpft.

    Aber dieses Grundeinkommen darf mE nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Situation der arbeitenden Menschen führen, und es darf durch eine falsche Finanzierung der Umverteilung von unten nach oben nicht weiter Vorschub leisten.

    Würde es das denn? Ich glaube, eher im Gegenteil. Auch die arbeitenden Menschen kämen doch in den Genuss des BGE. Wo da eine Verschlechterung eintreten soll, kann ich nicht sehen.

    Diese Aspekte kommen mir in der Diskussion um ein bGE durchweg zu kurz, daher kann ich Irene (nicht nur) in einem Punkt voll zustimmen: Wer glaubt, für die Gerechtigkeit zu kämpfen, wird oft selbstgerecht.

    Finde ich nicht, und was die Selbstgerechtigkeit betrifft: Ich bin sehr selbstgerecht. Weil ich der Mensch bin, der mir am nächsten steht. Erst komme ich, und dann erst alle anderen (Huch, na so was! Das wurde uns aber immer genau umgekehrt eingetrichtert. Ja, ist aber ein Irrtum). Und das ist logisch, denn ich muss zuallererst für mich selbst wissen, was für mich gut, gerecht, annehmbar, angemessen etc. ist, dann erst bin ich in der Lage, für Dinge einzutreten, die mir wichtig sind, die auch anderen Menschen wichtig sind, dann kann ich gemeinsam mit ihnen für eine Sache kämpfen. Vorher nicht. Wer also nicht selbstgerecht ist, ist gar nicht in der Lage, für irgendwas einzutreten und dafür zu kämpfen.

    Und wie soll sich das ändern? Wie soll diese Arbeit “gerecht auf alle” verteilt werden, unter den Bedingungen einer kapitalistischen Marktwirtschaft, die durch ein bGE zwar anders sein mag, aber nicht grundsätzlich außer Kraft gesetzt werden? Es gibt haufenweise Arbeit, die nicht unbedingt attraktiv ist, aber gemacht werden muss, weil sie eben notwendig ist. Wie soll eine gerechte Verteilung erreicht werden, ohne finanzielle Anreize, aber auch ohne Arbeitszwang? Ich verstehe es nicht.

    Es geht am allerwenigsten über Order per Mufti. Es geht allein über die Einsicht der Menschen. Die muss von ihnen selbst kommen, die kann nicht von außen aufgezwungen werden. Und es ändert sich auch gerade. Frauen stehen auf, wollen nicht mehr als Menschen zweiter Klasse behandelt werden, benennen die Ungerechtigkeiten und schlechten Behandlungen, mit denen sie täglich konfrontiert werden. Dazu gehört auch, nicht mehr hinnehmen zu wollen, alleine die Sorgearbeit zu machen, sondern die Männer genau so in die Verantwortung zu nehmen, als Beispiel. Ich kann es nur immer wieder in diesem einen Satz zusammenfassen: Arbeit entspringt aus der Einsicht des Menschen in ihre Notwendigkeit. Das ist schlicht und ergreifend alles.

    @ Suedelbien: Deine Zuschreibungen haben wenig mit meinen Aussagen zu tun, du darfst sie gern behalten.

    Meine Aussagen behalte ich oft (und zwar immer öfter) nicht für mich, sondern schreibe sie öffentlich ins Internet, hier als Kommentar. Ob es Zuschreibungen sind, kann ich nicht beurteilen, das entscheidet die, die sich betroffen fühlt und sich den Schuh anzieht. Und ja, da ich bestimme Worte auch von dir zitiert habe, @Irene, kannst du sicher sein, dass ich mich (auch!) auf dich bezog. Dass du Gegnerin des BGE bist, ist sogar schon bei mir angekommen.

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  28. Reineke – „Aber wie ich Dich verstanden habe, soll das bGE mittelfristig eine Nivellierung des Lohnniveaus auf eben jener Höhe nach sich ziehen (oder zumindest würdest Du das hinnehmen).“ – Wieso sollte das der Fall sein? Das BGE wird keine prinzipiellen Auswirkungen auf die Lohnhöhe haben, also jemand der jetzt z.B. 4000 Euro im Monat bekommt, wird sich dann ja nicht mit 1500 zufriedengeben. Allerhöchstens evtl. auf 2500 Erwerbseinkommen runtergehen, wenn die Arbeitsbedingungen und – umstände entsprechend sind. Die derzeitige Spreizung der Löhne wird bleiben, Bewegung wird es nur im Niedriglohnbereich geben, insofern Arbeitgeber, die schlecht bezahlen und schlechte Arbeitsbedingungen bieten, Schwierigkeiten haben werden, noch Leute zu finden, die für sie arbeiten.

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  29. @Reinecke – „Ein solches Freiwillige Jahr ist aber eben dies: Ein Jahr in der Lebensplanung, kein Dauerzustand. Und auch dies führt ua dazu, dass wichtige Arbeiten von nicht-qualifizierten Menschen ausgeübt werden, wenn dadurch ausgebildete Menschen ersetzt werden, was nur allzu häufig geschieht. “

    Aber immerhin ein Jahr, in dem Menschen sich freiwillig gegenseitig Zeit schenken und sich darüber oft
    be-reichert empfinden. Die Frage der Qualifikation ist ja nicht alleine von einer Fachausbildung abhängig, sondern von den Bedingungen, in denen die entsprechende Arbeit getan wird. Im Falle eines Falles ziehe ich es vor, mich von einem motivierten jungen Menschen ohne sog. Fachausbildung füttern und windeln zu lassen als von einer überlasteten Fachkraft. Mit ein wenig Vorstellungsvermögen wird aber auch klar, dass
    Menschen, die z.B. ein sog. freiwilliges soziales Jahr absolvieren wollen, in die entsprechenden Tätigkeitsfelder zu begleiten sind.

    @Irene – ja, ist richtig, dass der Ansturm auf ein FsJ/FöJ sehr groß ist. Das ist doch sehr ermutigend und verdeutlicht ja, dass viele Menschen sich sinnvoll betätigen wollen und diese Kultur der Sinnhaftigkeit würde mit einem bGE wachsen können.

    Wenn wir denken, uns das als Gesellschaft nicht leisten zu können, dann zeigt das, in welch verkehrtem
    Wirtschaftssystem wir uns bewegen. Anstatt also Rechnungen innerhalb dieses verkehrten Systems aufzustellen um den Beweis der Nichtfinanzierbarkeit eines bGE zu erbringen, stellt sich doch weiter die Frage welche Weisen von Wirtschaften braucht’s, damit sich die Menschheit eine repressionsfreie Grundsicherung leisten kann?

    Passend dazu : http://www.bzw-weiterdenken.de/2013/06/fursorgearbeit-zahlt-sich-aus/

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  30. Piratengedanken von Eric Manneschmidt via Ute Plass: „Um vom Heute zu einer Gesellschaft mit BGE zu kommen, brauchen wir einen Übergang, und dieser muss sich heute schon unmittelbar positiv auf das Leben der Menschen auswirken.“

    Hier gebe ich dem Freibeuter recht, denke aber, das er (wie andere auch…) leider zu kurz denkt, bzw manche ökonomischen Zusammenhänge übersieht:

    Zitat: „eine Abgabe auf Umweltverbrauch“

    Eine grundsätzlicher guter Gedanke; aber arme Menschen haben weniger Möglichkeiten, durch Investitionen Ressourcen einzusparen und werden von einer Besteuerung bspw des Energieverbrauchs härter getroffen, sei es, weil sie sich keine nagelneuen Kühlschränke mit niedrigem verbrauch leisten können, oder durch Mieterhöhungen infolge Gebäudesanierung (Dämmung) aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Hier ist (wie bei allem) die soziale Situation zu berücksichtigen, was mE zu wenig geschieht, bbzw zu wenig in der Diskussion um solche Fragen berücksichtigt wird.

    BTW, wer kennt Samuel Mumms Stiefeltheorie zur sozioökonomischen Ungerechtigkeit (aus einem Roman von T. Pratchett)? 😉

    Zitat: „eine Reform der Mehrwertsteuer mit Abschaffung des ermäßigten Satzes“

    Das ist übel. Es gibt einen Grund, warum manche Dinge dem ermäßigten Steuersatz unterliegen (Nahrungsmittel, Bücher), bzw völlig umsatzsteuerfrei sind (Wohnungsmieten). Eine Abschaffung des ermäßigten Steuersatzes (7 % statt 19 %) würde zu einer Erhöhung der Kosten für lebenswichtigen Güter führen, die va die treffen würde, die nichts oder wenig haben. Allerdings: Ein Überdenken, welche Güter das im einzelnen sein sollen, ist durchaus sinnvoll, da hat sich seit Einführung der Umsatzsteuer 1967 einiges verändert…

    Zitat: „Der große Vorteil gegenüber gesetzlichen Mindestlöhnen, (…), liegt darin, dass hier wirklich alle Menschen profitieren und nicht wieder Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt werden“

    Leider sehe ich in der Diskussion um ein bGE genau das: Die Arbeitslosen werden gegen die ausgespielt, die noch eine Arbeit haben und von dem Lohn für diese abhängig sind.

    Zitat Suedelbien: „Doch eine Bedarfsprüfung müsste sich an Kriterien halten. Welche sollen das sein?“

    Mein Vorschlag, hier schon mehrfach gemacht: Vermögensteuer; schon um die überhaupt wieder einzuführen.

    Zitat Suedelbien: „Würde es das denn? Ich glaube, eher im Gegenteil. Auch die arbeitenden Menschen kämen doch in den Genuss des BGE. Wo da eine Verschlechterung eintreten soll, kann ich nicht sehen.“

    Es gibt genug Argumente, warum sich ein bGE nachteilig auf die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer auswirken könnte. Zugegeben, ob die stimmen ist ohne funktionierende Kristallkugel kaum vorhersehbar, aber die Befürchtungen bleiben und müssen mE zumindest abgewogen werden.

    Zitat Suedelbien: „Ich bin sehr selbstgerecht. Weil ich der Mensch bin, der mir am nächsten steht. Erst komme ich, und dann erst alle anderen“

    Andere argumentieren in der Debatte (auch hier) immer mit dem „Vertrauen in die Menschen“. 😉

    Mir würde ein Grundeinkommen zu gute kommen, da ich mich so weit als möglich dem Zwang zur Arbeit entziehe. Dennoch kann ich nicht ignorieren, welche Auswirkungen ein bGE auf die Arbeitnehmerschaft haben könnte. Sry, aber das stärkt nur mein Misstrauen, dass manche Vorbeter des bGE es doch nicht so altruistisch meinen, wie sie gerne tun, bspw Unternehmer im Drogerie-Sektor…

    Ich komme auch nicht umhin, hier einen Widerspruch zu der Aussage zu sehen:

    Zitat Suedelbien: „Arbeit entspringt aus der Einsicht des Menschen in ihre Notwendigkeit.“

    In welche? Für sich selbst das beste herauszuschlagen, wie Du oben andeutest? Oder in ökonomische oder gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge?

    Den Geschlechter-Aspekt sehe ich beim bGE nur am Rande, vielleicht erklärst Du noch mal, was Du damit meinst. Zu einer anderen Verteilung der Sorgearbeit wird das mE nicht führen, höchstens zu einer Besserstellung der Frauen, die vom bGE profitieren. Aber wenn die Befürchtungen (von mir und den Gewerkschaften) zutreffen, bedeutet es eine Verschlechterung für weit mehr Menschen, Männer, Frauen ua.

    Der eher unersnte Teil:

    Zitat Suedelbien: „@Reineke (nun auch endlich richtig geschriegen)“

    Klappt an anderer Stelle immer noch nicht… 😛 (scnr) Ist bei mir aber auch nicht anders; solange mich niemand mit dem taz-Autor Reinecke verwechselt… 😉

    Zitat Antje Schrupp: „@Reineke – Nee, ich war heute nur nicht zum Freischalten gekommen…“

    Kein Problem, wäre nicht plötzlich ein später geschriebener Beitrag sichtbar gewesen hääte ich frühestens in zweit Tagen nachgefragt. Keine Ahnung, was Du mit dem Blog verdienst (will ich auch gar nicht wissen), aber ich bin der letzte, der Dich zu 24h-Schichten verdonnern möchte. *wink*

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  31. Ja… bei manchen Gegenständen ist dies ja heute schon üblich -.-. Ich weiss gar nicht mehr genau, wieso ich so auf ihren Beitrag geantwortet habe. Wahrscheinlich weil ich denke das das erstmal der Status aus den Preisen ausgepreist werden müsste und wirklich aufs notwendige konzentrieren müsste…

    Aber mir ist noch was aufgefallen:
    „Im Fall von Grundeinkommen wird die Gesellschaft aber gar nicht mehr im einzelnen gefragt, was sie für nachfragenswert hält, son­dern der einzelne Grundeinkommensbezieher entscheidet selbst, was er für nützlich hält und bekommt ganz automatisch einen Lohn dafür, nämlich das Grundeinkommen.“

    Hier müsste man meiner Meinung nach stark differenzieren, ob ein einzelner etwas unnötiges herstellt oder ganz viele…. Das macht einen gewaltigen Unterschied…
    Zudem wird unterstellt das die Nachfrage allgemein Planbar ist… Dies ist eine Perspektive, auch Versuch und Irrtum ist eine sehr spannende Sache… Also man versucht einfach was und vielleicht findet man Menschen die sich dafür begeistern… Dies ist viel innuitiver für eine Wissengesellschaft..

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  32. Nachtrag Zitat Antje Schrupp: „Wieso sollte das der Fall sein? Das BGE wird keine prinzipiellen Auswirkungen auf die Lohnhöhe haben, (…)“

    Das mit der Nivellierung war eher auf Dein Beispiel aus dem anderen Beitrag (FAZler…) bezogen.

    Aber einen Einfluss auf die LohnQUOTE kann es durchaus haben, wenn Arbeitgeber gegenüber Arbeitnehmern mit dem bGE argumentieren können, bzw dieses die Interessen der Arbeitnehmer verschiebt. Einen Zuverdienst über das bGE hinaus zu erlangen könnte mE dazu führen, sich mit niedrigen Löhnen zufrieden zu geben; die Differenz würde ja über das bGE abgedeckt. Damit wäre es eine Subventionierung von Niedriglöhnen, und diese würde (bei falscher Finanzierung) von den anderen Lohnempfängern aufgebracht. Wieder eine Umverteilung von denen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, zu Gunsten der Kapital- bzw Arbeitgeberseite, mit all den miesen Auswirkungen auf die Verteilung des gesamtgesellschaftlichen Reichtums, die wir über andere Effekte seit Jahrzehnten beobachten können.

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  33. Piratengedanken von Eric Manneschmidt via Ute Plass: „Um vom Heute zu einer Gesellschaft mit BGE zu kommen, brauchen wir einen Übergang, und dieser muss sich heute schon unmittelbar positiv auf das Leben der Menschen auswirken.“

    Ämterbegleitung für ALG-II-Empfänger wirkt sofort: Die Leistungsbezieher erleben weniger Schikanen.

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  34. Auf dem Rückweg vom Bäcker ist mir plötzlich klar geworden, warum Diskussionen übers BGE so schwierig sind: Das BGE ist eine Religion, die Erlösung von irdischen Plagen verspricht und den neuen Menschen hervorbringen will.

    Deshalb hilft es auch nichts, wenn ich ständig darauf hinweise, dass man die guten Taten, die das BGE angeblich erst ermöglichen soll, großteils schon heute vollbringen kann.

    Ich bin dann mal weg 😉

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  35. @Reinecke – Eric Manneschmidts ‚Piratengedanken‘ sind wesentlich durchdachter als aus dem obigen kurzen Hinweis ersichtlich und dürften die bGE-Debatte sehr befruchten. Habe ja daher auch den entsprechenden Link aufgeführt:
    https://www.piratenpartei-hessen.de/piratengedanken/2013-01-22-der-mindestlohn-und-die-bruecken-technologie

    In diesem Link finden sich weiterführende Antrags-Beiträge wie z.B.:

    Umweltverbrauch: Energiesteuer und Energiegeld (Sockeleinkommen)
    http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2012.2/Antragsportal/PA475

    Vereinfachung und Erhöhung der Umsatzsteuer, Abschaffung des ermäßigten Satzes, Umsatzsteuerbonus
    http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2012.2/Antragsportal/PA544

    Hoffe, dass Eric Zeit findet, sich selber hier zur Wort zu melden.

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  36. Orr…

    Zitat Suedelbien: „Ich bin sehr selbstgerecht. Weil ich der Mensch bin, der mir am nächsten steht. Erst komme ich, und dann erst alle anderen“
    Andere argumentieren in der Debatte (auch hier) immer mit dem „Vertrauen in die Menschen“. 😉

    Das eine setzt erst das andere voraus, das habe ich, wie ich finde, sehr deutlich klar gemacht.

    Zitat Suedelbien: „Arbeit entspringt aus der Einsicht des Menschen in ihre Notwendigkeit.“

    In welche? Für sich selbst das beste herauszuschlagen, wie Du oben andeutest? Oder in ökonomische oder gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge?

    Nein. Eben NICHT, das beste für sich ‚rauszuschlagen, und das habe ich auch nirgends angedeutet. Würdest du dein eigenes WC niemals putzen und mit der Zeit versiffen lassen? Würdest du dein Baby nicht wickeln, wenn die Windeln voll sind? Würdest du nicht kochen, wenn du Hunger hast? Würdest du deinen bettlägerigen Großvater nicht pflegen, wenn es die Umstände erfordern? DIESE Notwendigkeiten meine ich. Ich finde nicht, dass ich mich da so missverständlich ausgedrückt habe. Und so horche jeder in sich hinein, was notwendige Arbeit sein könnte. Auch wenn jeder zu unterschiedlichen Ansichten kommt, glaube ich nicht, dass die so sehr weit voneinander abweichen, dass es einer übergeordneten Regelinstanz bedarf.

    Den Geschlechter-Aspekt sehe ich beim bGE nur am Rande, vielleicht erklärst Du noch mal, was Du damit meinst.

    Nein, dazu ist gerade in diesem Blog schon genug gesagt worden, weniger von mir als von Antje selbst, und die Links habe ich weiter oben genannt.

    @Irene: „Das BGE ist eine Religion, die Erlösung von irdischen Plagen verspricht und den neuen Menschen hervorbringen will.“

    Da fällt mir wirklich nichts mehr zu ein.

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  37. Nacdem ich den Text zum Mindestlohn gelesen habe, kann ich nur sagen: Gut, dass die Piraten nichts zu melden haben. Sich als besonders „sozial“ zu gebärden und gleichzeitig dafür einzutreten, dass weiter Menschen für 3-4 € die Stunde malochen, ist an unverhohlener Erbärmlichkeit kaum zu übertreffen, das schafft inzwischen nur noch die FDP.

    Die beiden anderen Texte bzw Ideen dahinter sind interessant, aber mE nicht umsetzbar. Und langfristig auch wieder gefährlich, da die beides mal geforderten direkten geldzahlung an die Inflation angepasst werden müssten, um nicht wieder eine Umverteilung von unten nach oben zu bewirken; ob das geschehen würde?

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  38. @Irene,finde es schade, dass du dich aus der Debatte verabschiedest.

    Es geht hier doch um mehr als um das „nicht allein selig machende bGE“, sondern um die grundsätzliche Frage, welche Formen des Wirtschaftens wir für das gute Leben aller brauchen und wie Antje zu recht sagt, dass Markt und Staat nicht ausreichen für gutes Wirtschaften.
    Ein ‘Verdienst’ der bGE-Idee ist es ja schon, dass zunehmend mehr Menschen sich darüber Gedanken machen und nach Wegen suchen, wie und was sich ändern kann.
    Dass das bGE nicht der Weisheit letzter Schluss ist, dürfte allen klar sein, die sich mit ihm auseinander setzen.
    Und so sind bestimmte Befürchtungen wie Spiecker/Flassbeck sie äußern ja nachvollziehbar:

    1. Wenn zu viele Leute gar nichts mehr machen, funktioniert es nicht.
    2. Wenn die Leute schon was machen, nur außerhalb der Erwerbsarbeit/außerhalb der Geldwirtschaft dann sinkt die Steuerbasis. Da haben Spiecker/Flassbeck wohl recht.
    3. Dann hängt es noch davon ab, ob das, was die Leute dann machen, dazu führt, dass die Höhe des BGE sinken kann. Z.B. weil viele Leute sich und einander außerhalb von Geldwirtschaft helfen (Gemüse aus dem Gärtchen, „Schenk-Ökonomie“ etc.) und außerdem z.B. viel weniger krank werden (psycho-soziale Belastung geht runter -> Krankheitskosten gehen runter).
    Wissen wir alles nicht. Wir wissen weder, ob viele Leute weniger Geld haben wollen, noch ob wir mit sinkenden öffentlichen Ausgaben insgesamt (oder fürs BGE im Besonderen) rechnen können.

    Das werden wir dann halt sehen.

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  39. Wow. Dank solcher Artikel fang ich doch tatsächlich an, mich für Wirtschaftspolitik zu interessieren. Sanke, Antje!

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  40. „Der Markt ist nicht in der Lage, bestimmte notwendige Arbeiten sicherzustellen, zum Bespiel gibt es keine betriebswirtschaftlichen Gründe dafür, alte Menschen zu pflegen, außer es sind sehr wohlhabende Menschen, die sich gute Pflege “leisten” können.“

    Na und? Die entsprechende Umverteilung, die bedürftige alte Menschen zu solchen macht, die sich „gute Pflege leisten können“, gibt es doch.

    Das ist doch kein Argument gegen den Markt – dass dessen Wirken zum Teil übersteuert werden muss, ist doch ein Allgemeinplatz.

    „Bewegung wird es nur im Niedriglohnbereich geben, insofern Arbeitgeber, die schlecht bezahlen und schlechte Arbeitsbedingungen bieten, Schwierigkeiten haben werden, noch Leute zu finden, die für sie arbeiten“

    Vor den Hartz-IV-Reformen war es auch kein Problem, Nicht-Deutsche zu finden, die diese Arbeiten machten. Warum sollte es mit einem BGE auf einmal ein Problem sein?

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  41. @Andreas – „Vor den Hartz-IV-Reformen war es auch kein Problem, Nicht-Deutsche zu finden, die diese Arbeiten machten. Warum sollte es mit einem BGE auf einmal ein Problem sein?“

    Die bGE-Idee versteht sich als übernationales Projekt und mit einem europäischen Grundeinkommen
    dürfte sich so Manches anders entwickeln.:-)

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  42. @Reinecke – . Mit Unterstellungen wie dieser hier:
    „Sich als besonders “sozial” zu gebärden und gleichzeitig dafür einzutreten, dass weiter Menschen für 3-4 € die Stunde malochen, ist an unverhohlener Erbärmlichkeit kaum zu übertreffen, das schafft inzwischen nur noch die FDP.“
    lässt sich keine befruchtende Diskussion weiterführen. Bleibt mir schleierhaft, wie aus dem Manneschmidts
    Piratengedanken so was rausgelesen werden kann.
    Die Möglichkeit sich mit ihm direkt darüber auszutauschen wäre sinnvoller.

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  43. @ Ute Plass: Lies Dir Deinen Link „Der Mindestlohn und die Brücken-Technologie“ noch mal durch; da wird die Ablehnung eines Mindestlohns mit angeblich „sozialen“ Argumenten begründet.

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  44. Sehr guter Beitrag!

    Was Flassbeck und Spiecker hier offenbaren, ist der Irrglaube, dass Wirtschaft sich nur auf dem Markt austobt. Das ist natürlich grundfalsch, wie Jahrzehnte Diskussionen über die Arbeit von Hausfrauen und Eltern zeigen. Gerade Flassbeck sollte zwischen der Wirtschaft an sich und einem konkret eingesetzten Wirtschaftssystem differenzieren können 😉

    Das Grundeinkommen ist übrigens KEIN Kombilohn! Der namensgebende Kombilohneffekt KANN ja gar nicht auftreten, wenn ALLE Menschen die Geldleistung Grundeinkommen erhalten! Über einen Kombilohn zu diskutieren, ergibt nur Sinn, wenn die einen ArbeitnehmerInnen anteilig ein leistungsloses Einkommen beziehen, was andere ArbeitnehmerInnen nicht bekommen.

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  45. „Alternative Wege –Das bedingungslose Grundeinkommen und seine Folgen

    Finanzielle Transfers für Kinder und Familien bringen für eine nachhaltige
    Armutsbekämpfung nicht viel, bessere Ergebnisse erzielen
    präventive und im Lebensverlauf früh ansetzende Maßnahmen zur
    Bildungs- und sozialen Teilhabe. So lautet die Einschätzung des Vierten
    Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung (z.B. BMAS
    2013, S. II). In diesem Beitrag wird dennoch – scheinbar paradox – als
    alternativer Ansatz in der Sozialpolitik ein Transfer-Riese vorgestellt:
    Das bedingungslose Grundeinkommen. Ob und inwiefern in diesem
    Vorschlag Chancen liegen, sowohl vor Armut zu schützen als auch soziale
    Gerechtigkeit und Teilhabe zu fördern, wird diskutiert ebenso
    wie die Grenzen dieser provokativen Idee.“

    Weiter lesen:

    Klicke, um auf fischer%20-%20sozialmagazin_inhalt2-4_13.pdf zuzugreifen

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  46. „Sehr guter Beitrag!

    Was Flassbeck und Spiecker hier offenbaren…“

    Muss sagen, nachdem ich den Artikel von Frau Spiecker gelesen habe, dass ihre Kritik am Grundeinkommen systematisch ist, während die Kritik von AntjeSchrupp einen ziemlich synkretistischen Charakter hat. Einige Kritikpunkte, die in dem Artikel erwähnt werden, habe ich auch schon einmal in einer Diskussion vorgebracht.

    Allerdings frage ich mich dann, ob Frau Spieckers Lösungsvorschlag für ja unbestritten vorhandene Probleme, nämlich die Einhaltung der goldenen Lohnregel, nicht wieder selber etwas schlicht ist. Selbst wenn die Produktivität vollständig in Löhne einfliesst, gilt ja schliesslich immer noch das Engelsche Gesetz, mal abgesehen davon, dass in vereinzelten Bereichen ( die in der Regel aber nur sehr geringe Renditen abwerfen dürften, nichts wird schneller von Konkurrenten kopiert als technischer Fortschritt ) eventuell auch kaum noch Löhne gezahlt werden müssen.

    Als Arbeitnehmer bin ich aber in dem Masse, in dem meine Fähigkeiten z.B. durch technischen Fortschritt überholt werden, billiger woanders zu haben sind etc., darauf angewiesen, andere Einkommensquellen aufzutun.

    Anders gesagt – die Lohnquote mag stimmen, aber sie reicht mir nicht. Ich hätte gerne auch einen großen Batzen von der Gewinnquote. Das ist übrigens der Grund, weswegen ich mich mal selbständig gemacht habe – ich habe es einfach nicht mehr eingesehen, komplett nutzlosen Managern das Einkommen zu erwirtschaften, dass ich mir genausogut selber in die Tasche stecken kann.

    Die Tatsache, dass die meisten Menschen in Deutschland nicht sparen und investieren können, also nicht unternehmerisch tätig sein können, weil der Konsum den Lohn auffrisst, scheint mir denn auch die Grundlage der momentanen Probleme zu sein.

    Ein BGE ist da nur ein lächerlich kleines Almosen, sorry …

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  47. Es wundert mich auch etwas, dass sich BGE-Verfechter mit einem BGE abspeisen lassen.

    Wenn ich ein paar Jahre gearbeitet habe und mich dabei an den Bedürfnissen meiner Mitmenschen orientiert habe ( also nicht meinen Hobbies a la Bloggen, Malen etc. nachgegangen bin ), erwarte ich von diesen Mitmenschen einfach mehr, als dass sie mir nur die Dinge zur Verfügung stellen, die ich in der Zeit, in der ich für sie arbeite, konsumiere.

    Nein, ich erwarte einen Anteil am allgemeinen Wohlstand, am Besitz, an den Renditen. Ich will Vermögen haben.

    Insofern kann ich auch nur den Kopf schütteln, wenn AntjeSchrupp für die Almosenfinanzierung eine Vermögenssteuer etc. vorschlägt …

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  48. Ich habs leider nur bis zur Hälfte der Kommentare hier geschafft bis mir eine Frage an die anderen Kommentatoren hier rausplatzt:

    ein bGE an jeden kriegt also auch Josef Ackermann?

    Wenn nicht und es doch an Bedingungen etc geknüpft ist (Bedürftigkeit/kein zu hohes Einkommen):

    Wo ist denn dann der Unterschied zu Hartz4 ?

    Denn was ich bisher in den Kommentaren gelesen habe klingt nach Hartz4 ohne den Kontrollzwang durch die Arbeitsagentur und vielleicht einem etwas höheren Satz als bei Hartz4 aber essentiell das gleiche. Wieso dieses Modell dann funktionieren sollte leuchtet mir jedenfalls nicht ein.

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  49. „In einer Gesellschaft, in der die Menschen frei das Tempo und die Länge der Arbeitszeit wählen können, würde der blinde Druck, die Arbeitszeit zur Herstellung eines Produkts auf ein Minimum zu reduzieren, nicht mehr länger existieren. Es würde geradezu bedeutungslos werden, den “Wert” oder die “Kosten” eines Produkts in Ziffern der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit messen zu wollen. Eine Gesellschaft, die auf freiwilliger Arbeit basiert, wäre frei von solchen Erwägungen. Und wenn produktive Betätigung ein Genuss ist, wie kann sie dann als Kostenpunkt gesehen werden?“
    Zitiert aus: https://williammorristexte.wordpress.com/2013/06/20/sozialismus-und-arbeit/

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  50. Zitat:

    „Wenn wir einen Teil unseres Wohlstands nicht mehr über den Markt oder durch staatliche Subventionen erwirtschaften, sondern durch direkten Tausch, Kooperation, Eigenarbeit, wenn wir also Teile unserer Wirtschaft dem Geldsystem entziehen, dann würde das unterm Strich natürlich auch bedeuten, dass wir weniger Geld zum Leben brauchen: Wenn ich meine Wohnung selber putze, muss ich logischerweise das Geld, was eine Putzfrau kosten würde, gar nicht erst verdienen (oder über ein Grundeinkommen beziehen).“

    wenn mam mehr tauscht statt zu kaufen, bräuchte man auch mehr zum tauschen. Geld ist ja auch „direkter Tausch“, da Geld nur ein Tauschmittel ist. Übrigens ist selber putzen manchmal teurer, als eine Putzfrau anzustellen, weil ich in der Zeit, in der ich putze, mehr Geld hätte verdienen können, als die Putzfrau gekostet hätte. Dann hätte ich eine saubere Wohnung UND hätte noch etwas übrig.
    Man kann theoretisch auch alle Lebensmittel selber anpflanzen und Brot selber Backen etc, aber die meisten stehen damit am Ende deutlich schlechter da, als wenn sie zur Arbeit gehen und dann das Brot für den Bruchteil eines Stundenlohnes kaufen. Wenn ich eine Stunde bräuchte, um ein Brot zu backen, gehe ich doch lieber eine Stunde arbeiten, verdiene niedrige 10€ und kaufe mir davon ein Brot für 2,50€ und vom Rest noch Milch, Eier und Gemüse.

    Das meiste ist einfach günstiger, wenn man es von Profis abkauft, die es in großen Mengen und mit Maschinen herstellen. Wenn es lukrativer wäre, es selber zu machen statt Geld dafür zu verdienen, würden es die Leute ja jetzt schon machen. Insofern führt die Idee, mehr zu tauschen und die Wirtschaft „dem Geldsystem zu entziehen“ nur zu mehr Mühe und weniger Wohlstand für alle, weil es einfach wahnsinnig ineffizient ist, selber Dinge herzustellen oder etwas zu tun.

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