Don’t feature the Sexists?

chioDer offene Brief von Susanne Enz an die Edeka-Fleischerei Rasting, in dem sie sich über deren Frauen- und Männerbratwurst-Marketing beschwert, und den ich vor ein paar Wochen hier veröffentlicht habe, hat nicht nur meinem Blog ungeahnte Klickzahlen verschafft und die nationale wie internationale Qualitätspresse zu Höchstleistungen angespornt.

Das Ganze hat auch eine interessante Frage aufgeworfen, nämlich die, ob wir nicht durch diese Aktion dem bekloppten Edeka-Marketing unnötigerweise zusätzliche Aufmerksamkeit verschafft haben. Ist es nicht kontraproduktiv, durch Protest gegen sexistische Werbung diese erst recht zu bestätigen, wo es doch die Aufgabe von Werbung ist, Aufmerksamkeit zu generieren, egal um welchen Preis?

Jedenfalls bekam Susanne Enz jetzt eine Mail von jemandem, der behauptet, der Rasting-Geschäftsführer Ralf Poell zu sein (ob sie wirklich von ihm ist, kann ich nicht verifizieren, aber darauf kommt es auch nicht an). Er weist sie darauf hin, dass Chio jetzt eine ähnliche Kampagne startet, und rät ihr süffisant:

Vielleicht helfen Sie denen auch zu so tollen Umsätzen wie uns.

Ja, machen wir doch gerne. Nicht nur deshalb, weil Chio mit seiner Kampagne das Ganze sehr viel konsequenter durchzieht als Edeka. Hier ist nämlich nicht bloß von Männerchips und Frauenchips die Rede, sondern es geht um Männer und Mädels. Und auch auf die seinerzeit von gutmeinenden Menschen häufig geäußerten Ratschläge, Frauen und Männer könnten doch schließlich frei wählen und das gegengeschlechtlich gelabelte Produkt einfach trotzdem kaufen, wird bereits mit innovativer Provokationsfreude reagiert: große Verbotsschilder und der  eindeutige Hinweis, dass die einen Chips wirklich „nur für Mädels“ und die anderen „nur für Männer“ sind.

Abzüge in der B-Note gibt es allerdings für die nur arg halbherzig gegenderten Eigenschaften der Produkte. Gegen die markante Brawurst-Labelung „mager, gemüsig, klein, teuer“ versus „fett, fleischig, groß, billig“ wirkt „creamy Paprika“ versus „flamed BBQ“ irgendwie uninspiriert, ehrlich.

Also: Warum mache ich hier schon wieder kostenlose Werbung für ein sexistisches Produkt?

Das hat Susanne Enz in ihrer Antwort an den jetzigen Mailschreiber schon gut formuliert, ich zitiere sie hier mit ihrer Erlaubnis:

Ihr Hinweis auf Ihre “tollen Umsätze” taugt vor diesem Hintergrund nicht, mich von einem vermeintlichem Misserfolg meiner offenen E-Mail zu überzeugen. Die Debatte über alltäglichen Sexismus sollte meiner Meinung nach geführt werden, selbst wenn dies kurzfristig zu eher ungewollten Effekten führt. Ob Ihre Firma jetzt mehr oder weniger Männer- und Frauenbratwurst verkauft, als es ohne meine E-Mail der Fall gewesen wäre, ist mir vollkommen egal. Mir ging und geht es nicht darum, Ihr Unternehmen für dieses Produkt anzuprangern oder Ihnen zu schaden. Mir ging und geht es beim Aufgreifen Ihres Produkts als Beispiel darum, dass Menschen darüber nachdenken, was Marketingkampagnen wie diese ausrichten und gegebenfalls dann als Konsumenten ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen.

Mit freundlichen Grüßen
und den besten Wünschen für Ihre Umsätze

Susanne Enz

Ich kann das nur unterschreiben. Wenn wir eine Gesellschaft sein wollen, in der platter Sexismus sich verkauft: Bitte schön, dann ist das so. Ich habe überhaupt keine Lust dazu, die Zähne zusammenzubeißen und meinen Ärger für mich zu behalten, bloß weil das irgendeine Aufmerksamkeits- und Marketinglogik angeblich erfordert.

Außerdem ist das „Regt euch nicht auf, es gibt erstens Wichtigeres und zweitens gebt Ihr denen noch Futter“ inzwischen zu so einer Art Standardargument geworden, wenn jemand Kritik an sexistischen Medienplattitüden äußert.

Auch im Bezug auf Drohungen, Beschimpfungen und Beleidigungen im Netz wird dieses Argument unter dem Slogan „Don’t feed the Trolls“ immer wieder vorgebracht. Aber das Argument ist falsch, jedenfalls in dieser Pauschalisierung. Trolle und Sexisten verschwinden nicht davon, dass man sie ignoriert. Richtig ist: Wenn man sie kritisiert, bekommen sie mehr Aufmerksamkeit.

Aber der Punkt ist: Meine Aufmerksamkeit haben sie sowieso. Sie haben mir den Tag versaut, wenn ich sie weglöschen muss, ebenso wie mir jede blöde Sexistenwerbung den Tag versaut, wenn sie sich ungefragt in mein Blickfeld drängt. Und diesen Ärger reiche ich gerne an die Öffentlichkeit weiter (nicht nur an euch Leser_innen hier im Blog, sondern auch an die Menschen in meiner Umgebung, die ja auch damit leben müssen, dass ich mich schon wieder aufrege und unleidlich bin).

Richtig ist natürlich, dass diese pseudo-kreativen Kulturverhunzer in den Agenturen, Redaktionen oder an ihren Keyboards meine  Aufmerksamkeit eigentlich nicht verdient haben.

Aber wisst Ihr was? So etwas hier wegzubloggen ist meine eigene Form der Psychohygiene. Es hat einen reinigen Effekt, der Ärger ist dann nämlich raus in der Welt und befindet sich nicht mehr in meinem Kopf. Jetzt ist also auch das mit den Chio-Chips euer Problem.

Und ich habe den Kopf wieder frei, um mich wichtigeren Dingen zuzuwenden.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

44 Gedanken zu “Don’t feature the Sexists?

  1. Jede Marke tut, was sie kann, um ihre Produkte zu verkaufen. Wenn nix anderes mehr übrig bleibt, als sexistische Mittel und Methoden zu nutzen, um ihr Zeugs von anderen unterscheidbar zu machen, dann steht sie m.E. kurz vor dem Untergang. Danach kommt nur noch „wenn Sie es nicht mögen, dann vielleicht Ihr Hund?“
    Meine Aufmerksamkeit haben sie erregt, ja. Und zwar hab ich mir gemerkt: Chips? Ok, aber nicht Chio.

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  2. Sehr schön. Der Post wirkt wirklich ein wenig wie mit Wut unter den Nägeln von der Seele weggeschrieben. Am wunderbarsten finde ich die Worte „diese pseudo-kreativen Kulturverhunzer“! Mir fällt so oft auf, wie sehr ich deiner Meinung bin, das es schon fast gruselig ist.
    LG Lotti,

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  3. ach herrjeh. schon wieder das schlimme wort sexismus. meine güte. man kann die werbung dämlich finden, lustig, doof, gnadenlos dumm, nicht beachtenswert, sehr beachtenswert – think whatever you want – aber sexistisch? nein.

    Btw.: so etwas als sexismus zu bezeichnen ist eine echte beleidigung und arroganz gegenüber frauen, die WIRKLICH unter sexismus zu leiden haben. Mir scheint einige feminisitinnen drehen sich so sehr um ihre eigene achse, dass sie bei jedem witzigen oder auch dämlichen mann vs. frau marketing versuch den rest des tages nichts anderes tun, als sich pseudointellektuell aufzuregen.

    diese verbissenheit macht mir, als frau, manchmal wirklich angst.

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  4. @KEAL – Meiner Auffassung ist Sexismus nicht nur etwas, „worunter Frauen zu leiden haben“, sondern ein kulturelles Muster, das alle Menschen betrifft.

    Ansonsten schau dir bitte mal deinen Ton an – ich finde „beleidigend, arrogant und verbissen“ trifft es ziemlich gut. Aber es ist ja ein wohlfeiler pseudointellektueller Reflex, sowas Feministinnen vorzuwerfen.

    Nur zu deiner Info: Normalerweise schalte ich solche Pöbeleien hier nicht frei, weil ich sachliche und interessante Diskussionen bevorzuge. Aber vielleicht wusstest du das nicht, falls du neu hier bist. Ich habe nichts gegen Differenzen und Konflikte und krass andere Meinungen, aber ein bisschen Argumentation sollte schon dabei sein.

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  5. Bei mir wächst inzwischen die Liste der Unternehmen, bei denen ich einfach nicht mehr kaufe. Und zwar genau deshalb, weil ich eben nicht super pingelig bin, was die Sexismusdebatte angeht. Aber ich habe einfach keine Lust mehr, vor Produkten oder Slogans zu stehen und mir zu überlegen, was der Müll soll. Und ich habe keine Lust mehr, mit anderen Leuten zu diskutieren, was denn nun genau an einer Autovermieter Kampagne sexistisch ist, bei der zwei Mädels in Hot-Pants und sonst nichts an, ein Schild vor der Brust tragen, dass sie am Sonntag oben ohne durch eine deutsche Großstadt fahren, wenn sie 100.000 Likes auf Facebook bekommen. Und ja, ich habe das Cabrio im Hintergrund gesehen und ja, ich habe die Doppeldeutigkeit zu Lasen der Frauen verstanden und nein, ich finde es nicht witzig und nein, es ist dabei nicht egal, ob die jungen Frauen das ja freiwilig für Geld getan haben. Was mich am meisten ankotzt, sind dann die geifernden Kommentare der Zielgruppe solcher Kampagnen.

    Bei solchen Unternehmen kommuniziere ich 1x klar und deutlich, was ich davon halte und dann sind sie auf meiner „beim Geld ausgeben ignorieren“ Liste.

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  6. Es ist wirklich faszinierend, daß sich die Werbeindustrie für keine noch so flache Marketingstrategie zu schade ist und auch noch Erfolg damit hat. Das mal am Rande. Auf jeden Fall ist es richtig, seine Meinung inkl. Ärger zu sagen. Runterschlucken ist nie eine Lösung und wie sollten sonst evtl. Denkprozesse angestoßen werden.

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  7. Sexismus fängt ebenso wie Rassismus im Kleinen an, im Alltag, im „ist doch nicht so schlimm, gibt schlimmeres“, von daher finde ich es gut und nötig, dass Sexismus auch so genannt wird. Ein Schlag ins Gesicht ist ein Schlag ins Gesicht, ob ich hinterher „nur“ eine rote Wange habe oder einen gebrochenen Kiefer. Und wer definiert denn, was Sexismus tatsächlich sei und wo er anfängt? Für mich fängt er bei solchen oberdämlichen Mann-Frau-Produkten an, seien das nun Grillsoßen, Chips oder Würste.

    Danke, Antje, für diesen Beitrag!

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  8. Und ich dachte immer, Chio ist ein (Reinigungs)Mittel, das ins Klo geschüttet wird…- aber nun stimmt es ja auch.

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  9. Danke für den Artikel, den ich nicht als übermäßig wütend empfand. Vor kurzem hatte ich eine Diskussion mit meinen Freunden, weil ich auf eine Online-Petition gegen eine krasse Internetseite, die das Quälen und Töten von Hunden darstellt, aufmerksam gemacht habe. Es ging im Wesentlichen um die von Dir hier vorgestellten Pole: Soll man das Ignorieren und einfach hoffen, dass nicht mehr Menschen darauf aufmerksam gemacht werden? Oder soll man darauf hinweisen und den Menschen zutrauen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen? Deine Argumente für Letzteres erscheinen mir absolut schlüssig, und auch durchaus verallgemeinerbar. Vom Ignorieren gehen Missstände nicht weg. Und durch Aufmerksamkeit trifft das Kollektiv vielleicht auch mal Entscheidungen, die uns selbst nicht so liegen. Aber wenigstens hat man sie mit den nötigen Informationen versorgt – sie treffen ihre Entscheidung mündig. Danke noch einmal, das hat mir sehr gefallen. Mein Gefällt mir-Button funktioniert nicht mehr, seitdem ich Tracking blockiere. Daher musst Du Dir jetzt ein +1 von mir denken:)

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  10. Durch das regelmäßige mitlesen hier habe ich das aufregen und Mund aufmachen wieder reaktiviert. Hier in der Provinz ist es leider eher unwahrscheinlich, dass meine Meinung geteilt wird… Ich sag sie jetzt aber doch wieder laut, denn dann geht´s zumindest mir wieder besser als mit ignorieren. Und daraus haben sich dann interessante Beziehungen enwickelt, die sonst wohl verpasst hätte. 😉

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  11. Ja, so ist das in der Wirtschaft – entweder verkauft sich etwas durch seine gute Qualität oder man muß eben zu andern Mitteln greifen, um sein Zeuch an den MANN zu bringen.
    Und da zieht halt Primitivität immer noch am meisten….

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  12. Naja, ich hab mir jedenfalls gemerkt: Chips nicht mehr von…dieser Firma that must not be named.
    Danke für die Info.

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  13. Mein Schreiben an info@chio.de

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    bei dem o.a. Produkt: “Chips nur für Männer und nur für Frauen”, bitte ich um Mitteilung zu den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, insbesondere Hinweise
    für richtiges Konsumieren, sowie Erfahrungsberichte hinsichtlich der Magenbeschaffenheit und des Verdauungstraktes von Frauen und Männern aus denen ersichtlich wird,
    warum Sie geschlechtsspezifische Chips für notwendig erachten? Da ich bisher geschlechterneutrale Chips konsumiert habe, mache ich mir nun Sorgen, welche Schädigungen diese verursacht haben könnten?
    In Erwartung Ihrer Rückmeldung verbleibe ich
    mit besten Grüßen
    ……………….
    😉

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  14. Ps.
    Habe ganz vergessen zu fragen, ab welchem Alter „Mädels“ die Chips konsumieren, bzw. nicht mehr konsumieren dürfen!!
    Bezüglich der „Männer-Chips“ bitte ich mir mitzuteilen ab wann ist ein Mann ein Mann?

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  15. @Ute Eine schöne Idee! Mein Schreiben war etwas platter, aber es musste sein;):

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    heute stand ich im Handel und wollte für unseren gemütlichen
    Familienabend einkaufen. Leider waren von Ihrer neuen Linie wohl die
    Chips für „Jungs“ und „Frauen“ ausverkauft, denn ich fand nur „Männer“
    und „Mädels“-Chips. Mein Sohn und ich waren sehr enttäuscht. Gibt es da
    einen Verkaufsengpass? Ich habe danach in weiteren drei Filialen gesucht
    – mit dem gleichen Ergebnis! Vielleicht könnten Sie mich dahingehend
    aufkären. Mein Sohn sagte mir, es gebe vielleicht keine Extra-Chips für
    Frauen und für Jungen – aber wieso sollten Sie so etwas tun?

    Grübelnde Grüße

    juna

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  16. @junaimnetz – nein, überhaupt nicht platter – weißt doch, die Vielfalt macht’s 🙂

    Schön, wenn Chio mit solchen Schreiben und Anfragen überschüttet wird. 😀

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  17. „Menschen verteidigen solche Werbung, weil sie ironisch, also überzogen ist. Werbende meinen also, der Gebrauch von Ironie distanziere sie vom Sexismus. Während wir alle glauben, den Witz auf unserer Seite zu haben, ist es jedoch nicht witzig: Es ist nach wie vor sexistisch.“

    http://pinkstinks.de/informationen/ironie/

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  18. Bei diesen Debatten fehlt die Begründung, warum geschlechtsgetrennte Produkte „schädlich“ sind. (Ich weiß es.)
    Das ist schade, denn viele können die Empörung aus reinem Unwissen heraus nicht nachvollziehen.

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  19. Ich sag ja auch, ich weiß es. Die, die dagegen Protesieren, wissen es logischer Weise auch. Aber das reicht nicht.

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  20. Jetzt hab ich Lust auf Chips. Aber da mich wiehießdieFirmadochgleich? mit ihren „Mädels“- und „Männer“chips offenbar als erwachsene weibliche Konsumentin nicht anspricht, werde ich mich bei der Konkurrenz umsehen müssen, wo man auf derartig dumme Plattitüden verzichtet und lieber mit Qualität arbeitet. Dumm gelaufen.

    Was die Aufmerksamkeit angeht. Von Aufmerksamkeit allein ist noch niemand reich geworden. Wenn ich auf einen Hundehaufen aufmerksam gemacht werde, bin ich immer dankbar für den Hinweis, wo ich besser nicht hintrete.

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  21. Die NNZ hat eh komplett verloren. Seit die Redakteure bewiesen haben, dass sie auf öffentliche Kritik mit Zensur reagieren und in einer pubertären „Mit euch reden wir nicht mehr und mir machen mit unserem Sexismus einfach weiter“-Trotzphase hängengeblieben sind.

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  22. PS. Ein Lebensmittel, welches vom Hersteller als für Männer oder Frauen geeignet erklärt wird, würde ich sowieso nicht kaufen, weil es bei mir unter dem Generalverdacht der minderen Qualität steht.

    Die „Bratwurst“-Werbung z.B. spricht mit Sicherheit nicht deswegen Männer an, weil diese einen von Frauen verschiedenen Eiweiss-Anteil in der Nahrung brauchen …

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  23. PPS. Ich fände es übrigens mal interessant, herauszufinden, ob die Verantwortlichen bei Edeka und Chio ( bzw. den Medienunternehmen, die die Werbung herstellen ) nicht sogar subjektiv dachten, dass sie mit ihrer Differenzierung nach Geschlecht nicht sogar gerade nicht sexistisch wären.

    Das würde ich gerade wetten …

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  24. @Andreas – Das ist ein interessantes Thema, das du da ansprichst, denn es stimmt ja, dass die Kritik an der männlichen Sich-zur-Normsetzung es notwendig macht, das Weibliche überhaupt erst einmal sichtbar zu machen. Und ich finde es in der Tat besser, eine öffentliche Männer-sind-so-Frauen-sind-so-Inszenierung zu haben, als eine Öffentlichkeit, die überhaupt nur aus Männern und solchen, die sie imitieren, besteht. Allerdings könnte ich mir auch etwas noch besseres vorstellen, nämlich eine freie Geschlechterdifferenz, die sich an realen Unterschieden (in einer konkreten Situation zum Beispiel) orientiert und nicht an herbeiimaginiertem Blödsinn. Und wenn ich es so sehe, könnte diese Quatsch-blau-rosa-Inszenierung auch gerade die Funktion haben, die realen Differenzen zu verschleiern, nach dem MOtto: Wenn wir die Ironie ausschalten und vernünftig sind, müssen wir natürlich zugeben, dass es nur EINE echte menschliche Variante gibt, nämlich die männliche, und alles, was davon abweicht, ist defizitär.

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  25. Im speziellen Fall voon Autos geht es vermutlich weniger darum, dass eine bestimmte Art Auto gerne von Frauen gefahren wird und deshalb von Männern nicht mehr so hoch geschätzt wird.
    Es geht eher darum, dass man diese Autos mit einem speziellen Typ Frau assoziiert. Der Mama, die ihre Kinder vom Sport abholt und die Einkäufe macht. Das ist natürlich eine Katastrophe für eine Automarke, die eigentlich nicht dafür gedacht war, bieder und solide zu wirken.
    Ein Familienwagen ist nicht „cool“. Würden sich lauter „heiße, blonde, junge“ Frauen dazu entschließen, mit diesem Auto zu fahren, wäre das Image ein komplett anderes.

    Harley Davidson leidet (zumindest hier in Europa) auch unter dem Image, dass nur alte Männer diese Motorräder fahren (da nur die genug Geld haben). Es ist ein Motorrad für reiche, alte Säcke, die auf Rebell machen. 😉 Es ist also nicht immer nur das Geschlecht alleine ausschlaggebend sondern auch der Verwendungszweck und das Image, das sich daraus ergibt.

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  26. Hallo!
    Ich komm erst jetzt zur Diskussion, also sorry, wenn ich was doppelt sag.
    Ich geb Dir recht, Antje. Ich hab auch keinen Bock, den Sexisten das Feld zu überlassen. Außerdem – auch wenn man sich den Mund fusselig redet, manchmal dringt sogar was durch. Ich hab da immer die Geduld von „Happy Feminist“ (leider schreibt sie auf dem Blog schon lang nix mehr – das Archiv ist aber superlesenswert!!) bewundert, wie die alles immer und immer wieder super erklärt hat!
    Aber ach, es ist immer so… maximal input, minimal output. Es ist einfach schonender, sich in der feministischen Bubble zu bewegen.
    Die Kommentare bei Spiegel Online oder der Zeit (die moderieren wenigstens das ALLERübelste raus) oder auch der taz etc. les ich nicht mehr. Seit 10 Jahren bin ich jetzt „Netzfeministin“, hab mir also logischerweise inzwischen ein superdickes Fell zugelegt (im Vergleich zu früher), aber wenn ich diese Kommentare lese, ist das wie ein Schlag in den Magen und ich finde es nach wie vor unfaßbar, auf welch unempathischem Trip die Leute zumeist sind!!! Klar, im Internet nimmt man kein Blatt vor den Mund – trotzdem scheint Diskussionskultur ausgestorben zu sein.
    Aber genau das regt mich ja so auf!!!!! Was soll das, ist die Forendiskussion im Internet nur für respektlose Deppen da? Muß man das so lassen, wenn schon eher unempfindliche Leute deswegen die Foren MEIDEN?? Es gab mal ne Zeit, da hab ich gern in Kommentarspalten diskutiert – laaaaang ists her.
    Dummerweise reagieren die Medien ja auch danach und richten sich nach den Lesern, die eben Feedback geben – und das sind blöderweise gut organisierte Maskulistenflashmobs, die heuschreckenartig alle Foren en masse überfallen (und überall dasselbe posten, oft gar nicht den Artikel richtig gelesen haben). Wenn man überlegt, was für ein kleiner Haufen die Maskulisten zahlenmäßig EIGENTLICH sind, ist das ein Witz, wieviel mediale Aufmerksamkeit ihre Parolen kriegen. Das will ich nicht. Da will ich schon dagegenhalten – und das geht nur auf den Mainstreamseiten. Auf antjeschrupp.com muß ich nicht gegenhaten heh…
    Nachdem ich den fabelhaften Text von Armanda Marcotte (http://www.rawstory.com/rs/2013/08/01/misogynist-trolls-have-an-agenda-and-its-not-lulz/) gelesen habe – und der Text von Dir bestärkt mich, Antje!), hab ich mich doch tatsächlich aufgerafft (das hier zu kommentieren bot sich an, vor allem, nachdem ich tatsächlich die erste Seite der Kommentare gelesen hatte:http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sexsismus-nnz-online-de-haelt-an-umstrittener-anzeige-fest-a-916077.html), nur… es schreibt/diskutiert sich schlecht, wenn man das Gefühl hat, 80% der Foristen mackern bloß rum, daß man gegen eine Wand schreibt. Ich wünschwünschwüsch mir so sehr, es würden viiiiel mehr Feminist_innen bei Mainstreammedien kommentieren, einfach, um den sexistische Kackscheiß nicht allein so stehen zu lassen. Falschinformationen zu korrigieren – oder einfach, daß man sich nicht so „alleine unter Geiern“ fühlt in diesen Foren!! Und daß nur schon dieses „Ich bin ja gar nicht allein mit meinen Erfahrungen/Meinungen!“ total empowernd ist, hat ja schon #aufschrei gezeigt. Und in Mainstreammedien könnten auch viele (noch-)Nicht-Feminist_innen lesen, daß es andere Denkweisen gibt als die der maskulistischen Foristen!
    Vielleicht sollte man in der feministischen Blogsphäre sowas wie nen „Feminist Flashmob Friday“ einführen, bei dem erfahrene, argumentgeladene feministische Netzleutz sich auf die Mainstreamforen stürzen und den einzelnen Feminist_innen die sich eh schon in diese Foren wagen, etwas Schützenhilfe leisten!
    Gruß
    Dodo

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  27. Solange, sorry Antje, auch auf Blogs wie diesen Kommentare einfach so weggelöscht werden, kann ich nicht davon überzeugt sein, dass alle, die eine Veränderung wollen, an einem Strang ziehen. Entweder feede ich ’ne Trollin oder ich lasse es eben bleiben. Nein, ich füttere keine Trolle. Ich versuche, ihnen einen Spiegel vorzuhalten. Das geht in den meisten Fällen schief, ich weiß das, weil Trolle nicht fähig sind, sich im Spiegel anzusehen, und meistens eskaliert es dann. Glück gehabt, wenn nicht.

    Ich kann aber schon verstehen, wenn sowas moderierend von vornherein unterbunden wird. Fragt sich nur, zu welchem Preis.

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  28. @Suedelbien – Es geht mir um den Tonfall, und wenn man polemisch gegen Trolle reagiert, ist das zwar verständlich, aber es vergiftet doch die Diskussionsatmosphäre. Deshalb lösche ich nicht nur trollige Kommentare weg, sondern auch die, die dann giftig auf Trolle reagieren. Denn wenn man solche Streitereien stehen lässt, ist die eigentliche Diskussion ganz schnell beendet, weil die interessierten Leute wegbleiben. War ja jetzt hier auch so, weil ich es leider zu spät bemerkt habe und die Sachen einen Tag stehengeblieben waren.

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  29. @Suedelbien – verstehe sehr gut, was dein Anliegen ist. Doch wenn’s darum geht, “ dass alle, die eine Veränderung wollen, an einem Strang ziehen“, heißt das ja nicht, mit der Art u. Weise wie mannfrau die Veränderung angeht, einverstanden zu sein (wobei ich Kommentare von Dir erinnere, mit dessen
    Inhalt ich gut mitgehen kann 🙂 ).
    Das mit dem “ Spiegel vorhalten“ gelingt halt nicht immer, vor allem dann nicht, wenn der Spiegel nicht
    ‚richtig gehalten‘ wird. 😉 .

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  30. @dodo – „Vielleicht sollte man in der feministischen Blogsphäre so was wie nen “Feminist Flashmob Friday” einführen, bei dem erfahrene, argumentgeladene feministische Netzleute sich auf die Mainstreamforen stürzen und den einzelnen Feminist_innen die sich eh schon in diese Foren wagen, etwas Schützenhilfe leisten!“ –
    Finde, die Idee ist es wert, weitergesponnen zu werden.

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  31. @Antje, klar, ich kann das nachvollziehen. Andererseits: Ich meine nicht, besonders polemisch gewesen zu sein. Habe den Text nicht mehr, aber ich schrieb sinngemäß, dass „die beleidigten Leberwürste“ dieser Welt (dazu zählen Trolle meistens) es nicht schaffen, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Dass sie ihr Verhalten auf genau die projizieren, die sie angreifen, also einfach den Spieß umdrehen. Das habe ich schon so oft erlebt und war auch hier wieder so offensichtlich, dass ich das einfach schreiben musste, auch als Hinweis gedacht, wie das Getrolle funktioniert. Ok, ich habe sie nicht persönlich angeschrieben, sondern „die beleidigten Leberwürste“. Damit habe ich verallgemeinert. Doch den Schuh, der einer passt, zieht sich schon jede selbst an 😉

    @Ute: Ein Spiegel ist ein Spiegel, da ist es egal, ob er richtig herum gehalten wird oder auf dem Kopf 😉

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  32. @Suedelbien – ein Begriff wie „beleidigte Leberwurst“ ist unbestreitbar polemisch. Auf diese Weise fangen dann in der Regel endlose Debatten an, die ich auf meinem Blog nicht haben will, auch wenn ich deine Ansicht inhaltlich teile. Weil wir dann nicht mehr dazu kommen, über die Themen zu diskutieren, um die es mir eigentlich geht.

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  33. Nun gut, ja, allerdings finde ich den Begriff eher treffend als polemisch. „Sexistische Kackscheiße“ ist auch polemisch. Wie auch immer. Am Thema vorbei war es allemal 😉

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  34. Hallo,

    ich denke, dass man als Feministin, die Aufgabe hat, als ein gutes Vorbild zu leben und selber niemanden zu benachteiligen. Man sollte Diskussionen so führen und andere Menschen ansprechen wie man selber angesprochen werden möchte. Ob löschen bei Trolls eine Lösung ist, nun das muss jeder Blogbetreiber für sich entscheiden.

    Zum eigentlichen Thema: Zu dieser Werbung, ich persönlich finde sie einfach nur dumm und altbacken. Nach dem Motto, wenn einem nichts mehr einfällt, macht man auf die Männer versus Frauen Schiene … das hat so einen Bart und ist uninteressant. Vielleicht merken die Werbetreibenden es mal.

    Das Thema Männer versus Frauen, taucht immer wieder auf und zeigt, dass in den Agenturen die alten Klischees immer noch verankert sind, aber das sind sie auch nur, weil sie anscheinend noch funktionieren. Also weil durch die Verkaufszahlen, den Herstellern und deren Marketing Leuten gesagt wird, das geht gut.

    Was also tun, nun wir sind die Kunden und haben Einfluss und zwar in dem wir die Produkte nicht kaufen.
    Gleichzeitig könne wir durch Diskussionen die Öffentlichkeit auf die Nutzung von Klischees aufmerksam machen. Ob man dazu eine Sexismus Debatte führen muss, nun jeder darf so diskutieren wie er es für sinnvoll hält und wie er meint, die Menschen erreichen zu können, um sie auf diese Klichees, aufmerksam zu machen.

    Gruß
    Michelle

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  35. Guter Eintrag, richtig schlimme Werbung, hatte ich noch gar nicht gesehen. Generell wird in der Werbung in Deutschland ganz schön aggressiv auf identitäre Merkmale gesetzt: Hier Geschlechterrollen, bei REWE Nation (nur komplett mit dem NPD Parteiorgan „Deutsche Stimme“ im Zeitschriftenregal) – Je mehr sich progressive Erkenntnisse herumsprechen, desto mehr scheint es in der Bevölkerung das Bedürfnis zu geben, sich davon abzugrenzen und Rückschritte zu machen.
    Ich verstehe diese Marketingmenschen nicht. Vor allem weil alle Werbeleute die ich kenne das eigentlich besser wissen. Seix(ism) sells, die ewige, dumme Ausrede.
    Und dieses süffisante „Ja, regt euch doch drüber auf was wir tun, gibt uns eh nur Rückenwind“ ist dann nochmal richtig ekelhaft. Respekt an die Susanne Enz dafür, da eine so gefasste und nüchterne Antwort zu schreiben.

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