Frauen sind auch nicht von Natur aus Feministinnen

Ich komme in die Küche und da läuft im Radio ein Schlager. Eine Art Liebeslied soll das wohl sein, gesungen von einem Er, adressiert an eine Sie. Die Refrainzeile: „Du machst mich zu einem besseren Mann“.

Mich gruselt. Und zwar nicht so sehr, weil hier das alte Geschlechterarrangement abgefeiert wird, wonach Frauen in einer heterosexuellen Beziehung die Aufgabe haben, die Qualität des Mannes sicherzustellen. Es ist ja normal, dass der Mainstream bestehende Geschlechterarrangements bekräftigt, das ist sozusagen sein Job.

Das wirklich Gruselige an dieser Liedzeile ist, dass vermutlich vielen Frauen dieser Schlager gefällt. Weil viele sich gerne in dieser Rolle sehen: Den Mann zu einem besseren Mann zu machen. Das ist ein Teil der patriarchalen romantischen Liebeserzählung, und sie wird von Frauen genauso abgefeiert wie von Männern (nicht von allen natürlich).

Später lese ich einen Artikel über die brutale Herrschaft des „Islamischen Staats“, in dem steht, dass es dort Frauen sind, die die Aufgabe übernehmen, andere Frauen zu disziplinieren. Das ist ja kaum zu glauben, denn noch frauenverachtender als beim IS kann ein Patriarchat doch gar nicht aussehen.

Es ist aber die traurige Wahrheit: Das Patriarchat ist nie einfach die Herrschaft von Männern über Frauen. Sondern überall dort, wo es existiert, kann es auf die Unterstützung von Frauen zählen. Viele Frauen akzeptieren die ihnen zugewiesene Rolle einer Existenz zweiter Ordnung. Einer Existenz, die vom Mann abgeleitet ist. Sie akzeptieren die ihnen zugewiesenen Aufgaben, mehr noch, sie machen sie sich zu Eigen. Und: Sie sind es, die diese Ordnung anderen Frauen gegenüber vertreten, oft unbarmherzig.

Frauen sind nicht von Natur aus Feministinnen, sie müssen es werden, in einem bewussten Akt der Entscheidung, die alte symbolische Ordnung der Vorherrschaft des Männlichen nicht mehr zu akzeptieren. Ob es wahrscheinlicher ist, dass eine Frau diese Entscheidung trifft als ein Mann? Vielleicht, weil der Leidensdruck höher ist, weil sie mehr zu gewinnen hat. Vielleicht aber auch nicht, weil auch der Preis höher ist, den sie bezahlt. Eine Frau hat oft auch mehr zu verlieren.

Dass es beim Feminismus nicht um einen Kampf von Frauen gegen Männer geht, wird oft gesagt, aber diese Aussage ist zwiespältig. Einerseits ist es natürlich auf eine banale Weise wahr. Trotzdem habe ich dabei ein leichtes Unbehagen, weil dieses „Es geht nicht gegen Männer“ leicht so verstanden werden kann, als sollten wir unsere Radikalität im Zaum halten, um die Männer nicht vor den Kopf zu stoßen, sie einzubeziehen, sie „abzuholen“.

Aber das ist nicht der Punkt. Beim Feminismus geht es aus einem viel schlichteren Grund nicht um einen Kampf von Frauen gegen Männer: Weil viele Frauen einen solchen Kampf gar nicht kämpfen, sondern sich mit dem Bestehenden arrangieren oder es sogar gut finden. Oder weil sie schlicht noch gar nicht auf die Idee gekommen sind, dass sie es überhaupt in Frage stellen könnten. Weil sie, die ja genauso wie die Männer in der herkömmlichen symbolischen Ordnung aufgewachsen und sozialisiert worden sind, vielleicht zwar ein diffuses Unbehagen verspüren, aber dafür bisher keinen politischen Ausdruck gefunden haben.

Feminismus ist die Weigerung, eine gesellschaftliche und kulturelle Ordnung anzuerkennen, die Frauen als vom Mann abgeleitete Wesen versteht. Als Wesen, die nicht ihre eigenen Ziele verfolgen, sondern sozusagen nur über Bande mitspielen: Die die Welt verbessern, indem sie die Männer verbessern, die sich in der Welt behaupten, indem sie Männer imitieren, oder die die Gesetze der Männer anderen Frauen gegenüber exekutieren.

Eine Feministin erkennt man nicht an den Inhalten ihrer politischen Forderungen und Ansichten, sondern daran, ob sie aufgehört hat, ihr eigenes Leben (und das Leben anderer Frauen) als eines zweiter Ordnung zu verstehen. Daran, ob sie direkt in der Welt wirken möchte, oder ob sie Männer verbessern möchte, in der Hoffnung, dass die es dann regeln. Daran, ob sie ihre eigenen Gesetze aufstellt und ihnen entsprechend lebt, oder ob sie die Gesetze der Männer exekutiert, speziell anderen Frauen gegenüber.

Ja, und auch Männer können feministisch sein. Solche Männer erkennt man daran, dass sie sich vorzugsweise in der Gesellschaft von Feministinnen bewegen. Weil sie Frauen als souveränes Gegenüber schätzen und nicht als Spiegel ihres Selbst.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

64 Gedanken zu “Frauen sind auch nicht von Natur aus Feministinnen

  1. Finde ich wunderbar das Feministinnen Männer nicht verbessern wollen. Warum habe ich dennoch das Gefühl, das einige es trotzdem versuchen?
    Sei es durch die Regulierung von Pornographie oder durch die Kritik von Videospielen? Beide Medien, werden mehrheitlich von Männern konsumiert.

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  2. In unserer Gesellschaft ist es die Regel, von irgendwem in irgendwelche Schubladen gesteckt zu werden. Man könnte ja sonst unbequem werden und zum Selbstdenken kommen,

    Ich habe lange mit Feminismus gehadert. Ich habe auch lange damit gehadert, als Frau in dieser Gesellschaft gesehen zu werden.

    Deine Definition von Feminismus gefällt mir gut.

    Weil ich das genau so eigentlich schon immer lebe. Ich habe es nur lange selbst nicht so gesehen und mich selbst in eine Schublade gesteckt.

    Andere ändern zu wollen, damit man selbst die Verantwortung für sein Leben nicht übernehmen muss, erscheint sehr desorientiert.

    Und doch ist es in unserer Gesellschaft eher die Regel als die Ausnahme.

    Frauen sind anders.

    Frauen haben sich lange über alles Mögliche definiert, bevor sie darauf gekommen sind, dass die Definition im Frausein genügend positive Ansätze bietet.

    Alle reden davon, dass uns die Arten wegsterben, dass unsere Lebensmittel alle auf eine Form gebracht werden.

    Wir sollten froh sein, dass es männliche und weibliche Aspekte gibt und die Unterschiede nicht als Verhinderungs- sondern als Entwicklungspotenzial sehen, der Welt zu zeigen, dass wir Menschen es würdig sind, ein Teil dieser zu sein.

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  3. Die Feminismus Definition im vorletzten Abschnitt ist vortrefflich. Genau diese Formulierung habe ich gesucht um mich als männlichen Feministen bezeichnen zu können.

    Den Grusel angesichts der Liedzeile teile ich. Allerdings stört mich daran die Einseitigkeit und die Festlegung der Rollen (Frau vernessert). Grundsätzlich halte ich das für ein wichtiges Element einer Beziehung, dass jede(r) einen Teil von sich aufgibt. Wenn das Aufgeben asymetrisch und langfristig wird, wird die Beziehung schnell ungesund. Das gilt m.E. für jede Beziehung (in allen denkbaren Kombinationen.

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  4. @BasementBoi – Bei der Kritik an frauenverachtenden pornografischen Darstellungen und Sexismus in Videospielen (denn Feministinnen haben ja nichts gegen Videospiele an sich und viele auch nichts gegen Pornografie an sich) geht es nicht darum, die Männer zu verbessern, sondern es geht darum, die Welt zu verändern, und das ist genau das, was Feministinnen tun. Männer verbessern würde bedeuten, dass ich die Männer in meiner Umgebung versuche, davon abzuhalten, sexistisiche Spiele zu spielen oder sexistische Pornos zu gucken. So you didn’t get my argument.

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  5. „Eine Feministin erkennt man nicht an den Inhalten ihrer politischen Forderungen und Ansichten, sondern daran, ob sie aufgehört hat, ihr eigenes Leben (und das Leben anderer Frauen) als eines zweiter Ordnung zu verstehen.“

    Das ist aber schon eine ziemlich starke Definition, weil es manchmal einfach wahnsinnig schwierig ist, sich von seinem (erlernten/anerzogenen/von der Gesellschaft vorgelebten) Rollenbild komplett zu lösen. Ich wäre daher sehr vorsichtig, die Kategorisierung „Feminist_in“ anhand von persönlichem Verhalten vorzunehmen, weil es vor allem jüngere Frauen oder „Feminismus-Einsteiger“ ausschließt. Geeigneter dafür sind meiner Meinung nach eben doch politische Aussagen, aber primär die Reflexion des eigenen Verhaltens (das dann auch durchaus mal durch ein „zweite Ordnung“-Lebensverständnis geprägt sein kann).

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  6. Ich sehe mich durchaus als emanzipiert an und habe auch eigene Ziele.

    Als Feministin würde ich mich jedoch nicht sehen und würde mich auch niemals so nennen, dafür ist der Begriff einfach zu sehr verbrannt und riecht zu sehr nach Männerhass und Privilegiensicherung.

    Jemand der heute noch was vom Patriarchat erzählt den muss man schon fragen in welchem Jahrhundert er oder sie lebt 🙂

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  7. So definiert war ich immer schon Feministin – und deshalb zweifle ich ein klein wenig daran, ob das reicht. Denn meine Emanzipation geschah höchst individuell, indem ich bereits in der frühen Kindheit meinen Vater als zu fürchtenden und zu bekämpfenden Tyrannen erkannte und das ab Pubertät auch sehr heftig auslebte.
    In den ersten Beziehungen, in denen im Grunde alle das „Papi-Mami-Vorbild“ in irgend einer Weise nachvollziehen, bekämpfte ich weiterhin den Mann als jemanden, der meint, mein Leben bestimmen zu wollen – und die „Rückseite“ davon ist dann eben das „Umerziehungsverhalten“, das viele Frauen gegenüber ihren Männern drauf haben.
    Dass all das reine Projektion meinerseits war (gestützt durch „symbolische Ordnung“), merkte ich erst viel später. Eigentlich hab‘ ich in dieser kämpferischen Jugendzeit (punktuell, im Beziehungsstreit) den Feminismus als selbstermächtigende Ideologie benutzt, weil ich selbst noch zu unsicher war, um die schlichten Tatsachen zu erkennen: Was ich nicht will, kann ich einfach unterlassen – und wenn ER etwas Anderes von mir will als das, was ich selber gerne lebe, dann ist ER halt der Falsche!
    Seitdem sind meine Beziehungen friedlich und bereichernd, Erziehungsbemühungen meinerseits finden nicht statt, allenfalls Anpassungen der jeweiligen Distanz und Nähe im Alltag.

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  8. @Julia – Weil sich das Patriarchat vor dreißig, vierzig Jahren einfach Hokuspokus rückstandslos in Luft aufgelöst hat? Allein, dass für dich der Begriff „Feminismus“ nach Männerhass und Privilegiensicherung riecht, während du gleichzeitig froh über deine Emanzipation bist (die du ja schließlich dem Feminismus zu verdanken hast), zeigt, dass da noch manches nicht zu Ende gedacht ist.

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  9. @Claudia – Und warum soll das nicht reichen? Okay, es reicht vermutlich nicht, wenn es „individuell“ bleibt. Das individuelle Umdenken (für das es vermutlich auch bei dir gesellschaftliche Vorbilder gegeben hat von Frauen, die auch schon „emanzipiert“ waren) muss auch politisch artikuliert werden, das stimmt.

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  10. Ich habe eine Verständnisfrage: Sind Feministen, also männliche Vertreter des Feminismus, nicht wieder denjenigen Frauen gegenüber bevormundend und besserwisserisch, die für sich bewusst einen anderen Lebensweg gewählt haben? Sind sie also doch wieder irgendwie patriachal, nur mit anderen Vorzeichen?

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  11. Der Blogeintrag liest sich fast so, als ob sich eine schon aktiv an der Disziplinierung anderer Frauen beteiligt, nur weil sie keine Feministin ist. Aber im Islamischen Staat kommt ja zum Patriarchat noch der Totalitarismus hinzu, und selbst in extremen Diktaturen machen nicht alle im gleichen Ausmaß mit.

    Unabhängig von diesem Extrembeispiel gibt es bei diversen Disziplinierungen und verstärkten sozialen Kontrollen immer auch Leute, teils ganz unpolitische, denen das einfach nicht liegt. Die zum Beispiel nicht gern über andere Leute lästern, weil sie sich dabei nicht wohlfühlen. Zumindest ist das in solchen Gesellschaften so, die schon etwas Individualisierung (im soziologischen Sinn) geschnuppert haben und deshalb die Kontrolle via Tradition, Religion, Dorfgemeinschaft etc. nur noch eingeschränkt funktioniert.

    Umgekehrt wird auch unter Feministinnen gelästert und diszipliniert und soziale Kontrolle ausgeübt, nur dass da die Stoßrichtung eine andere ist als beim Kaffeekränzchen der konservativen Hausfrauen. Aber auch alternatives Statusgerangel kann nerven. (Spieglein an der Wand, wer speist am vegansten im ganzen Land?)

    Außerdem können auch ursprünglich gut gemeinte Ideologien in Totalitarismus umkippen. Wer es z. B. für „lookistische Kackscheiße“ (Szenesprache) hält, wenn ich Person A attraktiver finde als Person B, könnte sich ein wenig mit maoistischen Diktaturen befassen und schauen, wo solche Sichtweisen schon hingeführt haben.

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  12. @Wolfgang – Frauen ernst nehmen bedeutet nicht, mit ihnen einer Meinung zu sein oder ihnen in allem zuzustimmen. Es kommt auf die Haltung an, man kann Differenzen in der Meinung auch anders vorbringen als bevormundend und besserwisserisch…

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  13. Ja, das stimmt wohl. Man kann als Mann die Frau radikal auf eine bestimmte Rolle reduzieren, das kann dann auch der Feminismus sein. Das ist zwar dann etwas schräg, aber das habe ich schon erlebt. Und ich fand das irgendwie nicht viel besser.

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  14. @Antje: in den 70gern waren „frauenbewegte“ Positionen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen faktisch Mainstream – zumindest in jenen Szenen, die sich auch als links, pro sexuelle Befreiung und insgesamt beeiflusst durch die 68er – und Hippie-Kulturrevolution verstanden. Es lag alles in der Luft, man musste sich nicht groß individuell anstrengen, um „politisch zu artikulieren“, eher ging es darum, was nun im Einzelnen eigentlich noch als „Unterdrückung“ zu gelten habe – und darum drehten sich viele Auseinandersetzungen in Beziehungen. Der „Überbau Feminismus“ (damals noch kaum so genannt) war weithin (auch zwischengeschlechtlicher) Konsens, wer „in“ sein wollte, war SELBSTVERSTÄNDLICH dabei!

    Positionen, wie oben von Julia formuliert, kommen dagegen in einer ganz anderes Situation zustande. Sie sind erklärbar durch die Wahrnehmung eines radikalen „Netzfeminismus“, der – nun ja – höchst gewöhnungsbedürftig daher kommt: Trigger-Warnungen vor Blogposts, heftigste Kommentar-„Zensur“, komplizierte Gender-Schreibweisen und Verdammung jeglicher Äußerungen, die nicht gleichzeitig einen Schwanz von Reflexionen über die eigene Privilegiertheit als Weiße, als „CIS-Frau“ oder „CIS-Mann“ mitformuliert. (Auch Männerhass wird man vielen derartigen Quellen nicht absprechen können). Wenn dann noch das Bestehen auf „Definitionsmacht“ dazu kommt und die Behauptung, Männer könnten unter keinen Umständen diskriminiert werden, dann wird daraus insgesamt ein feministisches Gemenge, das auf viele durchaus emanzipierte Frauen abschreckend wirkt, weil es u.a. auch dem eigenen Gerechtigkeitsempfinden zuwider läuft.

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  15. Eine Ergänzung zu Claudias zweitem Absatz:

    Die heutigen jungen Leute haben im Vergleich zu früheren Generationen weniger autoritäre Eltern, viele sind selbst links, deshalb wird so manche alternative Auflehnung aus der Zeit der Achtundsechziger und Babyboomer überflüssig.

    Und die Erfahrung, dass man als Frau im Beruf benachteiligt werden kann, kommt auch erst mit der Zeit, weil es Arbeitgeber nicht mehr so plump bringen können wie früher, sondern mit Vorzeigefrauen werben.

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  16. @Antje Schrupp

    Nun, es gibt und gab Bemühungen von Feministinnen, eben diese Medien zu zensieren, eben weil man in diesen Darstellungen einen Angriff explizit auf Frauen als Klasse sah.
    Pornographie führt nicht nur zu Gewalt, sondern ist Gewalt durch die darin vermittelten Werte.

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  17. @Antje Schrupp
    »@Julia – Weil sich das Patriarchat vor dreißig, vierzig Jahren einfach Hokuspokus rückstandslos in Luft aufgelöst hat? Allein, dass für dich der Begriff “Feminismus” nach Männerhass und Privilegiensicherung riecht, während du gleichzeitig froh über deine Emanzipation bist (die du ja schließlich dem Feminismus zu verdanken hast), zeigt, dass da noch manches nicht zu Ende gedacht ist.«
    In meinem Umfeld (angefangen von meiner Mutter und auch unter meinen Freunden) ist Julias Einstellung gang und gäbe, weil Feminismus in der öffentlichen Wahrnehmung anders belegt ist als Du es das tust. (Außer Frau Schwarzer, welche andere Feministin ist ein Standardgast in den Talk Shows à la Anne Will oder Frank Plasberg?) Ich finde, dass die jetzige Generation an Feministen und Feministinnen diesen Punkt ernst nehmen sollte: sie haben kaum Öffentlichkeitswirkung im Mainstream. Und ich glaube auch, dass viele Sprechweisen (wie z. B. der Begriff »Patriachat«, der den Geruch der 1950er und 1960er Jahre hat) bei der Allgemeinheit der Frauen und Männer eher Ablehnung hervorrufen, weil sie sich nicht mehr in dieser Gesellschaftsordnung sehen (ob zu recht oder zu unrecht sei mal dahingestellt — oder vielleicht nur, weil das in den Medien etablierte Bild sich nicht an die heutige Zeit angepasst hat).

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  18. Schönes Thema, dem frau immer wieder ratlos begegnet: der oft romantisierenden und esoterisch untermalten Verteidigung eines inferioren Frauenbilds durch Frauen.

    @ Basement Boi: Was hat denn Kritik an Gewalt in Videospielen und Pornogaphie mit Verbesserung von Männern zu tun? Ich würde sagen, genau soviel wie das Auflehnen gegen Rassismus zur Verbesserung von Weißen beitragen soll: um deren Seelenheil geht es nämlich gar nicht! Sondern um die Verbesserung der Lebensbedingungen derer, die durch eine herrschende Klasse unterdrückt und / oder beeinträchtigt werden. In diesem Fall jener Frauen, die nicht in einer Gesellschaft leben wollen, welche sich durch ein mediales Abfeiern von Misogynie und Gewalt gegen sie konstituiert (siehe A. Sarkeesian u. a.).
    Den Begriff »Zensur« find ich hier ebenfalls unangebracht, weil er eine Bedrohung von Meinungsfreiheit suggeriert (wessen frauenfeindliche Meinung dabei so schützenswert sein soll, dass andere Frauen / Feministinnen evtl. dadurch eingeschüchtert sind oder mundtot gemacht werden, ist nochmal eine andere Frage), wo es doch um andere Grundrechte geht, nämlich die Persönlichkeitsrechte der Frau sowie ihr Recht auf Würde.
    Es geht also nicht um eine Verbesserung von Männern, sondern um eine Verbesserung oder Veränderung (im Sinne von mehr Freiheit) der Bedingungen für Frauen.

    Da viele Männer (besonders weiße, heterosexuelle etc.) es gewohnt waren und sind, per se mit den vergleichsweise besten momentan erwartbaren Bedingungen ausgestattet zu sein, wirkt jede Infragestellung dieses Privilegs wohl gleich superbedrohlich. Aber mit Zensur hat das nichts zu tun.

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  19. hmmm.. Ein Problem warum die feministische Kritik vermutlich (leider) so oft am mainstream vorbeiredet , sieht man an einer ähnlichen Symptomatik wie in der Soziologie: dezidiert feministische Texte kranken an ständigem Selbstbeschreibungszwang. Wer vor hundert Leuten das Wort Feminismus benutzt, erzeugt wahrscheinlich hundert verschiedene Assoziationen – sogar innerhalb der eigenen Community. Viele angloamerikanische Feministinnen reden z.B. überhaupt nicht mehr vom Patriarchat (taucht z.B. in Emma Watsons UN Rede und in der gesamten HeforShe-Kampagne nicht einmal auf)- da geht es vor allem um Wahlfreiheit und um das eigene Leben. Das scheint auch der Feminismus zu sein, der die meisten (privilegierten) Menschen anspricht. Entspricht (leider) auch dem Zeitgeist: wer von herrschender Ordnung spricht, isoliert sich. Außerhalb universitärer Seminarräume denkt niemand in Kategorien von Herrschaft, Strukturen und systemischer Gewalt. Es gibt nur gute und schlechte Menschen, die gut oder schlecht handeln. Dementsprechend hören viele Menschen wahrscheinlich nur „Männer sind die Wurzel allen Übels!!!“ und Männer attackieren anschließend aus einer vermeintlichen Defensive während manche Frauen sich entrüstet distanzieren.

    (fällt mir nur gerade so bei Anti-Feministinnen nein: imho superspannendes zur Internalisierung von Ungleichheit findet man zum Stichwort „System Justification Theory“. Vielleicht sucht ja noch jemand hier nach Prokrastinationsmaterial…)

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  20. Liebe Antje Schrupp, bisher nahm ich an, Feminismus wird gebraucht, um die Position von Frau zu korrigieren.
    Wenn ich deinen Text (diesen hier!) lese, kann leicht der Eindruck aufkommen, Feminismus wird gebraucht, um Feminismus machen zu können – egal wozu, um Feministin sein zu können.
    Um das, was ich meine, etwas deutlicher zu machen, darf ich die Sicht einer Freundin aus „dem Osten“ dazu wiedergeben, der ich deinen Text zeigte, sie meinte dann:
    „Das kenne ich alles, diese Methode in Texten, besonders in Liedertexten herumzuwühlen, sogar in niveau- und geistlosen anspruchsfreien, nur um etwas zu finden, das einer herrschenden Ideologie nicht entspricht und das dann als Beispiel für „gesellschaftsschädigend“ kräftig abgebürstet werden konnte um angeblich über diesen Weg die „Gesellschaft zum Gutem“ zu erziehen: Das haben unsere DDR-Funktionäre auf allen Ebenen so betrieben, bei jedem einzelnen Schlagertext und wo auch immer, es ist die gleiche kleinliche und miefige untaugliche Vorstellung zur Gesellschaftserziehung, die mir in diesem Text wieder als bevormundende Sprachzensiererei begegnet, und dabei dachte ich, daß ich mich davon seit 25 Jahren befreit hatte, nein weder will ich das noch einen so agierenden Feminismus. Wer das so gut findet, soll das für sich tun, aber nicht für andere oder gar den Feminismus als Weg propagieren, das ist nichts anderes, als Denken wie im Kalten Krieg“.
    Und nun?
    So hatte ich das bisher nicht gesehen, wie auch, aber mit diesen Argumenten fällt mir dann doch glatt ein gewisser Schirrmacher ein, der meinte in seinem Buch „Ego: Das Spiel des Lebens“ unter anderem dieses:
    „Die Logik des Kalten Krieges ist zur Logik der Zivilgesellschaft geworden und korrumpiert sie. Die Egoismus-Maschinen spielen das große Spiel längst ohne den Menschen. Der Verlierer steht von vornherein fest: wir alle.“
    und
    „Was erlauben wir, …, welches Spiel wollen wir spielen? Wollen wir ein uneigentliches Spiel von verdeckten Schachzügen, von heimlichem, indirekten Reden in unseren Gesellschaften, in unseren Demokratien, oder wollen wir etwas anderes? Honorieren wir offenes Spiel mit dem Anderen?“

    Ohne mit diesem Zitat Vermessenheit verbreiten zu wollen: Sollten wir nicht alle mal heftig darüber nachdenken, ob die Denk- und Srachmethodik / -Logik des Kalten Krieges tatsächlich noch unsere sein sollte, in Auseinandersetzungen, die auf völlig anderen Feldern unter völlig anderen Bedingungen jedoch „wie im Kalten Krieg“ konstruiert und „gepflegt“ werden?
    Ich bleibe dabei:
    Feminismus ist weder eine übrig gebliebene Spielart aus dem Kalten Krieg mit zensierenden kleinlichen Srachanalysen, sondern eine sinnvolle offene Bewegung zur erforderlichen Einordnung von Frau in Gesellschaft, wie ich bisher auch bei dir, Antje Schrupp, viele Anregungen DAFÜR fand.

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  21. „Sie sind es, die diese Ordnung anderen Frauen gegenüber vertreten, oft unbarmherzig.“

    Ich habe den Eindruck, dass „der Feminismus“ (wer/ was das auch immer sein möchte) auf diesem Auge blind ist.

    Was tun Feministinnen gegen diese Form der „Kolaboration“?
    Tun sie überhaupt etwas? Oder machen sie es sich bequem mit ihrem eigenen Postulat, Frauen dürfe man quasi generell nichts vorschreiben, und alles, was Frau freiwillig tut sei feministisch abzunicken?

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  22. @Panaema: Ja, stimmt, gut beschrieben, diese Bewertungsverschiebung weg von Herrschaftskonflikten hin zu Gut-Böse-Richtig-Falsch-Kategorien. Es geht nicht mehr um Macht und Gewalt, sondern um gutes oder schlechtes Karma. Meiner Meinung nach ist das auch eine Nebenwirkung flächendeckender Psychotherapie: Leiden wird so lange individualisiert und isoliert betrachtet, bis von einer gesellschaftlichen Relevanz nichts mehr übrig bleibt, weil die erwünschte Anpassung wieder funktioniert.

    Frauen, die in dieser Gesellschaft leiden, können dann ihrer »lebensspendenden Weiblichkeit« nachspüren und mit sich »ins Reine kommen«, indem sie die Implikationen der weiblichen Rolle annehmen und solange in Eigenleistung reframen, bis sie die Ungerechtigkeit nicht mehr so spüren. Andererseits – wer heilt, soll ja recht haben, und wenn’s glücklicher macht…

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  23. @Michaela Lusru: Mit dem Argument kann so gut wie jede inhaltliche Kritik an künstlerischem Schaffen belegen. Wenn wir Gesellschaft verändern wollen, dann geht das nur mit Kritik an den Zuständen, und dazu gehört ganz wesentlich auch die Popkultur.

    Es geht doch hier anders als in der DDR nicht darum, mit solchen Argumenten künstlerisches Schaffen zu zensieren, sondern um ein Bewusstsein zu schaffen für die teils sicherlich un(ter)bewusste Darstellung von tradierten Rollenbildern in der Populärkultur.

    Auch Feminist_Innen dürfen doch mit Freude „Germanys Next Topmodel“ gucken. Femistisch ist man dann, wenn man es nicht gut findet, das man es mit Freude guckt. 🙂

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  24. @claudia1berlin
    Ich verstehe nicht ganz, was Du mit »Netzfeminismus« meinst, ist das für Dich eine echte Strömung oder meinst Du bloß damit Tendenzen, alles auf die Goldwaage zu legen und formal überkorrekt zu sein — was dann diskussionshemmend ist? (Z. B. ist ein Kollege von einem Studenten, der Transfrau ist, gebeten worden, statt »he or she«, »he, she or it« zu verwenden.)

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  25. “Eine Feministin erkennt man nicht an den Inhalten ihrer politischen Forderungen und Ansichten, sondern daran, ob sie aufgehört hat, ihr eigenes Leben (und das Leben anderer Frauen) als eines zweiter Ordnung zu verstehen. Daran, ob sie direkt in der Welt wirken möchte, oder ob sie Männer verbessern möchte, in der Hoffnung, dass die es dann regeln. Daran, ob sie ihre eigenen Gesetze aufstellt und ihnen entsprechend lebt, oder ob sie die Gesetze der Männer exekutiert, speziell anderen Frauen gegenüber.”

    Ich verstand noch nie und verstehe mein Leben nicht als eines zweiter Ordnung. Ich wirke direkt in der Welt, will keine Männer verbessern, die es dann regeln, und leben nach meinen eigenen Gesetzen – die allerdings immer im Kontext der Gesellschaft stehen, die ich in weiten Teilen nicht als patriarchalisch empfinde. Niemand von uns kann einfach irgendwelche eigenen Gesetze aufstellen und dann danach leben. Denn da sind immer auch die anderen.

    Soweit es in diesem gesellschaftlichen Kontext möglich ist, lebe ich nach meinen Gesetzes. Dennoch bin ich keine Feminstin. Ich will mir nicht dauernd über den Feminismus Gedanken machen, sondern einfach mein Leben leben, mit nicht mehr Grenzen als denen, denen wir alle unterworfen sind (niemand anderem zu schaden, die Menschenrechte und Rechte anderer zu achten etc.). Es fiele mir nicht im Traum ein, anderen Menschen zu sagen, wie sie leben oder denken sollen. Schon gar nicht “exekutiere” ich es und fühle mich auch nie exekutiert. Möglicherweise bin ich in einer sehr priviligierten Situation, die ich letztlich meiner Bildung, meinem beruflichen Können und vielleicht auch dem Glück verdanke. Bin ich deshalb automatisch Feminstin? Wohl kaum. Außerdem: Warum soll ich einen Kampf gegen Männer oder gegen das angeblich von ihnen mit allen Mitteln verteidigte Patriarchat führen, wenn ich es gar nicht spüre und mir Männer gar keine Steine in den Weg legen? Übrigens auch keine anderen Frauen.
    Vielleicht soillten wir unser Leben etwas weniger ideologiebefrachtet betrachten. Das macht manches leichter und entspannter.

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  26. @rivka

    Von Zensur habe ich nicht gesprochen.
    Aber natürlich ging es Feministinnen darum, welche Werte und Normen Pornographiekonsumenten vermittelt werden/wurden und welche Auswirkungen diese auf das Verhalten hatten.
    Hier wurde ja niemand gefragt was seine persönliche Einstellung zu solchen Darstellung ist, sondern es darauf hingearbeitet durch Verbot gewisse Einstellungen zu ändern.

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  27. @Panaema: Ja, stimmt, gut beschrieben, diese Bewertungsverschiebung weg von Herrschaftskonflikten hin zu Gut-Böse-Richtig-Falsch-Kategorien. Es geht nicht mehr um Macht und Gewalt, sondern um gutes oder schlechtes Karma.

    Irgendwie schon, aber ist das in politischen Milieus besser?

    Vor 20 Jahren haben Feministinnen das Schönheitsideal kritisiert und diejenigen, die sie dafür verantwortlich machten. Heute wird die Auseinandersetzung viel persönlicher geführt, es geht oft drum, dünne Frauen zu „bashen“, weil sie ja so privilegiert sind.

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  28. „Als Feministin habe ich immer angenommen, mein Kampf für Frauenemanzipation diene der Errichtung einer besseren Welt – egalitärer, gerecht und frei. Doch seit einiger Zeit erfüllt mich die Sorge, dass ursprünglich feministische Ideale für gänzlich andere Zwecke eingespannt werden“.

    Diese Äußerung stammt von der Politikwissenschaftlerin und Feministin Nancy Fraser und findet sich
    in dem folgenden wichtigen, lesenswerten Beitrag:
    „Neoliberalismus und Feminismus: Eine gefährliche Liaison“

    https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2013/dezember/neoliberalismus-und-feminismus-eine-gefaehrliche Liaison
    .

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  29. Japanjedi: (Z. B. ist ein Kollege von einem Studenten, der Transfrau ist, gebeten worden, statt »he or she«, »he, she or it« zu verwenden.)

    Sagt man auf Englisch statt „he or she“ nicht sowieso „they“?

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  30. Hab vielen Dank für diesen großartigen Aufsatz, Du sprichst mir aus der Seele! Schon bei C.G. Jung, dessen Sicht der Dinge mir dereinstens mal sehr wichtig war, kommt halt letztendlich als Quintesenz auch nur heraus, daß eine Frau deshalb eine Frau ist, weil sie kein Mann ist. Das haben wir alle so verinnerlicht, ein lebenslanger Kampf, ein gewisses Selbstverständnis zu erringen. Ich selbst bin auch in die meisten Fallen getappt, die das System bereithält und sehe in den eigenen Reihen viele, viele, die sagen: ich brauch keien Emanzipation, ich weiß doch, daß ich eine Frau bin! Was bitte kann man zu soviel Gleichgültigkeit noch sagen, ja, du hast leider sehr recht, überall dort, wo das Patriarchat ist, sind auch Frauen, die bereitwillig mitmachen. Liebe Grüsse

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  31. Bei der Diskussion mit einem Freund kam eine, wie ich finde berechtigte Kritik auf. Wie lebt man Beziehungen wenn man nicht bereit ist, die andere oder den anderen zu „verbessern“ oder sich von ihm oder ihr verbessern zu lassen? Freundschaftliche und auch romantische Beziehungen funktionieren doch nur dann, wenn ich dazu bereit bin.

    Oder kritisieren Sie lediglich die Einseitigkeit des Verbesserungsideal? Das kommt leider bei Ihrem Artikel nicht präzise zur Geltung.

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  32. @Graugans schreibt: 21. Oktober 2014 um 01:13
    Darf man C.G.Jung eigentlich als Frau (!!!) auch kritisch lesen, ohne diese versimpelnde Einfältigkeit dieses Mannes in diesem Spruch klanglos zu übernehmen?
    Jedes Ding ist das nur, weil es kein anderes ist – das ist unsere simple Daseinsweise. Jede Erscheinung hat ihre GRENZEN, ihre Abgrenzungen, die sie unterscheiden von Anderem. Hat sie das nicht, dann ist sie nicht oder ist etwas anderes.
    Was C.G.Jung da schwadroniert, ist die alte bürgerliche Psycho-Männerpampe, gönnerhaft mit dem Anschein eines Wohlwollens gegenüber Weiblichkeiten getarnt.
    Wäre er für mich erreichbar, würde ich ihn fragen ob es nicht vielmehr so ist, daß Mann (er, Jung) nur deshalb Jung ist, weil er keine Frau ist – Was bitte dann?
    Mehr Dummheit auf einen Haufen geht wohl schlecht, denn es stimmt sogar: Nur weil er keine Frau ist.
    Siehe weiter oben.

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  33. @bettinaberens schreibt: 20. Oktober 2014 um 05:27
    „Wir sollten froh sein, dass es männliche und weibliche Aspekte gibt und die Unterschiede nicht als Verhinderungs- sondern als Entwicklungspotenzial sehen, der Welt zu zeigen, dass wir Menschen es würdig sind, ein Teil dieser zu sein“

    Ja, ja und nochmals ja:
    Froh sein über UNSERE Unterschiede, es sind unsere!
    Unterschiede sind das Einzige, was Bewegung und Veränderung und damit Stabilität in der Entwicklung erzeugen kann, Unterschiede sind das Einzige, was erfaßt, wahrgenommen und verglichen werden kann, Unterschiede, einmal erfaßt, sind INFORMATIONEN, nur solche sind Informationen.
    Die Fähigkeit, damit umzugehen sind das, was uns aus dem Tierreich hervorbrachte und uns heute unser Leben gestalten läßt, beruhend einzig auf den Unterschieden, die das Potential entwickeln.
    @bettinaberens hat Naturgesetzliches sehr liebenswert formuliert.

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  34. @Antje Schrupp schreibt: 20. Oktober 2014 um 09:39
    meint
    „sondern es geht darum, die Welt zu verändern, und das ist genau das, was Feministinnen tun“
    Ja, so sehe ich das auch. Das kann und darf man auch so sehen, aber eben auch anders.
    Vor allem ist dabei das Wichtigste zu beachten (und darauf bestehe ich):
    Zur zu „verändernden Welt“ gehören die Frauen, niemand hat das Recht, sie auszuschließen, auch keine Feministin, die es demzufolge in dieser runden Logik gilt, ebenfalls, als Teil der „Welt“, „unserer Welt“, zu verändern.
    Dieser Aspekt kommt mir im publizierten Feminismus grundsätzlich zu kurz.
    Ach ja, gelegentlich hört man, daß außer Feministinnen noch andere Vertreter unserer Spezies „die Welt verändern“, und das auch (!) tun. Das ist also kein Alleinstellungsmerkmal von Feministinnen, und mit Gewißheit auch keines aller Feministinnen.
    Große Worte.Große Worte.

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  35. @Irene (@irene_muc) schreibt: 20. Oktober 2014 um 11:22
    Warum bitte komme ich in letzter Zeit immer mehr auf die Frage, wieso bei Antje Schrupp Warnugnen wie deine vor Entgleisung in Ideologie (= festgefügte unveränderbare geschlossene Anschauung), z.B. wie bei anderen einst progressiv gemeinten Ideologien, gern mal durch Apollogetik und Liebenswertigkeit überspielt wird?
    Das sind dann stets Momente, wo ich das Gefühl bekomme, Feminismus sei eine Religion und auch so zu leben: einfach mal glauben.

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  36. @rivka schreibt: 20. Oktober 2014 um 14:40
    Meine ostdeutsche Freundin ist sauer über deeine scheinbar sichere Selbstdarstellung zu „Nichtzensur“ – Sie meint, du hättest original in der Motivlage und Begründung durch Sprachmethodik die Feinheiten deklariert, die ostdeutsche Kulturarbeiter tagtäglich in dieser deiner Art postulierten. „So wurde das gemacht bei uns“ sagt sie, „Zensur erfolgte so, wie du redest, das will ich nie wieder erleben müssen“.
    Und nun? Da bin auch ich erst mal ratlos, aber wissen solltest du das schon, wie sie dich erlebt, denn es sind ja deine Worte und Überlegungen, feministische, wie wir meinen wollen.

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  37. „Du machst mich zu einem besseren Mann“.
    aka
    „Mit dir zusammen zu sein ist ein Privileg und ich bemühe mich jeden Tag, der Mann zu sein, den du in mir siehst und den du verdient hast.“

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  38. @ Michaela Lusru:

    Warum bitte komme ich in letzter Zeit immer mehr auf die Frage, wieso bei Antje Schrupp Warnugnen wie deine vor Entgleisung in Ideologie (= festgefügte unveränderbare geschlossene Anschauung), z.B. wie bei anderen einst progressiv gemeinten Ideologien, gern mal durch Apollogetik und Liebenswertigkeit überspielt wird?

    Ich weiß nicht, warum du auf diese Frage kommst und verstehe nicht mal, wen oder was du meinst.

    Wieso beteiligt sich deine mehrfach erwähnte Freundin nicht selbst an dieser Diskussion, wenn die Beiträge sie so beschäftigen?

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  39. @ Ralf Janz: „Wie lebt man Beziehungen wenn man nicht bereit ist, die andere oder den anderen zu “verbessern” oder sich von ihm oder ihr verbessern zu lassen?“

    „Verbessern“ kann ich ja wohl nur mich selbst bzw. mein eigenes Denken und Verhalten. Andere – ohne deren Einverständnis – ‚verbessern‘ zu wollen, betrachte ich als Manipulation. Dass Liebe/Wertschätzung/Achtung/Fürsorge in einer Beziehung die Liebespartner_in „verbessern“ kann im Sinne von sich noch tiefer lieben und füreinander da sein wollen/können hat für mich eine ganz andere Qualität als das, was in der von Antje zitierten Refrainzeile „Du machst mich zu einem besseren Mann“ zum Ausdruck kommt.
    Diese klingt für mich doch sehr nach Reparatur von schlechter/kaputter Männlichkeit und einem alt- patriarchalen
    Erlösungsmotiv, welches die Emanzipation von Frauen wie Männern verunmöglicht.

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  40. @Irene
    Nein, manchmal musst Du ja im Singular sprechen. Z. B. wenn Du über einen Doktoranden bzw. Doktorandin sprichst: »He or she should have the following qualifications …«

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  41. @ Irene (@irene_muc) schreibt: 21. Oktober 2014 um 12:47
    „Warum beteiligt sie sich nicht selbst“?
    Weil sie zum einen Mutti von 4 schulpflichtigen Kindern und berufstätig sein möchte (Zeitfragen, allein schon nur zum lesen) und zum anderen weil sie von der bloggerei und erst recht in gewisser „postfeministischer Art“ – wie sie es nennt – nicht so viel hält.
    Darüber hinaus hat sie sich dennoch (ihrer und deiner Sicht zum Trotz) direkt beteiligt, indem ich ihr den blog nahebringen konnte und sie mir ihre Meinung dazu verhalf, die ich aufschrieb.
    Damit war auch sie dabei, und das bitte ich zu akzeptieren als das was es ist: Teilhabe etwas anderer Art.
    War, denn das reicht ihr, Kinder und Job sind ihr wohl doch wichtiger und erfüllender.

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  42. @ Irene (@irene_muc) schreibt: 21. Oktober 2014 um 12:47
    Ach ja, „wie ich auf diese Frage komme“:
    „mit Apollogetik und Liebenswertigkeit überspielt“
    Antje Schrupp geht wohl prinzipiell außerordentlich höflich, einfühlsam und rücksichtsvoll mit ihren Kommentatoren um, die wohl aus unterschiedlichsten persönlichen Verhältnissen heraus kommend sich bei iohr treffen.
    Wie ich glaube zu erkennen, darunter kaum jemand mit der aktuellen Verantwortung für Familie und / oder Kind(er), anders gesagt: Es scheint genug Zeit, die Feministische Problematik in alle Windrichtungen und Schattierungen zu erörtern. Zumindest ist ein Gegenteil nicht ersichtlich.
    Dabei – wie immer bei solchen Situationen -kann es schon vorkommen, daß die Schlachten von gestern und vorgestern erneut geschlagen werden wollen, sollen, oder sogar müssen – mehr oder weniger im „eigenenTopf“, soetwa also wie „verfestigend“, ideologiesierend. Dies, von jeder klugen Frau bemerkt, wird durch hohen Grad an Freundlichkeit, Zuversicht und Liebenswürdigkeit im Ausdruck und Umgang gemildert, ohne daß das erforderlich oder der Sache des blogs sonderlich dienlich wäre, sein könnte. Böse Leute nennen soetwas gern pastoral – ich nicht, ich sage es so und finde das ausreichend.
    Ich wurde dazu angeregt durch den Text aus einem Kommentar:
    „Außerdem können auch ursprünglich gut gemeinte Ideologien in Totalitarismus umkippen. Wer es z. B. für “lookistische Kackscheiße” (Szenesprache) hält, wenn ich Person A attraktiver finde als Person B, könnte sich ein wenig mit maoistischen Diktaturen befassen und schauen, wo solche Sichtweisen schon hingeführt haben.“
    Und finde, mehr ist dazu nicht zu sagen, da es sehr wohl und gut zu verstehen ist, WAS WIR beide da wohl im Kopf hatten, jeder aus seiner persönlichen Befindlichkeit heraus verspürte das, sich so äußern zu müssen, die eine als Hineinstellung in den blog, die andere als sich daraus formulierbare Frage, klar und schlicht.
    Mehr ist nicht.

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  43. @Ute Plass schreibt: 21. Oktober 2014 um 14:12
    “Verbessern” kann ich ja wohl nur mich selbst bzw. mein eigenes Denken und Verhalten. Andere – ohne deren Einverständnis – ‘verbessern’ zu wollen, betrachte ich als Manipulation. “
    jaoh, jaoh, jaoh!
    und
    „was in der von Antje zitierten Refrainzeile “Du machst mich zu einem besseren Mann” zum Ausdruck kommt.
    Diese klingt für mich doch sehr nach Reparatur von schlechter/kaputter Männlichkeit und einem alt- patriarchalen
    Erlösungsmotiv, welches die Emanzipation von Frauen wie Männern verunmöglicht.“
    jaoh, jaoh, jaoh!

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  44. Das ist ein wichtiger Gedanke, auf exakte Definitionen kommt es nicht an. Liebeslieder haben meisten aber auch eine nicht personale Dimension der Erzählung. Liebe und Begehren reizen aus den Menschen jedoch auch ihre besseren Möglichen heraus.

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  45. @edomblog – „Liebe und Begehren reizen aus den Menschen jedoch auch ihre besseren Möglichen heraus.“
    Ja, sehe ich auch so.
    Die Liebe selber betrachte ich als unverfügbar. Daher kann niemand sie als eine Art von Instrument benutzen um andere zu besseren Menschen zu machen.
    Vielleicht liegt es an der Wirkkraft der Liebe aus uns das Beste herauslieben zu können? 🙂

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  46. Frauen sind auch nicht von Natur aus Feministinnen… Aber sind sie nicht schon sehr früh Subjekte, die eben nicht nur aus ihrem Umfeld konstituiert sind, d.h. zunächst einmal in einem Zustand, der auch von Feministinnen gerne erreicht wird?

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  47. Ich muss ehrlich sagen, dass ich ihre Interpretation der Liedzeile „Du machst mich zu einem besseren Mann“ doch etwas erschreckend finde. Die besagte Liedzeile impliziert nämlich eher, dass der Mann von sich aus seine negativen Eigenschaften aufgibt, um der Frau noch mehr zu Gefallen. Der Bezug zu einer Person kann eben auch der Anstoß sein, negative Angewohnheiten abzulegen, derer man sich schon immer bewusst war.

    Was daran verwerflich sein soll, negative Eigenschaften für seinen Partner oder Partnerin abzulegen, erschließt sich mir also nicht ganz.

    Aber gut, die ideologischen Scheuklappen des Feminismus machen es so mancher Feministin wohl unmöglich, die Zeilen auf eine andere Art zu interpretieren, als es in diesem Artikel getan wird.

    Sehr schade, da ich die Gleichberechtigung unterstütze und diese Art zu denken als schädlich erachte, wenn man sich eine Gesellschaft, in der Mann und Frau die selben Chancen und Möglichkeiten haben, herbeisehnt. Immer in allem das negative zu sehen, wird den Frauen nicht die Rechte und das Ansehen einbringen, die sie verdienen.

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  48. @ethfiel – “ Frauen sind auch nicht von Natur aus Feministinnen….Aber sind sie nicht schon sehr früh Subjekte, die eben nicht nur aus ihrem Umfeld konstituiert sind, d.h. zunächst einmal in einem Zustand, der auch von Feministinnen gerne erreicht wird?“
    Hm, verstehe ich nicht. Welcher Zustand ist gemeint? Den der kindlichen Unschuld? Den gibt’s allerdings auch nicht. Das Kind ist zwar unschuldig, doch die gesellschaftlichen Zustände in die es hineingeboren wird, sind es nicht. 😦

    Auf welchen Zustand , „der auch von Feministinnen gerne erreicht wird“, verweist du?

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  49. Naja, vllt. bin ich zu stark von mir ausgegangen… aber es gibt impulse, die dann auf die umwelt treffen (nix kindliche unschuld) und die stehen oft im widerspruch zu dem was verlangt wird. zuerstmal teilen kinder, vermute ich, ihre interessen durchaus mit. das ist eine vorraussetzung für feminismus – wissen was ich will (nicht gleich zusetzten mit ellenbogen raus). manches wollen wird von außen hervorgerufen, anderes kommt von innen. Ich könnte ein bsp. aus eigener Erfahrung für letzteres nennen, aber das ist zu persönlich für einen Blogpostkommentar.

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  50. Liebe Antje,
    haben Sie „vergessen“, mich freizuhalten?
    Oder habe ich mich wieder einmal danebenbenommen?
    Ein anderer Kommentar ist bereits freigeschaltet, obwohl weitaus später geschrieben.
    Aber schließlich haben wir Sonntag.
    Irgendwo sagten Sie mal, wenn Sie Menschen im Forum ein wenig kennen, würden Sie auch „Schnitzer „durchgehen lassen würden.
    Ist oft eine Temperamentssache.
    Ist der „Arsch“ oder „le Visage“ die Ursache?
    Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen.

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  51. @Irene – Nein ich habe den letzten Kommentar gelöscht, weil er einfach eine Tirade gegen den Feminismus war, der inhaltlich mit diesem Blogpost nichts mehr zu tun hatte. Bei Bekannten bin ich zwar etwas nachsichtiger beim Freischalten, aber eine Grenze gibt es dennoch 🙂

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  52. Liebe Frau Lusru,
    Wenn Sie sich mit dem Konzept „lookism“ auseinandergsetzt hätten, wüssten Sie, dass es nicht um persönliches Attraktivitätsempfinden geht.

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  53. OK, so langsam bin ich verwirrt: nachdem Du kürzlich über die notwendig im „Männersystem“ logisch angelegte volle Gleichberechtigung/Gleichwertigkeit der Geschlechter geschrieben hast, jetzt die Erkenntnis, daß „das Patriarchat“ eben einfach nur das System ist, in dem wir leben, nicht *das Männersystem* zur Unterdrückung „der Frau“. Und dann noch die komplett individualisierte Negation der immer angeprangerten patriarchalen Unterdrückung? Freiheit habe ich, wenn ich sie denke??? Und Feminismus ist nur der Akt der gedanklichen Selbstbefreiung? Unabhängig von axiomatischen oder politischen Grundlagen? Dann sind ja wohl auch alle #notafeminist (oder so)-Frauen in Wahrheit Feministinnen.

    Was bleibt denn dann noch übrig von dem gedanklichen System?

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  54. @SomeOne – Aus dem Akt der gedanklichen Selbstbefreiung, wie du es nennst, folgt dann ja ein verändertes Handeln. Freiheit ist die Vorbedingung für politisches Handeln, nicht dessen Folge (bzw. das möglicherweise auch, es besteht eine Wechselwirkung).

    Unabhängig von Grundlagen existiert nichts auf der Welt, auch der Feminismus nicht. Feministin sind meiner Meinung nach alle, die sich so nennen, es ist sozusagen ein öffentliches Bekenntni. Es gibt aber natürlich auch freie Frauen, die keine Feministinnen sind, so wie es andersrum Feministinnen gibt, die nicht frei sind.

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  55. Hallo Antje,

    „Unabhängig von Grundlagen existiert nichts auf der Welt, auch der Feminismus nicht.“

    Eben. Aber Deine Argumentation macht ihn doch gerade zu etwas geradezu Etherischem, Unfassbaren. Ungefähr so, wie Judith Butler dem Feminismus das Subjekt genommen hat. Anders formuliert: wenn man den Feminismus aus seiner Verhaftung im Marxismus löst und indivualisiert, wenn man die Axiomatik von weiblichem epistemischem Privileg aufgibt (was der erste von mir genannte Beitrag zum „Männersystem“ tat), was unterscheidet dann noch Feminismus von jeder anderen systemisch eingebundenen Sozialstrukturtheorie? Das ist das Ende des Patriarchats, so wie es das Ende des Feminismus ist. Am Ende stehen soziale Praktiken, die mal so, mal so wirken. Aber den Ismus hast Du mit dem Ansatz entfernt. Ich finde das richtig, aber es irritiert mich immer, wenn ich Dinge lese, von denen ich denke, sie passen doch gar nicht in die Argumentationsstruktur des Autors/der Autorin.

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  56. Graugans schreibt: 21. Oktober 2014 um 01:13
    „Hab vielen Dank für diesen großartigen Aufsatz, Du sprichst mir aus der Seele! Schon bei C.G. Jung, dessen Sicht der Dinge mir dereinstens mal sehr wichtig war, kommt halt letztendlich als Quintesenz auch nur heraus, daß eine Frau deshalb eine Frau ist, weil sie kein Mann ist. Das haben wir alle so verinnerlicht, ein lebenslanger Kampf, ein gewisses Selbstverständnis zu erringen.“

    Wobei ich immer wieder ein anderes Phänomen bei Männern erlebe: den Abgrenzungszwang bei vielen Männern gegen alles an sich selbst, was nur ansatzweise den Eindruck erweckt feminin/weiblich zu sein: Mensch minus Frau = Mann.

    Da sich die Frauen immer neue Bereiche erobern, ihre Geschlechtsrolle immer mehr erweitern – eben auch um jene Dinge, die früher Männern vorbehalten waren, wird so (Mensch minus Frau = Mann) die männliche Geschlechtsrolle zwangsläufig immer enger.

    Diese besagten Männer beschneiden sich damit selbst, stecken sich immer engere Grenzen, in die dann auch Männer in ihrer Seins-Vielfalt nicht mehr hinein passen. Mann sein ist eben nicht auf Kerl sein zu reduzieren.

    Hinzu kommt der Druck auf die Männer aus ihren eigenen Reihen. Wie bei den Frauen ja auch, gibt es bei den Männern sicher auch genug Geschlechtsrollenwächter (wie ich sie nenne), die penibel darauf achten, was man darf, nicht darf, tun oder lassen sollte.

    Wenn Männer sich dann herausnehmen diese engen Grenzen zu überschreiten, müssen sie fürchten als weibisch, schwul etc. eingestuft zu werden, was die meisten Männer nicht wollen, zumal wenn sie nicht schwul sind.
    „Weibsmann“ ist ja leider immer noch eher abwertend gemeint, so wie „Mannsweib“ ja leider auch. Wer mag schon abgewertet werden?

    Wenn man sich aber mal genau hinsieht, dann fühlt man, dass es eben auch eher maskuline Frauen und eher feminine Männer gibt, das kann man ja gar nicht übersehen.

    Liebe Grüße

    Keydie

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  57. @Jan schreibt: 20. Oktober 2014 um 17:00
    „Es geht doch hier anders als in der DDR nicht darum, mit solchen Argumenten künstlerisches Schaffen zu zensieren, sondern um ein Bewusstsein zu schaffen für die teils sicherlich un(ter)bewusste Darstellung von tradierten Rollenbildern in der Populärkultur.“
    Lieber Jan, nimm doch bitte zur Kenntnis, daß es nach langen Diskussionen mit meiner „Ostlerin“ wohl in der DDR auch nicht um „die Zensierung“ ging, sondern mehr so, wie sie es sieht:
    Mit nichten war die Argumentation „zu progressiven Rollenbildern“ in der DDR eine andere, auch dort ging es sehr wohl darum, „ein Bewusstsein zu schaffen für die teils sicherlich un(ter)bewusste Darstellung von tradierten Rollenbildern in der Populärkultur“ – möglichst sogar über „staatlich unterstützte Aktionen“ (was das auch immer für eine Zensur-Art – oder Stufe, besser: Filter war oder sein sollte) – was wohl in unserer Gegenwart der allgemeine mainstream gleich selbst „völlig frei“ zensierend übernehme – der Vorgang sei kaum unterscheidbar, das Ergebnis noch weniger: Es verbleiben immer Einschüchterungen, i.d.R selbsternannte unbegründete und daher unberechtigte.
    Beispiel:
    Da meinte doch kürzlich ein österreiche(s) Kommentator in einem blog „Ich entschuldige mich dafür, daß es in Österreich einen Gabalier gibt“ – und schon gab es Gazetten und Scmon(t)zetten der Mainstreamboulevards und „progressiven Richtung“, die das als festgestellten musikalischen Qualitätsmangel (ähnlich wie das gerade mit Helene Fischer versucht wird) „aufgreifen“:
    Schlager aller coleur (und damit die davon angesprochenen Millionen Fans) als musikalischen Abfall zu disqualifizieren zu versuchen, ohne zu begreifen, wie diese Akteure a la Jan Delay sich letztlich auch nur selber als sich permanent selbst kopierende Schmalspurbühnenhüpfer und musikalische Käfigassoziationen plazieren, verspannt mit zu vielen Klappen nicht nur an den (eigenen) Ohren.
    Dessen Texte mal in diese Diskussion eingebracht, wir hätten Stoff für Jahrzehnte – wenn sie sich trauen würden, sich gleichermaßen in deutscher Sprache zu offenbaren …

    Wer also diese „Zensur“ versucht, sei nicht so wichtig, meint meine Freundin, entscheidend ist, daß es bei zu vielen „In“ sei, diese ausschließlichen methodischen Denk-Rudimente des Kalten Krieges in alle Bereiche unseres kulturellen Daseins und damit auch in die zwischen Mann und Frau immer wieder neu zu beleben, anstatt genau diese Methode zu ächten als Spalter, erzwungener Eliten-Egozentrik, und zu einem Diskurs Frau UND Mann zu wandeln – was ja letztlich auch nur das einzige Anliegen von Feminismus „von Natur aus“ sein kann, auch wenn nicht alle Frauen weder heute noch künftig „von Natur aus“ sich selber so sehen wollen – es ist auch das zu akzeptieren, da sonst das dem Feminismus ursprünglich als Quelle und Motor dienende Toleranzbestreben sich nicht mehr realisiert.
    Feminismus ist keine Kultur der „Besserverdienenden“ oder „Besserverstehenden“ oder „Besserqualifizierten“, auch wenn die übergroße Zahl der Feminist(Inn)en leider fast ausschließlich aus dieser sozialen Minderheit kommt.

    @Keydie Lyn schreibt: 5. Dezember 2014 um 15:26
    „Du sprichst mir aus der Seele! Schon bei C.G. Jung, dessen Sicht der Dinge mir dereinstens mal sehr wichtig war, kommt halt letztendlich als Quintesenz auch nur heraus, daß eine Frau deshalb eine Frau ist, weil sie kein Mann ist. Das haben wir alle so verinnerlicht“ –
    Nun ja, ich hoffe, die Vergangenheit, in der du dich hier selber zitierst, ist auch eine solche für dich.
    Warum?
    Was da der C.G. Jung artikulierte mit „daß eine Frau deshalb eine Frau ist, weil sie kein Mann ist“ ist so eine dümmliche Lapalität (auch zu seiner Zeit und besonders für damalige intelligente Leute!), mit genau der gleichen Begründungslinie und gleichen Berechtigung / Wirkung hätte er auch damals bereits sagen können (wenn er sich für etwas Bedeutsames getraut hätte): „Der Mann ist nur insofern ein solcher, als er keine Frau ist“ –
    Was nun?
    Der Unsinn solcher Jung’scher und ähnlicher völlig durchsichtiger Denkverrenkungen kann deutlicher sich nicht zeigen, wenn sie mal „reziprok“ betrachtet oder auf die eigene Aussage angewandt werden.
    Was sagt uns das?
    C.G. Jung war weder „von Natur aus“ ein oder „der“ Mann, der in der Lage und „beseelt“ genug war, Frau-Mann normal zu erkennen noch zu beschreiben, da er deutlich ersichtlich auch nur aus dem bestand, was ihm selber zuvor zur Beschreibung von Frau einfiel: Mann insofern, als keine Frau, auch „von Natur aus“ betrachtet …

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