Kann man diesen Text teilen oder ist er zu pastoral?

Liebe Leser_innen, kirchliche und nicht-kirchliche, jetzt spreche ich euch beide zusammen mal an, denn ich habe eine Frage.

Wie Ihr (vielleicht) wisst, schreibe ich manchmal für piqd Empfehlungen. Deshalb lese ich Texte immer auch mit einem Auge daraufhin, ob sie empfehlenswert sind. Die Kriterien sind nicht überraschend: Ist der Text gut geschrieben, hat er originelle/neue/wichtige Informationen und Gedanken, kann ich es verantworten, die darin vertretene Position weiterzuverbreiten?

Beim Lesen diesen Textes hier (von einer 36-Jährigen, die darüber nachdenkt, ob sie Kinder will oder nicht) aber merkte ich, dass sich noch ein weiteres Kriterium in meinen Kopf schob, nämlich: Ist er nicht zu pastoral? Kann man das diesem Internet, in dem doch alle atheistisch sind, zumuten?

Die erste Irritation bemerkte ich, als ich las, dass die Autorin des Textes Pfarrerin ist. Spontan schoss mir durch den Kopf: „Oje, dann kann ich den nicht teilen.“ Aber ich bin ja nicht doof und machte mir klar, dass Pfarrerinsein im Internet genauso okay ist wie Lehrerinsein oder Bäckerin sein. Die Leute sind ja nicht engstirnig.

Und diese Pfarrerin hier predigt auch gar nicht, sondern sie bloggt ganz normal wie alle anderen auch. Trotzdem hatte ich irgendwie den Eindruck, der Text ist nicht ganz „normal“, sondern schwebt so ein bisschen in diesem pastoralen Duktus, der Kirchensprache vom „normalen“ Sprechen unterscheidet.

Vielleicht bin ich aber da auch als Insiderin bereits viel zu empfindlich … Deshalb möchte ich euch fragen: Würdet Ihr diesen Text bei piqd (oder sonst in einem säkularen Rahmen) empfehlen bzw. empfohlen bekommen wollen?

 

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

21 Gedanken zu “Kann man diesen Text teilen oder ist er zu pastoral?

  1. Kann man! Finde ich einen interessanten Ansatz – was man nicht kennt, vermisst man nicht. Frage mich, was es dann ist, was Paare mit Kinderwunsch empfinden, mir selbst inklusive: Sehnsucht?
    Herzliche Grüße

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  2. Empfinde diesen Beitrag überhaupt nicht als „pastoral“.
    Ehrlich, wie mutig die Pfarrerin Carla Maurer, die sich ja hier in mehrfacher Hinsicht nicht „rollenkonform“ zeigt. 🙂

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  3. Als Atheist: Ich finde den Text quasi gar nicht pastoral.

    Ich nutze Piqdselber nicht. Aber ich lese Blogs gerne seit .. ewig. Ideal waren Blogs für mich, als sie noch nicht monothematisch waren, sondern ein Gemischtwarenladen rund um die vielen unterschiedlichen Interessen des Bloggers, gerne auch, als Blogs noch linklistiger waren als heute. Man kriegt dadurch mehr Aspekte der gesamten Person ab. Ich mag das.

    Insofern finde ich nicht, dass Du dich da beschränken sollest, sollte dir mal ein wirklich religiöser Text unterkommen.

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  4. Na ja, dass sie nicht darüber nachdenkt, was das für das revolutionäre Potential der kommenden Jahre bedeutet, ist schon klar. Bevor wir uns spät zum Kinderkriegen entschlossen, war „das können wir nicht den Idioten überlassen“ übrigens wirklich EIN Argument. Aber missionarisch ist der Text nicht. Geht schon.

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  5. Das einzige was ich problematisch finde, ist die Darstellung, dass ein Kind kriegen und sofort ein „unzertrennliches Liebesband“ zu ihm haben ersten etwas pathetisch rüber kommt und zweitens ein Teil des Müttermythos ist, denn nicht alle Gebärenden empfinden so. Dieses pathtischen Formulierungen erinnern in der Tat an Sonntagspredigten, aber nur für vorbelastete… 😉
    trotzdem teilen, diese Perspektive kommt viel zu selten im Netz vor!

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  6. Eher nicht teilen. Das ist ein „Zwischenbericht“ in einem nicht abgeschlossenen Klärungsprozess. Liest sich für mich eher ermüdend. „Ich möchte nicht, bin mir aber unsicher und möchte deshalb in meinem Nein lieber bestärkt als hinterfragt werden.“ Nachvollziehbar, hilft aber niemandem. Der Schluss ist dann „pastoral“: Wir brauchen Mut und Menschen, die uns bestärken, und sollten vor lauter Zweifeln nicht das Leben im Hier und Jetzt verpassen. Amen. 😉

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  7. Nehmen wir mal an wir würden nicht wissen welchem Beruf die Dame nachgeht. Sind es neue Gedanken? Für mich sind es Gedanken, die ich x-fach bereits gelesen habe. Und ich schätze als Hebamme ohne Kinderwunsch wäre es genauso „exotisch“ wie als Pastorin ohne Kinderwunsch. Für mich stellt sich eigentlich nur die Frage, warum es für dich etwas besonderes wäre zum Empfehlen. Am Ende ist sie eine Frau, die sich, genau wie andere Frauen, Gedanken macht ob Frausein bedeutet auch Kinder zu bekommen oder seinem Gefühl zu folgen, wenn man den Wunsch eben nicht hat.

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  8. Als nichtkonfessionelle Gläubige und Vielleserin stört mich an dem Text, dass sie nicht als Pastorin schreibt, sondern pastoral. Es ist eine persönliche Auseinandersetzung, durchsetzt mit Predigt-Phrasen („Wir alle …“, „Wir brauchen …“, „Wir haben …“, …). Nun habe ich mich allerdings auch mit dem Thema persönlich viel befasst und der Text gibt mir inhaltlich nichts (Neues), das kann meine Meinung beeinflussen.

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  9. Ich finde den Text überhaupt nicht pastoral, allerdings auch nicht besonders interessant/ originell.

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  10. Ich finde den Text durchaus empfehlenswert. Gegen Ende schwingt manchmal die Pfarrerin etwas durch, aber nicht so, dass es stört. Ihre Unentschiedenheit spiegelt das wahre Leben, so ist es.

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  11. Mir fehlt das Salz. Dennoch: Frauen bzw. Paare in dieser Lebensphase finden sich in diesem Text möglicherweise wieder. Warum also nicht?

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  12. …also, als überzeugte Agnostikerin finde ich: Nö, überhaupt nicht „zu pastoral“, sondern sehr empfehlenswert. Außerdem: selbst wenn pastoral, warum nicht trotzdem empfehlen, wenn: 1. gut geschrieben (check) und 2. interessant/originell (check)? Wer glaubt, ihr könne dieser Text nicht „zugemutet“ werden, möge dafür stichhaltige Gründe nennen… ;-))

    Herzlich, Anne

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  13. Stecke selbst in dieser Entscheidungsphase und fühle mich mit dem Text verstanden. Auch wenn vielleicht etwas Pep fehlt, ist er mir als Atheistin keineswegs zu pastoral.

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  14. Kleiner nachträglich Abschweifung: Nachdem katestl erwähnt, dass die Wir-Phrasen pastoral wirken, habe ich noch mal überlegt, wie diese Wir-Formulierung auf mich wirken. Tatsächlich kenne ich dieses Wir mehr aus dem Bekennungsjournalismus von Mittzwanzigern der letzten Jahre. Neon, Bento, Poetry Slams. Und ja, auch Blogs. Manchmal, in etwas garstiger Stimmung, habe ich dann überlegt, dass dieses übergriffige Wir dann auch ein Zeichen ist, zu ängstlich zu sein, Ich zu sagen. Aber dennoch habe ich mich so dran gewöhnt, dass es mir nicht mehr wirklich auffällt.

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  15. Einfach ein guter, sehr persönlicher Text, bei dem beinahe auffällt, wie wenig pastoral er geschrieben ist, immerhin behandelt Sie ein Thema, das auch Relevanz in und für ihren Glauben hat. Den ich als Atheistin nicht teile, wohl aber ihre Gedanken zum Was-wäre-wenn

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  16. der garten am ende ist etwas pastoral , aber sonst eher nicht. die liebe zum eigenen kind… naja, wenn es auch das adoptierte sein darf… glaube, würde ein nicht-selbst-ausgetragenes kind noch lieber haben, weil da nicht diese belastende körperliche verschlungenheit ist.

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  17. Ich fand mich in dem Text teilweise wieder, fand es nicht pastoral, sondern persönlich. Mich wundert höchstens, dass sie diese Auseinandersetzung mit sich erst mit 36 führt und außerdem vermisse ich einen Hinweis darauf, welche Position ihr Mann hat.

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  18. Nein – ich würde den Text nicht empfehlen + würde ihn auch nicht interessant finden. Über die Thematik Kind pro/contra ist schon genug veröffentlicht. Aber: dass eine Pastorin in ihrer „Fraktion“ 😉 auch darüber nachdenkt spricht doch eher für sie bzw. ist eher interessant für gläubige frischvermählte Paare, Pastoren…

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