Verschleierung. Wir und die. Wer?

Die Debatte um „den Islam“ und speziell das Kopfuch krankt vor allem daran, dass hier ständig falsche Gegenüberstellungen gemacht werden. Ich habe in diesem Blog schon einige Male thematisiert, dass die Gegenüberstellung „Feminismus versus Islam“ falsch ist, und das es nowendig ist, die eigenen Standpunkte nicht zu postulieren (schon gar nicht per Macht), sondern sie zu vermitteln. Einen wichtigen Text dazu hat Ina Praetorius gestern in Auseinandersetzung mit dem neuen Buch von Alice Schwarzer („Die große Verschleierung“) geschrieben. Sie weist darin unter anderem auf einen blinden Fleck hin, den es bei vielen Schwarzer-Kritikern und -Kritikerinnen tatsächlich gibt: Sie gehen auf ihr in der Tat wichtigstes Anliegen, nämlich die Benachteiligung von Frauen zu bekämpfen, überhaupt nicht ein. Man kann es aber nicht oft genug sagen: Die „Frauenfrage“ ist kein Nebenwiderspruch. Niemals. Wer sie nicht aktiv thematisiert, hat Schwarzer nichts entgegen zu setzen und muss sich nicht wundern, wenn ihre Thesen soviel Zuspruch finden. Also bitte: lesen! Und noch einen zweiten Link

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Die Unschuldsvermutung

Ich bin ja wirklich kein Fan von Alice Schwarzer, und weil das inzwischen allgemein bekannt sein dürfte, kann ich es vielleicht wagen, sie jetzt mal an einem Punkt zu verteidigen. Einfach weil mir ein Argument, das ich derzeit häufig gegen ihren Einsatz als Prozessbeobachterin im Fall Kachelmann höre, überhaupt nicht einleuchtet. Dieses Argument lautet, sie würde feministisch voreingenommen an den Prozess herangehen und eine der wichtigsten Regeln der Demokratie missachten, nämlich die, dass Menschen, die eines Verbrechens beschuldigt werden, solange als unschuldig zu gelten haben, bis sie rechtskräftig verurteilt sind. Mich interessiert dabei überhaupt nicht der Fall Kachelmann, bei dem ich die Fakten nicht kenne und zu dem ich daher auch keine Meinung habe. Mich interessiert lediglich der grundlegende Tenor des Arguments, das ich für falsch halte: Es ist nämlich, gerade in einer Demokratie (aber vor allem einfach auch so generell), durchaus sehr wohl möglich, jemanden für schuldig zu halten, obwohl kein Gericht ihn rechtskräftig verurteilt. Einfach deshalb, weil es

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Einige Fragen zu Schwarzers Antwort

Ja, was ist das für ein Gefühl, wenn der Feminismus so richtig „mitten in der Gesellschaft“ angekommen ist? So sehr, dass er dich an jeder Straßenecke vom Plakat herunter anlächelt: Da, eine von uns, in einer Reihe mit Ghandi und Galileo und Martin Luther King? Die eine, die so mutig gewesen ist, die Wahrheit zu sagen, während wir alle – ja, was eigentlich in den letzten dreißig Jahren gemacht haben? Kompromisse mit der Männergesellschaft? Nun, die Frage nach der Aufrichtigkeit des eigenen Handelns muss jede mit sich selbst und mit ihren Freundinnen ausmachen. Ich finde, die aktuelle Werbekampagne von Alice Schwarzer für die Bildzeitung sollte kein Anlass für moralische Tugendappelle sein, sondern für eine politische Analyse: Noch nie war es so augenfällig, im wahrsten Sinne des Wortes, dass der Gleichheitsfeminismus die Assimilation der Frauen an eine historisch männliche Kultur nicht nur zum Ziel hat, sondern dieses Ziel auch weitgehend erreicht hat. Und was kommt jetzt? „Die Antwort“ hat Alice Schwarzer

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