Also ich verfolge seit Wochen diese Debatten um das biologische Geschlecht und ich verstehe die Erregung nicht, weder von der einen noch von der anderen Seite. Es ist einer der allerältesten Hüte menschlicher Kultur, dass aus dem Sein kein Sollen folgt. Das heißt, ganz egal, was sich über biologisches Geschlecht sagen oder nicht sagen lässt, es hat absolut NULL Bedeutung für die Frage, welche sozialen Geschlechterkonzeptionen wir gesellschaftlich haben wollen oder nicht. Das ganze Gerede geht komplett am Thema vorbei. PS: Weil es Missverständnisse gab: Also ich verstehe natürlich die Erregung darüber, dass Leute trans Personen die Anerkennung verweigern. Aber ich verstehe nicht die Erregung darüber, dass Leute sagen, es gäbe zwei biologische Geschlechter. Sollen sie doch, so what? PPS: Wenn jemand sagt: „Kaffee sollte verboten werden, weil Esel fünf Beine haben“, dann fang ich doch nicht ernsthaft an, darüber zu streiten, wie viele Beine Esel haben. Siehe hier die Debatte auf Facebook zu diesem Post
Sex und Gender
Zwangssterilisationen an trans Personen als Unrecht anerkennen und entschädigen
Ein Aspekt, der mir in Zusammenhang der Beschäftigung mit dem Schwangerwerdenkönnen wichtig geworden ist, ist die Erkenntnis, dass reproduktive Selbstbestimmung von Menschen, die schwanger werden können, nicht nur bedeutet, dass sie nicht gezwungen werden dürfen, eine Schwangerschaft zu Ende zu führen, sondern dass sie auch nicht an einer Schwangerschaft gehindert werden dürfen. Abtreibungsverbote sind moralisch verwerflich, weil sie einen Eingriff in das Menschenrecht Schwangerer auf körperliche Selbstbestimmung sind. Auch eine gesellschaftliche Behinderung von konkreten Abtreibungsmöglichkeiten – wie eine schlechte Versorgung mit entsprechenden Arztpraxen oder zu hohe Kosten – sind menschenrechtlich inakzeptabel, weil sie die körperliche Selbstbestimmung schwangerer Menschen missachten. Auf der anderen Seite ist es menschenrechtlich aber genauso verwerflich, Menschen mit Uterus daran zu hindern, schwanger zu werden, wenn sie das möchten. Und dieses Recht wird und wurde gesellschaftliche ebenso oft missachtet. Ein Beispiel ist das Transsexuellengesetz in Deutschland, dass bis 2011 nur dann die Möglichkeit einer juristischen Anerkennung des jeweiligen Geschlechts vorsah, wenn die betreffenden Personen sich sterilisieren ließen.
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Ciswissenschaft und Transpolitik
Diese Woche war ich bei einem Kongress über Transsexualität und hörte zwei Professoren, die (in Bezug auf Beheimatung im bestehenden System) so dermaßen Cis waren, dass es fast schon einer Karikatur ähnelt. Kurzfassung: Die Wissenschaft hat nun festgestellt, dass Transsexualität normal ist. Normal nicht etwa deshalb, weil wir in politischen Auseinandersetzungen eine Kultur hervorgebracht hätten, die sich von den Zumutungen traditioneller Geschlechterkonzepte befreit hat. Nein, normal, weil Transsexualität nun (offenbar) die höchstmöglichen Weihen erhalten hat, die die bestehende symbolische Ordnung zu vergeben hat: Ihre Entstehung ist naturwissenschaftlich herzuleiten, man kann also experimentell-biologisch beweisen, dass es sie gibt. Die Betroffenen „bilden sich das nicht nur ein“. Tadaa! Der erste Professor begann bei den Genen und dem Testosteron, das der Körper bei xy-Menschen im Embryonenstadium ausschüttet und bei xx-Menschen nicht. Dieses Testosteron bewirke eine Maskulinisierung des Embryos, allerdings auf komplexen Wegen und in unterschiedlichen Abschnitten, sodass es durchaus vorkomme, dass zwar der Körper maskulinisiert sei, nicht jedoch das Gehirn. Voilà Transsexualität. Als xx-Mensch und Feministin
Zwei Alternativen zur Triade „Frauen, Lesben, Trans”
Wenn davon die Rede ist, welche Geschlechter eigentlich die Agierenden_zu Adressierenden von Feminismus sind, dann hat sich im Queerfeminismus eine Triade etabliert, nämlich die von „Frauen, Lesben, Trans”. Das ist der Beobachtung geschuldet, dass „Frauen” als politisches Subjekt einerseits zu unspezifisch, andererseits exkludierend sein kann, weil viele sich unter „Frauen” eben nur eine bestimmte „Sorte” von Frauen, nämlich heterosexuelle (Cis)_Frauen vorstellen. Lesben und Trans explizit zu erwähnen, trägt dem Rechnung. Aber immer wenn ich die die Triade „Frauen, Lesben, Trans” höre, finde ich das unbefriedigend. Es ist nämlich unlogisch. Sind Lesben denn etwa keine Frauen? Sind Transfrauen keine Frauen? Wir würden ja auch nicht „Obst, Kirschen und Waldfrüchte” in einer Aufzählung nennen, da kommen schlichtweg Ebenen und Kategorien durcheinander. Ich habe überlegt, ob es Alternativen gäbe, und schlage zwei vor, je nachdem, was man sagen will. Wenn alle Frauen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, sowie alle Transpersonen gemeint sind, dann könnte man doch einfach „Frauen und Transmänner” sagen, oder spricht da was dagegen?
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