Familienpolitik? Braucht kein Mensch!

Neulich schrieb meine Denkfreundin Ina Praetorius irgendwo in diesem Internet (ich finde nicht mehr, wo), dass wir Familienpolitik abschaffen sollten zugunsten einer Politik des guten Lebens für alle. Den Gedanken will ich hier mal festhalten, denn wenn wir das ernst nehmen, können wir uns all den Streit über die Definition von Familienformen und wer nun eine Familie ist und wer nicht, sparen. Es geht bei den Debatten über Vereinbarkeitsprobleme, Karrierefrauen, Latte Macchiato-Mütter, Krippenplätze etcetera pp. nämlich nicht um Familien. Sondern es geht um das gute Leben. Und um Wirtschaft. Ich möchte bei der Gelegenheit noch auf einen anderen Aspekt hinweisen, an dem die Debatten häufig schief laufen, und zwar auf den Punkt, an dem über die ungleiche Verteilung von zum Beispiel Hausarbeit, Geldeinkommen, Führungspositionen und so weiter zwischen Frauen und Männern geredet wird. Ich selbst weise auf diesen Gender-Gap auch häufig hin, weil er wichtig für die Analyse ist. Man darf aber nicht die falschen Schlüsse daraus ziehen. Das patriarchats-nostalgische (Triggerwarnung) Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie

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Auch unter Linken ist die Bedürftigkeit der Menschen ein Tabuthema

Er hält sich hartnäckig, der Mythos von der Eigenverantwortlichkeit. Nicht nur neoliberale Leistunsträger-Ideologie, sondern auch die linke Kritik an sozialer Ungleichheit setzt immer noch  auf den autonomen Selbstversorger-Mann/Mensch als Modell für das, was wir uns unter gelungenem Menschsein vorzustellen haben. „Menschen müssen von ihrer Arbeit leben können“ heißt es zum Beispiel in einer kirchlichen Stellungnahme oder, wie in einem taz-Kommentar: „Die Entstigmatisierung von Hartz IV als normale Sozialleistung und nicht als Fürsorge ist der einzig positive Aspekt des Bürgergeld-Vorschlags der FDP.“ Aber diese Gegenüberstellung von „Fürsorge“ und „normale Sozialleistung“ ist Unsinn. Eher andersrum wird ein Schuh draus: Nur wenn wir Bedürftigkeit und Fürsorge als „normalen“ menschlichen Zustand begreifen, werden wir auch das Rechts- und Sozialsystem so einrichten, dass niemand dabei auf der Strecke bleibt. Kein Mensch kann von seiner Arbeit leben. Auch nicht die Starken und die Leistungsträger. Das angeblich so unabhängige und für sich selbst sorgende „Ich“ der männlichen Philosophie haben Feministinnen schon lange problematisiert und hinterfragt. Dabei gab es verschiedene Ausgangspunkte: Etwa die Kritik daran,

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