Silencing the Queen: die Domestizierung der Frauengeschichte

Schon vor einiger Zeit habe ich dieses Buch über „Geschlechtergerechtigkeit: Herausforderung der Religionen“ gelesen und versäumt, gleich darüber zu bloggen, sondern mir nur Notizen auf dem Handy gemacht. Zwischenzeitlich habe ich das Handy leider in einem Wasserbad versenkt, sodass die Notizen nun weg sind und ich mich nicht mehr an vieles erinnere, außer dass ich die Aufsätze insgesamt für einen Tagungs-Sammelband ziemlich gut und interessant fand. Aber ein Gedanke ist mir geblieben, den ich hier notiere (und nicht drüben im Gottblog), weil dieser Mechanismus für eine androzentrische Geschichtsschreibung generell typisch ist und nicht nur speziell für die Geschichte der Religionen. Er stammt von der Berliner Judaistik-Professorin Tal Ilan und sie stellt ihn an den Anfang ihres Aufsatzes „Biblische Frauen in Schrift und Tradition in jüdischer Perspektive“. Sie schreibt: Einer der wichtigsten Erträge langjähriger Erforschung der Darstellung von Frauen und Gender in der Literatur hat mit Rezeption zu tun: Gleichgültig, ob es sich um einen heiligen oder profanen, einen literarischen oder einen Rechtstext

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Ein paar Jahrtausende auf 88 Seiten

In diesem Jahr hat mich ein Projekt beschäftigt, das jetzt kurz vor der Vollendung steht: Zusammen mit der Zeichnerin Patu habe ich einen Comic zur Geschichte des Feminismus im euro-amerikanischen Kontext gemacht. Von Adam und Eva bis fast heute auf 88 Seiten dieses Thema abzuhandeln (und das auch noch mit lauter Bildern dazwischen, hehe), ist natürlich ein bisschen wahnsinnig. Aber es hat ungeheuren Spaß gemacht. Hier ist schonmal ein Coverentwurf: Ich freue mich darauf, wenn das Buch erscheint, was wahrscheinlich im Frühjahr ist. Beim Auswählen dessen, was in der reichhaltigen Geschichte des Feminismus wichtig und unwichtig ist, was in so einem Buch erwähnt werden soll und was nicht, war mir ständig präsent, dass das, was ich da mache, letztlich frustrierend ist, weil das allermeiste nicht vorkommt. Das was wichtig ist, ist nicht unbedingt dasselbe wie das, was bekannt ist (und daher in so einem Buch erwartet wird). Natürlich habe ich versucht, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden, aber die Auswahl ist mindestens so

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Persönliche Auseinandersetzungen mit „großen“ Frauen

Im Januar hatte ich euch auf einen Artikel „Sinn und Unsinn historischer Frauenforschung“ hingewiesen, in dem ich die These aufstelle, dass es bei der Beschäftigung mit der Geschichte weniger darum geht, objektive Kriterien von “Größe“ oder „Wichtigkeit“ zu finden, sondern dass die Bedeutung historischer Frauen sich über unser eigenes Begehren erschließt, das sich in eine kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Denkerinnen wagt. Darüber ergab sich unter anderem ein kleiner Mailwechsel mit einem Wikipedia-Autor, und wir stellten fest, dass dort ein ähnliches Prinzip Anwendung findet: Ob eine Person dort einen Eintrag bekommt, hängt ja auch nur davon ab, ob sich jemand findet, dem oder der das wichtig genug ist, um sich die Arbeit zu machen. Er wollte dort einen Artikel über Virginie Barbet einstellen, eine französische Sozialistin, und dafür einen Text von meiner Homepage verwenden. Gerne doch: http://de.wikipedia.org/wiki/Virginie_Barbet. Mein Text über Barbet (der allerdings weitgehend wortgleich ist, jedoch weiterführende Links bietet) steht unter http://www.antjeschrupp.de/barbet.htm Außerdem ist im März im Schwabenverlag

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Brauchen wir „große Frauen“? zum 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir

Am 9. Januar ist der 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir. Sicher eine der wichtigsten Vordenkerinnen des Feminismus, aber vor allem war sie Philosophin (Mitbegründerin des Existenzialismus) und Schriftstellerin. Ihr freies Leben – ohne Heirat, ohne Kinder, Wohnen im Hotel, verschiedene Liebhaber – hat eine ganze Frauengeneration begeistert. Die Frage ist aber, wie eine weibliche Geschichtsschreibung, eine weibliche Erinnerungskultur aussehen könnte. Brauchen wir „große“ Frauen, so wie die männliche Geschichtsschreibung ihre „großen Männer“ feiert? Sind Frauen in der bisherigen Historie einfach nur „vergessen“ oder gar „unsichtbar gemacht“ worden, oder stellt ihre Abwesenheit aus den traditionellen Geschichtsbüchern vielleicht einen Ausgangspunkt für ein ganz neues Verständnis von Geschichte dar? Über den Sinn und Unsinn historischer Frauenforschung habe ich kürzlich einen Artikel geschrieben: http://www.antjeschrupp.de/grosse_Frauen_artikel.htm Was beim feministischen Erinnern meiner Meinung nach vor allem wichtig ist, ist dass wir die Frauen früherer Zeiten nicht zu „Repräsentantinnen“ ihres Geschlechtes erklären. Genau dieses Schicksal erfuhr nämlich Simone de Beauvoir: Nachdem sie „Das andere Geschlecht“ geschrieben hatte,

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