Wie ist die „technische Erweiterbarkeit des Menschen“, also die Möglichkeit, den biologischen Körper mithilfe von Prothesen, Implantaten und dergleichen zu modifizieren und zu verändern, zu beurteilen? Die Kulturwissenschaftlerin Karin Harrasser wendet sich mit ihrem Essay gegen eine (vor allem seit der Moderne) verbreitete Interpretation, die diese Modifikationen als Verbesserungen oder Weiterentwicklungen des biologischen Körpers verstehen. Denn dabei schwingt immer eine universalistische Norm mit, also eine Vorstellung davon, wie ein („gesunder“, „optimaler“) Körper beschaffen zu sein hat. Und es impliziert eine Hierarchisierung von „besseren“ und „schlechteren“ Körpern. Diese modernen Interpretationen der Mensch-Maschine-Verbindung legen nicht nur ein falsches (historisch männliches) Menschenbild von Autonomie und Individualismus zugrunde, sie führen auch zu „normalistischen Inklusionsmodellen und Unvermeidbarkeitshypothesen“, wie Harrasser schreibt. Daraus entstehen dann die altbekannten langweiligen Kämpfe entlang falscher Dualismen, zum Beispiel zwischen Technikfans, die möglichst schnell alles ausprobieren und ihren Körper „verbessern“ wollen, und Konservative, die alles in einer ominösen „Natürlichkeit“ bewahren wollen und in jeder technischen Modifikation einen Vorschein auf die Apokalypse sehen.
read more Körper 2.0. Die technische Erweiterbarkeit des Menschen