Was das alles kostet. Was das alles einbringt.

Gerade ist ein bisschen Aufregung in meiner Ecke des Internets, weil irgend so ein Ökonom ausgerechnet haben will, dass die Migration in Deutschland mehr kostet als sie einbringt. Während doch erst kürzlich ein paar andere Ökonomen ausgerechnet haben, dass die Migration für Deutschland ein richtiger Reibach ist. Mir gehen solche Rechnungen auf die Nerven. Was ist das denn für eine Kultur, die gesellschaftliche Phänomene danach beurteilt, was unterm Strich dabei rumkommt? Ich finde es falsch, politische Vorschläge mit Profit-Argumenten zu begründen. Nicht nur weil der Schuss, wie in diesem Fall, gerne mal nach hinten losgeht, weil ich, wenn ich meine politische Haltung damit begründe, dass sie unterm Strich was einbringt, in Erklärungsnot komme, sobald mir jemand vorrechnen kann, dass sie mich was kostet. Migration ist ja nicht das einzige Thema, bei dem solche Kalkulationen aufgestellt werden. Auch bei ökologischen Fragen wird gerne vorgerechnet, was das volkswirtschaftlich kostet, so einen Regenwald abzuholzen oder die Folgen eines Atomkraftwerkunfalls zu bezahlen. Im Feminismus sind solche Argumente auch sehr beliebt: Unternehmen mit mehr Frauen

read more Was das alles kostet. Was das alles einbringt.

Lesenswerte Einführung in die feministische Ökonomie

Dieses Büchlein ist empfehlenswert für alle, die sich kurz und übersichtlich einen Einblick in die feministische Ökonomie verschaffen möchten. Es geht los mit einem Rückblick auf die Anfänge im 19. und frühen 20. Jahrhundert, wo es bereits eine Vielzahl von Frauen gab, die über die (neu entstandene) Wissenschaft der Ökonomie schrieben. Weiter geht’s mit einer Übersicht über die Anfänge der Debatten im Rahmen der neuen Frauenbewegung, es folgen eine Kritik am männlichen Konzept des „Homo Oeconomicus“, ein Überblick über die „Hausarbeitsdebatte“ und eine Analyse der Mechanismen, mit denen Frauen und Genderaspekte generell in der gängigen Wirtschaftswissenschaft unsichtbar gemacht werden. Ganz zu recht gibt es dann ein ganzes Kapitel zum Thema Care-Arbeit (als dem heute wichtigsten Feld feministischer Ökonomiekritik), eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Makroökonomie und Geschlechterverhältnissen, und zum Abschluss einen kurzer Überblick über drei aktuelle politische Vorschläge: Frigga Haugs „Vier-in-Eins“-Perspektive, die Commons und das Bedingungslose Grundeinkommen. Ich finde die Herangehensweise der Autorinnen an dieses komplexe Thema sehr gelungen und auch die Systematisierung nach

read more Lesenswerte Einführung in die feministische Ökonomie

Die oberen zwanzig Prozent

Es ist immer unbefriedigend, wenn irgendwo von „den Frauen“ die Rede ist, denn dann stellt sich ja sofort die Frage, von welchen Frauen genau die Rede ist – und von welchen nicht. Andererseits ist die Zugehörigkeit zur Gruppe der Frauen für keine bedeutungslos, auch wenn diese Bedeutung eben je nachdem unterschiedlich sein mag. Und natürlich sind alle Übergänge zwischen den einen und den anderen fließend, gibt es für alles, was über die einen oder die anderen gesagt werden kann, Ausnahmen. Die Frage, welche Unterscheidungen man in für eine bestimmte Fragestellung trifft, ist letztlich eine analytische. Die britische Ökonomin Alison Wolf hat für ihr Buch „The XX-Factor“ unterschieden zwischen dem einkommensstärksten Fünftel der Frauen und den anderen vier Fünfteln. Denn ihr ist aufgefallen, dass es in Bezug auf ihre Fragestellung – nämlich wie die Zunahme der weiblichen Erwerbsarbeit die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen prägt – große Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen gibt. Und einige ihrer Thesen geben mir zu denken. Wolf hat dabei

read more Die oberen zwanzig Prozent