Mihriban ist 32, lebt in Berlin, und sieht sich selbst als „Nichtskönnerin auf allerhöchstem Niveau“. Ihr Leben plätschert eigentlich ganz gemütlich vor sich hin, der Job als Mädchen für alles in einem Kinderhort fordert sie nur mäßig, und dass in Liebesdingen nicht allzu viel läuft, bereitet ihr keine größeren Kopfschmerzen: Immerhin hat sie Familienanschluss, sie lebt mit ihrem „kleinen“ Bruder Mesut und dessen Tochter Suna zusammen. Soweit könnte das Buch ein gewöhnlicher Hauptstadt-Roman mit Multikulti-Einschlag werden (und das ist es in gewisser Weise auch), aber Hilal Sezgin verfolgt noch eine andere Absicht: Sie will die Klischees und Denkmuster entlarven, in denen sich weite Teile des öffentlichen Diskurses inzwischen eingerichtet haben. Speziell im Bezug auf die so genannten „Migrationshintergründe“, das moderne Frauenbild und das, was man sich im Allgemeinen so unter dem „Islam“ vorstellt. Machen wir uns also zusammen mit Mihriban Gedanken darüber, was sie wohl davon halten soll, dass Mesut seit einiger Zeit „fromm“ geworden ist. Regelmäßig setzt er sich