Was man vom Nikolaus über Sexarbeit lernen kann

Bald ist wieder Nikolaus, und dass die Bräuche, die sich um den früheren Bischof von Myra ranken, was mit Geschenkebringen zu tun haben, wissen wohl auch die meisten. Weniger bekannt ist aber, woher der Brauch kommt. Die Geschichte ist aber interessant – und auch, was man daraus lernen könnte.

Die Geschichte geht nämlich so, dass drei arme Frauen und ihr Vater in Geldnöten waren und sie daher überlegten (ob sie selbst das überlegen oder nur ihr Vater ist nicht so klar) gegen Geld mit Männern Sex zu haben, zumindest so lange, bis sie genug Geld für eine Mitgift zusammenhätten, damit sie dann heiraten können. Aber das müssen sie dann doch nicht, weil der Nikolaus ihnen an drei Abenden hintereinander jeder einen großen Goldklumpen durchs Fenster wirft.

Die Geschichte kann man auf verschiedene Weise erzählen. Ich erzähle sie gerne so, dass der Nikolaus offenbar besser wusste als viele Anti-Prostitutions-Kämpfer*innen heute, wie man die Ausbeutung von Frauen durch unfreiwillige Sexarbeit abschafft: Man gibt ihnen einfach genug Geld, sodass sie auch ohne überleben können.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

6 Gedanken zu “Was man vom Nikolaus über Sexarbeit lernen kann

  1. Schöner Kurztext! Der allerdings darüber hinweg sieht, dass nicht wenige Sexarbeiterinnen ein vergleichsweise hohes Einkommen erwirtschaften, das einen Lebensstandard weit über dem bloßen „überleben“ ermöglicht. Die hören nicht auf, um einer normalen Erwerbsarbeit nachzugehen, wenn diese nicht ebenso ergiebig ist – und vieles, was vielleicht machbar wäre, ist es nicht.

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  2. @ClaudiaBerlin – naja, ich würde sagen, es gibt solche und solche. Wenn Leute mit Sexarbeit ein gutes Einkommen haben und sich dann dafür entscheiden, weil sie mit weniger, aber ausreichendem Einkommen nicht zufrieden sind, dann würde ich sagen, ist das keine unfreiwillige Sexarbeit, sondern freiwillige. Das heißt, man muss sie auch nicht „retten“. Meine Absicht ist ja nicht, jede Art von Sexarbeit zu unterbinden, sondern nur „Prostitution“, also die durch die Umstände erzwungene Sexarbeit, also die unfreiwillige. Und dafür würde ein BGE reichen.

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  3. Zwewifellos könnten Goldklumpen viele Probleme lösen. Niemand müsste dann mehr gegen seinen Willen arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es gäbe keine Klofrauen mehr, keine Kassiererinnen, keine Kellnerinnen. Niemand würde mehr den Müll abtransportieren. Und letztendlich würden wir alle trotz unserer Goldklumpen verhungern, weil niemand mehr dank seines Reichtums Nahrungsmittel produzieren möchte.

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