Musste Hannah Hayes diesen Mann erschießen?

In der siebten Folge der siebten Staffel der Fernsehserie „Blacklist“ (Hannah Hayes, Nr. 125) gibt es ein interessantes ethisches Dilemma, das mit dem Schwangerwerdenkönnen und der vaterrechtlichen Kontrolle von Mutterschaft zusammenhängt. Ich möchte das hier zur Diskussion stellen. Allerdings muss ich dafür die Episode spoilern, sodass alle von euch, die sie noch nicht gesehen haben, aber noch sehen wollen, hier jetzt bitte nicht weiter lesen. In der Folge geht es um eine Reihe mysteriöser Entführungen. Wie sich herausstellt, sind die Opfer allesamt einflussreiche konservative Männer, zum Beispiel republikanische Politiker oder evangelikale Pfarrer. Sie werden für einige Monate entführt und bekommen in dieser Zeit eine Gebärmutter transplantiert, in die ein Embryo eingesetzt wird. Die Entführten werden erst wieder freigelassen wenn bei diesem Herztöne zu hören sind. Ziel ist offensichtlich, die Haltung dieser Männer zum Thema Abtreibungsverbote zu problematisieren, indem sie selbst gezwungen werden, die Erfahrung einer ungewollten, durch Vergewaltigung zustande gekommenen Schwangerschaft zu machen. Die Täterin ist eine Gynäkologin, die selbst

read more Musste Hannah Hayes diesen Mann erschießen?

Debatten vorm Facebook-Grab gerettet, Teil 6

Abtreibungsverbote und christliche Ethik Für evangelisch.de habe ich einen Kommentar zum Verhältnis von christlicher Ethik und Abtreibungsrecht geschrieben. Hintergrund sind entsprechende Stellungenahmen von Bischöfen wie Martin Hein aus Kurhessen-Waldeck, die sich im Namen der Kirche gegen eine Streichung des §219 aussprechen (das ist der Paragraf, der Information über Abtreibungen verbietet und wegen dem die Gießener Ärztin Kristina Hänel kürzlich verurteilt wurde), sowie scharfe Angriffe aus evangelikal-fundamentalistischer Ecke gegen die Chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott, die in einem Kommentar für die Streichung des §219 eingetreten ist. Hier also ist mein Kommentar auf evangelisch.de. Vorgestern hatte ich diesen Kommentar bereits angekündigt, worauf es bereits erste interessante Debatten auf Facebook gegeben hat. Heute hab ich dann den Artikel dort gepostet und die Debatten gehen weiter.  Ihr könnt natürlich auch gerne hier im Blog diskutieren.

Die Ehe für alle gibt es bislang nur für Männer 

Hört mal auf, die Ehe für alle zu feiern, denn es die Ehe gibt es bisher anscheinend immer noch nur für heterosexuelle Paare und für homosexuelle Männerpaare. Jedenfalls ist das, was ich heute Morgen in meiner Timeline lese. (Falls es nicht stimmen sollte, betrachtet das Ganze hierfür erledigt. Ich bin zur Zeit in den USA und unterwegs und daher nicht in der Lage, es jetzt ausführlich gegen zu checken. Falls es aber stimmen sollte, macht bitte einen großen Skandal daraus!) Wie ich gerade lese,  (Absatz Stiefkindadoption) sind lesbische Paare offenbar auch mit dem neuen Gesetz immer noch nicht rechtlich gleichgestellt. Denn bei Kindern, die in eine Ehe hinein geboren werden, gilt immer noch nicht automatisch die Ehefrau der Mutter als Elternteil, sondern muss das Kind weiterhin aufwändig und mühsam und teuer adoptieren. Bei heterosexuellen Paaren ist das anders, der Ehemann einer Mutter ist automatisch als Vater akzeptiert, auch wenn er aufgrund von längerer Abwesenheit zum Beispiel unmöglich der biologische Vater sein kann. Dies ist

read more Die Ehe für alle gibt es bislang nur für Männer 

Hic sunt leones. Oder: die Grenzen des Paradieses.

Ich denke aus gegebenem Anlass seit einer Weile über Grenzen nach und die Frage, welche ideengeschichtliche und symbolische Funktion sie haben. Wir sind heute oft versucht, das Vorhandensein von territorialen Grenzen für etwas Selbstverständliches und Naturgegebenes zu halten. Aber mir scheint die Idee, die Erde (die doch offensichtlich niemandem „gehört“, sondern Lebensraum aller ist) in Bereiche aufzuteilen und Linien zu ziehen, die bestimmte Menschen überschreiten dürfen und andere nicht, keinesfalls selbstverständlich. Es ist sogar eigentlich eine verrückte Idee, die gegen ein grundlegendes Gerechtigkeitsempfinden verstößt. Denn mit welchem Recht sollte ein Mensch einen anderen Menschen daran hindern dürfen, von hier nach dort zu gehen? Klar, zwischen dem Naturzustand und heute liegt eine Geschichte der menschlichen Gesellschaft. Wie also führte die zu Grenzziehungen und der Vorstellung, diese seien legitim? In der gegenwärtigen Debatte wird diese Frage meist materialistisch beantwortet: mit Überlegungen zu Wirtschaft, Eigentum und dergleichen. Grenzen sollen Eigentum schützen, die „Wirtschaftsflüchtlinge“ kommen nach Europa, weil es hier mehr Wohlstand gibt. Ich denke aber, dass

read more Hic sunt leones. Oder: die Grenzen des Paradieses.