Ein paar Gedankensplitter zum Thema Beruf und Vereinbarkeit

Heute war ich bei der Jahrestagung zum 25. Jubiläum des Deutschen Ingenieurinnenbundes in Höchst in Odenwald und habe einen Vortrag gehalten zum Thema „Konkurrenz ist unlogisch“. Leider habe ich vergessen, mitzuschneiden, sodass der Vortrag nicht im Podcast kommen wird, aber das Manuskript könnt Ihr immerhin nachlesen, auch wenn ich beim Reden dann immer nochmal andere Sachen sage, als im Manuskript stehen 🙂 Anschließend war ich dann noch beim Vortrag von Gisela Notz, die unter dem Titel „Yes, she can!?“ über die geschlechtsspezifischen Auswirkungen globalisierter Märkte und Arbeitsverhältnisse gesprochen hat. Daraus ergab sich eine interessante Diskussion unter den anwesenden Ingenieurinnen, aus der ich einige neue Ideen und Argumentationslinien mitgenommen habe, die ich hier kurz verblogge, um sie nicht zu vergessen. Überrascht (im positiven Sinne, denn ich sehe das auch so) hat mich eine mehrfach vorgebrachte Skepsis gegen die allzu enge Verknüpfung des Themas „Frauen in technischen Berufen“ – und man kann das meiner Meinung nach auf alle ehemals männerdominierten Bereiche verallgemeinern –

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Andere arbeiten immer. Ich arbeite nie.

Es wird viel darüber geredet, wie mobiles Internet und die jederzeitige Erreichbarkeit der Menschen über Smartphones sich auf das Leben auswirkt. Oft ist dabei von Befürchtungen die Rede, viele fühlen sich gestresst dadurch, dass sich starre Grenzen zwischen „Arbeitszeit“ und „Freizeit“ auflösen. Man müsse heutzutage jederzeit verfügbar sein, wird geklagt. Ich denke, das liegt daran, dass wir das, was sich da verändert, noch nicht richtig nutzen. Dass die alten Konzepte von „Arbeit“, die im Industriezeitalter entstanden sind, noch immer in unseren Köpfen herumkreisen. Ich denke, dass es möglich ist, die neuen Möglichkeiten so zu nutzen, dass daraus eine Befreiung von alten, überflüssigen Zwängen wird. Einfach deshalb, weil es bei mir so ist. Eben zum Beispiel hatte ich eine Stunde Aufenthalt in Braunschweig, weil ich den Anschlusszug verpasst habe. Früher hätte ich mich darüber sehr geärgert: eine Stunde geklaute Lebenszeit, in der ich herumstehe und zum Nichtstun verdammt bin. Meine Termine und Vorhaben für den Nachmittag wären gefährdet gewesen, es wäre

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Ich schreibe nicht für euch!

Seit ich blogge ist eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt werden, woher ich denn die Zeit dafür nehme. Das finde ich interessant, weil ich subjektiv nämlich gar nicht den Eindruck habe, dass ich fürs Bloggen allzu viel Zeit aufwende. Objektiv, also wenn ich mir das Ergebnis anschaue (mehrere Posts pro Woche), kann ich es aber natürlich nicht leugnen: Ja, ich wende viel Zeit dafür auf. Als ordentliche Jungfrau, die ich bin, führe ich immer Buch über meine Aktivitäten und kann daher bilanzieren, dass ich seit Mai 2010 (vorher habe ich das Bloggen nicht ernst genug genommen, um ihm einen ordentlichen Platz in meinem Zeitmanagement zuzuweisen) bis Ende des Jahres gut 100 Stunden reine Zeit mit Bloggen verbracht habe. Also mit dem Schreiben und Posten als solchem, das Nachdenken und im Kopf hin- und herwälzen von Ideen und Thesen ist da noch nicht mit eingerechnet. Auch nicht das Lesen und Recherchieren und mit Leuten Diskutieren, ohne das man ja nicht

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In Italien gibt es ein neues „Sottosopra“

In diesen Tagen veröffentlichen die Frauen des Mailänder Frauenbuchladens ein neues „Sottosopra“. Mit diesen programmatischen Flugschriften (Sottosopra heißt in etwa: „drunter und drüber“ oder auch: „das untere nach oben bringen“) mischen sie sich schon seit Jahren immer wieder in den politischen Diskurs ein, etwa mit dem „grünen“ Sottosopra (Mehr Frau als Mann) oder dem „roten“ Sottosopra (Das Patriarchat ist zu Ende), die beide auf Deutsch übersetzt sind. Das neue Sottosopra heißt „Stell dir vor, dass die Arbeit….“, und wird mit der Beobachtung eingeleitet, „dass der Gleichheitsdiskurs an allen Ecken und Enden hinkt und uns der Feminismus nicht mehr reicht“. Ihr Ausgangspunkt ist, dass auch wenn Frauen im Arbeitsleben noch nicht 100-prozentig „gleichberechtigt“ sind, sie doch inzwischen genug Erfahrungen gesammelt haben, um eine Bilanz zu ziehen: nicht nur darüber, wie weit sie „gekommen“ sind (im Vergleich zu den Männern), sondern auch darüber, was ihnen an der Erwerbsarbeit, so wie sie ist, nicht gefällt. Ich habe das Sottosopra letzte Woche gelesen und finde

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Was ist Arbeit? – nicht in falsche Dualismen geraten

Was mir auf die Nerven geht ist, dass in Bezug auf die Definition von Arbeit und Wirtschaft immer von falschen Dualismen die Rede ist: Entweder es geht unserer Wirtschaft gut oder den Menschen; Entweder wir produzieren genug oder wir schützen die Umwelt; Entweder wir profitieren oder die dritte Welt; Entweder ich ruiniere meine Gesundheit oder das Unternehmen geht pleite. Wie kann man einen Schritt zurückgehen und überlegen, wo die Debatte auf ein schiefes Gleis geraten ist und was notwendig wäre, um das alles wieder zusammenzudenken. Mögliche Wege und Ansatzpunkte dafür wären: * Arbeit und Einkommen getrennt denken. Die Trennung ist schon Realität, wie wir am Beispiel von Bergsteigern, Prostituierten oder Aktionären sehen können. Ein politischer Vorschlag dazu ist die Einführung einer bedingungslosen Grundeinkommens (vgl. http://www.gutesleben.org/), das, anders als etwa die Forderung nach einem Mindestlohn, nicht mehr die symbolische Forderung aufstellt, dass „jeder von seiner Arbeit leben können“ muss. * Wenn nicht mehr Geld den Wert der Arbeit bemisst, können wir

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Wie wir in Zukunft arbeiten

In der aktuellen Ausgabe von http://www.brandeins.de/ gibt es einen interessanten Artikel über den Trend, Arbeitszeiten nicht mehr zu kontrollieren, sondern es den Angestellten selbst zu überlassen, wann und wo sie arbeiten (mit Mail und Handy kann man das ja von überall aus). „Große Freiheit“ ist der Artikel überschrieben, und natürlich bedeutet es einen Gewinn an Freiheit, wenn ich nicht mehr jeden Tag acht Stunden am Schreibtisch sitzen muss, sondern arbeiten kann, wo und wann ich will. Natürlich muss die Arbeit geschafft werden – Ausreden, warum man was nicht geschafft hat, gelten nicht!Wenn das so kommt (und der Trend dazu ist ja auch hierzulande längst unübersehbar) dann bedeutet das aber eine grundsätzliche Veränderung des Arbeitslebens. Im Prinzip ist es die Einführung der Akkordarbeit im Angestelltenleben. Nur die fittesten werden dann überleben, also die, die ihre Arbeit in relativ kurzer Zeit schaffen. Die Langsameren werden rausgekickt, oder sie müssen eben länger arbeiten, bis sie umfallen. Das heißt, es ist auch ein Programm

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