In diesen Tagen veröffentlichen die Frauen des Mailänder Frauenbuchladens ein neues „Sottosopra“. Mit diesen programmatischen Flugschriften (Sottosopra heißt in etwa: „drunter und drüber“ oder auch: „das untere nach oben bringen“) mischen sie sich schon seit Jahren immer wieder in den politischen Diskurs ein, etwa mit dem „grünen“ Sottosopra (Mehr Frau als Mann) oder dem „roten“ Sottosopra (Das Patriarchat ist zu Ende), die beide auf Deutsch übersetzt sind.
Das neue Sottosopra heißt „Stell dir vor, dass die Arbeit….“, und wird mit der Beobachtung eingeleitet, „dass der Gleichheitsdiskurs an allen Ecken und Enden hinkt und uns der Feminismus nicht mehr reicht“. Ihr Ausgangspunkt ist, dass auch wenn Frauen im Arbeitsleben noch nicht 100-prozentig „gleichberechtigt“ sind, sie doch inzwischen genug Erfahrungen gesammelt haben, um eine Bilanz zu ziehen: nicht nur darüber, wie weit sie „gekommen“ sind (im Vergleich zu den Männern), sondern auch darüber, was ihnen an der Erwerbsarbeit, so wie sie ist, nicht gefällt.
Ich habe das Sottosopra letzte Woche gelesen und finde es gut. Allerdings ist es – aus deutscher Perspektive – nicht so innovativ wie die früheren Sottosopras. Im Bezug auf die Notwendigkeit, Arbeitsbedingungen zu verändern, Hausarbeit in ökonomische Berechnungen einzukalkulieren, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie herzustellen, haben wir in Deutschland ja auch schon vieles diskutiert.
Richtig klasse finde ich aber, wie die Mailänderinnen daraus eine politische Aktion machen: Ihr feministische Netzwerk haben sie genutzt, um in vielen italienischen Städten am kommenden Samstag (24. Oktober) parallele Präsentationen zu machen und das Sottosopra offiziell vorzustellen. Zurzeit wird das neue Sottosopra ins Deutsche übersetzt. Es wird dann – ebenso wie die anderen – im Christel Göttert Verlag erscheinen, wahrscheinlich in der Reihe der kleinen quadratischen Büchlein.
Ich habe das neue Sottosopra auch gelesen. Du hast Recht, Antje, dass wir die meisten seiner Themen hier in Deutschland auch schon lange diskutieren. Aber es gibt noch keinen Text, der so klar auf den Punkt bringt, warum die Gleichstellung inzwischen mehr schadet als nutzt und welche Veränderungen jetzt dran sind. Ich hoffe, dass der Text bald auf Deutsch vorliegt und viel diskutiert wird. Vieles davon steht auch schon in Maria Terragnis Buch „Il scomparsa delle donne“ (Das Verschwinden der Frauen), von dem ich auch dachte, dass wir es eigentlich übersetzen müssten.
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