Erbrecht abschaffen!

Angeblich leben wir ja in einer Gesellschaft, in der alle die gleichen Chancen haben, in der es gerecht zugeht, in der das Individuum zählt und nicht der Clan, zu dem jemand gehört – schön und gut, aber was dem vollkommen entgegensteht, ist das Erbrecht. Seit ich im Rahmen meiner Dissertation vor 30 Jahren realisierte, dass im 19. Jahrhundert die Abschaffung des Erbrechts eine zentrale Forderung anarchistischer Gruppen war und vor allem auch Feministinnen das unterstützten (weil das damalige Erbrecht meist auch noch patriarchal war und männliche Nachkommen bevorzugte), geht mir das nicht mehr aus dem Kopf. Also warum es sich so gehalten hat. Und warum die Linken sich so auf das Privateigentum an Produktionsmitteln kaprizieren, statt so etwas viel einfacheres, logischeres, praktischeres wie die Abschaffung des Erbrechts anzustreben. Und warum dieses Clan-Familien-Denken sich so hartnäckig hält. Ich schreib das immer mal hier und da hin, meistens mit wenig Resonanz, weil die Linken sind alle marxistisch eingenordet (Marx war schon im

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Für eine neue Corona-Strategie: Zero Covid!

Die gegenwärtige Strategie Europas im Umgang mit Corona ist krass gescheitert. Seit einem Jahr fast liegt das Kultur- und Sozialleben brach, seit drei Monaten haben wir einen Labber-Lockdown, der allerdings bestimmte Wirtschaftsbereiche ausnimmt. Während alle sich beschränken, können Arbeitgeber weiter nach Gutdünken ihre Arbeiter:innen und Angestellten der Infektionsgefahr aussetzten. Gleichzeitig haben wir in Europa Abertausende von Toten JEDEN TAG! Und es ist kein Ende in Sicht – denn bis wir durchgeimpft sind, ist es Herbst. Die unkontrollierte Virus-Zirkulation begünstigt Mutationen, mit unabsehbaren Folgen. Und bei Abermillionen Infizierten riskieren wir ungewisse Long-Covid-Krankheitsfolgen in einem erheblichen Teil der Bevölkerung. Wir brauchen deshalb eine neue Strategie. Sofort. Und sie muss Zero Covid heißen. Dieser Virus kann nicht unter Kontrolle gehalten werden. Man muss ihn auf Null bringen, oder er breitet sich aus.Und natürlich muss so eine Zero Covid-Strategie solidarisch sein, und international. Und, nein: Das ist nicht unmöglich. Auch jetzt nicht. Ja, einfacher wäre es gewesen, das vorigen Mai oder vorigen Oktober zu

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Manifest: Perspektive Care-Gesellschaft

Das Thema Care ist momentan ja vielen Menschen ins Bewusstsein geschwappt, und das ist gut so. Entsprechend viele Texte/Manifeste etc… dazu gibt es, viele davon unterstütze ich auch als Erstunterzeichnerin. Aber dieses hier aus der Schweiz finde ich besonders gut und möchte es euch daher auch ganz besonders ans Herz legen; Plädoyer für eine Erneuerung des Gesellschaftsvertrags – lokal und global. Möge es – hm- viral gehen!

Wirtschaft ist Care, aber Care ist mehr als Wirtschaft

Heute ist Equal Care Day, gestern Abend schon gab es dazu im Frankfurter Mousonturm eine Auftaktveranstaltung, organisiert von Beate Wörner vom Frauenreferat der Stadt, unter dem Titel „Sie nennen es Liebe, wir nennen es unbezahlte Arbeit“. Wir hörten einen Ausschnitt aus dem grandiosen Hörspiel „Who Cares“ des Künstlerinnenkollektivs Swoosh Lieu, das ihr euch hier auch in voller Länge runterladen könnt, Katharina Pelosi von Swoosh erzählte von den Hintergründen des Stücks. Swoosh Lieu sind übrigens Anfang April mit einem neuen Stück wieder im Mousonturm, es heißt Dea Ex Machina und handelt von feministischen Utopien! Gestern Abend gab es außerdem einen kleinen Input von mir zum gegenwärtigen Stand des Care-Aktivismus. Vorab dazu habe ich einige Gedanken aufgeschrieben, den Text dokumentiere ich hier im Blog. Gesagt habe ich dann zu einem großen Teil doch was anderes, aber ist ja egal 🙂 Also: Feministinnen haben Care-Arbeit schon lange thematisiert, spätestens seit den 1970er Jahren. Sie kritisierten die Unsichtbarmachung des Füreinander Sorgens in den gängigen

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Strandlektüre zum Thema Grundeinkommen

Ich gebe zu, dass ich lange sehr skeptisch gegenüber dem Projekt „Mein Grundeinkommen“ war. Finanziert aus privaten Spenden werden dabei Ein-Jahres-Grundeinkommen von 1000 Euro pro Monat verlost, also 12.000 Euro pro Gewinner*in. Ich hielt das für Effekthascherei, mich machte skeptisch, dass die Medien sich so darauf stürzten, obwohl es doch gar kein richtiges Grundeinkommen ist – denn ein richtiges Grundeinkommen, davon bin ich immer noch überzeugt, müssen ALLE bekommen und auch nicht nur für eine begrenzte Zeit. Aber dann saß ich voriges Jahr bei einem Kongress zufällig beim Abendessen neben Claudia Cornelsen, die zusammen mit dessen Erfinder Michael Bohmeyer eine der treibenden Kräfte hinter „Mein Grundeinkommen“ ist. Sie ist PR-Frau und auch Ghostwriterin von Götz Werner. Wir kamen ins Gespräch – und, was soll ich sagen, sie steckte mich mit ihrem Elan irgendwie an. Vor allem war mir sympathisch, wie konsequent sie die „Bedingungslosigkeit“ des Grundeinkommens ins Zentrum ihrer Argumentation stellte (und nicht, wie viele andere, die Höhe), denn genau

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Die Prinzessinnenlinie. Gedanken zur Gentrifizierung von Veranstaltungen.

Sammelmappe hat in ihrem Blog heute darüber geschrieben, warum sie nächstes Jahr nicht zu den Tagen der deutschsprachigen Literaur nach Klagenfurt fährt: Der Anstieg der Preise, der in keiner vernünftigen Relation mehr zum Anlass steht. Es gibt da so eine dünne Prinzessinnenlinie, die ich nicht überschreiten mag. Da könnt ihr euren Glitzer halt für Euch behalten. Ich hab keine Lust mich mit ins Land der unbeschränkten Geldströme abtreiben zu lassen. Auch bei der Re:publica ist es ihr schon so ergangen. Der Grund, den Preisanstieg irgendwann zu verweigern ist nicht, ob man das Geld hat. Sie wie ich wären schon in der Lage, diese Preis zu bezahlen, es sind ja keine regelmäßigen Ausgaben. Es geht ums Wollen. Auf Facebook schrieb sie noch: Auch vorher war ich mir darüber bewusst, dass die drei Tage ein Luxus sind. Faktisch kann ich nicht genau sagen, warum ich bis hierher akzeptiere, aber den nächsthöheren Preissprung nicht mehr. Ich vermute, es reicht, wenn es „nur so ein

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Die Macht der Commons

Buchtipp: Silke Helfrich und David Boller: Frei, Fair und Lebendig. Die Macht der Commons. Transcript Verlag 2019, unter Creativ Commons Lizenz lizensiert Oh, ja, das Wirtschaftssystem. Einerseits wissen wir alle, dass kleine Veränderungen an einzelnen Stellschrauben nicht ausreichen, andererseits aber sieht es auch nicht nach Revolution oder einer bald bevorstehenden Abschaffung des Kapitalismus aus. Auf einer guten Schwelle zwischen Realismus und Radikalismus befindet sich dieses Buch. Schon dass es fast ganz ohne Marxzitate auskommt, ist ein gutes Zeichen (in theoretischer Hinsicht stützt es sich überwiegend auf Elinor Ostrom, im Anhang findet sich eine kurze Zusammenfassung der „Design Prinzipien für Commons-Institutionen nach Elinor Ostrom“). Die Autor*in entwirft eine un-kapitalistische Vision von Ökonomie, schwebt dabei aber nicht in abstrakten Gedankenspielen, sondern schildert das anhand von Beispielen aus dem richtigen, real existierenden Leben. Es geht um Commons, also um gemeinschaftliches Wirtschaften, und darum, was sich aus bestehenden Commons-Organisationen, Projekten und Theorien schließen und lernen lässt. Anhand einer Handvoll konkreter Beispielen wird erklärt, was

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Care Revolutionieren mit Grundeinkommen?

Zu dem Thema gab es im Oktober einen Abend in Frankfurt – eine Kooperation des Netzwerks Care Revolution und des Netzwerks Grundeinkommen. Es gab vier Eingangs-Statements dazu, eines davon von mir, die anderen von Sylvia Homberg, Ina Praetorius und Werner Rätz. Folgende Fragen haben wir dabei beantwortet: 1. Was müsste sich verändern, damit genügend Zeit und Raum für gute Sorgearbeit von udn für alle Menschen vorhanden ist? 2. Wie kann eine geschlechtergerechte Verteilung der Sorgearbeit befördert werden? 3. Wie würde sich gute Sorgearbeit auf unsere Gesellschaft auswirken? 4. Was würde ein existenzsicherndes Grundeinkommen in unserem Leben als Sorgetragende und Sorgeempfangende verändern? 5. Brauchen wir eine sorgezengrierte Gesellschaft und Ökonomie? Was ist das und wie kann ein Grundeinkommen diese befördern? 6. Welche Kritiken gibt es aus feministischer Sicht am Grundeinkommen, wie sind eure Gegenpositionen zu diesen Kritiken? Schaut’s euch gerne an, hier kommt ihr direkt zu einer Übersicht aller Beiträge, auch der Einführugnen von Elfriede Harth und Ronald Blaschke.

Mehr als Erwerbsarbeit gibt es bei den Parteien nicht

Bald ist Bundestagswahl, und auch wenn ich eine der Big Ugly Five wählen werde, noch genauer die Grünen, wie ich Buzzfeed schon erzählt habe, so prangere ich doch an, überhaupt keine Auswahl zu haben – jedenfalls nicht bei den Themen, die ich wichtig finde. Die Gruppe Care Revolution Rhein Main hat an die hiesigen Kandidatinnen und Kandidaten einen Fragebogen verschickt, um ihre Ansichten zu dem Themen komplex abzufragen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Ulli Nissen (SPD) schreibt: Die SPD lehnt ein bedingungsloses Grundeinkommen ab. Es entwertet die Leistung der arbeitenden Menschen. (Ulli Nissen, SPD) Wieso das so ist, bleibt ihr Geheimnis. Noch besser ist Matthias Zimmer, CDU. Er antwortet auf die Frage, für welche Maßnahmen er sich einsetzen möchte, um Menschen finanziell zu unterstützen, die unbezahlte Sorgearbeit leisten: Verstehe ich nicht. Ich soll Menschen finanziell unterstützen, die unbezahlte Sorgearbeit leisten? (Matthias Zimmer, CDU) Etwas netter formuliert sind die Antworten von Linke, Bündnis 90/Grüne und FDP, aber es wird doch ganz deutlich, dass

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