Brustkrebs und Bergsteigen – es dürfte schwierig sein, zwei Themen zu finden, die mich weniger interessieren, mit denen ich weniger persönliche Emotionen oder Erfahrungen verbinde. Ehrlich gesagt habe ich mir den Film nur angeschaut, weil die Regisseurin, Gabriele Schärer, eine politische Freundin ist und vor elf Jahren einen wunderbaren Film über „Die schönste Revolution des 20. Jahrhunderts“ gedreht hat: „Sottosopra“ (die schönste Revolution war natürlich der Feminismus).
Nun also einen über hundert von Brustkrebs betroffene Frauen, die gemeinsam einen Berg besteigen – okaaaay.
Umso mehr wunderte ich mich, wie sehr mich der Film in den Bann zog. Dabei ist er ganz simpel gemacht. Die Kamera zeigt die Gruppe, wie sie sich in Zermatt trifft, sich von einem Bergsteiger erklären lässt, wie man einen Berg besteigt, am nächsten Morgen loszieht, großartiges Bergpanorama inklusive diverser Widrigkeiten. Dazwischengeschnitten sind Interviews mit 15 der Frauen, die von ihrer Geschichte erzählen, davon, wie sie mit der Diagnose konfrontiert worden sind, was sie dabei erlebt haben, wie sie damit umgegangen sind, welche Schwierigkeiten sie hatten, was die Krankheit in ihrem Leben verändert hat und was nicht.
Das hört sich nicht sehr spektakulär an, ist es aber. Denn irgendwie gelingt es, dass die Frauen der Zuschauerin nicht als „andere“ begegnen, als die, die „dieses Problem“ haben, das man selber nicht hat, sondern sie werden zu Vorbildern. Sie sind ganz unterschiedlich, und gerade deshalb erkennt man sich in ihren Schilderungen wieder. Wer hat denn keine Schwierigkeiten damit, sich anderen verständlich zu machen? Wer hat keine Probleme mit dem Aussehen des eigenen Körpers? Wer kennt nicht Schuldfragen gegenüber Kindern oder die Angst vor dem Jobverlust? Wer hat keine Angst vor dem Ungewissen und damit, nicht alles „im Griff“ zu haben?
Deutlich wird dabei, dass Verletzlichkeit und Prekarität, das Angewiesensein auf andere eben gerade etwas Normales ist, und dass man trotzdem „das gute Leben in die eigenen Hände nehmen“ kann, wie es im Begleittext zum Film heißt. Und dass das gute Leben nichts ist, was „trotz“ Krankheit, Unglück, schlechtem Wetter möglich ist, sondern gerade in und durch alle Widrigkeiten hindurch.
Zum Thema Brustkrebs hat Gabriele Schärer schon vor einigen Jahren einen Kurzfilm mit Interviews veröffentlicht, lest hier, was sie dazu sagt.
Ansonsten: Schaut euch den Film an. Er kommt am 19. Oktober in der Schweiz ins Kino, aber vielleicht lässt sich ja auch in Deutschland was organisieren? www.ropeofsolidarity.ch