Hier sind drei Bücher, die ich in den vergangenen Wochen gelesen habe und euch empfehlen möchte.
„Die Argonauten“ von Maggie Nelson ist schon vor zwei Jahren erschienen. (Korrektur: Das Original ist vor zwei Jahren erschienen, die deutsche Übersetzung ist neu) : Der Verlag hat mir das Buch zugeschickt mit dem Hinweis, es könnte mich interessieren, vermutlich wegen meiner Beschäftigung mit dem Schwangerwerdenkönnen – und tatsächlich war dem auch so. Maggie Nelson erzählt die Geshcichte einer quasi doppelten Körpererfahrung: Sie selbst ist schwanger, ihr Ehemann Harry Dodge durchläuft eine Testosterontherapie und geschlechtsangleichende Operation, wobei es dann auch um das Familienleben mit Harrys Sohn geht, den er zuvor selbst geboren hatte. Also eine sehr spannende Geschichte um Geschlecht als sowohl körperliche Erfahrung als auch soziale Konstruktion, und das Ganze so intelligent wie unterhaltsam erzählt mit jeder Menge philosophischer Referenzen. Also wirklich nach meinem Geschmack und vielleicht auch nach eurem. (Maggie Nelson: Die Argonauten, Hanser 2015, 20 Euro, 188 Seiten)
„Fa(t)shionista“ von Magda Albrecht ist gerade eben erst erschienen und enthält quasi die Theorie zum Fat-Activism, für den Magda nun schon seit längerem bekannt ist. Ein richtig gutes und empfehlenswertes Einführungsbuch in das Thema Dickendiskriminierung. Es geht sowohl um Informationen (Wie valide sind die Studien zur Gefährlichkeit von hohem Körpergewicht eigentlich? Welche Diskurstradition haben wir zu diesem Thema? Welche politischen Initiativen und Akteur_innen gibt es und was sagen die?) als auch um politische Einschätzungen und Bewertungen. Zwischendurch erzählt die Autorin ihre eigene Geschichte als dickes Kind und macht auf diese Weise nachvollziehbar, wo die Probleme liegen: nämlich vor allem darin, dass die Dickenfeindlichkeit unserer Kultur den Betreffenden Unmengen Probleme macht, die – ganz egal für wie problematisch man das Dicksein selbst halten mag – offensichtlich kontraproduktiv sind. Also: lehrreiche und Augen öffenende Lektüre! – PS. über mein eigenes Dicksein hatte ich schonmal gebloggt (Magda Albrecht: Fa(t)shionista. Ullstein 2018, 16 Euro, 331 Seiten).
„Zukunftsmodell Grundeinkommen?“ von Werner Rätz und Dagmar Paternoga ist ein schmales Bändchen, das in der Reihe „AttacBasisTexte“ handlich und übersichtlich die Idee eines emanzipatorischen Grundeinkommens vorstellt. Es stellt die Philosophie hinter einem Grundeinkommen sowie die gängigen Konzepte und maßgeblichen Akteure und Akteurinnen vor, setzt sich mit den wichtigsten Gegenargumenten auseinander und skizziert praktische politische Wege, wie wir dahin kommen könnten. Ein sehr guter Einstieg für alle, die sich für das Thema interessieren, aber sich in den Argumenten noch nicht ganz fit fühlen und sich erst einmal einen Überblick verschaffen wollen. (Werner Rätz/Dagmar Paternoga: Zukunftsmodell Grundeinkommen? AttacBasisTexte 50, VSA-Verlag 2017, 7 Euro, 94 Seiten).
Dass der Verlag das Buch jetzt verschickt hat liegt, denke ich, daran, dass das Original zwar 2015, die deutsche Übersetzung aber erst jetzt erschienen ist.
Ich finde das Buch in der Tat sehr spannend – mit seiner formal offensiven Art, die Theorie einzuarbeiten, auch „generationsübergreifend“: ich hatte es für meine Tochter, Anfang 20 und feministisch mit Judith Butler groß geworden, gekauft, habe es dann selbst schnell in einem Rutsch gelesen und freue mich, wieviele wichtige Theoretiker*innen auch aus den zurückliegenden
Jahrzehnten in diesem gleichzeitig vibrierenden Text den jüngeren Leser*innen nahe gebracht werden.
G
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@Gabriele Michel – Oh ja, du hast recht, die deutsche Übersetzung ist von 2017. Ich hatte das irgendwie falsch überlesen. Also: Wow, Die Argonauten sind ein ganz aktuelles Buch! (und ich korrigiere das gleich im Text )
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Das Buch „Die Argonauten“ macht neugierig. Danke für den Tipp 🙂
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