Wenn über Care gesprochen wird, werden fast immer im selben Atemzug seine geschlechtsspezifischen Aspekte betont: dass Frauen viel mehr unbezahlte und schlecht bezahlte Carearbeit leisten als Männer, dass sie dadurch auf dem Erwerbsarbeitsmarkt benachteiligt sind, dass sie verarmen und so weiter. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, die Beschäftigung mit Care sei vor allem ein „Frauenthema“, ein Problem der Frauen, das angegangen werden muss, um Frauen zu helfen und sie nicht länger zu diskriminieren. So tritt die Care-Thematik als ein partikulares Anliegen bestimmter Menschen ins Bewusstsein und bekommt den Charakter eines Teilproblems, das sich mit ein bisschen gutem Willen im Rahmen der gegebenen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lösen lässt. Man muss eben nur die Erzieherinnen besser bezahlen oder die Hausarbeit gerechter zwischen den Geschlechtern verteilen. Die Care-Frage ist aber kein Unterkapitel der Gleichstellungs-Frage. Sie hat mit Emanzipation eigentlich gar nichts zu tun, jedenfalls nichts Wesentliches. Care-Aktivismus ist Handeln aus Verantwortung für die Welt, nicht aus Lobbyismus für Fraueninteressen. Care-Aktivismus weist darauf hin, dass die symbolischen Ordnungen, die Politik und Kultur derzeit prägen, unrealistisch, ungerecht, menschenfeindlich sind.
… Einen längeren Artikel dazu habe ich gestern in bzw-weiterdenken geschrieben.

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