Gegen Sprachpolizei, Zensur und Sprachdiktate!

Immer häufiger höre ich, dass Behörden, Regierungen oder staatliche Stellen ihren Mitarbeiter*innen bestimmte sprachliche Ausdrucksformen verbieten, lustigerweise sind das dieselben, die sich über vermeintliche (nicht existierende) feministische „Sprachdiktate“ aufregen. Heute höre ich das aus Niederösterreich, vorige Woche vom Kultusministerium Schleswig-Holstein, das sind nur die zwei letzten, vorher gab es da schon ein paar andere, ist mir auch egal.

Das erste, was ich daran bedenklich finde ist, dass es sich wirklich um Zensur handelt: Staatliche Stellen mit faktischer Exekutivmacht (das heißt: Sie können es wirklich erzwingen) schränken die Freiheit des sprachlichen Ausdrucks ein. Interessant, wie egal das dem (sich zu Unrecht so nennenden, da eben nur vermeintlich) „liberalen“ politischen Sprektrum zu sein scheint. Niemand muss mit Sternchen oder sonstwie „gendern“, aber es zu VERBIETEN ist doch ein völlig anderer Tobak.

Das zweite Bedenkliche ist, dass das Ganze natürlich ein Ausdruck davon ist, wie weit rechtspopulistisches, autoritäres Denken sich bereits gesellschaftlich verbreitet hat, dass die sich sowas trauen. Dass es keinen Aufschrei im Journalismus gibt, dass alle das so duckmäuserisch hinnehmen. Sind ja nur Worte, nicht, ist ja nur die Meinungs- und Denkfreiheit, naja.

Wäre ich davon betroffen, würde ich das ja konsequent unterlaufen und das, was mit dem Sternchen, Unterstrich und so weiter gemeint ist, dann eben lang und ausführlich schreiben.

Statt: „Liebe Mitarbeiter*innen“ würde ich schreiben, „liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, liebe nicht binäre Personen, die hier mitarbeiten“. Und so weiter, bei jeder Personenbezeichnung. Das stelle ich mir interessant vor.

Bei der ersten Verwendung würde ich eine Anmerkung einschieben, die auf den Erlass/das Gesetz hinweisen, das mich dazu zwingt, diese umständliche Umschreibung zu verwenden.

Was meint ihr, würde das funktonieren?

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

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