Mehr Frauen in verantwortliche Stellungen!
Kürzlich schickte mir eine Freundin folgende Postkarte: Das DDR-Propagandaplakat „Mehr Frauen in verantwortliche Stellungen“, entworfen von Gerhard Schlundt, aus
Kürzlich schickte mir eine Freundin folgende Postkarte: Das DDR-Propagandaplakat „Mehr Frauen in verantwortliche Stellungen“, entworfen von Gerhard Schlundt, aus
Seit zehn Jahren gibt es im Christel Göttert-Verlag eine Reihe mit kleinen, quadratischen philosophischen Bändchen mit aktuellen Impulsen feministischer Denkerinnen. Soeben sind zwei neue erschienen: „Mutter, Sprache, Autorität“ von Andrea Günter (das bespreche ich später an dieser Stelle auch noch), sowie eines von Ina Praetorius mit dem Titel „Weit über Gleichberechtigung hinaus. Das Wissen der Frauenbewegung fruchtbar machen“. Als ich das gestern in der S-Bahn anfing zu lesen, war ich zwar gespannt, aber nicht sehr: Schließlich kenne ich Ina seit Jahren und wusste also schon ungefähr, was da drin stehen würde. Trotzdem habe ich die knapp 70 kleinen Seiten dann in einem Rutsch verschlungen. Denn die Art, wie Ina Praetorius schreibt, ist einfach schön: Klar, auf den Punkt, witzig, ohne Schnörkel. Ihr Thema ist, wie das Wissen der Frauenbewegung nun endlich einmal für die Weltgestaltung fruchtbar gemacht werden kann. Denn natürlich war die Gleichberechtigung nie ein Zweck an sich. Sondern es ging um mehr, um Glück, um gutes Leben für
Ja, es ist definitiv ein Trend: Covergirls machen sich gut. Wir sind ja so gleichberechtigt. Frauenpower und Frauendominanz allerorten. Zum Beispiel beim Kirchentag im Mai. Letzte Woche kam mir ein Flyer ins Haus mit Highlights aus dem Programm. Toll. Lauter Frauen. Die kenianische Nobelpreisträgerin Dehka Ibrahim Abdi. Klar, die Bundeskanzlerin. Gesine Schwan. Alle drei fett im Foto. Nur ein Mann, der unvermeidliche Helmut Schmidt, jedoch blass im Hintergrund. Wenn man das Programm aber mal genauer liest, sieht die Sache ziemlich anders aus: Unter den in den Highlights aufgeführten Personen sind grade mal 7 Frauen – aber 29 Männer. Macht einen Männeranteil von über 80 Prozent. Heute kam dann die taz. Und wirbt ganzseitig für das taz-Programm auf der Leipziger Buchmesse. Schon wieder ausschließlich Frauen im Bild: Autorinnen, Politikerin, Managerin – toll! Aber schaut man das Programm genauer an und macht sich den Spaß, mal durchzuzählen, wieder ein trauriges Bild: 10 Frauen und 21 Männer. Dass es mit der Sensibilität für die
Die Gleichheit ist sehr verlockend, vor allem für junge Frauen. Gerade habe ich die „Alphamädchen“ (von Meredith Haaf, Susanne Klinger und Barbara Streidl) gelesen – zugegeben, mit etwas Verspätung – und war einerseits gerührt von diesem flammenden Appell zum feministisch Werden, andererseits doch etwas verwundert, dass das Versprechen der Gleichheit für junge Frauen heute immer noch so eine große Anziehungskraft hat. Schließlich hat die feministische Theoriearbeit der letzten zwanzig, dreißig Jahre in ganz unterschiedlicher Weise und auf allen möglichen Ebenen genau dieses problematisiert – sowohl die Queer-Theorie im Anschluss an Judith Butler, als auch die postpatriarchalen, vom italienischen Differenzfeminismus inspirierten Denkerinnen einer neuen symbolischen Ordnung, um nur die zwei wichtigsten zu nennen. Auch wenn sie sonst in vielem konträr sind, zumindest an DIESEM Punkt herrscht Einigkeit: Die Gleichheit ist nicht die Lösung. Doch für diese Diskussionen scheinen sich junge Frauen nicht sehr zu interessieren. Deshalb fangen sie im Prinzip da wieder an, wo die Frauenbewegung auch vor dreißig Jahren schon
93 Prozent der kinderlosen Männer zwischen 15 und 33 Jahren wollen Kinder haben, so die gute Botschaft einer neuen Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die dieser Tage vorgestellt wurde. Soweit der erfreuliche Aspekt – erfreulich aus Sicht der Frauen, deren Kinderwunsch nämlich sehr häufig am Veto ihres Partners scheitert. Allerdings sind die Bedingungen, unter denen sich Männer das Kinderhaben vorstellen, durchaus heikel: Knapp die Hälfte ist klar für die klassische Aufgabenverteilung – sie selbst gehen arbeiten und sind der „Familienernährer“, die Frau sorgt für die Kinder. Nicht einmal jeder vierte vertritt für Frauen und Männer ein egalitäres Rollenbild. Dass diese Einstellung höchst problematisch ist in Zeiten, in denen Frauen unbedingt erwerbstätig sein müssen, weil das innerfamiliäre Unterhaltsrecht gerade abgeschafft wird, und in denen der Arbeitsmarkt nicht mehr unbedingt so ist, dass ein Mann allein den finanziellen Unterhalt der Familie auf Dauer garantieren kann, ist das eine und bekannt. Und dass an dieser rückwärtsgewandten Einstellung durchaus auch die Frauen mit Schuld