Fuffzich

Also, es ist soweit: Ich bin fünfzig. Eigentlich wollte ich hier was dazu bloggen, aber dann fragten mich die Redakteurinen vom 10 vor 8-Blog drüben, und daher steht der Text dort!

Einige Anmerkungen zu Sarrazins „Verdummungsthese“ und der Demografie generell

Okay, eigentlich ist der Ärger über die jüngsten Äußerungen von Thilo Sarrazin schon groß genug, aber weil das Thema Demografie eins meiner Lieblingsthemen ist, möchte ich nun noch ein paar Anmerkungen hinzufügen. Sarrazin, Bundesbank-Vorstand und SPD-Politiker, hat Zeitungsmeldungen zufolge gesagt, „die Deutschen“ würden „verdummen“, weil Kinder von „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ eingewanderten Familien weniger Bildung hätten als bio-deutsche und diese Familien zudem überdurchschnittlich viele Kinder bekämen. Es geht dabei weniger um Rassismus (er hat ja nicht gesagt, dass es an ihren Genen liegt, zumindest könnte er ebenso gut die kulturellen Hintergründe gemeint haben), sondern um Demografie – nämlich um die Zusammensetzung der Bevölkerung und ihren Einfluss auf die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung. Dass Demografie in Deutschland überhaupt ein Thema ist, ist ein relativ junges Phänomen. Nach der rassistischen Selektionspolitik der Nazis – Menschen „jüdischer“ Herkunft umbringen, Menschen „arischer“ Herkunft zum Kinderkriegen animieren – hat man das Thema in den Nachkriegsjahrzehnten vorsichtshalber links liegen lassen. Erst

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Nein, die Kinderlosen sind nicht schuld

Erstmals hat das statistische Bundesamt jetzt eine Erhebung gemacht zu der Frage, wie viele Kinder Mütter in Deutschland haben. Das heißt, es wurde nicht wie sonst nur die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau erhoben, sondern auch die Entwicklung innerhalb der Gruppe der Mütter selbst untersucht. Als ich vor drei Jahren mein Buch „Methusalems Mütter“ schrieb, lagen solche Zahlen noch nicht vor, also war ich besonders gespannt auf das Ergebnis und habe mir heute die Zahlen einmal genauer angeschaut (nachzulesen sind sie unter http://www.destatis.de). Vergleicht man die Frauen der Jahrgänge 1933 bis 1968 (die Jüngeren sind zwar auch befragt worden, jedoch kann man daraus nicht wirklich etwas schließen, weil sie ja noch weitere Kinder bekommen können, weshalb ich sie an dieser Stelle nicht berücksichtige), so zeigt sich, dass es innerhalb der Mütter zu einer klaren Verschiebung hin zur „Norm-Mutter“ gegeben hat: nämlich der, die ein oder zwei Kinder hat. Ihr Anteil ist im Vergleich zu der Generation der heute 70 bis 75-jährigen

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Die Rückkehr der Vielehe

Warum wir längst nicht mehr monogam sind – und warum das auch nicht schlimm ist Bei einer Debatte über das neue Unterhaltsrecht hörte ich neulich eine interessante Formulierung: Einige Diskussionsteilnehmerinnen klagten darüber, dass viele Frauen, die jahrelang als Hausfrauen für Kinder und Ehemann gearbeitet hatten, nun um ihre finanzielle Absicherung fürchten müssen. Woraufhin andere die neue Regelung verteidigten, darunter auch eine Bundestagsabgeordnete, die schilderte, wie Politikerinnen aus allen Parteien gemeinsam dieses Thema diskutiert und schließlich die Neuregelung befürwortet hätten. Sie sagte in etwa: „Es ist jetzt zwar für die Erstfrauen schlechter geworden, aber wir hatten eben auch die Interessen der Zweit- und Drittfrauen im Auge.“ In diesem Moment wurde mir klar, womit ich als Idee schon eine ganze Zeit schwanger gehe, was ich aber bis dahin nicht so formuliert hätte: Wir erleben derzeit eine Rückkehr der Vielehe. Das soziologische Gerede von der „seriellen Monogamie“ stimmt überhaupt nicht. „Seriell“ ist die Monogamie, also die exklusive Lebensgemeinschaft eines Paares, nämlich höchstens im

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Abschied von der guten Mutter

Was Mütterlichkeit ist oder sein sollte, das wird heute, wie ehedem, vor allem von Gesetz und öffentlicher Meinung definiert. Wie aber wäre es, wenn die Freiheit der Frauen (und nicht deren Nutzen für die Gesellschaft) ins Zentrum des Nachdenkens über die Bedeutung von Mutterschaft gestellt würde? Dazu habe ich unter dem Titel „Abschied von der ‚guten’ Mutter“ einen Artikel für die Zeitschrift „Forum Sexualaufklärung und Familienplanung“ gder Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausgegeben wird. Link: http://www.antjeschrupp.de/mutter. In dem Heft gibt es noch weitere interessante Artikel, zum Beispiel über das „Mutterbild in Medien und Alltag“ oder über Mutterbilder von Migrantinnen. Das Themenheft „Mutter“ ist kostenlos bei der BZgA in Köln erhältlich, einfach per Mail unter Best.-Nr. 13329210 an order@bzga.de.

Vaterschaft vielfältig gestalten

„Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ – noch nie war dieses Sprichwort so wahr wie heute. Das alte Rollenmodell des patriarchalen Familienoberhauptes ist wohl endgültig passé. Doch was an seine Stelle treten soll, ist noch ziemlich unklar. Ist ein Vater einfach die männliche Version einer Mutter? In Zeiten, in denen die Gleichstellung von Frauen und Männern politische Zielvorgabe ist, erscheint das vielen als die plausibelste Lösung. Doch der Blick auf das wirkliche Leben zeigt, dass die Situation weitaus komplizierter ist. Mit meinem Artikel „Abschied vom Traummann“ beginnt eine Diskussionsreihe über Familienbilder in der Zeitschrift „Publik Forum“. Weiterlesen hier: http://www.antjeschrupp.de/abschied_vom_traummann.htm