Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Liebe. Nicht so, wie wir wahrscheinlich alle, nämlich im Alltagsleben, sondern ideengeschichtlich. Also: Mich beschäftigt die Frage, was in unserer (westlich-europäischen) Kultur im Lauf der Jahrhunderte unter Liebe verstanden wurde, was alles unter diesen Begriff gefasst wurde – und was nicht.Dabei lese ich mich natürlich durch viele Bücher, und eine Sache, mit der ich zunehmend hadere, ist dass meistens versucht wird, die Liebe in verschiedene „Varianten“ zu unterteilen, die angeblich vollkommen verschieden sind: Mutterliebe, „Gattenliebe“, sexuelles Begehren, Liebe zwischen Freunden, platonische Liebe, Gottesliebe. Natürlich hat es eine gewisse Plausibilität, solche Unterscheidungen zu treffen, aber ganz bin ich nicht überzeugt. Vor allem bin ich nicht davon überzeugt, dass sexuelles Begehren und körperliche Erregung nur auf Liebe zwischen Mann und Frau beschränkt sein soll – wobei dieses Modell neuerdings auch auf homosexuelle Paare ausgeweitet wird, allerdings vorausgesetzt , dass die sich von heterosexueller Liebe praktisch gar nicht unterscheiden. Mein liebstes Gegenbeispiel ist diese Skulptur
Liebe und Sex
Liebe ohne Objekt. Eine Erinnerung an Margarete Porete.
Vor 700 Jahren, am Pfingstmontag des Jahres 1310, wurde in Paris eine etwa fünfzig Jahre alte Frau auf dem Scheiterhaufen
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Im Namen des Mannes
Mich interessieren ja gerne die kleinen, abseitigen Themen. Zum Beispiel die Sache mit den Nachnamen. Die Süddeutsche Zeitung Emma hatte
Nichts gegen Sex (censored). Ich bin dafür und dagegen.
Die Diskussionen um die öffentlichen Darstellungen von Sexualität, um pornografische Ästhetik auf Werbeplakaten und so weiter sind seit langem verkorkst.
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„I’m just like you. Only with a vagina”
Gestern sah ich den Film “Up in the Air”, und er hinterließ mich etwas ratlos. So als Frau meine ich.
Das Ende der Bohème
Das war ja wohl der Hammer-Vorspann in der taz vom vergangenen Mittwoch (8. April): Im New Yorker Hotel Chelsea schrieb William Burroughs „Naked Lunch“. Bob Dylan blieb vier Jahre lang. Sid Vicious ermordete seine Freundin in Zimmer 103. Das New Yorker Hotel Chelsea ist das Künstlerhotel. Investoren wollen jetzt ein Luxushotel daraus machen – doch die Bewohner wehren sich. Und dann folgt ein rührseliger Artikel über „Das Biotop für die Boheme“ und wie ungeheuer schrecklich es ist, dass dieses tolle Hotel, in dem tolle Hechte tolle Bücher geschrieben und ihre Freundinnen ermordet haben (ist ja wohl beides irgendwie ein Ausdruck von KREATIVITÄT) jetzt einfach nicht mehr weiter existieren soll. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass die taz die inklusive Sprache längst aufgegeben hat – die Bewohnerinnen hatten bei all den tollhechtigen Bewohnern des Hotel Chelsea wahrscheinlich eh nix zu sagen. Wer über all das mehr wissen will, kann das Buch: „Women of the Beat Generation“ lesen (von Brenda Knight, Conari Press
Die Rückkehr der Vielehe
Warum wir längst nicht mehr monogam sind – und warum das auch nicht schlimm ist Bei einer Debatte über das neue Unterhaltsrecht hörte ich neulich eine interessante Formulierung: Einige Diskussionsteilnehmerinnen klagten darüber, dass viele Frauen, die jahrelang als Hausfrauen für Kinder und Ehemann gearbeitet hatten, nun um ihre finanzielle Absicherung fürchten müssen. Woraufhin andere die neue Regelung verteidigten, darunter auch eine Bundestagsabgeordnete, die schilderte, wie Politikerinnen aus allen Parteien gemeinsam dieses Thema diskutiert und schließlich die Neuregelung befürwortet hätten. Sie sagte in etwa: „Es ist jetzt zwar für die Erstfrauen schlechter geworden, aber wir hatten eben auch die Interessen der Zweit- und Drittfrauen im Auge.“ In diesem Moment wurde mir klar, womit ich als Idee schon eine ganze Zeit schwanger gehe, was ich aber bis dahin nicht so formuliert hätte: Wir erleben derzeit eine Rückkehr der Vielehe. Das soziologische Gerede von der „seriellen Monogamie“ stimmt überhaupt nicht. „Seriell“ ist die Monogamie, also die exklusive Lebensgemeinschaft eines Paares, nämlich höchstens im
Sind Liebesbeziehungen wirklich so schlimm heute?
Soeben habe ich – mit etwas Verspätung, zugegeben, aber ich habe in den letzten Jahren so viele „neue Feminismus“_Bücher gelesen, dass ich erstmal keine Lust mehr hatte – das „Neue deutsche Mädchen“- Buch von Jana Hensel und Elisabeth Raether gelesen. Was mich dabei regelrecht schockiert hat ist, wie darin Liebesbeziehungen zwischen Frauen und Männern geschildert werden: So viel „Coolness“, so wenig Vertrauen, so viel Angst und Unsicherheit, der verzweifelte Versuch, nur ja nicht „abhängig“ zu erscheinen, nur nichts von „ihm“ zu verlangen (sind Männer heute wirklich so schreckhaft und rennen dauernd gleich weg) – also ich war sehr berührt. Zwar enden die Geschichten versöhnlich, beide scheinen zuletzt doch noch jemand Nettes gefunden zu haben, aber trotzdem ist es irgendwie schockierend. Ich bin ja grade mal 15 Jahre älter, und soweit ich mich erinnere, habe ich die Liebesverhältnisse in meinen Zwanzigern sehr anders erlebt: Natürlich nicht ohne Dramen und Tränen, aber mit sehr viel weniger Distanziertheit. Daher meine Frage an alle
Sexualität und Freiheit
Sexualpolitik ist ein in letzter Zeit ziemlich vernachlässigtes Thema, wie ich finde. Zwar wird in akademischen Kreisen viel darüber geschrieben, dass es eigentlich gar keine Geschlechter gibt, aber in der Realität gibt es sie eben doch. Auf diesem Weg kommen wir nicht wirklich weiter. Außerdem ist dieser Diskurs reichlich westlich-aufgeklärt dominiert. In dem Zusammenhang hat Angelika Hassani einen schönen Artikel darüber, dass „queer“ auch einer der vielen schönen Namen Gottes im Islam ist: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-8-92.htm Und es gibt zwei neue Bücher, die daran erinnern, dass freiheitliche Sexualpolitik eine Geschichte hat. Sie zu lesen ist interessant, aber auch ein bisschen traurig, weil es uns daran erinnert, dass die Geschichte nicht immer hin zu mehr Freiheit verläuft, sondern manches Mal auch rückwärts: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-97.htm