Was beim Sprechenlernen geschieht

Starre Mutterbilder sind Vergangenheit, doch was kann sinnvollerweise mit Mutterschaft gemeint sein? Dieser Frage geht Andrea Günter in ihrem Büchlein nach. Mit der Geburt und dem Durchtrennen der Nabelschnur ist die unmittelbare körperliche Verbundenheit zwischen Mutter und Kind ent-bunden, und es entsteht die Notwendigkeit einer Beziehung, die durch Kommunikation und durch Sprache vermittelt ist. Um die Bedeutung des Sprechenlernens in diesem Sinn zu verstehen – das nämlich mehr ist als das Erlernen einer bestimmten Sprache wie etwa Deutsch oder Türkisch – ist es notwendig, in der Mutter mehr zu sehen als eine Frau, die einfach die Bedürfnisse des Kindes befriedigt. In diesem Prozess lernt das Kind vielmehr, sich als eigenständige Person zu verhalten und die eigenen Wünsche und Anliegen anderen verständlich zu machen. Es lernt ebenso, dass die Mutter eine eigenständige Person ist, die in der Welt steht und dort aktiv ist. Nicht nur um Fürsorge geht es hierbei, sondern darum, dem Kind die Welt zu vermitteln. Ein lesenswertes, wenn

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Nein, die Kinderlosen sind nicht schuld

Erstmals hat das statistische Bundesamt jetzt eine Erhebung gemacht zu der Frage, wie viele Kinder Mütter in Deutschland haben. Das heißt, es wurde nicht wie sonst nur die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau erhoben, sondern auch die Entwicklung innerhalb der Gruppe der Mütter selbst untersucht. Als ich vor drei Jahren mein Buch „Methusalems Mütter“ schrieb, lagen solche Zahlen noch nicht vor, also war ich besonders gespannt auf das Ergebnis und habe mir heute die Zahlen einmal genauer angeschaut (nachzulesen sind sie unter http://www.destatis.de). Vergleicht man die Frauen der Jahrgänge 1933 bis 1968 (die Jüngeren sind zwar auch befragt worden, jedoch kann man daraus nicht wirklich etwas schließen, weil sie ja noch weitere Kinder bekommen können, weshalb ich sie an dieser Stelle nicht berücksichtige), so zeigt sich, dass es innerhalb der Mütter zu einer klaren Verschiebung hin zur „Norm-Mutter“ gegeben hat: nämlich der, die ein oder zwei Kinder hat. Ihr Anteil ist im Vergleich zu der Generation der heute 70 bis 75-jährigen

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Erzieherinnen und Erzieher braucht das Land

Nachdem in Punkto Kinderbetreuung für unter Dreijährige lange Zeit Familien und öffentliche Einrichtungen gegeneinander ausgespielt wurden, hat jetzt endlich ein Umdenken eingesetzt. Mit ungefähr vierzig Jahren Verspätung vollzieht die deutsche Gesellschaft das, was Feministinnen schon lange vorschlagen: Ab 2013 haben Eltern in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für ihr Kind. Um dies auch nur halbwegs einlösen zu können, müssen jetzt holterdipolter Krippenplätze geschaffen werden – was in der Praxis gar nicht einfach ist. Vor allem deshalb, weil es überhaupt nicht genügend Erzieherinnen gibt, von Erziehern ganz zu schweigen. Ich habe das Thema regional für Frankfurt im Bezug auf die evangelische Kirche recherchiert und kommentiert (als große Träger von Kitas und Krabbelstuben sind die Kirchen stark involviert). Ich denke, das wird so ähnlich auch für andere Regionen und Städte sein. Zum Artikel geht es hier: http://www.antjeschrupp.de/krabbelstuben.htm

Die Rückkehr der Vielehe

Warum wir längst nicht mehr monogam sind – und warum das auch nicht schlimm ist Bei einer Debatte über das neue Unterhaltsrecht hörte ich neulich eine interessante Formulierung: Einige Diskussionsteilnehmerinnen klagten darüber, dass viele Frauen, die jahrelang als Hausfrauen für Kinder und Ehemann gearbeitet hatten, nun um ihre finanzielle Absicherung fürchten müssen. Woraufhin andere die neue Regelung verteidigten, darunter auch eine Bundestagsabgeordnete, die schilderte, wie Politikerinnen aus allen Parteien gemeinsam dieses Thema diskutiert und schließlich die Neuregelung befürwortet hätten. Sie sagte in etwa: „Es ist jetzt zwar für die Erstfrauen schlechter geworden, aber wir hatten eben auch die Interessen der Zweit- und Drittfrauen im Auge.“ In diesem Moment wurde mir klar, womit ich als Idee schon eine ganze Zeit schwanger gehe, was ich aber bis dahin nicht so formuliert hätte: Wir erleben derzeit eine Rückkehr der Vielehe. Das soziologische Gerede von der „seriellen Monogamie“ stimmt überhaupt nicht. „Seriell“ ist die Monogamie, also die exklusive Lebensgemeinschaft eines Paares, nämlich höchstens im

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Abschied von der guten Mutter

Was Mütterlichkeit ist oder sein sollte, das wird heute, wie ehedem, vor allem von Gesetz und öffentlicher Meinung definiert. Wie aber wäre es, wenn die Freiheit der Frauen (und nicht deren Nutzen für die Gesellschaft) ins Zentrum des Nachdenkens über die Bedeutung von Mutterschaft gestellt würde? Dazu habe ich unter dem Titel „Abschied von der ‚guten’ Mutter“ einen Artikel für die Zeitschrift „Forum Sexualaufklärung und Familienplanung“ gder Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausgegeben wird. Link: http://www.antjeschrupp.de/mutter. In dem Heft gibt es noch weitere interessante Artikel, zum Beispiel über das „Mutterbild in Medien und Alltag“ oder über Mutterbilder von Migrantinnen. Das Themenheft „Mutter“ ist kostenlos bei der BZgA in Köln erhältlich, einfach per Mail unter Best.-Nr. 13329210 an order@bzga.de.

Die Illusion der Vereinbarkeit

93 Prozent der kinderlosen Männer zwischen 15 und 33 Jahren wollen Kinder haben, so die gute Botschaft einer neuen Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die dieser Tage vorgestellt wurde. Soweit der erfreuliche Aspekt – erfreulich aus Sicht der Frauen, deren Kinderwunsch nämlich sehr häufig am Veto ihres Partners scheitert. Allerdings sind die Bedingungen, unter denen sich Männer das Kinderhaben vorstellen, durchaus heikel: Knapp die Hälfte ist klar für die klassische Aufgabenverteilung – sie selbst gehen arbeiten und sind der „Familienernährer“, die Frau sorgt für die Kinder. Nicht einmal jeder vierte vertritt für Frauen und Männer ein egalitäres Rollenbild. Dass diese Einstellung höchst problematisch ist in Zeiten, in denen Frauen unbedingt erwerbstätig sein müssen, weil das innerfamiliäre Unterhaltsrecht gerade abgeschafft wird, und in denen der Arbeitsmarkt nicht mehr unbedingt so ist, dass ein Mann allein den finanziellen Unterhalt der Familie auf Dauer garantieren kann, ist das eine und bekannt. Und dass an dieser rückwärtsgewandten Einstellung durchaus auch die Frauen mit Schuld

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Vaterschaft vielfältig gestalten

„Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ – noch nie war dieses Sprichwort so wahr wie heute. Das alte Rollenmodell des patriarchalen Familienoberhauptes ist wohl endgültig passé. Doch was an seine Stelle treten soll, ist noch ziemlich unklar. Ist ein Vater einfach die männliche Version einer Mutter? In Zeiten, in denen die Gleichstellung von Frauen und Männern politische Zielvorgabe ist, erscheint das vielen als die plausibelste Lösung. Doch der Blick auf das wirkliche Leben zeigt, dass die Situation weitaus komplizierter ist. Mit meinem Artikel „Abschied vom Traummann“ beginnt eine Diskussionsreihe über Familienbilder in der Zeitschrift „Publik Forum“. Weiterlesen hier: http://www.antjeschrupp.de/abschied_vom_traummann.htm

Die beste Familie gibt es nicht!

Die jüngste Brigitte-Studie hat es gezeigt: Der Kinderwunsch von Frauen ist nach wie vor hoch. Die bekannten gesellschaftlichen Hürden bewirken jedoch, dass Frauen in der Realität viel weniger Kinder bekommen, als sie eigentlich wollen. Ein großes Hindernis dabei ist die sinkende Kinderlust der Männer. Mehr als ein Viertel der jungen Männer will ein Leben ohne Kinder. Das stellt uns vor große Herausforderungen. Wichtig ist, dass wir schleunigst unser Familienbild verändern. Keine Ideale mehr, sondern eine pragmatische Förderung einer ganzen Vielfalt von Möglichkeiten des familiären Zusammenlebens. Meine ich. Mehr dazu in meinem neuen Artikel: „Die beste Familie gibt es nicht!“ –http://www.antjeschrupp.de/die_beste_familie.htm

Vätern einen Platz geben

Eines der wichtigsten Themen im Zusammenhang mit neuen Beziehungen zwischen den Geschlechtern sind die Verhandlungen über die Rollen innerhalb der Familie. Es ist unübersehbar, dass überkommene patriarchale Väterkonzepte schon lange ihre Überzeugungskraft eingebüßt haben. Doch was tritt an ihre Stelle? Leider bleiben auch die neuen Väterkonzepte bislang vielfach unglaubwürdig und führen zu allerhand Problemen, vor allem dann, wenn sie mit einer Schwächung der mütterlichen Position einhergehen – zahlreiche Fallbeispiele dazu haben Anita Heiliger und Eva-K. Hack in ihrem Sammelband „Vater um jeden Preis?“ zusammengetragen. Im Widerspruch zu einer verbreiteten Haltung, die Vatersein und Muttersein einfach in einem egalitär-geschlechtsneutralen „Elternsein“ aufzulösen versucht, meint Andrea Günter, dass die Position des Vaters auch in nachpatriarchalen Zeiten nicht mit der Mutter identisch ist: „Die Frage der Vaterschaft ist eine andere Frage als die der Mutterschaft. Die Aufgabe, Vätern einen Platz zu geben, ist eine eigenständige Aufgabe und bleibt eine eigene Anstrengung.“ Zu den dafür notwendigen Debatten leistet sie mit ihrem Büchlein „Vätern einen Platz

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