Ein Hoch auf Schröders Schwangerschaft

Als ich heute früh die Meldung las, dass Familienministerin Kristina Schröder schwanger ist, habe ich mich gefreut. Ich stellte mir nämlich vor, was wohl in den Köpfen ihrer Parteikollegen und vielleicht auch mancher Parteikollegin vorgegangen ist. Es gab bestimmt nicht wenige, die gedacht haben: So ein Mist, muss das gerade jetzt sein. Kann die dann noch ihre Arbeit machen. So als junge Mutter. Ich wette, so mancher in Berlin findet ihre Familienplanung „suboptimal“ (wie es etwa der Spiegelfechter in seinem Rant zum Thema formulierte). Wie ich drauf komme? Wieso ich das unterstelle, wo doch die offiziellen Verlautbarungen vor Jubel nur so barsten? Ich komme drauf, weil ich über das Thema „Kinderkriegen während man mitten im Karrieremachen ist“ häufig mit Frauen diskutiere. Es gibt nämlich kaum eine frauenpolitische Veranstaltung, wo das nicht zur Sprache kommt. Und oft, sehr oft, erzählen da Frauen von Chefs oder Chefinnen, die ihnen klar zu verstehen geben, dass es jetzt aber sehr ungünstig wäre, schwanger zu

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Update zum Thema Vaterschaftsrecht

Gerade lese ich, dass Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, wie die taz gestern berichtet, einen neuen Vorschlag dazu vorgelegt hat, wie künftig das Sorgerecht bei unehelichen Kindern geregelt sein soll. Ihren ersten Vorschlag hatte ich im August hier kritisiert, weil er vorsah, dass es bei unehelichen Geburten künftig automatisch ein gemeinsames Sorgerecht geben soll, auch dann wenn der Vater gar kein Interesse hat. Demnach hätte jede Frau, die außerhalb einer heterosexuellen Paarbeziehung Mutter werden will, vor Gericht das alleinige Sorgerecht eigens beantragen müssen. „Vaterschaft ist mehr als Sex gehabt haben“ schrieb ich damals, und wies darauf hin, dass Vatersein immer eine soziale Angelegenheit ist. Während eine Frau nämlich nur dann ein Kind zur Welt bringt, wenn sie sich aktiv dafür entscheidet (sie muss das Kind austragen und nicht abtreiben, zum Beispiel), können Männer Kinder zeugen, ohne – vom Sex abgesehen – an diesem Prozess ansonsten irgendwie beteiligt zu sein. Sie können nach dem Sex verschwinden. Oder die betreffende Frau kann die Schwangerschaft

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Die Vielfalt weiblicher Lebensentwürfe

Nachdem ich kürzlich schon etwas über Elisabeth Badinter geschrieben habe, habe ich nun ihr neues Buch „Der Konflikt. Die Frau und Mutter“ gelesen. In erster Linie ist es eine Abrechnung mit der Pro-Still-Bewegung und mit einem tatsächlich in letzter Zeit zu beobachtenden Trend in psychologischen und biologischen Forschungen, die „natürliche“ (und damit unhinterfragbare) Seite von Mutterschaft zu betonen. Zu dieser Diskussion kann ich nichts beitragen, weil ich mich mit diesen Themen nicht auskenne, aber ich könnte mir vorstellen, dass vieles, was Badinter dazu schreibt, richtig ist. Hätte sie sich auf ihre Kritik an diesen Trends beschränkt, wäre das Buch ein verdienstvoller Beitrag zu einer kontroversen Debatte. Leider ordnet Badinter aber ihre berechtigte Kritik an einem Wiederaufleben des Biologismus in ein größeres Muster von gesellschaftlichen, frauenpolitischen Trends ein – und hier muss ich an vielen Punkten widersprechen. Am meisten ärgert mich, dass sie nicht anerkennt, dass das Interesse vieler Frauen an Ökologie, an alternativer Medizin (auch Geburtsmedizin) und an neuen Beziehungen

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Vaterschaft ist mehr als Sex gehabt haben

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bereitet gerade ein Gesetz vor, wonach es auch bei unverheirateten Eltern automatisch ein gemeinsames Sorgerecht geben soll. Frauen, die Mütter werden, ohne mit einem Mann zusammenzuleben, müssten demnach in Zukunft einen Gerichtsbeschluss erwirken, der ihnen das sozusagen „erlaubt“. Der Verband Alleinerziehender Mütter und Väter lehnt den Vorstoß ab mit der Begründung, dass der „Stress für alleinerziehende Mütter und ihre Kinder damit in vielen Fällen vorprogrammiert“ sei. Schließlich genüge schon jetzt eine einfache Erklärung vor dem Jugendamt, damit unverheiratete Eltern das gemeinsame Sorgerecht bekommen, und auch unabhängig davon sei das Umgangsrecht unehelicher Väter sowieso garantiert. Der Väterblog hingegen kritisiert diesen Standpunkt, weil der Verband damit die Interessen der Mütter über die der Väter stelle (und legt den Beitrag dann unter der Rubrik „Dumpfbacken“ ab, was ich eine vollkommen unangemessene Polemik finde). Vor allem letzteres hat mich nun dazu gebracht, auch einen Blogpost zu dem Thema zu schreiben. Denn die väterrechtliche Entwicklung der Familiengesetzgebung stört mich schon seit langem,

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Der falsche Systemwechsel beim Elterngeld

In Deutschland gab es mal ein Elterngeld Erziehungsgeld: 300 Euro im Monat für jedes Kind, egal ob die Eltern reich oder arm waren, egal, welchen Beruf sie ausübten, und das zwei Jahre lang. (Ergänzung: Es gab allerdings eine familiäre Obergrenze beim laufenden Monatseinkommen). Eine gute Idee, denn Kinder kosten Geld, und vor allem brauchen Kinder Zeit, man muss sich um sie kümmern. Das Geld nahm da ein wenig den Druck raus, ein wenig, denn 300 Euro sind ja nicht gerade viel. Aber das Elterngeld würdigte immerhin die Erziehungsleistung von Müttern (und gegebenenfalls Vätern), und zwar unabhängig von ihrem „Marktwert“ als Arbeitkräfte, unabhängig von ihrer Employability, wie es heute heißt. Dann kam die Idee auf, noch ein anderes Elterngeld einzuführen: Nämlich der Mutter oder dem Vater, die oder der vorher erwerbstätig war und wegen des Kindes für bis zu zwölf Monate das Arbeiten unterbricht, einen Prozentsatz des Lohnes zu ersetzen: 67 Prozent bisher (jetzt sollen es 65 Prozent werden), maximal jedoch

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Was beim Sprechenlernen geschieht

Starre Mutterbilder sind Vergangenheit, doch was kann sinnvollerweise mit Mutterschaft gemeint sein? Dieser Frage geht Andrea Günter in ihrem Büchlein nach. Mit der Geburt und dem Durchtrennen der Nabelschnur ist die unmittelbare körperliche Verbundenheit zwischen Mutter und Kind ent-bunden, und es entsteht die Notwendigkeit einer Beziehung, die durch Kommunikation und durch Sprache vermittelt ist. Um die Bedeutung des Sprechenlernens in diesem Sinn zu verstehen – das nämlich mehr ist als das Erlernen einer bestimmten Sprache wie etwa Deutsch oder Türkisch – ist es notwendig, in der Mutter mehr zu sehen als eine Frau, die einfach die Bedürfnisse des Kindes befriedigt. In diesem Prozess lernt das Kind vielmehr, sich als eigenständige Person zu verhalten und die eigenen Wünsche und Anliegen anderen verständlich zu machen. Es lernt ebenso, dass die Mutter eine eigenständige Person ist, die in der Welt steht und dort aktiv ist. Nicht nur um Fürsorge geht es hierbei, sondern darum, dem Kind die Welt zu vermitteln. Ein lesenswertes, wenn

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