An den Diskussionen über den Feminismus, die dieser Tage nach einem Text von Meike Lobo durchs Netz toben, habe ich mich nicht beteiligt, weil mich dieses Thema etwas ermüdet und ich glaube, dass das alles vor allem zur Folge hat, von den inhaltlichen wichtigen Debatten eher abzulenken. Vor einer ganzen Weile (oh, scheiße, vor über fünf Jahren) hatte ich ja schon mal vorgehabt, das F-Wort gar nicht mehr zu benutzen, um dann eine Weile später doch wieder zu kapitulieren – momentan schwanke ich aber wieder zurück. Weil mich eigentlich der Zustand „des Feminismus“ nicht die Bohne interessiert, sondern vielmehr die kontroversen Debatten unter Feministinnen. Eine gewisse feministische Grundhaltung des Gegenübers ist für mich sowieso die Voraussetzung dafür, dass ich an einem politischen Austausch interessiert bin. Die Frage ist nicht, ob Feminismus, denn das versteht sich von selbst, sondern wie genau. Oder noch anders: Mich interessiert Politik, nicht Propaganda. (In diesem Sinne halte ich im übrigen auch Meike Lobo für eine Feministin, ebenso wie Alice Schwarzer eine ist,
Internet
Über welchen Kanal hätten Sie’s denn gerne?
Grade fragte das Nuf auf Twitter nach Unter-20-Jährigen, die eine Meinung zu dem LeFloid-Interview mit Merkel hätten (zu dem sie schon was Feines gebloggt hatte) – und dabei fiel mir ein, dass ich ja einen Unter-20-Jährigen kenne, den ich fragen kann (meinen Neffen). Also dachte ich, ich frag ihn mal. Um mit meinem Neffen zu kommunizieren, gibt es genau eine Möglichkeit: Snapchat. Ich also Frage hin, Antwort zurück, zackzack in drei Minuten erledigt (hat das Interview gesehen, fand es gut, hat Verständnis dafür, dass LeFloid nicht allzu kritisch gefragt hat, weil er ja sicher froh gewesen wäre, ein Interview mit ihr machen zu dürfen). (Update: Lesenswert zu dem Interview auch was Johnny Haeusler schreibt.) Für mich ist das jetzt der Anlass, mal über was anderes zu bloggen, das mir schon länger im Kopf herum geht: Nämlich die zunehmende Diversifizierung der verfügbaren Kommunikationskanäle und die damit einhergehende Notwendigkeit, für die jeweilige Person, mit der man kommunizieren will, den richtigen Kanal zu wählen.
Das Internet, die Medien und die Vertrauensfrage
Vor ein paar Tagen las ich diesen Artikel hier in der FAZ über eine Umfrage zum Thema: Welchen Medien vertrauen wir? Das nicht ganz überraschende Ergebnis lautet: Qualitätszeitungen vertrauen wir ziemlich, dem Fernsehen so mittelmäßig, den Sozialen Medien weniger, aber der Bild-Zeitung noch weniger. Natürlich ist der Artikel auch ein Versuch der traditionellen Medien, sich angesichts ihrer Krise ein bisschen selbst Mut zu machen, und das ist ja auch legitim. Allerdings musste ich doch etwas schmunzeln, als ich die Schlussfolgerungen des Autors darüber las, dass Twitter und Facebook als so wenig vertrauenswürdig eingestuft werden. Er schreibt: „Letzteres ist in dieser Deutlichkeit überraschend, zumal in dieser Bewertung alle Befragten ausgeschlossen sind, die mit den sozialen Medien nichts anfangen können. Selbst bei den unter Dreißigjjährigen und bei Menschen, die das Internet mehr als zwanzig Stunden wöchentlich nutzen, erhalten soziale Medien unter dem Aspekt der Glaubwürdigkeit ziemlich schlechte Werte. Sie werden offenkundig als Austausch-, Meinungs- und Protestmedium erlebt und nicht als relevante Informationsquelle.“ Da würde
Menschen, die in Dinger starren
Diesen Artikel hier möchte ich euch zur Lektüre empfehlen. Johnny Haeusler beschäftigt sich darin mit der Frage, wie sich unsere
Bloggen vs. Journalismus oder: die Qualität des Begehrens
Wie lange dauert es von der Idee für einen Blogeintrag bis zum Schreiben desselbigen? Bei mir maximal eine Stunde. Ich
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Das Ende der Heuchelei
Seit einiger Zeit läuft eine interessante Debatte über Eifersucht in Zeiten sozialer Netzwerke. Viel davon handelt direkt von der Liebe im klassischen Sinne, aber der Aspekt, der mich beschäftigt, ist der etwas breitere Blick auf Beziehungen allgemein. Denn die Öffentlichkeit unserer Beziehungsstrukturen ist, so glaube ich, eine ziemliche Herausforderung und möglicherweise „gefährlicher“ als die Verfügbarkeit von Daten allgemein. „Gefährlich“ allerdings in einem produktiven Sinne – nämlich so, dass es uns dazu zwingt, unsere sozialen Fertigkeiten und Fähigkeiten zu verändern. Zu verbessern, wie ich meine. Wir sind alle ziemlich komplexe Persönlichkeiten mit einer wechselhaften Geschichte, was normalerweise dazu führt, dass wir in sehr vielfältigen, unterschiedlichen und teilweise gegensätzlichen Beziehungsnetzen zuhause sind: Die Eltern, Geschwister und Cousinen, die alten Schulkameraden, die Arbeitskolleginnen und Kunden, die Leute aus diversen politischen Projekten, die näher und ferner stehenden Bekannten, die Nachbarinnen, die im Laufe des Lebens angesammelten Freundinnen und Freunde. Sie alle kennen uns tendenziell aus einer bestimmten Rolle, in jeder dieser Beziehungsnetze sind wir
Ich bin dann mal woanders
Die Republica 2010 – eine große Konferenz rund um Internet-Themen – steht vor der Tür. Und ich fahre wieder nicht hin. Geschweige denn, dass ich einen Vortrag oder Workshop abhalten würde. So bin ich also auch mit daran schuld, dass Frauen dort erheblich unterrepräsentiert sind: Eben hab ich noch einmal knapp die Speakers durchgezählt und kam auf insgesamt 218, von denen 46 Frauen sind, also 21 Prozent. Seit Feministinnen im Netz im Anschluss an die Republica 2009 den niedrigen Frauenanteil an den dortigen Speakers kritisiert haben, zum Beispiel Anne Roth, die in ihrem Blog immer wieder mal auf dieses Missverhältnis hinweist, wird im Netz heftig diskutiert, woran das liegt. Auch ich selbst habe mich schon mit dem Thema beschäftigt. Die Mädchenmannschaft und andere feministische Bloggerinnen (und einige Blogger) bemühen sich seither, Frauen im Netz sichtbarer zu machen, organisieren Gendercamps gründeten eine Facebook-Gruppe Girls on Web Society und bringen so das Thema auch ins Programm der diesjährigen Re:publica. Sicher ist all
Nerds (m/w). Eine Analyse und eine Frage.
Über Nerds wollte ich eigentlich gar nichts schreiben, weil ich mir nicht sicher bin, ob es so etwas überhaupt gibt. Jedenfalls hatte ich noch nie das Bedürfnis, die Menschen, mit denen ich es im Alltag zu tun habe, in Nerds und Nicht-Nerds aufzuteilen. Nur aus Erzählungen kenne ich ein, zwei, die dem Klischee vielleicht halbwegs nahe kommen. Aber das Thema kommt ja aus den Medien gar nicht mehr raus, und deshalb komme ich wohl mittelfristig nicht drum herum, mir dazu eine Meinung zu bilden. Zumal im Zusammenhang mit Nerds immer auch von Frauen die Rede ist. Und zwar nicht nur indirekt, insofern der Nerd nach allgemeiner Auffassung männlich ist, sondern auch ganz direkt: Immer steht die Frage im Raum, ob Frauen sich in Nerds verlieben oder nicht. Das interessiert mich, denn die Vorstellung, das Sich-Verlieben einer Frau würde etwas über die objektive, gesellschaftliche Qualität eines Mannes aussagen, ist ein fester Bestandteil unseres Kulturwissens. So heißt es zum Beispiel in „De