Kleiner Versuch, den Atheismus zu verstehen

Nachdem mein Buch „Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage“ herausgekommen war, kam die Frage auf, warum ich nicht auch jemanden aus dem Bereich Atheismus interviewt habe. Dafür gibt es Gründe, trotzdem interessiert mich das Thema, und ich würde dem gerne nachgehen. Erste Rechercheversuche ergeben jedoch, dass das ein seeeehr weites Feld ist. Das fängt schon mit der Frage an, ob der Atheismus eine Weltanschauung ist (und insofern überhaupt mit einer Religion vergleichbar) – eine kurze Twitterumfrage, die ich vorhin startete, ergab die überwiegende Antwort: Ja, isser. Allerdings antworteten einige auch: Nein, isser nicht. Die Antwort, die ich am interessantesten fand, war die von @nineberry, wonach Atheismus ein Oberbegriff über viele verschiedene Weltanschauungen ist (ähnlich wie „Theismus“ der Oberbegriff über alle Weltanschauungen, die auf die eine oder andere Weise von „Gott“ reden). Ich habe natürlich alle möglichen Definitionen über den Atheismus gelesen, aber Definitionen interessieren mich bei dem Thema nicht wirklich, ebensowenig wie sie mich bei Religionen interessieren. Sondern mich interessiert die Bedeutung,

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Das Ärgernis der Globuli

Erstmal vorneweg: Ich habe keine große Meinung zur Homöopathie, ich kenne mich auch mit Medizin nicht aus, und was ich mit diesem Blogpost ganz sicher nicht will, das ist einen Beitrag zur Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der kleinen weißen Kügelchen abliefern. Als jetzt die Diskussionen über den Vorschlag von SPD-Gesundheitsmann Karl Lauterbach losging, den gesetzlichen Krankenkassen zu verbieten, homöopathische Mittel zu bezahlen, hatte ich bloß in aller Unschuld getwittert, dass ich ja auch nicht an Homöopathie glaube, aber seit ich die Kügelchen esse, praktisch nicht mehr erkältet gewesen sei. Was stimmt. Ich habe vor einigen Jahren bei einer Freundin so ein kleines Selbermach-Büchlein gefunden, das mal unverbindlich ausprobiert, und tatsächlich funktioniert bei mir und in diesem Fall Nux Vomica hervorragend. Ich gebe zu, das beweist nichts, vielleicht ist es bloß der Placebo-Effekt, vielleicht ist es reiner Zufall (beide Vermutungen wurden mehrfach und vehement in meiner Timeline geäußert). Ist mir, ehrlich gesagt, ziemlich egal, solange es funktioniert. Was mich ins Grübeln brachte,

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Die Welt, die von mir unabhängt

Im Bezug auf politisches Engagement gibt es zwei Haltungen, zwei Gruppen von Leuten, die mich gleichermaßen nerven. Auf der einen Seite diejenigen, die sich und ihre jeweiligen Aktionen ungeheuer wichtig nehmen, sodass man oft den Eindruck hat (und zuweilen verbreiten sie diesen Eindruck sogar selbst), dass wenn man sich nicht unmittelbar mit Haut und Haaren an ihren Aktionen beteiligt, morgen die Welt untergeht. Auf der anderen Seite die, die Politik für etwas halten, das nur die anderen etwas angeht, und die von sich das Bild des „kleinen Rädchens“ pflegen, auf dessen Handlungen es ja sowieso nicht ankommt. Letztlich sind beide Varianten auf dieselbe Weise schädlich. Einen Mord kann man zum Beispiel von beiden Warten aus begehen: Im ersten Fall tötet man Feinde, Ungläubige, Kriminelle im Namen der „guten Sache“, denn da ja alles von mir und meinen Aktionen abhängt, bin ich auch berechtigt (oder, vornehmer gesagt, leider gezwungen), zu drastischen Maßnahmen zu greifen. Und andersrum kann man einen Mord auch

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