Ist Leihmutterschaft Arbeit?

Im Zusammenhang mit meinem kleinen Projekt des Nachdenkens übers Schwangerwerdenkönnen ist ein besonders wichtiges Thema das der Biotechnologie. Schwangerwerdenkönnen ist ja längst nicht mehr einfach die Art und Weise, wie Menschen sich reproduzieren. Es ist auch seit langem ein Feld juristischer, moralischer und sozialer Aushandlungsprozesse, die sich hauptsächlich um die Frage drehen, wie Kulturen die Ungleichheit regeln, die darin besteht, dass manche Menschen schwanger werden können und andere nicht, woraus sich dann sowohl formale Regelungen als auch kulturelle Geschlechternormen entwickelt haben. Aber inzwischen ist das Schwangerwerdenkönnen auch in den kapitalistischen Markt eingetreten, und zwar nicht mehr nur im Sinne des Konsums, mit Schwangeren als Zielgruppe etwa, sondern direkt die Reproduktion selbst. Frauen* verkaufen das Austragen und Gebären von Kindern als Dienstleistung für Menschen, die selbst nicht schwanger werden können. Und sie verkaufen ihre Eizellen an Menschen, die selbst keine reproduktionsfähigen Eizellen produzieren, oder auch für die biotechnologische Forschung. In der Reihe „Kitchen Politics“ bei Edition Assemblage ist zu diesem Thema

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Über den Zusammenhang von Geschlecht und Biologie

Wenn über den Zusammenhang von Geschlecht und Biologie gesprochen wird, liegt der Fokus meist auf der Frage, was überhaupt „Geschlecht“ sei. Mir drängt sich seit einiger Zeit verstärkt die Frage auf, was überhaupt „Biologie“ in diesem Zusammenhang sein soll. Wovon ist eigentlich die Rede, wenn es um das „biologische Geschlecht“ geht? Es sind ja drei unterschiedliche Aspekte des Körperlichen, die dabei eine Rolle spielen: die Gene, der Phänotyp (also das äußerliche Erscheinungsbild) und die mögliche Position in Bezug auf die Fortpflanzung, also ob jemand schwanger werden kann oder nicht. Für die meisten historisch gewachsenen Kulturen der Geschlechterdifferenz ist dieser letzte Aspekt maßgeblich. Dass nicht alle Menschen schwanger werden können, macht es erforderlich, Verfahrensweisen zu entwickeln, wie mit dieser Ungleichheit konkret umgegangen wird: Wer für Menschen sorgt, die aufgrund von Schwangerschaften oder Geburten besondere Bedürfnisse haben, welche Rechte und Pflichten Gebärende gegenüber ihren Kindern haben, welche Rechte und Pflichten Nicht-Gebärende gegenüber Kindern oder Schwangeren haben. Das alles lässt sich auf eine

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Männer und Frauen ergänzen sich nicht gegenseitig

Über die Geschlechterdifferenz denke ich ja schon ewig nach und über ihren Zusammenhang mit dem Schwangerwerdenkönnen seit einiger Zeit besonders. Kürzlich kam mir beim Lesen dieses Textes (pdf) von Muhammad Sameer Murtaza „Der Gender-Dschihad“ eine weitere Idee. Und zwar so: Murtaza setzt sich ausführlich mit der koranischen (die biblische ist ähnlich) Beschreibung Gottes als „Barmherzigkeit“ auseinander. Das Wort hat dieselbe Wurzel wie „Gebärmutter“ und beschreibt also Gott auf eine gewisse Weise als mütterlich, umsorgend. Das Thema ist in der feministischen Theologie schon lange diskutiert worden: Es gibt in allen drei monotheistischen „Buchreligionen“ (Judentum, Christentum, Islam) sehr unterschiedliche Gottesbilder, und eines davon ist eben dieses. Murtazas argumentiert nun, dass Frauen deshalb für die Religion (in seinem Fall den Islam) sehr wichtig sind, weil sie diese Qualität Gottes verkörpern: So lässt sich eine Analogie ziehen, also eine Ähnlichkeit bei noch größerer Unähnlichkeit, zwischen der göttlichen Barmherzigkeit und dem Schöpfungsakt auf der einen Seite und auf der anderen Seite zur Nächstenliebe und der Fähigkeit der Frau zu Gebären. Gerade in der Pflege der

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Letz talk about Schwanger werden können

Im Januar nahm ich an einem Seminar über weibliche Initiationsriten teil, bei dem es auch um den Austausch zwischen europäischen und afrikanischen Sichtweisen zu dem Thema ging. Zur Vorstellungsrunde sollten wir Teilnehmerinnen jeweils einen Gegenstand mitbringen, der für uns das „Frauwerden“ symbolisiert. Ich war sehr überrascht, dass viele der anderen etwas mitgebracht haben, das für den Eintritt der Gebärfähigkeit steht – Tampons oder Stoffbinden zum Beispiel. Ich war davon so überrascht, weil ich selbst nicht eine Sekunde an so was dachte. Ich hatte vielmehr ein Foto herausgesucht, das meine Mutter als Baby zeigt zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Tante und ihrer Großmutter. Denn für mich hängt Frausein vor allem damit zusammen, sich bewusst in eine weibliche Genealogie zu stellen, also sich zugehörig zum „Geschlecht der Frauen“ zu empfinden und zu positionieren. Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Kinder habe und auch nie welche wollte, dass für mich das Frausein nichts mit Gebären zu tun hat, dass ich mein „Weiblichsein“

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