Wo ist dein Kommentar?

Es kommt vor, dass ich Kommentare zu diesem Blog nicht freischalte. Und auch wenn das selten ist (ich schätze 9 von 10 Kommentaren schalte ich frei), so gibt es im Fall der Fälle doch häufig Nachfragen, warum und wieso. Ich habe aber keine Ressourcen, um das im Einzelfall zu begründen. Deshalb schreibe ich hier mal zusammen, wie ich es handhabe – so grob jedenfalls.

Update: Nulltens

In letzter Zeit ist es immer mal wieder vorgekommen, dass Kommentare ohne ersichtlichen Grund als Spam aussortiert worden sind. Wenn du deinen Kommentar vermisst, aber keiner der im folgenden genannten Gründe zutreffen, dann könnte das die Erklärung sein: Schick mir in diesem Fall bitte eine kurze Mail oder Mention über Twitter!

Erstens

Ich habe keine festen Regeln. Ich bekomme manchmal sehr viele Kommentare, und da ich mich mehr der inhaltlichen Debatte als dem Nachdenken über meine Moderationspraxis widmen will, entscheide ich das sehr schnell.

Zweitens

Im Zweifelsfall – also wenn ich mir nicht auf Anhieb sicher bin – schalte ich NICHT frei. Der Grund dafür ist, dass ich hier eine gute Diskussionsatmosphäre haben möchte, die auch Menschen mit dem Wunsch nach einem respektvollen Umgangston und Höflichkeit einen angenehmen Austausch ermöglicht. Deshalb kann mir auch schon mal etwas „durchrutschen“. Also es kann sein, dass ich mal etwas lösche, obwohl ich es bei genauerem und ausführlicherem Nachdenken vielleicht freigeschaltet hätte. In so einem Fall: Bezähmt euren Frust und versucht es einfach nochmal, es ist ja für eine gute Sache (die Schönheit des Internets).

Drittens

Kommentator_innen, die ich bereits kenne, haben größere Chancen. Das liegt daran, dass sich zwischen uns schon eine Beziehung aufgebaut hat. Ich weiß von ihnen also, dass sie prinzipiell an einer guten Debatte interessiert sind, dass sie nicht trollen wollen, sondern sich vielleicht nur im Eifer des Gefechts etwas unglücklich ausgedrückt haben. Leute, die neu hier sind, müssen sich hingegen erstmal ein bisschen besser benehmen, weil ich ja noch nicht weiß, wer sie sind und welche Absichten sie verfolgen. (Ist also eigentlich alles wie im echten Leben auch.)

Viertens

Fast immer ist der Grund für ein Nicht-Freischalten der Tonfall und nicht der Inhalt.

Fünftens

Schlechte Chancen haben Kommentare, in denen Meinungen als Tatsachen dargeboten werden („Du hast Unrecht.“ „Das ist wissenschaftlich widerlegt.“). Gute Chancen haben Kommentare, die die eigene Position und Subjektivität deutlich machen („Ich sehe das anders als du“, „Ich kenne aber eine Studie, die zu einem anderen Ergebnis kommt“). Auf diese Weise kann inhaltlich fast alles gesagt werden.

Sechstens

Gar keine Chancen haben Kommentare, die sich auf unhöfliche Weise nicht mit meinem eigenen Text, sondern mit den Kommentaren anderer Menschen hier auseinandersetzen. Niemand, der hier kommentiert, muss befürchten, deshalb von Dritten angekackt zu werden.

Siebtens

Schlechte Chancen haben Kommentare, die vom eigentlichen Thema ablenken, also sich zum Beispiel an irgendwas Nebensächlichem aufhängen und so die Diskussion auf ein anderes Gleis lenken („Derailing“ heißt das im Fachjargon). Wenn ich solche Kommentare nicht freischalte, wird das besonders oft als ungerecht empfunden, weil man doch nichts Böses gesagt hat. Stimmt. Aber es stört trotzdem, weil wir uns hier eben gerade über etwas anderes unterhalten.

Achtens

Wenn jemand zu viel Raum einnimmt, also vier fünf sechs lange Kommentare hintereinander schreibt, drücke ich meist irgendwann auf die Bremse. Gleiches gilt für Leute, die jeden Widerspruch dazu nutzen, genau dasselbe noch einmal hinzuschreiben, was sie in den Kommentaren zuvor auch schon gesagt haben (das löst häufig Unverständnis aus, weil gefragt wird: Das habe ich doch vorhin auch gesagt und du hast es freigeschaltet, weshalb jetzt nicht? Deswegen!) Prinzipiell ist die Kommentarspalte zwar unendlich, aber wer soll das denn alles lesen. Außerdem können solche Textmassen Leute entmutigen, die vielleicht etwas zurückhaltender beim Äußern ihrer eigenen Gedanken sind.

Neuntens

Ganz und gar nicht amüsiert bin ich, wenn mir jemand herablassend die Welt erklärt. Ich blogge hier zu Themen, mit denen ich mich auskenne und zu denen ich eine begründete Meinung habe. Die muss man nicht teilen, im Gegenteil, ich freue mich über jede kontroverse Debatte. Aber ich habe keine Lust, mir anzuhören, dass ich total dumm bin und von nix ne Ahnung habe.

Zehntens

Typische männerrechtliche Argumentationsfiguren (Väter sind in Deutschland völlig rechtlos, Feministinnen sind sowieso die Pest, heutzutage werden doch vor allem Männer diskriminiert, Frauen sind sowieso nur Schmarotzer) will ich hier nicht haben. Das ist auch keine Zensur, denn das Internet ist ja groß. Schreibt das doch einfach anderswo hin.