
Neulich war das mal wieder so: Wichtiges Thema, tolle Referentin, interessierte Männer – die aber nicht rein durften, weil es eine Frauenveranstaltung war. Schade eigentlich, denn einerseits wollen wir doch, dass weibliche Ideen in der Welt die Runde machen und beklagen uns darüber, dass Männer nicht zuhören, und wenn dann doch mal einer kommt, lassen wir ihn nicht rein.
Die Veranstaltungsleiterin, die ich darauf ansprach, antwortete: Ja, aber wenn wir Männer reinlassen würden, dann wäre das ja kein Frauenzentrum mehr, sondern einfach ein Bildungszentrum, und darauf habe ich keine Lust. Verständlich, finde ich. Aber ist das Argument auch plausibel?
Ist es nicht. Zwischen den beiden Extremen – reine Veranstaltungen nur von und für Frauen auf der einen Seite und gemischte, geschlechtsneutrale (also leider meistens dann männerdominierte) auf der andern – sind auch noch eine ganze Reihe Zwischenformen denkbar.
Zum Beispiel ist es möglich, Männer als Gäste zuzulassen. Also diese eins, zwei, drei männlichen Interessierten, die bei einer als „Frauenveranstaltung“ ausgeschriebenen Sache ja allerhöchstens zu erwarten sind, einzulassen, ihnen jedoch diesen Gast-Status zu vermitteln (das heißt, die Erwartung, dass sie sich auch als Gäste verhalten und nicht als Hausherren). In diesem Fall bleibt die Veranstaltung wie sie ist, also eine reine Frauenveranstaltung, nur dass eben interessierte Männer zuhören dürfen.
Eine andere Möglichkeit ist es, Männer als Diskussions-Gegenüber explizit einzuladen, also ihnen zu zeigen, dass ihr möglicherweise anderer Blick auf die Dinge interessiert und erwünscht ist. Auch dann bleiben die Frauen weiterhin Veranstalterinnen und Themengeberinnen, öffnen sich aber bewusst für die männliche Differenz. Klar, dass dann auch das Konzept darauf eingehen muss.
Dies sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass die bloße Zulassung von Männern zu Frauenveranstaltungen noch keine geschlechtsneutrale, „gemischte“ Angelegenheit aus der Sache machen muss. Andere Settings sind sicher auch denkbar. Ich meine nur, dass es bei diesem Thema weniger darauf ankommt, zu fragen, ob Männer zugelassen werden sollen oder nicht, sondern vielmehr darauf, wann, warum und in welcher Rolle sie zugelassen oder eben vielleicht sogar speziell eingeladen werden sollen.
Dass es nach wie vor Fälle gibt, in denen es sinnvoll ist, eine Veranstaltung ausschließlich für Frauen anzubieten, ist klar: Speziell wenn es um gegenseitigen persönlichen Austausch geht, zum Beispiel. Andererseits ist es aber genauso klar, dass vieles von dem, was derzeit nur unter Frauen diskutiert wird, auch von Männern gehört werden sollte. Gerade bei Vorträgen mit interessanten Referentinnen ist es praktisch nie sinnvoll, interessierte Männer außen vor zu lassen, denn das, was sie sagen, ist für die Welt allgemein relevant.
Zumal die Frauen heute durchaus geübt im öffentlichen Sprechen sind und sich – anders als das vielleicht vor dreißig Jahren der Fall war – durchaus, wenn notwendig, gegen männliche Vielredner und Selbstdarsteller zur Wehr setzen könnten.
Die Skepsis von Frauenzentren und anderen „reinen Frauenorten“ gegen die Öffnung für Männer ist zwar verständlich, aber teilweise überholt und oft nicht mehr angemessen. Vielleicht kann der Vorschlag, nicht nur pro und contra männliche Besucher zu diskutieren, sondern vielmehr über die Modalitäten und Umstände des Dialogs zwischen Frauen und Männern nachzudenken, sie motivieren, sich dem Thema zuzuwenden.
Es geht dabei nämlich um nichts weniger als um die Frage, wie weibliche Autorität gerade auch dann weiter zirkulieren kann, wenn Männer dabei sind. Dass dies in unreflektiert gemischtgeschlechtlichen Kontexten in der Tat oft misslingt, ist kein Grund, solche Kontexte prinzipiell zu vermeiden – ganz im Gegenteil. Umso notwendiger ist es doch, dafür einen Weg zu finden. Und nichts ist dafür besser geeignet als das konkrete Experiment.
Hallo Frau Schrupp,
immer wieder gerne lese ich ihre News!
Das Thema, Männer in Frauenveranstaltungen haben wir im Zentrum „FrauenFreiRäume“ so gelöst: Unsere Räume sind für „uns“, (außer bei „Väter-PEKiP)- ein bißchen „FreiRaum“ muss sein, auch wegen der Besucherinnen aus muslimischen Ländern. Aber alle Veranstaltungen außerhalb unserer Räume können immer und werden auch gerne von Vätern,Großvätern,Männern besucht! Das hat uns, was die Akzeptanz und Wertschätzung betrifft schon um einiges weiter gebracht und geholfen!
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Hallo Frau Schrupp,
wenn man in Ihrem Artikel mal die worte Frau und Mann vertauscht, liest sich das etwas mittelalterlich. Ich dachte vorgebene Regel wie sich die Geschlechter auf Veranstaltungen verhalten zu haben hätten wir weitestgehend hinter uns gelassen.
Gleichberechtigung?
FG Rusty
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Ich bin nach wie vor dafür, dass Frauenräume überwiegend nur Frauen offen stehen. Es gibt da in meinen Augen noch viel zu viele unbewusste Haltungen zwischen Frauen und Männern, die stören würden.
Auch sehe ich das mit dem Selbstbewusstsein ganz anders. Dieses muss ja bei vielen Frauen erstmal entwickelt werden und dafür braucht es Räume, wo die üblichen sexistischen Blicke fehlen. Wenn es mal stark ist, kann die Frau auch in gemischten Kreisen mitdiskutieren. Mal ganz zu schweigen von den vielen traumatisierten Frauen, die ihre Freizeit wenn möglich nur mit Frauen verbringen wollen.
Besser als die Lösung Frauenräume für Männer zu öffnen fände ich die, gemischte Räume für Frauenveranstaltungen und Referentinnen zu öffnen. Hier kann dann das feministische Denken mit Männer ausgetauscht werden und keine Frau die herkommt ist enttäuscht, ihren Schutzraum verloren zu haben!
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Ein Beispiel aus der MVHS: Eine habilitierte Soziologin ist für einen Vortrag angekündigt zu einem Thema, das teils als Frauenthema wahrgenommen wird (weil es mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun hat). Eine Moderatorin ist ebenfalls anwesend und stellt die Referentin vor. Bevor der Vortrag beginnt, sind Wortmeldungen aus dem Publikum sind erlaubt. Ein Mann steht auf und hält eine weitschweifige Rede, warum dieses Thema überflüssig ist und sich die Anwesenden lieber mit was anderem (nämlich seinem Lieblingsthema) befassen sollten. Die Moderatorin versäumt es, den Gast in die Gastrolle zu verweisen, der dann ausgiebig Zeit hat, den Anwesenden auf den Wecker zu gehen.
Und ich fürchte, so läuft es öfter, wenn Veranstalterinnen nicht als radikale Emanzen, sondern als nette, für alles und jeden offene Frauen dastehen wollen. (Das hat natürlich auch mit niedrigen Eintrittspreisen zu tun – dann kommen manchmal auch Leute, denen das Thema nicht viel wert ist.)
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Immer mehr Frauenbuchlaeden verschwinden. Women only partys gab es fruer auch mehr. Hey Frauen faellt euch nichts auf ?Tja ,frauen unter sich, davor haben die meisten maenner immer noch angst (machtverlust?!, kontrollverlust?!). Frauen unter sich mitten im Patriarchat. Im Matriarchat gab es viel mehr Frauenorte. Machen wir Rueckschritte und passen uns mal wieder an oder gehen wir weiter.!?. Es stinkt nach Backlash. Pappi Patriarchat will nun mal keine starken Frauen. Also will er!! auch keinen Feminismus., Emanzipation. Liebe kleine Maedchen spielen , die offen sind fuer alles, angepasst und wieder mal gefuegig .Das kennen wir doch alles schon. Brav sein, Pappi nicht veraergern. Wo ist der Feminismuss auch jenseits von Kinderbetreuung und gleicher Lohn? Besonders interressant fuer Frauen/ Lesben die keine Kinder/job haben wollen oder koennen.Haha. In Holland ist das ja noch viel Rueckstaendiger. Echt wahr !! Hallo 50ziger Jahre. Aber auch ehemals Linke sind heute rechts oder spiessig geworden . Politik und Feminissmus geht Hand in Hand. Verrat tut weh. !Muessen wir Frauen uns das auch noch antun.? Solidarische gruesse von Ramona
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