Nachdem mein Buch „Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage“ herausgekommen war, kam die Frage auf, warum ich nicht auch jemanden aus dem Bereich Atheismus interviewt habe. Dafür gibt es Gründe, trotzdem interessiert mich das Thema, und ich würde dem gerne nachgehen.
Erste Rechercheversuche ergeben jedoch, dass das ein seeeehr weites Feld ist. Das fängt schon mit der Frage an, ob der Atheismus eine Weltanschauung ist (und insofern überhaupt mit einer Religion vergleichbar) – eine kurze Twitterumfrage, die ich vorhin startete, ergab die überwiegende Antwort: Ja, isser. Allerdings antworteten einige auch: Nein, isser nicht.
Die Antwort, die ich am interessantesten fand, war die von @nineberry, wonach Atheismus ein Oberbegriff über viele verschiedene Weltanschauungen ist (ähnlich wie „Theismus“ der Oberbegriff über alle Weltanschauungen, die auf die eine oder andere Weise von „Gott“ reden).
Ich habe natürlich alle möglichen Definitionen über den Atheismus gelesen, aber Definitionen interessieren mich bei dem Thema nicht wirklich, ebensowenig wie sie mich bei Religionen interessieren. Sondern mich interessiert die Bedeutung, die der Atheismus konkret für das persönliche Leben einzelner Menschen spielt, wie sie dieses Denken füllen, was ihnen wichtig ist und so weiter.
Deshalb stelle ich hier jetzt einfach mal ein paar Fragen in den Raum, in dem Versuch, dem Phänomen Atheismus irgendwie auf die Spur zu kommen bzw. es überhaupt erst einmal zu einer sinnvollen Fragestellung zu bringen.
Wobei ich diese Fragen speziell an Leute stellen möchte, die von sich selbst sagen würden, dass sie Atheist_innen sind (also zum Beispiel meine ich nicht Agnostiker_innen, die davon ausgehen, dass man die Frage nach Gott weder positiv noch negativ beantworten kann, sondern Leute, für deren Weltanschauung die Überzeugung, dass es Gott NICHT gibt, zentral ist).
Also, hier meine Fragen:
Bezeichnet ihr euch aktiv als „Atheist_in“? Bei welchen Gelegenheiten?
Wie seid ihr zum Atheismus gekommen? Habt Ihr euch aus eigener Initiative dazu entschieden oder haben euch andere dazu angeregt? Wer? War es eine bewusste Entscheidung zu einem bestimmten Zeitpunkt oder eher ein schleichender Prozess?
Sind die Leute in eurem Bekannten-/Freund_innenkreis auch überwiegend atheistisch? Ist das ein Thema im privaten Kontakt?
Welche Rolle spielt bei eurem „Bekenntnis“ zum Atheismus die Ablehnung bzw. die Kritik an den „real existierenden“ Religionen?
Würdet Ihr sagen, dass Ihr anstelle von „Gott“ an etwas anderes „glaubt“? Woran? – Oder haltet Ihr das Konzept des „Glaubens“ für prinzipiell problematisch? Warum?
Spielt das atheistisch-Sein in eurem Alltag eine Rolle? Beeinflusst das euer Handeln? Wann/wo zum Beispiel?
Das waren jetzt so ein paar Fragen, die mir dazu eingefallen sind. Vielleicht gibt es ja welche, die Lust zum Antworten haben. Aber ihr könnt natürlich auch andere Punkte in die Kommentare schreiben, die euch zu dem Thema relevant zu sein scheinen! Thanks!
PS: Achja, und Links zu interessanten Blogposts zum Thema wie zum Beispiel diesem sind auch willkommen.

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