Jetzt auch hier: Das Comeback der Newsletter! (aus der Reihe: gute Vorsätze für das neue Jahr)

Ich weiß nicht, seit wann ich einen Newsletter verschicke, jedenfalls schon seit gefühlten Ewigkeiten. Mindestens jedenfalls seit Sommer 2004, denn von dort habe ich noch einen im Netz gefunden.

Jedenfalls gibt es meinen Newsletter (den ich regelmäßig ungefähr einmal im Monat verschicke) schon länger als ich Blog schreibe oder Twitter und Facebook nutze. Er hat inzwischen ungefähr 800 Abonnent_innen, obwohl, was heißt inzwischen: Die hat er schon lange, das dümpelt so stabil vor sich hin.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich diesen „Kanal“ in den letzten Jahren eben auch ein bisschen vernachlässigt habe, quasi zur Linkschleuder degradiert. Eine Zeitlang dachte ich tatsächlich sogar, dass es ein aussterbendes Medium wäre, weil soziale Netzwerke, Blog-Technologie mit RSS-Feeds und so weiter so ein antiquiertes Ding wie Sammelmails eigentlich überflüssig machen würden. Ich dachte eine Weile, den Newsletter verschicke ich eigentlich nur noch für diejenigen, die zu „altmodisch“ sind, um diesen neumodischen Kram mitzumachen.

Und dann, schau her, werden Newsletter plötzlich wieder modern. In den vergangenen Monaten sind einige Menschen, die ich eigentlich aus der öffentlichen Welt des Bloggens und Twitterns kannte, wieder darauf umgestiegen, Newsletter zu verschicken. Gefühlt mehr Frauen als Männer, aber das kann an meiner Bubble liegen.

Warum eigentlich? Die Antwort ist nicht schwer: Weil die versaute Kommunikationskultur das öffentliche Internet zu einem nicht mehr so schönen Ort gemacht hat. Weil die sozialen Netzwerke Traffic von Blogs abziehen, dort aber Kommunikation gerne zerfleddert und verfranst.

Newsletter hingegen sind irgendwie zumindest gefühlt halböffentliche Kommunikation. Sie sind intimer, persönlicher. Je nachdem, wie die Abonnements-Regeln sind, kann die Absenderin auswählen, wer ihre Mail bekommt und wer nicht. Natürlich gibt es keine Kontrolle darüber, wenn man einige hundert Adressen beliefert muss man immer damit rechnen, dass irgend ein Honk den Text bekommt und einer daraus einen Strick dreht.

Aber es ist eben nicht so einfach, wie auf einen Blogtext zu verlinken oder einen Tweet zu archivieren.

Die Folge davon: Newsletter sind häufig wieder persönlicher, sie bringen etwas Intimes mit, was in den Anfängen der sozialen Netzwerke den Charme auch bei Twitter und Facebook ausgemacht hat, inzwischen aber durch das Durcheinander aus Pöbeleien und Belanglosigkeiten dort doch stark abgenommen hat. Natürlich bieten die vielen Filtermöglichkeiten genug Optionen, um mir meine Timelines halbwegs attraktiv zu basteln. Aber eben nur, wenn ich entsprechend viel Arbeit hineinstecke.

Von daher: Ja, warum soll ich nicht stattdessen einfach wieder Newsletter abonnieren? Ich merke an mir selber, dass ich das mache. Und nachdem ich Jahrelang erzählt habe, dass ich so froh darüber bin, dass E-Mail endlich ausstirbt und vieles davon inzwischen über soziale Netzwerke läuft, habe ich paradoxerweise trotzdem wieder angefangen, mir regelmäßige Mails zu bestellen. Die laufen in einen eigenen Ordner rein, und wenn ich Lust und Zeit habe, schmökere ich darin.

Und es stellt sich manchmal wieder so ein ähnliches Gefühl ein wie früher, als Blogs noch Tagebücher waren und weniger Propaganda. Irgendwie cool, dieses Internet.

Und da ich ja im allgemeinen sowieso gerne jeden Trend mitmache, habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen, meinem zuletzt etwas vernachlässigten, inzwischen eben schon fast spätpubertierenden Kind „Newsletter“ wieder ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Die Chancen zu nutzen, die so ein halböffentliches Medium birgt und nicht nur auf neue Texte und Veranstaltungen zu verweisen, sondern auch ein bisschen mehr zu erzählen. Persönlicher, unfertiger, nicht so druckreif eben wie da draußen in der Öffentlichkeit, wo ich bei jeder Äußerung damit rechnen muss, dass mir jemand irgendwann einen Screenshot davon in den Hals steckt.

Seid also gespannt darauf, was da kommt (ich weiß es ehrlich selbst noch nicht, so ist das mit guten Vorsätzen). Weiterhin kommt der Newsletter ungefähr einmal im Monat, soviel ist klar.

Falls Ihr noch nicht zu den Abonnent_innen gehört, hier gehts zum Subscriben.

Lest Ihr auch Newsletter? Welche? Oder bevorzugt Ihr weiterhin Social Media und Blogs?

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

13 Gedanken zu “Jetzt auch hier: Das Comeback der Newsletter! (aus der Reihe: gute Vorsätze für das neue Jahr)

  1. Hallo,
    ich konsumiere Nachrichten und ähnliches hauptsächlich über RSS-Feeds. Allerdings bekomme ich auch ein paar Newsletter. Was mich bei vielen Newslettern nervt ist, dass sie einfach eine Linkliste der neusten Blogeinträge beinhalten. Das brauche ich nicht. Das habe ich schon (manchmal vor Wochen) gesehen. Diese Newsletter bestelle ich wieder ab. Es gibt aber auch Newsletter, die ich behalte, weil sie irgendeinen zusätzlichen Mehrwert haben.
    Andersrum – also Newsletter abonnieren und RSS-Feed abmelden – würde ich es nicht tun, da die RSS-Feeds meistens aktueller sind.
    Wenn die Newsletter nur da sind, um die Menschen, die nicht über RSS ihre Nachrichten lesen, zu erreichen, bin ich nicht die Zielgruppe.
    Danke für den Blog, den ich immer wieder gerne lese.
    Viele Grüße
    Anette

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  2. Was vor allem von modernen, urbanen westdeutschen Personen vielleicht nicht so bewusst ist: in „strukturschwachen“ Gegenden ist die Netzabdeckung teilweise immer noch so, dass soziale Netzwerke garnicht richtig genutzt werden können. Einfache, trafficarme Websites, Kommunikation über email usw werden dann zu einer Frage der Zugänglichkeit zum Medium. Also: weiter so!

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  3. Bin auf jeden Fall gespannt auf dieses Experiment. Und ja, ich habe schon einen anderen newsletter abonniert, den ich unbedingt weiterempfehlen kann: den Newsletter von labournet (http://www.labournet.de), der wöchentlich internationale politische und gewerkschaftsnahe Nachrichten zusammenfasst, die eine sonst nicht so leicht bekommt.

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  4. Ich beziehe und lese (nicht immer und nicht immer alles) Newsletter u. Blogs ‚querbeet‘.
    Facebook, Twitter… brauche ich nicht.

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  5. Mir ist nicht klar, warum Du Newsletter dem Blog vorziehst. Abonnentinnen kriegen ne Mailnachricht, und ich melde neue Einträge via Twitter und FB.

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  6. Ah ok, ich habs jetzt abonniert: „nicht für die große Öffentlichkeit“. OK. Die Sorte feedback hole ich mir „händisch“.

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  7. Dein ‚Begrüßungstext‘ in deinem neuesten Newsletter spricht
    interessante Themen an (Demokratie, Risiko von ‚öffentlichem
    Sprechen..). Gibt es Resonanz/Kommentare darauf und werden diese (wo?)veröffentlicht?

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  8. Ich erachte Newsletter nach wie vor für sinnvoll, auch wenn ausgewiesene Fiesbuch-Ignoranten, wie ich, damit manchmal eben erst etwas später auf dem Laufenden gehalten werden!

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  9. @Ute Plass – es gab einige (allerdings nicht viele) Rückmeldungen, aber die werde ich nicht veröffentlichen, da der Newsletter ja eben ein „nicht-öffentliches“ Medium ist. Wenn sich ein Thema häuft, kann ich es natürlich anonymisiert in einem nächsten Newsletter aufgreifen, da muss ich erstmal sehen, wie sich das entwickelt!

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  10. „Newsletter“ kein öffentliches Medium?
    Wird es doch in dem Moment, wo dieser durch Weitersendung geteilt werden kann oder?

    In deinem Newsletter schreibst du: „Politisches Sprechen geht nicht anders als riskant. Gar nicht so einfach im Internet, wo dir aus jeder ungeschickten Formulierung ein Strick gedreht werden kann!“.
    Dazu passt, wie ich finde, der Beitrag v. Franziska Schutzbach:

    https://franziskaschutzbach.wordpress.com/2017/12/27/wir-brauchen-wieder-mehr-fehlerkultur/

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  11. @Ute – Das gilt teilweise für den Newsletter, den ich verschicke, aber ja nicht für die Antworten, die ich darauf bekomme. Die Form „Mail“ ist erstmal nicht öffentlich, außer die Adressatin schickt sie aktiv weiter. Es ist jedenfalls eine abgestufte Öffentlichkeit, eine Teil-Öffentlichkeit, im Unterschied zu einem Blog. Zum Beispiel kann man die Sachen, die ich im Newsletter schreibe, nicht einfach Googeln… Selbstverständlich muss ich damit rechnen, dass er in alle möglichen Hände fällt, und dessen bin ich mir auch bewusst. Es ist aber dennoch ein Unterschied, finde ich.

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  12. Ja, ‚abgestufte Öffentlichkeit‘, ist ein guter Begriff, für den von dir
    beschriebenen Unterschied von Blog zu Newsletter.

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