Ich meine, Israel…

… wird vorwärts rückwärts hoch und runter kritisiert, von seinen Feinden, aber auch seinen Freunden, und vor allem von sich selbst, von Israelis und Israels Sympathisanten. in jeglicher Färbung und Detailtiefe. Auf Demos, in Medien, vor Gericht. Und das ist gut so und richtig.

Hingegen habe ich bisher noch keine ernsthafte Selbstkritik der Palästinensischen Seite gesehen. Nichts, null, nada. Höchstens wird mal genuschelt dass Hamas nicht so doll ist, aber dann sofort wieder Opfernarrativ.. Keine Reflektion der eigenen Politik seit Jahrzehnten. Keine Verantwortung, keine Fehleranalyse, nichts. Und dergleichen wird auch nicht eingefordert.

Warum. Ohne das, ohne die Bereitschaft zu Analyse, Reflektion, Selbstkritik AUF BEIDEN SEITEN kann es doch nichts werden.

(Wenn es was dergleichen geben sollte, schickt es mir gerne, ich habe schon mehrfach gefragt, aber habe langsam den Eindruck nicht mal die Frage wird verstanden.)

Einige interessante Links dazu in der gleichlautenden Facebook-Debatte: https://www.facebook.com/1356458277/posts/pfbid02b1nBne1k3TgT3TyCnALaZBYRv1sZiZkR9scpsyXq9dc56bKZZ6V4PBJGBezR7FVZl/?

5 Antworten

  1. das stimmt

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  2. Liebe Antje. Mir ist nicht ganz klar, wen du meinst, wenn du von „Selbstkritik von der palästinensischen Seite“ sprichst. Du könntest die Autonomiebehörde meinen, die Hamas oder PalästinenserInnen, die im Westen leben oder in Israel oder in einem andern Land im arabischen Raum oder sonstwo. Die Bevölkerung in Gaza kannst du nicht meinen und die Hamas eher auch nicht, weil – schreib ich jetzt mal – von einer Terrororganisation keine Selbstkritik zu erwarten ist. Zumindest ich erwarte keine von den Chef’s der Hamas. Ich denke mal, du zielst eher auf eine Kritik der palästinensischen Politik in den hiesigen Medien und auf Demos für Palästina in den Strassen von europäischen Städten und den USA ab. Ich kann nur sagen, dass in der NZZ in den letzten Monaten grossmehrheitlich Palästina-kritische Artikel erscheinen. Jüdische KritikerInnen von Israel werden u.a. als „jüdische Selbsthasser“ diffamiert. Die AutorInnen sind mehrheitlich nicht palästinensisch, jedoch profunde AnalystInnen der Verhältnisse im arabischen Raum. Wieso es nicht mehr AutorInnen mit palästinensischem Hintergrund gibt, könnte man sich fragen. Darüber kann ich nur spekulieren. In meiner Wahrnehmung kommt hinzu, dass etwa 60% der westlichen Regierungen und die USA auf der Seite Israels stehen. Es bleiben die Demos. Ich zweifle, ob das die richtige Adresse ist, um eine Kritik/Reflektion an der Politik der „palästinensischen Seite“ zu fordern. Demos sind parteiisch. Und das ist legitim. Ob es zu Verhandlungen kommen wird, daran zweifle ich stark. Es gibt ja auch nicht nur zwei Seiten in diesem hochkomplexen Konflikt/Krieg.

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  3. Ich meine damit all die Leute, die du aufzählst, aber natürlich besonders die Linke, da es mir um eine linke Analyse geht, von der ich mir mehr verspreche als von der NZZ (die ich nicht lese). Inzwischen habe ich übrigens Hinweise auf palästinensische Selbstkritik bekommen, in dem Facebook-Thread. Es geht mir nicht um moralische Kekse-Verteilung sondern darum, dass ohne eine vernünftige Analyse man auch keinen Ausweg finden kann. Israelhass und ideologischer Antzionismus als Grundlage für eine linke Politik führt zu einer ständigen Verlängerung des Leids der palästischensischen Bevölkerung, die nie ihren Opferstatus verlassen darf. Das ist leider seit den 1960er Jahren so. Konkret war mein Blogpost von einem Beitrag von Jews and Palestines for Peace motiviert, in dem länglich die ganze Schuld Israels und seiner Verbündeten analysiert wird aber außer einem kritischen Nebensatz zu Hamas kein einziges Wort zu den Verantwortlichkeiten der Palästinensischen Führung stand. So kann es einfach nichts werden, und die Linke macht sich für mich unglaubwürdig mit einer derart flachen Analyse, die eigentlich nichts anderes ist als Nachplappern von Takes, die die Propagandisten von Putin oder der Muslimbruderschaft ihnen vorkauen. Bis hin zu den dummen Slogans a la „From the river to the sea“ usw.

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  4. liebe Antje,

    mir ist klar, dass ich damit nichts Neues sage, trotzdem sind dies die Ursprünge eines fehlenden Dikurses, egal von welcher Seite.

    eine Kritik an der Hamas ist im Gaza und im Westjordanland lebensgefährlich, es gibt zahlreiche Opfer. Wahrscheinlich ist es in ganz Palästina so. Der Terror der Hamas richtet sich konkret vor allem gegen die eigene Bevölkerung, hauptsächlich im Gazastreifen. Ich meine, das hat eine weltweite Wirkung. Der Terror spaltet Familien und Freund*innen, das Misstrauen der Menschen in Gaza ist untereinander deswegen sehr gross.

    Mitte Februar schreibt der Spiegel: «In den ersten drei Monaten des Krieges zwischen Israel und der Hamas wurden mehr Journalisten getötet als jemals in einem Land in einem Jahr.» Nirgends auf der Welt sind, laut IKRK, die Menschen die Hilfe leisten so gefährdet wie im aktuellen Krieg in Gaza. Wie soll sich ohne unabhängige Berichterstattung eine Kritik an der Hamas überhaupt manifestieren?

    Gestern sprach im «Echo der Zeit» der SRG eine Frau, die aus dem Gaza fliehen konnte, sie bezahlte dafür für sich und ihre Kinder 14’000.—Franken oder Dolllar. Sie erzählte, dass gleichzeitig 900 Menschen ausgereist seien und rechnete vor was das Reisebüro, dessen Stempel an der Grenze offiziell vorgewiesen werden musste, in einem Tag verdient. Natürlich lässt sich dies alles nicht überprüfen.

    Sie macht im Gespräch die Hamas und die Regierung Israels gleichermassen verantwortlich.

    Ich persönlich empfinde die Medienbeiträge in Deutschland mit dem Verbot von Formulierungen als Beschränkung eines öffentlichen Diskurses.

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  5. >>>“eine Kritik an der Hamas ist im Gaza und im Westjordanland lebensgefährlich, es gibt zahlreiche Opfer. Wahrscheinlich ist es in ganz Palästina so. Der Terror der Hamas richtet sich konkret vor allem gegen die eigene Bevölkerung, hauptsächlich im Gazastreifen.

    Ganz genau. Umso wichtiger wäre es ja, dass es eine solidarische Linke gäbe, die diesen Positionen eine Stimme gibt, sie hörbar macht, anstatt dass sie selber noch Verständnis für die Hamas aufbringt. Und dass die Menschen Gaza nicht verlassen können, das liegt ja auch hauptsächlich daran, dass die umliegenden arabischen Staaten sie nicht reinlassen. Es stimmt, dass die Verbotsreflexe in Deutschland gegen „propalästinensische“ Antizionisten und Israelfeinde (ich finde sie nicht propalästinensich, daher die Anführungszeichen) nicht hilfreich sind und teilweise auch überzogen. Aber sie sind momentan nicht das größte Problem bei diesem Thema, finde ich. Zum Beispiel finde ich es auch falsch, dass die Uni Köln Nancy Fraser ausgeladen hat. Noch falscher finde ich aber, dass Nancy Fraser diesen anti-israelischen Brief unterschrieben hat.

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Foto: Heike Rost

Antje Schrupp

Ich bin Journalistin und Politikwissenschaftlerin und lebe in Frankfurt am Main. Mein Thema ist besonders weibliche politische Ideengeschichte. Im Sommer 2025 erschien mein neues Buch „Unter allen Umständen frei“ über revolutionären Feminismus am Ende des 19. Jahrhunderts – Victoria Woodhull, Lucy Parsons und Emma Goldman.

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