
Ich gehe sehr, sehr selten in Kunstausstellungen, weil mich meistens die Leute und das Ambiente nerven. Dabei mag ich Kunst, aber ich mag keine Museen, keine Vernissagen, keine Kunstbeflissenen. Man darf nix anfassen, man darf nicht lachen – ernsthaft nicht.
(Vor einigen Jahren ging ich mit zwei Bekannten aus Brasilien ins Städel, Kunststudentinnen von einer kleinen Uni im Nordosten. Sie hatten noch nie die Gelegenheit gehabt, die ganzen Berühmtheiten mal im Original zu sehen. Entsprechend fröhlich aus dem Häuschen liefen sie durch die Räume des Städel und waren ganz begeistert und riefen Oooohs und Aaaahs. Solange bis ein Wächter kam und sagte, wir sollten uns doch gefälligst angemessen benehmen. Meiner Meinung nach waren die zwei die einzigen gewesen, die sich angemessen benommen hatten, aber okay.)
Als große Freundin des Kitsches konnte ich jedoch nicht anders, als heute die Jeff Koons-Ausstellung anzuschauen, beide Teile, erst die Skultpuren im Liebieghaus, dann die Bilder in der Schirn, und ich fand beides großartig. Ich mag es laut und bunt und glitzernd. Ich konnte es mir auch nicht verkneifen, einen der Hulks anzufassen, die nämlich aussehen wie aufgeblasene Plastikpuppen, aber aus Stahl sind. Man MUSS das angefasst haben, um es zu glauben. Ebenso wie man die ganzen Bilder und Skulpturen in Echt gesehen haben muss, die Abbildungen in Katalogen und auf Internetseiten sind nicht mal ein Abklatsch, eher eine Irreführung.
Bei all dem haben mich sogar nicht mal die vielen nackten Brüste gestört – über Jeff Koons als Erotomanen und die Ausstellung überhaupt hat übrigens Melusine Barby auf den Gleisbauarbeiten bereits Kluges gebloggt.
Ich finde ja die männliche Faszination für Brüste schon immer eher skurril, und als Jugendliche war mir dieser männliche Blick sehr unangenehm, weil er ja auch auf mich gerichtet war. (Als meine Brüste anfingen zu wachsen, Ende der Siebziger, gab es noch diese Kultur der post-68er-Direktheit, sodass zum Beispiel ein Nachbar, der mich auf der Straße traf, zu mir als Dreizehnjähriger sagen konnte: „Na, dein Busen ist ja schon richtig gut zu sehen“. Und ein älterer Junge an der Schule erlaubte mir den Zutritt zur Clique der Älteren allen Ernstes mit dem Argument, dass meine Brüste ja schon so schön groß seien.)
Sagen wir so, ich habe es überlebt, und im Lauf der Zeit stumpft man da ja auch ab. Allerdings kann ich es mir nicht verkneifen, Männer, die auf Busen starren, für ein bisschen gaga zu halten. Ebenso wie Künstler, die ihre Frauendarstellungen oben oder unten abschneiden, Hauptsache, die Brüste sind mit drauf. Dass es an der Erinnerung an die Nahrung spendende Mutterbrust liegt, kann ich nicht so recht glauben, denn diese Erinnerung habe ich ja nun auch, aber trotzdem gefallen mir an Menschen eher andere Körperteile, Arme oder Oberschenkel zum Beispiel. Wäre ich Künstlerin, würde ich lauter Arme und Beine modellieren.
Von daher werdet Ihr euch jetzt sicher nicht wundern, wenn ich verrate, dass mir in der ganzen Ausstellung Popeye am besten gefallen hat. Nicht nur wegen der Arme, sondern auch wegen dem Glänzen und der Farben.
Und noch etwas hat mich sehr amüsiert. Nämlich diese kunstbeflissene Dame, die direkt hinter uns die Ausstellung verließ und ihrem Unmut Luft machte: „Nie geht jemand ins Liebieghaus, aber bei diesem Käse kommen die in Massen her“. Ja, so sind wir, banausisch und fröhlich! Und wir lieben, wenn etwas SCHÖN ist!
PS: Dass ich hier nur einen Pudel abbilden kann, liegt an der Pressefotoauswahl.

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