Eine offene Frage ist zum Beispiel, wie sich die moralische Bewertung des Schwangerschaftsabbruchs zum kategorischen Imperativ verhält.
Das „Handle stets so“ ist ja offenbar in diesem Fall keine mögliche Maxime, denn Menschen ohne Uterus können ja nie in die Situation kommen, dass sie diesem Imperativ ausgesetzt wären. Weiß jemand hier eventuell, ob sich in der Bibliothekenhaften Flut von Kant-Literatur schon mal jemand mit speziell dieser Frage auseinander gesetzt hat
Denn der kategorische Imperativ ist ja deshalb so kategorisch, weil er eine formale menschliche Bedingtheit thematisiert. Aber diese Art „Allgemeinheit“ oder „Universalität“ ist in der moralischen Beziehung zwischen einer Schwangeren und dem Embryo in ihrer Gebärmutter nicht gegeben.
Natürlich gibt es immer moralische Themen, von denen manche Menschen prinzipiell nicht betroffen sind. Aber gibt es noch eine andere Frage, bei der so systematisch die Hälfte der Menschheit nicht betroffen sein kann wie beim Schwangerwerdenkönnen?

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