Ich denke gerade darüber nach, wie in einer herrschaftsfreien Gesellschaft notwendige Verhaltensänderungen – wie etwa bei einer Virus-Epidemie – in kurzer Zeit umgesetzt werden können. Die Problemlage ist ja folgende: Um eine Epidemie zu bekämpfen, ist es notwendig, sehr schnell zu handeln, denn jeder Tag Verzögerung vergrößert das Problem exponenziell. Herrschaftsfreie Entscheidungsprozesse brauchen jedoch – anders als machtpolitische oder gewaltförmige – Zeit, und manchmal kommen gar keine zustande, weil es keine Einigung gibt. Nun ist es aber bei einer Epidemie so, dass das schädliche Verhalten einer einzigen Person hunderte oder tausende andere gefährden kann. Die „normale“ anarchistische Option, nämlich sich im Fall von unterschiedlichen Auffassungen einfach zu trennen oder zwei verschiedene Projekte zu machen, die sich gegenseitig in Ruhe lassen, oder eben geduldig weiter zu diskutieren, bis man sich geeinigt hat – das alles geht nicht.
Allerdings sehen wir zurzeit, dass die herrschaftsförmige Art, das zu organisieren – Regierungsentscheidungen von oben und Polizei, die das umsetzt – auch nur kurzfristig gut funktioniert. Nach einer Weile schwindet die Akzeptanz der Bevölkerung und andererseits entwickeln sich unter den Machtausübenden – der Polizei – auch Dynamiken, die neuen Befugnisse auszunutzen. Es entsteht potenziell eskalierender Pingpong zwischen Widerspenstigkeit („ich lass mir doch keine Vorschriften machen“) und Lust an der Repression („Wir haben hier das Kommando“), was dann langfristig auch dazu führt, vernünftige und dem Allgemeinwohl dienliche Verhaltensweisen zu verhindern.
Habt Ihr dazu Ideen und Gedanken, auch gerne unfertige? Dann bitte gerne in die Kommentare
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