So,
Wir haben es tatsächlich geschafft und zum dritten Mal das Holzpferd der Griechen reingeholt in der Hoffnung, diesmal wären keine Soldaten drin.
Dank der deutschen Ignoranz-Mentalität können jetzt also Kinder die nächsten zwei Monate wieder nicht in die Schule gehen. Und, ach, Digitalkonzepte haben wir ja auch immer nicht, weil Kinder MÜSSEN doch in die Schule gehen. Ja, aber bei einer grassierenden Pandemie KÖNNEN sie halt nicht in die Schule gehen.
Aus diesem Anlass noch zwei Worte zu dem wirklich bescheuerten Argument, man müsse sich von den Inzidenzwerten lösen. Ja, die Inzidenzwerte geben keine realistische Zahl der Fälle an, aber sie zeigen eine Tendenz. Steigen oder Fallen. Und jedes Steigen ist beim Corona-Virus EXPONENTIELLES Steigen. Das heißt: Es steigt immer schneller und irgendwann extrem schnell. Das heißt, solange der R-Wert nicht unter eins liegt, ist es SCHEISSEGAL wie schnell genau die Zahlen steigen, sie werden in einem absehbaren Zeitraum explodieren, und ob das nun zwei Wochen früher oder später ist, spielt doch überhaupt keine Rolle.
Darauf zu warten, dass nicht nur die Inzidenzen steigen, sondern auch die Intensivbetten voll sind, ist also kompletter Mummpitz. Aber, und das ist die gute wie die schlechte Nachricht gleichzeitig: Die Intensivbetten werden schneller wieder voll, als ich gedacht habe.
In meinem Blogpost von Februar habe ich ja erklärt, warum in der dritten Welle vor allem die 50-70-Jährigen sterben werden (weil die Älteren größtenteils geimpft sind). Und dass die Lage dann erst bei höheren Inzidenzzahlen dramatisch wird, weil die Sterberaten in dieser Altersgruppe niedriger sind.
Zumindest was die Intensivbetten angeht, gibt es jedoch einen gegenläufigen Faktor, wie gerade eine Intensiv-Ärztin auf Twitter schrieb: Die jüngeren Patient:innen kämpfen länger, das heißt sie sterben auf Intensiv nicht so schnell, wie die 90-Jährigen, die da in der zweiten Welle lagen. Das bedeutet, bei gleich schweren und potenziell tödlichen Verläufen brauchen sie viel länger ein Intensivbett. Und das bedeutet, dass die Intensivstationen doch schneller wieder überfüllt sein werden, als ich dachte.
Zum Glück, muss man ja fast schon sagen, angesichts der vielen Knödel die herumlaufen uns predigen, wir sollten „nicht nur auf Inzidenzen starren“ sondern lieber warten, bis die Krankenhäuser am Anschlag sind.
Und noch etwas, apropos intelligenter Umgang: Ja, ich finde das Experiment in Tübingen auch gut. Aber es ist für ganz Deutschland jetzt leider keine Option, weil es bei weitem nicht genug Schnelltests gibt, um so etwas in der Fläche auszurollen.

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