Die Corona-Maßnahmen haben viele Menschenleben gerettet

Es wird ja derzeit viel über die Corona-Maßnahmen gesprochen und wie falsch die angeblich gewesen sein sollen. Tatsächlich waren sie aber erfolgreich. Inzwischen liegen die Übersterblichkeits-Zahlen vor.

In den Ländern des ersten Ausbruchs, also Norditalien/Südschweiz, Spanien und Polen ist die statistische Lebenserwartung im ersten Pandemiejahr um zweieinhalb Jahre gesunken. Im zweiten Pandemiejahr, also mit der Verfügbarkeit von Impfung und dem Wissen um Übertragungswege, hatten vor allem Männer in Osteuropa eine deutlich verkürzte statistische Lebenserwartung.

In Westdeutschland, mit Ausnahme einiger Teile Bayerns, lag die Übersterblichkeit 2021 bei weniger als einem Jahr. In vielen Teilen Ostdeutschlands dagegen lag sie bei eineinhalb bis zwei Jahren.

Wo wird eigentlich darüber diskutiert, wie viele Menschenleben das merkwürdige Freiheitsverständnis der Anti-Corona-Maßnahmen gekostet hat?

Es ist offensichtlich, dass durch die Maßnahmen sehr, sehr viele Menschenleben gerettet worden sind. Aber zu hören ist nur die Kritik. Es wird aus meiner Sicht nicht wirklich darüber debattiert, welche Einschränkungen für eine Gesellschaft vertretbar sind, um Menschenleben zu retten.

Meiner Ansicht nach waren die allermeisten Maßnahmen richtig, allerdings mit der klaren Ausnahme von Besuchsverboten in Altenheimen und in Palliativstationen von Krankenhäusern. Das hätte niemals passieren dürfen. Auch in Bezug auf Kinder und Jugendliche ist vieles schlecht gelaufen. Beides lag imho aber weniger an den Anti-Covid-Maßnahmen selbst als an der schlechten Ausstattung von Care-Berufen. Zum Beispiel haben Altenheime und Krankenhäuser häufig strengere Maßnahmen eingeführt als gesetzlich vorgeschrieben waren, weil das bei geringer Personaldecke nicht anders zu schaffen (oder auch bequemer) war. Und vom desolaten Zustand der Schulen und ihrer Digitalisierung müssen wir gar nicht reden. Ein auf Kante genähtes System ist halt nicht in der Lage, auf Herausforderungen zu reagieren.

Und unterm Strich? Ich befürchte, in der nächsten Pandemie wird es so gut wie keine Schutzmaßnahmen mehr geben. Weil ja alle gelernt haben, dass die falsch waren. Und das heißt: Sehr sehr viele unnötige Tote.

Genaue Zahlen hier: https://www.nature.com/articles/s41467-024-48689-0

2 Antworten

  1. Wo all das diskutiert wird, was hier gut gelaufen ist?

    Ganz sicher nicht in den russischen Bot-Netzwerken, die unser „Informationsumfeld“ hier in Deutschland seit Jahren überfluten.
    Man kann in seinem persönlichen Umfeld recht schnell erkennen, wer alles von diesen Desinformationen beeinflusst ist und sie für die absolute Wahrheit hält.

    Diese Desinformationsnetzwerke wirken. Sie machen dumm. Und sie werden sich katastrophal auf die nächsten Wahlen auswirken.

    Die Nachrichten über diese Desinformation sickern immer mehr durch.
    Inzwischen gibt es auch gewisse Verbote. Aber in einer Demokratie läuft das wie bei „Hase und Igel“.

    Wir bräuchten Intiivativen die die sozialen Medien genauso gut oder besser mit Ticktock-Filmchen usw fluten.
    Mit Information. Gut gemacht, insbesondere auch für das Gefühl. Überzeugend. Mitreißend. Und immer einem Link auf nachvollziehbare Information. Damit auch da deutlich wird: Immer schon kritisch bleiben, was man liked. Auch wenn es seriös ist.

    Aber wer kann solche Filmchen im nötigen Umfang mit der nötigen Qualität erstellen? Welche privaten Netzwerke unterstützen das? Welche Stiftungen? Welche Sender? Es wird höchste Zeit für ein Konzept!

    Ach ja: Hier noch der Link zu den Bot-Netzwerken:

    https://www.rnd.de/politik/fake-newsportale-russland-forciert-seinen-informationskrieg-gegen-den-westen-4N6WZCIHNNCSZASX7LJURLEA5E.html

    Wir leben schon lange nicht mehr in Zeiten, in denen über Fakten seriös diskutiert und abgewogen wird.

    Die russischen Bots haben hier mehr Wirkung als Raketen über Kiew. Wir merken es nur nicht, weil es nicht so knallt und keine Sirenen heulen.

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  2. Wieso soll es in der nächsten Pandemie keine Schutzmassnahmen mehr geben? Es gibt Konzepte wie man Epidemien und Pandemien bekämpft. Und dies schon lange vor Covid-19.

    Deinem Schreiben entnehme ich, dass dir die Kritik an den staatlichen Massnahmen zuwider ist. Gleichzeitig machst du Stimmung gegen künftige MassnahmekritikerInnen und wirfst alle in einen Topf. Deren «merkwürdiges Freiheitsverständnis» habe Menschenleben gekostet, so verstehe ich dich. Warum bist du so sicher, dass dein Verhalten während der Pandemie kein Menschenleben gefordert hat? Die Corona-Massnahmen haben durch die Zunahme von psychischen und physischen Krankheiten, Armut und Hunger hier und im globalen Süden, durch abgebrochene Lebensmittelketten, geschlossene Grenzen, gestoppte Malaria-Impfprogramme usw. usw. sehr sehr viele unnötige Tote gefordert. Diese Fakten müssen im Hinblick auf neue Pandemien sorgfältig untersucht, diskutiert und offen kommuniziert werden.

    Das Covid-Virus war für gewisse Bevölkerungsgruppen sehr gefährlich. Statt sich auf den Schutz dieser Vulnerablen zu fokussieren, hat man aus Angst und Panik falsche und sogar schädliche Massnahmen in der Allgemeinbevölkerung autoritär durchgesetzt und der Schutz der Vulnerablen, vor allem in den Altersheimen und Pflegezentren ist nicht gelungen. 

    Es genügt m.E. nicht, eine einzige Studie zu zitieren und daraus zu folgern, dass die allermeisten Massnahmen richtig gewesen seien. Die Sache ist denn doch etwas komplexer und benötigt eine offene und multiperspektivische Herangehensweise. Nicht nur einzelne Massnahmen müssen kritisch betrachtet werden, sondern das ganze Massnahmenregime. Welche Abwägungen müssen getroffen werden, dass der Schaden nicht grösser ist als der Nutzen von Massnahmen? Hier sind etliche gravierende Fehler gemacht worden. Das muss diskutiert werden, und zwar in einer öffentlichen Diskussion. In einer Demokratie eigentlich eine logische Konsequenz, meine ich. 

    https://www.infosperber.ch/gesundheit/etliche-corona-massnahmen-waren-entweder-unnoetig-oder-schaedlich/

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Foto: Heike Rost

Antje Schrupp

Ich bin Journalistin und Politikwissenschaftlerin und lebe in Frankfurt am Main. Mein Thema ist besonders weibliche politische Ideengeschichte. Aktuelles Buch: „Unter allen Umständen frei“ über revolutionären Feminismus am Ende des 19. Jahrhunderts – Victoria Woodhull, Lucy Parsons und Emma Goldman. Am 10. Februar 2025 erscheint „Postpatriarchales Chaos und wie wir mit Feminismus die Freiheit erobern“ (Aufbau Verlag)

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