Erstmal die Konfliktlinien klarkriegen

In a nutshell was hier schief läuft.

Statt zwischen autoritär/menschenfeindlich und freiheitlich/demokratisch eine Linie zu ziehen, werden rassistische und nationalistische Kategorien gezogen – gegen „die Migranten“ oder „die Asylanten“. Das heißt dann auch, dass wir die, mit denen wir zusammen für Freiheit und Solidarität kämpfen sollten, autoritären Regimen wie Erdogan ausliefern.

Leider machen Teile der Linken das Spielchen mit, wenn sie in Nahost genauso wenig zwischen autoritär/menschenfeindlich und freiheitlich/demokratisch unterscheiden, sondern Hamas/Hisbollah verharmlosen oder sogar gemeinsame Sache mit den Islamofaschisten machen, weil sie den Konflikt dort ebenfalls als einen entlang von Nationalität oder Race darstellen (Kolonialismus-Keks oder die absurde Idee, sich Araber als Indigene und Israelis als Weiße zu phantasieren).

Die Linke des Konflikts verläuft nicht zwischen „Deutschen“ und „Ausländern“ oder zwischen „Weißen“ und „PoC“ oder zwischen „Israel“ und „Palästina“ oder zwischen „Muslimen“ und „Ungläubigen“. (Was nicht heißt, dass es entlang dieser Linien nicht auch Konflikte gibt, aber es sind nicht die entscheidenden).

Sondern die Konfliktparteien stehen sich innerhalb all dieser Gruppen gegenüber.

Die wichtigste Aufgabe einer freiheitlichen Linken sehe ich momentan darin, diese Konfliktlinie erstmal klarzukriegen. Das wäre die Voraussetzung dafür, überhaupt sinnvoll agieren zu können.

Eine Antwort

  1. Danke, dass es noch Menschen gibt, die nicht in solchen binären Vereinfachungen denken, die der Komplexität der Welt nicht gerecht werden und in Themen wie diesen Menschenleben gefährden oder Leuten aufgrund der Zugehörigkeit zu einer dieser Kategorien ihre Menschlichkeit absprechen!

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Foto: Heike Rost

Antje Schrupp

Ich bin Journalistin und Politikwissenschaftlerin und lebe in Frankfurt am Main. Mein Thema ist besonders weibliche politische Ideengeschichte. Im Sommer 2025 erschien mein neues Buch „Unter allen Umständen frei“ über revolutionären Feminismus am Ende des 19. Jahrhunderts – Victoria Woodhull, Lucy Parsons und Emma Goldman.

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