Frausein und Schwarzsein verschlechtert nicht die Chancen, gewählt zu werden

Das ist ein interessantes Interview, wenn auch die Ergebnisse nur so überraschend sind, wenn man den oberflächlichen Diskurs über Gender und andere Identitäten zum Maßstab nimmt.

Dass Frausein und Schwarzsein für Hoffnung auf Veränderung stehen kann, ist doch seit Merkel und Obama offensichtlich. Meine Theorie ist ja, dass so nach 9/11 und Finanzkrise ungefähr dieser Trend aufgekommen ist, Leute nach vorne zu schieben (und zu wählen), die KEINE weißen Männer sind, als ein Ausdruck davon, dass sich etwas Grundlegendes ändern soll.

Ich halte das Erstarken von Trump, AfD und Co. (gewissermaßen die „Rückkehr“ der Alten weißen Männer) als eine Reaktion darauf, dass das nicht wirklich funktioniert hat, also auf die Erfahrung, dass Obama, Merkel etc. eben keine grundsätzlich andere Politik gemacht haben und sogar viele Probleme einfach ausgesessen haben und nicht strukturell angegangen sind. Jetzt ist die Hoffnung darauf, dass etwas „grundsätzlich anders“ werden möge, nach Rechtsaußen gewandert (und zwar, hab ich neulich irgendwo gelesen, vor allem bei den Jungen, so ist deren Schwenk von Grün/FDP zu AfD zu verstehen).

Interessant an diesen Daten fände ich noch, wenn man diese Präferenzen mit anderen Faktoren querrechnet. Also wie ist die Bedeutung von „Identität“ bei jungen/Alten, Frauen/Männern, Rechten/Linken, Reichen/Armen usw. Ich teile nämlich die Schlussfolgerung NICHT, dass Identität, Geschlecht etc. heute in der Politik keine Rolle mehr spielt, sondern ich behaupte, sie spielt (schon lange) eine sehr viel komplexere Rolle als nur Sexismus/Rassismus zu identifizieren oder zu behaupten, das gibt’s nicht. Insbesondere bei Frauen ist das ja auch schon immer so, dass „Sexismus“ nicht nur bedeutet, dass man jemanden ablehnt und diskriminiert, sondern er kann auch in übertrieben positiven Zuschreibungen bestehen, wie zB dass Frauen weniger aggressiv und harmonischer wären etc, die sich dann ja auch in Wahlpräferenzen niederschlagen können. Jedenfalls gut, dass diese Sachen endlich mal richtig erforscht werden.

Hier noch mal der Link zum Interview.

4 Antworten

  1. Leider Hallo Antje,, die Überschrift ist grammatisch falsch und daher nicht eindeutig. Das erwähnte Interview ist leider nicht zu finden. Fehlt da ein Link? Liane

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  2. Das Interview ist doch ganz am Anfang des Textes verlinkt?
    Ich setzt den Link auch nochmal drunter.

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  3. Bitte bei der Kritik nicht vergessen: Personen wie Merkel und Obama sind nicht allmächtig, sondern von Bedingungen abhängig, die sie nur teilweise kontrollieren. Das waren bei Merkel eine ganze Reihe Pappnasen in der eigenen Regierung. Obama wurde von der republikanischen Opposition mutwillig ausgebremst, gegen jeden Sinn und Verstand, nur um seine Politik an die Wand fahren zu lassen. Dass das im Nachhinein diesen Personen selber angelastet wird, ist kurzsichtig und irgendwie auch unfair.

    Und bei alledem darf in diesen Analysen nicht mehr unberücksichtigt bleiben, dass es die klassische Meinungsbildung nicht mehr ohne massive gruppenspezifische Einflussnahme von gezielt manipulativen Kräften gibt. Die wichtigsten davon dürften Russland und China sein. Pflichtlektüre dazu: „Putins Angriff auf Deutschland.“

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  4. Fehlt da nicht ein e… bei schlechtere?

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Foto: Heike Rost

Antje Schrupp

Ich bin Journalistin und Politikwissenschaftlerin und lebe in Frankfurt am Main. Mein Thema ist besonders weibliche politische Ideengeschichte. Im Sommer 2025 erschien mein neues Buch „Unter allen Umständen frei“ über revolutionären Feminismus am Ende des 19. Jahrhunderts – Victoria Woodhull, Lucy Parsons und Emma Goldman.

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