Okay, eigentlich ist der Ärger über die jüngsten Äußerungen von Thilo Sarrazin schon groß genug, aber weil das Thema Demografie eins meiner Lieblingsthemen ist, möchte ich nun noch ein paar Anmerkungen hinzufügen.
Sarrazin, Bundesbank-Vorstand und SPD-Politiker, hat Zeitungsmeldungen zufolge gesagt, „die Deutschen“ würden „verdummen“, weil Kinder von „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ eingewanderten Familien weniger Bildung hätten als bio-deutsche und diese Familien zudem überdurchschnittlich viele Kinder bekämen. Es geht dabei weniger um Rassismus (er hat ja nicht gesagt, dass es an ihren Genen liegt, zumindest könnte er ebenso gut die kulturellen Hintergründe gemeint haben), sondern um Demografie – nämlich um die Zusammensetzung der Bevölkerung und ihren Einfluss auf die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung.
Dass Demografie in Deutschland überhaupt ein Thema ist, ist ein relativ junges Phänomen. Nach der rassistischen Selektionspolitik der Nazis – Menschen „jüdischer“ Herkunft umbringen, Menschen „arischer“ Herkunft zum Kinderkriegen animieren – hat man das Thema in den Nachkriegsjahrzehnten vorsichtshalber links liegen lassen. Erst als das Statistische Bundesamt 2003 eine Prognose veröffentlichte, wonach die Bevölkerung in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten deutlich veraltern wird, flammten plötzlich aufgeregte Demografiedebatten auf, und zwar unter dem Fokus: Woher kriegen wir mehr Kinder?
Die Antwort ist einfach: Nirgendwoher. Die Fertilitätsrate in Deutschland liegt seit etwa 35 Jahren (seit dem „Pillenknick“ Mitte der 1970er) ziemlich stabil bei ungefähr 1,5 Kindern pro Frau. Was sinkt, das ist die Geburtenrate, also die Zahl der pro tausend Einwohner_innen geborenen Kinder. Der Grund dafür ist aber nicht, dass Frauen plötzlich weniger Kinder bekämen, sondern dass der Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter kleiner wird: Wenn der Altersdurchschnitt der Bevölkerung ansteigt, sinkt die Geburtenrate zwangsläufig.
Alle gut gemeinten Maßnahmen für „mehr Kinder“ wie etwa das Elterngeld können dagegen nichts ausrichten. Die wenigsten Menschen machen nämlich so eine weit reichende und existenzielle Frage wie die, ob (und wie viele) Kinder sie haben wollen, von ein paar hundert Euro abhängig oder davon, ob es einen Krippenplatz gibt. Das soll nicht heißen, dass solche Maßnahmen nicht wünschenswert wären, das sind sie aus hunderterlei Gründen. Man sollte sich nur nicht der Illusion hingeben, damit die Zahl der Geburten nennenswert steigern zu können.
Die Frage, wie viele Kinder Menschen bekommen, ist ein sehr komplexer kultureller Faktor. Der Hauptgrund für die niedrigen Kinderzahlen in Deutschland (wie in der westlichen Welt überhaupt) liegt darin, dass Kinder hier nicht selbstverständlich zum Leben dazu gehören. Die Entscheidung für ein Kind – und zwar für jedes Kind neu – will gut überlegt sein muss bewusst getroffen werden. Und das ist kein neues Phänomen, sondern bereits hundert Jahren alt. Der entscheidende „Geburtenknick“ in Deutschland fand nämlich weder in den 1970ern noch gar in letzter Zeit, sondern bereits zwischen 1910 und 1920 statt: Damals sank in nur einem Jahrzehnt die durchschnittliche Kinderzahl von über fünf auf nur noch zwei Kinder pro Frau.
Diese Mentalität der bewussten Familienplanung ist übrigens in allen westlichen Industrieländern ähnlich – allerdings doch mit einer kleinen Tendenz: In Ländern mit faschistischer oder nationalsozialistischer Vergangenheit (Deutschland, Österreich, Griechenland, Italien, Spanien) liegt die Fertilitätsrate signifikant niedriger als in Ländern ohne eine solche (Frankreich, England, Skandinavien, USA). Diese Verteilung zeigt im Übrigen auch, dass solche tiefen kulturellen Muster mehr Bedeutung für das Geburtenverhalten haben als staatliche Interventionen: Nicht nur in gut ausgebauten Sozialstaaten wie Skandinavien und Frankreich werden verhältnismäßig viele Kinder geboren, sondern auch in Ländern wie England und USA, wo soziale Förderung praktisch nicht existiert.
Und auch traditionelle Prägungen aus Kulturen mit viel höheren Kinderzahlen, wie sie zum Beispiel durch Migrationsbewegungen (aus Afrika oder dem mittleren Osten) zu uns kommen, richten gegen diese tiefen kulturellen Muster kaum etwas aus. Vor allem an diesem Punkt irrt sich Sarrazin nämlich: Die Kinderzahl immigrierter Familien gleicht sich schon nach einer, spätestens nach zwei Generationen der deutschen an.
Das heißt: Mehr Kinder werden es nicht werden, da kann man jammern, so lange man will. Es wäre also nur vernünftig, sich möglichst rasch von der Illusion zu verabschieden, durch politische Maßnahmen die „richtigen“ (deutschen, bürgerlichen, angepassten) Familien zum Kinderkriegen animieren zu können. Verantwortliche Politik hat angesichts der demografischen Entwicklung nur ein Mittel zur Verfügung: Sie muss alle nur denkbaren Anstrengungen unternehmen, um allen Kinder, die hier leben, die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen. Denn unsere Zukunft hängt nun einmal davon ab, dass sie ihre Talente und Fähigkeiten so gut wie möglich entwickeln.
Ob es dafür hilfreich ist, ihnen zu erzählen, sie wären ja sowieso dümmer als andere? Bekanntlich leistet sich Deutschland eines der selektivsten Schulsysteme der westlichen Welt. Nirgendwo sonst gibt es so viele Kinder aus Migrationsfamilien ohne Abschluss. Selbst wenn es sein mag, dass sie von ihren Eltern nicht immer dieselbe Förderung erhalten, wie wir es als deutschen Mittelschichtsstandard gewohnt sind – umso wichtiger wäre es doch, dafür zu sorgen, dass ihnen ihre Herkunft nicht zum Nachteil wird.
Denn das ist ein Punkt, den Sarrazin und diejenigen, die ihm applaudieren, offenbar übersehen: Nicht die „Migrantenkinder“ brauchen uns. Wir brauchen sie.
Ich stimme dem Kerninhalt des Textes zu, habe nur eine Anmerkung zur Frage des „Rassismus“:
Sarrazins Äußerungen sind nicht nicht rassistisch, nur weil keine Genetik drin vorkam. Rasse ist ja keine Kategorie der Genetik oder eine biologische Tatsache sondern auch eine soziale Konstruktion. Nicht umsonst ist einer der alternativen Begriffe im deutschen Diskurs „kulturelle Identität“. Der (evtl. nicht vorhandene) Rückgriff auf eine Genetik-Begründung hat also keinen Einfluss auf den Rassismusgehalt einer Aussage.
Ansonsten wie gesagt: volle Zustimmung und immer schön, was vernünftiges zum „demografischen Wandel“ zu lesen!
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Auch wenn es für die Frage, ob er sich rassistisch äußerte und für deine Argumentation nicht wichtig ist, hat Sarrazin m.E. schon von Vererbung gesprochen, jedenfalls laut taz: Er sagt „natürlicher Weg“ und „Erbanteil von 80%“
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wir-werden-immer-duemmer/
Ich denke, das Problematische und Furchtbare daran ist die Unabänderlichkeit der Unterschiede, die das impliziert.
Ich denke auch, dass es darauf ankommt, alle Kinder dabei so gut es geht zu unterstützen, Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, wahrzunehmen und zu erweitern und finde die Selektion des Schulsystem nach (ich glaube) Einkommens- und Bildungsstand der Eltern katastrophal.
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Aus der Perspektive einer kinderlosen Akademikerin Mitte Dreißig:
Es sind tatsächlich nicht so sehr die 300 Euro oder der sichere Krippenplatz, die meine Entscheidung beeinflussen. Es ist aber sehr wohl der Zustand des Bildungssystems und Arbeitsmarktes im Ganzen:
Für die offizielle Zielsetzung, daß wir mehr Kinder brauchen, die dann die Rente der Älteren erwirtschaften, wäre es logisch, durch Förderung, Bildung und Ausbildung dafür zu sorgen, daß die „paar“, die wir haben, auch wirklich alle etwas beitragen können, sprich halbwegs qualifiziert werden. Im Moment „verschwenden“ wir ja einen signifikanten Teil der vorhandenen jungen Leute an die Arbeitslosigkeit bzw. an nicht voll sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, das scheint doch unlogisch.
Eine hohe Arbeitslosigkeit hat aber eben auch den
ZweckEffekt, durch Erpressung die Arbeitnehmerrechte und die Löhne kleinhalten zu können (siehe jetzt in der „Krise“), und ist meiner Meinung nach durchaus gewollt.Ich habe also die Wahl, ein Kind zu machen, das ich auf private Kosten zu einer qualifizierten, viersprachigen Ellenbogenmaschine ausbilden lasse, oder es wird mit oder ohne Hauptschul- oder Hochschulabschluß der Industrie dazu dienen, aus HartzIV heraus den Druck auf den Arbeitsmarkt zu erhöhen.
Beides will ich nicht.
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@Jess @thinkpunk – Vielleicht habt Ihr recht, und Sarrazin argument tatsächlich rassistisch – dazu hab ich zu wenige Infos über ihn und das, was genau er gesagt hat. Mein Punkt war, dass das nicht das entscheidend Gefährliche an ihm ist. Mir ist wichtig, zwischen Rassismus und Fremden-/Ausländerfeindlichkeit zu unterscheiden, beides ist überhaupt nicht dasselbe. Rassismus bezieht sich auf biologistische Merkmale und hat gerade nichts mit Fremdheit zu tun: Die Juden in Deutschland waren DEUTSCHE (und assimiliert, integriert, bürgerlich-angepasst), die Schwarzen in USA sind Amerikaner, und, für mich gerade aktuell, die Bosnier, Serben und Kroaten waren für einander keine „Fremden“ bevor sie sich die Köpfe einschlugen. Ausländer-/Fremdenfeindlichkeit hingegen richtet sich gegen Leute, die sich kulturell nicht anpassen, die anders aussehen, sich anders anziehen (Kopftuch), andere Religionen haben, aus anderen Gründen Kinder kriegen usw. Ausländer-/Fremdenfeinde können einzelne „andere“ durchaus um den Preis der Kollaboration, Assimilation, KronzeugInnenschaft in ihre Kreise aufnehmen (die Türkischstämmige als Ministerin), und gleichzeigtig Fremdenfeindlich bleiben (Im Rassismus geht das nicht). Kurz gesagt: Bei Rassismus sind Unterschiede rein phantasiert und konstruiert, während es in der REalität gar keine Unterschiede gibt. Bei Fremdenfeindlichkeit werden tatsächlich vorhandene (kulturelle) Unterschiede in Form von Herrschaft und Diskriminierung ausgelebt. Und ich denke, ganz unabhängig von Sarrazin ist diese Fremden-/Ausländerfeindlichkeit in Deutschland das eigentliche und größere Problem.
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Hallo Antje,
rassistische Äußerungen beziehen sich nichtnur auf biologistische/rassische Argumente, sondern wie thinkpunk meint auch sozial konstruierte Unterschiede aufgrund Ethnie oder Migrationshintergrund. Deine Definitionen sind mir da zu restriktiv.
Sarrazins Rassismus nicht als solchen zu benennen finde ich schwierig, weil es seine Aussagen abschwächt. Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit finde ich als Begriffe auch eher fragwürdig, weil diese selbst von Medien missbräuchlich und falsch genutzt werden (zum Beispiel bei Übergriffen gegen schwarze Deutsche) und selbst auch Rassismus implizieren (Bsp: „anders Aussehende“ werden als Ausländer wahrgenommen -> Ausländerfeindlichkeit, aber wegen anderem Aussehen wohl eher verdeckter Rassismus). Und Sarrazins Äußerungen sich nicht gegen eine andere Kultur richten, sondern Menschen mit bestimmter Hautfarbe oder Ethnie.
Hier noch einmal ein spannender Link, der mir in der Unterscheidung sehr geholfen hat.
Klicke, um auf info_journal_rstraf.pdf zuzugreifen
Liebe Grüße
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Oh wie praktisch, lantzschi hat schon verlinkt, was ich verlinken wollte 🙂 Bemerkenswert in unserem Kontext finde ich die Stelle in der Handreichung des braunen mobs, an der steht, dass Rassismus im Gegensatz zu Fremdenfeindlichkeit ganz klar benennt, dass die Einstellung der/desjenigen, der/die rassistisch ist, das Problem ist, nicht das „wo anders herkommen“ einer Person.
Lesenswert sind auch die Debatten um „Rassismus ohne Rassen“. Étienne Balibar: „Ideologisch gehört der gegenwärtige Rassismus in den Zusammenhang eines ‚Rassismus ohne RassenÍ, […] eines Rassismus, der – jedenfalls auf den ersten Blick – nicht mehr die Überlegenheit bestimmter Gruppen oder Völker über andere postuliert, sondern sich darauf beschränkt, die Schädlichkeit jeder Grenzverwischung und die Unvereinbarkeit der Lebensweise und Traditionen zu behaupten.“
(dies und mehr auf http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus_ohne_Rassen)
Für mich liegt es auf der Hand, dass wir bei Sarrazin mit einem hochgradig essentialisierten Konzept von Kultur zu tun haben, dass auf jeden Fall mit Vorstellungen von Rasse verbunden ist. Ich halte es für wichtig, das auch so zu benennen.
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Kann man auch anders sehen:
Sarrazin sticht mal wieder in ein Hornissennest und alle beschäftigen sich nur mit der Frage ob das nun rassistisch sei oder nicht.
Aber in der aktuellen Situation hat er leider recht. Nicht, dass die Verdummung Deutschlands durch hohe Ausländerzahlen von diesen selbst verursacht werden, sondern von unserem eigenen Schulsystem, aber die Grundthese kann man nicht einfach mit Hinweis auf Rassismus ignorieren.
Fakt: Viele ausländische Kindern stammen aus Familien mit nur geringer Bildung, vor allem der deutschen Sprache. Dass sie zur sozialen Unterschicht gehören muss man gar nicht erklären. Damit sind sie, genauso wie Deutsche Kinder aus der Unterschicht in unserem Bildungssystem von vorneherein benachteiligt.
Da in der Vergangenheit leider für eine gezielte Integration zu sorgen veräumt wurde, sprechen die Eltern und damit die Kinder kein oder nur schlechtes Deutsch, was sie beim Schuleintritt wieder massiv benachteiligt.
Schulen mit hohem Ausländeranteil werden immer mehr von deutschen Eltern gemieden, so dass sich dort die Situation weiter zuspitzt.
Wie viele dieser von Natur aus vielleicht hochbegabten Kinder wird wohl als Akademiker das System verlassen?
Sarrazin spricht etwas aus, was viele noch nicht wahrnehmen, was aber ein echtes Problem werden kann wenn wir nichts dagegen tun.
Gruß
Tom
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@ihdl @lantzschi – Wahrscheinlich ist die Unterscheidung tatsächlich nicht scharf zu trennen, aber mir scheint sie dennoch wichtig. Nicht um zu sagen, das eine ist schlimmer, sondern weil je nachdem unterschiedliche Gegenargumentationen und Gegenmaßnahmen notwendig sind. Bei Rassismus muss man antworten: Die sind doch gar nicht so anders. Bei Fremdenfeindlichkeit hingegen kommt man damit nicht weiter, denn es gibt ja diese „Andersheit“. Die Gefahr liegt dann einerseits darin, die „guten Ausländer“ und die „schlechten Ausländer“ voneinander zu trennen (die gute Muslima trägt kein Kopftuch, z.B.). Es liefe also auf Assimilation raus. Eine andere Gefahr liegt auch darin, dass man sich nicht mit tatsächlich vorhandenen „Fremdheitsgefühlen“ und daraus möglicherweise resultierenden Konflikten beschäftigt. Wenn man diese Konflikte und Differenzen aber nicht aktiv bearbeitet, kommt es eben leicht zu dumpfen Gegenreaktionen.
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Danke auch für den Link. Ich teile aber deren Definition von „fremdenfeindlich“ nicht. Sie hebt ja darauf ab, dass Leute, die schon lange in Deutschland leben, keine Fremden mehr sind. Aber „Fremdheit“ ist durchaus ein subjektives Gefühl und ich finde, muss auch als solches ernst genommen werden. Das Problem bzw. das Gefährliche an der Fremdenfeindlichkeit ist nicht, dass das „andere“ als „fremd“ empfunden wird, sondern dass man dem Fremden FEINDLICH gegenüber steht. Man kann aber nicht darauf hinarbeiten, dass Leute dem, was sie als „fremd“ empfinden, gegenüber offen und interessiert sind, wenn man ihnen sagt, sie dürften es doch gar nicht als fremd empfinden.
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Und Du hast die Vaterlose Gesellschaft vergessen, die mündete ja schon einmal in einen Führerkult.-)
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„Verehrteste“,
da ist, glaube ich, gerade ein Kommentar für Dich bei mir eingelaufen:
http://opalkatze.wordpress.com/2010/06/13/tv-tipp-wiso-14-06-1925-uhr/comment-page-1/#comment-764
Ich unterschreibe Deine Haltung voll und ganz, zumal die Betrachtung zweier Seiten derselben Medaille.
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Liebe Antje!
Ich denke, der Unterschied muß zwischen Fremden- und Ausländerfeindschaft gemacht werden, und nicht zwischen Rassismus und Fremdenfeindschaft.
Ausländerfeindschaft, der in Parolen wie „Deutschland den Deutschen“, „Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ etc. zum Ausdruck kommt, ist prinzipiell von protektionistischer Art. Es geht diesen Ausländerfeinden darum, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen gegen zerstörerisches Dumping zu schützen. Ausländerfeinde hassen daher auch nur Ausländer, die aus Ausländern mit niedrigerem Sozialstandard stammen, also Türken, Polen, Russen, auch Rußlanddeutsche, etc. und nicht Holländer, Schweizer und Japaner. Den Ausländern werden dabei nicht unbedingt unehrenhafte Motive unterstellt. Gern geben Ausländerfeinde zu, daß sie an des Ausländers statt genau wie sie für ein besseres Leben für sich und die Angehörigen nach Deutschland einwandern würden. Ausländer werden also prinzipiell noch als vollwertige Menschen wahrgenommen. Manchmal kommt es auch vor, daß Ausländerfeinde sich für Ausländer einsetzen, zum Beispiel für Palästinenser. Dafür müssen diese Ausländer aber im Ausland leben.
Davon zu unterscheiden ist der Rassismus. In ihm nimmt die Kategorie der Fremdheit eine zentrale Rolle ein. Auch im Falle des Antisemitismus spielt die Fremdheit die zentrale Rolle. Zwar sind Juden gewöhnliche Staatsbürger, die in ihrer Gesamtheit die Gesetze ihrer Heimatländer achten, genau wie heutzutage die Türken, Araber und die übrigen Einwanderer aus Ländern mit muslimischer Kulturtradition. Rassisten aber betonen das Fremde, die Kopftücher, das Schächten, die Minarette, die Polygamie, den „alttestamentarischen Haß“. Der Beitrag der verhaßten Minderheiten zur europäischen Kultur wird abgewertet. Richard Wagner hetzt in seiner Schrift „Über das Judentum in der Musik“ über den verderblichen Einfluß der Juden auf die europäische Musik. Andere reden von „negroiden Jazzsynkopen“.
Nun sind Menschen ja soziale Tiere. Menschen handeln ihrer Sozialisation gemäß. Menschen sind auf verschiedene Art auf die menschliche Gesellschaft angewiesen. Im Gegenzug müssen alle Menschen gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen, müssen „gute Eltern“ sein, erfolgreich im Berufsleben sein, eine ehrbare Gesinnung aufweisen, gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen etc. Dummerweise kann Sozialisation auch ganz schon asoziale Formen annehmen, wenn die Sozialisationszwänge den gesellschaftlichen Realitäten widersprechen. So empfielt man Hartz-IV-Empfängern gern, sich eine Arbeit zu suchen, Alleinerziehenden sich einen Mann zu suchen etc. Dumm ist auch, daß Menschen unterschiedlicher Kulturkreise ein klein wenig anders sozialisiert sind. Menschen aber, die anders sozialisiert sind, oder sich nicht entsprechend ihrer Sozialisation verhalten können, sind genau die Fremden, gegen die sich der Menschenhaß richtet. Dieser Haß ist jedem Menschen eingeboren, und den rufen Rassisten, „Thilosophen“, evangelikanische Fundamentalisten, Ku-Klux-Klanisten und andere Misanthropen dadurch hervor, indem sie die Anforderungen der Sozialisation sehr eng und streng gestalten und die Fremdheit überbetonen. Diese Menschenhasser geben vor, für „Werte“, „christliche Werte“, „Anstand, Sitte & Moral“, „Glauben“, „Vaterland“ oder was auch immer einzustehen, nur um bestimmte Menschen aus der Menschheit auszuschließen, um sie schließlich um natürliche fundamentale Rechte zu bringen.
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@antje
vielen Dank für deine Antwort. Ich habe die Vermutung, dass wir sogar von unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema (konstruierte) Differenz sprechen. Du sprichst hier von Kulturbegriffen und Identitäten, ich spreche von hegemonialen Herrschaftsdiskursen, Ungleichheitsachsen und Unterdrückungsmechanismen.
Ich denke, hier muss man von der Argumentation her klar trennen zwischen Soziologie und Cultural Studies, zumindest ich verheddere mich da schnell. Deine Argumentation kann ich nachvollziehen, finde es aber nicht ganz zu Ende gedacht.
Gegensätzliche kulturelle Identitäten zu konstruieren, die aufeinander prallen müssen, weil sie so anders sind, ist nichts weiter als die Wiederholung von Huntingtons Thesen des Clash of Cultures. Dem ist nicht so. Kulturen sind nicht homogen, geschlossen, konfrontativ oder gegensätzlich, sondern das Gegenteil. Insofern könntest du auch hier „gegen Sarrazin“ argumentieren: „Die sind doch gar nicht so anders“.
Ob man das jetzt dreht oder wendet, am Ende bleibt die Aussage von Sarrazin unter keinen Umständen nachvollziehbar und verständlich.
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@lantzschi – ja, das könnte ein Grund sein – meine Herangehensweise ist nicht soziologisch, Soziologie interessiert mich in der Tat nicht sehr, sondern mich interessieren politische Handlungsmöglichkeiten und Optionen. Huntingtons Thesen sind natürlich Quatsch. Zu sagen „Die sind anders“ ist soziologisch gesehen, also als allgemeine Aussage über Gruppen von Menschen, immer Unfug. Der Satz kann aber eben in einer konkreten Situation – in der ich mit „anderen“ Leuten zu tun habe – dennoch zutreffen. Ansonsten hoffe kch doch nicht, dass mein Post so ankommen konnte, als sei Sarrazins Aussage irgendwie verständlich. Sarrazin interessiert mich im Prinzip auch überhaupt nicht, sondern mich interessiert, wie solche Aussagen bei vielen Leuten ankommen. Und ich befürchte eben, wenn Leute „Fremdheitsgefühle“ haben in ihrem Alltag, mit denen sie nichts sinnvolles anzufangen wissen, könnten sie anfällig für solche Propaganda sein.
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@antje: da stimme ich mit dir vollkommen überein. fremdheitsgefühle beschreibt es gut, differenzbildung aufgrund dieser vielleicht auch. aber dann finde ich den begriff fremden-/und ausländerfeindlichkeit für diese situation trotzdem unpassend. weil sie einfach nicht das beschreiben, was du ansteuerst (imho).
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Hallo Antje Schrupp
Ich würde die Kernaussagen deines Artikels ebenfalls unterschreiben. Jedoch gehe ich gerade dazu über Äußerungen wie die von Sarrazin oder – in die gleiche Richtung gehend – von Heinsohn (http://dishwasher.blogsport.de/2010/06/15/luegt-welt-online/) getätigten Äußerungen nicht mehr nur als klassistisch, sondern als klassenrassistisch zu bezeichnen. Im Lettre-Interview hatte sich Sarrazin geäußert: „Das Problem mit der Unterschicht muss sich auswachsen“. Vom irritierten Chefredakteur des Lettre gefragt, ob er mit dieser ungewohnten Vokabel „aussterben“ meinte, bejahte Sarrazin dies. Denn diese Schicht sei nicht lernfähig. Ähnlich argumentiert Heinsohn: wir sollten nicht glauben, dass man mit Geld die Kinder aus der „Massenkinderhaltung“ in den „Transferghettos“ intelligent machen könnten. Heinsohn bezieht sich auf den „Bell Curve“-Diskurs in den Vereinigten Staaten, auf Murray. Dieser rechten Bewegung dort wurde unter anderem zum Verhängnis, dass in ihren Reihen viele Vertreter der Zeitschrift „Mankind Quarterly“ stammten, einem Zeitschrift mit eugenischer Ausrichtung, dessen deutscher Mitgründer Verschuer gewesen ist, der „unbescholtene“ Doktorvater vom Todesengel von Auschwitz, Mengele. Jetziger deutscher Herausgeber der internationlen Zeitschrift ist Dr. Dr. Volkmar Weiss. Vermutlich schreiben Sarrazin und Heinsohn auch bei ihm ab.
Problematisch ist die Begründung für den Nicht-Rauswurf Sarrazins aus der SPD: er sei nicht rassistisch, weil er auch gegenüber der deutschen Unterschicht Vorbehalte habe. Auch dies ist für mich eine Motivation, den Rassismus-Begriff auszudehnen und ähnlich wie Pierre Bourdieu dies gemacht hat, von Geschlechter-Rassismus, von Klassen-Rassismus oder Rassen-Rassismus zu sprechen. Der Unterschied zu den Faulheitsdebatten, die Politiker immer wieder starten, wenn es darum geht, bei Hartz-IV zu kürzen, liegt auf der Hand: die Faulheitsdebatten schüren Vorurteile, um den Arbeitslosen Niedriglöhne schmackhaft zu machen. Die rassistischen Äußerungen zielen aber letztlich auf Aussterben, auf eine biopolitische Bevölkerungspolitik – bislang noch auf eine Geburtenpolitik, aber auch die Renten werden gekürzt und es dauert nicht mehr lange, bis das „Frühableben“ verwertungslogisch propagiert wird.
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Die Äußerungen Sarrazins weisen eine erhebliche Faschismusnähe auf. Letztlich geht er von genetisch minderwertigen Volksgruppen aus, deren Vermehrung das deutsche Volk verdumme. Es ist völlig unerheblich, ob er auch Nicht-Migrantengruppen eine entsprechende genetische Minderwertigkeit zu schreibt bzw.das ist sogar sehr gut mit faschistischen Gedanekn vereinbarm, die ebenfalls biologische Erklärungen von sogenanntem „Asozialentum“ postulierten und diese letztlich ausrotten wollten. Sarrazin fischt in ähnlichem Wasser. In keiner Weisen spricht Sarrazin übrigens unebequeme oder unbeliebter Wahrheiten aus. Seine Aussagen sind empirisch völlig falsch und zeigen, dass er von den Sachverhalten nicht diegeringste Ahnung hat. Gerade das macht sie so gefährlich.
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Hallo Antje,
Was mich stört ist, dass du dir zwar ein Urteil über Sarrazin erlaubst (wie die meisten anderen auch), aber selbst zugibst, dass du den Wortlaut gar nicht kennst (Kommentar 4).
„Zeitungsmeldungen zufolge…“ *ARGH*
Ich muss dazusagen, dass ich in letzter Zeit sehr kritisch bin gegenüber Journalisten im Allgemeinen, weil sie fast nie ihre konkreten Quellen angeben. Wie soll ich mir denn selbst ein Bild machen, wenn niemand mit der Originalquelle herausrückt? Sollten mir Journalisten nicht gerade DAS ermöglichen?
Ich würde mich freuen wenn ich wenigstens in Blogs wie diesen etwas „nützlicheres“ finden könnte als diese „Informationen aus n-ter Hand“ und „Meinungen“ (=meistens Gelaber, ich will mir meine eigene Meinung bilden!).
FAKT IST:
Es wäre wünschenswert, wenn gerade die Gebildeten/Akademiker wieder mehr Kinder bekämen, denn sie sind es, die ihren Kindern das meiste mit auf den Weg geben können (und wo somit die Erfolgsaussichten am größten sind).
Sarrazin hat in meinen Augen einfach den Umkehrschluss gebracht (quasi „es wäre wünschenswert, wenn gerade die Sozialhilfeempfänger weniger Kinder bekämen, denn sie können ihren Kindern am wenigsten mit auf den Weg geben“).
Da fragt man sich: Wäre es nicht wünschenswert, wenn der Erfolg im Bildungssystem nicht so stark von den Eltern abhängen würde? Ja, auf jeden Fall! Und das ist in meinen Augen auch schon das entscheidende Problem… meinetwegen kann es beliebig viele „Kopftuch-Mädchen“ geben, solange sie im Bildungssystem die besten Chancen haben ihr Abitur zu machen und zu studieren.
Aber wie realistisch ist diese Vorstellung?
MfG, Robert
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Achja: Studieren heißt in diesem Fall etwas RICHTIGES zu studieren (Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, …) und nicht Taxi-Fahrer (alias Soziologie) oder dergleichen…
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@Robert – Da ich mich in meinem Blogpost nicht detailliert mit Sarrazin auseinandersetze, sondern mit der Demografiedebatte generell, schien es mir in Ordnung, mich nicht mit dem Wortlaut, den er speziell verwendet hat, auseinandersetzen. Im übrigen finde ich nicht, dass es ein Fakt ist, dass mehr Kinder von Akademikern wünschenswert sind. Das ist es nur, wenn man als selbstverständlich zugrunde legt, dass in einer Gesellschaft Kinder von Akademikern bessere Bildungschancen haben. Und von daher ist der Schluss, den du ziehst, genau richtig. Bei der Frage, wie realistisch das ist: Als eine, die sich mit der demografischen Entwicklung ziemlich intensiv beschäftigt hat, dann ich sagen: Das Bildungssystem sozial umzubauen ist jedenfalls für eine Gesellschaft viel leichter möglich und damit auch realistischer, als Leute zum Kinderkriegen zu animieren, die eigentlich keine (oder nicht mehr) Kinder wollen.
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Soziales Umbauen des Bildungssystem ist möglich, ja. Die Frage ist, ob es den gewünschten Effekt haben wird (gleiche Bildungschancen für alle) und insbesondere ob das _überhaupt_ erreichbar ist („wie realistisch ist diese Vorstellung?“).
Aber du hast schon Recht, jedem von uns fallen auf Anhieb zig Dinge ein, die man am Schulbetrieb ändern könnte… was alleine auf meiner Schule alles falsch oder gar nicht gelaufen ist, da raufe ich mir heute noch die Haare.
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#18 (Robert)
Du weißt sicherlich auch, daß mit einem Diplom in technischen Studiendisziplinen die berufliche Zukunft keineswegs gesichert ist. Nicht jeder verdient als Absolvent dieser Disziplinen gut oder hat zumindestens überhaupt Arbeit. Ingenieure haben besondere Probleme, wenn es auf das 45. Lebensjahr zugeht, oder nach längerer beruflicher Abwesenheit (z.B. wenn Kinder kommen, voila!). Akademiker betrifft HartzIV also in mindestens genau demselben Maße wie den türkischen Hauptschulabbrecher. Und im Gegensatz zu letzterem wird z.B. die Ausbildungszeit in der gesetzlichen Rente nicht mehr angerechnet, und muß der Akademiker seine Ausbildung und Weiterbildung (Studiengebühren) selbst bezahlen. Das nehmen Heinsohn, Sarrazin & Co. nämlich überhaupt nicht wahr! So ist ihr Geschrei nicht nur inhuman sondern sowieso vollkommen weltfremd.
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#21 (georgi)
Du meinst doch nicht im Ernst, dass Akademiker der Ingenieurdisziplinen genauso von HartzIV betroffen sind wie „türkische Hauptschulabbrecher“ oder überhaupt Hauptschulabbrecher?
Beide Gruppen können von HartzIV betroffen sein, selbstverständlich. Entscheidend ist, dass Ingenieure erheblich bessere Chancen haben. Wenn du da anderer Meinung bist (das lese ich schon teilweise aus deinem Kommentar heraus), dann bist du in der „Beweispflicht“. Gib mir bitte eine Quelle, die diese These stützt… (womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema wären).
Weiterhin genügt auch das Vorhandensein einer Studie/Statistik nicht… auch Studien/Statistiken wollen kritisch gelesen sein, da wird sehr gerne aus politischen Gründen getrickst. Aber das sehen wir dann ja.
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Hallo Robert!
Ich wollte andeuten, daß der Faktor „Bildung“ überschätzt wird. Wir nehmen jetzt mal an, es sei tatsächlich richtig, daß HartzIV-Empfängerinnen prinzipiell mehr Kinder bekämen als Akademiker. Dann verdummen die Heinsohns und Sarrazins ihr Publikum mit unbewiesenen Vorurteilen:
Erstes Vorurteil: Wirtschaftliche Anreize verführten HartzIV-Empfänger dazu, Kinder in die Welt zu setzen. Was wäre denn, wenn es stattdessen so wäre, daß HartzIV-Empfänger HartzIV-Empfänger sind, weil sie Kinder haben oder haben könnten? Statistisch gesehen macht das keinen Unterschied. Dem Wesen nach ist es aber einer. Diese Vermutung würde nämlich bedeuten, daß Kinder ein Armutsrisiko wären. Dann nämlich müßte man dieses Armutsrisiko und nicht die Kinder von HartzIV-Empfängern bekämpfen.
Zweites Vorurteil: HartzIV-Empfänger sind doof (sorry: bildungsfern) und HartzIV-Empfänger seien welche, weil sie doof sind. Akademiker seien deshalb keine HartzIV-Empfänger, zumindestens sind akademische HartzIV-Empfänger selten. Oder anders ausgedrückt: Gebildete hätten bessere Chancen. Was aber, wenn es anders herum wäre, also, daß Privilegierte besser ausgebildet wären, weil sie eben auch auf dem Bildungsmarkt privilegiert sind? Statistisch gesehen machte das kein Unterschied. Dem Wesen nach aber schon. Dann hätte der türkische Schulabbrecher nicht unbedingt etwas davon, wenn er die Schule nachholen würde.
Drittes Vorurteil: Doofe haben doofe Kinder. Könnte das das Ergebnis einer sozialen Auslese sein?
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In Deutschland fragt niemand die Männer, warum ihnen Kinder und Familie immer weniger als wünschenswert erscheinen. Diese Zurückführung auf politische Systeme lange vor der Geburt der meisten Leser wirkt aus soziologischer Perspektive vielleicht schlüssig. Für mich persönlich – und ich denke, ich spreche da für viele andere – sind die Gründe, sich gegen Heirat und Kinder zu entscheiden, aber andere: zum einen die Männer entrechtende Gesetzgebung in diesem Land (die insbesondere für Väter im Trennungsfall – und das bedeutet heutzutage eben die Hälfte der Fälle – zur Katastrophe wird); zum anderen ein gesellschaftliches Klima, in denen Frauen Männer als Gegner zu sehen gelernt haben (und dafür aus allen medialen Trichtern ihr Echo finden), sowie einen Staat, der es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheint, jede Regel und Verlässlichkeit – und auch das ist eine Grundbedingung für Familien – aus Gründen des politischen Programms zu zerstören. Das betrifft sicher nicht alle, aber ab einem gewissen Punkt lohnt das zu Erwartende das Risiko einfach nicht mehr. Diese Gründe tauchen in der Debatte jedoch nirgendwo auf, obwohl ich mir sicher bin, dass sie für viele die eigentlichen Gründe darstellt.
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„…alle nur denkbaren Anstrengungen unternehmen, um allen Kinder, die hier leben, die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen“
Nicht die Förderung ist das Problem, das „zukommen zu lassen“ ist das Problem. Eine Migrantenkultur, die fremde Einflüsse als Angriff auf ihre Traditionen auffässt und den deutschen Staat verachtet und nur als Geldquelle wahrnimmt, will ihren Kindern keine staatlichen Maßnahmen „zukommen lassen“ und vergrault über kurz oder lang jeden Sozialarbeiter, Lehrer oder Amtsmitarbeiter — mitunter schon dadurch, dass sie ihn von der Haustür verjagt. Deswegen hat Ihre Forderung, Migranten Hilfe zukommen zu lassen, logisch zuende gedacht (und das tut Sarrazin) ein paar Konsequenzen, die Ihnen vermutlich überhaupt nicht gefallen werden (darin kommen dann u.U. Dinge wie Amtsverfügungen, Sanktionen und Vollstreckungsbeamte vor).
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@multi_io – Das stimmt vermutlich für Einzelfälle, die aber nicht unter dem Stichwort „Migrantenkultur“ zusammengfasst werden können. Das kommt ebenso in „deutschen“ so genannten „bildungsfernen“ Kulturen vor – und in vielen „Migrantenfällen“ werden Kinder nicht so gefördert, wie sie müssten. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Schulerfolg von Kindern mit Migrationshintergrund in Deutschland so viel schlechter ist als in anderen Ländern (wo es diese „Kulturen“ ja ebenso gibt).
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Danke für diesen sehr gelungenen Schlusssatz:
Nicht die „Migrantenkinder“ brauchen uns. Wir brauchen sie.
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