Die Macht der Differenz

Nachdem ich neulich hier meine spontanen Gedanken zu Clintons Niederlage aufschrieb, hier noch mal eine geordnete Version in der Jungle World:

http://jungle-world.com/artikel/2016/46/55192.html

Und dann schrieb ich auf Zeit-Online noch, warum uns gar nichts anderes übrig bleibt, als mit Rechtspopulisten zu reden:

http://www.zeit.de/kultur/2016-11/populismus-fortschritt-emanzipation-gender-gap-10nach8

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

5 Gedanken zu “Die Macht der Differenz

  1. Liebe Antje Schrupp,
    ich bin eine kontinuierliche Leserin ihres Blogs. Ihre differenzierten und aufrechten, nicht anbiedernden Betrachtungweisen empfinde ich in den häufig aufgeheizten Debatten als eine große Bereicherung. Ihr Artikel hat in mir einen Gedanken ausgelöst, der mich seit dem Beginn meiner Beschäftigung mit dem Feminismus umtreibt. Also seit ca. 20 Jahren. Warum verschwenden wir soviel (emotionale) Energie um herauszufinden was die vermeintlich „richtige“, „wirkungsvollste“, „ethischste““ etc. Strategie zur Durchsetzung einer Gleichwertigkeit von Frauen und Männern sind? Warum dieses entweder-oder? Es kommt mir vor wie ein Mechanismus der häufig in dieser Gesellschaft beim Bewerten von Frauenleben wirksam wird. Z.B.: Was ist die „richtige“ Art Mutter zu sein?(„Nur Hausfrau“, Teilzeit oder Vollzeit arbeiten?) Und eben auch: was ist die „richtige“ Form von Feminismus? (Universalistinnen versus Differenzialistinnen). Was mir auffällt ist: durch das entweder-oder nehmen wir weniger Raum ein, als wir könnten. Nach dem Motto: „es ist nur Platz für Eine“. Was in der patriarchalen Welt durchaus zutrifft. (Ein schönes öffentliches Beispiel ist die Besetzung der Jurys diverser Castingshow Formate. Mehr als eine Frau scheint zu beängstigend zu sein). Aber wieso müssen wir Feministinnen dieses Spiel mitspielen? Ich glaube wir würden machtvoller sein und mehr Raum einnehmen, wenn wir die verschiedenen Strategien um Teilhabe von Frauen an dieser Gesellschaft, als einander ergänzend wahrnehmen und wertschätzen würden. Sozusagen als Kräfte, die von verschiedenen Seiten und in verschiedenen gesellschaftlichen Schichten wirken. Um bei ihrem Bespiel zu bleiben: ich kann es begrüßen, wenn sich Frauen auf den Weg machen um in der „Männerwelt“ mitzumischen auch um den Preis, dass sie dort erst mal nicht die Regeln bestimmen können, sondern sich anpassen müssen. Gleichzeitig braucht es auch die Frauen (und Männer), die versuchen das bestehende System zu ändern. (Die werden allerdings wahrscheinlich erst mal nicht in die mächtigsten Positionen kommen) Die eine Strategie stellt aber die andere nicht in Frage und beide profitieren von den Erfolgen der jeweils Anderen. Eine Frau die beides vereint, gibt es nicht. Und muss es meiner Meinung nach auch nicht geben. Das wären unmenschliche Ansprüche, die aber an Frauen gerne gestellt werden. Um Missverständnissen vorzubeugen: es geht mir hier um feministische Strömungen, die ähnliche Ziele verfolgen und bei denen die „Grabenkämpfe“ sich hauptsächlich um das „wie“ drehen.
    Viele Grüße
    Christiane

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  2. Hallo Frau Schrupp,

    eine interessante Seite haben Sie obwohl ich nicht alles von Ihnen teile.

    Etwas Kritik:

    “ Jungen konnten aus diesem Wahlkampf lernen, dass sie, egal wie wenig sie können, wie schlecht sie vorbereitet sind und wie viele Fehler sie machen“

    1.

    Ich denke man konnte vor Allem sehen das wenn man authentisch bleibt bessere Chancen hat. Trump ist eben Trump. Ich mag ihn bestimmt nicht. Aber er muss sich nicht verstellen. Er ist so wie er sich gibt. Und das merken die Leute.

    Bei Frau Clinton wirkt immer alles total aufgesetzt, vor Allem ihre Lache.

    2.

    Frau Clinton und die Massenmedien bildeten eine Sybiose. Das Problem ist aber das die Massenmedien an Glaubwürdigkeit verloren haben und sich das somit bis zur Frau Clinton durchgeschlagen hat.

    Wer die Massenmedien auf seiner Seite hat…verliert. Das Internet hat die alten Medien wirkungslos gemacht. Das ist eigentlich zu begrüßen.

    Ihre Meinung dazu würde mich interessieren.

    3. Wer sagt das Frau Clinton tausendmal besser war als Herr Trump?

    Ich meine das ist subjektiv. Gibts dafür eine Punktesystem oder ist das nur “ gefühlt“?

    Alles in Allem hat Clinton verloren weil sie Clinton ist. Und Clinton Heisst Establishment. Und die Leute lehnen dieses mittlerweile ab.

    4.

    Das Beschimpfen weisser Männer, was eine absurde Maßlosigkeit angenommen hat ist wohl kontraproduktiv gewesen.

    Wer weisse Männer beschimpft, beschimpft auch meinen geliebten Mann, Bruder, Vater…

    Da sind wohl die Gründe zu finden.

    Nicht weil sie eine Frau war.

    Herzliche Grüße

    Marianne

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  3. Die Vorstellung von einer grundsätzlichen Geschlechterdifferenz über die Fortpflanzungsbiologie hinaus ist Essentialismus und Sexismus.

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  4. Sie schreiben: „Entweder sie geben dem Populismus nach, oder sie geben denjenigen Frauen eine Chance, die gerade nicht »dasselbe wollen wie Männer«, sondern anderes. Eine andere Politik, andere Prioritäten, andere Beziehungen, andere Arten, Konflikte auszutragen. Frauen, die sich der weiblichen Differenz bewusst sind, die mit Feminismus noch ein Projekt der Weltveränderung verbinden und nicht nur eines der Integration und Anpassung an die Welt, so wie die Männer sie sich untereinander eingerichtet haben. […] Man sollte diese Herausforderung annehmen und die Idee der Gleichstellung vergessen. Man muss ihr nicht hinterhertrauern. Das Pfund, mit dem man wuchern kann, ist nicht die Gleichheit der Frauen mit den Männern, sondern es ist ihre Differenz.“

    Wenn Frauen, wie sie vorschlagen, eine grundsätzlich andere Politik machen würden als Männer, gäbe es mehrere Arten von Politik, zwischen denen man als Wähler entscheiden könnte. In diesem Fall wäre es aber nicht egal, ob die zu wählende Person ein Mann oder Frau ist, weil mit dem anderen Geschlecht auch ein anderes Wahlprogramm verbunden ist. Dann kann es aber auch kein Sexismus oder Diskriminierung sein, wenn man sich für die eine oder andere Seite entscheidet, weil man eine Person nicht nur deshalb nicht wählt, weil sie ein bestimmtes Geschlecht hat, sondern weil man schlicht und einfach die dazugehörige Position nicht mag.

    Es sei denn, die Differenz ist so groß, dass sich inkommensurable Politik-Paradigmen ergeben. Dann kann sich nicht mehr sachlich entscheiden, sondern es wird ein Kulturkampf.

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  5. @Tobias – Ich meine nicht, dass Frauen eine grundsätzlich andere Politik machen als Männer, sonst würde ich ja nicht dafür plädieren, bestimmten Frauen in den Parteien Einfluss zu geben. Ich denke Frauen nicht als Gruppe, sondern als Individuen. Allerdings eben als Individuen, die mit anderen Erfahrungen ausgestattet und an die andere Erwartungen gestellt werden als als männliche Individuen.

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